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Angelika Jo

Literatur-Nobelpreis

Empfohlene Beiträge

Der diesjährige Nobelpreis für Literatur geht an die Amerikanerin Louise Glück.

 

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/amerikanerin-louise-glueck-erhaelt-literaturnobelpreis-16992024.html

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Wie soll man die spezifische Stimme eines Landes besser sprechen als durch Lyrik.

Ich denke, das war eine kluge Entscheidung.

 

(Als wenn ich das wirklich beurteilen könnte.)

Wolf

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Michael Beisteiner

Wie soll man die spezifische Stimme eines Landes besser sprechen als durch Lyrik.

Ich denke, das war eine kluge Entscheidung.

 

(Als wenn ich das wirklich beurteilen könnte.)

Wolf

Klingt schon sehr danach, als könntest du das! Lyrik spricht ja tatsächlich eine andere Sprache als Prosa bspw.

 

Mit dieser Entscheidung wird es wohl heuer ein wenig ruhiger bleiben um die Verleihung. 

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

                                 zwischenlandungen (Arovell)

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Wieder eine schwer nachvollziehbare Entscheidung, jedenfalls für mich. Im deutschsprachigen Raum zumindest kennt sie und ihre Werke so gut wie niemand, ihre beiden bisher hierzulande erschienen Gedichtbände (nur zwei wurden überhaupt ins Deutsche übersetzt) sind vergriffen. Rücksprache mit literarisch gebildeten Freunden in Kanada, GB, Italien, der Türkei und in Spanien haben ergeben, dass die Preisträgerin auch dort nahezu unbekannt ist.


Nun ist es natürlich völlig legitim, die Verleihung dieses Preises nicht davon abhängig zu machen, ob das Werk der Geehrten auch eine signifikante Zahl von Menschen erreicht, ihnen etwas bedeutet und damit literarisch einen gewissen Einfluss auf die Gegenwart ausübt. Ebenso könnte man argumentieren, das Komitee habe durch die Preisverleihung eine Künstlerin aus ihrem Nischendasein herausholen und der Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit zuführen wollen, weil ihre Arbeiten das (zweifellos!) verdienen. Dennoch bleibt die Frage, ob der Literaturnobelpreis nicht eher solchen SchriftstellerInnen gebührt, die auch gelesen werden. Spontan fielen mir da die Namen Murakami, Atwood, und Ulizkaja ein. Aber spätestens seit Bob Dylan den Literatur(!)nobelpreis erhalten hat, bin ich eh raus ("lyrics" sind nun mal keine Lyrik!), was das Verständnis für die Juryentscheidungen betrifft ...


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Louise Glück (*1943)

 

The Night Migrations

This is the moment when you see again

the red berries of the mountain ash

and in the dark sky

the birds’ night migrations.

 

It grieves me to think

the dead won’t see them –

these things we depend on,

they disappear.

 

What will the soul do for solace then?

I tell myself maybe it won’t need

these pleasures anymore;

maybe just not being is simply enough,

hard as that is to imagine.

 

 

Die nächtlichen Wanderzüge

Dies ist der Augenblick, in dem du

die roten Beeren der Eberesche wiedersiehst,

und am dunklen Himmel

die Vögel beim nächtlichen Wanderzug.

 

Es bedrückt mich zu denken,

dass die Toten sie nicht sehen –

diese Dinge, die uns selbstverständlich sind,

sie entschwinden.

 

Was wird die Seele dann tun, um sich zu trösten?

Ich sage mir, vielleicht braucht sie

diese Freuden nicht mehr;

vielleicht ist es einfach genug, nicht zu sein,

so schwer vorzustellen das auch ist.

 

Übertragung von Ulrike Draesner

 

 

 

 

 "Je näher man ein Wort ansieht, desto ferner sieht es zurück." Karl Kraus

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Louise Glück (*1943)

 

The Night Migrations

This is the moment when you see again

the red berries of the mountain ash

and in the dark sky

the birds’ night migrations.

 

It grieves me to think

the dead won’t see them –

these things we depend on,

they disappear.

 

What will the soul do for solace then?

