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HenningS

Wie denken LektorInnen?

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vor 17 Stunden schrieb jueb:

Interessant wäre die Frage, ob das 2023 auch noch so möglich wäre.

Die Kollegin, die damals Vertrauen in mein erstes Buch hatte, ist heute an maßgeblicher Stelle in einem großen Verlag für Sachbücher verantwortlich. Als wir uns vergangenen Winter unterhielten, sagte sie, dass sie in vielen Fällen Exposés bevorzugen würde, die direkt vom Autor und nicht über einer Agentur kommen, weil Agenturen Themen suchen, von denen sie wissen, dass die Verlage darauf anspringen. Dadurch würden gute Ideen durch den Rost fallen, und der Verlag würde die Chance verpassen Trends zu setzen.

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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vor 17 Stunden schrieb jueb:

Interessant wäre die Frage, ob das 2023 auch noch so möglich wäre. Mutmaßen würde ich, dass es mittlerweile schwerer geworden ist, da sich seitdem Literaturagenturen als "Zwischenhändler" deutlich mehr etabliert haben. Was meint ihr?

Nach meiner Erfahrung war es vor 20 Jahren genauso schwer wie heute, ohne Agentur an große (Publikums-) Verlage heranzukommen. Dagegen war und ist die Bewerbung "auf eigene Faust" damals wie heute bei kleineren, mittleren und Imprintverlagen möglich.

Was Dirk schreibt, ist der Lichtstreif am Horizont - wenn nicht einige Verlage/Lektorínnen so denken würden, hätte es viele Bücher, die aus dem Einheitsraster fallen, nicht gegeben. Und manche dieser Bücher haben neue Trends eingeläutet.

 

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Am 13.10.2023 um 14:04 schrieb DirkH:

Ich bin 2003 mit meiner ersten Idee für ein Sachbuch über die Buchmesse gelaufen, hatte sechs Termine bei Verlagen abgesprochen, davon hat dann einer Interesse bekundet und wir haben das Buch gemacht. Das lag an zwei Faktoren, die Anne oben erwähnt: Marktbeobachtung (das Thema war aktuell, es war nach Fertigstellung des Buches in den Medien) und Fachkenntnis des Autors (mein Studienfach passte zum Thema). Man bekommt also durchaus von selbst einen Fuß in die Tür. Die Frage ist, ob man ebenso gut verhandeln kann wie eine Agentur. 

Das ist aber inzwischen 20 Jahre her, Dirk. Seither hat sich die Branche schon ein bisschen gewandelt. Um ein paar Punkte zu nennen:

- 2003 gab es ja noch verhältnismäßig wenige Literaturagenturen, dann hat sich die Zahl binnen eines Jahrzehnts fast verzehnfacht.

- Auch die Zahl der Autorinnen und Autoren hat seither ordentlich zugelegt. (Bis etwa 2007 herum, waren Verlage auch noch weit eher bereit, vielversprechende Autorinnen und Autoren zu päppeln, sprich sogar handwerklich aufzubauen, wenn deren Themen für den Markt interessant waren.


- Eine Neuerscheinung hatte damals im Ladenbuchhandel noch eine Chancen-Dauer von gut einem halben bis 3/4-Jahr, weil die Marktmacht der großen Buchhandelsketten noch nicht so groß und der Turbo-Systembuchhandel noch nicht so durchorganisiert war (möglichst viel Umsatz mit möglichst wenig Titeln). 15 Jahre später waren es noch 4 - 6 Wochen Chancen-Dauer, dann flog ein Titel aus dem Ladenhandel raus.


- Die Midlist/Backlist war damals noch das finanzielle Rückgrat der Buchhandelsbranche. Inzwischen ist die weggeschmolzen wie Butter in der Sonne, dafür ist es für Verlage heutzutage sehr wichtig, wenigstens einen Titel im Jahr auf die Spiegelbestseller-Liste zu bekommen (oder wenigstens in die Nähe).


