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Angelika Jo

"Wir schaffen überhaupt nichts ab. Wir präzisieren." Gendern im DUDEN

Empfohlene Beiträge

Sebastian Niedlich
vor 21 Minuten schrieb Dietmar:

Welches Geschlecht hat dann die universelle, keinem benachteiligende, generische Form? Substantive haben nun mal ein Geschlecht, daraus leitet sich unter anderem Deklination ab.

Was ja genau der Punkt ist: Warum müssen Substantive ein Geschlecht haben?
Und darüber muss man halt bei der zukünftigen Entwicklung der Sprache nachdenken. Im Englischen haben sie es ja beispielsweise auch nicht. (Und in ein paar weiteren Sprachen.) Es geht also auch ohne und wenn man mal darüber nachdenkt, ist es auch ziemlich idiotisch, dass sie ein Geschlecht haben. Was macht einen Spiegel männlich, was eine Toilette weiblich?

 

vor 24 Minuten schrieb Dietmar:

Was für ein Bild entsteht bei dir, wenn du Arztu hörst? Mann oder Frau? Bei mir wäre es bis vor 1,5 Jahren eine Frau gewesen und seitdem ein Mann. Irgendwann ist das Wissen verloren gegangen, was ein grammatikalisches Geschlecht ist und was nicht. Ich bin der Meinung, es wäre einfacher, dieses Wissen wieder aufzubauen, als der Versuch, die deutsche Sprache zu verschlimmbessern.

Woran man bei "Arztu" denkt, bleibt jedem selber überlassen. (Es war ja ohnehin nur ein ungelenkes Beispiel von mir.) Was das grammatikalische Geschlecht angeht, denke ich, dass der Zug abgefahren ist. Du hast nicht unrecht, aber es spiegelt halt nicht mehr die heutigen Befindlichkeiten wieder und die Sprache muss sich weiterentwickeln. Sie hat es über Jahrhunderte alleine getan, jetzt muss ihr aber unter die Arme gegriffen werden. Wie genau das aussieht ... tja, darüber muss man diskutieren.

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Das Problem liegt meiner Meinung nach noch viel tiefer. Die Unterteilung von Menschen in unterschiedliche Geschlechter ist im Alltag und damit auch in der Sprache so präsent wie kein anderes Merkmal. Wir können sofort erkennen, auf welches Geschlecht eine Bezeichnung sich bezieht. Wir unterteilen die Welt in Geschlechter. Sie stecken in der deutschen Grammatik, in Berufsbezeichnungen, in unseren Vornamen, in der Anrede … (Wir sagen schließlich Frau Müller & Herr Müller. Nicht Braunäugig Müller und Grauäugig Müller). Theoretisch könnte man die Menschen auch unterteilen in ihre Augenfarben. Dann hätten wir vermutlich dasselbe Problem, weil vielleicht wieder eine Form (sagen wir mal, es wären die Braunäugigen) die Oberhand gewinnen würde, andere Formen bekämen auch dann womöglich nur noch entsprechende Endungen (und stereotype Merkmalszuschreibungen natürlich).

Dass Sprache grundsätzlich aufhört, Kategorisierungen zu machen, wäre die beste Lösung, aber ich glaube, dass das sehr schwierig ist. Das menschliche Gehirn ist schnell überlastet, wenn wir im Alltag zumindest nicht ab und zu auf einfache Kategorisierungen zurückgreifen könnten. Aber Kategorisierungen führen dann relativ schnell zu Stereotypen. Und egal, welche Kategorisierung vorherrscht (Geschlecht, Religion, Nationalität, Augenfarbe, Körpergröße): es ist immer problematisch.  