I tell myself maybe it won’t need

these pleasures anymore;

maybe just not being is simply enough,

hard as that is to imagine.

 

 

Die nächtlichen Wanderzüge

Dies ist der Augenblick, in dem du

die roten Beeren der Eberesche wiedersiehst,

und am dunklen Himmel

die Vögel beim nächtlichen Wanderzug.

 

Es bedrückt mich zu denken,

dass die Toten sie nicht sehen –

diese Dinge, die uns selbstverständlich sind,

sie entschwinden.

 

Was wird die Seele dann tun, um sich zu trösten?

Ich sage mir, vielleicht braucht sie

diese Freuden nicht mehr;

vielleicht ist es einfach genug, nicht zu sein,

so schwer vorzustellen das auch ist.

 

Übertragung von Ulrike Draesner

Wundervoll.

 

(Erinnert mich inhaltlich ein klein wenig an das Gedicht "Bei Null" von Marie Luise Kaschnitz aus dem Band "Kein Zauberspruch", Suhrkamp.)

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Louise Glück (*1943)

 

The Night Migrations

This is the moment when you see again

the red berries of the mountain ash

and in the dark sky

the birds’ night migrations.

 

It grieves me to think

the dead won’t see them –

these things we depend on,

they disappear.

 

What will the soul do for solace then?

I tell myself maybe it won’t need

these pleasures anymore;

maybe just not being is simply enough,

hard as that is to imagine.

 

 

Die nächtlichen Wanderzüge

Dies ist der Augenblick, in dem du

die roten Beeren der Eberesche wiedersiehst,

und am dunklen Himmel

die Vögel beim nächtlichen Wanderzug.

 

Es bedrückt mich zu denken,

dass die Toten sie nicht sehen –

diese Dinge, die uns selbstverständlich sind,

sie entschwinden.

 

Was wird die Seele dann tun, um sich zu trösten?

Ich sage mir, vielleicht braucht sie

diese Freuden nicht mehr;

vielleicht ist es einfach genug, nicht zu sein,

so schwer vorzustellen das auch ist.

 

Übertragung von Ulrike Draesner

Wundervoll.

 

(Erinnert mich inhaltlich ein klein wenig an das Gedicht "Bei Null" von Marie Luise Kaschnitz aus dem Band "Kein Zauberspruch", Suhrkamp.)

 

Mich erinnert es inhaltlich ein wenig an Hölderlins "Hälfte des Lebens".

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Louise Glück (*1943)

 

The Night Migrations

This is the moment when you see again

the red berries of the mountain ash

and in the dark sky

the birds’ night migrations.

 

It grieves me to think

the dead won’t see them –

these things we depend on,

they disappear.

 

What will the soul do for solace then?

I tell myself maybe it won’t need

these pleasures anymore;

maybe just not being is simply enough,

hard as that is to imagine.

 

 

Die nächtlichen Wanderzüge

Dies ist der Augenblick, in dem du

die roten Beeren der Eberesche wiedersiehst,

und am dunklen Himmel

die Vögel beim nächtlichen Wanderzug.

 

Es bedrückt mich zu denken,

dass die Toten sie nicht sehen –

diese Dinge, die uns selbstverständlich sind,

sie entschwinden.

 

Was wird die Seele dann tun, um sich zu trösten?

Ich sage mir, vielleicht braucht sie

diese Freuden nicht mehr;

vielleicht ist es einfach genug, nicht zu sein,

so schwer vorzustellen das auch ist.

 

Übertragung von Ulrike Draesner

Ich oute mich als Lyrik-Kretin. Ich kann weder mit dem Original und noch weniger mit der Übersetzung etwas anfangen.

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Eine Interpretation zu nächtlicher Stunde. Wie passend zum Titel. ;)

 

Dies ist der Augenblick, in dem du
die roten Beeren der Eberesche wiedersiehst,
und am dunklen Himmel
die Vögel beim nächtlichen Wanderzug.