- Es gab früher auch mehr Wechsel in der Spiegelbestsellerliste. Mehr Titel hatten eine Chance dorthin zu kommen. Auch weil die Buchhändler der verschiedenen Bundesländer unterschiedliche Geschmäcker hatten. Heutzutage stehen von Hamburg bis München fast überall die gleichen Titel, denn keine Buchhandlung kann es sich leisten, auf die werbetechnisch geförderten Titel zu verzichten. Vor Corona hieß es in einem Artikel des Börsenblatts des Deutschen Buchhandels, dass etwas über 50 Titel im Jahr, die Spiegelbestsellerliste beherrschten. Der Rest geht mehr oder weniger leer aus … und und und …

- Dass Verlage Titel bevorzugen, die bereits von Agenturen hinsichtlich Qualität und Themenauswahl gesichtet und ausgewählt wurden, ist inzwischen fast schon die Regel. (Wir hatten vor Corona hier mal zwei Interviews gepostet gehabt mit Programmleitern/Programmleiterinnen von Heyne und Knaur. Der eine sagte sie bekämen pro Jahr 5.000 unaufgefordert eingesandte Manuskripte, beim anderen Verlag waren es sogar 6.000 (also zusätzlich zu den Agenturangeboten). Und beim einen Verlag hat es in zehn Jahren ein einziger Titel davon zur Veröffentlichung geschafft, bei dem anderen Verlag kein einziges Manuskript.)

Bearbeitet von Ramona

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vor 7 Minuten schrieb Ramona:

Das ist aber inzwischen 20 Jahre her, Dirk. Seither hat sich die Branche schon ein bisschen gewandelt.

Danke für diesen lehrreichen Hinweis. Das habe ich übersehen.

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vor 27 Minuten schrieb Ramona:

- Dass Verlage Titel bevorzugen, die bereits von Agenturen hinsichtlich Qualität und Themenauswahl gesichtet und ausgewählt wurden, ist inzwischen fast schon die Regel. (Wir hatten vor Corona hier mal zwei Interviews gepostet gehabt mit Programmleitern/Programmleiterinnen von Heyne und Knaur. Der eine sagte sie bekämen pro Jahr 5.000 unaufgefordert eingesandte Manuskripte, beim anderen Verlag waren es sogar 6.000 (also zusätzlich zu den Agenturangeboten). Und beim einen Verlag hat es in zehn Jahren ein einziger Titel davon zur Veröffentlichung geschafft, bei dem anderen Verlag kein einziges Manuskript.)

Danke, dass du das noch mal so klar zusammengefasst hast, Ramona. Es ist also schwerer für Neuautorínnen, an einen größeren Verlag zu kommen als ein Kamel durchs Nadelöhr geht.  Es gibt sicher noch Lektorìnnen, die auch unverlangt eingesandte Manuskripte prüfen, aber wenn nur eins oder keins davon bei diesen Verlagen zur Veröffentlichung kommt, ist das mehr als wenig. (Trotzdem gibt es seit einiger Zeit wieder die Rubrik "Manuskriptangebote" auch bei großen Verlagen. Vielleicht halten sie ein Hintertürchen offen? ;)). Und was soll man eigentlich Menschen, die ein Buch veröffentlichen wollen, sagen? Lass es lieber sein, es gibt zu viele, versuch es bei Agenturen, bei Verlagen, schreib das beste Buch, das du kannst, orientiere dich am Markt, mach dein Ding?

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vor 44 Minuten schrieb DirkH:

Danke für diesen lehrreichen Hinweis. Das habe ich übersehen.

Sorry, Dirk. Wollte dich "alten Branchen-Hasen" bestimmt nicht belehren, aber so eine Zusammenfassung erschien mir für all jene mal ganz interessant, die die Branche noch nicht so lange kennen. (Ansonsten: Ja, mit einem interessanten Sachbuch-Thema kann man sicher auch noch heute auf der Buchmesse punkten, wenn man so gezielt vorgeht, wie du es damals gemacht hast.)

