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AndreasE

Wie soll man jetzt Romane schreiben, die in naher Zukunft spielen?

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Ich habe leider auch nicht die finale Antwort, versuche, die Masken etc. weitestgehend zu vermeiden, deute maximal an. Es ist eine Fantasiewelt, die unterhalten möchte, die darf das, auch wenn sie im Jetzt spielt ... :-)

Was anderes wäre es, wenn die Handlung nur mit Maske und Co funktioniert, wenn genau das gesellschaftlichen Sprengstoff bietet, wenn dadurch die geplante Geschichte überhaupt erst funktioniert. Das gibt Stoff für einen Politthriller o.ä., (trägt die Gefahr in sich, von der Realität überholt zu werden).

Meine aktuelle Fassung (arbeite gerade Hinweise vom ersten Betaleser ein) würde mit und ohne MundNasenschutz funktionieren, so dass ich das lieber weglasse.

Persönlich glaube ich, dass die Menschheit früher oder später eine Lösung gegen das Virus finden wird. Wie lange das dauert? Na ja, wie auch hier zu lesen, die meisten Leser scheinen bereits jetzt in Büchern nix davon wissen zu wollen, sind schon von der Situation an sich genervt. 

 

Ich habe die finale Antwort natürlich auch nicht. Der erste Satz des Romans "Corona", auf den ich oben verlinkt habe, lautet: "In der sechsten Woche nach Beginn der Krise spürte Matteo morgens ein Kratzen im Hals." Da wusste ich schon, dass ich dieses Buch jetzt nicht lesen würde. Dann gibt es noch einen Roman, in dem der Mann am Virus erkrankt ist und seine Frau als Ärztin verzweifelt einen Impfstoff sucht. Es gibt eine Regionalkrimiserie, bei der die Protas jetzt mit Covid 19 konfrontiert sind und trotzdem spannende Fälle lösen. Ähnliches könnte ich mir für Filmserien vorstellen.

 

Aber für ein Szenario, in dem es um künftige technologische Entwicklungen geht, kann ich mir nicht vorstellen, wie das zu lösen ist.

Auf der anderen Seite: Wenn ein Autor sich fragt, was wäre, wenn ..., dann hat er doch alle Freiheit der Welt, sich ein solches Szenario auszudenken. Wäre sicher sehr spannend: Corona+künstliche Intelligenz+Zukunft der Menschheit. Da geht es dann um mehr als um Masken und Sicherheitsabstände.

 

Dagegen verstehe ich die Liebesromanleserinnen. Das nervt einfach nur. Obwohl es ja lange maskenlose Zeiten gibt, und Paare dürfen ja. Da stimme ich Kerstin zu, die sagt, man muss es ja nicht so ausführlich beschreiben. Im Supermarkt blitzen dann kurz die vielen bunten Masken auf, und die Metzgerin muss nachfragen, weil sie das Genuschel hinter dem "Merkellappen" nicht versteht.

Bearbeitet von Christa
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Kann man in einem jetzt oder in der nahen Zukunft spielenden Roman noch schreiben, dass jemand jemanden die Hand gibt? Ich befürchte, das wird es nicht mehr geben. Maske hin oder her, ich glaube, Handgeben, Umarmung und BussiBussi (vor allem in München) wird es so nicht mehr geben. Wir packt man die soziale Distanz in den Roman?  Oder ignoriert man das, aber dann wird es eventuell komisch wirken, da die Realität einfach eine andere geworden ist. (Das wäre so, als wenn man einen Roman 2020 spielen lässt, aber die Personen hätten kein Handy sondern nur Festnetz mit Wählscheibe.)

