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KerstinH

Film versus Buch / Buch versus Film

Empfohlene Beiträge

Angeregt von einem Beitrag im internen Bereich möchte ich folgende Fragen stellen: Was kann ein Buch, was ein Film nicht kann? Was kann ein Film, was ein Buch nicht kann? Wo gibt es Überschneidungen? Wie lassen sich bestimmte Effekte von einem Medium ins andere „übersetzen“, um eine ähnliche Wirkung zu erzielen? Sollen überhaupt ähnliche Wirkungen erzielt werden? Warum sind manche Verfilmungen besser als das zugrundeliegende Buch, warum andere schlechter? Sollte man zuerst den Film sehen oder zuerst das Buch lesen, und welche Überraschungen oder Enttäuschungen gab es, wenn man es andersherum machte? Welche besonders gelungenen/misslungenen Adaptionen kennt ihr, und woran lag es, dass sie so auf euch wirkten? Und so weiter …

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Die meisten Romanverfilmungen haben mich enttäuscht. Das liegt wohl daran, dass der Film nicht alle Ebenen, die in einem Buch angesprochen werden, bedienen kann, wie z.B. innere Befindlichkeiten und Überlegungen. Der Film ist auf das Äußere beschränkt und bietet dadurch völlig andere Möglichkeiten. Für mich gab es wenige Ausnahmen: ich fand z.B. die Verfilmung von "Schlafes Bruder" (mit Ben Becker und Andre Eisermann) besser als den Roman, da letzterer m.E. unnötige Längen aufweist. Die zweite Ausnahme ist die Verfilmung von "Ronja Räubertochter", die großartig gelungen ist und natürlich "To Kill A Mockingbird" mit Gregory Peck.

 

 

 

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Bearbeitet von BarbaraMM

Jedenfalls bleibt die Tatsache, dass es im Leben nicht darum geht, Menschen richtig zu verstehen. Leben heißt, die anderen misszuverstehen ... Daran merken wir, dass wir am Leben sind: wir irren uns. (Philip Roth)

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Sebastian Niedlich

Der fundamentale Unterschied zwischen Buch und Film ist der, dass Bücher über innere Konflikte /Anschauungen / Denkprozesse berichten können, während Filme das nur tun können, indem sie entweder eine Möglichkeit finden das zu visualisieren (was in den meisten Fällen nicht klappt) oder sich literarischer Mittel bedienen (Voice-Over).

Gelungene Varianten davon, Denkprozesse visuell umzusetzen, fallen mir nur wenige ein. Eine davon wäre im Film "A Beautiful Mind", wo Russell Crowe mehrere Gläser benutzt, auf die Licht fällt, um letztlich zu einem Ergebnis zu kommen.

Der große Vorteil beim Film - der allerdings auch ein Nachteil sein kann - ist die Möglichkeit bestimmte Dinge eben visuell darzustellen. Bestimmte Genres sind eher visuell, denke ich. Superheldenfilme beispielsweise. Auch wenn ich selber eine - recht gute, meine ich - Idee für so etwas hätte, glaube ich nicht, dass die als Buch wirklich wirken würde, weil es einfach einen anderen Eindruck macht, wenn man sieht, wie z.B., Superman ins All fliegt und über der Erde schwebt, als wenn man darüber liest.
Das visuelle kann aber auch ein Nachteil sein, wenn z.B. in Horrorstorys dem Grauen ein Gesicht gegeben wird, welches sich der Leser vielleicht ganz anders vorgestellt hat. Oder wenn man selbst nur eine amorphe Vorstellung davon hat, ist die tatsächliche Umsetzung dann einfach ... weniger gruselig.

Bücher haben auch den Vorteil, dass sie kein Budget brauchen. Ich kann einfach schreiben "Und dann explodierte die Erde in einem großen Feuerball" oder kann ein Buch über mehrere Jahrhunderte spielen lassen, der Film müsste dafür dann 200 VFX-Künstler oder Kostümbildner engagieren, was natürlich extrem Geld kostet. Selbst Lebensgeschichten, die z.B. den Protagonisten vom Kind bis ins Alter verfolgen, stellen im Film ggf. ein Problem dar, weil man halt verschiedene Schauspieler braucht. Das kann gelingen, muss es aber nicht.

Die große Crux bei der Adaption von Büchern ist, dass diese meistens einfach zu umfangreich für einen zwei Stunden Film sind und ggf. auch nicht in einen vier Stunden Film passen. Ein Beispiel wären hier praktisch alle Umsetzungen von "Robinson Crusoe", die sich im Grunde nur mit einem drittel des Buches beschäftigen, welches zugegeben der spannendste Teil ist. Auch "Der Graf von Monte Cristo" ist so ein Buch, dessen schiere Länge es zwingend notwendig macht, bei Adaptionen etwas zu kürzen. Es gibt gute Umsetzungen davon, aber trotzdem fehlt ihnen immer irgendwas. Deswegen sind auch meistens die Adaptionen von Kurzgeschichten oder kurzen Romanen besser, als die von langen.
Oftmals wird auch die philosophische Aussage, die in einem Buch getroffen wird, völlig außer Acht gelassen und sich stattdessen auf den vordergründigen, physischen Konflikt konzentriert. Während das Buch uns in dem Fall intellektuell fordert, tut es der Film dann nicht. (Etliche Adaptionen von Jugendbüchern kranken etwas daran, in denen es oftmals um mehr geht als "Ich muss den bösen Despoten besiegen und mich zwischen zwei Kerlen entscheiden!") Alternativ wird mehr auf die Optik wert gelegt, als darauf aus dem Buch eine ordentliche Story zu machen.