Was ich damit sagen will: Ich denke, das Problem hat bereits damit begonnen, dass Geschlecht eine solche Präsenz und Bedeutung hat (die sich nicht nur in der Sprache niederschlägt, sondern von dieser auch massiv verstärkt wird). Selbst diejenigen, die sehr sensibel damit umgehen, sind von Kindesbeinen an in diesem Denken drin. Schon die Mama wird gefragt (Wird es ein Mädchen oder ein Junge? Nicht: Wird es Blauäugig oder Grünäugig?). Damit fängt es schon an. Es ist inzwischen Gewohnheit, dass Geschlecht so viel Bedeutung hat. Es ist schwer, solche Muster aufzubrechen, auch und gerade in der Sprache. Selbst Sprachen wie das Englische, die nicht in männliche oder weibliche Formen unterteilen, haben trotzdem dieses Problem, dass Frauen unsichtbar bleiben (surgeon: „I can’t operate on this boy, he is my son“). Die meisten Versuche zum Thema Sichtbarmachung der Frau in der Sprache sind leider nur Schadensbegrenzung (aber trotzdem wichtig!).


Leonie Werdenfels: Liebeszauber am Chiemsee (Harper Collins 4/2023)
Sabrina Sonntag: Apfelglück am See (Harper Collins 4/2022) Unser Sommerblau für immer (Harper Collins 5/2021) Schwein gehabt, sagt die Liebe (MTB - Harper Collins 9/2019)

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Das mit den Stellenausschreibungen war mir überhaupt nicht klar. Ich schreibe ja auch manchmal Stellen aus. Da heißt es dann aber

Fachkraft für Veranstaltungstechnik w/m/d

Fachkraft für Veranstaltungsorganisation w/m/d

Bürokraft w/m/d

etc.

Da muss sich auch jede und jeder Arbeitgeber*in an die eigene Nase fassen. Dafür braucht es allerdings erst einmal die Sensibilität für das Thema.

(PS. Nein, auf "Kräftin" würde ich mich nicht einlassen ;D)

Bearbeitet von SabineB
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vor 4 Minuten schrieb SabrinaS:

Das Problem liegt meiner Meinung nach noch viel tiefer. Die Unterteilung von Menschen in unterschiedliche Geschlechter ist im Alltag und damit auch in der Sprache so präsent wie kein anderes Merkmal. Wir können sofort erkennen, auf welches Geschlecht eine Bezeichnung sich bezieht. Wir unterteilen die Welt in Geschlechter. Sie stecken in der deutschen Grammatik, in Berufsbezeichnungen, in unseren Vornamen, in der Anrede … (Wir sagen schließlich Frau Müller & Herr Müller. Nicht Braunäugig Müller und Grauäugig Müller). Theoretisch könnte man die Menschen auch unterteilen in ihre Augenfarben. Dann hätten wir vermutlich dasselbe Problem, weil vielleicht wieder eine Form (sagen wir mal, es wären die Braunäugigen) die Oberhand gewinnen würde, andere Formen bekämen auch dann womöglich nur noch entsprechende Endungen (und stereotype Merkmalszuschreibungen natürlich).

Dass Sprache grundsätzlich aufhört, Kategorisierungen zu machen, wäre die beste Lösung, aber ich glaube, dass das sehr schwierig ist. Das menschliche Gehirn ist schnell überlastet, wenn wir im Alltag zumindest nicht ab und zu auf einfache Kategorisierungen zurückgreifen könnten. Aber Kategorisierungen führen dann relativ schnell zu Stereotypen. Und egal, welche Kategorisierung vorherrscht (Geschlecht, Religion, Nationalität, Augenfarbe, Körpergröße): es ist immer problematisch.  

Was ich damit sagen will: Ich denke, das Problem hat bereits damit begonnen, dass Geschlecht eine solche Präsenz und Bedeutung hat (die sich nicht nur in der Sprache niederschlägt, sondern von dieser auch massiv verstärkt wird). Selbst diejenigen, die sehr sensibel damit umgehen, sind von Kindesbeinen an in diesem Denken drin. Schon die Mama wird gefragt (Wird es ein Mädchen oder ein Junge? Nicht: Wird es Blauäugig oder Grünäugig?). Damit fängt es schon an. Es ist inzwischen Gewohnheit, dass Geschlecht so viel Bedeutung hat. Es ist schwer, solche Muster aufzubrechen, auch und gerade in der Sprache. Selbst Sprachen wie das Englische, die nicht in männliche oder weibliche Formen unterteilen, haben trotzdem dieses Problem, dass Frauen unsichtbar bleiben (surgeon: „I can’t operate on this boy, he is my son“). Die meisten Versuche zum Thema Sichtbarmachung der Frau in der Sprache sind leider nur Schadensbegrenzung (aber trotzdem wichtig!).