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Ich glaube, man wird automatisch anfangen, die Situation beim Schreiben einzubeziehen, wenn man sich daran gewöhnt hat. Solange das nicht so ist, kann man gut auf bisherige Gegebenheiten zurückgreifen, und wenn die Gewöhnung umfassend ist, werden die Masken ganz selbstverständlich einfließen. Mit leichten Zeitverschiebungen aufgrund eines in der Zukunft liegenden Erscheinungsdatums mussten die Leser ja schon immer leben. Zumindest was Liebesromane betrifft, glaube ich das. Die technische Entwicklung schreitet so schnell voran, dass man das im Roman nicht immer eins zu eins trifft, auch gesellschaftliche Debatten, wenn man versucht, sie einzubeziehen, können schnell veraltet sein. Da hilft es, diese Dinge nicht ganz so detailliert, sondern allgemein anzudeuten. Die Leser und Leserinnen verzeihen viel. Sie wollen eine gute Geschichte lesen. Es geht also eher um den Inhalt einer Nachricht als darum, wie genau sie übermittelt wird. Mich selbst stört es nach wie vor mehr, wenn im Winter Kornblumensträuße verschenkt werden und im August Flieder gepflückt wird ... (Wobei mich auch jeder Schmetterling irritiert, auch Natur gibt es ja nicht mehr so wie vor zehn Jahren, was in Liebesromanen eher ausgeblendet wird.)

Bearbeitet von AnnaW

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Die einzige Frage letztendlich ist, ob die Leser*innen das lesen wollen.

 

Ich habe auf meiner Facebook-Seite mal die Frage gestellt. Die meisten Leser:innen scheinen zu wollen, dass das ignoriert wird.

 

Ja, jetzt mag das so sein. Aber wenn die Masken bleiben, wird ein Roman ohne in 3 Jahren unweigerlich altbacken und aus der Zeit gefallen wirken. Dann wird's in den Rezis heißen, "auf welchem Planet hat der Autor die letzten 5 Jahre gelebt?"

 

Ich glaube eher, das Gegenteil ist der Fall. Wenn Corona in ein Buch einfließt, wird es unweigerlich der jetzigen Zeit zuzuordnen sein. Wenn man das Buch dann in 5 Jahren in die Hand nimmt, wird einem viel deutlicher bewusst, wie alt es ist, als wenn es sich zeitlich nicht so gut zuordnen lässt und quasi jederzeit spielen könnte. 

 

 

Stimmt! Das ist ein guter Gedanke.

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Kann man in einem jetzt oder in der nahen Zukunft spielenden Roman noch schreiben, dass jemand jemanden die Hand gibt? Ich befürchte, das wird es nicht mehr geben. Maske hin oder her, ich glaube, Handgeben, Umarmung und BussiBussi (vor allem in München) wird es so nicht mehr geben. Wir packt man die soziale Distanz in den Roman?  Oder ignoriert man das, aber dann wird es eventuell komisch wirken, da die Realität einfach eine andere geworden ist. (Das wäre so, als wenn man einen Roman 2020 spielen lässt, aber die Personen hätten kein Handy sondern nur Festnetz mit Wählscheibe.)

 

Das Händegeben finde ich in Filmen vor Februar 2020 jetzt schon "komisch". Ach ja da war doch mal was ...Und immer denke ich insgeheim: Die stehen aber dicht beisammen. Es ist (zumindest bei mir) schon in Fleisch und Blut übergegangen. Es wird mal komisch wirken, wenn sich alle daran gewöhnt haben. Umarmung und Bussi mit Fremden wäre anachronistisch. Aber in der Familie und bei Paaren, na klar. Die soziale Distanz zwischen zwei Menschen braucht man nicht zu beschreiben. Das kennen die Leserinnen nur zu gut. Man muss nur aufpassen, dass einer dem anderen dann nicht plötzlich auf die Schulter schlägt oder tröstend über den Kopf streicht. Dazu bräuchte er extralange Arme. ;)

 

@Anna: Schmetterlinge sehe ich oft, sogar in meinem Garten, und sogar seltene ...Flieder im August ist bei mir allerdings auch ein Nogo.

Bearbeitet von Christa
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Egal, für welche Variante man sich entscheidet, der Roman wird sich bizarr lesen, wenn es anders kommt. Als würde man Agenten des KBG und des CIA im Jahre 2015 in einem immer noch geteilten Berlin handeln lassen, oder so.

