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AngelikaD

Der erste Satz

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Wie lange schraubt ihr an eurem allerersten Satz eines Manuskrips herum? Gibt es welche, auf die ihr besonders stolz seid oder solche, die ihr jetzt im Rückblick nochmal ändern würdet?

Ich habe heute in einem Newsletter dieses Video zugeschickt bekommen über "awful first lines"

 

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Sebastian Niedlich

Tolles Thema!

Ich bin einer der Verfechter von tollen ersten Sätzen. Mir gelingt das auch nicht immer, weil man manchmal eben mit einer Beschreibung anfangen muss, aber eigentlich bemühe ich mich zumindest in den ersten paar Sätzen klar zu machen, um was es geht und wie der Tonfall ist.

Beispiele:

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens: "Es hat etwas seltsam Beruhigendes zu wissen, dass ich in Kürze sterben werde."
Der Tod ist schwer zu überleben: "Sterben hat etwas von einem Zahnarztbesuch: Man weiß, dass man das irgendwann mal machen muss, aber Spaß hat man daran nicht."

 

Bei meinem Buch "Und Gott sprach: Es werde Jonas" beginne ich das Buch mit Zitaten. Da ist es also nicht der erste Satz, der den Ton angibt, sondern die Gesamtheit des Zitatblocks.

»Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe: Es war sehr gut.«
1. Mose 1.31

»Selbstverständlich war es gut. Schließlich hab ich es ja gemacht.«
Gott

Mein neuestes Projekt hat bislang folgenden einleitenden Satz: "Man kann davon ausgehen, dass einem die Arbeit nicht mehr gefällt, wenn man morgens schon hofft, von einem Auto angefahren zu werden, um ein wenig Zeit im Krankenhaus verbringen zu können."

Also ich finde erste Sätze oder zumindest erste Absätze wirklich wichtig.

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Ich finde erste Sätze sehr wichtig, habe aber festgestellt, dass es mich wahnsinnig blockiert, wenn ich daran zu lange herumschraube. Dann verliere ich mich in Perfektionismus und schreibe hinterher nichts ... Deshalb nehme ich dann was, was sich stimmig anfühlt. Ich bin ja ein großer Freund davon, den Leser gleich mitten ins Geschehen zu werfen. Ein erster Satz muss neugierig machen und zum Weiterlesen animieren. 

Ich mag z.B. den ersten Satz meines Buches sehr, das Ende des Monats erscheint. Der lautet wie folgt: 

Vielleicht sollte er sich einfach einen Porno anmachen.

Ich glaub, damit rechnet man nicht ;D Es geht um einen erfolgsverwöhnten Hollywoodschauspieler, der es sich mit seinem Koks vor dem Fernseher gemütlich macht, während seine Frau auf einer Premierenparty ist, und dann erschossen wird. 

Zitate sind aber auch immer gut, ich stelle mittlerweile immer ein Zitat voran, das das Buch charakterisiert. 

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Warum soll der erste Satz ungewöhnlich gut sein? Viel wichtiger ist doch, jedenfalls nach meinem Dafürhalten, dass der erste Satz das widerspiegelt, was mich im Text erwartet. Die Wirkung eines herausragenden ersten Satzes ist oft nur ein Knallbonbon und verpufft schnell, wenn danach nur noch Makulatur folgt. 

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Ich glaube, dass ich einige Zeit lang die Bedeutung von ersten Sätzen und Absätzen überbewertet habe. Dabei erinnere ich mich sehr gut daran, wie ich immer an den ersten Sätzen  lange herumgeschraubt habe, besonders wenn sie als Leseproben an Verlage oder Agenturen gehen sollten. Und natürlich glaube ich auch noch jetzt daran, dass der Romananfang eine Art Vistenkarte darstellt. Daneben fand ich es immer reizvoll, gute oder geniale erste Sätze anzuschauen und zu diskutieren.

