Charlie Geschrieben 22. Juni 2021 Teilen Geschrieben 22. Juni 2021 vor 5 Stunden schrieb MaikeS: Noch mal zurück zu: Erich Mühsam (1878-1934) Der Revoluzzer War einmal ein Revoluzzer im Zivilstand Lampenputzer; ging im Revoluzzerschritt mit den Revoluzzern mit. Und er schrie: "Ich revolüzze!" Und die Revoluzzermütze schob er auf das linke Ohr, kam sich höchst gefährlich vor. Doch die Revoluzzer schritten mitten in der Straßen Mitten, wo er sonsten unverdrutzt alle Gaslaternen putzt. Sie vom Boden zu entfernen, rupfte man die Gaslaternen aus dem Straßenpflaster aus, zwecks des Barrikadenbaus. Aber unser Revoluzzer schrie: "Ich bin der Lampenputzer dieses guten Leuchtelichts. Bitte, bitte, tut ihm nichts! Wenn wir ihn' das Licht ausdrehn, kann kein Bürger nichts mehr sehen. Lasst die Lampen stehn, ich bitt! - Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!" Doch die Revoluzzer lachten, und die Gaslaternen krachten, und der Lampenputzer schlich fort und weinte bitterlich. Dann ist er zu Haus geblieben und hat dort ein Buch geschrieben: nämlich, wie man revoluzzt und dabei doch Lampen putzt. Love this so much. 1 "Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch." Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
KarinKoch Geschrieben 23. Juni 2021 Teilen Geschrieben 23. Juni 2021 EineR von uns beiden hat da etwas missverstanden, Dirk. Florian selbst hat doch zuerst Gedichte hier eingestellt. Ich dachte, dafür sei der Thread da. Karin Koch Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
FlorianV Geschrieben 23. Juni 2021 Autor Teilen Geschrieben 23. Juni 2021 Ja, klar sollt ihr hier auch vergessene DichterInnen posten. Zum Urheberrecht: deswegen habe ich das ja in den geschlossenen Bereich gestellt, das hier ist also ein privater Austausch, keine Veröffentlichung der Texte, bei der das Urheberrecht beachtet werden müsste. 2 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
FlorianV Geschrieben 24. Juni 2021 Autor Teilen Geschrieben 24. Juni 2021 (bearbeitet) Hier nun eine Dichterin, damit das Binnen-I im Titel zu Ehren kommt. Leider gibt es kaum noch unentdeckte Dichterinnen der Moderne ... wobei, leider? Gut, dass die meisten schon wiederentdeckt wurden. Leider viel zu früh gestorben ist folgende, noch vergessene Dichterin. Hätte eine frühe Bachmann werden können, wenn sie mehr Zeit gehabt hätte, glaube ich. Marie Luise Weißmann, geboren am 20. August 1899 in Schweinfurt. Übersiedelte während des Ersten Weltkriegs nach Nürnberg. Nach dem Krieg Sekretärin des Nürnberger „Literarischen Bundes“. Heiratete 1922 den Verleger Heinrich F. S. Bachmair und lebte mit ihm in Pasing, Dresden und München. Gestorben an den Folgen einer Angina Pectoris am 7. November 1929 in München. Nächtliche Insel Der See fließt langsam zu dem fernen Land. Vielleicht, er findet irgendwo das Land. Die blasse Küste weint Verlassenheit. Im Röhricht ist so viel Verlassenheit. Und ward die Wiese aller Blüten kahl. Es steht die Hütte ganz in Armut kahl. Die späten Vögel suchten lange Rast. Es fand der letzte Falter dunkle Rast: Am Ende wird ein großer Schatten sein, Es wird der Morgen fast vergessen sein. Noch eine weiße Birke hängt im Abend. Noch eine weiße Nonne betet in den Abend. (1932) Bearbeitet 24. Juni 2021 von FlorianV 2 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Angelika Jo Geschrieben 24. Juni 2021 Teilen Geschrieben 24. Juni 2021 vor einer Stunde schrieb FlorianV: Noch eine Dichterin, leider viel zu früh gestorben. Hätte eine frühe Bachmann werden können, wenn sie mehr Zeit gehabt hätte, glaube ich. So ein Gedicht habe ich noch nie gesehen: aa bb – aber es reimen sich keine Worte, es sind jeweils die gleichen. Gab's das schon mal vorher? Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016 www.angelika-jodl.de Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ClaudiaB Geschrieben 24. Juni 2021 Teilen Geschrieben 24. Juni 2021 Ich finds wunderschön. Und ebenso schön, dass wir wieder im Thread der Vergessenen angekommen sind. Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen Ein Staffelroman Februar 21, Kampa Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
FlorianV Geschrieben 24. Juni 2021 Autor Teilen Geschrieben 24. Juni 2021 Georg Busse-Palma, geboren am 20. Juni 1876 in Lindenstadt-Birnbaum in Posen. Bruder des Dichters Georg Busse. Ging wiederholt auf Wanderschaft durch halb Europa und lebte größtenteils als freier Schriftsteller ohne festen Wohnsitz. Freitod am 14. Februar 1914. Erloschen Erloschen ist die letzte Glut im Herde, Der Morgen graut, Zeit wird es, daß ich geh´ –– Ich weiß es nicht, wohin ich wandern werde, Ich will so weit, daß ich dich nimmer seh´. Wüßt´ ich ein Land für mich und meinesgleichen, Wo schwarze Rosen an den Stöcken blühn, Wo breitgeflügelt Trauermäntel streichen Und blasse Sterne durch die Wolken glühn. Wo dunkle Quellen aus den Bergen springen, Wo nie das Glück das Menschenherz erhellt, Wo keine Sänger und kein Harfenklingen –– Ich zög´ dort hin und baute mein Gezelt. Dann säß´ ich stumm auf übermoostem Stein, Bräch´ Blatt um Blatt von dämmernden Zypressen, Und Herz und Augen schliefen mählich ein, Und mit der Welt würd ich auch dich vergessen. (1899) 1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(SabineB_Mod) Geschrieben 27. Juni 2021 Teilen Geschrieben 27. Juni 2021 Auf Wunsch in den öffentlichen Bereich verschoben. Sabine Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ClaudiaB Geschrieben 27. Juni 2021 Teilen Geschrieben 27. Juni 2021 Wie viel Leid und Qual aus diesen Gedichten jener Zeit spricht. Zwei Freitode. Und vom Krieg und Nachkriegszeit schwer an Seele und Körper geschädigte Menschen. (Ich glaube, Schiebelhut kenne ich vor allem aus der Autobiographie von Zuckmayer, die übrigens ein großartiges Bild jener Zeit gibt und hervorragend geschrieben ist.) Give us more, Florian. 1 Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen Ein Staffelroman Februar 21, Kampa Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
FlorianV Geschrieben 27. Juni 2021 Autor Teilen Geschrieben 27. Juni 2021 (bearbeitet) Springen wir doch ein paar Jahrhunderte zurück, ins späte Barock im Übergang zur Aufklärung. Hier schreibt ein nahezu vergessener Dichter über die kleinen Dinge in fast fernöstlicher Manier. Er wurde viel gelesen, von den Kritikern seiner Zeit aber wenig anerkannt, er war ihnen meist zu profan. Überdauert hat sein Name hauptsächlich, weil Joh. Seb. Bach ihn vertonte. Der Dichter hieß Barthold Heinrich Brockes, das Werk von Bach wird Brockes-Passion genannt. Trotz dieser Passion sind die Gedichte Brockes heutzutage kaum noch bekannt, obwohl er schon sehr modern schrieb, mit seinem Blick für das vordergründig Unscheinbare. Immerhin wird er seit einigen Jahren wiederentdeckt und sein Werk wird im Wallstein-Verlag herausgegeben. Möge er noch mehr LeserInnen finden. Da er literaturhistorisch wichtig ist, hat er einen recht ausführlichen Wikipedia-Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Barthold_Heinrich_Brockes Conclusio: nicht gänzlich vergessen, aber unbekannt genug, um hier erscheinen zu dürfen ... Kirsch-Blühte bey der Nacht Ich sahe mit betrachtendem Gemüte Jüngst einen