 

Wenn sich die Handlung bei Alltagsbeschreibungen zuweit von der eigenen Normalität entfernt und dabei einen gewissen Punkt überschreitet, der die Geschichte unglaubwürdig werden lässt, dann hat man das Gefühl eine Geschichte über aus einem Paralleluniversum zu lesen. Eine Gratwanderung.

 

Dinge die anders sind, sofern sie die Zukunft betreffen, werden als Möglichkeit vom Leser wahrgenommen und können die dargestellte Zukunft durch den "was-wäre-wenn"-Gedanken spannend machen. Aber könnte man heutzutage einen Roman über das Erdöl als Treibstoff schreiben und mit keinem Wort die Nachteile und Probleme erwähnen, die dieser Treibstoff mit sich bringt? Hätte man dies von 20 Jahren schreiben können? Ja, bestimmt. Aber heute mit FridaysForFuture usw.? Nein, eher nicht. Der Autor hätte auf dem Mond gelebt und verschließt die Augen vor der Realität. Je nach Thema, Genre und Geschichte könnte das nach hinten losgehen.

 

Und auch wenn das Verdrängen und Leugnen der Corona-Pandemie momentan bei vielen Menschen an erster Stelle steht - weswegen eine Umfrage dann ergibt dies nicht in einem Roman erwähnt haben zu wollen - wird doch irgendwann die Normalität eintreten. Der Virus gehört dann zu Alltag, wir werden uns dran gewöhnt haben. Nicht wenigstens die Folgen zu erwähnen würde den Roman unglaubwürdig - fern der Realität - werden lassen. Genauso wenn in der Geschichte dicht gedrängte Warteräume oder eng zusammenstehende Restauranttische geschildert werden würden. Wenn die Geschichte Alltagsbeschreibungen enthält, in denen der alltägliche Schutz vor dem Virus einfach nicht mehr wegzudenken ist und dies gar als leichtsinnig empfunden wird, dann stößt das dem Leser doch auf.

 

Oder man bietet eine Lösung an, es hätte einen Impfstoff gegeben. Im schlimmsten Fall denkt dann der Leser: "War eine realistische Erwartung, wenn es denn so einfach gewesen wäre, aber ok."

Man muss dem Leser wohl eine Lösung dafür anbieten, um die ganze Erzählung nicht dadurch kaputt zu machen, dass er ständig denkt, "Aber ... aber ... was ist denn mit dem Virus???"

Bearbeitet von JoergR
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Ich denke, es kommt tatsächlich sehr auf das Genre an. Und dann glaube ich auch, dass das Buch einen Vorteil gegenüber dem Film hat: Jeder Leser hat sein eigenes Kopfkino. Beim Restaurantbesuch zum Beispiel brauche ich mich ja zum Abstand der Tische gar nicht zu äußern, im Film hingegen muss ich ihn darstellen. Der Leser denkt sich die Situation so zurecht, wie es für ihn passt.

 

Vielleicht kommt es ja jetzt auch wieder zu einer "Kunst des Weglassens", dem Leser wird endlich wieder mehr Mitdenken abverlangt und dem Autor mehr Nachdenken beim Formulieren. Nicht "Das Wartezimmer war voll", sondern "Er musste lange warten", so in der Art. Ich glaube, man kann viel umgehen.

Bearbeitet von KerstinH
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Es gibt diese wunderbare alte Krimiserie "Adelheid und ihre Mörder". In einer der ersten Folgen ist der running gag ein Kollege, der schniefend und rotzelnd ins Polizeirevier kommt, jeden anhustet … und natürlich nach und nach alle ansteckt. Das war damals sicher köstlich witzig, aber ich hab die Folge erst im Lockdown gesehen, und da kam einem das Verhalten der Leute richtig gruselig vor. 

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Ich denke, es kommt tatsächlich sehr auf das Genre an. Und dann glaube ich auch, dass das Buch einen Vorteil gegenüber dem Film hat: Jeder Leser hat sein eigenes Kopfkino. Beim Restaurantbesuch zum Beispiel brauche ich mich ja zum Abstand der Tische gar nicht zu äußern, im Film hingegen muss ich ihn darstellen. Der Leser denkt sich die Situation so zurecht, wie es für ihn passt.

