Zum Inhalt springen
GesineS

Über das Schreiben historischer Romane

Empfohlene Beiträge

Nicht nur interessant für alle, die historische Romane schreiben:

Die zweifache Booker-Preis-Gewinnerin Hilary Mantel (Tudor-Trilogie) und Philippa Gregory (Trilogie Das Erbe der Tudors) unterhalten sich darüber, wie sie für ihre historischen Romane recherchieren, gefundene Fakten einsetzen – oder sehr oft nicht.

Auf Englisch, mit englischen Untertiteln. https://vimeo.com/674389317

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb GesineS:

Nicht nur interessant für alle, die historische Romane schreiben:

Die zweifache Booker-Preis-Gewinnerin Hilary Mantel (Tudor-Trilogie) und Philippa Gregory (Trilogie Das Erbe der Tudors) unterhalten sich darüber, wie sie für ihre historischen Romane recherchieren, gefundene Fakten einsetzen – oder sehr oft nicht.

Auf Englisch, mit englischen Untertiteln. https://vimeo.com/674389317

 

Interessant, den beiden zuzuhören. Ich schreibe ja selbst historische Romane. Und mir geht es damit genauso wie die beiden Damen es berichten. Ob bei der Recherche oder dem Umgang mit den Figuren, ich kann alles sehr gut nachvollziehen.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hochinteressant, was die beiden da erzählen - hab mich in vielem wiedererkannt.

(Und es ist beruhigend zu wissen, dass auch so großartige Autorinnen gerne mal ein X  oder ... einsetzen, wenn sie nicht gleich weiterwissen, um nicht aus dem Schreibfluss gerissen zu werden.)

Rebel Sisters 1: Die Pilotin (Lübbe, Juli 2024)

www.inez-corbi.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Liebe GesineS, vielen Dank für den Link.

Nicht nur, dass es interessant war, was die beiden aus dem Nähkästchen geplaudert haben, sondern auch wie und wo. Das können die Briten halt. Ein stimmungsvolles Zimmer, der perfekt dekorierte "mantelpiece" (symmetrischer Aufbau, aber etwas stört die Symmetrie, damit es nicht langweilig ausschaut) und zwei Autorinnen, in die ich mich augenblicklich schockverliebt habe. Very british.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 20 Stunden schrieb ChristophM:

Ein stimmungsvolles Zimmer, der perfekt dekorierte "mantelpiece" (symmetrischer Aufbau, aber etwas stört die Symmetrie, damit es nicht langweilig ausschaut)

Wie genau Du hingeschaut hast, Christoph! Jetzt muss ich noch einmal hinklicken und es Dir nachtun. :p

Apropos british – Hilary Mantel ist im vergangenen Jahr nach Irland gezogen. Grund: Der Brexit und die britische Asylpolitik, für die sie sich schämt https://www.irishexaminer.com/property/residential/arid-40860353.html 

 

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Neue Frage im vorhandenen Thread: Kann ich davon ausgehen, dass (unterirdische) Fluchtwege in frühmittelalterlichen (Flieh-)Burgen realistisch sind?

Hintergrund: Feldzug der Franken gegen die sächsischen Stämme im Jahr 772. Meine Protagonistin und ein Teil des Stammes sollen die Angriffe auf die Syburg und die Eresburg überleben und fliehen. Das Heer des Frankenkönigs ist jedoch zu groß, als dass Gefangene einfach so entkommen konnten. Sehr viele Sachsen werden zudem im Gefecht getötet oder später hingerichtet worden sein. Gegen lt. Quellen min. ca. 4.-5.000 Kämpfer auf Seiten der Franken standen (?, in jedem Fall durch dünne Besiedelung weniger) bewaffnete Westfalen / Engern / Ostfalen. Vielleicht hat jemand hierzu eine Information für mich?

Ja, im Roman kann ich Dinge erfinden, ich möchte jedoch so geschichtlich genau wie möglich schreiben. Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass die Menschen sich auf der Fliehburg sozusagen bewusst in eine Falle begeben. Eine Fluchtmöglichkeit, wenn der Angreifer eindeutig siegreich ist, fände ich logisch.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es gibt auf dem Obermarsberg eine Quelle. Durch das daraus hervortretende Wasser konnten Verteidiger lange durchhalten. Diese Quelle ist ein geologisches Phänomen, denn der Obermarsberg liegt ja recht hoch. Trotzdem kommt das Wasser bis nach oben. Die Quelle ist aber nur zu gewissen Jahreszeiten in Betrieb, ich meine, im Frühjahr. Der Weg, den das Wasser nimmt, um nach oben zu gelangen, könnte auch dabei geholfen haben, einen geheimen Fluchtweg anzulegen. Vor einigen Jahren habe ich mit der Archäologin gesprochen, die auf der Eresburg gegraben hat. Sie hat keine Spuren von geheimen Tunneln gefunden. Das muss aber nicht heißen, dass es sie nicht gegeben hat. In meinem Roman "Ein Elefant für Karl den Großen" habe ich solche Tunnel in den Obermarsberg hineingedichtet, weil ihre Existenz im Bereich des Möglichen liegt.

