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DirkH

Spannungsbogen

Empfohlene Beiträge

vor 4 Stunden schrieb Ulf Schiewe:

Aber in den meisten Thrillern ist es, wie Holger sagt, genau das Gegenteil. Der Antagonist soll gleich zu Beginn bekannt sein. Und zwar als möglichst mächtiger, cleverer Gegner, gegen den der Protagonist anscheinend wenig Chancen hat.

Hm, ich lese überwiegend Psychothriller und müsste wahrscheinlich Jahre zurückdenken, bis mir (wenn überhaupt) ein Beispiel einfällt, wo das so war.

Liest du andere Thriller - also keine Psychothriller?

Bearbeitet von MichaelT
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vor 2 Stunden schrieb Sebastian Niedlich:

Ich finde es interessant, dass hier ganz allgemein nach dem Spannungsbogen gefragt wurde und alle sich andauernd auf Krimis einschießen. Es gibt auch noch andere Genres und nicht immer gibt es einen klassischen Bösewicht. Der Antagonist kann z.T. sehr abstrakt sein, z.B. die Natur, der innere Schweinehund, eine Sucht ...

Wie andere schon sagten, fallen Krimis und Thriller unter die Kategorie "Spannungsromane". Und natürlich haben andere Romane auch einen Spannungsbogen.
Wenn mich jemand fragen würde, welche spannenden Romane mir einfallen, die ich gelesen habe, würde ich spontan sagen:
1. "Die Säulen der Erde" von Ken Follet-die spannende Frage ist: Wird er es schaffen, die Kathedrale zu bauen? Und welche Hürden muss er dabei überwinden?(Historischer Roman)

2. Dan Brown, "Sakrileg"-ein Thriller.

3. "Das finstere Tal" von Thomas Willmann-ein Genremix aus hist. Roman, Thriller und Western

4.Umberto Eco "Der Name der Rose"-historischer Roman und Krimi

Die habe ich alle mindestens einmal gelesen. Wobei die Spannung bei Dan Brown beim zweiten mal verflogen war. Warum eigentlich? Weil ich schon alles wusste?
Das war bei den anderen auch so. Vielleicht waren die nachhaltiger?

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Sebastian Niedlich

Ich versuche es noch mal ein wenig anders.

Spannung kann auf folgende Arten und Weisen erzeugt werden.

  1. Es gibt irgendein Mysterium. Man möchte wissen, was etwas ist, wie etwas geschah oder wer etwas getan hat. Die Spannung ergibt sich daraus, dass die Leser miträtseln. (z.B. Krimi, Whodunit, wer hat den Tubbi-Pudding verkleckert...)
  2. Die Leser wissen etwas, was die handelnden Personen nicht wissen. Die Spannung ergibt sich daraus, dass die Leser hoffen, dass irgendwer das, was sie bereits wissen, bereits herausfindet. (z.B. die berühmte Hitchcocksche Bombe unterm Tisch, wobei da noch etwas anderes reinspielt, siehe Punkt 3)
  3. Es gibt eine Dringlichkeit, d.h. z.B. eine tickende Zeitbombe, einen Zug, der die Liebste auf ewig davonbringt, den Todesstern, der die Rebellenbasis in Kürze zerstört ...
  4. Es geht buchstäblich um Leben und Tod.
  5. Die Protagonisten oder sonstige Figuren haben einen bestimmten Mangel, also können z.B. irgendwas nicht oder haben Angst vor etwas, und werden genau damit konfrontiert.
  6. ???

Aus manchen Dingen davon kann man Spannungsbögen machen, die für ein ganzes Buch reichen, aus anderen vielleicht nur einzelne Szenen stricken. Mit Sicherheit ist das jetzt auch keine vollständige Liste. Was fällt euch dazu ein?

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vor einer Stunde schrieb MichaelT:

Hm, ich lese überwiegend Psychothriller und müsste wahrscheinlich Jahre zurückdenken, bis mir (wenn überhaupt) ein Beispiel einfällt, wo das so war.

Liest du andere Thriller - also keine Psychothriller?

Psychothriller, à la Fitzig, sind tatsächlich nicht mein Ding. Auch keine Horrorstories.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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vor einer Stunde schrieb Sebastian Niedlich:

Ich versuche es noch mal ein wenig anders.

