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AndreasE

Wie soll man jetzt Romane schreiben, die in naher Zukunft spielen?

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Angenommen, man wollte einen Roman schreiben, der in der nahen Zukunft spielen muss – zum Beispiel, weil es um künstliche Intelligenz gehen soll oder einen erneuten Flug zum Mond oder die Einführung implantierter Zahlungschips oder was auch immer, was es eben heute nicht gibt, morgen aber geben könnte und damit denkbares Thema für einen near future-Roman oder wie man es nennen will: Da hat man jetzt das Problem, dass man nicht weiß, wie man den Alltag schildern soll.

 

Einen Roman, der bis einschließlich 2019 spielt: Kein Problem, das ist die gute alte Zeit, aber die ist womöglich unwiederbringlich dahin.

 

Ein Roman, der 2020 spielt: Auch kein Problem, der spielt dann halt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie.

 

Aber ein Roman, der 2021 spielt, oder 2022 …?

 

Wird die Gesichtsmaske bleiben, zum Standard werden, sich "gehören" wie eine Badehose am Strand oder lange Hosen in der Kirche?

Oder kommt die Schutzimpfung, die alle Probleme löst? (In Sicht ist sie nicht wirklich – tatsächlich wäre das ein eigenes Thema, denn so vollmundig, wie die versprochen wird auf der Basis teilweise gänzlich neuartiger, noch völlig unerprobter Ansätze, könnte da auch genug passieren, um etliche Thriller zu füllen …)

 

Egal, für welche Variante man sich entscheidet, der Roman wird sich bizarr lesen, wenn es anders kommt. Als würde man Agenten des KBG und des CIA im Jahre 2015 in einem immer noch geteilten Berlin handeln lassen, oder so.

 

Hat jemand außer mir auch dieses Problem?

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Sebastian Niedlich

Ich glaube, dass es nicht nur Leuten so geht, die Romane schreiben, die in der nahen Zukunft spielen. Allen geht es so. Selbst wenn ich eine Liebesgeschichte schreiben sollte, die wann auch immer spielen könnte, wird sie, wenn es halbwegs modern bleiben soll, das Ganze irgendwie thematisieren müssen.

Masken und Abstände werden wohl auf unabsehbare Zeit an der Tagesordnung bleiben. Und wenn würde ich irgendwo einfließen lassen, dass man nach Covid einfach das nächste Virus hatte ...

 

Aber, ja, ich finde die Situation auch gerade schwierig...

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Wir kommen ja allmählich in die Zeit, in der einige Science-Fiction Stories angesiedelt sind, z.B. spielt der erste Blade Runner Film im Jahr 2019, der Science-Fiction Klassiker 'Der Ewige Krieg' beginnt im Jahr 1997, und nicht zu vergessen '2001: A Space Odyssey'. (Schon jetzt lässt sich sagen, dass die Fähigkeit zum schnellen technischen Fortschritt weit überschätzt wird.)

Natürlich ist es jetzt etwas merkwürdig, im Vorspann von Blade Runner 'Los Angeles 2019' vor futuristischem Setting zu sehen, aber das Publikum ist eher nachsichtig, weil es eben Science Fiction ist. 

 

Bei Nahzukunfts-Romanen bin ich mir aber unsicher, ob das Publikum auch so nachlässig sein wird, und kann mir da ehrlich gesagt keine andere langzeitfähige Lösung vorstellen als so wage wie möglich zu bleiben und Details schlicht unerwähnt zu lassen. Der andere Gedanke war, sich mehr Freiraum zu geben, indem man die Auswirkungen übertreibt. Z.B. kann man sagen, dass die Zunahme von Pandemien der Übervölkerung geschuldet ist und das Coronavirus nur der Anfang von globalen Pandemien war und Schutzmasken somit zum Alltag gehören. Damit kann man sicher falsch liegen, aber auf der anderen Seite: Was nicht ist, kann noch werden. 