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vor 22 Minuten schrieb Christa:

Danke, dass du das noch mal so klar zusammengefasst hast, Ramona. Es ist also schwerer für Neuautorínnen, an einen größeren Verlag zu kommen als ein Kamel durchs Nadelöhr geht.  Es gibt sicher noch Lektorìnnen, die auch unverlangt eingesandte Manuskripte prüfen, aber wenn nur eins oder keins davon bei diesen Verlagen zur Veröffentlichung kommt, ist das mehr als wenig. (Trotzdem gibt es seit einiger Zeit wieder die Rubrik "Manuskriptangebote" auch bei großen Verlagen. Vielleicht halten sie ein Hintertürchen offen? ;)). Und was soll man eigentlich Menschen, die ein Buch veröffentlichen wollen, sagen? Lass es lieber sein, es gibt zu viele, versuch es bei Agenturen, bei Verlagen, schreib das beste Buch, das du kannst, orientiere dich am Markt, mach dein Ding?

Ich würde solch einem Menschen sagen, lies, lies, lies, schreib, schreib, schreib - und versuche es einfach immer wieder. (Zuerst sollte das Herz immer beim Schreiben sein.)

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vor 2 Stunden schrieb Ramona:

Ich würde solch einem Menschen sagen, lies, lies, lies, schreib, schreib, schreib - und versuche es einfach immer wieder. (Zuerst sollte das Herz immer beim Schreiben sein.)

Ich könnte das noch ergänzen. Keinen Schnellschuss loslassen, als Anfänger erst mal das ganze Manuskript schreiben. Genau schauen, welche Bücher in den Verlagen und Agenturen vertreten werden, ob man ins Programm passen würde. Ich selbst habe sogar manchmal ein oder zwei Bücher gelesen und abgewogen, ob der eigene Stil dazu passt. Kein Gießkannenprinzip. Habe ich selbst bei der ersten Agenturbewerbung gemacht, dabei kam nichts raus. Erst als ich gezielt drei Agenturen angeschrieben habe, kamen zwei positive Antworten und ein Vertrag. genauso ist es bei den Verlagen.

Und ich lese schon, seit ich denken kann und schreibe, seit ich den ersten Griffel in die Hand bekam. Das ist sozusagen eine Grundausbildung. Später kann man dann noch Schreibkurse besuchen oder Textarbeit mit Kollegen machen, je nachdem, was einem lieber ist. Bei mir war es immer die Textarbeit, die mich absolut weitergebracht hat - und auch noch Spaß macht! Schreibratgeber dagegen sind schon hilfreich, aber eher als Motivation denn als direkte Schreibhelfer, finde ich.

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Am 12.10.2023 um 18:07 schrieb Ramona:

Toll zusammengefasst, Anne. (Auch deine Autoren-Website ist ein "Träumchen".)

Danke dir für die netten Worte! Und: Freut mich, wenn die Hinweise auf meiner Seite hilfreich sind.
Ich ergänze das hin und wieder um Schreibtipps und alles, was mir so einfällt ;-)

Anne Weiss, Berlin
https://anneweiss.net

Never doubt that a small group of thoughtful, committed, citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has. (Margaret Mead)

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Am 12.10.2023 um 18:31 schrieb Christa:

Das ist wirklich eine gute Zusammenfassung, Anne! Werde ich mir als Erinnerungshilfe für mein derzeitiges Exposé abspeichern. Eine Frage noch dazu: Ich habe, auf häufiges Anraten hin, vorne das Genre, die Seitenzahl und einen Pitch vorangestellt. Ist so ein Pitch überhaupt nötig?

Ich habe mir drei Agenturen herausgesucht, die passen könnten. Dazu gucke ich mir auch die Verlage an, mit denen sie zusammenarbeiten sowie die Romane, die sie herausbringen. Die Frage ist nur, ob ich sie gleichzeitig oder nacheinander anschreibe. (?)

Liebe Christa,
war ein wenig beschäftigt, daher leider erst jetzt: Am Anfang eines Exposés oder am Ende sind Eckdaten des Projektes sehr sinnvoll: Umfang (Normseiten!), Abgabe des gesamten Manuskriptes (oder ob es vorliegt), Genre und gerne Vergleichstitel und Zielgruppe. 

