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HenningS

Wie denken LektorInnen?

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Am 16.6.2023 um 12:04 schrieb SusanneGa:

Ich persönlich empfinde bei deinem genannten Exposé die Clanchefin als interessanteste Figur, weshalb ich ihren Gründen auch entsprechend Raum im Exposé geben würde.

Ja, das sagen auch alle Probeleser. Grob geschätzt hat sie im Roman aber nur ein Drittel des Raumes, den die Hauptfiguren Gesa (Polizistin) und Jasper (der Junge) haben.

Ob die Clanchefin eine Sympathieträgerin ist? Man möchte sie wohl mögen, aber die Sympathie bleibt einem sozusagen immer wieder im Halse stecken, da man nach und nach erfährt, wie viele Menschen sie schon umgebracht hat, wie kalt und berechnend sie neben aller Liebenswürdigkeit auch sein kann ...

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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Am 11.6.2023 um 10:05 schrieb AndreasE:

Wenn Lektorinnen nur Exposés lesen würden, hätte ich kein einziges Buch veröffentlicht gekriegt … :-/

Hallo Andreas!

Dann ist die Leseprobe also möglicherweise entscheidender, als ein nach allen Regeln verfasstes Exposé? 

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vor 10 Stunden schrieb GünterW:

Hallo Andreas!

Dann ist die Leseprobe also möglicherweise entscheidender, als ein nach allen Regeln verfasstes Exposé? 

Ja, davon bin ich überzeugt.

Was manchmal funktioniert hat, war, dass ich eine Leseprobe vorgelegt habe, die an einer spannenden Stelle aufhört, und eine kurze Übersicht beigelegt mit dem Titel "Wie es weitergeht". Das war aber kein richtiges Exposé, denn ich habe das Ende darin nicht verraten, sondern mit Punnkt-Punkt-Punkt aufgehört, also eher ein Werbetext.

 

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vor 27 Minuten schrieb AndreasE:

Ja, davon bin ich überzeugt.

Was manchmal funktioniert hat, war, dass ich eine Leseprobe vorgelegt habe, die an einer spannenden Stelle aufhört, und eine kurze Übersicht beigelegt mit dem Titel "Wie es weitergeht". Das war aber kein richtiges Exposé, denn ich habe das Ende darin nicht verraten, sondern mit Punnkt-Punkt-Punkt aufgehört, also eher ein Werbetext.

 

Aha, danke. Ich hatte vor einigen Jahren ähnlich bei meinem Verlag ein „Exposé“ eingereicht, obwohl der zweite vertraglich abgesichert war. Eine Normseite hat denen genügt und eine Leseprobe, die auch an der ersten spannenden Stelle abbrach. Ich hatte im Exposé  zwei Fragen abgehandelt: „Um was geht’s?“ und  „Warum Helgoland?“. Also sowas wie einen „Pitch“ abgeliefert. 
Der Verlag war zufrieden damit. 

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Ich denke, den meisten Lektorinnen ist es durchaus bewusst, das nur die wenigstens Autoren Top-Werbetexter sind. Klar, man sollte keinen Müll abliefern und klar mitteilen, um was es in der Story geht, auch einen kleinen Appetithappen mitliefern (Teaser, Pitch). Dann wird sich eine Lektorin auch der Leseprobe zuwenden, die letztendlich entscheidend dafür sein wird, ob man weiter ins Gespräch kommt. 

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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vor 4 Minuten schrieb Ramona:

Ich denke, den meisten Lektorinnen ist es durchaus bewusst, das nur die wenigstens Autoren Top-Werbetexter sind. Klar, man sollte keinen Müll abliefern und klar mitteilen, um was es in der Story geht, auch einen kleinen Appetithappen mitliefern (Teaser, Pitch). Dann wird sich eine Lektorin auch der Leseprobe zuwenden, die letztendlich entscheidend dafür sein wird, ob man weiter ins Gespräch kommt. 

