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FlorianV

N-Wörter in historischen Romanen

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vor 3 Stunden schrieb Wolf:

Jetzt deutlich? :)

Sicher. Deutlicher konntest du nicht ausdrücken, dass unsere Gesellschaft offenbar noch viel Aufklärung braucht, damit weiße Menschen von ihrem hohen Ross herabsteigen und endlich aufhören, sich alles schön zu reden.

 

vor 3 Stunden schrieb Wolf:

Du siehst, in diesem Punkt haben wir eine unterschiedliche Meinung.

Rassismus ist keine Meinung. Aber da werden wir wohl auch nicht zueinander finden. 

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vor 15 Minuten schrieb Olga:

Rassismus ist keine Meinung. Aber da werden wir wohl auch nicht zueinander finden. 

Ich muss ganz ehrlich sagen - diese Antwort auf Wolfs Beitrag erschreckt mich, weil ihm damit ja unterstellt wird, dass er ein Rassist wäre - und das ist er nun ganz und gar nicht, er hatte eine andere Meinung über die Verwendung von Sprache und diskutierte darüber. Darauf gleich mit diesem Slogan zu reagieren erschüttert mich wirklich zutiefst - das ist eigentlich ein Stil den ich hier nicht erwartet hätte. 

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vor 10 Stunden schrieb FlorianV:

Nun wird das Wort Mohr heutzutage ja von einem Teil der Diskursteilnehmer als rassistisch gewertet. Ich selbst nutze es in meinem Alltag auch seit Jahrzehnten nicht mehr, ebensowenig wie das N-Wort. Aber um historisch halbwegs akkurat zu bleiben, müsste ich es in meinem Roman verwenden.

Ich finde das eine schwierige Frage bzw Entscheidung, ins Besondere, weil ich fürchte, falsch verstanden zu werden, nicht zuletzt auch von Agenturen und Lektoraten. Wie seht ihr das?

Willst du historisch-korrekt oder befindich-korrekt schreiben? Bei historisch-korrekt würde jeder Historiker merken, wenn du versuchst, Worte heutigen Befindlchkeiten anzupassen und das Buch sicher negativ rezensieren. Der Text eines Buches gibt das Leben der Figuren im zeitlichen und örtlichen Kontext wieder und der möchte gefälligst stimmen, unabhängig davon, wie heute über diesen Kontext geurteilt wird.

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vor 12 Stunden schrieb Olga:

Rassismus ist keine Meinung. Aber da werden wir wohl auch nicht zueinander finden. 

Danke @Melanie

Letzter Versuch. Rassismus ist in der Tat keine Meinung, sondern ein Phänomen, das es in vielen Gruppen gibt. Ich teile also Deine Meinung nicht, dass sie auf die weiße Rasse beschränkt ist. Rassismus ist beispielsweise in Japan sehr stark ausgeprägt und für die Chinesen sind ohnehin alle Barbaren und die Europäer Langnasen. Mir ist Dein Blickwinkel in diesem Fall zu eng.