 

Vielleicht kommt es ja jetzt auch wieder zu einer "Kunst des Weglassens", dem Leser wird endlich wieder mehr Mitdenken abverlangt und dem Autor mehr Nachdenken beim Formulieren. Nicht "Das Wartezimmer war voll", sondern "Er musste lange warten", so in der Art. Ich glaube, man kann viel umgehen.

Genau, das eigene Kopfkino! Daran musste ich auch gleich denken, denn wenn ich z.B. schreibe "Sie begrüßten sich" stellt sich das jeder anders vor - der eine noch mit Handschlag, die andere vielleicht mit Ellenbogenberührung etc.

 

Ich habe während der Lockdown-Phase einen zeitgenössischen Roman geschrieben, der Corona schlicht ignoriert. Erstens, weil ich selbst keine Lust darauf hatte, das irgendwie zu erwähnen. Zweitens hoffe ich, dass er auch so funktionieren wird, wenn Auslassungen durch den Leser ergänzt werden. Manchmal fährt im Roman jemand Bus oder sitzt in einem Café, da ist weder das Maskentragen noch der Tischabstand erwähnt. Wenn man will, kann man sich aber alles dazu vorstellen. 

Ich werde bei der Überarbeitung allerdings noch einmal darauf achten, ob es nicht auch Szenen gibt, die nur ohne Virus vorstellbar sind. Und dann lasse ich sie womöglich auch drin.

 

Mir geht es auch so, dass ich eher beim Fernsehngucken manchmal denke: Oh Gott, stehen die alle eng zusammen! Abstand!! Da wäre dann eher ein Problem, wenn Bücher verfilmt werden...

 

Letzendlich glaube ich, es geht immer darum, wie gut die Geschichte als solche funktioniert. Wenn Corona bzw. sonst ein Virus kein tragender Bestandteil ist, würde ich als Leserin nicht so wichtig finden, wie und ob es überhaupt eingearbeitet ist.

 

Wenn dann z.B. drei Menschen in eine Raumfähre steigen, die sie zum Mond oder Mars bringen soll, wäre mir ziemlich egal, ob erwähnt wird, dass alle vorher selbstverständlich negativ getestet waren.

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Ich bin nicht der Meinung, dass sich der Lebensstil grundlegend ändern wird, sodass 2020 als Zäsur betrachtet werden muss. Das Jahr 2020 wird aus meiner Sicht im nächsten Jahr in der Erinnnerung als singuläres Jahr verbleiben; genauso wie 2001 mit 9/11 und 1986 mit Tschernobyl. Betrachte ich mit Stand heute die Einschränkungen, gibt es nur wenige, die tatsächlich in einem Buch auffallen würden. Der Urlaub findet im eigenen Land statt, Stadien sind zu verwaisten Stätten geworden und Großveranstaltungen kam man sich nur denken.

Gehe ich in die Vergangenheit zurück und suche nach ähnlichen Ereignissen, komme ich bei der Spanischen Grippe vor 100 Jahren an. Hat sich der Lebensstil grundlegende geändert? Waren die 20er das Jahrzehnt der sozialen Distanz? Muss sich ein Autor wirklich exakt an die Gegenwart halten? Ich bin der Meinung, er kann die Gegenwart auch verfremden, so lange er nicht völlig aus den Rahmen fällt. Würde es den Leser ernsthaft stören, wenn in Dresden die Waldschlößchenbrücke aufeinmal ein Brückencafe hat oder ein Konzert, was es tatsächlich gegeben hat, in einem anderen Jahr stattfindet?

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Ich muss gerade an "Sex and the City" denken, das ja von 1998 - 2004 gedreht wurde und in dem 9/11inhaltlich (soweit ich weiß) nicht vorkommt, im Vorspann aber das World Trade Center durch das Empire State Building ersetzt wurde. Eine zaghafte Annäherung an die Wirklichkeit.