Spannung kann auf folgende Arten und Weisen erzeugt werden.

  1. Es gibt irgendein Mysterium. Man möchte wissen, was etwas ist, wie etwas geschah oder wer etwas getan hat. Die Spannung ergibt sich daraus, dass die Leser miträtseln. (z.B. Krimi, Whodunit, wer hat den Tubbi-Pudding verkleckert...)
  2. Die Leser wissen etwas, was die handelnden Personen nicht wissen. Die Spannung ergibt sich daraus, dass die Leser hoffen, dass irgendwer das, was sie bereits wissen, bereits herausfindet. (z.B. die berühmte Hitchcocksche Bombe unterm Tisch, wobei da noch etwas anderes reinspielt, siehe Punkt 3)
  3. Es gibt eine Dringlichkeit, d.h. z.B. eine tickende Zeitbombe, einen Zug, der die Liebste auf ewig davonbringt, den Todesstern, der die Rebellenbasis in Kürze zerstört ...
  4. Es geht buchstäblich um Leben und Tod.
  5. Die Protagonisten oder sonstige Figuren haben einen bestimmten Mangel, also können z.B. irgendwas nicht oder haben Angst vor etwas, und werden genau damit konfrontiert.
  6. ???

Aus manchen Dingen davon kann man Spannungsbögen machen, die für ein ganzes Buch reichen, aus anderen vielleicht nur einzelne Szenen stricken. Mit Sicherheit ist das jetzt auch keine vollständige Liste. Was fällt euch dazu ein?

Nicht vergessen, was Holger gesagt hat: Der Antagonist ist gleich zu Anfang bekannt und stellt eine Bedrohung dar. In Lord of the Rings ist es die dunkle Macht des Ringlords und seine Schattenreiter. In der neuen Amazon-Serie, Rad der Zeit, ist es ganz ähnlich. Es kann auch eine Katastrophe sein. In meinem Buch, Die Kinder von Nebra, ist es der brutale Fürst und sein soziopathischer Sohn, die das Land unterdrücken. Bei einer Geiselnahme sind es die zu allem entschlossenen Gangster. Oder der Protagonist wird von der Mafia verfolgt. Je bedrohlicher der Antagonist ist, umso spannender beginnt der Roman. In Grishams "Die Firma, beginnt es erst unverfänglich, dann aber wird immer deutlicher, dass die Kanzlei ein Mafialaden ist, dass Leute verschwinden. Auch in meinem "Attentäter" beginnt es gleich mit der Vorbereitung der jungen Täter. 

Bearbeitet von Ulf Schiewe

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich habe neulich den guten Satz gehört: Spannung ist Informationsmanagement.

Also: Zu welchem Zeitpunkt erfährt der Leser oder der Protagonist was oder wie viel wovon?

Bearbeitet von KerstinH
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vor 23 Minuten schrieb KerstinH:

Ich habe neulich den guten Satz gehört: Spannung ist Informationsmanagement.

Also: Zu welchem Zeitpunkt erfährt der Leser oder der Protagonist was oder wie viel wovon?

Das klingt sehr plausibel. In einem Bücher-Wiki-Beitrag habe ich auch noch ein paar Hinweise gefunden. Da wird zwischen der Spannung beim Leser und der Spannungserzeugung durch den Autor unterschieden zwischen Spannung der Handlung und der "ästhetischen (oder psychologischen) Spannung". Erwähnt werden u.a. Umberto Eco, Patricia Highsmith und Dostojewski, dessen Romane zunächst als "Spannungsschmöker" bezeichnet wurden. Spannung

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vor 8 Stunden schrieb DirkH:

Gibt es dazu ein paar Beispiele?

Blade Runner, Alien, Heat, Das Schweigen der Lämmer, usw. usf.

Susann hat ein Zitat wiedergegeben, das sich nicht auf Krimis und Thriller beschränkt, sondern allgemeingültiger gefasst ist.
Es gilt ganz gewiss nicht für alle Geschichten, dass es klug ist, den Antagonisten so spät wie möglich zu präsentieren. Es kann ganz im Gegenteil ein großer Gewinn sein (für den Protagonisten, die Geschichte, die Leserschaft), ihn früh zu etablieren.
Das wollte ich, u. a., weil wir uns im öffentlichen Bereich befinden, zu bedenken geben. 