Kirsch-Baum, welcher blüh'te, In küler Nacht beym Monden-Schein; Ich glaubt', es könne nichts von gröss'rer Weisse seyn. Es schien, ob wär' ein Schnee gefallen. Ein jeder, auch der klein'ste Ast Trug gleichsam eine rechte Last Von zierlich-weissen runden Ballen. Es ist kein Schwan so weiß, da nemlich jedes Blat, Indem daselbst des Mondes sanftes Licht Selbst durch die zarten Blätter bricht, So gar den Schatten weiß und sonder Schwärze hat. Unmöglich, dacht' ich, kann auf Erden Was weissers ausgefunden werden. Indem ich nun bald hin bald her Im Schatten dieses Baumes gehe: Sah' ich von ungefehr Durch alle Bluhmen in die Höhe Und ward noch einen weissern Schein, Der tausend mal so weiß, der tausend mal so klar, Fast halb darob erstaunt, gewahr. Der Blühte Schnee schien schwarz zu seyn Bey diesem weissen Glanz. Es fiel mir ins Gesicht Von einem hellen Stern ein weisses Licht, Das mir recht in die Sele stral'te. Wie sehr ich mich an GOtt im Irdischen ergetze, Dacht' ich, hat Er dennoch weit grös're Schätze. Die gröste Schönheit dieser Erden Kann mit der himmlischen doch nicht verglichen werden. (1727) Bearbeitet 26. Juli 2021 von FlorianV 5 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
FlorianV Geschrieben 26. Juli 2021 Autor Teilen Geschrieben 26. Juli 2021 (So, nach einem Urlaub komme ich zum nächsten Dichter) Ernst Balcke ist heute als Autor vergessen. Doch trotzdem ist er in die Literaturgeschichte eingegangen, weil sein Freund Georg Heym ihn vor dem Ertrinken retten wollte und dabei selbst zu Tode kam. Balckes kurzes Leben im Abriss: Geboren am 9. April 1887 in Berlin. Studierte Philologie in Berlin, Besancon und Edinburgh. Ertrank am 16. Januar 1912 beim Eislaufen zusammen mit seinem Freund Georg Heym in der Havel. Die Selbstmörderin Auf ihrer Brust klebt eine gelbe Kröte; die regt sich nicht; ihr Purpurauge droht voll Angst und Eifersucht tief durch die Röte des schwülen Abends, der im West verloht. Zwischen den schlanken, weißen Fingern blinken die Kelche kaum entkeimter Wasserrosen, grüngelbe Tange hängen in den losen, aschblonden Haaren, die zum Grunde sinken. Die kalten, blauen Lippen legen sich wie Lapislazuli um ihre Zähne; der scharfe Kiel eines der vielen Kähne riß, rot wie Karmosin, tief einen Strich Durch ihre Stirn. Schwer, langsam gleitet sie, nicht Wind noch Welle sind da, die sie rühren. Vom schlanken Halse bis herab zum Kinn des Froschlaichs schwarze Fäden sie umschnüren. Sie treibt zur Stadt. Gelbgraue Dünste kauern wie fahle Hunde um des Himmels Rund. Ein Dampfer rauscht; von ölig-schmutzigen Schauern wird überschüttet ihr sehnsüchtiger Mund. Zwischen verfallenen Häuserfronten windet hindurch sich ihr einst heiß geliebter Leib. Durchs Dunkel, horch, von höchsten Wonnen kündet leis singend, irgend ein glückseliges Weib –– Das Licht auf ihrer Haut erlischt. –– Den Nebel wälzt aus den Brückenlöchern vor der Wind. Von einem Dampferdeck bespeit ein Flegel ihr süßes Antlitz, das im Grau zerrinnt. (Dezember 1910) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
BirgitG Geschrieben 26. Juli 2021 Teilen Geschrieben 26. Juli 2021 Das ist ein sehr schöner Thread, von dem ich mich gerne von der Arbeit ablenken lasse. Ludwig Tieck, wahrscheinlich weniger ein vergessener Dichter, es fällt mir schwer da die Grenzen zu ziehen. Aber ich liebe Gedichte der Romantik und dies ist eines davon: Heimliche Liebe Wie lieb und hold ist Frühlingsleben, Wenn alle Nachtigallen singen, Und wie die Tön' in Bäumen klingen In Wonne Laub und Blüthen beben. Wie schön im goldnen Mondenscheine Das Spiel der lauen Abendlüfte, Die, auf den Flügeln