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JoergR

Zettelkasten (Niklas Luhmann)

Empfohlene Beiträge

In der Antike sollen die Philosophen schon Exzerpte angefertigt haben. Spätere Autoren, wie Niklas Luhmann, Arno Schmidt, Hans Blumenberg oder Umberto Eco haben den Zettelkasten genutzt.
Aber optimalerweise ist der Zettelkasten mehr als nur eine Ablage für Schnipsel, richtig aufgebaut soll er Wissen erweitern und bei der Erstellung der Werke entscheidend helfen. Einige von euch werden ihn im Studium kennengelernt haben.

Wie sieht es heute bei euch aus? Wer von euch nutzt einen Zettelkasten, ähnlich dem Luhmannchen Prinzip, für seine Bücher? 

https://www.nzz.ch/feuilleton/die-welt-besteht-aus-notizen-eine-hommage-an-den-zettelkasten-ld.1655707

Bearbeitet von JoergR
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Ich habe einen Zettelkasten (eigentlich sogar zwei), Karteikästen, in denen ich vor allem Ideen zu möglichen Büchern sammle.

Mit den Luhmann'schen Verzettelungsprinzipien habe ich mich ausgiebig und höchst fasziniert beschäftigt, bin aber (fast bedauernd) zu dem Schluss gelangt, dass das für einen Romanschriftsteller nichts bringt; die "Emergenz", auf die Luhmann abzielt, ergibt sich bei Geschichten auf andere Weise, als wenn man Zitate sammelt und Beziehungen herstellt zwischen verschiedenen Gedanken und Ideen, wie es das Geschäft eines Geisteswissenschaftlers ist.

Alles, was ich an "Wissen" sammle (gemeinhin als "Recherche" bezeichnet), sammle ich hingegen im Computer, wo ich es mithilfe der Software DevonThink verwalte, durchsuche, ordne, auswerte, und das in ungeheuren Mengen (derzeitiger Stand: 45 GB).

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Ich habe schon immer mit Zettelkästen gearbeitet, egal worum es ging.

Heute sind meine Zettel Textblöcke, die in Files und Ordnern stecken, läuft also alles virtuell ab.
Über Luhmanns System habe ich einmal einen Artikel gelesen, wurde für mich aber nie Richtschnur, weil ich mir meist etwas Eigenes bastele.

Liebe Grüße
Wolf

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vor 10 Stunden schrieb AndreasE:

Mit den Luhmann'schen Verzettelungsprinzipien habe ich mich ausgiebig und höchst fasziniert beschäftigt, bin aber (fast bedauernd) zu dem Schluss gelangt, dass das für einen Romanschriftsteller nichts bringt; die "Emergenz", auf die Luhmann abzielt, ergibt sich bei Geschichten auf andere Weise,

Du denkst, nur bei Geisteswissenschaften und dem Wunsch darin "weiter-zu-denken" würde sich die spezielle Art der Diskurs zwischen dem Menschen und dem ZK ergeben - aber nicht beim Schreiben von Romanen, weil man dort nicht über das Wissen des ZK hinaus kommen möchte, sondern "nur" schon bekanntes Wissen anders arrangiert?
Mit anderen Worten, nur Verknüpfungen auf der gleichen Ebene, nicht das entwickeln einer neuen Ebene durch neu gedachtes Wissen?

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vor 5 Stunden schrieb Wolf:

Heute sind meine Zettel Textblöcke, die in Files und Ordnern stecken, läuft also alles virtuell ab.

Findest Du da alles wieder?

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vor 57 Minuten schrieb JoergR:

Du denkst, nur bei Geisteswissenschaften und dem Wunsch darin "weiter-zu-denken" würde sich die spezielle Art der Diskurs zwischen dem Menschen und dem ZK ergeben - aber nicht beim Schreiben von Romanen, weil man dort nicht über das Wissen des ZK hinaus kommen möchte, sondern "nur" schon bekanntes Wissen anders arrangiert?
Mit anderen Worten, nur Verknüpfungen auf der gleichen Ebene, nicht das entwickeln einer neuen Ebene durch neu gedachtes Wissen?