Meine Erfahrung in 20 Jahren ist die: Für keins meiner Bücher habe ich je ein Super-Exposé abliefern müssen. Und die Exposés waren nie länger als 1-2 Seiten, mein erstes Exposé war nur eine halbe Seite lang. Allerdings war die Auflösung zumindest bei den Krimis immer drin. Trotzdem halte ich es für wichtig, dass man sich dessen bewusst macht, worum es eigentlich geht, und das zu vermitteln.

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Ich denke, es ist ein Unterschied, ob man das erste seiner Manuskripte einem Agenten vorstellen will oder das x-te seinem Lektor. 

Insofern lassen sich die Ratschläge nicht verallgemeinern.

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vor 10 Minuten schrieb KerstinH:

Ich denke, es ist ein Unterschied, ob man das erste seiner Manuskripte einem Agenten vorstellen will oder das x-te seinem Lektor. 

Insofern lassen sich die Ratschläge nicht verallgemeinern.

Bei meinem Hausverlag brauchte ich bisher zwei bis drei Zeilen per Mail und dann eine Seite grober Plotumriss. Für eine neue Reihe als Neuautor bei Rowohlt brauchte ich ein sehr aussagekräftiges Exposee, eine 70seitige Leseprobe und einen Besuch in Hamburg. Hat alles perfekt funktioniert.

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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vor einer Stunde schrieb KerstinH:

Ich denke, es ist ein Unterschied, ob man das erste seiner Manuskripte einem Agenten vorstellen will oder das x-te seinem Lektor. 

Insofern lassen sich die Ratschläge nicht verallgemeinern.

Hallo Kerstin,

deshalb schrieb ich Dann wird sich eine Lektorin auch der Leseprobe zuwenden, die letztendlich entscheidend dafür sein wird, ob man weiter ins Gespräch kommt. Denn auch als Neuling bewirbt man sich ja normalerweise erst einmal mit einem Dossier (Vita, Pitch, Exposé, ein wenig Story- und Figurenhintergrund samt besagter ausschlaggebender Leseprobe) - und wenn das gut ankommt, fordert ein Lektor, eine Lektorin das Gesamtmanuskript zur weiteren Prüfung an. Ist man jedoch als Autor/Autorin bereits gut etabliert, reicht in den meisten Fällen schon dieses Dossier-Angebot (oder sogar weniger) für einen Verlagsvertrag aus. (Wobei es auch da wieder Abweichungen geben kann, wenn man z. B. den Verlag oder das Genre wechselt. Es sei denn man heißt Fitzek.)

Liebe Grüße
Ramona

Bearbeitet von Ramona

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vor 2 Stunden schrieb KerstinH:

Ich denke, es ist ein Unterschied, ob man das erste seiner Manuskripte einem Agenten vorstellen will oder das x-te seinem Lektor. 

Insofern lassen sich die Ratschläge nicht verallgemeinern.

Klar, da hast du vollkommen recht. Bei mir lag der Unterschied in der Art der Verlage/der Agentur. Die Kleinverlage haben auf ein Kurzexposé jeweils den Gesamttext angefordert. Bei der Agentur wurde der erste Roman mit Exposé von 2 1/2 Seiten vermittelt, für die folgenden brauchten wir nur einen Kurzplot und später ein längeres Exposé (2 1/2 Seiten) für den Lektor. Beim Imprintverlag meldete sich die Lektorin sehr bald nach einem Exposé von 1 1/2 Seiten und Gesamttext. Die folgenden brauchten dann nur noch Kurzplots und Text. 

Ich glaube (wie Ramona), dass man nach der ersten Veröffentlichung/mit einer Reihe von Veröffentlichungen immer ein besseres Standbein hat, weiterzukommen. Weil die Lektorínnen wissen, dass man Romane schreiben kann. Und ich finde es immer wieder wichtig zu betonen, dass man sich überlegen muss, für wen man eigentlich schreibt und zu welcher Art von Verlag/zu welcher Agentur man gehen möchte.