Liebe Grüße
Wolf

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Ich finde es sehr schwierig, diese Frage zu beantworten, weil ich verschiedene Herangehensweisen nachvollziehen könnte. Einerseits könnte man sagen, dass man historisch korrekt abbilden möchte. Andererseits gefällt es mir aber auch, wenn man a la "Bridgerton" (kenne nur die Serie, nicht die Bücher) bewusst mit gewissen Dingen, die früher nicht so schön waren, bricht und Historisches neu erzählt - man denke nur an "Inglourious Basterds".

~~~ Carina alias C. R. Scott ~~~

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vor 22 Stunden schrieb ChristineN:

Oh ja, bitte im historischen Kontext schreiben. Wenn die Menschen damals diese Wörter verwendet haben, dann gehören sie in den Dialog-Text. Genauso wie die Gefühle, Gedanken, gesellschaftlichen Einstellungen und Haltungen, welche die Menschen von damals bewegt haben, in den Text gehören. Deshalb lese ich einen historischen Roman.

Das sehe ich auch so. Natürlich hängt es von der Perspektive ab. Wenn ich nahe an der Figur bin (Dialog, ich oder personale Nähe), ist es wohl unvermeidlich auch die Ausdrücke dieser Figur zu verwenden - um die Stimmung zu vermittel, die Gefühle zur Zeit bei den Lesenden zu erzeugen. Schreibe ich als auktorialer Erzähler aus der Gegenwart, würde ich jedenfalls rassistische, frauenfeindliche oder faschistische Begriffe vermeiden. Letzteres trifft natürlich auch auf Fachbücher aller Arten zu.

Mit lieben Grüße
Luis

Wir haben keine andere Welt, in die wir auswandern können. (Gabriel García Márquez)
www.luis-stabauer.at  twitter  Facebook  Literaturport

 

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Mein aktuelles Buch spielt in einer Zeit, als das N-Wort noch ganz selbstverständlich genutzt wurde, und da ich überwiegend personal erzähle, habe ich es im Manuskript zunächst auch benutzt, und gerade an einer Stelle, an der es gezielt in einem abwertenden Kontext verwendet wurde, hielt ich es für unverzichtbar. Zwischenzeitlich wurden die Diskussionen um rassistisch besetzte Begriffe mehr und ich begann dann auch zu reflektieren, was wohl schwerer wiegt: Historische Korrektheit oder die Gefühle der Lesenden.

Im Hinblick auf deine Bedenken auch wichtig, Florian: Meine Lektorin (extern) sagte sofort, das ginge nicht, und auch der Verlag meinte dann, er sehe sich da in der Verantwortung, entsprechende Wörter müssten ersetzt werden. Ich persönlich finde das inzwischen aus verschiedenen Gründen auch richtig so. Denn selbst in dem abwertenden Kontext in meinem Manuskript war es letztlich spielend leicht, die Verachtung auch anders deutlich zu machen.

 

Bearbeitet von KatjaK

Mehr über mich, meine Bücher und meine Arbeit als Lektorin unter: katja-kulin.de

Instagram

 

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vor 14 Stunden schrieb MelanieM:

Ich muss ganz ehrlich sagen - diese Antwort auf Wolfs Beitrag erschreckt mich, weil ihm damit ja unterstellt wird, dass er ein Rassist wäre - und das ist er nun ganz und gar nicht, er hatte eine andere Meinung über die Verwendung von Sprache und diskutierte darüber. Darauf gleich mit diesem Slogan zu reagieren erschüttert mich wirklich zutiefst - das ist eigentlich ein Stil den ich hier nicht erwartet hätte. 

Das empfinde ich ganz genauso. Hier sehen wir "cancel culture" in Aktion.

Es ging doch um die Frage, ob man Figuren in einem historischen Roman Worte benutzen lassen darf, die zu der Zeit üblich waren, auch wenn man sie heute verbannt hat. Ich habe zum Beispiel in einem Roman, der im 17. Jh spielt, Figuren ganz ernsthaft darüber spekulieren lassen, ob Schwarze eine Seele haben. Die meinten das ganz ernsthaft. Solche Meinungen sind überliefert. Natürlich ist das rassistisch, aber so dachten viele in der Zeit. Und das heißt nicht, dass der Autor Rassist ist. Er beschreibt nur eine Epoche.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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vor 29 Minuten schrieb KatjaK:

Mein aktuelles Buch spielt in einer Zeit, als das N-Wort noch ganz selbstverständlich genutzt wurde, und da ich überwiegend personal erzähle, habe ich es im Manuskript zunächst auch benutzt, und gerade an einer Stelle, an der es gezielt in einem abwertenden Kontext verwendet wurde, hielt ich es für unverzichtbar. Zwischenzeitlich wurden die Diskussionen um rassistisch besetzte Begriffe mehr und ich begann dann auch zu reflektieren, was wohl schwerer wiegt: Historische Korrektheit oder die Gefühle der Lesenden.

Im Hinblick auf deine Bedenken auch wichtig, Florian: Meine Lektorin (extern) sagte sofort, das ginge nicht, und auch der Verlag meinte dann, er sehe sich da in der Verantwortung, entsprechende Wörter müssten ersetzt werden. Ich persönlich finde das inzwischen aus verschiedenen Gründen auch richtig so. Denn selbst in dem abwertenden Kontext in meinem Manuskript war es letztlich spielend leicht, die Verachtung auch anders deutlich zu machen.

 

Bei der personalen Perspektive kommt es m. E. auch auf die Dichte an und was man aussagen will und welche Weltsicht der Protagonist hat. Man kann das nicht verallgemeinern, man braucht Fingerspitzengefühl und sollte neutrale Bezeichnungen nehmen, die auch damals gebräuchlich waren, aber nichts ahistorisches wie PoC etc. Das kann man in Gegenwartsromanen machen 

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Mich verwundert diese Diskussion ein wenig. Natürlich sollte man sich genau Gedanken machen, wie das, was man schreibt, bei den Lesern ankommt. Am besten historisch korrekt, würde ich sagen. Aber anscheinend traut den "Betroffenen" (also denen, die sich beleidigt fühlen könnten) keiner zu, die Nennung dieses oder anderer rassistischer Worte in den historischen Kontext einordnen zu können, in dem sie im Roman stehen. Stattdessen wird unterstellt, die "Betroffenen" reagieren sofort und ausschließlich emotional, unter Ausschaltung des Verstandes. Und davor müssen WIR sie natürlich schützen. Ist das nicht schon wieder eine Art Bevormundung? Es geht doch nicht darum, dass wir in unseren Romanen Sklavenhaltern literarische Denkmäler setzen wollen. Aber um das Thema herumzureden und die Dinge nicht zu benennen, wie sie benannt wurden, ist doch auch eine Art von Geschichtsklitterung, wenn das in der historischen Epoche allgegenwärtig waren.  

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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vor einer Stunde schrieb CarinaR:

Ich finde es sehr schwierig, diese Frage zu beantworten, weil ich verschiedene Herangehensweisen nachvollziehen könnte. Einerseits könnte man sagen, dass man historisch korrekt abbilden möchte. Andererseits gefällt es mir aber auch, wenn man a la "Bridgerton" (kenne nur die Serie, nicht die Bücher) bewusst mit gewissen Dingen, die früher nicht so schön waren, bricht und Historisches neu erzählt - man denke nur an "Inglourious Basterds".

Diese Produktionen sind nicht historisch sondern zum Teil satirisch überspitzt umgesetzt. Das ist okay, solange man versteht, was da gemacht wird und nicht als Umschreiben der Geschichte verstanden wird. Was bei Kulturkämpfen natürlich gern gemacht wird. Da wird die Geschichte neu erfunden. Dieser Versuchung sollten wir nicht verfallen.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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vor 18 Stunden schrieb FlorianV:

"Wenn jemand früher eine Bezeichnung benutzt hat, die heute rassistisch ist und die Leser zusammenzucken, ist das ja  kein Effekt, den man haben will, oder? "

Genau das ist mein Anliegen. Wobei "Mohr" ein Grenzfall sein könnte. Nach meinem Empfinden, aber was sagt das schon? Ich werd mal eine befreundete Autorin fragen, die PoC ist.

Es ging mir in diesem Thread aber nicht hauptsächlich um meinen Text, sondern um die Fragestellung an sich.

Um keinen rassistischen Effekt zu bekommen, würde ich dann einfach die Hautfarbe der Person im Rahmen der ersten Beschreibung erwähnen  (zusammen mit Kleidung, Körperhaltung, und besonderen Eigenschaften). Aber dann nicht "schwarz", sondern den wirklichen Hautton nennen. Lebensmittelvergleiche "Schokolade" würde ich nicht verwenden, weil das als beleidigend/objektifizierend wahrgenommen werden kann, vor allem von Frauen. Aber eine PoC zu fragen ist sicher am besten.