Beispiele für gelungene Adaptionen sind für mich z.B. "Fight Club". Da wurde die Geschichte genommen und sogar noch besser umgesetzt. Das Ende ist auch ein wenig anders.
"The Mist" (Der Nebel), eine Adaption einer Stephen King Novelle, ist im Grunde der Geschichte sehr treu, hat aber ein ganz anderes Ende, welches das Ende der Geschichte so sehr verbessert, dass selbst Stephen King sagte, er wünschte er hätte daran gedacht. (Der Regisseur des Films hat übrigens noch mehr Stephen King Adaptionen umgesetzt, die im Grunde alle besser als die Vorlagen sind: "The Shawshank Redemption" (Die Verurteilten), "The Green Mile"...)
"Lord Of The Rings" (Herr der Ringe), wobei da die Meinungen auseinandergehen. Die Filme weichen z.T. stark von der Vorlage ab. Vieles wurde vereinfacht, aber z.T. auch klarer umgesetzt. Und ich persönlich war froh, dass die Hobbits nicht alle zwei Seiten anfangen zu singen. Auf jeden Fall ist die Adaption der Vorlage "im Geiste treu", weswegen sie für mich funktioniert. (Wobei der philosphische Konflikt in dem Buch auch recht ... simpel gestrickt war.)
"Blade Runner" hat mit der zugrundeliegenden Geschichte von Philipp K. Dick nur noch marginal zu tun, hat aber die Ideen darin aufgegriffen und quasi etwas Eigenes, Spannendes daraus
gemacht.
"Forrest Gump" ist das beste Beispiel für ein wirklich durchschnittliches Buch, welches eine tolle Grundidee hatte, die im Film wesentlich besser ausgeleuchtet wurde, als im Buch. (Von der Fortsetzung wollen wir lieber nicht reden.)
"American Psycho" ist eine gelungene Filmumsetzung, weil sie den satirischen Aspekt der Romanvorlage eingefangen hat, ohne die z.T. wirklich abartig widerwärtigen Dinge zu zeigen, von denen im Buch erzählt wird. Hier zeigt sich, dass es manchmal gut sein kann, sich bei visuell schockierenden Dingen im Film zurückzuhalten.

Im Grunde wurde bei all den Adaptionen aus den Beispielen darauf geachtet, dass man dem Sinn / der moralischen Aussage der Geschichte treu blieb oder (im Fall von "Forrest Gump") eine solche erfand. Bei schlechten Adaptionen ist dies in der Regel nicht der Fall.
 

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Sebastian hat schon sehr viele zutreffende Dinge aufgezählt.

Ein paar Dinge kann man noch ergänzen:

- ein Film hat ein einheitliches Tempo für alle (was manche über- und andere unterfordert), ein Buch hat ein individuelles Rezeptionstempo

- Verfilmungen geben den Charakteren ein Gesicht und eine Gestalt, die oft von der Vorstellung abweicht, die man beim Lesen selbst entwickelt hat. Das kann irritieren oder enttäuschen, wenn man nach der Lektüre den Film anschaut

- Adaptionen sind in der Regel immer gezwungen zu kürzen: Handlungsstränge kappen oder eindampfen, Figuren rausschreiben oder fusionieren usw. Das führt dann im Zweifelsfall zu Enttäuschungen.

- Film bespielt mehrere Sinne gleichzeitig (man denke an großartige Kompositionen, die Augenblicke und Szenen zu einer direkten emotionalen Wucht verhelfen) und ist hier im Vorteil.

- (Kino-) Film ist ein Gemeinschaftserlebnis, das noch einmal eine eigene Dynamik entwickeln kann (bei Komödien etwa, wenn sich ein ganzer Saal hochschaukelt), während  das Lesen  (meist) alleine geschieht.

Schöne Grüße,

Holger

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Bei mir ist es oft so, dass mir Filme nicht mehr so gut gefallen, wenn ich zuvor das Buch gelesen habe. Das liegt in den meisten Fällen nicht daran, dass der Film schlecht gemacht ist. In meiner Vorstellung habe ich die Rollen bereits besetzt und die Kulisse und die Ausstattung gewählt. In meinem Kopf entstehen beim Lesen starke Bilder, die sich nicht mehr ausradieren lassen. Zwangsläufig bin ich dann von der Umsetzung enttäuscht, weil die sich dem Machbaren und vor allem dem Budget beugen muss. Damit mich ein Film richtig überraschen kann, darf ich das Buch nicht kennen.

Ein weiterer Punkt ist für mich, dass beim Film die Kamera meinen Blick lenkt und die Soundkulisse und die Musik meine Emotionen verstärken und vertiefen möchten. Beim Lesen habe ich das Gefühl, dass ich meine Distanz eher selbst wählen kann, auch wenn es weniger Freiheit als im Theater gibt, wo ich einfach nach links schauen kann, selbst wenn sich rechts gerade die Haupthandlung abspielt.

Es gibt Autoren, die mir mehr Raum zum Schauen lassen und solche, die beim Schreiben mit der „Kamera" ganz dicht an der Hauptfigur kleben. Ich muss zugeben, beides hat etwas, je nach Genre eben.

 

Bearbeitet von VeronikaB
Ergänzung
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Mir geht es weniger um die Frage Buch versus Film - als wäre das ein Gegeneinander. Nein, ein Buch kann etwas, das ein Film nicht kann, und umgekehrt. Ganz unabhängig von Buchverfilmungen.

Ich frage mich eher, inwieweit Filme und heutige Sehgewohnheiten beeinflussen, was wir von Büchern erwarten oder wie wir Bücher lesen und schreiben. Ich habe selbst ein paar Bücher zum Thema "Dramaturgie des Films" etc. im Regal stehen und habe auch viel daraus gelernt. Die Rezepte für Filme (Spannungsbogen, Höhepunkte, Auflösung, Nebenstränge, Backstory der Protagonisten ...) funktiontieren im Großen und Ganzen auch für Bücher - es gibt tolle Bücher, die so entstanden sind, vor allem im Genrebereich. Aber ich glaube dass ein Buch damit unter seinen Möglichkeiten bleibt.