 

Zufälligerweise ist mein nächster Roman auch als Nahzukunfts-Roman konzipiert, und ich hatte mir ähnliche Fragen gestellt. Die Corona-Krise wird als Teil der Hintergrundhandlung erwähnt, aber nicht detailliert beschrieben. Ich denke ich werde nur die politischen Folgen einarbeiten und die Phänomene wie Masken, Impfungen usw. einfach weglassen. 

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Hat jemand außer mir auch dieses Problem?

 

Mich treibt diese Frage auch schon länger um. Schon bei meinem jetzigen Roman. Er sollte 2020 spielen, funktioniert aber mit den Coronaregeln nicht. Also spielt er 2019. Ich habe überhaupt noch keinen Roman 2020 gelesen und keinen Film gesehen, bei dem diese Dinge auftauchen. Jetzt sollen zum Beispiel "Die Fallers" mit Abstands-, Masken- und Hygieneregeln gedreht werden.

 

Der zukunftsdeuterischen Meinung eines Virologen zufolge soll das Virus erst 2030 besiegt sein.

http://https://www.heute.at/s/experte-glaubt-dass-corona-erst-2030-besiegt-sein-wird-100091461

 

Ich persönlich glaube, dass der Alltag so bleibt, wie er jetzt ist. Mit immer wieder lokalen Ausbrüchen weltweit. Wenn ich einen Roman schreiben würde, der 2021, 2022 spielt, würde ich diese Regeln zugrunde legen. Und das Geschehen ständig beobachten und so weit es geht anpassen.

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Ich mache es mir einfach und tue erst mal so, als wär nix. Ich hab für meine aktuelle Reihe hier Bücher auf Halde, die Ende 2021 oder Anfang 2022 erscheinen. Sollte es mir bis dahin akut erscheinen, irgendwas einzubauen, kann ich das immer noch tun – aber meine aktuell erscheinenden Bücher tun so, als hätten die USA kein enormes Coronaproblem. Weder kann und will ich jetzt detailliert recherchieren, wie es drüben deshalb genau abgeht, noch glaube ich, dass die Leute das überhaupt lesen wollen. 

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Ich habe gerade das gleiche Problem mit meinem dritten Sherlock, der im Frühjahr 2021 spielen soll. Großbritannien!!! Ich versuche, Masken,etc, so "mitlaufen" zu lassen und eine Art "neue Normalität" mit dem Virus zu installieren - und das Thema Lockdown im Rückgriff abzuhandeln (und weiß genau, dass ich im Zweifelsfall alles noch mal umschreiben muss in der Hinsicht) Immerhin erscheint er bei einem Kleinstverlag mit kurzen Fristen, so dass ich halbwegs aktuell bleiben kann. Aber ja, ich tue mich auch schwer.


Homepage       Facebook    Neu: Erwarteter Todesfall - ein Kirsten-Bertram-Krimi  »Ein spannender Fall, souverän und mit viel Gefühl für gute Atmosphäre erzählt.« DRESDNER MORGENPOST   Taschenbuch   Epub  kindl

 

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Ich mache es mir einfach und tue erst mal so, als wär nix. Ich hab für meine aktuelle Reihe hier Bücher auf Halde, die Ende 2021 oder Anfang 2022 erscheinen. Sollte es mir bis dahin akut erscheinen, irgendwas einzubauen, kann ich das immer noch tun – aber meine aktuell erscheinenden Bücher tun so, als hätten die USA kein enormes Coronaproblem. Weder kann und will ich jetzt detailliert recherchieren, wie es drüben deshalb genau abgeht, noch glaube ich, dass die Leute das überhaupt lesen wollen. 

 

Im Moment tut fast jeder in Romanen und Filmen so, als wäre nix. Kann auch sein, dass LeserInnen das nicht lesen wollen. Irgendwann wird aber auffallen, dass die Gegenwartsbeschreibung nicht mehr stimmt.

