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KarinKoch

Die Amis könnens einfach

Empfohlene Beiträge

 

Es hat ja hier im Forum in der Vergangenheit vereinzelt Diskussionen über den Zustand der Deutschen Literatur gegeben (Stichwort 'Warum ist die deutsche Gegenwartsliteratur so langweilig?'), und auch in der jetzigen Diskussion klingt für mich ein wenig die Selbstkritik mit, die an anderer Stelle im Forum am Zustand der Deutschen Literatur geübt worden ist. 

Wenn ich mir das 'Die Amis könnens einfach' so ansehe, dann klingt das für mich verklausuliert nach der manchmal gängigen Selbstkritik über die Deutsche Literatur, also ein bisschen nach 'Die Deutschen könnens einfach nicht.'.

 

Auf die Gefahr hin, so zu klingen, als ob ich Deutsche Autoren schlecht mache: 

Wenn ich z.B. über die Vorteile der Amerikanischen Literatur gegenüber z.B. der Französischen, Englischen, Irischen oder Russischen Literatur nachdenke, dann fällt mir eigentlich nichts ein, und ich kann nicht sagen, dass ich die Amerikanische besser als z.B. die Russische finde. Im Gegensatz zu all den genannten Ländern hinkt für mich aber die Deutsche Literatur hinterher. Das ist ein persönlicher Eindruck, der sich Teils aus meinen eigenen Lesegewohnheiten sowie der Tatsache zusammensetzt, dass Deutsche Romane im Ausland auf eher verhaltene Reaktionen zu stoßen scheinen.

Selbst wenn man sich z.B. Günter Grass oder Martin Walser ansieht, so scheinen deren Bücher im Ausland im Vergleich zu anderen Autoren aus nicht-Englischsprachigen Ländern wie Frankreich, Russland und Italien nicht besonders beliebt. Wenn ich an 'Das Parfüm' denke, dann finde ich es sehr gut, aber zugleich scheint mir der Roman wie eine Ausnahme in der Deutschen Literatur, die ansonsten wenig internationale Aufmerksamkeit zu bekommen scheint im Gegensatz zur Literatur anderer Länder, und bei weitem nicht nur der Amerikanischen.

 

Woran es liegen kann, dass Deutsche Autoren im Ausland als schwer verkäuflich gelten, wurde im Forum schon mehrmals diskutiert, aber die Tatsache, dass es hier etwas verklausuliert aufkommt, scheint darauf zu deuten, dass das Thema des Zustands der Deutschen Literatur immer noch aktuell ist.

 

Das betrifft jetzt die E-Literatur. Aber wir waren ja auch bei der Unterhaltungsliteratur. Und da wird in Deutschland ja immer noch ein großer Unterschied gemacht - sozusagen als Ausschlusskriterium. Wer sich einmal mit U-Literatur als Autor "beschmutzt" hat, kann niemals mehr in seinem ganzen Leben E-Literatur schreiben ;-)

 

 

An diese Unterscheidung hatte ich noch gar nicht gedacht, und ich frage mich, wie wichtig/unwichtig dies in anderen Ländern ist. Eigentlich schade, denn man weiß ja von genug Autoren, die für E-Literatur bekannt sind, dass sie zwischendurch ein bisschen Unterhaltungsliteratur geschrieben haben, um sich auf die Schnelle etwas zu verdienen. 

Vielleicht liegt in der Tatsache, dass dieser Unterschied in Deutschland bedeutend ist, ein Hinweis auf den Grund des Gefälles zwischen Deutscher und ausländischer Literatur. 

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Ich finde, die deutsche Literatur muss sich nicht im  Vergleich nicht verstecken. Ich finde sie vielfältig, tiefgründig, aktuell und sprachlich auf hohem Niveau. Und mir gefällt, dass Geschichten und Figuren oft verschroben und schräg sind. Klar, es gibt auch "langweilige" Texte, die sich an ihrem Thema abarbeiten, aber was den einen langweilt, fasziniert den anderen. Vielleicht sind viele dieser Geschichten zu spezifisch deutsch, um in anderen Ländern auf großes Interesse zu stoßen, aber das muss kein Nachteil sein.

 

Der deutsche Buchmarkt ist immerhin der viertgrößte weltweit (nach den USA, China und Japan, Quelle: https://www.pwc.de/de/technologie-medien-und-telekommunikation/german-entertainment-and-media-outlook-2018-2022/buchmarkt.html)– wobei in der Belletristik der Anteil der übersetzten Bücher bei ca. 25% liegt (Quelle: https://uepo.de/2017/12/01/statistik-literaturuebersetzungen-2016-englisch-franzoesisch-japanisch-belletristik-kinderbuecher-comics/). Das heißt, 75% der belletristischen Erstauflagen sind deutschsprachig. Das widerlegt, dass der deutsche Buchmarkt von übersetzter Literatur dominiert wird. Die Übersetzungen aus dem Englischen sind meist "kommerzielle Unterhaltungsliteratur", wie in mehreren Artikeln zu lesen ist.