Evolutionär betrachtet ist es für Lebewesen relativ wichtig, zu wissen, welches Geschlecht ihr Gegenüber hat, um abzuchecken, ob es zur Fortpflanzung geeignet ist. Insofern ist das Geschlecht natürlich als wichtiger Faktor entscheidender als "blauäugig oder grünäugig". Dass es bei dieser Einteilung nach Geschlechtern grundsätzlich immer auf den Aspekt "potentielle Fortpflanzung" ankam, zeigt sich andererseits auch im Rassismus. Vor 100 Jahren wäre es undenkbar, weiße Frauen mit nackten Brüsten in einem Reisebericht als Fotografien abzubilden. Wenn die Frauen aber eine dunkle Hautfarbe hatten, war das okay - das waren ja auch keine heiratswerten Menschen, sondern primitive Eingeborene (die der weiße Mann zwar auch mal begatten durfte, aber bitte niemals heiraten und die Kinder bitte auf keinen Fall anerkennen, die waren ja pfui). 

Ich persönlich habe das grammatikalische Geschlecht nie mit dem echten Geschlecht verbunden. Ich zählte mich schon als Kind zu den Schülern - es war klar, dass ich dazu gehörte. Schüler war der Oberbegriff für alle - wenn man differenzieren wollte, gab es die männlichen Schüler oder die Schülerinnen. Dann kam die Zeit, als gesagt wurde, es sei aber nicht richtig, die weibliche Berufsform nicht darzustelle. In den 1980er Jahren wurden dann Konstrukte wie "Bürokauffrau" modern. Dann kam das Gesetz, dass Stellenanzeigen grundsätzlich für Männer und für Frauen gleichermaßen ausgeschrieben werden müssen. Damals konnte man sofort sehen, wenn ein Chef das nur pro forma machte und keine Frau wollte. Da stand dann nämlich nicht "KFZ-Mechaniker/in gesucht" sondern "KFZ-Mechaniker m/w" gesucht. Es war klar, dass Stellenanzeigen, in denen dann nur m/w stand Alibis waren. Daraufhin verschwand diese Form bald und bis zu jenem Zeitpunkt, als wir "divers" einführten, haben Stellenanzeigen immer beide Formen ausgeschrieben. Als dann ein drittes Geschlecht, das nur auf eine Promillezahl an Menschen zutrifft - nämlich jene, die mit beiden Merkmalen geboren wurden und denen man zu recht nicht zumuten wollte, dass ihre Eltern für sie unmittelbar nach der Geburt entscheiden - verschwanden die Frauen wieder in der Bedeutungslosigkeit. Das, was vor 35 Jahren der Gipfel der Unhöflichkeit Frauen gegenüber war, tritt wieder zum Vorschein. Auf der einen Seite wird wie blöd gegendert, aber bei diesem wesentlichen Punkt - der sichtbaren Integration von Frauen im Arbeitsleben - haben wir einen Rückschritt. Und vor dem Hintergrund wird für mich jedes Gegendere mit dem Hinweis darauf, man erleichtere Frauen das Leben und integriere sie besser, wertlos und verlogen.

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Es gibt ja Sprachen ohne grammatische Geschlechter – das Türkische z.B., das Vietnamesische und andere. (Nach der Gendertheorie müsste in den entsprechenden Ländern das frauenrechtliche Elysium herrschen …)

Was man mit welchem Berufsplural verbindet, ist aber doch wesentlich von Erfahrungen bestimmt und vielleicht von Medien. Bei einem Satz wie "Im Hof standen ein paar Automechaniker" stellt man sich eher kräftige Männer mit öligen Händen in blauen Overalls vor, aber wenn es heißt "Vor dem Eingang standen zahlreiche Lehrer", dann sieht doch heutzutage niemand nur Männer vor sich??