 

Vielleicht wird es bei Corona auch so sein: man ändert zaghaft und allmählich, was sein muss, ohne gleich einen "Corona-Roman" zu schreiben. Heute würde jeder die Sicherheitsvorkehrungen an den Flughäfen schildern, wie sie sind, ohne darüber nachzudenken, dass sie früher anders waren. Vielleicht erwähnt man in Zukunft einfach, welche Maske man zu welchem Outfit wählt, schusselige Menschen haben ihre vielleicht vergessen oder wenn man sie braucht, dann findet man sie nicht. Man ärgert sich nicht mehr, dass in der U-Bahn der Sitznachbar stinkt, sondern dass er keine Maske aufhat. Und bei den Liebesgeschichten wird sich auch was entwickeln.

 

Nur, wann ist der richtige Zeitpunkt, damit anzufangen? Sex and the City reagierte schnell, schade eigentlich, ich mochte es in den Wiederholungen, wenn man das World Trade Center sehen konnte, aber natürlich ist es ein Symbol für den tausendfachen Tod.

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Kann man in einem jetzt oder in der nahen Zukunft spielenden Roman noch schreiben, dass jemand jemanden die Hand gibt? Ich befürchte, das wird es nicht mehr geben. Maske hin oder her, ich glaube, Handgeben, Umarmung und BussiBussi (vor allem in München) wird es so nicht mehr geben. Wir packt man die soziale Distanz in den Roman?  Oder ignoriert man das, aber dann wird es eventuell komisch wirken, da die Realität einfach eine andere geworden ist. (Das wäre so, als wenn man einen Roman 2020 spielen lässt, aber die Personen hätten kein Handy sondern nur Festnetz mit Wählscheibe.)

 

Das denke ich auch. Und wenn die jetzige "Phase" mit ihrem social distancing, Mundschutz etc. keine Phase ist, die in fünf Jahren schon als solche erkannt wird, wie Dania meinte, wenn das, was wir seit einigen Monaten erleben, der Beginn einer heute noch unabsehbaren Entwicklung ist, dann schreibt ein Autor, der für die Zukunft ausgerechnet 2020 ignoriert, anachronistisch.

 

Soweit es um die Beschreibung von Alltag geht, ist das vielleicht aber nur eine Frage der Gewohnheit. Für uns ist jetzt, nach ein, zwei Monaten die Maske etwas Seltsames. In Japan gehört sie seit Generationen zum Alltag. Entsprechend hat es ein Murakami nicht nötig, den Griff nach der Maske zu erwähnen, wenn er seine Figur aus dem Haus schickt. Sobald das zum Alltag gehört, ist so etwas wie Hausschlüssel und Straßenschuhe (oder Maschas Kondom :) ) im Normalfall zu vernachlässigen. Für manche Plots aber können Dinge, die jetzt im Umbruch sind, wohl Auswirkungen haben. Die Szene, in der der Held verzweifelt nach einer Telefonzelle sucht, lässt sich im Zeitalter von Handys nicht mehr schreiben. Der ersten Begegnung des Liebespaars in einem Club blüht möglicherweise ein vergleichbares Schicksal, who knows.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Ich glaube auch nicht, dass das Jahr 2020 mit 2001 oder Tschernobyl vergleichbar ist. Die Veränderungen bei dem Anschlag und bei der radioaktiven Verseuchung waren nicht so nachhaltig für den Einzelnen. Die grundlegende Änderung 2020 besteht in der sozialen Distanzierung. Und das hat auch im Roman Folgen.