 

Das Wiedersehen interpretiere ich als eine Situation, in dem das lyrische Ich an einen Ort zurückkehrt, den es verlassen hat. Womöglich ein Ort aus der Kindheit und die Erinnerungen daran. Einem Kind bleiben oft bestimmte Details im Kopf. Das Rot der Beeren, die Formation von Zugvögeln. Für mich eine stimmige Situation, die ich nachvollziehen kann.

 

Es bedrückt mich zu denken,
dass die Toten sie nicht sehen –
diese Dinge, die uns selbstverständlich sind,
sie entschwinden.

 

Hier wird der Bogen zum Jetzt geschlagen. Es handelt sich vermutlich um das erwachsene Ich. Die Erinnerungen sind abgehandelt, jetzt wird über die Toten nachgedacht, die diese Bilder nicht mehr sehen können. Die beiden letzten Zeilen könnten auch mit der Umwelt zu tun haben. Die Natur muss weichen, wie die schönen Erinnerungen.

 

Was wird die Seele dann tun, um sich zu trösten?
Ich sage mir, vielleicht braucht sie
diese Freuden nicht mehr;
vielleicht ist es einfach genug, nicht zu sein,
so schwer vorzustellen das auch ist.

 

Hier wieder zwei Interpretationen. Entweder über den Tod, oder das Verschwinden der Natur, die – trotz allem – die Seele getröstet hat. Wenn es um den Tod geht, wir darüber nachgedacht, dass danach nichts mehr kommt, weil Nichtsein, genug ist. Es gibt danach nichts mehr, das einen berührt. Ein leerer Raum, der Angst macht und über den man eigentlich nicht nachdenken möchte.

Sollte es um die weichende/verschwindende Natur gehen, ist der Bogen zum Tod nicht sehr weit, denn was tun die Menschen, wenn sie die Natur töten? Sie töten sich selbst.

 

Das Gedicht beginnt für mich mit einem schönen, hoffnungsvollen Bild und wird dann immer düsterer, bis es schließlich mit Verlust und der Angst davor endet sowie einem Erklärungsversuch.

 

So lese ich es. Was die Intention ist/war, kann ich aber natürlich nicht sagen. Das muss man ja auch nicht. Lyrik ist immer persönlich, man liest daraus, was einem richtig und ansprechend erscheint. Mir gefällt's.

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Interessant, meine Interpretation ist eine völlig andere (allerdings würde ich das Gedicht an einigen Stellen anders übersetzen). Das beginnt mit der Überschrift, ich würde sie Nächtliche Übergänge nennen, weil das zweideutig ist.

 

Nächtliche Übergänge

 

Der Moment, in dem du

die roten Beeren der Eberesche wiedersiehst 

und am dunklen Himmel

die Vögel bei ihrer nächtlichen Wanderung.

 

Hier sehe ich nicht die Kindheit, sondern den Herbst (rote Beeren, Vogelzug), und zwar als Sinnbild für den nahenden Tod (ähnlich wie bei Rilke … Wer jetzt kein Haus hat …), also den Herbst des Lebens. Der große Übergang steht bevor – diese Bedeutung liegt im englischen Migration mit drin - ein Wort, das aber gleichermaßen auch mit "Wanderzug/Vogelzug" übersetzt werden kann. Diese Doppeldeutigkeit ist im Deutschen leider nicht gegeben.

 

It grieves me … Auch hier: Es gibt die etymologische Nähe von grieve (trauern) zu grave (Grab), und die Wortwahl ist m.E. nicht zufällig. Ich würde es daher mit einem stärkeren Wort übersetzen als nur bedrücken. Im Sinne von "es bedrückt mich zutiefst, es betrübt mich sehr." Aber das geht mit der Metrik nicht ganz auf.

 

Es bedrückt mich zutiefst, zu denken,

dass die Toten all das nicht sehen –

diese Dinge, von denen wir abhängen,

sie entschwinden.

 

Wichtig für mich: von denen wir abhängen (we depend on), nicht nur: die für uns selbstverständlich sind. Die die Grundlage unserer Existenz bilden: Beeren als Nahrung für den Körper, die Schönheit der Natur – das Rot der Beeren, der Vogelzug - als Nahrung für die Seele. All diese Dinge werden nach dem großen Übergang nicht mehr da sein.