Beim Romaneschreiben beginnst Du mit einem dicken Stapel Ideen (=Zettel), die sich im Lauf der Zeit ansammeln, und wenn die eigentliche Arbeit beginnt, ist die wichtigste Frage: Welche davon verwende ich tatsächlich – und in welcher Reihenfolge? Da ist man mit Zetteln prima dran, denn die kann man auf Stapel legen ("Anfang", "Mitte", "Ende", "Quatsch", "weiß noch nicht") und anschließend auf einer Pinnwand anordnen; man sieht gleich, wo noch Lücken sind, zu denen man sich ncoh was einfallen lassen muss, usw. Und wenn man alles schön übersichtlich vor sich hat, beginnt man zu schreiben. Das ist der Prozess. Simpel.

Das mit dem "Diskurs" zwischen dem Menschen und seinem Zettelkasten, dieses Abzweigen von Gedankenbäumen, diese herrlich komplizierten Nummerierungen usw., wie es Luhmann beschreibt, das klingt natürlich viel, viel cooler, aber ich sehe nicht, wie sich das auf Romane sinnvoll anwenden ließe. Bei Sachbüchern, vielleicht. Wenn man Essays schreibt, philosophische Weltmodelle entwickelt usw., sicher. Aber fürs Geschichtenerzählen erlebt man höchstens mal, dass man durch ein paar alte Ideen blättert und davon zu einer neuen inspiriert wird, aber die braucht dann auch keine so coole Nummer, sondern man kritzelt sie halt auf einen Zettel, den man dazusteckt, und fertig.

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vor 13 Stunden schrieb JoergR:

In der Antike sollen die Philosophen schon Exzerpte angefertigt haben. Spätere Autoren, wie Niklas Luhmann, Arno Schmidt, Hans Blumenberg oder Umberto Eco haben den Zettelkasten genutzt.
Aber optimalerweise ist der Zettelkasten mehr als nur eine Ablage für Schnipsel, richtig aufgebaut soll er Wissen erweitern und bei der Erstellung der Werke entscheidend helfen. Einige von euch werden ihn im Studium kennengelernt haben.

Wie sieht es heute bei euch aus? Wer von euch nutzt einen Zettelkasten, ähnlich dem Luhmannchen Prinzip, für seine Bücher? 

https://www.nzz.ch/feuilleton/die-welt-besteht-aus-notizen-eine-hommage-an-den-zettelkasten-ld.1655707

Im Studium diente mein Zettel-(Kartei-) Kasten der systematischen Arbeit an Referaten und Diplomarbeiten. Dazu war er prädestiniert. Beim Schreiben war er eher temporär hilfreich, heißt, dass meine drei Zettelkästen, die ich jetzt noch habe, abwechselnd spontanen Ideen, Einkaufslisten und sonstigen Merksachen dienen. Die Romanzettel werden nach Verarbeitung zerknüllt und weggeworfen. Einen richtigen Zettelkasten hatte ich bei meinen letzten Romanen in der Recherchedatenbank von Papyrus, da konnte man schnell während des Schreibens hineinschauen. Andere mögliche Romanideen stecken in den Dateien und den Favoriten (z.B. Zeitungsartikel).

Gigantische Zettelkästen habe ich im Literaturmuseum in Marbach gesehen -und die haben ja auch wirklich große Werke hervorgebracht! "Zettels Traum" ist mir ein Begriff, und das mit der Flamme der Königin von Umberto Eco habe ich gelesen. Sehr viele Comics tauchten dort auf. Auch große Werke, aber für mich selbst denke ich bei Zettelkästen eher ans Verzetteln und bleibe bei den Methoden, die ich oben beschrieb.

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vor 3 Stunden schrieb JoergR:

Findest Du da alles wieder?

Ich habe meine Einträge thematisch sortiert mit Doppelteiträgen. Nach einzelnen Einträgen habe ich noch nie gesucht, würde sie aber finden, wenn ich mich erinnern könnte, wann ich sie notiert habe.