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vor 2 Stunden schrieb Christa:

Weil die Lektorínnen wissen, dass man Romane schreiben kann. Und ich finde es immer wieder wichtig zu betonen, dass man sich überlegen muss, für wen man eigentlich schreibt und zu welcher Art von Verlag/zu welcher Agentur man gehen möchte.

Ich denke, dass das die Kernaussage ist, warum unterschiedliche Erfahrungen hier im Faden deutlich geworden sind. Bei Andreas und anderen ähnlich gut etablierten Autoren, wissen die Lektoren, dass diese Menschen zuverlässig liefern. Wenn man mehr als einen Roman in einem anderen Verlag zuverlässig herausgebracht hat, wird man es vielleicht als Lektor nicht so genau nehmen, ob ein Exposé eher länger oder eher kürzer ausfällt. Wichtiger wird dann wohl sein, ob das Angebot ins Programm passt oder nicht.

 

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Am 16.8.2023 um 20:17 schrieb GünterW:

Ich denke, dass das die Kernaussage ist, warum unterschiedliche Erfahrungen hier im Faden deutlich geworden sind. Bei Andreas und anderen ähnlich gut etablierten Autoren, wissen die Lektoren, dass diese Menschen zuverlässig liefern. Wenn man mehr als einen Roman in einem anderen Verlag zuverlässig herausgebracht hat, wird man es vielleicht als Lektor nicht so genau nehmen, ob ein Exposé eher länger oder eher kürzer ausfällt. Wichtiger wird dann wohl sein, ob das Angebot ins Programm passt oder nicht.

Letzteres spielt eigentlich immer eine Rolle, auch unter dem Aspekt, was gerade auf dem Buchmarkt gut verkäuflich erscheint. (Ausnahmen bestätigen …)

Bearbeitet von Ramona

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Ich stimme Ramona zu. Die Verlage und Agenturen sind nun mal Wirtschaftsunternehmen. Entweder muss das Manuskript für sich allein genommen gute Verkaufszahlen versprechen (liegt im Trend / ist Teil einer gut laufenden Reihe ...) oder es steht ein sehr bekannter Name drauf (neben "reinen" Autorinnen und Autoren schreiben ja auch anderweitig Prominente), bei dem sie davon ausgehen, dass genügend Fans das Buch kaufen. Ich hatte irgendwo mitbekommen, dass ein Roman einer Influencerin gefloppt sei, trotz sehr hoher Followerzahl. Wenn das Gehörte den Tatsachen entspricht, entsprach der Roman vermutlich qualitativ nicht den Erwartungen der Leserschaft. Irgendwie beruhigt es mich, dass der Erfolg von Romanen nicht vom Erfolg in den Sozialen Medien abhängig ist. Wobei eine gewisse Bekanntheit nicht schadet - zusätzlich zu Zeit und Mühe, einen guten Roman zu schreiben. ;-) Einem *wie-auch-immer-*Trend jage ich in jedem Fall nicht hinterher. Ich schreibe die Geschichten, die sich bei mir "melden".

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Am 9.6.2023 um 12:45 schrieb HenningS:

Liebe Kollegen,

sicherlich sind alle LektorInnen in ihrer Arbeitsweise unterschiedlich. Aber hat jemand von euch eine Vorstellung davon, wie LektorInnen an ein Exposé rangehen? Hat evtl sogar schon selbst als Lektor gearbeitet?

Ich stelle mir eine Lektorin als einen Menschen vor, der einen riesigen Stapel an Exposés vor sich hat. Die er/sie nicht alle mit voller Konzentration lesen kann. Und froh ist, wenn er möglich schnell möglichst viel "wegschaffen" kann.

Darum will ich ihm/ihr die Arbeit durch gut verständliche Sätze und evtl ein paar Wiederholungen erleichtern. Das führt zwangsläufig zu einem schlichteren Stil, als ich ihn in meinem Manuskript verwendet habe. Bin ich da auf dem falschen Weg?