 

Was wird die Seele dann um ihrer Tröstung willen tun?

Ich sage mir, dass es dieser Freuden 

dann vielleicht nicht mehr bedarf.

Vielleicht ist Nichtsein dann genug.

So schwer das auch vorstellbar ist.

 

Auch hier: Ich würde das it, das natürlich zugleich auf die Seele bezogen werden kann (und im Gedicht sicher auch wird), trotzdem als "es" übersetzen, weil das umfassender ist. "Es" hat eine größere Reichweite, geht mehr ins Existenzielle und meint (für mich): Hier auf Erden (im christlichen Sinne als Jammertal gesehen - und Amerika ist ja in vielen Regionen sehr christlich) braucht die Seele Tröstung; dort, im Nichtsein, ist diese Art von Trost nicht mehr nötig: need = einer Sache bedürfen, sie zum Wenden der Not brauchen, 'notwendig' sein. Denn bei pleasure schwingt ja auch "Vergnügungen" mit, die der Mensch hier benötigt; wahre tiefe Freude hingegen - die dem grieve standhalten könnte - wäre joy.

 

Im Gedicht ist Hoffnung durch das Vielleicht (maybe) nur als Vermutung ausgedrückt, ich lese dahingehend noch Zweifel: I tell myself würde ich eigentlich übersetzen mit "Ich erzähle mir", also: Ich versuche mich zu überzeugen, dass Nichtsein genug sein könnte - und die Hoffnung, dass es so sein könnte, das maybe, kommt hier sogar zweimal. Für mich selbst (ich neige den östlichen Weltvorstellungen zu) ist das gezeichnete Bild deshalb nicht negativ, sondern eins von Frieden und letztendlicher Erfüllung, was im Gedicht durch das just und simply enough indirekt auch anklingt (man kriegt es im Deutschen nur so schwer unter).

 

Aber auch hier gilt natürlich: Es ist nur eine Interpretation.

Bearbeitet von KerstinH
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Der Nobelpreis hat sich in seiner Praxis längst von der ursprünglichen Absicht des Stifters entfernt. Alfred Nobel wollte in jedem der fünf Gebiete junge Kräfte entdecken und fördern, nicht alte Forscher bzw. Autoren für ihre "Lebensleistung" auszeichnen, wie es heute gehandhabt wird.

 

In den Anfangsjahren war das Preisgeld zwar nominell geringer, aber wesentlich mehr wert; es entsprach etwa 25 Jahren Gehalt eines Universitätsprofessors – damit konnte jemand schon z.B. unabhängig forschen, und ein ausgezeichneter Dichter hatte ausgesorgt. 

 

Insofern finde ich es immer besser, wenn der Literaturnobelpreis an jemanden geht, dessen Name ich vorher noch nie gehört habe.

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Interessant, meine Interpretation ist eine völlig andere (allerdings würde ich das Gedicht an einigen Stellen anders übersetzen). Das beginnt mit der Überschrift, ich würde sie Nächtliche Übergänge nennen, weil das zweideutig ist.

 

Nächtliche Übergänge

 

Der Moment, in dem du

die roten Beeren der Eberesche wiedersiehst 

und am dunklen Himmel

die Vögel bei ihrer nächtlichen Wanderung.

 

Hier sehe ich nicht die Kindheit, sondern den Herbst (rote Beeren, Vogelzug), und zwar als Sinnbild für den nahenden Tod (ähnlich wie bei Rilke … Wer jetzt kein Haus hat …), also den Herbst des Lebens. Der große Übergang steht bevor – diese Bedeutung liegt im englischen Migration mit drin - ein Wort, das aber gleichermaßen auch mit "Wanderzug/Vogelzug" übersetzt werden kann. Diese Doppeldeutigkeit ist im Deutschen leider nicht gegeben.

 

It grieves me … Auch hier: Es gibt die etymologische Nähe von grieve (trauern) zu grave (Grab), und die Wortwahl ist m.E. nicht zufällig. Ich würde es daher mit einem stärkeren Wort übersetzen als nur bedrücken. Im Sinne von "es bedrückt mich zutiefst, es betrübt mich sehr." Aber das geht mit der Metrik nicht ganz auf.