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Ich habe noch ein Beispiel für Spannung aus einem Überraschungselement, weil mir dieser Aspekt bisher ein wenig kurz kam und ich ihn sehr mag.

Der Prota hat eine unklare Erinnerung und ein stark eingeschränktes Denkvermögen. Durch den Kontakt mit einem magischen Gegenstand und einem Wesen das darüber kommuniziert wird der Prota auf einen Weg gebracht, der ihn zur "Menschlichkeit" zurückführt. Der Leser fiebert (hoffentlich) mit dem Prota.
Dann ein Ereignis: z.B. ein Kampf mit unerwartetem Verlauf und Ergebnis
Ein geschwächter Prota und eine Stimme in seinem Kopf: "Ich habe mich geirrt."  Aus dem Lehre im Schwert wird ein Schüler, der den gerade dem Idiotendasein entronnenen Mann bittet, ihm das Leben und die Magie zu erklären.

Diese Überraschung löscht alle früheren Erwartungen des Lesers aus und baut neue auf. Aber wichtig daran ist, dass eine genretypische Erwartung (Geist oder Magiekraft lehrt minderbe mitbe mittelten Protagonisten), die höchstens mittlere Spannung aufbaut. mit einer totale Kehrtwendung der Rollen ersetzt. Wie soll ein minderbemittelter Protagonist eine Magiekraftkraft lehren, was sie selber nicht versteht. Das ist ein ziemlicher Brocken.

Liebe Grüße
Wolf

 

 

 

Bearbeitet von Wolf
Ergänzt
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vor 15 Stunden schrieb Holger:

Blade Runner, Alien, Heat, Das Schweigen der Lämmer, usw. usf.

 

Danke Holger. Ich sitze gerade über genau dieser Problematik und kann die Vorlagen gut zum Vergleich heranziehen. 

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Sebastian Niedlich
vor 16 Stunden schrieb Holger:

Blade Runner, Alien, Heat, Das Schweigen der Lämmer, usw. usf.

Wobei ich "Alien" hier eigentlich rausnehmen würde. Man könnte erstens darüber diskutieren, wer überhaupt der Antagonist ist, und zweitens sagen, dass das "Monster" erst relativ spät in Erscheinung tritt.

Um mal bei Filmen zu bleiben: "Die Hard" führt den Bösewicht recht früh ein. Und zwei der vielleicht besten Antagonisten aller Zeiten werden früh eingeführt: Der Joker in "The Dark Knight" und Darth Vader in "Star Wars".
Bei Büchern (und Filmen / Serien): "In meinem Himmel" macht im Grunde recht schnell klar, wer der Bösewicht ist. "Game Of Thrones" / "Das Lied von Eis und Feuer" deutet zumindest an, wer bzw. was einer der großen Antagonisten der Story ist.

Und dann gibt es noch die Variante, dass man zwar von Anfang an recht genau weiß, dass da jemand ist, über den vielleicht auch viel geredet wird, aber selbst auftauchen tut er erst sehr viel später: bspw. "Der dritte Mann".

 

Noch am Rande:
Ich würde auch noch zu bedenken geben, dass Antagonisten nicht unbedingt Bösewichter sein müssen. Es gibt auch "moralische" Antagonisten oder z.B. der Bösewicht ist tatsächlich die Hauptfigur. Beispiele: "Reservoir Dogs". Thanos in "Infinity War" ist eigentlich der Protagonist und die Avengers seine Antagonisten, Macduff in "Macbeth" ist der Antagonist, aber eigentlich ein "Guter", wenn man so will ist Mr. Darcy der Antagonist in "Stolz & Vorurteil"...

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vor 19 Minuten schrieb Sebastian Niedlich:

Ich würde auch noch zu bedenken geben, dass Antagonisten nicht unbedingt Bösewichter sein müssen.

Würde ich auch so sehen. Antagonisten sind diejenigen „Kräfte“, die verhindern, dass die Geschichte zu schnell zu Ende geht. Zu Ende wäre sie, wenn der (Haupt)Konflikt gelöst ist.