Inzwischen habe ich aber meine Meinung geändert. Zu oft ist es mir passiert, dass ich ein Buch nach den ersten Sätzen oder der Leseprobe gekauft habe und das anfängliche "Versprechen an den Leser" dann im Sande verlief. In dem Fall musste ich das E-Book zurück- oder das Printbuch weitergeben. Die Moral für mich aus der Geschicht: Wenn man großen Wert auf diese Visitenkarte legt, sollte ebenso große Sorgfalt auch auf den übrigen Inhalt gelegt werden.

Nur ein Beispiel: Manche Krimis (auch Regionalkrimis"), die ich gelesen habe, fangen oft mit einer sehr spannenden Szene an, danach flacht das dann koninuierlich ab.

Bearbeitet von Christa
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Also, als Leser bin ich immer sehr dankbar für gute erste Sätze, in Romanen und noch mehr in Kurzgeschichten. Aber was IST ein guter erster Satz? Nicht unbedingt einer, den man sich gerahmt über den Schreibtisch hängen, auf T-Shirts oder Teetassen drucken oder in Zitatesammlungen aufnehmen würde, das muss gar nicht sein. Es reicht, wenn der erste Satz

a) neugierig macht, wie es weitergeht und

b) wenigstens umrisshaft andeutet, worum es im Folgenden gehen wird. 

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vor 42 Minuten schrieb AndreasE:

Das Video finde ich übrigens "awful" – ich hab's nach der Hä#lfte ausgeschaltet.

Ich habs nach den ersten Worten ausgeschaltet.

 

vor 43 Minuten schrieb AndreasE:

a) neugierig macht, wie es weitergeht und

b) wenigstens umrisshaft andeutet, worum es im Folgenden gehen wird. 

Ja, unbedingt, dabei bleibt es auch. Ist eine wichtige Einstiegshilfe. Umso enttäuschter bin ich, wenn das, was mich neugierig gemacht hat, nicht eintrifft.Die wirklich besten Bücher, die ich gelesen habe, entsprachen voll dem, was anfangs umrisshaft angedeutet wurde.

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vor 1 Stunde schrieb AndreasE:

a) neugierig macht, wie es weitergeht und

b) wenigstens umrisshaft andeutet, worum es im Folgenden gehen wird. 

Genau so sehe ich das auch.

Vor ein paar Jahren gab es mal auf der Leipziger Buchmesse einen Contest, da traten jeweils drei Bücher gegeneinander an. In der ersten Runde wurde von allen dreien jeweils der erste Satz vorgelesen. Die Zuhörer entschieden sich dann für zwei Bücher, von denen sie auch den zweiten Satz hören wollten. In der nächsten Runde wurden dann die jeweils zweiten Sätze vorgelesen. Und das Buch, von dem sie auch noch den dritten Satz hören wollten, hat dann gewonnen.
Seitdem frage ich mich bei meinen Romanen immer, ob der Leser nach dem ersten Satz zwangsläufig auch den zweiten Satz lesen muss und dann den dritten. Ich werfe also im ersten Satz bewusst eine Frage auf, die den Leser neugierig auf den nächsten Satz macht, und so weiter.
 

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Meine Anfänge sind immer Anfänge zum Warmschreiben oder dienen meinem Kennenlernen einer Figur. Über den Anfang der Geschichte entscheide ich oft erst, wenn ich schon ein Viertel des Textes stehen habe. Deshalb brauche ich mir auch nie lange für den ersten Satz den Kopf zu zerbrechen.

Und später? Die Fixierung auf den ersten Satz halte ich für überflüssig. Die besondere Bedeutung des Anfangs allerdings ist eine andere Sache. Manchmal ist es der zweite Satz, der zählt oder die Kombination der ersten beiden Sätze.

Als Leser schätze ich den ersten Satz.
Den ersten Satz aus Magier der Erdsee von Ursula LeGuin habe ich nie ins Deutsche übersetzen können, obwohl er doch ganz einfach war. Meist bekam ich den Satzrhythmus nicht hin.

Auf jeden Fall kann man mit ersten Sätzen wundervoll spielen. Allein deshalb haben sie schon ihre Berechtigung, beachtet zu werden.