 

Es bedrückt mich zutiefst, zu denken,

dass die Toten all das nicht sehen –

diese Dinge, von denen wir abhängen,

sie entschwinden.

 

Wichtig für mich: von denen wir abhängen (we depend on), nicht nur: die für uns selbstverständlich sind. Die die Grundlage unserer Existenz bilden: Beeren als Nahrung für den Körper, die Schönheit der Natur – das Rot der Beeren, der Vogelzug - als Nahrung für die Seele. All diese Dinge werden nach dem großen Übergang nicht mehr da sein.

 

Was wird die Seele dann um ihrer Tröstung willen tun?

Ich sage mir, dass es dieser Freuden 

dann vielleicht nicht mehr bedarf.

Vielleicht ist Nichtsein dann genug.

So schwer das auch vorstellbar ist.

 

Auch hier: Ich würde das it, das natürlich zugleich auf die Seele bezogen werden kann (und im Gedicht sicher auch wird), trotzdem als "es" übersetzen, weil das umfassender ist. "Es" hat eine größere Reichweite, geht mehr ins Existenzielle und meint (für mich): Hier auf Erden (im christlichen Sinne als Jammertal gesehen - und Amerika ist ja in vielen Regionen sehr christlich) braucht die Seele Tröstung; dort, im Nichtsein, ist diese Art von Trost nicht mehr nötig: need = einer Sache bedürfen, sie zum Wenden der Not brauchen, 'notwendig' sein. Denn bei pleasure schwingt ja auch "Vergnügungen" mit, die der Mensch hier benötigt; wahre tiefe Freude hingegen - die dem grieve standhalten könnte - wäre joy.

 

Im Gedicht ist Hoffnung durch das Vielleicht (maybe) nur als Vermutung ausgedrückt, ich lese dahingehend noch Zweifel: I tell myself würde ich eigentlich übersetzen mit "Ich erzähle mir", also: Ich versuche mich zu überzeugen, dass Nichtsein genug sein könnte - und die Hoffnung, dass es so sein könnte, das maybe, kommt hier sogar zweimal. Für mich selbst (ich neige den östlichen Weltvorstellungen zu) ist das gezeichnete Bild deshalb nicht negativ, sondern eins von Frieden und letztendlicher Erfüllung, was im Gedicht durch das just und simply enough indirekt auch anklingt (man kriegt es im Deutschen nur so schwer unter).

 

Aber auch hier gilt natürlich: Es ist nur eine Interpretation.

 

Gut analysiert, Kerstin, das entspricht in etwa auch meiner Wahrnehmung. Ich sehe die Symbole Herbst-Winter, Leben - Natur-Tod wie bei Hölderlin.

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Den Literatur-Nobelpreis hatte ich immer als einen gesehen, der Autoren auszeichnet, die sich um die Menschheit "verdient gemacht haben". Das ist sehr interpretationswürdig. Ein Jahr lang gab es gar keinen, die beiden letzten waren umstritten. Jetzt ist es ein Lyrikpreis. Das ist für mich ein kluger Schachzug. Denn es geht im wahren Sinn des Wortes um Literatur und nicht um Lebensverdienst und auch nicht um die sonstige Haltung der Autoren.

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Hier die Einschätzung von Wieland Freund:


 


https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article147329577/Und-wer-kriegt-jetzt-den-Literaturnobelpreis.html


 