Lieber Henning,

ich habe fünfzehn Jahre als Lektorin in großen Unterhaltungsverlagen gearbeitet.
Ja, das mit dem Stapel stimmt (Exposés und Leseproben, Bücher, ganze Manuskripte türmen sich auf dem Schreibtisch). Das ist auch der Grund, warum es sich beim Exposéschreiben empfiehlt, schnell auf den Punkt zu kommen und verständlich zu schreiben.

Um zu beurteilen, bei welcher Einsendung ich als Lektorin mehr wissen wollte (oder ob ich es absage), gab es für mich verschiedene Kriterien:

- Passt es ins Verlagsprogramm? (Jeder Verlag hat ein ganz eigenes Portfolio, das sollte man als Autor*in berücksichtigen.)
- Erscheint es mir verkäuflich? Gibt es Vergleichstitel, Trends, zB eine besonders prominente Autorin, die ein Fanpublikum mitbringt?
- Kennt sich der Autor/die Autorin erkennbar mit dem Genre aus? Ist alles logisch und entspricht den Genregrenzen (bzw. spielt mit ihnen)?
- Gab es etwas Ähnliches schon und war es erfolgreich? (Kann entweder Grund für Ablehung (kannibalisiert Titel im aktuellen Programm) oder Interesse (originelle und gute Umsetzung eines erfolgreichen Themas/eines Bestsellers, das/den der Verlag gern nachahmen möchte) sein.
- Ist es eine eigenständige künstlerische oder Sach-Idee? Oder nur ein Abklatsch?
- Macht mich das Exposé neugierig, zieht es mich rein?
- Erklärt es die Handlung und die dramaturgischen Wendungen ausreichend - oder finde ich es verwirrend bzw. zu wenig ausformuliert? (Es sollte zB beim Krimi die logische Auflösung enthalten.)
- Lässt es Schreibtalent erkennen, zB durch stringente professionelle Erzählweise bzw. durch einen einzigartigen Humor oder besonders spannende Stellen?
- Vor allem bei Sachbüchern, aber durchaus auch bei Romanen: Ist aus der Vita erkennbar, dass der Autor oder die Autorin für das Thema besonders geeignet ist?

Ob ein Exposé dem klassischen Aufbau folgt (zB wird manchmal vorgeschlagen: 3 Seiten, mit den Eckdaten (Abgabe, Umfang etc.), Teaser, Inhalt kurz, Inhalt lang, Vita mit weiteren Veröffentlichungen, hat mich in vielen Fällen weniger interessiert als die spannende Grundidee und die sprachliche Brillanz. Gut ist es, wenn alles knackig auf den Punkt gebracht ist - wenn ich mich erst durch mehrere verschnörkelte Schriftarten oder durch undurchsichtige Nebenschauplätze quälen musste, landete das Exposé auf dem Absagestapel.

ABER: Es liegt nicht notwendigerweise am Thema oder an der Qualität. Tatsächlich gibt es im Vergleich mit der Vielzahl der Schreibenden wenige Programmplätze. Also bitte nicht den Mut verlieren!

Eine gute Idee ist es aus meiner Erfahrung, sich eine Literaturagentur zu suchen. Das ist schon mal eine Art Vorauswahl für den Verlag - als Lektorin habe ich die Manuskripte oder Exposés, die über Agenturen kamen, schon ernster genommen als die unverlangt eingesandten. Grund: Der Agent oder die Agentin hat es ja schon mal überzeugt. (Habe gerade mal durch die Beiträge gescrollt - du meintest offenbar eine*n Lektor*in in einer Literaturagentur - die nennen sich meines Wissens aber selbst "Literaturagent*innen", nicht "Lektor*innen".)

Hoffe, das hilft ein wenig.