 

Dass auch deustche AutorInnen erfolgreich Unterhaltung schreiben, beweisen die Bestsellerlisten. Fitzek, Schätzing, Münzer, Falk, Neuhaus, Jary, Lorentz, Eschbach, etc. – die Liste ist lang (und nicht weniger darauf sind Montis). Aber auch anspruchsvolle Autoren wie von Schirach und Stanišiċ sind weit oben aufd er Liste (Quelle: https://www.buchreport.de/spiegel-bestseller/jahresbestseller/).So langweilig könen die dann wohl nicht sein.

 

Nach meiner kleinen Recherche scheint mir gut möglich, dass wir deutschen Autor:innen einen Mindwerwertigkeitskomplex haben, der gar nichts mit der Realität zu tun hat. Wir können richtig gut schreiben, aber eben auf unsere Weise, geprägt von unserer Geschichte, unserer Kultur, unserer Lebenswelt. Und die Leser:innen schätzen unsere Bücher, sei es in der Genreliteratur oder in der allgemeinen erzählenden Belletristik.

 

Discuss! :-)

Bearbeitet von MaschaV
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Ich denke, einen Konsens werden wir hier nicht finden. Höchstens vielleicht in einigen Teilen oder Aspekten. Dass man in Deutschland glaubt, dass Genie wichtiger als Handwerk ist, ist schon lange Vergangenheit. Dass aber gerade junge Autoren, ob alle Erfahrungsstufen mag ich nicht zu beurteilen, in den USA leichter Fortbildungsveranstaltungen finden als bei uns, passt zu meinen Erfahrungen. Vielleicht gibt es in den USA noch nicht einmal mehr Angebote als in Deutschland bezogen auf die Bevölkgerunszahl, aber wenn es solche Angebote in Deutschland in überreichem Maße geben sollte, dann sind sie für einen Anfänger zumindest schwer zu finden.

 

Und noch ein anderer Punkt. Michael Ende soll sich beklagt haben, dass er in Deutschland nicht ernst genommen wurde. Er schreib ja nur Kinderbücher. Ursula LeGuin schreb auch Kinderbücher und vorwiegend SF. Sie wurde in den USA hochgeschätzt. Ein Genreroman für den Deutschen Buchpreis. Das wäre doch mal was.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Und noch ein anderer Punkt. Michael Ende soll sich beklagt haben, dass er in Deutschland nicht ernst genommen wurde. Er schreib ja nur Kinderbücher. Ursula LeGuin schreb auch Kinderbücher und vorwiegend SF. Sie wurde in den USA hochgeschätzt. 

 

So, wie man sich heute mit dem Schreiben von U-Literatur "vergiftet" und danach nicht mehr rein genug ist, um als "richtiger" Schriftsteller Anerkennung zu finden,

so hat man sich zu Endes Zeiten noch mit dem Schreiben von Kinderbüchern "vergiftet". Heute darf man. Manche sagen gar, man soll.

 

So als Trend betrachtet scheint sich da allmählich was zu bessern …  ;)

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Und noch ein anderer Punkt. Michael Ende soll sich beklagt haben, dass er in Deutschland nicht ernst genommen wurde. Er schreib ja nur Kinderbücher. Ursula LeGuin schreb auch Kinderbücher und vorwiegend SF. Sie wurde in den USA hochgeschätzt. 

 

So, wie man sich heute mit dem Schreiben von U-Literatur "vergiftet" und danach nicht mehr rein genug ist, um als "richtiger" Schriftsteller Anerkennung zu finden,

so hat man sich zu Endes Zeiten noch mit dem Schreiben von Kinderbüchern "vergiftet". Heute darf man. Manche sagen gar, man soll.

 

So als Trend betrachtet scheint sich da allmählich was zu bessern …  ;)

 

Das ist auch nicht mehr ganz so (aber schon ein bisschen). Der Kriminalroman wurde ja bereits geadelt, und Autorinnen wie Verena Carl sind sowohl im Genre als auch in der literarischen Sphäre unterwegs.

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Eines Tages wird jeder alles schreiben dürfen, man wird in erster Linie das jeweilige Werk betrachten und gerecht beurteilen …  ::)  … eines Tages.

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