In der Regel suche ich Material zu einem bestimmten Thema und das finde ich auch.
Außerdem werde alle Themenfiles, die zu groß oder unübersichtlich werden, neu durchforstet, wenn mir das auffällt. Ich gebe zu, da staune ich manchmal was ich da finde.

Ich notiere aber vorwiegendn eigene Ideen und nur selten fremde Geistesblitze.

Liebe Grüße
Wolf

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vor 2 Stunden schrieb AndreasE:

Beim Romaneschreiben beginnst Du mit einem dicken Stapel Ideen (=Zettel), die sich im Lauf der Zeit ansammeln, und wenn die eigentliche Arbeit beginnt, ist die wichtigste Frage: Welche davon verwende ich tatsächlich – und in welcher Reihenfolge? Da ist man mit Zetteln prima dran, denn die kann man auf Stapel legen ("Anfang", "Mitte", "Ende", "Quatsch", "weiß noch nicht") und anschließend auf einer Pinnwand anordnen; man sieht gleich, wo noch Lücken sind, zu denen man sich ncoh was einfallen lassen muss, usw. Und wenn man alles schön übersichtlich vor sich hat, beginnt man zu schreiben. Das ist der Prozess. Simpel.

Da sprichst du aber einen Vorgang an der mit viel Haptik verbunden ist. Du arrangierst, sortierst, pinnst und betrachtest.
Wie läuft das dann mit dem von dir genutzten DevonThink, was ja mehr ein System für ein papierloses Büro ist? Du suchst darin nach Schlagwörtern, schreibst dann eine Idee auf einen Zettel und fängst dann mit dem von dir beschriebenen Prozess an?

Wirst Du die Zettel danach weg?

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Mein "Zettelkasten" ist ebenfalls virtuell. Zu meiner Roman-Datei kommen mehrere Zusatzdateien. Die Wichtigsten sind:

Eine Datei mit Figurensteckbriefen und einer Übersicht, was in welchen Kapitel passiert

Eine Datei, in der Überarbeitungspunkte notiert sind. (Das sind zur Zeit bei meinem aktuellen Roman etwa 90)

Eine Datei für Recherchen.

Bei mir ist es wichtig, dass ich so gut wie alles im Kopf habe. Vor Jahren wurde ein Roman von mir in einer Schule durchgenommen, und zum Abschluss wurde ich in die Klasse eingeladen. Dass ich den Roman geschrieben habe, war zu der Zeit etwa zwei Jahre her. Als ich gefragt wurde, wie ich beim Schreiben die Übersicht behalte, machte ich ein spontanes Experiment: "Schlagt den Roman an einer beliebigen Stelle auf. Lest mir 10 Worte vor, wie sie dort hintereinander stehen. Und ich versuche euch zu sagen, wo die Stelle ist und warum ich sie genau so geschrieben habe." Von 10 Versuchen habe ich 9 richtig beantworten können. Dass ich die Stellen so genau kannte, hängt sicherlich damit zusammen, dass ich alle Kapitel sechs- bis achtmal überarbeite.

Aber letztlich muss und wird auf Dauer jeder Autor und jede Autorin ein eigenes System finden.

 

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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vor 1 Minute schrieb HenningS:

Eine Datei mit Figurensteckbriefen und einer Übersicht, was in welchen Kapitel passiert.

Die Figurendatenbank und die Übersicht finde ich auch ganz essentiell, und die habe ich bei Papyrus schon lange benutzt. Anfangs schrieb ich die Figurenbiografien noch auf Zettel oder in Hefte. Es hat sich alles im Lauf der letzten 20 Jahre verändert. Beim ersten und zweiten Roman war ich daheim von Büchern, Zetteln und Heften umgeben und schrieb viel in Cafés, jetzt ist das meiste in die Dateien des PCs gewandert. 

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vor 12 Minuten schrieb Christa:

Die Figurendatenbank und die Übersicht finde ich auch ganz essentiell, und die habe ich bei Papyrus schon lange benutzt. Anfangs schrieb ich die Figurenbiografien noch auf Zettel oder in Hefte. Es hat sich alles im Lauf der letzten 20 Jahre verändert. Beim ersten und zweiten Roman war ich daheim von Büchern, Zetteln und Heften umgeben und schrieb viel in Cafés, jetzt ist das meiste in die Dateien des PCs gewandert. 

