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AngelikaD

Der erste Satz

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Bei den vielen Beispielen für gute erste Sätze, auch denen in dem Altthread, wo ich mich bereits beteiligt hatte, wird mir klar, dss mir nichts klar ist.

Denn: Die Hälfte der Beispiele finde ich belanglos, ein ungefähr weiteres Viertel finde ich gut bis brauchbar,  aber nur so zehn oder fünfzehn Prozent find ich "echt stark". ;D
Das bringt mich zum Nachdenken, was mich denn überhaupt berührt, denn dass mein persönlicher Geschmack kein Qualitätsurteil sein kann, dürfte klar sein.

Wenn es dem ersten Satz gelingt, eine Stimmung in mir zu erzeugen, ist es jedes Mal ein Treffer. Dann die, die mich in die Geschichte ziehen, was aber bedeutet, dass es keine guten Sätze per se für mich gibt, weil mich nicht jedes Genre interessiert. Und ein Satz, dessen Bedeutung sich mir erst erschließt, wenn ich den Roman gelesen habe, gehört ans Ende, nicht an den Anfang. (Das war frech, gell?)

Was mir an diesem Thread so gefällt und was bei seinem Vorgänger nicht geschehen ist, sind die neuen Gedanken und Überlegungen, die sich für mich ergeben haben. Deshalb: Danke an alle hier.

Liebe Grüße
Wolf

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vor 1 Stunde schrieb Wolf:

Und ein Satz, dessen Bedeutung sich mir erst erschließt, wenn ich den Roman gelesen habe, gehört ans Ende, nicht an den Anfang. (Das war frech, gell?)

Nicht unbedingt (ans Ende). „The Sixth Sense“ erklärt sich z.B. erst vom Ende her, aber man genießt als Zuschauer am Ende die Erkenntnis, so genial hereingelegt worden zu sein und schaut den Film (mindestens) noch einmal an, jetzt aber unter handwerklichen Gesichtspunkten (und genießt auch das).

Wie Dirk schrieb, ist es vom Genre bzw. der Unterscheidung E- vs. U-Literatur abhängig. E schreit einfach danach, mehrfach gelesen zu werden, und jedes Mal möchte man was Neues entdecken - und wenn es „nur“ geniale erste Sätze wären, die sich erst vom Ende her erklären.

Supergenial wird es natürlich, wenn man U und E so meisterhaft zu mischen versteht, wie es Umberto Eco in „Der Name der Rose“ gelungen ist, wo man sowohl als E- als auch als U-Leser auf seine Kosten kommt, und zwar auf jeder Ebene doppelt und dreifach.

Bearbeitet von KerstinH
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vor 8 Stunden schrieb Christa:

Das hat übrigens einen doppelten positiven Aspekt: Wenn man Absätze am Anfang streicht, um den besten ersten Satz heruszufiltern, hat man gleichzeitig den idealen Zeitpunkt für den Einstieg in die Geschichte. Mir ist es öfter passiert, dass mir Lektorínnen oder Testleser empfahlen, später in die Geschichte einzusteigen. Das Gleiche gilt für den besten letzten Satz. Immer die Frage: Wann ist der beste Zeitpunkt, in die Geschichte ein- und auszusteigen? Manchmal kann auch der erste Satz stehenbleiben, und dann streicht man einen Absatz oder mehrere.

Ich habe bei einem Roman mal die ersten drei Kapitel gestrichen … ;D

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vor 4 Stunden schrieb KerstinH:

Wie Dirk schrieb, ist es vom Genre bzw. der Unterscheidung E- vs. U-Literatur abhängig. E schreit einfach danach, mehrfach gelesen zu werden, und jedes Mal möchte man was Neues entdecken - und wenn es „nur“ geniale erste Sätze wären, die sich erst vom Ende her erklären.

Genau. Das muss einem beim Thema "erste Sätze" klar sein: dass es da (mindestens) zwei verschiedene Sichtweisen gibt. Ein Satz, der zwar am Anfang steht, dessen Sinnhaftigkeit sich aber erst am Schluss erschließt (und auch nur vielleicht), kann nicht gleichzeitig geeignet sein, einen in die Geschichte hineinzuziehen. Sprich: Er steht aus anderen Gründen "zu Recht" am Anfang als der gelungene erste Satz eines Thrillers, eines romantischen Dramas oder dergleichen.

(Unter anderem solche Beobachtungen waren es, die mich nach langer, meiner Jugend geschuldeter Rebellion dagegen schließlich doch zu der Einsicht brachten, dass E und U in der Tat verschieden sind … aber das ist ein anderes Thema und soll ein andermal diskutiert werden. Oder auch nicht.)

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vor 5 Stunden schrieb KerstinH:

Supergenial wird es natürlich, wenn man U und E so meisterhaft zu mischen versteht, wie es Umberto Eco in „Der Name der Rose“ gelungen ist, wo man sowohl als E- als auch als U-Leser auf seine Kosten kommt, und zwar auf jeder Ebene doppelt und dreifach.

Das Buch habe ich mindestens zweimal gelesen und bestimmt dreimal den Film gesehen. Da ich das Buch leider nicht habe (muss es mir mal wieder besorgen), weil ich es aus der Bücherei ausgeliehen hatte, habe ich noch mal nach dem ersten Satz geguckt. "Am 16. August 1968 fiel mir ein Buch aus der Feder eines gewissen Abbé Vallet in die Hände: le manuscript de Dom Adson de Melk .."

Am Ende taucht dieser Erzähler noch einmal auf, wenn ich mich richtig erinnere.

 

vor 1 Stunde schrieb AndreasE:

Ich habe bei einem Roman mal die ersten drei Kapitel gestrichen … ;D

...und ich die letzten zwei Kapitel eines Romans, nachdem der Lektor und ich feststellen mussten, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu schreiben ...:-/

Bearbeitet von Christa
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vor 18 Stunden schrieb Christa:

...und ich die letzten zwei Kapitel eines Romans, nachdem der Lektor und ich feststellen mussten, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu schreiben ...:-/

Ging's einem gewissen Herrn Tolkien nicht auch mal so ähnlich …? :s21 Du bist also in bester Gesellschaft.

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Ich habe gerade einen neuen Krimi von Dick Francis angefangen. Der erste Satz:

Ich hatte einen Auftrag angenommen, der von vier anderen Autoren bereits abgelehnt worden war, doch war ich damals ziemlich hungrig.

;D

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Ich weiß noch, dass bei meinem Debüt der erste Satz ursprünglich lautete: "Entschuldigen Sie bitte, Sie liegen auf meinem Schwein."

Und kurz bevor der Roman in den Satz ging, hat meine Lektorin mich noch um einen spontanen Prolog gebeten - der erste Satz verschob sich dann recht weit nach hinten ;-)


Leonie Werdenfels: Liebeszauber am Chiemsee (Harper Collins 4/2023)
Sabrina Sonntag: Apfelglück am See (Harper Collins 4/2022) Unser Sommerblau für immer (Harper Collins 5/2021) Schwein gehabt, sagt die Liebe (MTB - Harper Collins 9/2019)

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Dankeschön :s18


Leonie Werdenfels: Liebeszauber am Chiemsee (Harper Collins 4/2023)
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