Was mir manchmal auffällt (in nicht-belletristischen Texten), ist, dass Leute korrekt sein wollen, aber trotzdem versteckt Rassismus vermitteln, weil die Hautfarbe/Herkunft wiederholt erwähnt wird, obwohl sie keine Rolle spielt. Ist jemand z.B. Apotheker, aber wird dann im Folgenden nicht als solcher bezeichnet, sondern als "Mohr" o.ä. macht das ja auch eine Einstellung klar. Da ist dann auch egal, welches Wort verwendet wird. 

Die Symphonie der Sterne :s13  Instagram

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vor 23 Minuten schrieb AndreasG:

Mich verwundert diese Diskussion ein wenig. Natürlich sollte man sich genau Gedanken machen, wie das, was man schreibt, bei den Lesern ankommt. Am besten historisch korrekt, würde ich sagen. Aber anscheinend traut den "Betroffenen" (also denen, die sich beleidigt fühlen könnten) keiner zu, die Nennung dieses oder anderer rassistischer Worte in den historischen Kontext einordnen zu können, in dem sie im Roman stehen. Stattdessen wird unterstellt, die "Betroffenen" reagieren sofort und ausschließlich emotional, unter Ausschaltung des Verstandes. Und davor müssen WIR sie natürlich schützen. Ist das nicht schon wieder eine Art Bevormundung? Es geht doch nicht darum, dass wir in unseren Romanen Sklavenhaltern literarische Denkmäler setzen wollen. Aber um das Thema herumzureden und die Dinge nicht zu benennen, wie sie benannt wurden, ist doch auch eine Art von Geschichtsklitterung, wenn das in der historischen Epoche allgegenwärtig waren.  

Sehr gut gesagt. 

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vor 21 Minuten schrieb AndreasG:

Mich verwundert diese Diskussion ein wenig. Natürlich sollte man sich genau Gedanken machen, wie das, was man schreibt, bei den Lesern ankommt. Am besten historisch korrekt, würde ich sagen. Aber anscheinend traut den "Betroffenen" (also denen, die sich beleidigt fühlen könnten) keiner zu, die Nennung dieses oder anderer rassistischer Worte in den historischen Kontext einordnen zu können, in dem sie im Roman stehen. Stattdessen wird unterstellt, die "Betroffenen" reagieren sofort und ausschließlich emotional, unter Ausschaltung des Verstandes. Und davor müssen WIR sie natürlich schützen. Ist das nicht schon wieder eine Art Bevormundung? Es geht doch nicht darum, dass wir in unseren Romanen Sklavenhaltern literarische Denkmäler setzen wollen. Aber um das Thema herumzureden und die Dinge nicht zu benennen, wie sie benannt wurden, ist doch auch eine Art von Geschichtsklitterung, wenn das in der historischen Epoche allgegenwärtig waren.  

Genau diese Gedanken habe ich mir gestern Abend auch gemacht. Wie war das denn, als ich bei Mark Twains Reisen durch Europa solche Wörter gefunden habe? Naja, die hatten eben eine ganz andere Einstellung dazu, habe ich gedacht. Deswegen waren diese Texte für mich nach wie vor lesenswert. Wenn ich in Zukunft Bücher lese, in denen alles von allem bereinigt ist, was irgendjemanden verletzten oder beleidigen könnte, würde ich mich ganz schön langweilen, glaube ich. Wer Bücher liest, ist normalerweise intelligent genug, um einen Text richtig einzuordnen.

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vor 7 Minuten schrieb Christa:

Genau diese Gedanken habe ich mir gestern Abend auch gemacht. Wie war das denn, als ich bei Mark Twains Reisen durch Europa solche Wörter gefunden habe? Naja, die hatten eben eine ganz andere Einstellung dazu, habe ich gedacht. Deswegen waren diese Texte für mich nach wie vor lesenswert. Wenn ich in Zukunft Bücher lese, in denen alles von allem bereinigt ist, was irgendjemanden verletzten oder beleidigen könnte, würde ich mich ganz schön langweilen, glaube ich. Wer Bücher liest, ist normalerweise intelligent genug, um einen Text richtig einzuordnen.

Genauso ist es. Ich stelle mir gerade vor, wie ich das Beispiel, das ich weiter oben mal angeführt habe - der schreckliche Vater, der es für den Untergang der Welt hält, dass seine Tochter 1923 ein uneheliches Kind von einem schwarzen Franzosen bekommen hat - "politisch korrekt" hätte schreiben sollen.

Das wäre dann vielleicht so geworden: "Ich bin nicht damit einverstanden, dass meine Tochter ein nichteheliches Kind mit einem PoC hat, da die kulturellen Unterschiede zu einer erheblichen Störung meines Wohlbefindens fühlen, die irreversibel ist."