Gerade bei der Figurendatenbank ist es am Compi deutlich besser. Bei mir kommt es zB manchmal vor, dass Figuren im Lauf des Schreibens die Haarfarbe ändern. Also, dass ich die Haarfarbe der Figur ändere, weil die ursprüngliche nicht mehr passt.  Das kann ich in der Datenbank dann sofort ändern. Und in der Überarbeitungsdatei einen entsprechenden Vermerk machen.

Ich schreibe aber das meiste noch per Hand. Übertrage es in den Computer, drucke es aus und überarbeite es per Hand usw.

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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Bei mir ist es so: Wenn ich ein weiteres Sachbuch zu einem schon behandelten Thema schreibe, muss ich erst noch einmal extrem viel altes Quellenmaterial des vorhergegangenen Buches sichten. Zum einem, um Überlappungen zu vermeiden, zum anderen um Gedanken zu erweitern, oder zu korrigieren. Dann muss ich noch aufpassen, warum ich im vorhergegangenen Buch manches Material bewusst nicht verwendet habe. Ich kann also nicht einfach nur linear anknüpfen und einfach alles neue Material ab Zeitpunkt x verwenden.

Die Verwendung eines ZK hat bei mir auch dazu geführt, dass ich Wissensdomänen einfach mal verlassen kann, ohne Angst zu haben, Teile des Wissens durch Inaktivität in dem Gebiet zu verlieren. Gerade bei Wissen, welches schwierig zusammenzufinden war, reduziert mir der ZK den Zeitbedarf für den Wiedereinstieg auf wenige Tage. Durch die Verknüpfungen auf den Karten erschließt sich auch gleich das ganze Feld wieder, nicht nur die Einzelinformation auf der einen Karte. Und das ist bei Wissen, welches hinter meinem Erinnerungshorizont liegt, eine deutliche Erleichterung. Nach rund zwei Jahren verliere langsam viele Details zu einem Wissenskomplex. So richtig bewusst wurde mir das erst mit dem ZK, als ich in meiner eigenen Schrift und meinen eigenen Worten lesen konnte, was ich mal gewusst hatte.

Ich sage nicht, dass dies nicht auch ohne ZK (oder einem ähnlichen System) geht. Ich habe mich nur gefragt, ob hier jemand auch ein solches System zum Organisieren des eigenen Wissens, und so zum Schreiben von Büchern, verwendet.
Das scheint aber bei Romanen nicht nötig zu sein. (?) Ihr verwendet (virtuelle) Zettel nur zur Darstellung von Informationen und nicht zum Aufarbeiten von Wissen für eure Bücher. Das Wissen scheint ihr ausschließlich im Kopf zu jonglieren.

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vor einer Stunde schrieb JoergR:

Das scheint aber bei Romanen nicht nötig zu sein. (?) Ihr verwendet (virtuelle) Zettel nur zur Darstellung von Informationen und nicht zum Aufarbeiten von Wissen für eure Bücher. Das Wissen scheint ihr ausschließlich im Kopf zu jonglieren.

Diese Art "Wissen" spielt bei Romanen eine ziemlich untergeordnete Rolle, denn in einem Roman kann ich fast alles, was ich brauche, so erfinden, wie ich es brauche: Figuren sowieso, aber auch Orte, Städte, Vergangenheiten, historische Ereignisse, ganze Planeten und Galaxien, wenn's sein muss. Reale Fakten sind im Grunde nur eine Art "Gewürz", um einem Text mehr Realitätsnähe zu verleihen (nennt man wohl auch "Welthaltigkeit", wird gern als "gut recherchiert" gelobt, obwohl niemand weiß, ob der Autor wirklich recherchiert oder es vielleicht nur zufällig gewusst und die Handlung so konstruiert hat, dass es reinpasst) und um nicht Leser abzuschrecken, die sich mit dem, was man da schildert, auskennen.