LG, Anne

 

Bearbeitet von AnneW

Anne Weiss, Berlin
https://anneweiss.net

Never doubt that a small group of thoughtful, committed, citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has. (Margaret Mead)

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Klasse Analyse! Danke, Anne!

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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vor 2 Stunden schrieb AnneW:

Lieber Henning,

ich habe fünfzehn Jahre als Lektorin in großen Unterhaltungsverlagen gearbeitet.
Ja, das mit dem Stapel stimmt (Exposés und Leseproben, Bücher, ganze Manuskripte türmen sich auf dem Schreibtisch). Das ist auch der Grund, warum es sich beim Exposéschreiben empfiehlt, schnell auf den Punkt zu kommen und verständlich zu schreiben.

Um zu beurteilen, bei welcher Einsendung ich als Lektorin mehr wissen wollte (oder ob ich es absage), gab es für mich verschiedene Kriterien:

- Passt es ins Verlagsprogramm? (Jeder Verlag hat ein ganz eigenes Portfolio, das sollte man als Autor*in berücksichtigen.)
- Erscheint es mir verkäuflich? Gibt es Vergleichstitel, Trends, zB eine besonders prominente Autorin, die ein Fanpublikum mitbringt?
- Kennt sich der Autor/die Autorin erkennbar mit dem Genre aus? Ist alles logisch und entspricht den Genregrenzen (bzw. spielt mit ihnen)?
- Gab es etwas Ähnliches schon und war es erfolgreich? (Kann entweder Grund für Ablehung (kannibalisiert Titel im aktuellen Programm) oder Interesse (originelle und gute Umsetzung eines erfolgreichen Themas/eines Bestsellers, das/den der Verlag gern nachahmen möchte) sein.
- Ist es eine eigenständige künstlerische oder Sach-Idee? Oder nur ein Abklatsch?
- Macht mich das Exposé neugierig, zieht es mich rein?
- Erklärt es die Handlung und die dramaturgischen Wendungen ausreichend - oder finde ich es verwirrend bzw. zu wenig ausformuliert? (Es sollte zB beim Krimi die logische Auflösung enthalten.)
- Lässt es Schreibtalent erkennen, zB durch stringente professionelle Erzählweise bzw. durch einen einzigartigen Humor oder besonders spannende Stellen?
- Vor allem bei Sachbüchern, aber durchaus auch bei Romanen: Ist aus der Vita erkennbar, dass der Autor oder die Autorin für das Thema besonders geeignet ist?

Ob ein Exposé dem klassischen Aufbau folgt (zB wird manchmal vorgeschlagen: 3 Seiten, mit den Eckdaten (Abgabe, Umfang etc.), Teaser, Inhalt kurz, Inhalt lang, Vita mit weiteren Veröffentlichungen, hat mich in vielen Fällen weniger interessiert als die spannende Grundidee und die sprachliche Brillanz. Gut ist es, wenn alles knackig auf den Punkt gebracht ist - wenn ich mich erst durch mehrere verschnörkelte Schriftarten oder durch undurchsichtige Nebenschauplätze quälen musste, landete das Exposé auf dem Absagestapel.

ABER: Es liegt nicht notwendigerweise am Thema oder an der Qualität. Tatsächlich gibt es im Vergleich mit der Vielzahl der Schreibenden wenige Programmplätze. Also bitte nicht den Mut verlieren!

Eine gute Idee ist es aus meiner Erfahrung, sich eine Literaturagentur zu suchen. Das ist schon mal eine Art Vorauswahl für den Verlag - als Lektorin habe ich die Manuskripte oder Exposés, die über Agenturen kamen, schon ernster genommen als die unverlangt eingesandten. Grund: Der Agent oder die Agentin hat es ja schon mal überzeugt. (Habe gerade mal durch die Beiträge gescrollt - du meintest offenbar eine*n Lektor*in in einer Literaturagentur - die nennen sich meines Wissens aber selbst "Literaturagent*innen", nicht "Lektor*innen".)

Hoffe, das hilft ein wenig.

