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Jan vdB

Ergänzung zu Christophs "Ein Mann, ein Werk" – ich war nämlich auch am Werk: "Backe baut 'n Boot" (Bildband mit philosophischen Texten)

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Lieber Christoph, bin gerade erst über Deinen Thread gestolpert - wie wunderbar, dass Du dem Reiz und der Erfüllung des Selbermachens eine philosophische Betrachtung gewidmet hast.

Wunderbar auch deswegen, weil wir quasi Brüder im Geiste sind .... ich habe die letzten 5 Jahre nämlich genau das getan: etwas selber machen. Mein Projekt war der Bau eines 9,5 m langen Holz-Segelbootes in meiner (verlängerten) Garage.  

Und ähnlich wie Du (nehme ich an?) hatte ich beim Handwerken sehr oft das Gefühl, etwas wirklich Befriedigendes, Erfüllendes und glücklich Machendes erleben zu dürfen. Da ich das Projekt von Anfang an mit Fotos und entsprechenden Begleittexten dokumentiert habe, lag es nahe, das auf meiner Homepage und in den einschlägigen Gruppen bei Facebook zu teilen. Dabei ist auch mir aufgefallen, wie viel Interesse und Wohlwollen jemandem entgegen gebracht wird, der "es einfach tut" ... Und wie das meine eigene Motivation und Zufriedenheit mit dem doch recht umfangreichen Projekt noch gesteigert hat.

Das war letzten Endes auch der Grund, warum ich mich entschlossen habe, ebenfalls ein Buch daraus zu machen. Herausgekommen ist der Bildband – "Backe baut 'n Boot" –, der einerseits die handwerklichen Arbeiten des Bootsbaus vom ersten Spant bis zu den ersten Segelschlägen beschreibt, vor allem aber auch die emotionale und philosophische Dimension des Projektes skizziert. Zum Beispiel, wenn es um die Freundschaften geht, die entlang des Weges entstanden sind, oder das sich tatsächlich verändernde Zeitgefühl. Oder eben das unvergleichliche Glück, etwas unter den eigenen Händen entstehen zu sehen.

Anfänglich hatte ich lediglich eine Art Fotobuch für einen sehr begrenzten Personenkreis geplant, um meinen zahlreichen Helfern und meiner Familie Danke für ihre Geduld zu sagen. Doch als der Verleger meiner Segel-Romane Klaas Jarchow (KJM-Verlag) davon hörte, wurde ein richtiges, professionell layoutetes Buch daraus. Seit Oktober ist es tatsächlich überall im Handel und verkauft sich nicht mal schlecht. Vielleicht auch, weil es durchgehend zweisprachig ist, damit auch die Selbstbau-Fans in England und den USA erreicht werden, die sich in meinem Bootsbau-Blog bei Facebook zahlreich zu Wort meldeten. (Tatsächlich ist gerade ein langer Artikel im wichtigsten amerikanischen Bootsbau-Magazin WoodenBoat erschienen, zuvor gab es insgesamt vier lange Artikel im deutschen YACHT-Magazin ...)

Wer es sich ansehen möchte, hier ist der Link zur Verlagsseite: https://www.kjm-buchverlag.de/produkt/backe-bautn-boot-3650-stunden-bootsbau-abenteuer-in-der-eigenen-garage/?fbclid=IwAR2a7w0BdIU_FvYQHjb--xC_nS06mnI4ryWhf26Ksz0CCOeIPlz8EICS07I

... und zum Bootsbau-Blog auf meiner Autoren-Homepage:

https://janvonderbank.wordpress.com/eine-seite/

Ich bin gespannt, was Du, lieber Christoph, und Ihr anderen selbermach-affinen Montis dazu sagt ...

Herzlich, Jan

(alias "Backe", was mein Spitzname in der Regattasegelszene ist)

Cover_deutsch Kopie 2.jpg

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Lieber Backe,

das haut mich jetzt um, was du da geschafft hast.

Du beschreibst sehr gut, was das Selbermachen ausmacht. Es ist genau dieses Glücksgefühl, neben allen anderen Gefühlen, die man haben kann (Wut, Verzweiflung, Frust) die das Selbermachen so auszeichnet. In meinem Buch schreibe ich, dass es bei den Projekten gar nicht auf die Größe ankommt, denn man kann zur größten Zufriedenheit ein Miniaturbild malen.

Aber was du da geschaffen hast, ist natürlich echt 'ne Hausnummer. Gratuliere! Und das Buch ist eine geniale "Zweitverwertung".
Ich finde es unglaublich, ein Boot selber zu bauen. Das ist wirklich ein DIY-Projekt der Sonderklasse. Das kann ich mir gar nicht vorstellen, wie man das macht. (Und als gelernter Schreiner weiß ich, was es heißt, keine einzigen rechten Winkel zu haben)

Das ist einfach unglaublich!

Ich wünsche immer genug Wasser unter'm Kiel!

Herzlichst

Christoph

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Hi Christoph,

Danke für die guten Wünsche. Die nehme ich natürlich gerne.