Mit der Ausnahme, dass es manchmal bestimmte realweltliche Fakten sind, die die Grundidee eines Romans hervorbringen; die erforscht man dann natürlich ein bisschen genauer.

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vor 2 Stunden schrieb JoergR:

Da sprichst du aber einen Vorgang an der mit viel Haptik verbunden ist. Du arrangierst, sortierst, pinnst und betrachtest.
Wie läuft das dann mit dem von dir genutzten DevonThink, was ja mehr ein System für ein papierloses Büro ist? Du suchst darin nach Schlagwörtern, schreibst dann eine Idee auf einen Zettel und fängst dann mit dem von dir beschriebenen Prozess an?

Wenn das Recherchematerial eine Idee für die Handlung oder eine Figur auslöst, ja, dann schreibe ich einen Zettel. Wenn's aber nur um Hintergrundmaterial geht (eine Szene spielt in einem Hochsicherheitslabor, und ich habe drei Beschreibungen, wie es in so einem Labor aussieht), dann kopiere ich mir nur die Links zu diesen Dokumenten* in eine Übersicht, um sie später leicht zu finden, wenn ich die Szene dann schreibe: Aber das alles bleibt im Digitalen, damit ich nur zu klicken brauche und habe, was ich suche. 

 

____________________

* DevonThink hat ein eigenes Linksystem, so ähnlich wie Internetadressen. Die fangen nicht mit http:// an, sondern mit x-devonthink-item:// und dann eine Zahlen-Buchstaben-Kombination.

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vor 1 Stunde schrieb JoergR:

Ich habe mich nur gefragt, ob hier jemand auch ein solches System zum Organisieren des eigenen Wissens, und so zum Schreiben von Büchern, verwendet.

Ein Autorenkollege von mir (Lyrik und Romane) verwendet seit ca. einem Jahr einen elektronischen Zettelkasten nach Luhmann-Methode und ist sehr begeistert davon. Er verwendet ihn für Recherche, Ideensammlung und sogar zum Plotten. Für ihn scheint der ZK auch als "Auslöser" für neue Ideen durch überraschende Verknüpfungen sehr gut zu funktionieren.

Ich selbst experimentiere mit dem Luhmannschen Zettelkasten erst seit relativ kurzer Zeit (auch elektronisch, mit Obisidian) und kann noch nicht sagen, ob er für mich auch ein solcher game changer sein wird oder ob ich, wie Andreas das oben formuliert hat, bedauernd feststellen muss, dass sich die "Emergenz" von Geschichten (bei mir) auf andere Weise einstellt. Vorerst bin ich genügend (nämlich mega-)fasziniert von dieser Methode, dass ich es eine Weile damit versuchen werde.

Ich nutze ihn für den Komposthaufen an Ideen, interessanten Realitäts-Schnipseln, Szenefetzen, die den Nährboden für Geschichten bilden könnten. Bisher (also ohne ZK) lege ich diese Schnipsel so unstrukturiert oder auch überstrukturiert/eingleisig strukturiert ab, dass ich sie nicht wirklich nutzen und produktiv damit spielen kann.

Der zweite Bereich, für den ich den ZK nutzen will, sind Gedanken und Wissensfetzen als Grundlage für Sachartikel und Blogposts.

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vor 4 Stunden schrieb UlrikeSch:

Ich selbst experimentiere mit dem Luhmannschen Zettelkasten erst seit relativ kurzer Zeit (auch elektronisch, mit Obisidian) [...] Vorerst bin ich genügend (nämlich mega-)fasziniert von dieser Methode, dass ich es eine Weile damit versuchen werde.

Das Gefühl kenne ich. Und das ist wohl auch nötig, um die initiale Phase zu überstehen, bis der ZK nicht mehr nur gefüttert werden muss, sondern dann plötzlich anfängt Dinge wieder auszuspucken.