Dann hätte der Typ ja tatsächlich so geklungen, als könnte man mit ihm diskutieren und der echte Rassismus wird verniedlicht. 

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vor 3 Minuten schrieb MelanieM:

Genauso ist es. Ich stelle mir gerade vor, wie ich das Beispiel, das ich weiter oben mal angeführt habe - der schreckliche Vater, der es für den Untergang der Welt hält, dass seine Tochter 1923 ein uneheliches Kind von einem schwarzen Franzosen bekommen hat - "politisch korrekt" hätte schreiben sollen.

Das wäre dann vielleicht so geworden: "Ich bin nicht damit einverstanden, dass meine Tochter ein nichteheliches Kind mit einem PoC hat, da die kulturellen Unterschiede zu einer erheblichen Störung meines Wohlbefindens fühlen, die irreversibel ist."

Dann hätte der Typ ja tatsächlich so geklungen, als könnte man mit ihm diskutieren und der echte Rassismus wird verniedlicht. 

Diese schrecklichen Väter, Mütter und so eine schreckliche Gesellschaft gab es ja auch davor und danach. Der Satz, den du hier beispielhaft anführst, gehört eher in eine moderne WG oder eine Heile-Welt-Familie als in einen historischen Roman.8-);)

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Ich habe mal versucht, mich insofern in die Situation hineinzuversetzen, als ich ja auch einer Gruppe angehöre, die über die Jahrhunderte verfolgt, missbraucht, ausgebeutet, als minderbemittelt gesehen usw. wurde, nämlich den Frauen.

Im Mittelalter war wîp ein normales Wort, es wurde erst später, nachdem ihm die frouwe den Rang ablief, als Weib zum Schimpfwort. Ich kann das in Texten tatsächlich unterscheiden, erst recht, wenn es in historischen Roman auftritt, und fühle mich da weder gemeint noch getroffen. Aber selbst, wenn in einem zeitgenössischen Roman eine Figur eine Frau als Schlampe, Hure oder Schlimmeres bezeichnet, fühle ich mich - wörtliche Rede vorausgesetzt - nicht angesprochen, also auch nicht beleidigt, denn es ist ja das Denken dieser Figur.

Anders natürlich, wenn ein auktorialer Erzähler das täte. Das Problem sind, glaube ich, personale Passagen, in denen eine Figur in ihren Stereotypen denkt. Das ist für einige LeserInnen dann leider nicht ersichtlich, und hier könnte es Missverständnisse geben, denen vielleicht die Lektoren vorbeugen wollen. In dem Fall würde vielleicht auch ich als Autorin lieber irgendeine Umschreibung wählen wie weiter oben vorgeschlagen. 

Bearbeitet von KerstinH
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vor 7 Minuten schrieb KerstinH:

Das Problem sind, glaube ich, personale Passagen, in denen eine Figur in ihren Stereotypen denkt. Das ist für einige LeserInnen dann leider nicht ersichtlich, und hier könnte es Missverständnisse geben, denen vielleicht die Lektoren vorbeugen wollen. In dem Fall würde vielleicht auch ich als Autorin lieber irgendeine Umschreibung wählen wie weiter oben vorgeschlagen. 

Um mich in die Sicht der Lektor innen hineinzuversetzen: Da ist oft von Sympathie und Antipathie die Rede. Wenn ich die Hauptfigur so reden und denken lasse, wäre sie mir vielleicht auch als Leserin unsympathisch. Wenn der Antagonist oder ein anderer so redet und denkt, ist er eben ein richtiger Fiesling. In historischen und auch zeitgenössischen Romanen sollte es doch dynamisch zugehen, und es wäre irreal und verschleiernd, wenn auch der Fiesling sich verständnisvoll zeigt.

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vor 4 Minuten schrieb Christa:

... und es wäre irreal und verschleiernd, wenn auch der Fiesling sich verständnisvoll zeigt.

Davon rede ich nicht. Natürlich soll der dann nicht plötzlich politisch korrekt denken. Ich würde vielleicht nur Triggerwörter eher in wörtliche Rede packen. 

Bearbeitet von KerstinH
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vor 4 Minuten schrieb KerstinH:

Davon rede ich nicht. Natürlich soll der dann nicht plötzlich politisch korrekt denken. Ich würde vielleicht nur Triggerwörter eher in wörtliche Rede packen. 

Ja, das klingt vernünftig.

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vor einer Stunde schrieb MelanieM:

Man sollte neutrale Bezeichnungen nehmen, die auch damals gebräuchlich waren, aber nichts ahistorisches wie PoC etc. Das kann man in Gegenwartsromanen machen 