Lindendüfte, Sich jagen durch die stillen Haine. Wie herrlich glänzt die Rosenpracht, Wenn Liebreiz rings die Felder schmücket, Die Lieb' aus tausend Rosen blicket, Aus Sternen ihrer Wonne-Nacht. Doch schöner dünkt mir, holder, lieber, Des kleinen Lichtleins blaß Geflimmer, Wenn sie sich zeigt im engen Zimmer, Späh' ich in Nacht zu ihr hinüber, Wie sie die Flechten lößt und bindet, Wie sie im Schwung der weißen Hand Anschmiegt dem Leibe hell Gewand, Und Kränz' in braune Locken windet. Wie sie die Laute läßt erklingen, Und Töne, aufgejagt, erwachen, Berührt von zarten Fingern lachen, Und scherzend durch die Saiten springen; Sie einzufangen schickt sie Klänge Gesanges fort, da flieht mit Scherzen Der Ton, sucht Schirm in meinem Herzen, Dahin verfolgen die Gesänge. O laßt mich doch, ihr Bösen, frei! Sie riegeln sich dort ein und sprechen: Nicht weichen wir, bis dies wird brechen, Damit du weißt, was Lieben sey. 1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
FlorianV Geschrieben 27. Juli 2021 Autor Teilen Geschrieben 27. Juli 2021 Johannes Theodor Kuhlemann, geboren am 4. November 1891 in Köln. Im Weltkrieg untauglich geschrieben. Nach 1918 Journalist und Musikkritiker in Saarbrücken. Später Rückkehr nach Köln. Arbeitete dort im Tabakmuseum des Freundes Josef Feinhals-Collofino. Gestorben am 9. März 1939 in Köln. Der Auflauf Im Anfang war es nur ein toter Hund, ein krankes oder ausgetretnes Leben, von kommender Verwesung laß und bunt. Dann brach es auf wie ein zu warmer März und ward ein Mund und spie das alles aus, was in der Straße zuckte wie ein Herz und irre Wellen schlug von Haus zu Haus und schrie und tausend bange Köpfe hatte, die trunken auf der Oberfläche schwammen, und Leiber ohne Früchte, hungersatte, und Hände, blau wie atemlose Flammen, ein Herz, das flattert und sich bäumt und birst. Und in der Häuser tiefen Augenhöhlen, emporgespritzt zu ihrem steilsten First sind Köpfe, Leiber, Tropfen aus der Flut, und hängen über in das faule Leben, das unten stirbt in seinem welken Blut. Und allen sammelt sich im Blut der Schrei, und alle Leiber brechen auf und gröhlen und wollen ihren Schrei dem Himmel geben –– und selbst der Himmel ist kein Trost dabei. (1913) 1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ellen Geschrieben 27. Juli 2021 Teilen Geschrieben 27. Juli 2021 Am 27.6.2021 um 21:12 schrieb ClaudiaB: Am 27.6.2021 um 21:12 schrieb ClaudiaB: Wie viel Leid und Qual aus diesen Gedichten jener Zeit spricht. Zwei Freitode. Und vom Krieg und Nachkriegszeit schwer an Seele und Körper geschädigte Menschen. (Ich glaube, Schiebelhut kenne ich vor allem aus der Autobiographie von Zuckmayer, die übrigens ein großartiges Bild jener Zeit gibt und hervorragend geschrieben ist.) Give us more, Florian. Ja, bitte! Was für ein bemerkenswerter Thread. Vielen Dank, Florian! Autorenseite I Selbstfürsorge-Blog Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
BirgitG Geschrieben 5. August 2021 Teilen Geschrieben 5. August 2021 Sophie Mereau Brentano Geboren 1770 Gestorben 1806 An ein Abendlüftchen Sey mir gegrüßt aus deinen reinen Höhen du Himmelsluft! o! säume nicht mich liebend anzuwehen mit süßem Duft! Es lauscht in dir der hingeflohnen Zeiten geliebtes Bild, Des Herzens Tausch, die Welt voll Seligkeiten wie du so mild! Die goldnen Ähren sanken schweigend nieder beym Sichelschall, da gingen wir und sangen frohe Lieder durch Feld und Thal. Du säuseltest aus blauem Äther nieder sanft zu uns hin, und küsstest uns; - wir küssten froh dich wieder mit leichtem Sinn. Uns war so wohl, von deinem Hauch durchdrungen, wie du so leicht, und