Was ich in Gesprächen mit anderen über den ZK gelernt habe: Er ist wohl nicht für jeden geeignet. Die Arbeitsweise des eigenen Gehirns muss dazu passen. Als  ich mich damals mit der Methodik auseinandergesetzt hatte, habe ich bemerkt, dass ich viele Komponenten sowieso schon gemacht habe: Notizen, Zusammenfassungen und eigene Gedanken zu Büchern notiert, die Seitenzahlen wichtiger Stellen auf U2 des Buches notiert ... und vieles davon ging dann doch irgendwo verloren. Aber so musste ich nur meine Arbeitsweise etwas anders arrangieren und erweitern um einen ZK nutzen zu können.

Dann ist also @UlrikeSch und ihr Bekannter auch dabei. Sehr schön, freut mich noch jemanden gefunden zu haben!

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vor 8 Stunden schrieb HenningS:

Ich schreibe aber das meiste noch per Hand. Übertrage es in den Computer, drucke es aus und überarbeite es per Hand usw.

Wow! Überarbeitest und korrigierst Du beim Übertragen in den Computer?

Mir kommt gerade das Bild in den Kopf, von einem Zigarette rauchenden Autor in einem eichenholzgetäfelten Zimmer, der dann die Vorzimmerdame mit der Gegensprechanlage ruft, um seinen Papierstapel zum Abtippen abzuholen. So ein 50er Jahre Bild. :-)
Alternativ natürlich auch anders herum. Autorin und Sekretär/Assistent.

Na, Spaß beiseite. Finde ich schön, dass du deine Manuskripte noch mit der Hand schreibst. Das mache ich nur noch bei Kurzgeschichten, aber nichts was über zwei oder drei A4-Seiten hinaus geht.

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vor 43 Minuten schrieb JoergR:

Wow! Überarbeitest und korrigierst Du beim Übertragen in den Computer?

Mir kommt gerade das Bild in den Kopf, von einem Zigarette rauchenden Autor in einem eichenholzgetäfelten Zimmer, der dann die Vorzimmerdame mit der Gegensprechanlage ruft, um seinen Papierstapel zum Abtippen abzuholen. So ein 50er Jahre Bild. :-)
Alternativ natürlich auch anders herum. Autorin und Sekretär/Assistent.

Na, Spaß beiseite. Finde ich schön, dass du deine Manuskripte noch mit der Hand schreibst. Das mache ich nur noch bei Kurzgeschichten, aber nichts was über zwei oder drei A4-Seiten hinaus geht.

Manche Verfahrensweisen entwickeln sich ja über Jahre durch Zufall:

Beim Ausdrucken drucke ich 2 Seiten pro Blatt. Ich will nicht so viel Papier haben. Da ich auf einer Normseite schreibe, ist dann maximal ein Drittel der Doppelseite bedruckt. Also sehr viel freie Fläche zum Überarbeiten. Ich schreibe immer mit Bleistift, das ist weicher. Solange die Kapitel noch in einer Rohfassung sind, ist die Überarbeitung ein wildes Gekritzel, das außer mir niemand nachvollziehen könnte. Oft schreibe ich vor die Sätze oder Satzteile kleine Zahlen, die eine neue Reihenfolge bezeichnen. So verhindere ich, dass mir Formulierungen verloren gehen. Zugleich ist der Platz auf der Seite (die freien zwei Drittel) begrenzt. Dies zwingt mich zu einer gewissen Kürze.

Im Sommer sitze ich tagsüber unter meinem Apfelbaum und bearbeite auf diese Weise ein Kapitel. Bis zu zehn Blätter zusammengetackert. Abends übertrage ich das in den Computer und drucke die neue Fassung aus. Am nächsten Morgen gehts wieder unter den Apfelbaum, und so geht das Tag für Tag ...

Ich liebe es, mit der Hand zu schreiben. Das ist wie ein Tanz auf Papier. In meinem Gartenstuhl fühle ich mich viel entspannter als vor dem Computer. Manchmal sitze ich eine halbe Stunde da und denke nur nach. Dazu hätte ich vor dem Computer nicht die Ruhe.

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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Nabokov hat seine Romane auf Karteikarten geschrieben. Das fasziniert mich, und ein bisschen kann ich es auch nachvollziehen: Indem man für einen Absatz nur die Fläche einer Karte hat, bekommt jedes Wort viel mehr Gewicht, es ist wahrscheinlich eher so, als schriebe man ein Gedicht, nicht Prosa. Die Beschränkung erzwingt Konzentration. Und er hat ja in einer Fremdsprache geschrieben, in Englisch.