Liebe Grüße
Wolf

 

 

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Der erste Satz des Romans muss ja nicht der erste Satz sein, den man überhaupt daran schreibt. Joyce Carol Oates z.B. sagt, sie schreibe den Anfang ohnehin nochmal neu, sobald sie das ganze Manuskript zu Ende gebracht hat. 

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„Nein, nein, nein!“, schrie Lucy.

Das war der erste Satz der Geschichte, den ich schrieb. Er blieb und gefällt mir immer noch gut.

Ist auch effektiv bei Lesungen aus Eine Tüte grüner Wind: Nach den (sehr) laut gelesenen ersten drei Worten sind alle im Publikum hellwach. ;)

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Als Leser ist mein liebster erster Satz der aus Sebastian Fitzeks erstem Buch "Die Therapie":

"Als die halbe Stunde verstrichen war, wusste er, dass er seine Tochter nie wiedersehen würde."

Find ich mega. :)

 

 

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vor 39 Minuten schrieb MichaelT:

Als Leser ist mein liebster erster Satz der aus Sebastian Fitzeks erstem Buch "Die Therapie":

"Als die halbe Stunde verstrichen war, wusste er, dass er seine Tochter nie wiedersehen würde."

Find ich mega.

An den Satz erinnere ich mich sehr gut, hat mich auch reingezogen, und das Buch hat sein Versprechen voll erfüllt. Nach meiner Erinnerung hat Fitzek diesen Anfang so erklärt, dass ihm die Idee bei einem Arztbesuch kam, als seine Frau ewig nicht aus dem Behandlungszimmer zurückkam. Insofern können authentische Anfänge sehr reizvoll sein!

Es gibt auch Anfänge, die nicht so reinhauen, bei denen man erst zögert und dann doch gefangen ist. Beispiel: "Das fnstere Tal" von Thomas Willman, das auch verfilmt wurde:

"Als der Fremde mit seinem Maultier das Hochtal erreichte, lag in der Luft schon der Geruch des ersten Schnees." Einen Absatz lang war ich ungeduldig und wollte nicht weiterlesen, bis am Ende des zweiten Absatzes der Satz stand: "Hier oben konnte man bereits den Winter mit seinen Knochen klappern hören."

Da wurde ich erst aufmerksam - da musste was passiert sein! Und in welcher Zeit spielte das überhaupt?

Meine eigenen Anfänge sind auch nicht spektakulär, aber sie deuten das Kommende immer an. Am besten gefällt mir mein eigener Anfang: "Am Morgen krochen kleine weiße Schnecken an den Wänden der Kemenate hinauf." (Das Vermächtnis des Bischofs oder "Teufelswerk"). Davon war auch eine Lektorin begeistert.

Bearbeitet von Christa
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Ich habe das Buch "Der schönste erste Satz" im Regal stehen. Ein paar davon gefallen mir immer wieder:

"So, also hierher kommen die Leute, um zu leben, ich würde eher meinen, es stürbe sich hier." 

"Der Engel brannte."

"Es gibt im Leben eine Zeit, wo es sich auffallend verlangsamt, als zögere es weiterzugehn oder wollte seine Richtung ändern."

"Dreimal kam ich mit Kamelen in Berührung und es endete jedesmal auf tragische Weise."

"Bevor Sie mit dem Lesen beginnen, muß eins festgestellt werden: Fischen ist kein Hobby."

"Ilsebill salzte nach."

 

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"Ilsebill salzte nach" ist ein Meisterstück. Darin nimmt Grass seinen gesamten Roman (Der Butt) vorweg. 800 Seiten komprimiert in drei Worten. Das muss man erstmal hinbekommen. (Im Roman geht es um Feminismus, um den Umgang von Männern und Frauen und ums Kochen). Ebenso in der Blechtrommel: "Zugegeben: Ich bin Insasse einer Irrenanstalt." Der Satz stellt von vornherein alles infrage, was der möglicherweise psychisch kranke Erzähler auf den folgenden 600 Seiten darlegt. Ein Kunststück. Aber sind das Knallbonbons, die den Leser überraschen? Ich glaube nicht. 

