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SusanneGa

Unterschied Mehrteiler/Miniserie

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Liebe Drehbuchprofis,

weiß jemand von euch, anhand welcher Kriterien man entscheidet, ob ein Stoff eher als Miniserie oder als Mehrteiler funktioniert? Denn abgesehen davon, dass bei einer Miniserie die einzelnen Teile in der Regel max. 60 lang sind und sechs bis acht Häppchen geliefert werden und bei einem Mehrteiler die Teile jeweils Spielfilmlänge haben und es dafür aber weniger Teile sind, ist ja beides im Grunde einfach eine große in sich abgeschlossene Handlung, die am Ende auserzählt ist. Eine Erklärung, die ich gelesen habe, sagt, in einer Miniserie "überwiegen die Prinzipien der geschlossenen Dramaturgie. Dabei ist darauf zu achten, dass die einzelnen Episoden einen Eigenwert als eigenständige Einheiten besitzen. Dies unterscheidet die Miniserie von einem Mehrteiler, der quasi einen episch angelegten, in Teile geschnittenen Spielfilm darstellt. Im Mehrteiler dominiert also die horizontale Struktur, die sich über alle Folgen erstreckt, während die vertikale Struktur der einzelnen Folgen in den Hintergrund tritt."

Bedeutet das beispielsweise, das ich in einer Miniserie kleinere Konflikte innerhalb der einzelnen Episoden aufwerfen und direkt auflösen muss, bei einem Mehrteiler aber nicht? Verwirrt mich ein bisschen ...

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Mehrteiler waren im deutschsprachigen Raum Geschichten, die sich über zwei oder drei und in Ausnahmefällen auch 4 × 90 Minuten erstreckt haben („Der große Event-Zweiteiler“ etc.)

Der englische Begriff miniserie drückt im Grunde genau dasselbe aus: eine zwar mehrteilige aber letztlich abgeschlossene Geschichte, wobei auf dem internationalen Markt schon lange die Konfektionierung auf 45 Minuten pro Episode die Norm war, da eben international vermarktbar.

Miniserien haben keine abgeschlossenen Folgen, sondern leben wie der Mehrteiler von ihrer horizontalen Erzählweise. Die Miniserie unterscheidet sich u. a. von einem Mehrteiler, indem sie alle 45 Minuten einen starken Cliffhanger benötigt. 

Da deutsche Fernsehformate mittlerweile, nicht zuletzt durch das Auftauchen der Streamer im europäischen Raum, auch stärker international vermarktet werden können, ersetzt der Begriff Miniserie mittlerweile den Begriff Mehrteiler.

Die deutschen Sender halten sich dabei offen, ob sie die Miniserie zum Beispiel in 8 × 45 oder ein 4 × 90 ausstrahlen. Überwiegend erfolgt die Ausstrahlung im linearen Fernsehen im Slot von 90 Minuten. International werden diese 90 Minuten dann als zweimal 2 x 45 verkauft und sie werden auch in 45er-Häppchen in den Mediatheken bereitgestellt.

Ein Konflikt oder ein Geheimnis, das Du in einer Folge aufmachst, muss nicht zwingend in dieser Folge aufgelöst werden. Ganz im Gegenteil: es würde auch der Natur und den dramaturgischen Erfordernissen einer Miniserie völlig widersprechen. Vorausgesetzt natürlich, Konflikt wie Geheimnis weisen die dafür notwendige Komplexität auf.

Schöne Grüße,

Holger

Bearbeitet von Holger
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Vielen Dank fürs Aufdröseln, Holger.

Dann ist der deutsche Begriff "Mehrteiler" mit den in der Dramaturgie gedachten jeweils 90-Minuten pro Teil in der Praxis wahrscheinlich gar nicht mehr so relevant, oder? Wenn eine geschlossene Handlung von vornherein als Miniserie in 45-Minuten-Häppchen angelegt wird, dann ist man damit eher auf der sicheren Seite - denn dann sind die Cliffhanger für die 45-Minüter schon drin, und als Neunzigminüter kann man diese Happen später bei Bedarf dann ja problemlos zusammenfassen - stört ja nicht, wenn in der Mitte eines Teils ein potenzieller Cliffhanger einfach nahtlos weitererzählt wird. 

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Ich find ja witzig, dass die ARD/Degeto bei 90-Minuten-Filmen immer in der Mitte kurz das Logo einblendet. Dann kann man sehen, ob da (oder in der Nähe) tatsächlich ein Midpoint liegt, also eine Art Paradigmenumschwung, oder aber ein Cliffhanger für einen ursprünglichen 45-Minüter.

Bearbeitet von KerstinH
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