in der Ahndung süßen Traum verschlungen dem keiner gleicht. Du kehrst zurück zu deiner fernen Quelle - woher? wohin? wer weiß es? - So bewegt der Zeiten Welle den leichten Sinn. Ach! fern, ach fern, wie deine Ätherschwingen, entfloh das Glück, und deine leichten stillen Flügel bringen es nie zurück! Statt jener Ruhe, die dein Hauch mir sandte, verglimmt das Herz, das einst in reger Lebensgluth entbrannte, in stillem Schmerz. Du kehrst zurück mit himmlischen Gefieder im Abendschein, und küssest mich mit süßem Athem wieder; doch ach! allein! 2 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
FlorianV Geschrieben 17. August 2021 Autor Teilen Geschrieben 17. August 2021 Hier ein Gedicht von Herbert Tettenborn, zu dem sich keinerlei Lebensdaten ermitteln lassen und den man nur in abseitigen Anthologien finden konnte. Eventuell wurde er 1887 geboren und starb er 1946 in den USA, denn dort findet sich ein Grabstein mit seinem Namen. Kanal Aus trüben Gaslaternen treiben müde Lichter in bunten Kreisen auf den öligen Kanal, und von den Brücken stieren in die Flut Gesichter, –– doch träge rollt der Fluß und schimmert kalt wie Stahl. Die Nacht ist stumm –– nur in den Lüften hängt ein Weinen, in das von fern schon Lärm der Feuerwehren wühlt –– bald fischen sie mit Stangen und mit langen Leinen das Becken ab, von rotem Fackellicht umspült. (1927) 2 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GesineS Geschrieben 18. August 2021 Teilen Geschrieben 18. August 2021 vor 12 Stunden schrieb FlorianV: Hier ein Gedicht von Herbert Tettenborn, zu dem sich keinerlei Lebensdaten ermitteln lassen und den man nur in abseitigen Anthologien finden konnte. Eventuell wurde er 1887 geboren und starb er 1946 in den USA, denn dort findet sich ein Grabstein mit seinem Namen. Könnte es sich nicht um den 1907 geborenen Herbert Tettenborn handeln, dessen Gedicht Abendrot 1942 in Monatshefte für deutschen Unterricht abgedruckt wurde? Besonders die letzten beiden Sätze scheinen mir in unsere Zeit zu passen. Des Wahnsinns Glut nur leuchtet unserm Irrn, das Fieber tanzt uns lachend durchs Geäder. Sein Kinderspiel zerhämmert uns das Hirn, und unsre Kraft zermahlen seine Räder. Die große Stadt war krank von alters her und ihrer Wiege stand der Tod zur Seite. Aus ihrem Bauch schwillt nun das trübe Meer und giftet auf Chausseen in die Weite. Es stirbt ein Volk. Sein Abendrot bricht an, bald wird die Sonne laut im Meer verzischen. Wir rüsten uns, die Zeit ist bald heran, in der sich unsre Spuren ganz verwischen. 3 The Greenest Wind: Freundschaft, Ferien und eine Reise nach Irland www.gesineschulz.com Twitter Instagram Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
FlorianV Geschrieben 18. August 2021 Autor Teilen Geschrieben 18. August 2021 Oh, ja, das ist er! Hast du dieses Monatsheft und sind da Angaben zu seinem Leben enthalten? Die könnte ich sehr gut gebrauchen! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GesineS Geschrieben 18. August 2021 Teilen Geschrieben 18. August 2021 Leider habe ich das Heft nicht. Ein Fall für die Fernleihe. The Greenest Wind: Freundschaft, Ferien und eine Reise nach Irland www.gesineschulz.com Twitter Instagram Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