Büchern und Filmen gemeinsam ist, dass sie eine Geschichte erzählen (wollen). Das Bedürfnis nach Geschichten ist tief im Menschen verankert, sie haben schon immer Geschichten erzählt und ihnen zugehört oder sie gelesen. Aber die Geschichten haben sich im Laufe der Zeit verändert, auch die Art, wie sie erzählt werden. Für mein Gefühl brauchte es "früher" viel weniger Action, um das Publikum aufzuregen. Daran, dass es heute alles schneller, höher, weiter sein muss, und hat der Film einen großen Anteil. Und ich fürchte, das schwappt irgendwie auf Bücher allgemein über. Kleine, ruhig erzählte Geschichten, feine Beobachtungen, wenig Handlung ... solche Texte haben es heute schwerer. Glaube ich. Ist aber vielleicht auch verständlich - es gibt immer mehr Bücher, da wird es immer schwerer, nicht unterzugehen.

 

Komm wir essen Opa.

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Sebastian Niedlich
vor 7 Minuten schrieb MariaP:

Ich frage mich eher, inwieweit Filme und heutige Sehgewohnheiten beeinflussen, was wir von Büchern erwarten oder wie wir Bücher lesen und schreiben.

Oh, da gibt es einen ganz erheblichen Einfluss, möchte ich meinen. Die meisten Schreibratgeber, nach denen sich eben auch viele Leute richten, orientieren sich eher an der Filmwelt. Immer mehr wird sich an der 3-Akt-Struktur eines Films aufgehangen, an "Save The Cat", an Syd Field etc., statt als Buch irgendwie sein eigenes Ding zu machen. Wobei ich Anfängern auch in erster Linie empfehlen würde, sich diese Theorien oder Tipps mal zu Gemüte zu führen, um vielleicht etwas daraus zu lernen. Aber all diese Drehbuch-Story-Schulen lassen natürlich außer acht, dass man im Buch eben auch zwei Seiten lang über das langsame Abrollen einer Tapete von der Wand schreiben könnte, was im richtigen Kontext vielleicht sogar spannend sein könnte. (Im Film wirklich eher nicht.)
Das oben erwähnte "Graf von Monte Cristo" wäre so ein Buch, welches sich SEHR viel Zeit nimmt, um den Protagonisten seine Rache nehmen zu lassen. Würde man damit heute an Verlage rantreten, würden die einem erstmal 2/3 des Buches streichen. Zugegeben, ich glaube, man könnte da tatsächlich zumindest 1/3 streichen. Manche Punkte werden wieder und wieder erklärt. Heute sind die Leute etwas schneller bei der Sache. Sie sind es eben auch anders gewöhnt. Andererseits könnte man argumentieren, dass es historische Fiktion ist und die Leute da gerne auch 1000 Seiten lesen ...

Immer mehr Bücher lesen sich wie zu Papier gebrachte Filme. (Ich nehme meine Bücher da z.T. gar nicht aus.) Das ist nicht der beste Trend, macht die Sache für Filmadaptionen aber einfacher. ;)

Tatsächlich glaube ich auch, dass ein erheblicher Anteil der heutigen Leser NICHT mehr so ausufernde Geschichten lesen mag, in denen kaum was passiert, aber viel erzählt wird. (Ich sage nicht, dass es keine Fans davon gibt oder es in irgendeiner Form falsch wäre, ich bin lediglich der Meinung, dass viele lieber zum Punkt kommen wollen.)

Kurzgesagt: Ja, ich glaube, Bücher werden mittlerweile erheblich durch Film- und Sehgewohnheiten beeinflusst.

 

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vor 14 Minuten schrieb MariaP:

Aber ich glaube dass ein Buch damit unter seinen Möglichkeiten bleibt.

Das finde ich auch.

Aber die Geschichten haben sich im Laufe der Zeit verändert, auch die Art, wie sie erzählt werden. Für mein Gefühl brauchte es "früher" viel weniger Action, um das Publikum aufzuregen. Daran, dass es heute alles schneller, höher, weiter sein muss, und hat der Film einen großen Anteil. Und ich fürchte, das schwappt irgendwie auf Bücher allgemein über. Kleine, ruhig erzählte Geschichten, feine Beobachtungen, wenig Handlung ... solche Texte haben es heute schwerer. Glaube ich. Ist aber vielleicht auch verständlich - es gibt immer mehr Bücher, da wird es immer schwerer, nicht unterzugehen.

Das glaube ich nicht. Also natürlich haben Bücher es generell schwerer, weil es so viele gibt. Ich glaube aber, die Konkurrenz zum Film ist v.a. bei den Büchern wichtig, die versuchen, genauso zu erzählen, und keinen zusätzlichen Mehrwert bieten.

Ein (halbwegs) aktuelles Buch mit mE gelungenen "Innensichten" ist "Über Menschen" von Juli Zeh.

Ich erinnere mich noch an ein uraltes Buch aus der DDR, in dem eine Frau ein Wochenende lang allein überlegt, ob sie eine angebotene Stelle annehmen soll, und dabei über ihr Leben nachdenkt - da ich das noch weiß muss es mich sehr beeindruckt haben. Da passiert eigentlich gar nichts, heute würde jeder Autorenberater "das geht so nicht" sagen. ;) Den Titel weiß ich leider nicht mehr genau, ich gucke mal nachher, ob ich es finde.