Und was die Medien betrifft, haben ein paar Folgen "Lindenstraße" mehr für die gesellschaftliche Weiterentwicklung getan als alle Sprachverhunzler*:Ix_innen zusammengenommen.

Tatsächlich braucht man, wenn man nur Männer bezeichnen will, doch zwingend ein Adjektiv, anders als wenn man nur Frauen meint. Die Gynäkologin kann am Eingang des Krankenhauses ein Schild hinhängen "Alle Patientinnen bitte auch das gelbe Formular ausfüllen", aber der Urologe wird im sinngemäß entsprechenden Fall gut daran tun, zu schreiben: "Alle männlichen Patienten bitte auch das grüne Formular ausfüllen", weil sich sonst jede zweite Frau veräppelt vorkommen wird, wenn sie nach dem Blatt greift und Fragen zu Prostataproblemen sieht. Die weibliche Endung ist also eigentlich so etwas wie das Wörtchen "Gold" beim Unterschied zwischen "VISA Card" und "VISA Card Gold": Letztere kann alles, was die erstere auch kann, und dann noch etwas mehr … ;)

Im übrigen finde ich, man hätte die Bezeichnung "Krankenbruder" eisenhart durchziehen sollen … :s22

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vor 16 Minuten schrieb AndreasE:

Tatsächlich braucht man, wenn man nur Männer bezeichnen will, doch zwingend ein Adjektiv, anders als wenn man nur Frauen meint.

Genauso ging es mir schon als Schülerin, wenn über Schüler gesprochen wurde. Schüler waren wir alle. Schülerinnen explizit die Mädchen. Die anderen waren die Jungs oder männlichen Schüler. Deshalb fühlte ich mich nie durch das maskuline Geschlecht diskriminiert. Aber jetzt fühle ich mich durch diese neuen Stellenanzeigen mit m/w/d diskriminierter, als wenn wir uns einigen würden, m/w/d wegzulassen und nur die maskuline Form als grammatikalische Form behalten hätten. Fakt ist, durch das Pseudogendern der Stellenanzeigen haben wir einen Rückschritt in der öffentlichen Wahrnehmung gemacht. Anstatt dass diverse Menschen sichtbarer werden, verschwinden Frauen aus dem Blickwinkel und müssen das abgeben, was sie sich jahrelang erkämpft haben. Und die meisten merken das noch nicht mal - vielleicht, weil die Gender-Experten nie neue Stellen suchen oder alle freiberuflich tätig sind? 

 

Edit - beim Urologen kannst du aber wieder ins Fettnäpfen treten, weil das Geschlecht ja jetzt nicht mehr biologisch ist, sondern als gesellschaftliches Konstrukt gewertet wird. Man soll wegen stillender Väter (Transmänner, die ihre weiblichen Funktionen behalten haben) ja Elternmilch sagen und nicht mehr Muttermilch. Ebenso werden Transfrauen mit Penis garantiert auch unter Prostatabeschwerden leiden, aber sich massiv empören, wenn sie nun als Patient und nicht als Patientin beim Urologen tituliert werden. 

Bearbeitet von MelanieM
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vor 2 Stunden schrieb SabineB:

Das mit den Stellenausschreibungen war mir überhaupt nicht klar. Ich schreibe ja auch manchmal Stellen aus. Da heißt es dann aber

Fachkraft für Veranstaltungstechnik w/m/d

Fachkraft für Veranstaltungsorganisation w/m/d

Bürokraft w/m/d

etc.

Da muss sich auch jede und jeder Arbeitgeber*in an die eigene Nase fassen. Dafür braucht es allerdings erst einmal die Sensibilität für das Thema.