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Eine interessante Konstruktion hat Harry Bingham in seinen Krimis/Thriller gewählt. Die Verbrecher sind eine Gruppe schwerreicher und kaum zu packender Industrieller, die im Normalfall davonkommen. Diese Gruppe bedient sich meist angemieteter Söldner, die in der Regel am Ende geschnappt werden. Aber jede einzelne dieser Figuren ist nicht groß genug, um als Antagonist ausreichend Spannung zu erzeugen. Wo also kommt die Spannung her?

Aus der Figur der Protagonistin, die gegen alles und jeden kämpfen muss. Gegen ihre eigene Krankheit, die ihr oftmal die Illusion gibt, tot zu sein. Gegen die Liebe, weil sie so gern eine Bilderbuchfreundin sein möchte, aber nicht die Voraussetzungern dafür hat, gegen ihre Abstammung, die sie nicht kennt, obwohl ihr Adoptivvater sie liebt, aber seine Geheimnisse nicht preisgibt, gegen ihre Vorgesetzen und gegen die Umstände an sich.

In Fantasyromanen ist ein solcher Aufbau bekannt, ich möchte beinahe sagen Gang und Gäbe, aber im Krimi/Thriller Genre kenne ich außer Bingham niemanden der den Antagonisten derart entpersonalisiert und aufsplittert.

Und ich fand alle seine Romane zu DC Fiona Griffiths ausgesprochen spannend.

Liebe Grüße
Wolf

 

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Bei diesem Thema kommt "Das Schweigen der Lämmer" immer als Beispiel dafür, dass keine Täterfrage im Fokus stehen muss.

Ich war im Kindergarten, als der Film rauskam, darum könnt ihr das wohl besser beurteilen. Aber aus meiner Sicht war der ganze Film einzigartig und was Besonderes.

Ich glaube nicht, dass man das auf andere Filme und Bücher übertragen kann. Heute ein großer Psychothriller ohne Täterfrage - ich habe meine Zweifel, ob das funktioniert. Und wenn doch, dann nur in sehr wenigen Ausnahmefällen.

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Mir geht es so wie MichaelT. Bei den allermeisten Thrillern, die ich bisher gelesen habe, wurde der Antagonist erst am Ende offenbart. Aber was ich viel entscheidender finde, ist, dass von Anfang an klar/spürbar sein muss, dass es einen Antagonisten gibt (egal ob personifiziert oder nicht).

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Sebastian Niedlich

Ich weiß gar nicht, wie ihr auf die Idee kommt, dass das irgendwie ungewöhnlich wäre. Selbstverständlich muss bei einem Krimi oder Thriller nicht die Täterfrage im Fokus stehen. Die Frage ist halt, was man für eine Story schreibt. Je nachdem ist es gut, dass man den Antagonisten früh einführt, oder eben nicht.

Noch mehr Beispiele, wo der Antagonist in Thrillern früh klar ist (ich beschränke mich überwiegend auf Filme, weil ich kaum Thriller lese):

  • abgesehen von "Schweigen der Lämmer" auch alle anderen Bücher/Filme von Thomas Harris
  • Das Fenster zum Hof
  • Misery
  • Split
  • Panic Room
  • Das perfekte Verbrechen
  • Eine verhängnisvolle Affäre
  • The Gift (Unbedingte Empfehlung von mir! Ich meine den Film mit Jason Bateman)
  • Weiblich, ledig, jung sucht ...
  • The Clovehitch Killer (Bedingt ... aber tolle Story. Film flog ziemlich unter dem Radar. Lohnt sich.)
  • Mord nach Plan
  • Spurlos / Spurlos verschwunden
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vor 14 Minuten schrieb Sebastian Niedlich:

Ich weiß gar nicht, wie ihr auf die Idee kommt, dass das irgendwie ungewöhnlich wäre. Selbstverständlich muss bei einem Krimi oder Thriller nicht die Täterfrage im Fokus stehen. Die Frage ist halt, was man für eine Story schreibt. Je nachdem ist es gut, dass man den Antagonisten früh einführt, oder eben nicht.