Liebe Grüße
Beate

Man gräbt keine goldenen Halsbänder aus dem Boden. (John Vorhaus "Handwerk Humor")

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Ich bin mit Filmen und Büchern aufgewachsen, und sie haben bis heute eine gleich starke Bedeutung für mich. Im Kino war der Film ein Gemeinschaftserlebnis, wie auch Holger schreibt, Bücher habe ich natürlich fast immer allein gelesen (wie auch oft Filme im TV gesehen). Natürlich hat sich die Art des Lesens, des Schreibens und des Filmemachens im Laufe der Zeit geändert. Das finde ich aber gar nicht schlimm, es entspricht der Entwicklung unserer Zeit, und beim Schreiben hat sich für mich auch etwas geändert. Das heißt, ich achte schon lange darauf, solche "langweiligen" Passagen zu vermeiden, die mich beim Lesen ebenfalls zum Gähnen bringen würden. Allerdings finde ich einen Unterschied in der Innensicht der Charaktere: Die ergeben sich im Film eher aus Dialogen und Verhalten, während sie in Romanen sehr spanndend dargestellt werden können. (Zum Beispiel durch innere Monologe). Am liebsten sind mir Romane, die Vorteile des Films-nämlich den visuellen und akustischen Reizen-aus Wörtern in Handlung und Beschreibung umsetzen können.

Die andere Frage, ob die Filme den Büchern entsprechen, habe ich unterschiedlich erlebt. Ich weiß noch, dass ich den Film "Fräulein Scillas Gesprü für Schnee" besser fand als das Buch, das ich später gelesen habe-auch wenn der Schluss dann hollywoodmäßig rüberkam. Bei "Herr der Ringe" hatte ich völlig andere Vorstellungen zum Beispiel von Gollum, den ich laut Buch als eine Art glitschigen Otter gesehen hatte, der durch die Sümpfe gleitet und die Gruppe terrorisiert. Trotzdem haben mir die drei Filme genauso gut gefallen wie das Buch. Die Filme, die Sebastian aufzählt, kenne ich großenteils nur als Filme. Dann wären da noch zwei Klassiker: "Die Buddenbrooks" fand ich als Roman sehr gut, beim Film bin ich (auch beim zweiten Anschauen") immer wieder fast eingeschlafen. Und "Vom Winde verweht": Da fand ich den Film genausogut  wie das Buch, das ich vorher gelesen hatte-auch wenn die Leute nicht so aussahen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Stephen King kenne ich nur aus Filmen, die mich sehr beeindruckt haben.

@Beate. "Ja, "Über Menschen" ist klasse, da komme ich in allen Bereichen auf meine Kosten. Was mir noch aufgefallen ist: Beim Lesen werde ich immer ganz ruhig, sogar der Puls entschleunigt sich. Das ist bei Filmen nicht der Fall. Und noch ein Vorteil des Lesens: Man kann ruhig mal auf Toilette gehen, selbst wenn man an einer spannndenden Stelle ist. Denn man kann weiterlesen, wo man aufgehört hat - das kann man beim  Film nicht oder nur in der Mediathek. Das heißt, die Spannung hält uns da "gefangen.;)

Bearbeitet von Christa
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Ist es nicht so, dass es Lesern in erster Linie darum geht, dass sie bewegt werden wollen? Emotional, also körperlich, oder auch geistig? 
Daraus resultiert vermutlich auch das höher, schneller, weiter. Aber es gibt so viel mehr Möglichkeiten, wie man Leser bewegen kann. Es muss nicht immer laut sein, es kann auch ganz leise sein. Hauptsache, der persönliche innere Resonanzraum wird stimuliert. Und wenn es dem Autor gelingt, einen Resonanzraum zu treffen, den viele Leser gemein haben, desto erfolgreicher ist wahrscheinlich das Buch. Das gelingt aber vermutlich nur mit etwas Unverbrauchtem, oder zumindest aus einer unverbrauchten Perspektive betrachtet.
Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich den Kern von Marias Frage treffe, denn auch das Bewegtwerden kann sowohl im Film als auch im Roman geschehen. Wenn auch mit unterschiedlichen Mitteln. 

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vor 55 Minuten schrieb Sabine:

Ist es nicht so, dass es Lesern in erster Linie darum geht, dass sie bewegt werden wollen? Emotional, also körperlich, oder auch geistig? 
Daraus resultiert vermutlich auch das höher, schneller, weiter. Aber es gibt so viel mehr Möglichkeiten, wie man Leser bewegen kann. Es muss nicht immer laut sein, es kann auch ganz leise sein. Hauptsache, der persönliche innere Resonanzraum wird stimuliert. Und wenn es dem Autor gelingt, einen Resonanzraum zu treffen, den viele Leser gemein haben, desto erfolgreicher ist wahrscheinlich das Buch. Das gelingt aber vermutlich nur mit etwas Unverbrauchtem, oder zumindest aus einer unverbrauchten Perspektive betrachtet.
Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich den Kern von Marias Frage treffe, denn auch das Bewegtwerden kann sowohl im Film als auch im Roman geschehen. Wenn auch mit unterschiedlichen Mitteln. 

Das glaube ich auch, dass es so viele mehr Möglichkeiten gibt, Leser/innen zu bewegen. Dieses "höher, schneller, weiter", Action & Co trifft zwar auf die meisten Filme zu, aber ich finde es immer besonders spannend, wenn Film oder Buch in die jeweils anderen Extreme gehen. "Ein ganz gewöhnlicher Jude" ist ein Film mit Ben Becker, der nur aus einem Monolog besteht. Die Hauptfigur, wie sie in ihrer Wohnung auf und ab geht und monologiert. Und es gibt kaum einen Film, der mich emotional so gefesselt hat wie dieser. Vielleicht kennt den ja jemand :-)


Leonie Werdenfels: Liebeszauber am Chiemsee (Harper Collins 4/2023)
Sabrina Sonntag: Apfelglück am See (Harper Collins 4/2022) Unser Sommerblau für immer (Harper Collins 5/2021) Schwein gehabt, sagt die Liebe (MTB - Harper Collins 9/2019)

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vor einer Stunde schrieb Christa:

 Am liebsten sind mir Romane, die Vorteile des Films-nämlich den visuellen und akustischen Reizen-aus Wörtern in Handlung und Beschreibung umsetzen können.