Das Exposé ist eine Verkaufsunterlage. Alles, was dein Buch bewerben kann, gehört hinein. Und ein Pitch bietet eine super Chance, das Interesse zu wecken (würde ich also an deiner Stelle unbedingt nutzen!): Du willst ja neugierig auf dein Buch machen - ein Teaser/eine Logline/ein Pitch zieht im besten Fall rein und macht Lust darauf, sich in den längeren Text zu vertiefen.

Die zweite Frage kann ich schwieriger beantworten, aber ich habe mal von einer befreundeten Autorin gehört, ein Agent war sauer, dass sie es mehreren Agenturen gleichzeitig geschickt hat. Schon deswegen, weil man meist eine Lieblingsagentur hat (deren Portfolio zu dir passt und die dir am sympathischsten ist - und im besten Fall nicht zu weit weg), würde ich mich an die zuerst wenden.

Bearbeitet von AnneW

Anne Weiss, Berlin
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Am 12.10.2023 um 19:43 schrieb ChristophM:

Anne, mich würde ja interessieren, ob du aus dem Stapel unverlangt eingesandter Manuskripte wirklich welche jemals ausgewählt hast, die dann veröffentlicht wurden. Von anderen Lekrtor*innen weiß ich,  dass das eigentlich nie der Fall ist. Wie sind da deine Erfahrungen?

Ja, habe ich, in meinen 15 Jahren Verlagsleben waren das aber nicht mehr als zehn, aus denen dann wirklich ein Buch geworden ist. Und nur Sachbücher - die meisten davon waren aus dem Bereich "Erzähltes Leben", wenn jemand eine spannende Geschichte erlebt hat. Bei den meisten dieser Erstlingsautor*innen war ein intensives Lektorat oder auch Coaching/Ghostwriting nötig.

Anne Weiss, Berlin
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Am 14.10.2023 um 15:13 schrieb Ramona:

Es gab früher auch mehr Wechsel in der Spiegelbestsellerliste.

Ich erinnere mich an Zeiten, als man die Spiegel-Liste der einen Woche kaum von der drei Wochen später unterscheiden konnte: Als die Liste noch nicht auf wirklichen Verkaufszahlen, sondern auf Umfragen bei aiusgewählten Buchhändlern beruhte, was die dachten, dass sich am besten verkaufe.

War aber im vorigen Jahrtausend, zugegeben … ;D

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vor 1 Stunde schrieb AndreasE:

Ich erinnere mich an Zeiten, als man die Spiegel-Liste der einen Woche kaum von der drei Wochen später unterscheiden konnte: Als die Liste noch nicht auf wirklichen Verkaufszahlen, sondern auf Umfragen bei aiusgewählten Buchhändlern beruhte, was die dachten, dass sich am besten verkaufe.

War aber im vorigen Jahrtausend, zugegeben … ;D

Das mit dem Wechsel war laut Untersuchung (Artikel im "Börsenblatt des Deutschen Buchhandels vor etwa vier, fünf Jahren) ja statistisch erfasst. Aber es stimmt schon, etliche Titel kamen früher auch deshalb auf die Bestenliste, weil die befragten Buchhandlungen diese massenhaft im Lager stehen hatten und die natürlich abverkaufen wollten. Das sparte eine Menge Remittenden.  :-X

 

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vor 12 Stunden schrieb AnneW:

Liebe Christa,
war ein wenig beschäftigt, daher leider erst jetzt: Am Anfang eines Exposés oder am Ende sind Eckdaten des Projektes sehr sinnvoll: Umfang (Normseiten!), Abgabe des gesamten Manuskriptes (oder ob es vorliegt), Genre und gerne Vergleichstitel und Zielgruppe. 

Das Exposé ist eine Verkaufsunterlage. Alles, was dein Buch bewerben kann, gehört hinein. Und ein Pitch bietet eine super Chance, das Interesse zu wecken (würde ich also an deiner Stelle unbedingt nutzen!): Du willst ja neugierig auf dein Buch machen - ein Teaser/eine Logline/ein Pitch zieht im besten Fall rein und macht Lust darauf, sich in den längeren Text zu vertiefen.

