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JürgenB

Prolog für einen historischen Roman?

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vor 1 Stunde schrieb Thomas R.:

Upps.

Die Drachenstandarte wurde im 4 Jahrhundert nach Christus vermutlich von den Sarmaten übernommen. Also die ist auch falsch.

Und Humpen... ist aus dem 16 JH., Hornbecher, Trinkhorn, Tonbecher, Glasbecher (von den Römern) oder ein Silberbecher.

Viele Grüße

Thomas

Hat sich überschnitten.

Drachen s. oben.

Humpen wird aus dem Indogermanischen kumb(h) "Gefäß" abgeleitet. Das Wort muss demnach sehr alt sein.

A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)

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Am 7.6.2024 um 13:09 schrieb HenningS:

Hallo Jürgen,

ich habe eine ganze Weile über Juebs Einwand nachgedacht.

Ich glaube, das Gefühlsmäßige-nicht-Packen liegt auch an Folgendem: Im Allgemeinen sollten in den ersten beiden Absätzen die w-Fragen ausreichend beantwortet werden: Wer, wo, wann? (und evtl auch was, wie und warum?)

 

Da würde ich dir - auch ketzerisch - widersprechen. Die W-Fragen müssen z.B. bei einem journalistischen Text, etwa einer Nachricht, gleich beantwortet werden. Aber Literatur funktioniert meiner Meinung nach anders. Wenn das, was du sagst zutreffen würde, würde eine Menge sehr guter Literatur wegfallen, bzw. als fehlerhaft in den Müll wandern müssen. 

 

Liebe Grüße

Jürgen

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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vor einer Stunde schrieb jueb:

Da würde ich dir - auch ketzerisch - widersprechen. Die W-Fragen müssen z.B. bei einem journalistischen Text, etwa einer Nachricht, gleich beantwortet werden. Aber Literatur funktioniert meiner Meinung nach anders. Wenn das, was du sagst zutreffen würde, würde eine Menge sehr guter Literatur wegfallen, bzw. als fehlerhaft in den Müll wandern müssen. 

 

Liebe Grüße

Jürgen

Ich habe mal spontan zwei Romananfänge gelesen ("Emma" von Jane Austen und "Unter Leuten" von Juli Zeh). Da geht es eigentlich nur um das erste W, nämlich WER-Hauptperson und vielleicht noch andere Personen. Und um ihr Umfeld. WO das ist und WANN das spielt, ergibt sich wohl erst später. Ich habe aber auch mal von diesen drei bis fünf Ws gehört, die der Orientierung des Lesers dienen sollen. Als Leserin habe ich es gern, wenn ich das innerhalb der ersten Seiten erfahre, in einem Prolog jedoch nicht. In vielen Prologen, die ich gelesen habe, z.B. bei Krimis, weiß ich nicht, wohin der/die Verfolgte rennt oder wo sich der Kerker befindet, in dem sie angekettet sind. Und schon gar nicht, wann das alles spielt.

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Am 9.6.2024 um 15:26 schrieb jueb:

Da würde ich dir - auch ketzerisch - widersprechen. Die W-Fragen müssen z.B. bei einem journalistischen Text, etwa einer Nachricht, gleich beantwortet werden. Aber Literatur funktioniert meiner Meinung nach anders. Wenn das, was du sagst zutreffen würde, würde eine Menge sehr guter Literatur wegfallen, bzw. als fehlerhaft in den Müll wandern müssen.

Wie gesagt: Im Allgemeinen sollten in den ersten beiden Absätzen ... "Sollten" nicht "Müssen". Ort-, Zeit- und sonstige Angaben dienen der Orientierung des Lesers. Natürlich haben wir als Erschaffer eines Werks die Wahl, ob wie überhaupt wollen, dass der Leser orientiert ist. Oder ob wir ihm -- aus welchem Grund auch immer -- etwas vorenthalten wollen.