LG, Anne

 

Toll zusammengefasst, Anne. (Auch deine Autoren-Website ist ein "Träumchen".)

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vor 3 Stunden schrieb AnneW:

- Passt es ins Verlagsprogramm? (Jeder Verlag hat ein ganz eigenes Portfolio, das sollte man als Autor*in berücksichtigen.)
- Erscheint es mir verkäuflich? Gibt es Vergleichstitel, Trends, zB eine besonders prominente Autorin, die ein Fanpublikum mitbringt?
- Kennt sich der Autor/die Autorin erkennbar mit dem Genre aus? Ist alles logisch und entspricht den Genregrenzen (bzw. spielt mit ihnen)?
- Gab es etwas Ähnliches schon und war es erfolgreich? (Kann entweder Grund für Ablehung (kannibalisiert Titel im aktuellen Programm) oder Interesse (originelle und gute Umsetzung eines erfolgreichen Themas/eines Bestsellers, das/den der Verlag gern nachahmen möchte) sein.
- Ist es eine eigenständige künstlerische oder Sach-Idee? Oder nur ein Abklatsch?
- Macht mich das Exposé neugierig, zieht es mich rein?
- Erklärt es die Handlung und die dramaturgischen Wendungen ausreichend - oder finde ich es verwirrend bzw. zu wenig ausformuliert? (Es sollte zB beim Krimi die logische Auflösung enthalten.)
- Lässt es Schreibtalent erkennen, zB durch stringente professionelle Erzählweise bzw. durch einen einzigartigen Humor oder besonders spannende Stellen?
- Vor allem bei Sachbüchern, aber durchaus auch bei Romanen: Ist aus der Vita erkennbar, dass der Autor oder die Autorin für das Thema besonders geeignet ist?

Das ist wirklich eine gute Zusammenfassung, Anne! Werde ich mir als Erinnerungshilfe für mein derzeitiges Exposé abspeichern. Eine Frage noch dazu: Ich habe, auf häufiges Anraten hin, vorne das Genre, die Seitenzahl und einen Pitch vorangestellt. Ist so ein Pitch überhaupt nötig?

vor 3 Stunden schrieb AnneW:

Eine gute Idee ist es aus meiner Erfahrung, sich eine Literaturagentur zu suchen. Das ist schon mal eine Art Vorauswahl für den Verlag - als Lektorin habe ich die Manuskripte oder Exposés, die über Agenturen kamen, schon ernster genommen als die unverlangt eingesandten. Grund: Der Agent oder die Agentin hat es ja schon mal überzeugt.

Ich habe mir drei Agenturen herausgesucht, die passen könnten. Dazu gucke ich mir auch die Verlage an, mit denen sie zusammenarbeiten sowie die Romane, die sie herausbringen. Die Frage ist nur, ob ich sie gleichzeitig oder nacheinander anschreibe. (?)

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vor 4 Stunden schrieb AnneW:

Ja, das mit dem Stapel stimmt

Anne, mich würde ja interessieren, ob du aus dem Stapel unverlangt eingesandter Manuskripte wirklich welche jemals ausgewählt hast, die dann veröffentlicht wurden. Von anderen Lekrtor*innen weiß ich,  dass das eigentlich nie der Fall ist. Wie sind da deine Erfahrungen?

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vor 1 Stunde schrieb MartinC:

vor vielen Jahren

Martin, könntest du das vielleicht präzisieren?
Ich persönlich rate immer davon ab, sich direkt bei Verlagen zu bewerben. Aber vielleicht ist das ja tatsächlich ein schlechter Rat an Jungautor*innen.

o.t. Bekommt Ihr auch so oft Anfragen von angehenden Autor*innen, wie sie vorgehen sollten?  Ich bekomme regelmäßig welche. Wie handhabt Ihr das?