Das ist genau das, was ich meine: Bücher, die wie Filme funktionieren. Wenn es gut gemacht wird, gewiss ein Lesevergnügen. Aber eben nichts, was nur ein Buch kann. 

Nach „Lehrmeinung“ funktioniert es so : Ich beschreibe eine Szene mit konkreter Handlung, gestallte lebendige Figuren, halte mich an show, don‘t tell … um bei der Leserin bestimmte Emotionen hervorzurufen. Aber geht das auch anders? Ich schreibe z.B. gerne aus der Perspektive der allwissenden Erzählerin, was ein wenig aus der Mode gekommen zu sein scheint, aber interessante Möglichkeiten bietet. Ich muss z.B, nicht durch Handlung zeigen, was ein Protagonist eigentlich will (obwohl er das Gegenteil tut), sondern kann es einfach direkt sagen. Das spielt natürlich auch mit der Erwartung der Lesenden, die diese Direktheit nicht mehr gewohnt sind.

Ich frage mich gerade, ob dieses show dont tell nicht vor allem aus dem Film kommt. Dazu fällt mir eine Szene aus der Neuverfilmung von Krieg der Welten mit Tom Cruise ein. Der Horror, den diese Aliens  verbreiten, wird nicht direkt gezeigt. Die Zuschauerin sieht nur das Gesicht der kleinen Tochter, und DAS sagt alles.

Komm wir essen Opa.

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vor 42 Minuten schrieb MariaP:

Das ist genau das, was ich meine: Bücher, die wie Filme funktionieren. Wenn es gut gemacht wird, gewiss ein Lesevergnügen. Aber eben nichts, was nur ein Buch kann. 

Nach „Lehrmeinung“ funktioniert es so : Ich beschreibe eine Szene mit konkreter Handlung, gestallte lebendige Figuren, halte mich an show, don‘t tell … um bei der Leserin bestimmte Emotionen hervorzurufen. Aber geht das auch anders? Ich schreibe z.B. gerne aus der Perspektive der allwissenden Erzählerin, was ein wenig aus der Mode gekommen zu sein scheint, aber interessante Möglichkeiten bietet. Ich muss z.B, nicht durch Handlung zeigen, was ein Protagonist eigentlich will (obwohl er das Gegenteil tut), sondern kann es einfach direkt sagen. Das spielt natürlich auch mit der Erwartung der Lesenden, die diese Direktheit nicht mehr gewohnt sind.

Ich frage mich gerade, ob dieses show dont tell nicht vor allem aus dem Film kommt. Dazu fällt mir eine Szene aus der Neuverfilmung von Krieg der Welten mit Tom Cruise ein. Der Horror, den diese Aliens  verbreiten, wird nicht direkt gezeigt. Die Zuschauerin sieht nur das Gesicht der kleinen Tochter, und DAS sagt alles.

Dieses "Show don`t tell hat vielleicht etwas mit dem Aufkommen der Filme zu tun, allerdings hat Sol Stein das ja viel, viel später geschrieben, nachdem schon jahrzehntelang das Kino gang und gäbe war. Ihm ging es darum, zu zeigen statt zu erklären und zu behaupten. Also in dem Film mit Tom Cruise (kenne ich leider nicht) zeigt es die Gefühle dieser kleinen Tochter, statt das Grauen zu zeigen. Das ist aber auch nicht show don`t tell, sondern die Perspektive. In meinen Lektoraten wurde ich auch an manchen Stellen auf show d.t. hingewiesen, das Prinzip hat also in der Buchbranche Einzug gehalten. Ich bezweifle aber, dass man damit allein bestimmte Emotionen einfach so hervorrufen kann. Was ich meinte, war auch nicht show don`t tell, von dem ich mit der Zeit etwas abgekommen bin. Emotionen kannst du bestimmt auch mit der Stimme einer allwissenden Erzählerin hervorrrufen. In einem guten Text sehe, höre und rieche ich gern bestimmte Dinge, das sind sinnliche Elemente, die den Roman bunter und lebendiger machen. Ja, so ein bisschen Kopfkino natürlich auch.;)

Zur Zeit lese ich abwechslungshalber einige Klassiker, momentan "Väter und Söhne" von Turgenjew. Diese Charaktere sind einfach umwerfend beschrieben, dazu sieht und hört man einiges, schmeckt den Wein, spürt die Konflkte, leidet und freut sich mit den Figuren. War zunächst gewöhnungsbedürftig, denn immer ist wieder der allwissende Erzähler da, die Perspektiven wechseln ständig. Und doch ist es ungemein spannend, weil es auch immer wieder um große Fragen geht wie zum Beispiel Liebesfähigkeit oder die Stellung des Menschen in der Gesellschaft. Diese "alten" Methoden locken heute sicher nur wenige hinter dem Ofen hervor. Aber ein paar Dinge kann man ruhig daraus übernehmen, denke ich.

Bearbeitet von Christa
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vor 8 Stunden schrieb Sebastian Niedlich:

Der fundamentale Unterschied zwischen Buch und Film ist der, dass Bücher über innere Konflikte /Anschauungen / Denkprozesse berichten können, während Filme das nur tun können, indem sie entweder eine Möglichkeit finden das zu visualisieren (was in den meisten Fällen nicht klappt) oder sich literarischer Mittel bedienen (Voice-Over).

Ich würde den Unterschied hier nicht zu groß machen. Filme können diese Prozesse auch sehr gut darstellen, wenn sie es denn wollen. Ich denke da z.B. an Doris Dörries "Kirschblüten - Hanami", ein wunderbar ruhiger Film, der eine große innere Wandlung in langsamen Schritten erzählt.