BirgitG Geschrieben 26. August 2021 Teilen Geschrieben 26. August 2021 Ob Unbekannt oder eher nicht, das sei mal dahingestellt. Ich kannte sie nicht und mag dies Gedicht . Helmina von Chézy (1783-1856) Sehnsucht Ach! hätt ich nur Worte, zu singen Der Liebe unendliches Lied! Ach! könnt' ich mit Flügeln mich schwingen Zur Stelle, wo Wiedersehn blüht! Da schau ich so träumend ins Weite, Der Himmel ist wolkig und grau, Ach! wär mir der Liebste zur Seite Stünd Alles in Blüthe und Thau. In Blicken, da blühte die Minne, Auf Lippen, da blühte der Kuß - Ach! wie ich so träume und sinne, Und einsam stets einsam seyn muß! Doch so auch, im bangenden Triebe, Willkommen mir, himmlische Pein! Das Leben ist Tod ohne Liebe, Wie möcht' ich gelassen doch seyn? Aus: Helmina von Chézy Gedichte der Enkelin der Karschin Zweiter Band Aschaffenburg 1812 (S. 37) 1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
BirgitG Geschrieben 28. September 2021 Teilen Geschrieben 28. September 2021 Helene Branco (Ps. Dilia Helena) (1816-1894) Mit jedem Pulsschlag leb' ich dir, Du mein geliebtes Leben! In alle Träume will sich mir Dein holdes Bild verweben. Und jeder Atemzug ist nur Dir eine Liebesweihe, Und jeder Seufzer ist ein Schwur Unwandelbarer Treue. Und ewig sind von dir erfüllt Die sehnenden Gedanken, Die sich um dein geliebtes Bild Wie weiche Reben ranken. Und wird mir schwer, und wird mir bang: Gedenk' ich dein, wird's Friede; Es löst das Leid sich im Gesang Und wallt zu dir im Liede. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Angelika Jo Geschrieben 6. Oktober 2021 Teilen Geschrieben 6. Oktober 2021 (bearbeitet) Ist der jetzt unbekannt genug? Laut Wikipedia scheint es mir so. Johann Klaj, 1616 - 1656. Das Gedicht ist mir gerade über den Weg gelaufen und ich fand es originell, sogar quietschkomisch, aber ich kenn mich mit Barockdichtern nicht aus, vielleicht ist alles auch ganz ernsthafte Metaphorik und ein einziges Menetekel. Also, wer mehr über ihn weiß , als dass er "über das erträgliche Maß der Trunksucht zuneigte" – der interessiert mich jetzt. Vorzug deß Frülings Im Lentzen da gläntzen die blümigen Auen / die Auen / die bauen die perlenen Tauen / die Nympfen in Sümpfen ihr Antlitz beschauen / es schmiltzet der Schnee / man segelt zur See / bricht güldenen Klee. Die Erlen den Schmerlen den Schatten versüssen / sie streichen / sie leichen / in blaulichten Flüssen / die Angel auß Mangel und Reissen beküssen / die Lerche die singt / das Haberrohr klingt / die Schäferin springt. Die Hirten in Hürden begehen den Majen / man zieret und führet den singenden Reien / die Reien die schreien um neues Gedeien / die Herde die schellt / der Rüde der bellt / das Eiter das schwellt. Bearbeitet 6. Oktober 2021 von Angelika Jo Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016 www.angelika-jodl.de Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Beate K. Geschrieben 6. Oktober 2021 Teilen Geschrieben 6. Oktober 2021 Das ist hübsch. Sollte es nicht eher "das Euter" heißen? Oder hieß das früher so? Man gräbt keine goldenen Halsbänder aus dem Boden. (John Vorhaus "Handwerk Humor") Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Christa Geschrieben 6. Oktober 2021 Teilen Geschrieben 6. Oktober 2021 Finde ich auch hübsch und erinnert mich an die Zeit des Andreas Gryphius-der ist wohl zu bekannt, um ein Gedicht von ihm einzustellen. Ostseekrimi Mörderische Förde https://tinyurl.com/yy5xgm9j :http://schreibteufelchen-christa.blogspot.com/ Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Angelika Jo Geschrieben 6. Oktober 2021 Teilen Geschrieben 6. Oktober 2021 vor einer Stunde schrieb Beate K.: Das ist hübsch. Sollte es nicht eher "das Euter" heißen? Oder hieß das früher so? Das könnte sein. Ich weiß auch bei den Schmerlen (Fischart?) und diesem Reissen nicht recht, was das bedeutet. Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016 www.angelika-jodl.de Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...