 

Ich habe wie Annette während des Lockdowns und der Lockerungen meinen Roman geschrieben. Bei der Überarbeitung merke ich jetzt, an welchen Stellen er nur 2019 funktionieren kann und an welchen er "zeitlos" ist. Zum Beispiel der Ostseestrand mit dicht gedrängten Leuten, (gibt es ja schon wieder), das Handgeben und sonstige Berührungen zwischen Fremden. Wenn die Figuren im Restaurant oder im Café sitzen, müsste ich nichts ändern. Was anderes ist es mit der ersten Begegnung des Liebespaars, von der Angelika schreibt. Wo lernen sie sich kennen? Wie gehen sie mit der Intimität um? Das habe ich mich schon manchmal gefragt, auch bei Romanen und Krimis, die ich lese. Würden sie sich gegenseitig nach einem Test fragen? Oder nach Symptomen? Bei Aids war das ja mal ein Problem. Oder würden sie Witze darüber reißen, wie "Das Zettelausfüllen lassen wir mal weg, oder?" ;)

Bearbeitet von Christa
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Der zukunftsdeuterischen Meinung eines Virologen zufolge soll das Virus erst 2030 besiegt sein.

https://www.heute.at/s/experte-glaubt-dass-corona-erst-2030-besiegt-sein-wird-100091461

 

Ich persönlich glaube, dass der Alltag so bleibt, wie er jetzt ist. Mit immer wieder lokalen Ausbrüchen weltweit. Wenn ich einen Roman schreiben würde, der 2021, 2022 spielt, würde ich diese Regeln zugrunde legen. Und das Geschehen ständig beobachten und so weit es geht anpassen.

 

Danke für den Link! Angespornt durch den Artikel habe ich mal durchgerechnet, wie lange bei der momentanen Infektionsrate eine Durchseuchung in Deutschland (und der Welt dauern) wird/würde. Die Grundlage ist ja momentan, dass Gesundheitssystem nicht zu überlasten.

Und dabei habe ich die Probleme durch Langzeitfolgen ausgeklammert, weil es hier nicht um diesen Teil der Betrachtung geht, der eine ungezügelte Verbreitung eigentlich verbietet.

 

Was ich mir bei den Zahlen denke: Wir werden viele Jahre mit dem Coronavirus zu tun haben. Das wird definitiv unseren Alltag und unser Verhalten nachhaltig verändern. Das wir in 1 bis 2 Jahren dasitzen und uns an das Jahr 2020 nur als eine Episode zurückerinnern, kann ich mir nicht vorstellen.

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Der zukunftsdeuterischen Meinung eines Virologen zufolge soll das Virus erst 2030 besiegt sein.

https://www.heute.at/s/experte-glaubt-dass-corona-erst-2030-besiegt-sein-wird-100091461

 

Ich persönlich glaube, dass der Alltag so bleibt, wie er jetzt ist. Mit immer wieder lokalen Ausbrüchen weltweit. Wenn ich einen Roman schreiben würde, der 2021, 2022 spielt, würde ich diese Regeln zugrunde legen. Und das Geschehen ständig beobachten und so weit es geht anpassen.

 

Danke für den Link! Angespornt durch den Artikel habe ich mal durchgerechnet, wie lange bei der momentanen Infektionsrate eine Durchseuchung in Deutschland (und der Welt dauern) wird/würde. Die Grundlage ist ja momentan, dass Gesundheitssystem nicht zu überlasten.

Und dabei habe ich die Probleme durch Langzeitfolgen ausgeklammert, weil es hier nicht um diesen Teil der Betrachtung geht, der eine ungezügelte Verbreitung eigentlich verbietet.

 

Was ich mir bei den Zahlen denke: Wir werden viele Jahre mit dem Coronavirus zu tun haben. Das wird definitiv unseren Alltag und unser Verhalten nachhaltig verändern. Das wir in 1 bis 2 Jahren dasitzen und uns an das Jahr 2020 nur als eine Episode zurückerinnern, kann ich mir nicht vorstellen.

 

Ich kann mir vorstellen, das 2020 als das Jahr mit dem totalen weltweiten Lockdown in die Annalen eingehen wird. Was die Zahlen angeht: Während des Lockdowns hat mein Sohn mir das mal vorgerechnet. Wenn 60-70% der Bevölkerung infiziert (oder geimpft) werden müssen, dann gäbe es bei 1% Todesfällen 500 000 Tote mit und durch Corona allein in Deutschland! Deshalb die Maßnahmen und deshalb die lange Zeit. Und deshalb auch die berechtigte Frage, wie wir in Zeiten der Krise schreiben wollen.