Es kommt darauf an, was man erzählen will. Bei - für mich - guten Filmen ist "höher, schneller, weiter" durch "tiefer" ersetzt. Ein Beispiel ist "Dead Man Walking". Da passiert nicht viel - eine Sozialarbeiterin besucht einen zu Tode Verurteilten in der Todeszelle und versucht, das Todesurteil abzuwenden. Hin und wieder wird das Verbrechen gezeigt, immer in der Version, in der der Täter es gerade erzählt, der sich davon reinzuwaschen versucht. Das ist die einzige "Action", die es in dem Film gibt. Am Ende kommt raus, er war's, und es war genauso niederträchtig, wie die Verwandten der Opfer und der Richter es beschreiben, das Todesurteil wird nicht revidiert, sondern vollstreckt. Für mich einer der intensivsten Filme, die ich gesehen habe.

Ein Synonym für "tief" ist für mich also "intensiv". Ein intensives Buch wie ein intensiver Film berührt mich im Innersten. Wie Sabine schreibt, stößt dabei etwas vom Film/Buch in mir auf eine Resonanz, und das ist stets emotional. Es gibt auch Filme, die mich geistig fordern, die brillant sind, wo es ein intellektuelles Vergnügen ist, sie zu sehen. Aber sie berühren mich nicht auf die Weise, wie oben genannte Filme es tun. Wenn ich einen Film in ein Buch übersetzen wollte - vice versa ein Buch in einen Film - würde ich deshalb nach den zugrundeliegenden Emotionen suchen und überlegen, wie ich die rüberbringen kann. 

Bearbeitet von KerstinH
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vor 4 Stunden schrieb Beate K.:

Ich erinnere mich noch an ein uraltes Buch aus der DDR, in dem eine Frau ein Wochenende lang allein überlegt, ob sie eine angebotene Stelle annehmen soll, und dabei über ihr Leben nachdenkt - da ich das noch weiß muss es mich sehr beeindruckt haben. Da passiert eigentlich gar nichts, heute würde jeder Autorenberater "das geht so nicht" sagen. ;) Den Titel weiß ich leider nicht mehr genau, ich gucke mal nachher, ob ich es finde.

Es ist "Frau am Fenster" von Helfried Schreiter.

Man gräbt keine goldenen Halsbänder aus dem Boden. (John Vorhaus "Handwerk Humor")

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Zwei Beispiele für sehr gelungene Adaptionen, bei denen die Filme die Bücher weit übertreffen, sind für mich die relativ zeitnah erschienenen Verfilmungen von "Fight Club" und "Starship Troopers".

Ich habe beide Romane gelesen, nachdem ich die Filme gesehen hatte, und war von beiden Büchern enttäuscht. "Starship Troopers" war sehr zäh geschrieben, obwohl die inhaltliche politische Diskussion durchaus faszinierend war.

"Fight Club" hat einen sehr gewöhnungsbedürftigen Erzählstil, der vielen gefallen hat, aber es war nicht so ganz mein Ding. Mit der Erzählstimme konnte ich nichts anfangen. Interessanterweise erfüllt der Roman für mich die Kriterien der 'Heldinnenreise' der in einem anderen Thema ('Schreibratgeber für Anfängerinnen gesucht') angesprochen wurde: Die Hauptfigur findet Gemeinschaft und Verbindung (den Fight Club) und hält ihr Netzwerk bis zum Schluss intakt. 

In der Verfilmung von "Fight Club" ist es hingegen so, dass der Schluss geändert wurde, so dass die Hauptfigur sich selbst aufopfert um den Fight Club zu zerstören. Durch den geänderten Schluss wird der Film somit eher zu einer klassischen Heldenreise, was vielleicht den Hollywood-Konventionen der damaligen Zeit entspricht. 
Bis auf diesen Unterschied ist die Verfilmung allerdings sehr originalgetreu: Er bedient sich sich stellenweise eines Voiceovers, der teils komplette Absätze aus dem Buch wortwörtlich zitiert, und zeigt viele Szenen aus dem Roman auf sehr detaillierte Weise.

Der Film "Starship Troopers" von Paul Verhoeven hat hingegen von der Handlung und der Umsetzung her mit dem Buch wenig gemeinsam und ist für mich keine Verfilmung, sondern ein gutes Beispiel für die filmische Interpretation eines Buches: Das Set-Design des Films fängt die faschistoide Idee des Buchs perfekt ein, ohne sie zu verherrlichen. Im Gegenteil, es gelingt dem Film, die im Roman ernsthaft behandelten Vorzüge des Militarismus in eine Satire umzuwandeln, ohne ein einziges mahnendes Wort oder einen erhobenen Zeigefinger. Verhoeven bediente sich bei der Verfilmung an Leni Riefenstahl's Propaganda-Ästhetik des 3. Reichs und verwandelte die im Roman durchaus ernst gemeinten autoritären Ideale durch filmische Mittel in eine subtile Faschismus-Kritik. Vielleicht war er dabei zu subtil, denn der Film wurde bei seiner Veröffentlichung 1997 oft missverstanden, weil er zu ernst genommen wurde. Im Nachhinein habe ich aber den Eindruck, dass der Film seiner Zeit vorraus war, denn die Botschaft der Militarismus-Satire wird aus heutiger Sicht nach dem 'War on Terror' Zeitalter ab 2001 in einem neuen Licht gesehen und in diesem Kontext sehr viel besser verstanden als 1997.

Bearbeitet von AlexanderW
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Am 15.7.2022 um 10:19 schrieb Sebastian Niedlich:

Bestimmte Genres sind eher visuell, denke ich. Superheldenfilme beispielsweise. Auch wenn ich selber eine - recht gute, meine ich - Idee für so etwas hätte, glaube ich nicht, dass die als Buch wirklich wirken würde, weil es einfach einen anderen Eindruck macht, wenn man sieht, wie z.B., Superman ins All fliegt und über der Erde schwebt, als wenn man darüber liest.

Sorry, Sebastian, dass meine Zitate und Widersprüche immer dich treffen ;), aber ich hatte das Eingangsposting ja geschrieben, weil mich die Verwandtschaft zwischen Buch und Film sowie die Umsetzung des einen ins andere interessiert. Insofern ist mein Widersprechen lediglich Ergebnis der Frage, ob es nicht doch anders bzw. möglich wäre.