(PS. Nein, auf "Kräftin" würde ich mich nicht einlassen ;D)

Mir ist bei den Stellenausschreibungen für Ärzte noch etwas aufgefallen. Bei einer Ausschreibung stand nicht w/m/d sondern gn*. Was das wohl bedeutet?, dachte ich mir und habe es gegoogelt. Die Antwort lautet:

"Aus der rechtlichen Anforderung zur Vermeidung von Diskriminierung unter anderem wegen der Geschlechtszugehörigkeit leiten wir die Chance ab, durch den Zusatz „gn“ (geschlechtsneutral) in Stellenanzeigen erneut zu betonen, dass für Besetzungsprozesse regelmäßig und durchgängig nicht das Geschlecht zu den Auswahlkriterien zählt."

Aber ob das die ganze Chose besser macht?

Bearbeitet von Christa
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vor 5 Stunden schrieb Sebastian Niedlich:

Ich persönlich wäre für so eine Umstellung, allerdings habe ich auch keinerlei Ahnung, wie man das bewerkstelligen könnte. Selbst eine entsprechende Umstellung im eigenen Kopf. Ich weiß nur, dass ich das Gendersternchen bzw. den Genderdoppelpunkt, den ich persönlich benutze, daneben finde. In schriftlicher Konversation kann ich das noch irgendwie akzeptieren, aber in Romanen, Kurzgeschichten etc. fände ich sowas absolut fehl am Platz. Und immer Arzt/Ärztin etc. zu schreiben oder gar zu sprechen ist nervig. Ich WEISS, dass es richtig ist, aber auch wenn mein Arzt eine Ärztin ist, gehe ich halt "zum Arzt".

 

Berufsbezeichnungen wie "Arzt" sind ja die Ausnahme. Die meisten leiten sich von Verben ab und bekommen dann das männliche "-er" angehängt. Maler, Fahrer, Berater, Schneider ...

Eine Lösung könnte sein: Wenn kein eindeutiges Geschlecht gemeint ist, wird nichts angehängt. Also heißt es: das Mal, das Fahr, das Berat, das Schneid

Für Frauen: die Malin, die Fahrin, die Beratin, die Schneidin --- Männer wie gehabt: der Maler, der Fahrer, der Berater, der Schneider

Worte wie Arzt: das Arzt, die Arztin, der Arzter --- das Soziolog, die Soziologin, der Soziologer

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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vor 18 Minuten schrieb HenningS:

Berufsbezeichnungen wie "Arzt" sind ja die Ausnahme. Die meisten leiten sich von Verben ab und bekommen dann das männliche "-er" angehängt. Maler, Fahrer, Berater, Schneider ...

Eine Lösung könnte sein: Wenn kein eindeutiges Geschlecht gemeint ist, wird nichts angehängt. Also heißt es: das Mal, das Fahr, das Berat, das Schneid

Für Frauen: die Malin, die Fahrin, die Beratin, die Schneidin --- Männer wie gehabt: der Maler, der Fahrer, der Berater, der Schneider

Worte wie Arzt: das Arzt, die Arztin, der Arzter --- das Soziolog, die Soziologin, der Soziologer

Auf die Idee ist der Postillon (Satiremagazin) schon 2017 gekommen, aber bei dem klang es eleganter als bei dir. https://www.der-postillon.com/2017/11/gleichberechtigung-er.html

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vor 47 Minuten schrieb MelanieM:

Auf die Idee ist der Postillon (Satiremagazin) schon 2017 gekommen, aber bei dem klang es eleganter als bei dir. https://www.der-postillon.com/2017/11/gleichberechtigung-er.html

Nee ... die Nachsilbe -er ist doch das hauptsächliche Zeichen für das Männliche. Der Postillon lässt das männliche -er drin und hängt nur das weibliche -in an.