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Danke Dirk, jetzt verstehe ich endlich, warum so viele den Satz „Ilsebill salzte nach“ als besten ersten Satz kühren.
Ich kenne den Roman nicht und habe nie verstanden, was an dem Satz so toll sein soll. Ich fand ihn immer äußerst langweilig, er würde mich nicht zum weiterlesen bewegen. Aber wenn man das Buch gelesen hat, ändert sich das vermutlich.

Der beste erste Satz, der mir bisher begegnet ist, wurde mal in einem Schreibratgeber zitiert: „Am liebsten hätte ich meine Mutter erwürgt, aber dazu hätte ich sie anfassen müssen.“

Bearbeitet von Sabine
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vor 3 Stunden schrieb DirkH:

"Ilsebill salzte nach" ist ein Meisterstück. Darin nimmt Grass seinen gesamten Roman (Der Butt) vorweg. 800 Seiten komprimiert in drei Worten. Das muss man erstmal hinbekommen. (Im Roman geht es um Feminismus, um den Umgang von Männern und Frauen und ums Kochen). Ebenso in der Blechtrommel: "Zugegeben: Ich bin Insasse einer Irrenanstalt." Der Satz stellt von vornherein alles infrage, was der möglicherweise psychisch kranke Erzähler auf den folgenden 600 Seiten darlegt. Ein Kunststück. Aber sind das Knallbonbons, die den Leser überraschen? Ich glaube nicht. 

Die Knallbonbons überraschen mich nicht, sondern stellen hinterher erst einen Zusammenhang dar. Ich habe "Die Blechtrommel" vor langer Zeit gelesen und als Film gesehen. Jetzt weckt "Ilsebill salzte nach" im Butt eine ganz andere Assoziation. Ilsebill war doch die Frau des Fischers im Märchen "Der Fischer und sine Fru". Da gibt es den wiederkehrenden Reim:

"Manntje' Manntje, Timpe Te,
Buttje' Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich gern will."

Vielleicht eine Anspielung. Das Märchen endete auf jeden Fall so, dass sie anfangs im Pisspott lebten, seine Frau immer mehr wollte und schließlich ein Schloss, ihren Mann als Papst oder Gott sehen wollte und sie dann wieder im Pisspott lebten.

@Margot: Den Thread habe ich gesucht (es gab noch einen älteren, in dem auch die Ilsebill analysiert wurde). Da sind ja auch ganz schön gute Anfänge drin aufgelistet.

Bearbeitet von Christa
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vor 3 Stunden schrieb DirkH:

"Ilsebill salzte nach" ist ein Meisterstück. Darin nimmt Grass seinen gesamten Roman (Der Butt) vorweg. 800 Seiten komprimiert in drei Worten. Das muss man erstmal hinbekommen. 

Ja, mag sein. Aber spannend ist der Satz nicht. Und ich für meinen Teil hab lieber einen ersten Satz, der mich neugierig macht auf das, was noch kommt.

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vor 3 Stunden schrieb AndreasE:

Ja, mag sein. Aber spannend ist der Satz nicht. Und ich für meinen Teil hab lieber einen ersten Satz, der mich neugierig macht auf das, was noch kommt.

Anderes Genre. Grass schrieb ja nicht, um zu unterhalten oder damit der Leser gespannt ist, wie es weiter geht. Aber klar, auch das ist mal wieder Geschmacksache.

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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vor 12 Stunden schrieb DirkH:

Anderes Genre. Grass schrieb ja nicht, um zu unterhalten oder damit der Leser gespannt ist, wie es weiter geht. Aber klar, auch das ist mal wieder Geschmacksache.

Ich denke auch, man kann das nicht vergleichen. An Bücher von Grass (u.a.) geht man ganz anders heran.