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Ich habe gerade das gleiche Problem mit meinem dritten Sherlock, der im Frühjahr 2021 spielen soll. Großbritannien!!! Ich versuche, Masken,etc, so "mitlaufen" zu lassen und eine Art "neue Normalität" mit dem Virus zu installieren - und das Thema Lockdown im Rückgriff abzuhandeln (und weiß genau, dass ich im Zweifelsfall alles noch mal umschreiben muss in der Hinsicht) Immerhin erscheint er bei einem Kleinstverlag mit kurzen Fristen, so dass ich halbwegs aktuell bleiben kann. Aber ja, ich tue mich auch schwer.

 

Das ist ein besonders schwieriges Setting, Beate. In einem totalen Lockdown kann kein Roman spielen. Es sei denn, man beschreibt die Figuren unter Quarantäne-Bedingungen. 8-)  ;)

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Welchen Wahrheitsgehalt muss ein Roman denn haben? Welchen kann er haben?

 

Schon historische Roman sind Ausgeburten der Fantasie des Autors. Dass man glaubt, Menschen abbilden zu können, die vor hundert Jahren gelebt haben (oder sogar viel früher!), halte ich für Unsinn. Und wenn das schon mit der Vergangenheit nicht funktioniert, die ja doch in Teilen dokumentiert ist, wie soll das erst mit der Zukunft gehen? Ich würde mich als Autor über eine solche Frage hinwegsetzen und einfach einen geilen Roman schreiben. Darauf kommt es doch an.

 

Walter Kempowski hat einigen seiner Bücher vorangestellt: "Dies ist ein Roman. Ein Roman. Ein Roman." 

 

Wir sind der Wirklichkeit nichts schuldig. Sie schuldet uns Autoren aber eine ganze Menge. 

Bearbeitet von DirkH

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Von gewissen Roman-Richtungen würde ich natürlich schon eine gewisse Nähe zur Realität erwarten, aber im Großen und Ganzen dürften davon nur wenige Geschichten betroffen sein. Im Großen und Ganzen bewegen Romane sich ja in der Fiktion.

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Das mit der Fiktion ist so eine Sache. Natürlich sind auch historische Romane dokumentierte Fiktionen.

Und es stimmt, dass ein guter Roman sich von der Gegenwart nichts "diktieren lassen" sollte.

 

Es muss ja nicht so schlimm kommen wie im überspitzten Beispiel von Andreas. Nämlich in einem Gegenwartsroman so zu tun,

als existiere die Mauer noch. Oder, anderes Pendel mit Blick auf den Nebenthread: dass die Figuren über Farbe und Qualität ihrer Masken definiert werden.  :p

 

Vielleicht kann man Romane schreiben, in denen die Pandemie nicht diese Rolle spielt (und sie ist ja inzwischen auch Alltag geworden.) In der Thema und Figuren absolut im Vordergrund stehen. Das kann nämlich auch schiefgehen. Gerade habe ich eine Besprechung des "ersten Coronaromans" gelesen. Ein Buchhändler in Quarantäne liest Seuchenbücher und denkt über sein Leben und seine verstorbene Frau nach. Das wird vom Tagesspiegel verrissen. Um Freude am "Tod in Venedig" und am "Dekameron" zu haben brauche man keine Pandemie.

http://https://www.tagesspiegel.de/kultur/der-erste-corona-roman-martin-meyers-erzaehlung-corona/25913182.html

Bearbeitet von Christa
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Ich habe mich vor zwei Monaten dasselbe ja auch schon gefragt, als ich an einer neuen Romanidee herumgebastelt habe. Es gab dazu verschiedene Meinung hier (das Posting finde ich jetzt aber gerade nicht mehr, sorry). Letztendlich habe ich dann den Verlag gefragt, der sich dazu entschieden hat, das Thema einfach nicht zu erwähnen bzw. im Heute die Daten wegzulassen.