 

Dazu habe ich auch mal eine provokante These:

Vielleicht gibt es Leser, die davon nichts wissen wollen und lieber in den guten alten Zeiten schwelgen. Andere werden es vermissen, wenn der Alltag und das veränderte Leben in den Romanen unterdrückt werden. Wobei ich nicht mal glaube, dass die Eskapisten auch im vollen Flieger nach Mallorca düsen würden.

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Dazu habe ich auch mal eine provokante These:

Vielleicht gibt es Leser, die davon nichts wissen wollen und lieber in den guten alten Zeiten schwelgen. Andere werden es vermissen, wenn der Alltag und das veränderte Leben in den Romanen unterdrückt werden. Wobei ich nicht mal glaube, dass die Eskapisten auch im vollen Flieger nach Mallorca düsen würden.

 

 

Ja, viele lesen Bücher als Eskapismus. Aber wie andere es in dem Faden hier schon gesagt habe, je nach Genre und Situation kann es schon schwierig werden eine Geschichte um den Virus "herumgestrickt" zu bekommen.

 

Ich kann mir immer noch keine Liebesromane vorstellen, in denen sich das Paar die Masken hemmungslos herunterreißt. Aber irgendwie wird sich das Dating in Zukunft verändern. Autoren, die Bücher jetzt beginnen und im nächsten Herbst rauskommen, haben es besonders schwer.

 

Irgendwie finden wir keine Antwort auf die ursprüngliche Frage.  :

Bearbeitet von JoergR
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Ich kann mir immer noch keine Liebesromane vorstellen, in denen sich das Paar die Masken hemmungslos herunterreißt. Aber irgendwie wird sich das Dating in Zukunft verändern.

 

Der Gedanke lässt mich nicht los. :) Wird der coole lässige Typ, der früher eine Lederjacke getragen hat, dann in Zukunft durch eine selbstgenähte Alltagsmake beschrieben? Also nicht die N95-Maske, sondern eine einlagige Stoffmaske symbolisiert dann Todesverachtung und Verwegenheit?

 

;)

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Ich bin jedenfalls froh, dass ich mich, als es darum ging, den Roman für Herbst 2020 zu schreiben, für eine Geschichte entschieden habe, die in ferner, ferner Zukunft auf einem fernen, fernen Planeten spielt … 

 

Womöglich ist es empfehlenswert, es so zu machen, bis sich der Staub legt und sich der Rauch der Schlacht verzogen hat und man klarer sieht, wie es weitergeht. Wer weiß, vielleicht gibt's ja nächstes Jahr die superdolle Impfung oder zumindest ein superdolles Heilmittel, und wir entsorgen die Masken (und haben halb gebräunte, halb bleiche Gesichter)?

 

Und wenn man nicht auf ferne Planeten ausweichen kann, dann vielleicht in die Vergangenheit.

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Ich komme gerade au einem Bornholm-Urlaub wieder und kann sagen, dass in Dänemark keine Maskenpflicht herrscht. Das war tatsächlich einer der Top-Entspannungsfaktoren in unserem Urlaub. Also, fass möglich, verlegt Eure Handlung doch in eines der Länder ohne strenge Corona-Auflagen... ;D 

"Altes Land und Neue Liebe" Knaur, erschienen 2.8.2021

www.heike-wiechmann.de

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Ich bin jedenfalls froh, dass ich mich, als es darum ging, den Roman für Herbst 2020 zu schreiben, für eine Geschichte entschieden habe, die in ferner, ferner Zukunft auf einem fernen, fernen Planeten spielt …

 

Was? Das dauert noch bis zum Herbst? Du bist echt fies :)
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IAutoren, die Bücher jetzt beginnen und im nächsten Herbst rauskommen, haben es besonders schwer.

 

Mir ist schon klar, warum. Weil jetzt ja erst mal die Bücher erscheinen, die vor Corona geschrieben wurden.