Noch mehr Beispiele, wo der Antagonist in Thrillern früh klar ist (ich beschränke mich überwiegend auf Filme, weil ich kaum Thriller lese):

  • abgesehen von "Schweigen der Lämmer" auch alle anderen Bücher/Filme von Thomas Harris
  • Das Fenster zum Hof
  • Misery
  • Split
  • Panic Room
  • Das perfekte Verbrechen
  • Eine verhängnisvolle Affäre
  • The Gift (Unbedingte Empfehlung von mir! Ich meine den Film mit Jason Bateman)
  • Weiblich, ledig, jung sucht ...
  • The Clovehitch Killer (Bedingt ... aber tolle Story. Film flog ziemlich unter dem Radar. Lohnt sich.)
  • Mord nach Plan
  • Spurlos / Spurlos verschwunden

Ich gebe Michael und Sabine insofern recht: In den vielen Thrillern und Psychothrillern, die ich gelesen habe, wird der Antagonist zwar frühzeitig als latente Bedrohung eingeführt, die Identität aber erst am Schluss enthüllt. Was du anführst, Sebastian, sind quasi Duelle zwischen Prota- und Antagonist. Bekannt sind mir Das Fenster zum Hof, Misery, eine verhängnisvolle Affäre, Weiblich, ledig ... und Spurlos. Die Tatsache, dass der Täter einmal erst am Schluss bekannt wird, in den anderen Fällen von vornherein bekannt ist, hat in beiden Fällen ihre eigene intensive Spannung. Zwei weitere Beispiele sind Fitzeks "Insasse" und Spielbergs "Das Duell." Sagenhaft die Cowboystiefel, von denen er nicht weiß, wem von den Truckern sie gehören!

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Ich bin grad nicht so sicher, ob die ganzen Filmtitel der Grundfrage des Threads gerecht werden. Film hat doch mit 90/120 Minuten eine andere Zielgruppe als ein Buch, mit dem man sich viel länger beschäftigt und da muss der Spannungsbogen doch auch ein anderer, viel stabilerer sein. 

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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vor 13 Minuten schrieb DirkH:

… und da muss der Spannungsbogen doch auch ein anderer, viel stabilerer sein. 

Ich glaube, der Spannungsbogen ist der gleiche, aber die Mittel, mit denen er hochgehalten wird, müssen andere sein. Ich frag mich zum Beispiel: Wie würde ich Filmmusik im Buch ersetzen, die ja dort einen Großteil von Spannung ausmacht. Lass z.B. im Film irgendwo eine Frau mit klickenden Absätzen (wie übersetze ich das Klicken, eventuell noch mit Hall?) durch einen Tunnel gehen, und dann setzen Mollakkorde ein … Oder lass jemanden fröhlich im Wasser plantschen, und dann kommt die Musik vom weißen Hai …

Oder rasante Schnitte. Kamerafahrten. Halbtotalen, von hinten aufgenommen.

Dass die Story an sich Spannung hergeben muss, ist ja logisch. Aber wie vermittle ich die? Was ist es, dass mich nachts um drei mit viereckigen Augen, gottverdammich, doch zum nächsten Kapitel umblättern lässt?

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vor 2 Minuten schrieb KerstinH:

Was ist es, dass mich nachts um drei mit viereckigen Augen, gottverdammich, doch zum nächsten Kapitel umblättern lässt?

Liebe Kerstin, kann es nicht sein dass das von Roman zu Roman unterschiedlich ist?

Ich lese gerade einen Brunetti. Und  frage mich, was es eigentlich ist, was mich am Lesen hält. Es ist kaum etwas von dem, was hier beschrieben wurde. Vielleicht eher die Person des Kommissars und die Konflikte, die sich aus den teils mafiösen und teils ehrlichen Menschen seiner Umgebung ergeben. Und daraus, dass er und auch wir Leser beinahe bis zum Ende nicht wissen, wer ehrlich und wer mafiös ist. Genau habe ich es allerdings noch nicht rausgefunden was mich an den Büchern so fasziniert. Sie sind spannend, aber ohne das, was man bei Dan Brown et al. als Spannung sieht.