Und es gilt untenstehendes Zitat von Elizabeth George

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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Am 3.6.2024 um 10:58 schrieb AndreasG:

Vor allem die Emotion sollte hier bei der Erzählerin spürbar werden, das tut sie meines Erachtens in der jetzigen Form nicht, denn die Erzählerin ist nach all der Action plötzlich sehr analytisch und kühl

Ich habe über den Einwand fehlender Emotionalität nochmals nachgedacht und möchte ein Gegenbeispiel anführen.  In John Bergers "Auf dem Weg zur Hochzeit" stirbt die Tochter des Protagonisten. Er erzählt davon, ohne auch nur einmal von Gefühlen zu reden:

Sie wird nicht mehr imstande sein zu sprechen. Um ihr ein paar Tropfen Wasser in den ausgetrockneten Mund zu geben, wird er eine Injektionsspritze benützen müssen. Sie wird nicht die Kraft haben, irgendetwas zu bewegen, außer ihren Augen, die ihn befragen werden, und ihrer Zungenspitze, um an die Wassertropfen heranzukommen.

Der Autor erreicht bei diesem dramatischen Ereignis seine Leser durch ein bewusst emotionsloses Erzählen. Verglichen mit Bergers Beispieltext geht es in meinem Text geradezu hochemotional zu.

Wie alle Beispiele hinkt auch dieses ein wenig, denn die Erzählperspektive ist die der objektiven dritten Person, die eine größere Distanz zum Geschehen vermittelt. Prinzipiell finde ich diesen emotionslosen Erzählstil aber auch für die kurze Ich-Erzählung im Prolog geeignet.

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Am 15.6.2024 um 10:30 schrieb JürgenB:

Ich habe über den Einwand fehlender Emotionalität nochmals nachgedacht und möchte ein Gegenbeispiel anführen.  In John Bergers "Auf dem Weg zur Hochzeit" stirbt die Tochter des Protagonisten. Er erzählt davon, ohne auch nur einmal von Gefühlen zu reden:

Sie wird nicht mehr imstande sein zu sprechen. Um ihr ein paar Tropfen Wasser in den ausgetrockneten Mund zu geben, wird er eine Injektionsspritze benützen müssen. Sie wird nicht die Kraft haben, irgendetwas zu bewegen, außer ihren Augen, die ihn befragen werden, und ihrer Zungenspitze, um an die Wassertropfen heranzukommen.

Der Autor erreicht bei diesem dramatischen Ereignis seine Leser durch ein bewusst emotionsloses Erzählen. Verglichen mit Bergers Beispieltext geht es in meinem Text geradezu hochemotional zu.

Wie alle Beispiele hinkt auch dieses ein wenig, denn die Erzählperspektive ist die der objektiven dritten Person, die eine größere Distanz zum Geschehen vermittelt. Prinzipiell finde ich diesen emotionslosen Erzählstil aber auch für die kurze Ich-Erzählung im Prolog geeignet.

Mit "analytisch und kühl" meinte ich eher die Erzählweise nach dem Bruch, in der beinahe schon im Tonfall eines Historikers erzählt wird. Das Beispiel, das du hier anführst, passt daher nicht. Und doch ist es ein gutes Beispiel für das, was ich meine. Ich habe ja nicht geschrieben, die Emotionen sollen erzählt im Sinne von beschrieben, sondern "spürbar" werden. Das macht John Berger, er erzählt daher keineswegs emotionslos, sondern hochemotional, gerade durch die Zurückhaltung in der Beschreibung, die Auslassung von Beschreibungen: keine zitternden Hände, kein Herzflattern, kein pulsierendes Blut in den Adern oder was man sonst oft liest, wenn es spannend und/oder emotional sein soll. Was macht Berger stattdessen? Statt zu beschreiben, was ist, beschreibt er, was sein wird: "Sie wird nicht mehr imstande sein zu sprechen. Um ihr ein paar Tropfen Wasser in den ausgetrockneten Mund zu geben, wird er eine Injektionsspritze benützen muss. (...)" Dieses kleine, blasse Hilfsverb "wird" trägt plötzlich die gesamte Emotion, weil es das Geschehen in die Zukunft, d. h. in die Vorstellung verlegt. Wir wissen also noch nicht einmal, ob es tatsächlich geschehen wird, oder ob der Protagonist es sich nochmal anders überlegt, an der Ausführung gehindert wird usw., was zusätzliche Spannung bringt. Ich kenne den Text nicht, habe nur dein zitiertes Beispiel und weiß daher nicht, was zu dieser Situation geführt hat und wie sie einzuordnen, aber ich finde diese Stelle gerade durch die Auslassung und damit die Abspaltung der Gefühle emotional stark aufgeladen, stärker als würden die Emotionen auserzählt.