Deine Feststellung, AndreasE, ist absolut richtig. Wer über die ferne Zukunft oder die Vergangenheit schreibt, ist fein raus.

Aber was wird aus der Gegenwartsliteratur? Auch wenn keiner die Antwort weiß: Sie wird doch geschrieben werden.

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Ich kann mir immer noch keine Liebesromane vorstellen, in denen sich das Paar die Masken hemmungslos herunterreißt. Aber irgendwie wird sich das Dating in Zukunft verändern.

 

Der Gedanke lässt mich nicht los. :) Wird der coole lässige Typ, der früher eine Lederjacke getragen hat, dann in Zukunft durch eine selbstgenähte Alltagsmake beschrieben? Also nicht die N95-Maske, sondern eine einlagige Stoffmaske symbolisiert dann Todesverachtung und Verwegenheit?

 

;)

 

Also Mycroft Holmes wird bei mir eine maßgeschneiderte haben ;)


Homepage       Facebook    Neu: Erwarteter Todesfall - ein Kirsten-Bertram-Krimi  »Ein spannender Fall, souverän und mit viel Gefühl für gute Atmosphäre erzählt.« DRESDNER MORGENPOST   Taschenbuch   Epub  kindl

 

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Also Mycroft Holmes wird bei mir eine maßgeschneiderte haben ;)

 

Aus der Savile Row?

 

Ich finde es schön, dass Du Sherlock Holmes Krimis schreibst. Eine Zeitlang waren sie ja in Vergessenheit geraden, dann kamen die neuen Verfilmungen und nun sind sie wieder modern geworden.

 

@all. Meine Frau, die Jane Austen und dergleichen liest, meinte, die spanische Grippe wurde durchaus in der damaligen Belletristik eingewoben und erwähnt. Nicht von jedem, auch abhängig von der Erzählung, aber es wurde durchaus erwähnt und berücksichtigt.

Bearbeitet von JoergR
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Also Mycroft Holmes wird bei mir eine maßgeschneiderte haben ;)

 

Aus der Savile Row?

 

Ich finde es schön, dass Du Sherlock Holmes Krimis schreibst. Eine Zeitlang waren sie ja in Vergessenheit geraden, dann kamen die neuen Verfilmungen und nun sind sie wieder modern geworden.

 

@all. Meine Frau, die Jane Austen und dergleichen liest, meinte, die spanische Grippe wurde durchaus in der damaligen Belletristik eingewoben und erwähnt. Nicht von jedem, auch abhängig von der Erzählung, aber es wurde durchaus erwähnt und berücksichtigt.

 

Woher sonst wenn nicht aus der Savile Row? Also, er hat natürlich seinen Schneider, der eher zu ihm nach Hause / in den Club kommt, als dass er sich hinbemühen müsste.

Ja, ich habe im Studium auch so einiges aus der Zeit gelesen und meine auch, dass es da immer mal wieder thematisiert wurde.


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Ich denke auch, dass eines Tages die Thematik mit in die Romane eingewoben wird, in fast jeder Sparte. Sonst würde immer ein blinder Fleck bleiben.

 

Trotzdem lustig, dass meine Lektorin mich fragte, wie weit ich mit meinem Nizza-Krimi bin (ich schreibe coronafrei und bin soweit fertig). Nicht mit einem Wort hat sie erwähnt, wie sie sich das mit Corona vorstellt. Ebenso wenig meine Agentin, die ja die ersten Seiten kennt und die sich ja auch eigentlich frage müsste, was die Leser nächsten Frühling denken werden. Mir kamen während des Schreibens natürlich ein paar Überlegungen dazu, aber ein "Urlaubskrimi" in Nizza muss jetzt nicht unbedingt auf Corona eingehen.

Hat jemand von euch Vorgaben oder Vorschläge vom Verlag erhalten?

Ist vielleicht jetzt nichts für den öffentlichen Bereich ...

 

Brunhilde

Bearbeitet von Brunhilde
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