Zitat: „ ... Zumal Nobels Testament tückisch ist. Er wollte die Nobelpreise an diejenigen verliehen wissen, ‚die im vorangegangenen Jahre der Menschheit den größten Nutzen erwiesen haben’, davon ein Fünftel ‚an den, der in der Literatur das vorzüglichste Werk idealistischer Prägung geschaffen hat’. ‚Idealisk’ heißt das Zauberwort auf Schwedisch. Schaut man sich die Vergabepraxis an, kann es mittlerweile alles heißen. Und forscht man der Persönlichkeit Alfred Nobels nach, wird es noch verwirrender. Ein enger Freund von ihm soll gesagt haben: ‚Nobel war Anarchist; mit idealistisch meinte er das, was eine polemische oder kritische Haltung gegenüber der Religion, der Monarchie, der Ehe und der Gesellschaftsordnung insgesamt einnimmt.’ Sollte das richtig sein, hat der Schriftsteller Kjell Espmark zugegeben, der seit 1981 Akademiemitglied ist, ‚würde dies die Nobelpreispraxis von Jahrzehnten zweifellos auf den Kopf stellen.’“


 


...


 


"Für 2015 sind insgesamt 259 Vorschläge eingegangen, die 198 Kandidaten benennen, 36 davon zum ersten Mal."


 


Vielleicht sollte das Montsegur-Forum im nächsten Jahr einen eigenen Vorschlag machen?


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Michael Beisteiner

 

 

Vielleicht sollte das Montsegur-Forum im nächsten Jahr einen eigenen Vorschlag machen?

 

 

Großartige Idee! 

 

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

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Hier die Einschätzung von Wieland Freund:

 

https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article147329577/Und-wer-kriegt-jetzt-den-Literaturnobelpreis.html

 

Zitat: „ ... Zumal Nobels Testament tückisch ist. Er wollte die Nobelpreise an diejenigen verliehen wissen, ‚die im vorangegangenen Jahre der Menschheit den größten Nutzen erwiesen haben’, davon ein Fünftel ‚an den, der in der Literatur das vorzüglichste Werk idealistischer Prägung geschaffen hat’. ‚Idealisk’ heißt das Zauberwort auf Schwedisch. Schaut man sich die Vergabepraxis an, kann es mittlerweile alles heißen. Und forscht man der Persönlichkeit Alfred Nobels nach, wird es noch verwirrender. Ein enger Freund von ihm soll gesagt haben: ‚Nobel war Anarchist; mit idealistisch meinte er das, was eine polemische oder kritische Haltung gegenüber der Religion, der Monarchie, der Ehe und der Gesellschaftsordnung insgesamt einnimmt.’ Sollte das richtig sein, hat der Schriftsteller Kjell Espmark zugegeben, der seit 1981 Akademiemitglied ist, ‚würde dies die Nobelpreispraxis von Jahrzehnten zweifellos auf den Kopf stellen.’“

 

...

 

"Für 2015 sind insgesamt 259 Vorschläge eingegangen, die 198 Kandidaten benennen, 36 davon zum ersten Mal."

 

Vielleicht sollte das Montsegur-Forum im nächsten Jahr einen eigenen Vorschlag machen?

 

Überspitzt gesagt: Der Erfinder des Dynamits und der Sprenggelatine hat seinen Nobelpreis eigentlich den "sprengkraftmäßigen" Autoren zugedacht, die alle Konventionen polemisch durchrühren. Das wurde allerdings kräftig auf den Kopf gestellt! 8-)  :)

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Vielleicht sollte das Montsegur-Forum im nächsten Jahr einen eigenen Vorschlag machen?

 

 

Dazu sind wir nach den Statuten der Nobel-Stiftung zwar nicht berechtigt, aber: Wen würden wir denn vorschlagen?

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Michael Beisteiner

 

 

Vielleicht sollte das Montsegur-Forum im nächsten Jahr einen eigenen Vorschlag machen?

 

 

Dazu sind wir nach den Statuten der Nobel-Stiftung zwar nicht berechtigt, aber: Wen würden wir denn vorschlagen?

 

Wir haben ja etwas Zeit. Es muss kein/e Montsegur-Autor/in sein, wobei interessant wäre, wer aus unseren Reihen es sein könnte!

Zudem könnten wir die Einreichung auch gegen die Regel tätigen, was ziemlich wahrscheinlich sogar im ursprünglichen Geiste des Stifters Nobel (dem ein Hang zum Anarchismus nachgesagt wird) sein dürfte.

Bearbeitet von Michael Beisteiner

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

                                 zwischenlandungen (Arovell)

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