Aber so schlimm und kompliziert war mein Projekt nicht. Für Konstruktion, Technik und Materialfragen hatte ich professionelle Berater wie z.B. befreundete Profi-Bootsbauer, die ich um Rat fragen konnte. Und die einzelnen Bauschritte sind ja zum Glück immer hübsch logisch aufeinander gefolgt ... Was die Dauer bzw. Ausdauer angeht, da war natürlich ein bisschen Durchhaltevermögen gefragt. Aber vermutlich muss man vor jemandem, der einen Garten anlegt und pflegt mehr Respekt haben. Da dauert es ja oft noch länger, bis er so schön ist, wie wir ihn dann irgendwann sehen.

Auf jeden Fall ist es schön, sich das Inhaltsverzeichnis Deines Buches anzusehen und an vielen Stellen Anklänge wieder zu entdecken. Ich werde es mir auf jeden Fall kaufen.

Herzlich, Jan

P.S.: Gut, dass Dein Verlag die "Blick ins Buch" - Funktion geschaltet hat. Das sollte ich meinem Verlag auch mal nahelegen.

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Wow, das ist mal cool! Größter Respekt, ich würde mir höchstens einen Optimist zutrauen (den gibts ja als Bausatz) ;) Da kam dir der Lockdown wahrscheinlich ja sogar entgegen, während andere gepuzzelt und Serien geguckt haben, konntest du an deinem Boot bauen. In der SZ gabs mal eine Geschichte über einen, der damit angefangen hat, das Boot aber nie beendet hat, das hatte eher was von Sisyphus.

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Sagen wir mal so: social distancing findet in einer Ein-Mann-Werft ja irgendwie automatisch statt. Als viel wichtiger – und wohltuender! – empfand ich den Aspekt der Realitätsflucht. Wenn ich in meiner Garage gearbeitet habe, konnte mir die ganze Welt in ihrem permanenten Krisenmodus irgendwie nichts anhaben. Ich war da ganz bei mir und dem was ich getan habe. Wie ein Kind, das sich im Spiel verliert und die Zeit vergisst ... Darüber hat Christoph sicher auch geschrieben?

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vor 12 Stunden schrieb Jan vdB:

Sagen wir mal so: social distancing findet in einer Ein-Mann-Werft ja irgendwie automatisch statt. Als viel wichtiger – und wohltuender! – empfand ich den Aspekt der Realitätsflucht. Wenn ich in meiner Garage gearbeitet habe, konnte mir die ganze Welt in ihrem permanenten Krisenmodus irgendwie nichts anhaben. Ich war da ganz bei mir und dem was ich getan habe.

Oh, das kann ich gut nachempfinden. Ich bin in meiner "wilden" Zeit einmal ausgestiegen und habe fast ein Jahr in Minnesota in einer Blockhütte gelebt. Mein Freund war Kanubauer und so habe ich mit ihm zusammen Kanus und Kajaks gebaut. Weit weg von der Welt. Es war unglaublich befriedigend. Und dann noch im selbst gebauten Kanu zu paddeln ...
Das Leben kann so einfach und so schön sein.
Danke, Jan, dass du diese Erinnerung wieder zurückgebracht hast.

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Da ich jahrelang selbst Hobby-Yachtsegler war, weiß ich besonders zu schätzen, was zu einem Bootsbau alles dazu gehört. Tolle Sache, Jan!

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ja, aus Holzresten lassen sich auch tolle Sachen herstellen, Julia.

Ich habe meine Holzreste vom Bootsbau verwendet, um die Lesungen aus meinem Pikkofinte-Klabautermann-Kinderbüchern aufzupeppen. Nach einer kurzen Lesung aus dem Kapitel über "Klabauter-Flöße" (... die sind natürlich besonders seetüchtig und als schnelle Segler bekannt!) haben wir Holz- und Tuchreste, Stöchchen und Paketgarn aus meiner Werkstatt mit Heißklebepistolen zu kleinen Modell-Flößen zusammen geklebt, die wir, wenn möglich, im Anschluss sogar haben schwimmen lassen. Ein riesen Spaß! Vor allem die Jungs, die bei einer normalen Lesung nach 5 Minuten nicht mehr zuhören und nach 10 anfangen zappelig zu werden, waren damit wunderbar einzufangen. Oder die Väter, wenn welche dabei waren ;)

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Bearbeitet von Jan vdB
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vor 21 Stunden schrieb Jan vdB:

Ich war da ganz bei mir und dem was ich getan habe. Wie ein Kind, das sich im Spiel verliert und die Zeit vergisst

Genau darum geht es in meinem Buch! Fast wortwörtlich ....

Und auch darum, für Kinder mit unserem Sebertun ein Vorbild zu sein. Das finde ich ganz wichtig. Dass sie lernen, wie viel man selber mit seinen Händen gestalten kann. Zum Beispiel so tolle Schiffe! Was für eine schöne Idee!

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Ich schätze, so ein selbstgebautes Schiff macht noch die ersten Umzüge in die eigenen Wohnungen mit, während die PlayStation irgendwann ausrangiert wird.

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