Die Hinrichtung tausender Sachsen, zum Beispiel in Verden an der Aller, ist vermutlich ein Mythos und geht auf einen Schreibfehler zurück. In der Quelle, aus der diese Information stammt heißt es, die Sachsen seien enthauptet worden, auf Latein "decolati sunt". Mittlerweile geht die Forschung davon aus, dass einem müden Mönch bei schlechtem Licht im Scriptorium ein Fehler unterlaufen ist, und es eigentlich heißen müsste "delocati sunt", was auf Deutsch bedeutet: Sie sind umgesiedelt worden. Das deckt sich zum einen damit, dass sächsische Artefakte bei Ausgrabungen in weiten Teilen des Frankrenreichs auftauchen, und auch damit, dass Enthauptungen ein Privileg des Adels waren. Normale Menschen wurden gehenkt.  

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Vielen Dank. Ja, auf die Geschehnisse in Verden mit den beiden Vermutungen bin ich auch gestoßen, auch damals wurde gerne deportiert und das eroberte Land von eigenen Leuten besiedelt. Wir besuchten Obermarsberg im Februar, damit ich ein besseres Gefühl für den Ort bekomme. Natürlich hat es sich in den letzten ca. 1250 Jahren extrem verändert. Wenn die Quelle auf der Eresburg im Frühjahr aktiv ist, passt das, da ich die Eroberung im Sommer vermute. Aufgrund dem, was ich an Informationen fand, wird das Heer von Westen nach Osten gezogen sein: Syburg bei Dortmund (hier baue ich einen Fluchtweg ein), Eresburg (Weg der Quelle als Fluchtweg), Weser. Abgezogen war das Heer Mitte Oktober nach Verhandlungen.

Gerade im Militärischen muss(te) ich viel nachrecherchieren, das Thema brauchte ich bei meiner Henkersweib-Reihe nicht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Ute,

die Menschen haben sich vor einer Gefahr in eine Fliehburg zum Schutz begeben. Diese wurden mit Vorräten ausgestattet und, wie alle Burgen des Mittelalters, wurden diese Burgen selten erobert. Meist wurden die Burg belagert und in die Aufgabe gezwungen. (Der Blutzoll war bei einer Eroberung einfach zu hoch). Somit wurde eine Belagerungsbesatzung zurück gelassen und man zog als Eroberer weiter.

Ein Fluchttunnel ist nicht sinnvoll, da die meisten dieser frühmittalalterlichen Fliehburgen nicht dauerhaft bewohnt wurden. Daher bestünde hier die Gefahr, dass er zusammenfällt, da die Fliehburgen eben meist nicht aus Stein bestanden. Auch ein verborgenes Tor ist gefährlich, da es deutlich leichter zu zerstören ist. Außerdem benötigt man bei diesem Burgentyp gar keinen Fluchttunnel. Wenn es wirklich dunkel ist, mit der Leiter über die Pallisade und dann durch die Wächterkette. Ist viel einfacher.

Aber: Eine Flucht aus einer belagerten Burg bedeutet, dass alle Dörfer und Weiler im Umkreis durch den Versorgungstrupp abgegrast wurden und es nichts zu essen gibt. Überall ist der Feind unterwegs und es ist wirklich gefährlich auf der Straße unterwegs zu sein.

Und die Umsiedlungen sind keine Deportationen: Ziel war es eigenen Siedler in Sachsen anzusiedeln und Sachsen im ganzen Reich, und diese mit Hilfe der Kirche und dem Adel zu kontrollieren. So wurden weitere Aufstände verhindert und der sächsische Adel im Reich belehnt, um sie in den frankischen Adel einzugliedern. Im Prinzip ist es eine Art Besiedlung, wie bei den Römern.

Und zur Heeresgröße: Die werden meistens stark übertrieben, hier müsste man mal genauer bei den Monographien reinsehen.

 

Gruss

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Vielen Dank, Thomas, für deine Antwort. Die Eroberung der Syburg und die Flucht eines Teils der Überlebenden (die Restlichen wurden zwangsgetauft: Tod oder Taufe) habe ich inzwischen rohfassungstechnisch geschrieben, aber: die Rohfassung wird ohnehin immer mehrfach überarbeitet. In einer Geschichts-Doku über den Feldzug des Frankenkönigs gegen die Langobarden war von 4-5.000 (inkl. Tross?) die Rede. Ähnliches nehme ich für den Feldzug gegen die Sachsen an. Bezüglich der Eresburg ergab meine Recherche diverser Quellen, dass die Franken letztendlich durch einen geheimen Ein- bzw. Durchgang hineingelangten, nachdem sie die Burg lange Zeit belagert hatten. Letztendlich ist es ein Roman, kein Geschichtsbuch, obwohl ich so historisch genau wie möglich die Ereignisse schildern möchte.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...