Vielen Dank für deine Rückmeldung, Anne! Viele Agenturen und Verlage schreiben ja unter der Rubrik "Manuskriptangebote" rein, was sie sich wünschen, auch Umfang des Exposés. (Oft 1-2 oder 2-3 Seiten). In einem Fall wird auch eine Kurzbeschreibung der wichtigsten Figuren angeregt. Auf jeden Fall sollte alles lesegerecht und nicht zu umfangreich sein.

 

vor 12 Stunden schrieb AnneW:

Die zweite Frage kann ich schwieriger beantworten, aber ich habe mal von einer befreundeten Autorin gehört, ein Agent war sauer, dass sie es mehreren Agenturen gleichzeitig geschickt hat. Schon deswegen, weil man meist eine Lieblingsagentur hat (deren Portfolio zu dir passt und die dir am sympathischsten ist - und im besten Fall nicht zu weit weg), würde ich mich an die zuerst wenden.

Grundsätzlich können Agenturen eigentlich nicht erwarten, dass man sich exklusiv an sie wendet -bei ca. 8-12 Wochen Bearbeitungszeit würde sich das ja um Monate hinziehen. Ich habe nur bei einer Agentur in der Vergangenheit so eine Exklusivklausel gesehen. Dagegen sollte man sich entscheiden, ob man grundsätzlich zu einer Agentur will oder sich an Verlage direkt wendet. Denn die abgesagten Manuskripte sind ja für die Agentur verbrannt. Ich bin noch am Sondieren.

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Am 27.10.2023 um 12:40 schrieb Christa:

Vielen Dank für deine Rückmeldung, Anne! Viele Agenturen und Verlage schreiben ja unter der Rubrik "Manuskriptangebote" rein, was sie sich wünschen, auch Umfang des Exposés. (Oft 1-2 oder 2-3 Seiten). In einem Fall wird auch eine Kurzbeschreibung der wichtigsten Figuren angeregt. Auf jeden Fall sollte alles lesegerecht und nicht zu umfangreich sein.

 

Grundsätzlich können Agenturen eigentlich nicht erwarten, dass man sich exklusiv an sie wendet -bei ca. 8-12 Wochen Bearbeitungszeit würde sich das ja um Monate hinziehen. Ich habe nur bei einer Agentur in der Vergangenheit so eine Exklusivklausel gesehen. Dagegen sollte man sich entscheiden, ob man grundsätzlich zu einer Agentur will oder sich an Verlage direkt wendet. Denn die abgesagten Manuskripte sind ja für die Agentur verbrannt. Ich bin noch am Sondieren.

Viel Erfolg!

Anne Weiss, Berlin
https://anneweiss.net

Never doubt that a small group of thoughtful, committed, citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has. (Margaret Mead)

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Ich kenne es so, dass zuerst die Agenturen angeschrieben werden, bei denen man glaubt, dass das Manuskript besonders gut aufgehoben ist (ohne wirklich Erfahrung mit diesen zu haben, also ich zumindest noch nicht). Nach einer gewissen Wartezeit folgen die nächsten Bewerbungen. Sind alle Agenturen, die bezüglich des Genre in Frage kommen, kontaktiert, geht es mit den Verlagen weiter, schließlich bringt es nichts, wenn das Angebot bereits Verlagen vorlag, denen es die Agentur auch anbieten würde.

 

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Am 12.10.2023 um 15:20 schrieb AnneW:

Lieber Henning,

ich habe fünfzehn Jahre als Lektorin in großen Unterhaltungsverlagen gearbeitet.
Ja, das mit dem Stapel stimmt (Exposés und Leseproben, Bücher, ganze Manuskripte türmen sich auf dem Schreibtisch). Das ist auch der Grund, warum es sich beim Exposéschreiben empfiehlt, schnell auf den Punkt zu kommen und verständlich zu schreiben.