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Spannend, @JürgenB,dass du John Berger erwähnst. „Auf dem Weg zur Hochzeit“ steht seit langer Zeit bei mir im Regal und ist eines der Bücher, die ich nie aussortieren würde. Was ihm gelingt mit diesem Roman, ist große Kunst. Es wird mit Abstand erzählt und gleichzeitig eine große Dichte erzeugt, ein Sog hin zu dieser todkranken jungen Frau, die heiraten wird. Wie Berger das gelingt, kann ich aus der Erinnerung nicht genau sagen, aber ich weiß, dass die Erzählweise sehr sparsam und punktgenau ist. Vieles wird ausgelassen, das meiste wird ausgelassen, und der Erzähler ist nicht beteiligt. Er erzählt über die Beteiligten, als erfände er sie. Es ist eine Versuchsanordnung, so erinnere ich es. Ein schlaglichtartiges Erzählen, das die Ungeheuerlichkeit dessen, was passiert, immer wieder umkreist. Als Idee, wie man erzählen kann, bestimmt sehr inspirierend - aber so außergewöhnlich, so durch und durch eigen im Ton und in der Gesamtanordnung, dass dieser Roman sich wahrscheinlich nicht so leicht als Schablone anlegen lässt, wenn man im Rahmen des Genres historischer Roman bleibt.

Ich finde auch, dass es in deinem Prolog zwischen der Eingangsszene und dem späteren Berichten der Erzählerin einen Bruch gibt, und denke, dass ein Prolog im Ton einheitlich sein sollte. Entweder unmittelbar packende Szene oder reflexiver Bericht. Du könntest ausprobieren, wie es wirken würde, wenn du die Ermordung in ähnlich kühlem Ton im Rückblick erzählst und die an den Leser gewandten Erklärungen daran anschließt, das könnte funktionieren. Die dramatische Szene am Anfang braucht es vielleicht gar nicht unbedingt, man kommt ruhiger in den Roman, aber ich gehe als Leserin davon aus, dass es dramatisch über kurz oder lang ohnehin wird. Außerdem interessiert mich die Figur der Erzählerin mehr, wenn ich ihre Gedanken direkt erfahre. Eine Schwester, die ihre eigene Sicht auf die Dinge hat, das finde ich grundsätzlich gut.

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Am 2.6.2024 um 13:31 schrieb MaschaV:

Der "Gag" mit dem Geschlecht hat mich auch nicht überzeugt, weil er dramaturgisch keinen Sinn macht, wie schon gesagt wurde.

Auch dazu gibt es ein Gegenbeispiel: Als Leser von James T. Farrells Geschichte "French Girls are Vicious" glaubt man zunächst, der Ich-Erzähler sei ein Mann (Zitat: "Ich mag keine französischen Mädchen. Vielleicht liegt es an meiner puritanischen Erziehung..."). Erst im zweiten Absatz erfährt man, dass die erzählende Person eine Frau ist. Sol Stein nennt das einen "interessanten Überraschungsmoment..., eine überraschende Wendung, [die] uns unweigerlich neugierig [macht]"

Ich habe den Moment der Überraschung wahrscheinlich zu lange hinausgezögert. Die Auflösung kommt nun früher und greift einen Vorschlag von KerstinH auf:

Einer der Krieger, die über den Anger rannten, rempelte mich an. Ich fiel zu Boden. „Geh zurück ins Haus, Frau!“, rief mir der Mann ohne anzuhalten zu.