 

Zuerst war ich zwar ein wenig irrtiert, aber da die genau Jetztzeit in meinem Genre nicht wirklich eine Rolle spielt, kann/konnte ich gut damit leben.  Das Heute spielt also irgendwann, vielleicht kann das mit dem Gestern ja auch funktionieren.

 

Nachtrag: Ich habe den Beitrag doch noch gefunden: Seite 4 in der Mitte

Bearbeitet von Margot
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Habe es mir gerade noch mal durchgelesen, Margot. Witzig, dass ich dachte, man könne erst 2021 wieder Urlaub an der Ostsee machen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, lese ich eigentlich lieber Vor-oder Trotz-Coronabücher und sehe auch lieber solche Filme.

Ist nämlich trist und langweilig, wenn die Leute in so einer reduzierten Welt leben. Es sei denn, man macht daraus ein absolut spannendes Szenario.

 

Im anderen Thread wird davon gesprochen, dass jetzt die ganzen "Ich und die Quarantänre-Bücher" rauskommen und wie Blei in den Regalen liegenbleiben werden.

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Dasselbe Problem habe ich auch. Der Roman, den ich gerade schreibe, spielt zu einem Teil im heutigen Großbritannien, soll heißen, in diesem und im nächsten Jahr. Der Verlag meinte dazu, ich solle Corona kurz thematisieren, aber nicht zu groß werden lassen. A la: "Nachdem die heftigsten Auswirkungen der Corona-Krise vorbei waren, war nun wieder Normalität eingekehrt." o.ä. (Wobei man natürlich nur hoffen kann, dass es wirklich so sein wird.) Momentan verfolge ich natürlich die Geschehnisse v.a. in GB genau, um dann evtl. kurzfristig noch mal nachbessern zu können. 

 

Liebe Grüße

Inez

Rebel Sisters 1: Die Pilotin (Lübbe, Juli 2024)

www.inez-corbi.de

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Darüber habe ich auch schon viel nachgedacht und bin noch zu keinem Ergebnis gekommen. Letztendlich hat man das Problem aber immer, wenn man Romane in der nahen Zukunft spielen lassen will - wer 2000 einen Roman schrieb, der 2002 spielte und das World Trade Center besucht wurde, der hatte auch Pech gehabt. Aber ich finde, Andreas, dass es bei dir noch einfach ist, da du ja meistens eine technisch mögliche Variante beschreibst - ich erinnere mich an den Roman mit den Nanobots - ich hätte nie erwartet, dass es die zeitnah wirklich geben wird. Jeder Leser weiß ja, dass das eine Art von Science Fiction ist und du dir die Welt so basteln kannst, wie du sie haben willst. Du könntest doch eine Lösung der Corona-Epidemie behaupten, auch wenn sie nicht eintritt (solange du sie einigermaßen nachvollziehbar begründest - und wenn die Impfung eben alle drei Monate nachgeholt werden muss, weil die Antikörper nur so lange nachweisbar sind). Oder wie auch immer du es haben möchtest.

 

Schwieriger finde ich es mit Gegenwartsromanen. Ich finde ja, man sollte den neuen Corona-Alltag einfließen lassen, aber mein Agent meinte, dass das niemand lesen will. Er hat mir eine historische Familiensaga vorgeschlagen, was natürlich auch eine Lösung des Problems ist.

 

Wir gewöhnen uns doch von Tag zu Tag an den neuen Alltag, an übertriebenes Lächeln hinter der Maske, damit das Gegenüber das Sehen kann, an Rücksicht und Ärger, wenn sie fehlt, an Schilder und Desinfektionsspray etc. Richtig schwierig wird es doch nur, wenn man Liebesromane schreibt - wie man sich in jemanden mit Maske verliebt, ist mir noch unklar. Aber auch das kann man eigentlich alles lösen.

 

Die einzige Frage letztendlich ist, ob die Leser*innen das lesen wollen.