Der Postillon schreibt:

Allgemein: Bäcker; Weiblich: Bäckerin; Männlich: Bäckerer

Abgesehen davon, dass nicht gesagt wird, ob das allgemeine Wort den Artikel der oder das bekommen soll, taucht im Vorschlag des Postillons 4x die Silbe -er auf und nur 1x die Silbe -in

Warum dann nicht:

Allgemein: Bäckin; Weiblich: Bäckinin; Männlich: Bäckinner

:)

Es gibt keine Regeln, nur sachkundige Entscheidungen. Und sachkundige Entscheidungen könnt ihr nur treffen, wenn ihr euch sachkundig macht.

Elizabeth George

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vor 5 Stunden schrieb SabrinaS:

Dass Sprache grundsätzlich aufhört, Kategorisierungen zu machen, wäre die beste Lösung, aber ich glaube, dass das sehr schwierig ist. Das menschliche Gehirn ist schnell überlastet, wenn wir im Alltag zumindest nicht ab und zu auf einfache Kategorisierungen zurückgreifen könnten. Aber Kategorisierungen führen dann relativ schnell zu Stereotypen. Und egal, welche Kategorisierung vorherrscht (Geschlecht, Religion, Nationalität, Augenfarbe, Körpergröße): es ist immer problematisch.  

Ich glaube, dass Sprache kategorisiert, ist gar nicht zu umgehen. Es ist ein Strukturierungsprozess der wahrgenommenen Umwelt, welcher uns überhaupt erst erlaubt, uns im Äußeren zurechtzufinden. Das Problem beginnt an der Stelle, wo eine Kategorie höher gehalten und werter geschätzt wird als die andere: weiß besser als schwarz, schlank besser als dick, Licht besser als Dunkelheit. Das Problem beginnt bei der Wertung dessen, was nun mal da ist, da kann man umschreiben und umbenennen, so viel man will.

Das ist ein bisschen wie das Essen des Apfels vom Baum der Erkenntnis: Nicht das Erkennen der Nacktheit war danach das Problem, sondern die Wertung, die damit einherging. Nacktheit war pfui, da musste sofort ein Feigenblatt her. Man hätte mit dem, was man sah, was nämlich einfach war, auch gut und einvernehmlich leben können. Der liebe Gott hätte gar nicht mitbekommen, dass da Erkenntnis stattgefunden hat, und wenn doch, wäre es ihm herzlich egal gewesen, denn er wusste ja, dass alles, was er geschaffen hatte, gut war. Keins war besser.

Bearbeitet von KerstinH
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vor 1 Stunde schrieb HenningS:

Warum dann nicht:

Allgemein: Bäckin; Weiblich: Bäckinin; Männlich: Bäckinner

:)

 

Bäcker – Bäckerin (w) – Bäckerich (m) – für (d) fällt mir nichts ein …

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vor 3 Stunden schrieb MelanieM:

vielleicht, weil die Gender-Experten nie neue Stellen suchen oder alle freiberuflich tätig sind? 

 

Wer würde denn auch freiwillig so jemanden einstellen? :-X

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vor 10 Stunden schrieb KerstinH:

Ich glaube, dass Sprache kategorisiert, ist gar nicht zu umgehen. Es ist ein Strukturierungsprozess der wahrgenommenen Umwelt, welcher uns überhaupt erst erlaubt, uns im Äußeren zurechtzufinden. Das Problem beginnt an der Stelle, wo eine Kategorie höher gehalten und werter geschätzt wird als die andere: weiß besser als schwarz, schlank besser als dick, Licht besser als Dunkelheit. Das Problem beginnt bei der Wertung dessen, was nun mal da ist, da kann man umschreiben und umbenennen, so viel man will.

Das ist ein bisschen wie das Essen des Apfels vom Baum der Erkenntnis: Nicht das Erkennen der Nacktheit war danach das Problem, sondern die Wertung, die damit einherging. Nacktheit war pfui, da musste sofort ein Feigenblatt her. Man hätte mit dem, was man sah, was nämlich einfach war, auch gut und einvernehmlich leben können. Der liebe Gott hätte gar nicht mitbekommen, dass da Erkenntnis stattgefunden hat, und wenn doch, wäre es ihm herzlich egal gewesen, denn er wusste ja, dass alles, was er geschaffen hatte, gut war. Keins war besser.