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vor 16 Minuten schrieb ChristophM:

Martin, könntest du das vielleicht präzisieren?
Ich persönlich rate immer davon ab, sich direkt bei Verlagen zu bewerben. Aber vielleicht ist das ja tatsächlich ein schlechter Rat an Jungautor*innen.

o.t. Bekommt Ihr auch so oft Anfragen von angehenden Autor*innen, wie sie vorgehen sollten?  Ich bekomme regelmäßig welche. Wie handhabt Ihr das?

Ich hatte ein Exposee an Lübbe geschickt, und zwar so, wie AnneW es beschrieben hat. Die Lektorin fand die Idee so gut, dass daraus ein Vertrag wurde und bis heute mehr als zehn. Sie sagte, dass sie alle Eingänge prüfen, deshalb hat sie auch mein Projekt gesehen. Allerdings sagte sie auch, dass etwa 1 von 3000 Einsendungen zum Vertrag führen, sie sich die Arbeit dennoch machen, weil es immer wieder Perlen unter den Einsendung gibt.

Immerhin eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit als ein Sechser im Lotto.

Dennoch rate ich zur Agentursuche für Neulinge. Wenn keine Agentur anbeißt, würde ich es selber versuchen.

LG

Martin

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www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Danke, Martin, das ist richtig hilfreich. Das hätte ich so nicht gedacht.

vor 16 Minuten schrieb MartinC:

Immerhin eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit als ein Sechser im Lotto.

Das ist eine gute Vergleichsgröße.  :)

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vor 16 Minuten schrieb ChristophM:

Danke, Martin, das ist richtig hilfreich. Das hätte ich so nicht gedacht.

Ich bin 2003 mit meiner ersten Idee für ein Sachbuch über die Buchmesse gelaufen, hatte sechs Termine bei Verlagen abgesprochen, davon hat dann einer Interesse bekundet und wir haben das Buch gemacht. Das lag an zwei Faktoren, die Anne oben erwähnt: Marktbeobachtung (das Thema war aktuell, es war nach Fertigstellung des Buches in den Medien) und Fachkenntnis des Autors (mein Studienfach passte zum Thema). Man bekommt also durchaus von selbst einen Fuß in die Tür. Die Frage ist, ob man ebenso gut verhandeln kann wie eine Agentur. 

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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vor 50 Minuten schrieb MartinC:

Sie sagte, dass sie alle Eingänge prüfen, deshalb hat sie auch mein Projekt gesehen. Allerdings sagte sie auch, dass etwa 1 von 3000 Einsendungen zum Vertrag führen, sie sich die Arbeit dennoch machen, weil es immer wieder Perlen unter den Einsendung gibt.

Das schrieb mir auch mal die Lektorin eines großen Verlags. Ich bin mit meiner ersten Idee bei einem Verlag gelandet, dem das sehr gut reinpasste. Insgesamt wurden sechs Bücher direkt von Verlagen genommen, vier über eine Agentur. Abgesehen vom "Kleinkram" wie Anthologien, Kalender u.ä.

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vor 3 Stunden schrieb DirkH:

Ich bin 2003 mit meiner ersten Idee für ein Sachbuch über die Buchmesse gelaufen, hatte sechs Termine bei Verlagen abgesprochen, davon hat dann einer Interesse bekundet und wir haben das Buch gemacht. Das lag an zwei Faktoren, die Anne oben erwähnt: Marktbeobachtung (das Thema war aktuell, es war nach Fertigstellung des Buches in den Medien) und Fachkenntnis des Autors (mein Studienfach passte zum Thema). Man bekommt also durchaus von selbst einen Fuß in die Tür. Die Frage ist, ob man ebenso gut verhandeln kann wie eine Agentur. 

Interessant wäre die Frage, ob das 2023 auch noch so möglich wäre. Mutmaßen würde ich, dass es mittlerweile schwerer geworden ist, da sich seitdem Literaturagenturen als "Zwischenhändler" deutlich mehr etabliert haben. Was meint ihr?

Schöne Grüße zum Freitag

Jürgen

 

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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