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Ich glaube, bei reinen Liebesromanen ist es noch am einfachsten. Man lässt die Zeit einfach nicht mit einfließen bzw. deutet bestimmte Ereignisse nur unscharf an. Da spielen Jahreszeit und Stimmung doch eine viel größere Rolle. Problematisch wird's höchstens, wenn man den ganz speziellen Zeitgeist einzufangen versucht.

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Ich hab vorhin auch mal bei Facebook gefragt und der Tenor ist wie bei Sebastian recht eindeutig – wenn es nicht plotrelevant ist, wollen die Leser eher nichts davon lesen. Teilweise sogar ausdrücklich nicht, weil sie wenigstens beim Lesen ihre Ruhe haben wollen. 

Bearbeitet von Dania
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Welchen Wahrheitsgehalt muss ein Roman denn haben? Welchen kann er haben?

 

Schon historische Roman sind Ausgeburten der Fantasie des Autors. Dass man glaubt, Menschen abbilden zu können, die vor hundert Jahren gelebt haben (oder sogar viel früher!), halte ich für Unsinn. Und wenn das schon mit der Vergangenheit nicht funktioniert, die ja doch in Teilen dokumentiert ist, wie soll das erst mit der Zukunft gehen? Ich würde mich als Autor über eine solche Frage hinwegsetzen und einfach einen geilen Roman schreiben. Darauf kommt es doch an.

 

Hmmnjaaa… Aber wenn man, sagen wir, gesellschaftliche Auswirkungen irgendeiner in naher Zukunft zu erwartenden Technologie schildern will, das aber auf einer ganz anderen Gesellschaft aufsetzt, als sie ist, dann verpufft in meinen Augen der Effekt. Und womöglich zu Recht, weil man von einer anderen (=der alten) Gesellschaft aus gedacht hat.

 

Das Ganze lässt mich an jenen unglücklichen Autor denken, der einen Roman geschrieben hat, in dem Usama Bin Laden ein Bombenattentat auf den amerikanischen Präsidenten verübte. Herauskommen sollte das Buch … Ende September 2001. Egal, wie geil der Roman war, der Name Usama Bin Laden war da schon mit einem anderen Attentat verknüpft, gegen das der Anschlag im Roman wie Pillepalle wirken musste.

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Die einzige Frage letztendlich ist, ob die Leser*innen das lesen wollen.

 

Ich habe auf meiner Facebook-Seite mal die Frage gestellt. Die meisten Leser:innen scheinen zu wollen, dass das ignoriert wird.

 

Ja, jetzt mag das so sein. Aber wenn die Masken bleiben, wird ein Roman ohne in 3 Jahren unweigerlich altbacken und aus der Zeit gefallen wirken. Dann wird's in den Rezis heißen, "auf welchem Planet hat der Autor die letzten 5 Jahre gelebt?"

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Bei einem Roman, der ausdrücklich eine nahe Zukunft als Zeit beschreibt und daher ohnehin Annahmen über Entwicklungen trifft, die heute erst beginnen, ist es doch ein Leichtes zu sagen: Es wurde ein Impfstoff gefunden, der das Problem gelöst hat. Sich Gedanken zu machen, wie die Welt dann aussieht und dies als gegeben in die Zukunftsvision zu integrieren, fände ich gerade interessant, auch wenn es nicht das eigentliche Thema des Romans ist. Dabei sähe ich für mich kein Problem.

 

Ein Problem wäre es eher, wenn der Roman 2020 spielt, es aber um eine Geschichte geht, die mit Corona eine ganz andere wird, z. B. eine romantische Liebesgeschichte: Boy meets girl. Wie kommen sie sich näher? Die Liebe in den Zeiten von Corona und Schnutenpulli. Kann interessant, das zu erzählen. Aber wenn ich genau das nicht will, ist es tatsächlich ein Problem. Da würde ich den Handlungsort, wenn möglich, so verlegen, dass man das Problem leicht ausblenden kann, also statt Großstadt eben eine ländliche Gegend. Oder alle diese Geschichten 2019 spielen lassen.