Ja, das stimmt. Jeder Geist, der sich in seiner Umgebung auskennen möchte, beginnt damit, sie zu kategorisieren. Nach allem, was er in Gleiches und Verschiedenes unterteilen kann, also in Größen, Farben, Spezies etc. Zwei Punkte dazu:

1. Solang die Menschheit dabei sozusagen noch aus den Kinderschuhen heraus die Welt betrachtet, werden Dinge kategorisiert, die für den heutigen Geist in einem eher schrägen Verhältnis zueinander stehen. Die alten Griechen, die man in ihrem Bemühen dazu sicher loben muss, kannten noch (ich meine bei Plato war das so) die Einteilung in alles Belebte, alles Unbelebte (tüchtig!) und alles, was gefäßartig ist (??). Das muss man verzeihen, so geht das Denken halt los. Gleichzeitig sollte man ruhig festhalten, dass alles, was uns heute seltsam vorkommt, doch irgendeinen Grund in der damaligen Welt gehabt haben muss, den zu untersuchen eine spannende Sache sein kann.

2. Weil die Sprache das Medium schlechthin ist, mit dem wir uns (als Menschheit oder auch als Individuum) die Welt erschließen, finden solche Kategorisierungen darin natürlich ihren Niederschlag. Das heißt aber nicht, dass so mit der Sprache schon automatisch die Wahrheit über die Welt gesagt ist. Kann gar nicht sein, sonst müssten ja sämtliche Sprachen der Welt auf gleiche Weise vorgehen, was sie nicht tun. Sehr viele Sprachen, tote wie lebendige, belassen es in ihrem generischen System (soweit sie eins besitzen) bei der Einteilung von belebt und unbelebt. Das Genussystem im Deutschen mit seinen drei "Geschlechtern" mag sich in der Nachfolge des Lateinischen an der Biologie orientiert haben, läuft aber schon nach wenigen Kapiteln gehörig aus dem Ruder; an manchen Stellen gerade noch eingefangen durch ein Endungswesen, an dem sich rein grammatikalisch erkennen lässt, warum die Hose feminin ist, manchmal gelingt aber auch das nicht – warum ein Tisch maskulin sein soll, hat noch niemand erklären können. Und sogar im Reich der Biologie passt nicht alles so zusammen, wie man es sich erst mal denken möchte, jedenfalls war eine Frau in früheren Zeiten gar nicht automatisch feminin, das schaffte sie nur als vrouwe (was eigentlich einem Titel entspricht), als wirklich biologisches Wesen betrachtet, war sie ein sächliches wîp (heute Weib). Das sind so die Gebiete, an denen Kerstins Wertung sich in die Einteilerei mischt und in der Sprache ihren Niederschlag findet.

Wertungen gibt es in der Welt gerade so, wie es Äpfel und Birnen, rot oder blau gibt, auch Männer, Frauen, Kinder und früher gar nicht wahrgenommene Diverse. Allerdings erleben die Wertungen Konjunkturen, denen die Sprache in einem verlangsamten Prozess hinterher schleicht. Staatliche oder halbstaatliche Institutionen fangen diese Prozesse auf und halten sie fest. Das kann man zur Kenntnis nehmen. Man kann auch darüber blödeln, warum nicht.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Nur zur Information: Der "Verein Deutsche Sprache" setzt sich zusammen aus einem Kreis von Sprachwächtern, die Undeutsches aus dem Deutschen entfernen wollen, sich mit Persönlichkeiten aus der rechten Szene schmücken und schon auch mal das Wort von der "Lügenpresse" in Anschlag bringen. 