Und ich denke, ja. Denn sonst würden Fantasy-Romane nicht funktionieren, die sind schließlich voll von Abenteuern in den aberwitzigsten Welten. Die Beschreibung müsste dergestalt sein, dass die Bilder nicht auf der Leinwand, sondern vor dem inneren Auge der Leser:innen und die Gefühle in deren Herzen, Mägen, Hosen oder wo auch immer entstehen. Harry Potter hat es mit seinem Hype ja gezeigt, dass Bücher mit (Super)Heldenthematiken sehr gut laufen können (aber nicht nur der).

Die Frage wäre für mich bei deinem Beispiel daher eher, mit welchen Mitteln man leseunwillige oder -ungewohnte Rezipient:innen doch noch ans Buch kriegt, u.a. also, wie man die visuellen Bilder wirklich gekonnt in imaginäre „übersetzt“. Aber da ist sicher noch mehr im Spiel, eine Eins-zu-eins-Übersetzung allein funktioniert hier m.E. nicht.

Bearbeitet von KerstinH
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Vielleicht habe ich es übersehen, dann sorry für die Wiederholung. Aber einen großen Unterschied sollten wir noch erwähnen.

Ein Buch kann man zuklappen, wenn man keine Lust oder Zeit mehr hat weiterzulesen, und später an derselben Stelle den Faden wieder aufnehmen.
Beim einem Film ist das schwierig und selbst bei einer DVD, wo es technisch möglich ist, ist der Effekt ein anderer. Auch ist das Zurückblättern beim Buch einfacher als bei einem Film/DVD.

Mir gefallen Bücher am besten, die auf verschiedenen Ebenen unterschiedliche Geschichten erzählen. Beim Film dominiert die Handlungsebene, eine Folge der Verkürzung möglicherweise. Aber um tiefere Ebenen eines Buches zu entdecken, muss man mitdenken. Dafür bietet ein Film nicht die Zeit.

Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung? 20 000 Milen unter dem Meer von Jules Verne hat mir als Film mit Omar Sahrif um Klassen besser gefallen.

Liebe Grüße
Wolf

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vor 8 Stunden schrieb Wolf:

Vielleicht habe ich es übersehen, dann sorry für die Wiederholung. Aber einen großen Unterschied sollten wir noch erwähnen.

Ein Buch kann man zuklappen, wenn man keine Lust oder Zeit mehr hat weiterzulesen, und später an derselben Stelle den Faden wieder aufnehmen.
Beim einem Film ist das schwierig und selbst bei einer DVD, wo es technisch möglich ist, ist der Effekt ein anderer. Auch ist das Zurückblättern beim Buch einfacher als bei einem Film/DVD.

Mir gefallen Bücher am besten, die auf verschiedenen Ebenen unterschiedliche Geschichten erzählen. Beim Film dominiert die Handlungsebene, eine Folge der Verkürzung möglicherweise. Aber um tiefere Ebenen eines Buches zu entdecken, muss man mitdenken. Dafür bietet ein Film nicht die Zeit.

Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung? 20 000 Milen unter dem Meer von Jules Verne hat mir als Film mit Omar Sahrif um Klassen besser gefallen.

Liebe Grüße
Wolf

Das hatte ich angedeutet (man kann woanders hingehen, zum Beispiel um sich in der Küche etwas zu holen, auf Toilette gehen usw., oder es kommt ein Telefonanruf dazwischen.

Das mit der Verkürzung war für mich ganz klar beim "Namen der Rose" und beim "Herrn der Ringe". Im Namen der Rose gibt es philosopische Dialoge, die in einem Film sicher ermüdend wären. Und von Jules Verne habe ich kürzlich den Film "In 80 Tagen um die Welt" gesehen, der mich durch die extrem schönen Bilder und die Schauspieler hoch erfreut hat! Das Buch hatte ich vor langer Zeit gelesen, aber es hatte sicher wenig von der Ausstrahlung dieses Films.

Bearbeitet von Christa
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Sebastian Niedlich
vor 16 Stunden schrieb Wolf:

Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung? 20 000 Milen unter dem Meer von Jules Verne hat mir als Film mit Omar Sahrif um Klassen besser gefallen.

Kleine Nerd-Korrektur:
Omar Sharif hat Nemo lediglich in einer Verfilmung von "Die geheimnisvolle Insel" gespielt. Vielleicht hat dir das so gut gefallen, weil die Geschichte eine ganz andere war? ;)

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Ab und an habe ich die Möglichkeit meine "schauspielerischen Fähigkeiten" als Komparsin unter Beweis zu stellen. Und bei einem Märchendreh, vor ein paar Jahren kam in der Mittagspause genau dieses Thema auf, weil ich und viele andere feststellten, dass einige Szenen aus diesem Märchen völlig anders waren, als das im Original der Fall ist.  Der Regisseur, der unsere Diskussion mitbekam, Gesellte sich freundlicherweise zu uns.  Und er erklärte diese Buch/Film Unterschiede so: Wichtig bei einer Romanverfilmung ist, dass der rote Faden der Geschichte erhalten bleibt.  So bald für einen Roman die Filmrechte verkauft wurden, nimmt sich ein Drehbuchautor den Stoff vor. Einige arbeiten dabei sehr eng mit dem/der Autor/in zusammen und andere eben nicht. Fakt sei aber, dass jeder Drehbuchautor der Story seinen eigenen Stempel aufdrückt. Eine Romanverfilmung hangelt sich lediglich am Buch entlang. Anders würde es gar nicht gehen, weil es aus dramaturgischen Gründen gar nicht Möglich sei 1 zu 1 zu verfilmen. Das beste Beispiel seien die Harry Potter Verfilmungen, in denen es trotz enger Zusammenarbeit, mit der Autorin, Szenen gibt, die total umgeschrieben wurden. Die also in den Büchern völlig anders sind. Beispiel: Das Diantuskraut in HP Teil 4, welches Harry ermöglicht unter Wasser zu atmen. Dieses Kraut bekommt er laut Buch von Dobby. Der stielt es nämlich aus Snape `s  Vorratskammer. Im Film aber ist es Neville, der es ihm gibt.  Es war wohl aus dramaturgischen Gründen so die beste Lösung.
Ich persönlich denke, dass man beide Medien vollkommen trennen muss. Und sich bei jeder Romanverfilmung immer wieder vor Augen führen sollte, dass der Roman wirklich nur als Vorlage, für den Film genutzt wird. Als Autor/in gibst du dein Baby weg, wenn eine Produktionsfirma Interesse am Stoff hat. Du wirst sicher gut bezahlt, aber du solltest dir bewusst machen, dass die Geschichte durch die Mangel gedreht wird.