Gruß

Jürgen

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vor 13 Stunden schrieb AnnaW:

Ich finde auch, dass es in deinem Prolog zwischen der Eingangsszene und dem späteren Berichten der Erzählerin einen Bruch gibt, und denke, dass ein Prolog im Ton einheitlich sein sollte. Entweder unmittelbar packende Szene oder reflexiver Bericht. Du könntest ausprobieren, wie es wirken würde, wenn du die Ermordung in ähnlich kühlem Ton im Rückblick erzählst und die an den Leser gewandten Erklärungen daran anschließt, das könnte funktionieren. Die dramatische Szene am Anfang braucht es vielleicht gar nicht unbedingt, man kommt ruhiger in den Roman, aber ich gehe als Leserin davon aus, dass es dramatisch über kurz oder lang ohnehin wird. Außerdem interessiert mich die Figur der Erzählerin mehr, wenn ich ihre Gedanken direkt erfahre. Eine Schwester, die ihre eigene Sicht auf die Dinge hat, das finde ich grundsätzlich gut.

Hallo Anna,

ja, der Bruch... Ich spiele gerade ein paar Möglichkeiten durch, ihn zu vermeiden oder abzumildern. Da ist mir Dein Vorschlag sehr willkommen.

Im Grunde habe ich zwei Anfänge: den Prolog und das erste Kapitel. Beide müssen "sitzen". Die aktuelle Version sieht schon etwas anders aus, greift den einen oder anderen Kritikpunkt auf. Die dramatische Szene zu Beginn muss allerdings erhalten bleiben.

Gruß

Jürgen

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Im Grunde ist es doch so: der Prolog setzt sich aus zwei Szenen zusammen. Die erste beschreibt das Auffinden der Leiche und gewährt gleichzeitig einen Ausblick auf das Ende der Geschichte. In der zweiten wird angekündigt, die gesamte Geschichte zu erzählen und offenzulegen, wie und weshalb es zu diesem tragischen Ende kommen musste. Einige haben zwischen Szene 1 und Szene 2 einen "Bruch" kritisiert. Ich habe diesen Bruch bewusst gesetzt, jedoch nicht willkürlich. Dahinter steht die Auffassung Sol Steins, dass zwischen einzelnen Szenen keine Übergänge nötig seien. Die Leser von heute seien harte Schnitte gewohnt.

Vielleicht gestehen nicht alle dem zweiten Teil des Prologs den Rang einer Szene zu und nehmen deshalb einen Bruch wahr. Er ist aber eine zum Handlungsablauf gehörende Erzähleinheit, die nicht von der gesamten Geschichte zu trennen ist und wäre demnach per definitionem eine Szene - zumindest nach meinem Verständnis.

 

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Ich glaube, es liegt daran, dass es ein Prolog ist. Der gliedert sich normalerweise nicht in Szenen auf. Prologe werden als Einheit wahrgenommen, als Vorwort, früher erklärend, heute gern eine spätere Szene vorwegnehmend, aber doch als etwas Ganzes. Und mit einem nicht existenten Übergang geht es anschließend ins erste Kapitel hinein, da wechseln dann Ort, Zeit und eventuell auch Protagonisten. Vielleicht kommt die Verwirrung daher.

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vor einer Stunde schrieb KerstinH:

Ich glaube, es liegt daran, dass es ein Prolog ist. Der gliedert sich normalerweise nicht in Szenen auf. Prologe werden als Einheit wahrgenommen, als Vorwort, früher erklärend, heute gern eine spätere Szene vorwegnehmend, aber doch als etwas Ganzes. Und mit einem nicht existenten Übergang geht es anschließend ins erste Kapitel hinein, da wechseln dann Ort, Zeit und eventuell auch Protagonisten. Vielleicht kommt die Verwirrung daher.

Ich hab es mir noch mal angeguckt und festgestellt, dass ich es nicht als Bruch empfand, sondern als Wechsel zwischen "Action" und Betrachtung, innerer Monolog. Mich würde mal interessieren, wie denn der Romananfang aussieht, nur ein, zwei Absätze, ob und wie das zusammenpasst. (Bei meinem eigenen Prolog, den ich gestern geschrieben habe, probiere ich das gerade aus.)

