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GesineS

Schwarze Polizistin in Kriminalroman

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Schauplatz England. Mehrere Morde. Im ermittelnden Team ein Polizist, aus dessen Gedanken man erfährt, dass er sich um sein Gewicht sorgt, und eine Polizistin, aus deren Gedanken man erfährt, dass sie sich wegen einer zerbrochenen Beziehung aus London hierher aufs Land versetzen ließ.
Fast in der Mitte des Romans nähert sich ein kürzlich dazu gekommener Protagonist einer Menschenansammlung und beschreibt:
… die drei schwarz gekleideten Frauen […] auf Klappstühlen eine Frau und zwei Männer […] Am Wegrand […] fünfzig weitere Bewohner […] [ein Hauptverdächtiger], der mit zwei Polizeibeamten spricht, einem massigen Mann in einer Jacke, in der er zu schwitzen scheint, und einer jungen schwarzen Polizistin.
Dies ist die erste und einzige Erwähnung ihrer Hautfarbe, leicht zu überlesen, und ich finde es genial. :s13

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Ob das Absicht ist? Beim Lesen kommt mir der Verdacht, dass das ein Überbleibsel einer älteren Fassung sein könnte, die das Lektorat übersehen hat, weil Autor und/oder Verlag sich letztlich doch noch gegen eine dunkelhäutige Protagonistin entschieden haben.

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Wieso sollte das ein Überbleibsel sein? Mir haben Testleserinnen mal angemerkt, dass die Hautfarbe des Kindes in meinem Roman "Die Salzwiesen" zu häufig erwähnt wird. Wie macht man es richtig?

Jedenfalls bleibt die Tatsache, dass es im Leben nicht darum geht, Menschen richtig zu verstehen. Leben heißt, die anderen misszuverstehen ... Daran merken wir, dass wir am Leben sind: wir irren uns. (Philip Roth)

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Oh, auf die Idee bin ich nicht gekommen, @DirkH. ::)

Dann müsste die Stelle sowohl dem englischen als auch dem deutschen Lektorat plus Korrektorat sowie der Übersetzerin entgangen sein. Allerdings hört man ja immer wieder von verblüffenden Fällen ähnlicher Art. Möglich ist's also, aber ich denke (hoffe), dass Richard Osman es mit Absicht und voller Bedacht so schrieb. Der zweite Band der Krimi-Reihe erscheint in diesen Tagen, dann wissen wir vielleicht mehr.

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Wenn die Erwähnung eines derart wichtigen Details erst in der Mitte kommt, könnte man schon auf den Gedanken kommen, dass es ein Überbleibsel ist. Ansonsten finde ich es handwerklich schlecht. Ich mache mir als Leser am Anfang ein Bild von der Figur, wenn dann nach der Hälfte des Romans dieses Bild umgeworfen wird, weil so ein wichtiges Detail erst da erwähnt wird, zwingt mich das zum Umdenken (so sich mein ursprüngliches Bild nicht ohnehin bereits verfestigt hat) und bringt im schlimmsten Fall sogar meine Bindung zur Figur ins Wanken.

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vor 18 Minuten schrieb KarinKoch:

Wenn es Absicht ist, finde ich es eine coole Botschaft: Die  Hautfarbe der Kommissarin spielt keine Rolle, Leute.  

Aber wenn die Hautfarbe keine Rolle spielt, brauche ich sie gar nicht zu erwähnen, und jeder soll sich das Bild von ihr machen, das er möchte, statt dass es nach der Hälfte auf den Kopf gestellt wird.

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vor 2 Minuten schrieb BrigitteM:

Aber wenn die Hautfarbe keine Rolle spielt, brauche ich sie gar nicht zu erwähnen, und jeder soll sich das Bild von ihr machen, das er möchte, statt dass es nach der Hälfte auf den Kopf gestellt wird.

Na ja, dann stellen sich halt die meisten weißen Menschen auch weiße Protas vor. Wenn ich aber einerseits bemängele, dass es kaum PoC als Protas in Büchern gibt, muss halt die Hautfarbe auch mal erwähnt werden. 

Jedenfalls bleibt die Tatsache, dass es im Leben nicht darum geht, Menschen richtig zu verstehen. Leben heißt, die anderen misszuverstehen ... Daran merken wir, dass wir am Leben sind: wir irren uns. (Philip Roth)

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Also entweder spielt die Hautfarbe keine Rolle, dann muss ich sie nirgends erwähnen, oder sie tut es eben doch, dann aber eher. Ich möchte hier gern die Figur des Alex Cross von J.d. Patterson zitieren. Black sein spielt dort eine Rolle, aber sie beherrscht nicht die gesamte Serie. Dass er schwarz ist, wird ganz unauffällig in Kapitel 1 erwähnt. "Morning, brown sugar. You up, aren't you?" (Sagt sein Freund) und ein paar Zeilen später sagt seine Oma: "Black people always do" auf sein Statement "We tough it out." 

Elegant gelöst. 

Bearbeitet von IlonaS

Krimis, Liebe und Mehr.

www.ilonaschmidt.com

Translations, Lektorat & Exposé Coaching

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Ja, das finde ich auch elegant. Mehr braucht es nicht.

Jedenfalls bleibt die Tatsache, dass es im Leben nicht darum geht, Menschen richtig zu verstehen. Leben heißt, die anderen misszuverstehen ... Daran merken wir, dass wir am Leben sind: wir irren uns. (Philip Roth)

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Ich finde auch sehr cringy, wenn das erste, was man über eine schwarze Figur erfährt, ihre Hautfarbe ist. Natürlich spielt es eine Rolle, aber es sollte die Figur nicht definieren. Und wenn sie eine Perspektivfigur ist, wird sie nicht ständig darüber nachdenken, dass sie schwarz ist (in etwa vergleichbar plump: "Sie fuhr sich durch ihre langen, blonden Haare"). Ich finde auch geschickt, das en passant oder durch eine andere Figur zu lösen. 

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