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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@AndreasE: Ich kann mir auch ein anderes Szenario vorstellen. Wenn ich meine Protagonisten aus der Wohnung gehen lasse, erwähne ich auch nicht explizit, dass sie dazu Straßenschuhe anziehen. Entsprechend könnte man vielleicht auch die (Erwähnung der) Masken beiseite lassen, weil sie inzwischen so alltäglich geworden sind. 

 

Zusätzlich würde ich die Handlung ein paar Jahre weiter in die Zukunft verlegen, dann hat der Roman, wenn er erscheint, immer noch ein bissl fiktionalen Charakter - und die Leser sehen einem, wenn die Zeit dann heran ist, vielleicht nach, dass man die Realität nicht hundertprozentig genau getroffen hat. Da machen fünf bis zehn Jahre bestimmt schon was aus.

Bearbeitet von KerstinH
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Ich hätte als Leserin auch überhaupt keine Lust auf COVID-19 in Romanen, gleich, welchen Genres. Und Seuchenthriller mochte ich noch nie, aber momentan noch weniger. Ich schätze auch, den meisten Leser*innen geht es ähnlich. Wenn vor der eigenen Haustür ein Haufen Untoter herumlungert und vor Gehirngier sabbert, mag man wahrscheinlich auch keine Zombiefilme mehr schauen. :-)

 

Ich würde die Pandemie auch diskret unter den Tisch fallen lassen oder es ähnlich wie Inez schrieb, in einem Satz abhandeln. Alle sind geimpft und gut ist.

 

Ein bisschen schräg ist es natürlich schon, das einfach zu ignorieren. Aber es in jeder Geschichte ab jetzt zu thematisieren, wäre auch seltsam. So, als würde man im Erotikroman vor dem Sex immer beschreiben, wie das Kondom rausgeholt und übergezogen wird.

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Die einzige Frage letztendlich ist, ob die Leser*innen das lesen wollen.

 

Ich habe auf meiner Facebook-Seite mal die Frage gestellt. Die meisten Leser:innen scheinen zu wollen, dass das ignoriert wird.

 

Ja, jetzt mag das so sein. Aber wenn die Masken bleiben, wird ein Roman ohne in 3 Jahren unweigerlich altbacken und aus der Zeit gefallen wirken. Dann wird's in den Rezis heißen, "auf welchem Planet hat der Autor die letzten 5 Jahre gelebt?"

 

Ich glaube eher, das Gegenteil ist der Fall. Wenn Corona in ein Buch einfließt, wird es unweigerlich der jetzigen Zeit zuzuordnen sein. Wenn man das Buch dann in 5 Jahren in die Hand nimmt, wird einem viel deutlicher bewusst, wie alt es ist, als wenn es sich zeitlich nicht so gut zuordnen lässt und quasi jederzeit spielen könnte. 

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Ich habe leider auch nicht die finale Antwort, versuche, die Masken etc. weitestgehend zu vermeiden, deute maximal an. Es ist eine Fantasiewelt, die unterhalten möchte, die darf das, auch wenn sie im Jetzt spielt ... :-)

Was anderes wäre es, wenn die Handlung nur mit Maske und Co funktioniert, wenn genau das gesellschaftlichen Sprengstoff bietet, wenn dadurch die geplante Geschichte überhaupt erst funktioniert. Das gibt Stoff für einen Politthriller o.ä., (trägt die Gefahr in sich, von der Realität überholt zu werden).

Meine aktuelle Fassung (arbeite gerade Hinweise vom ersten Betaleser ein) würde mit und ohne MundNasenschutz funktionieren, so dass ich das lieber weglasse.

Persönlich glaube ich, dass die Menschheit früher oder später eine Lösung gegen das Virus finden wird. Wie lange das dauert? Na ja, wie auch hier zu lesen, die meisten Leser scheinen bereits jetzt in Büchern nix davon wissen zu wollen, sind schon von der Situation an sich genervt. 

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