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@HenningS

Ich habe nochmal über Deine beiden Aussagen nachgedacht:

"Ich glaube, das Gefühlsmäßige-nicht-Packen liegt auch an Folgendem: Im Allgemeinen sollten in den ersten beiden Absätzen die w-Fragen ausreichend beantwortet werden: Wer, wo, wann? (und evtl auch was, wie und warum?)"

"Wie gesagt: Im Allgemeinen sollten in den ersten beiden Absätzen ... "Sollten" nicht "Müssen". Ort-, Zeit- und sonstige Angaben dienen der Orientierung des Lesers."

Sind das nicht die Regeln, die man Journalisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts beigebracht hat, damit sie ihre Leser bereits im ersten Absatz über das Wer, Was, Wann, Wo und Warum informieren? Sie würden demnach in erster Linie für Autoren nichtfiktionaler Literatur gelten. Nachdem, was ich so recherchieren konnte, hat sich das gegen Ende des Jahrhunderts wieder radikal geändert. Es werden Erzähltechniken übernommen, um das Lesevergnügen von Zeitungslesern zu steigern. Insofern betrachte ich, der ich kein Journalist bin, diese Empfehlung nicht als Muss, sondern als unverbindliches Kann, da sie offenbar keine Regel darstellt. Und damit sind wir ja wieder ganz beisammen.

Gruß

Jürgen

.

 

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vor 1 Stunde schrieb JürgenB:

Es werden Erzähltechniken übernommen, um das Lesevergnügen von Zeitungslesern zu steigern. Insofern betrachte ich, der ich kein Journalist bin, diese Empfehlung nicht als Muss, sondern als unverbindliches Kann, da sie offenbar keine Regel darstellt. Und damit sind wir ja wieder ganz beisammen.

Genau so ist es.

Wenn ich Kreatives Schreiben unterrichte, werden mir häufig Fragen gestellt wie zum Beispiel: "Wenn ich in der Ich-Perspektive bin, darf ich dann ...", "Wenn ich Show statt Tell benutze, darf ich dann ..." Meine Antwort ist immer gleich: Du darfst ALLES. In der Kunst gibt es keine Verbote. Du solltest nur dein Handwerk kennen und verstehen.

Wenn du weißt, was du tust, kannst du tun, was du willst.

(Ob dem Leser das dann gefällt, ist ein völlig anderes Thema.)

Gruß, Henning

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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Ich bin zwar etwas spät mit meiner Antwort, da ich mir länger nicht mehr die Zeit fürs Forum genommen hatte (eine VÖ steht an), möchte aber zum Thema "Weib" etwas schreiben. In meinen Mittelalter-Romanen verwende ich "Frouwe" bzw. "Jungfer" für Adelige und "Weib" für den weiblichen Teil der nicht adeligen Bevölkerung. Bislang beschwerte sich noch niemand diesbezüglich bei mir, auch meine strenge Testleserschaft nicht. Ich achte auch sonst auf einen Stil, der tiefer in die Epoche ziehen soll, dabei aber gut lesbar bleibt.

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Am 7.7.2024 um 20:16 schrieb UteZ:

Ich bin zwar etwas spät mit meiner Antwort, da ich mir länger nicht mehr die Zeit fürs Forum genommen hatte (eine VÖ steht an), möchte aber zum Thema "Weib" etwas schreiben. In meinen Mittelalter-Romanen verwende ich "Frouwe" bzw. "Jungfer" für Adelige und "Weib" für den weiblichen Teil der nicht adeligen Bevölkerung. Bislang beschwerte sich noch niemand diesbezüglich bei mir, auch meine strenge Testleserschaft nicht. Ich achte auch sonst auf einen Stil, der tiefer in die Epoche ziehen soll, dabei aber gut lesbar bleibt.