"Altes Land und Neue Liebe" Knaur, erschienen 2.8.2021

www.heike-wiechmann.de

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vor 15 Minuten schrieb KerstinH:

Dass die Story an sich Spannung hergeben muss, ist ja logisch. Aber wie vermittle ich die? Was ist es, dass mich nachts um drei mit viereckigen Augen, gottverdammich, doch zum nächsten Kapitel umblättern lässt?

Ich kann da nur von mir selber ausgehen. Beim "Sakrileg" lag ich ein ganzes Wochenende auf dem Fußboden, die Füße an der Heizung, und habe ihn verschlungen, konnte ihn nicht mehr aus der Hand legen, wie es bei Amazon immer so schön heißt. Heute weiß ich nur noch, dass es um den Da Vinci Code ging, der mich so gefesselt hat, ansonsten irre Autofahrten und Spurensuche in berühmten Kirchen. Um nachts immer weiter umzublättern, muss der Roman einen Sog für mich entwickeln-und den spüren andere wahrscheinlich auch. Gestern Abend war es ein ganz unscheinbares Büchlein aus dem Antiquariat, der Bericht einer Wirtin von der schwäbischen Alb. Das war umwerfend geschrieben, und als ich nachschaute, hatte es sich seinerzeit 35 000mal verkauft.

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Ich muss sagen, die Diskussion wird mir etwas kompliziert. Was man alles kann und soll, und tausend Beispiele, zu denen ich leider auch beigetragen habe. Für mein einfaches Gemüt ist das zu verwirrend. Ich halte mich an ein paar einfache Regeln, die für mich funktionieren, und bin damit bisher gut gefahren. Das ist auch das Problem mit manchen Schreibratgebern. Je mehr einem an den Kopf geworfen wird, umso weniger bleibt hängen. ;)

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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vor 18 Minuten schrieb HeikeW:

Vielleicht eher die Person des Kommissars und die Konflikte, die sich aus den teils mafiösen und teils ehrlichen Menschen seiner Umgebung ergeben. Und daraus, dass er und auch wir Leser beinahe bis zum Ende nicht wissen, wer ehrlich und wer mafiös ist.

Eben. Ein Teil der Spannung liegt in den Personen selbst, ganz unabhängig von irgendeinem Täter (falls es einen gibt.) Ein weiterer Teil in ungelösten Fragen, die mit dem Hauptkonflikt (vielleicht) thematisch in einem Zusammenhang stehen.

@Ulf: Es geht ja nicht ums Sollen. Aber spannend finde ich die Frage allemal. Ich für meinen Teil hab auch ein paar Antworten gefunden (bzw. mir teilweise selbst gegeben). Aber ich analysiere eben auch gern. Andere schreiben aus dem Bauch heraus, und es funktioniert. Jeder wie er kann und will. :-) 

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vor 51 Minuten schrieb Ulf Schiewe:

Ich muss sagen, die Diskussion wird mir etwas kompliziert. Was man alles kann und soll, und tausend Beispiele, zu denen ich leider auch beigetragen habe. Für mein einfaches Gemüt ist das zu verwirrend. Ich halte mich an ein paar einfache Regeln, die für mich funktionieren, und bin damit bisher gut gefahren. Das ist auch das Problem mit manchen Schreibratgebern. Je mehr einem an den Kopf geworfen wird, umso weniger bleibt hängen. ;)

Ja, das geht jetzt schon seit Tagen, und zwischendurch dachte ich auch: zu einem Ohr rein, zum anderen raus. Ich weiß, welche Bücher für mich spannend sind, und meist bringe ich Spannung in meine Romane, was mir von Lesern häufig bestätigt wird. Trotzdem finde ich es spannend, dass immer wieder neue Aspekte auftauchen.:D

Dass ich sehe, was da eigentlich passieren kann beim Schreiben und beim Lesen.

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vor 22 Stunden schrieb Holger:

Es gilt ganz gewiss nicht für alle Geschichten, dass es klug ist, den Antagonisten so spät wie möglich zu präsentieren. Es kann ganz im Gegenteil ein großer Gewinn sein (für den Protagonisten, die Geschichte, die Leserschaft), ihn früh zu etablieren.

Im "Krieg der Sterne" lernen wir den Antagonisten sogar als Allerersten kennen …

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