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vor einer Stunde schrieb AndreasE:

Nabokov hat seine Romane auf Karteikarten geschrieben.

Schon faszinierend, wie viele unterschiedliche Methoden des Schreibens verwendet werden und wurden. Gerade über @HenningS schreiben mit dem Bleistift und nicht mehr als 10 Seiten denke ich gerade nach. Oder das mit Nabokovs Karteikarten: Kann es nicht einfach sein, dass man sich mit einer bestimmten Methode Grenzen setzen kann, die nicht behindern, sondern beflügeln?

Wie oft sitzt man auch gerne mal etwas gehetzt vor dem Schreibprogramm und schaut auf die Statistik, ob man sein Tagespensum geschafft hat. Aber dabei hat man ein (Tages-)Ziel vor Augen. 10 Seiten auf dem Gartentisch, oder 30 Karteikarten, als begrenzendes Medium selber, wirken sich aber anders aus.

Ich glaube ich sollte beim Schreiben mal mehr experimentieren. Dinge ausprobieren, das Medium verändern. Nicht nur einfach den Laptop in ein Café schleppen ...

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vor 16 Stunden schrieb JoergR:
vor 21 Stunden schrieb UlrikeSch:

Ich selbst experimentiere mit dem Luhmannschen Zettelkasten erst seit relativ kurzer Zeit (auch elektronisch, mit Obisidian) [...] Vorerst bin ich genügend (nämlich mega-)fasziniert von dieser Methode, dass ich es eine Weile damit versuchen werde.

Das Gefühl kenne ich. Und das ist wohl auch nötig, um die initiale Phase zu überstehen, bis der ZK nicht mehr nur gefüttert werden muss, sondern dann plötzlich anfängt Dinge wieder auszuspucken.

Ah, das ist gut zu wissen. Das war meine Hoffnung!

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vor 3 Stunden schrieb JoergR:

Schon faszinierend, wie viele unterschiedliche Methoden des Schreibens verwendet werden und wurden. Gerade über @HenningS schreiben mit dem Bleistift und nicht mehr als 10 Seiten denke ich gerade nach.

Es sind 2 Seiten pro Blatt -- also 20 Seiten. Und das liegt daran, dass mein Tacker nicht mehr als 10 Blätter schafft :)

Oder das mit Nabokovs Karteikarten: Kann es nicht einfach sein, dass man sich mit einer bestimmten Methode Grenzen setzen kann, die nicht behindern, sondern beflügeln?

Als mein Bruder Design studierte, sagte man dort: "Das Medium ist die Botschaft"

Wie oft sitzt man auch gerne mal etwas gehetzt vor dem Schreibprogramm und schaut auf die Statistik, ob man sein Tagespensum geschafft hat. Aber dabei hat man ein (Tages-)Ziel vor Augen. 10 Seiten auf dem Gartentisch, oder 30 Karteikarten, als begrenzendes Medium selber, wirken sich aber anders aus.

Schwarz-Weiß-Fotos "fehlt" scheinbar etwas. Und doch sind sie oft viel eindrücklicher

Ich glaube ich sollte beim Schreiben mal mehr experimentieren. Dinge ausprobieren, das Medium verändern. Nicht nur einfach den Laptop in ein Café schleppen ...

Im Café zu arbeiten, stelle ich mir aber auch gut vor

 

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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Am 17.1.2022 um 15:10 schrieb JoergR:

So richtig bewusst wurde mir das erst mit dem ZK, als ich in meiner eigenen Schrift und meinen eigenen Worten lesen konnte, was ich mal gewusst hatte.

Verstehe ich das richtig, dass du einen analogen ZK hast? So richtig mit dem Luhmann'schen Nummernsystem und Folgezetteln usw.?

Wäre interessant zu wissen. Das geht mir nämlich manchmal durch den Kopf, ob analog nicht sogar besser wäre.

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