Aus Wikipedia:

Die Linguistin Helga Kotthoff kritisierte: „Der Aufruf fördert nur hyperradikales Pro und Contra. Es fehlt jegliche Differenzierung.“ Anatol Stefanowitsch meinte, der Aufruf führe „mit Vollgas zurück in die Vergangenheit“. Die Unterzeichnenden seien „vorwiegend ältere Herrschaften, die ihre Sprachgewohnheiten verletzt sehen“. Er sieht wie Kotthoff die Richtung des Vereins kritisch: „Der Verein Deutsche Sprache zeigt immer mehr ein reaktionäres Weltbild und sucht Anschluss an rechtspopulistische Diskussionen.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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vor 13 Minuten schrieb Angelika Jo:

Nur zur Information: Der "Verein Deutsche Sprache" setzt sich zusammen aus einem Kreis von Sprachwächtern, die Undeutsches aus dem Deutschen entfernen wollen, sich mit Persönlichkeiten aus der rechten Szene schmücken und schon auch mal das Wort von der "Lügenpresse" in Anschlag bringen. 

Aus Wikipedia:

Die Linguistin Helga Kotthoff kritisierte: „Der Aufruf fördert nur hyperradikales Pro und Contra. Es fehlt jegliche Differenzierung.“ Anatol Stefanowitsch meinte, der Aufruf führe „mit Vollgas zurück in die Vergangenheit“. Die Unterzeichnenden seien „vorwiegend ältere Herrschaften, die ihre Sprachgewohnheiten verletzt sehen“. Er sieht wie Kotthoff die Richtung des Vereins kritisch: „Der Verein Deutsche Sprache zeigt immer mehr ein reaktionäres Weltbild und sucht Anschluss an rechtspopulistische Diskussionen.

Das ist für mich eine Kategorisierung der gefährlichen Art, da sie nur zwei Schubladen kennt. Bedingt durch mein erstes Leben habe ich eine Immunität gegen diese Art der Kategorisierung erworben und sehe den Sinn meines Schreibens darin, meine Figuren mit dieser Kategorisierung der gefährlichen Art zu konfrontieren.

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vor 5 Minuten schrieb Sebastian Niedlich:

Das wusste ich nicht. Tut mir leid.

Passt schon. Umso besser, dass du es jetzt weißt. 

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Ich bin der Meinung, dass man Zuschreibungen wie links, rechts und gradeaus hier mal lassen sollte. Darum geht es grade überhaupt nicht. 

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Sebastian Niedlich

Darum geht es vielleicht gerade nicht, aber ich hätte auch nicht unbedacht einen Link zu einem Verein teilen sollen, dessen Vorsitzender mit ziemlich rechtspopulistischen Aussagen auffällt. Vielleicht meint der Verein es gut und wir können ja weiter darüber sprechen, inwiefern oder inwieweit das Gendern sinnvoll ist oder nicht. Ich hab mich vor dem Teilen darüber einfach nicht informiert. Mea culpa.

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Bei allem Verständnis für Gender-Bemühungen bin ich eher für einen gelasseneren Umgang damit.

Sprache ist etwas Lebendiges. Sprache verändert sich dauernd, nimmt neue Einflüsse auf, lässt Antiquiertes fallen. Sprache folgt gesellschaftlichen Konventionen und nicht umgekehrt. Früher sagte man noch "Fräulein" für eine unverheiratete junge Dame. Das ist sang- und klanglos untergegangen, ohne Aufstand. Das verniedlichende "Fräulein" wurde zur "Frau" und damit zeigt sich der zunehmende Respekt vor jeder Frau in der Gesellschaft, zumindest in der Anrede. Der Volksmund formt zum großen Teil die Sprache. Ausdrücke bürgern sich einfach ein. Niemand weiß, warum wir "das" Internet sagen, aber "der" Link, oder "das Virus" statt "der" Virus. Ich denke, das mit dem Gendern wird sich auch regeln - von alleine und ohne Holzhammer. Ich mag diese seltsamen, künstlichen Konstrukte wie "Leser*innen" oder Ähnliches nicht. Da sag ich lieber "Liebe Leserinnen und Leser", auch wenn das etwas länger ist. Und natürlich lasse ich mich auch gern beim Bäcker von der Bäckerin bedienen. :)

 

Bearbeitet von Ulf Schiewe

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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