Hallo Ute,

Frouwe und Jungfer sind durch die reichlichen Quellen gut für das MA belegt. Aus der Zeit um Christi Geburt gibt es leider keine verlässlichen Quellen, aber das mutmaßlich hohe Alter von germanisch wiba und indogermanisch ueib würde es geradezu prädestinieren, wenn es nicht einen grundlegenden Bedeutungswandel erfahren hätte (dann dürfte ich den Namen Thusnelda ebenfalls nicht verwenden, weil er heutzutage negativ konnotiert ist). Die Frage ist eben: will ich lieber politisch oder historisch korrekt sein?

Wer sich daran stößt, dass "Weib" vor 2000 Jahren eine neutrale Bezeichnung für eine "weib"liche (!!) Person war, gehört dann eben nicht zur Zielgruppe. Schlimmer wäre es für mich, wenn sich jemand an "Frau" stoßen würde, weil das historisch nicht authentisch ist.

Danke für Deinen Kommentar und good luck für die VÖ!

Jürgen

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Nachdem ich die erste war, die hier wegen dem Weib gemotzt hat, möchte ich mich nochmals dazu äußern.

So, wie Ute es macht, wäre es auch für mich stimmig. Die Geschichte spielt im deutschen Mittelalter und daher werden Anreden verwendet, die damals üblich waren, also Jungfer, Fruwe und Weib. Bei einem antiken Schauplatz sehe ich es aber anders und ich sehe auch keine historische Korrektheit darin, Weib zu sagen. Die Sprache wäre entweder Latein gewesen, also Femina für Frau, oder eine Form des Germanischen, die heute meines Wissens nicht mehr bekannt ist. Daher würde ich es in dem heute üblichen Deutsch wiedergeben.

Der Vergleich mit Thusnelda passt meines Erachtens nicht, weil das ein alter Name ist, der heute ein wenig lächerlich klingt. Wenn eine Prota so heißt, dann ist es halt so.

Aber das ist nur meine Meinung. Ich würde das Buch deshalb auch nicht gleich in die Ecke donnern, den Begriff aber ein bisschen störend finden. Du kannst es natürlich so machen, wie du willst.

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Geschrieben (bearbeitet)
vor 1 Stunde schrieb Tereza:

Nachdem ich die erste war, die hier wegen dem Weib gemotzt hat, möchte ich mich nochmals dazu äußern.

So, wie Ute es macht, wäre es auch für mich stimmig. Die Geschichte spielt im deutschen Mittelalter und daher werden Anreden verwendet, die damals üblich waren, also Jungfer, Fruwe und Weib. Bei einem antiken Schauplatz sehe ich es aber anders und ich sehe auch keine historische Korrektheit darin, Weib zu sagen. Die Sprache wäre entweder Latein gewesen, also Femina für Frau, oder eine Form des Germanischen, die heute meines Wissens nicht mehr bekannt ist. Daher würde ich es in dem heute üblichen Deutsch wiedergeben.

Der Vergleich mit Thusnelda passt meines Erachtens nicht, weil das ein alter Name ist, der heute ein wenig lächerlich klingt. Wenn eine Prota so heißt, dann ist es halt so.

Aber das ist nur meine Meinung. Ich würde das Buch deshalb auch nicht gleich in die Ecke donnern, den Begriff aber ein bisschen störend finden. Du kannst es natürlich so machen, wie du willst.

Hallo Tereza,

ich habe es nicht als Motzen aufgefasst.

Der Name Thusnelda wurde bereits im 19. Jahrhundert etwas despektierlich für Dienstbotinnen (Zimmermädchen, Serviererin etc.) verwendet: "Die Thusnelda soll mal den Tisch abräumen". Mit der negativen Konnotierung meinte ich die moderne Weiterentwicklung zu "Tusse"/"Tussi".