Um zu beurteilen, bei welcher Einsendung ich als Lektorin mehr wissen wollte (oder ob ich es absage), gab es für mich verschiedene Kriterien:

- Passt es ins Verlagsprogramm? (Jeder Verlag hat ein ganz eigenes Portfolio, das sollte man als Autor*in berücksichtigen.)
- Erscheint es mir verkäuflich? Gibt es Vergleichstitel, Trends, zB eine besonders prominente Autorin, die ein Fanpublikum mitbringt?
- Kennt sich der Autor/die Autorin erkennbar mit dem Genre aus? Ist alles logisch und entspricht den Genregrenzen (bzw. spielt mit ihnen)?
- Gab es etwas Ähnliches schon und war es erfolgreich? (Kann entweder Grund für Ablehung (kannibalisiert Titel im aktuellen Programm) oder Interesse (originelle und gute Umsetzung eines erfolgreichen Themas/eines Bestsellers, das/den der Verlag gern nachahmen möchte) sein.
- Ist es eine eigenständige künstlerische oder Sach-Idee? Oder nur ein Abklatsch?
- Macht mich das Exposé neugierig, zieht es mich rein?
- Erklärt es die Handlung und die dramaturgischen Wendungen ausreichend - oder finde ich es verwirrend bzw. zu wenig ausformuliert? (Es sollte zB beim Krimi die logische Auflösung enthalten.)
- Lässt es Schreibtalent erkennen, zB durch stringente professionelle Erzählweise bzw. durch einen einzigartigen Humor oder besonders spannende Stellen?
- Vor allem bei Sachbüchern, aber durchaus auch bei Romanen: Ist aus der Vita erkennbar, dass der Autor oder die Autorin für das Thema besonders geeignet ist?

Ob ein Exposé dem klassischen Aufbau folgt (zB wird manchmal vorgeschlagen: 3 Seiten, mit den Eckdaten (Abgabe, Umfang etc.), Teaser, Inhalt kurz, Inhalt lang, Vita mit weiteren Veröffentlichungen, hat mich in vielen Fällen weniger interessiert als die spannende Grundidee und die sprachliche Brillanz. Gut ist es, wenn alles knackig auf den Punkt gebracht ist - wenn ich mich erst durch mehrere verschnörkelte Schriftarten oder durch undurchsichtige Nebenschauplätze quälen musste, landete das Exposé auf dem Absagestapel.

ABER: Es liegt nicht notwendigerweise am Thema oder an der Qualität. Tatsächlich gibt es im Vergleich mit der Vielzahl der Schreibenden wenige Programmplätze. Also bitte nicht den Mut verlieren!

Eine gute Idee ist es aus meiner Erfahrung, sich eine Literaturagentur zu suchen. Das ist schon mal eine Art Vorauswahl für den Verlag - als Lektorin habe ich die Manuskripte oder Exposés, die über Agenturen kamen, schon ernster genommen als die unverlangt eingesandten. Grund: Der Agent oder die Agentin hat es ja schon mal überzeugt. (Habe gerade mal durch die Beiträge gescrollt - du meintest offenbar eine*n Lektor*in in einer Literaturagentur - die nennen sich meines Wissens aber selbst "Literaturagent*innen", nicht "Lektor*innen".)

Hoffe, das hilft ein wenig.

LG, Anne

 

Liebe Anne,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Anfang Oktober bekam ich von einem Verlag das Angebot, eine Anthologie zu machen -- ausschließlich mit Kurzgeschichten von mir. Sie sollte möglichst noch vor Weihnachten erscheinen. Ich hatte noch einige unveröffentlichte Kurzgeschichten auf Lager und brauchte zusätzlich noch etwa 100 Seiten. Darum habe ich alle anderen Tätigkeiten eingestellt und nur noch von morgens bis abends geschrieben. Das bedeutet, ich habe auch deinen Text erst jetzt gelesen.

Ja, deine Antwort hilft mir sehr.

Ich hatte mit der großartigen Hilfe vieler Montis ein gutes Exposé erstellt. Dann habe ich mir mehrere Agenturen rausgesucht, mich darüber informiert, wie man sich bei ihnen bewerben soll, und meine Sachen losgeschickt. Eine große Agentur hat das gesamte Manuskript angefordet -- und jetzt warte ich.

Und falls es nichts wird, es sind noch ne Menge Agenturen übrig, bei denen ich es dann versuchen kann.

Lieben Gruß, Henning

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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