Ich selbst als Leserin gebe nicht nur dem Anfangssatz eine Chance, wenn ich ein Buch anschmökere. Spätestens aber der zweite Absatz sollte mich in die Geschichte ziehen. Alternativ kann es nicht nur das Thema selbst, sondern z.B. auch eine außergewöhnliche Schreibe sein, die sich andeutet und dadurch meine Aufmerksamkeit weckt. 

Als Autorin fühle ich allerdings den Zwang, schon mit dem ersten Satz auf die Pauke zu hauen. Das hat sicher damit zu tun, dass ich immer noch vor der Aufgabe stehe, eine Agentur überzeugen zu wollen.

Übrigens finde ich die Methode, die AndreasE auf seiner Webseite empfiehlt, sehr gut: Einfach losschreiben, und dann großzügig den ersten, zweiten und vielleicht sogar noch dritten Absatz streichen. Irgendwo steht dann der Satz, der unmittelbar in das Geschehen reinzieht, ohne dass man die gestrichenen Zeilen vermissen würde; dann ist der vielgepriesene spannende erste Satz plötzlich da.

Bearbeitet von KerstinH
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Ich schreibe auch erst einmal drauflos, der allererste Satz entsteht dann später, wenn ich im Kopf meines Protagonisten angekommen bin, wenn ich so denke und fühle wie er. Noch heute gefällt mir der erste Satz in meinem 3. Thriller "Talmi": Ich wollte an diesem Tag eigentlich nur in Ruhe gelassen werden – doch dann musste alles schnell gehen. 

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Ich mag erste Sätze – beim Lesen und beim Schreiben. Beim Schreiben fast noch mehr, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch so viel Lust auf die Geschichte habe und voller Neugier bin. Es fühlt sich an wie eine leere Bühne, und ich darf ein Stück, über dessen Inhalt und Darsteller ich erst in groben Zügen Bescheid weiß,  mit einem Impro beginnen. Das kann sich auf das Bühnenbild beziehen, auf die Requisiten oder aber auf einen Charakter, den ich hereinstolpern lasse. Er gibt dem Anfang eine Stimmung und Dynamik, die mir über die ersten Dutzend Seiten hilft.

Für die Leser muss dieser erste Satz nicht unbedingt etwas Besonderes sein, darauf lege ich es auch nicht an. Ich zögere nicht, überlege nicht lange, sondern schreibe ihn gleich. Das Schöne: Anders als beim Impro-Theater kann ich ihn später verändern. Bisher ist der erste Satz allerdings immer so stehen geblieben.

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vor 13 Stunden schrieb KerstinH:

Übrigens finde ich die Methode, die AndreasE auf seiner Webseite empfiehlt, sehr gut: Einfach losschreiben, und dann großzügig den ersten, zweiten und vielleicht sogar noch dritten Absatz streichen. Irgendwo steht dann der Satz, der unmittelbar in das Geschehen reinzieht, ohne dass man die gestrichenen Zeilen vermissen würde; dann ist der vielgepriesene spannende erste Satz plötzlich da.

Das hat übrigens einen doppelten positiven Aspekt: Wenn man Absätze am Anfang streicht, um den besten ersten Satz heruszufiltern, hat man gleichzeitig den idealen Zeitpunkt für den Einstieg in die Geschichte. Mir ist es öfter passiert, dass mir Lektorínnen oder Testleser empfahlen, später in die Geschichte einzusteigen. Das Gleiche gilt für den besten letzten Satz. Immer die Frage: Wann ist der beste Zeitpunkt, in die Geschichte ein- und auszusteigen? Manchmal kann auch der erste Satz stehenbleiben, und dann streicht man einen Absatz oder mehrere.

Als Leserin von sowohl Unterhaltungs- als auch klassischer Literatur brauche ich immer Anhaltspunkte. Also ich möchte spüren, in welche Richtung es gehen wird. Ilsebill steht einfach so für sich da, ein schönes Sprachspiel. Beim "finsteren Tal" zum Beispiel hat sich schon in den ersten Sätzen eine Art Bedrohung entwickelt.

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