Bestimmte Personen der Oberschicht, die Kontakt zu den Römern pflegten, werden Latein verstanden und auch gesprochen haben. Untereinander werden sie sich jedoch - wie das unter Menschen gleicher Volkszugehörigkeit üblich ist - in ihrer Mutterrsprache verständigt haben. Dass man die germanische bzw. indoeuropäische Form paläolinguistisch erschlossen hat, habe ich bereits ausgeführt. Im Angelsächsischen ist sie noch heute gebräuchlich. Es besteht m.E. kein Grund, sie durch Formen zu ersetzen, die eindeutig in eine viel spätere Zeit gehören oder einer anderen Sprache entlehnt sind.

 

 

Bearbeitet von JürgenB

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Am 5.6.2024 um 18:12 schrieb HenningS:

Ein Schreibkollege gab mir vor Jahren den Tipp: Meide das Partizip. (Falls du es nicht weißt: Ein Partizip ist von einem Verb abgeleitet und hat die Eigenschaften eines Adjektivs zB lachen -> lachend, säubern -> gesäubert) Den Tipp fand ich anfangs etwas merkwürdig, bis mir klar wurde, dass das Partizip ein wenig "dünner" wirkt als das Verb, von dem es sich ableitet.

Mir sind in deinem Text einige Partizipien aufgefallen, die du evtl meiden kannst: beunruhigt, schaudernd (und eben hier:) flackernd und zitternd. Evtl kannst du sie in ein Verb umwandeln, etwa: "Licht flackerte in den Feuerschalen, Schatten zitterten an der Wand."

Hallo Henning,

rein zufällig bin ich heute auf diesen Satz gestoßen:

"Er leistete sich eine Anwandlung von Kleinmut und griff nach dem Umhang, ließ ihn aber liegen und lief auf dem Balkon hin und her, bald die Hände reibend, bald an den Tisch tretend und nach der Schale greifend, bald innehaltend und sinnlos das Mosaikpflaster anstarrend, als wolle er irgendwelche Schriftzeichen herauslesen." (aus Bulgakow, Der Meister und Margarita).

Ich möchte das keinesfalls als besserwisserische Retourkutsche verstanden wissen (Deinen Rat habe ich bereits umgesetzt). Ich finde es einfach nur amüsant. Interessiert hat mich an diesem Roman vor allem sein Aufbau.

Gruß

Jürgen

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Am 19.7.2024 um 20:00 schrieb JürgenB:

"Er leistete sich eine Anwandlung von Kleinmut und griff nach dem Umhang, ließ ihn aber liegen und lief auf dem Balkon hin und her, bald die Hände reibend, bald an den Tisch tretend und nach der Schale greifend, bald innehaltend und sinnlos das Mosaikpflaster anstarrend, als wolle er irgendwelche Schriftzeichen herauslesen." (aus Bulgakow, Der Meister und Margarita).

Ich möchte das keinesfalls als besserwisserische Retourkutsche verstanden wissen (Deinen Rat habe ich bereits umgesetzt). Ich finde es einfach nur amüsant. Interessiert hat mich an diesem Roman vor allem sein Aufbau.

Danke für diese Anmerkung - das Buch erschien 1940 bzw 1966, in der Unterhaltungsliteratur mag man heute meist einen einfacheren Stil

Grundsätzlich aber gilt in der Kunst: Wenn man Regeln (oder in diesem Fall eher Ratschläge) kennt, kann man sie brechen, wie man will.

"Wenn du weißt, was du tust, kannst du tun, was du willst." (Oder auch untenstehendes Zitat von E. George)

LG, Henning

 

 

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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Das Wort "Verrat" an den Anfang zu stellen ist mir zu Schema F. Ich würde es an das Ende des ersten Absatzes verschieben.

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Am 8.8.2024 um 11:42 schrieb FlorianV:

Das Wort "Verrat" an den Anfang zu stellen ist mir zu Schema F. Ich würde es an das Ende des ersten Absatzes verschieben.

Hallo FlorianV,

danke für Deine Stellungnahme.

Dein Vorschlag ließe sich realisieren, nur müsste der Absatz anders formuliert werden. Da der ursprünglich eingestellte Text mittlerweile einige Änderungen erfahren hat, spiele ich das mal durch.

Gruß

Jürgen

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