Das ist klar. Ich habe dann für Unterhaltungen meiner Protagonisten, die sowieso antirassistisch sind, "Schwarzer" genutzt, und die beleidigende Person eben andere beleidigende Worte finden lassen. Ich meine, es geht doch ganz leicht anders als:

 

vor 46 Minuten schrieb MelanieM:

"Ich bin nicht damit einverstanden, dass meine Tochter ein nichteheliches Kind mit einem PoC hat, da die kulturellen Unterschiede zu einer erheblichen Störung meines Wohlbefindens fühlen, die irreversibel ist."

 

Etwa (aus der Hüfte geschossen): "Pfui Deibel noch mal, wie konntest du dich mit so was nur einlassen? Sind dir deine Ehre und die deiner Familie denn so egal? Schwarz wie die Nacht in der Hölle, das Balg. Damit kannst du dich nirgends mehr sehen lassen! Jeder weiß sofort, was du für eine bist!"

Mehr über mich, meine Bücher und meine Arbeit als Lektorin unter: katja-kulin.de

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vor 10 Minuten schrieb KatjaK:

Das ist klar. Ich habe dann für Unterhaltungen meiner Protagonisten, die sowieso antirassistisch sind, "Schwarzer" genutzt, und die beleidigende Person eben andere beleidigende Worte finden lassen. Ich meine, es geht doch ganz leicht anders als:

 

Etwa (aus der Hüfte geschossen): "Pfui Deibel noch mal, wie konntest du dich mit so was nur einlassen? Sind dir deine Ehre und die deiner Familie denn so egal? Schwarz wie die Nacht in der Hölle, das Balg. Damit kannst du dich nirgends mehr sehen lassen! Jeder weiß sofort, was du für eine bist!"

Ja, variieren kann man, das meinte ich auch, aber man kann dann auch die damals üblichen Worte un der wörtlichen Rede nehmen, weil sie erklären, warum das dazu führte, dass ein ursprünglich neutraler Begriff heute als rassistisch wahrgenommen wird.

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Sebastian Niedlich

Ist euch aufgefallen, dass immer noch keine farbige Person hier im Thread mitmacht und sich dazu geäußert hat? Vielleicht sollten wir alle irgendwelche Mutmaßungen einstellen und eine PoC fragen, was die dazu denkt.

So langsam kommt es mir hier nämlich wie ein Wettbewerb vor, frei nach dem Motto "Ich kann viel besser politisch korrekt schreiben 'als wie' du." (Der letzte Satz wurde erfolgreich gesponsort von der Diskussion dem Thread  "'Als' am Satzanfang".)

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Nicht wenige Worte erfahren im Laufe der Jahrhunderte eine Abwertung. So war im Mittelalter das Wort "Weib" kein Schimpfwort, sondern die normale Bezeichnung für eine Frau. "mein Weib", "das Eheweib", "die Meinung der Weiber" ... ganz normal und nicht despektierlich. Auch das Wort "Frau" wurde im Laufe der Jahrhunderte abgewertet. Wie schon erwähnt, kommt es von Frouwe, was eigentlich "Herrin" bedeutet. Genauso wie das italienische "donna" heute Frau bedeutet, aber von "domina", also Herrin abstammt. Wer weiß, vielleicht werden auch "Frau" und "Mann" eines Tages zum Schimpfwort. Wer weiß, wie wir uns dann bezeichnen. In historischen Romanen werde ich aber weiterhin das Wort "Weib" verwenden, wenn es der Epoche entspricht.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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vor 21 Minuten schrieb KatjaK:

Das ist klar. Ich habe dann für Unterhaltungen meiner Protagonisten, die sowieso antirassistisch sind, "Schwarzer" genutzt, und die beleidigende Person eben andere beleidigende Worte finden lassen. Ich meine, es geht doch ganz leicht anders als:

Das ist erstaunlich, wie schnell Worte ihre Interpretation wechseln könne. Ich habe von 1981 bis 1986 studiert und in der Seminargruppe waren, mit heutigen Worten, vier PoC aus Afrika. Wir hatten sehr schnell herausbekommen, wie sie Worte für ihre Idrentität interpretieren.

Afrikaner - kein Problem, geografisch kamen sie von dort und konnten sich damit identifizieren.

Neger - auch kein Problem, wurde von ihen weder rassistisch noch abwertend gesehen

Schwarzer - Problem, sie fühlten sich damit tatsächlich ausgegrenzt, weil sie nicht über ihre Hautfarbe identifiziert werden wollten

Nigger - absolutes No-Go, ist für mich auch ein Wort, das, seit dem ich es kenne, rassistisch-negativ besetzt ist.

Bearbeitet von Dietmar
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