 

Ich weiß nicht, ob das alles tatsächlich immer so krass passiert. Aber ich bin nicht wirklich abgeneigt, es zu glauben.  ;-)

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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vor 1 Stunde schrieb Nati:

Anders würde es gar nicht gehen, weil es aus dramaturgischen Gründen gar nicht Möglich sei 1 zu 1 zu verfilmen. Das beste Beispiel seien die Harry Potter Verfilmungen, in denen es trotz enger Zusammenarbeit, mit der Autorin, Szenen gibt, die total umgeschrieben wurden. Die also in den Büchern völlig anders sind. Beispiel: Das Diantuskraut in HP Teil 4, welches Harry ermöglicht unter Wasser zu atmen. Dieses Kraut bekommt er laut Buch von Dobby. Der stielt es nämlich aus Snape `s  Vorratskammer. Im Film aber ist es Neville, der es ihm gibt.  Es war wohl aus dramaturgischen Gründen so die beste Lösung.

Ich könnte mir vorstellen, dass das hier geschah, weil man zum Zeitpunkt der Verfilmung des vierten Bandes nun schon wusste, welche Rolle Neville später einnehmen würde, die Bücher waren ja schon da. Vielleicht hätte Rowling im Nachhinein auch lieber Neville das Kraut besorgen lassen?

Ansonsten, spannend, was du berichtest. Ich habe eine Freundin, die in ihrer Freizeit auch manchmal als Komparsin arbeitet. Die erzählt auch oft interessante Sachen.

Bearbeitet von KerstinH
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vor 3 Stunden schrieb Nati:

Als Autor/in gibst du dein Baby weg, wenn eine Produktionsfirma Interesse am Stoff hat. Du wirst sicher gut bezahlt, aber du solltest dir bewusst machen, dass die Geschichte durch die Mangel gedreht wird.

Das hängt alleine davon ab, was verhandelt wird. 

Drehbuchautoren haben in der Regel immer das Problem, z. B. eine 400-seitige Romanvorlage in 90 Minuten pressen zu müssen. Das bedeutet rein quantitativ eine Quadratur des Kreises. Deshalb müssen sie zwangsläufig Handlungsstränge kappen, Figuren fusionieren, Szenen streichen, Dialoge auf den Punkt bringen und kostenintensive Schauplätze ("Köln brennt, der Rhein trifft über die Ufer") zu streichen bzw. durch günstigere Motive zu ersetzen und Vieles mehr.

Es folgt nach der 1. Drehbuchfassung hundertprozentig das Gejammer aus allen Departments, Regie, Kamera, Schauspieler, Redaktion, Verleih, Geliebte des Intendanten sagen;: das und das war aber meine absolute Lieblingsszene, warum ist denn rausgeflogen? etc.

Und der Produzent sagt: hey, Emma Watson findet, sie hat zu wenig Text, sie findet, Hermine wirkt irgendwie so zweidimensional, nimm' bitte 2 Szenen mit ihr wieder rein.
Und welche?
Günstige.
Ah ja, und was soll ich im Gegenzug streichen?
Nimm doch diesen blöden Hauself raus.
Aber Harry braucht doch das Kraut.
Welches?
Das, mit dem er unter Wasser atmen kann.
(Produzent blickt auf Honorarliste): Nimm' Neville.
Und woher soll der das Kraut haben?
DU bist der Autor, mach' Deinen Job und erfinde was.

Ob bei solch massiven Eingriffen (s.o.) ein Harry Potter das Kraut nun von Dobby oder Neville hat, ist da in den Augen der Macher letztlich unerheblich, Hauptsache, er kann unter Wasser atmen, denn das ist der Pay-Off, um den es hier geht  (außerdem ist Dobby animiert, Neville nicht, vielleicht war das zu dem Zeitpunkt noch günstiger, den Darsteller zu nehmen, statt sich VFX zu leisten).

Romanautoren können übrigens sehr wohl ein gewichtiges Wort mitreden, wenn sie das denn verhandeln (lassen). Wenn ihnen egal ist, was aus ihrem Roman wird (oder häufiger: ihnen eine nicht adäquate Verfilmung wichtiger ist als gar keine), dann freut sich die Produktionsfirma, denn dann gibt es kein Problem.

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vor einer Stunde schrieb Holger:

Romanautoren können übrigens sehr wohl ein gewichtiges Wort mitreden, wenn sie das denn verhandeln (lassen). Wenn ihnen egal ist, was aus ihrem Roman wird (oder häufiger: ihnen eine nicht adäquate Verfilmung wichtiger ist als gar keine), dann freut sich die Produktionsfirma, denn dann gibt es kein Problem.

Ich glaube ja nicht wirklich, dass es Autoren gibt, denen das wurscht ist.  Vielmehr denke ich, dass es für Verhandlungen schon wichtig ist, wie bekannt ein Autor ist. 

Ich zitiere mich mal selber:

Ich weiß nicht, ob das alles tatsächlich immer so krass passiert.

 

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