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MaschaV

Personenbeschreibung – wie geht ihr das an?

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Wie beschreibt ihr eure Figuren? Sollen eure Leser*innen eine genaue Vorstellung von ihrem Äußeren bekommen? Ist euch wichtig, welche Kleidung und welche Frisur die Figur trägt? Ist die Augenfarbe wichtig oder egal? Beschreibt ihr die Figur auch über ihre Gesten, ihren Gang, ihren Geruch? Oder sind euch die Eigenheiten und Charakterzüge viel wichtiger? Lasst ihr die Beschreibungen in die Handlung einfließen oder stelt ihr die Figur getrennt vond er eigentlichen Handlung vor, etwa in einer einführenden Szene, die nur dazu dient? Kann eine zu genaue Beschreibung das Lesevergnügen schmälern? Und was nervt euch an Figurenbeschreibungen in Romanen?

 

Freue mich über eure Gedanken zum Thema!

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Das ist eine Frage, mit der ich in jedem Roman von Neuem beschäftige. Im Grunde habe ich keine eindeutige Einstellung dazu. Manchmal beschreibe ich eine Figur gar nicht bis wenig, erwähne vielleicht nur ein einziges Detail. In "Die Kinder von Nebra" wird auch die Hauptfigur nicht beschrieben. Sie ist eine junge Frau, andere finden sie hübsch. Mehr muss man nicht wissen.

 

Und dann wieder biete ich dem Leser mehr an Beschreibungen, um ein Bild zu erstellen. Im gleichen Roman gibt es Figuren, die durchaus beschrieben werden. Wobei ich Physisches mit Charakterlichem mische. Allerdings mehr als vier bis sechs Zeilen werden es meist nicht. 

 

Allerdings muss ich dabei auch sagen, dass mich die oft langen, aber sehr gelungenen Figurenbeschreibungen bei George R.R. Martin fasziniert haben. Ich fand sie sehr gut und gar nicht langweilig.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich fange mal rückwärts an: mich nerven lange Figurenbeschreibungen beim lesen. 
Die Augen- und Haarfarbe ist fast egal, nur, wenn du einmal am Anfang Figur A braune Augen gibst, sollte sie die durchweg haben ... :-)

Ich lege mir beim Schreiben ein Figurenblatt pro Person an (bisher nie größer als eine A4-Seite), Drucke das Aus und lege es in eine Mappe, die zusammen mit Notizen neben dem Rechner liegt - da kommen grundsätzliche Dinge drauf (Name, Alter, Charakter, liebt & hasst ... etc.). Wenn ich später was dazu im Text schreibe, ergänze ich das einfach handschriftlich.

Habe mal gehört: Es schadet nicht, mehr über seine Figur zu wissen, als man davon später verwendet.

Von Anfang an versuche ich, den Figuren was gegensätzliches zu geben, wenn möglich, dies über Handlungen und Dialoge beschreiben/charakterisieren. Sehr selten über den „Spiegel“.
Bei meinem aktuellen Manuskript habe ich mir jeweils ein passendes Foto aus Google kopiert, dann habe ich ein Bild vor Augen wie es wirkt, wenn jemand anders die Figur zum ersten Mal sieht.

Auf jeden Fall wünsche ich erst mal viel Spaß beim FigurenErfinden ...

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Auf die Beschreibungen von Augen reagiere ich mittlerweile allergisch. Es ist alles gesagt über Rehaugen, meerblaue Augen und so weiter. Spannender finde ich Gesten und Charakterzüge. Wie verhält sich eine Person in einer Situation, was unterlässt sie. Die Beschreibung von Äußerlichkeiten wirkt auf mich häufig klischeehaft. 

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Mir geht es ähnlich wie Ulf. Es ist bei jedem Roman anders. Bei den historischen Romanen habe ich mehr an Details und die Kleidung beschrieben, die den gesellschaftlichen Stand der Figuren ausdrückten. In den Krimis rückt das mehr in den Hintergrund. Augen-und Haarfarbe werden immer nebensächlicher. In den Romanen, die ich lese, stören mich zu viele Details an Kleidung und Äußerlichkeiten.

Vielmehr sind Bewegungen, Gesten, Einstellungen und Verhaltensweisen wichtig. Auch, welchen Blick die Figuren aufs Leben haben.

Ich arbeite mit Papyrus und habe eine Figurendatenbank, in die ich immer wieder reingucken kann.

 

Die Spiegel-Technik ist zum Glück megaout. Und ich finde sie auch beim Lesen nicht mehr. Auch mal grüne, mal braune Augen nicht. ;)

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Als Leser nerven mich Beschreibungen häufig.
Gerade, wenn sie wie v.a. in Liebesromanen oder JuBu plump daherkommen. Mich interessiert es nicht, ob die Augen jetzt wie Saphire, Smaragden o.ä. aussehen. Ich will auch nicht mehr lesen, dass sich jemand seine blonden Locken aus dem Gesicht streicht. Das bringt die Geschichte nicht weiter.

Allerdings gibt es auch großartige Figurzeichnungen, die mich nachhaltig beeindrucken. Der Zauberberg ist für mich das Paradebeispiel, wie man pointiert Figuren einführt und darstellt. Angefangen bei Eigenheiten im Dialog, kleinen Gesten bis hin zur konkreten, äußerlichen Beschreibung. 

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Ich beschreibe meine Figuren nie so richtig, weil das im Gegensatz zu einer Landschaftsbeschreibung wenig mit Stimmung/Atmosphäre oder Handlung zu tun hat. Ich lasse den Leser ein eigenes Bild kreieren durch kleine Dinge, die meine Figuren so treiben. Ausnahmen sind einige Äußerlichkeiten, die später eine Funktion bekommen.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Natürlich beschreibe ich meine Figuren so, dass meine LeserInnen eine Vorstellung davon haben, mit wem sie es zu tun haben. Vor allem nutze ich das Äußere, um das Innere darzustellen oder um die Athmo der Zeit einzufangen. Ein gezwirbelter, gewichster Oberlippenbart sagt etwas über die Zeit und den Träger aus. Dabei nutze ich all das, was du beschrieben hast und ähnlich wie Ulf ist es manchmal nur ein Halbsatz, mal zwei oder drei Zeilen. Bei Nebenfiguren vergebe ich gerne ein Wiedererkennungsmerkmal.

Was auch nett ist: Die Figur nur durch die Wahrnehmung anderer zu beschreiben Das kann wiederum die Personen charakterisieren, durch deren Augen ich geblickt habe. "Der arme Mann schien mehr als nur eine äußere Kriegsverletzung, die sich im nachziehen seine rechten Beines äußerte, davongetragen zu haben, so dass er wohl auch seine Körperpflege vernachlässigte." "Dieser hinkende alte Sack stank wie ein ganzer Schweinestall."

 

Mein Ziel ist: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

 

Ich würde nie eine eigene Szene verwenden, um das Äußere meiner Figur zu beschreiben.

 

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Im Folgenden ein Beispiel, wie ich es oft mache:

 

Étienne de la Ferté, ihr Gegenüber, seit einem Jahr Patriarch von Jerusalem, weicht vor ihrem Ungestüm einen Schritt zurück und hebt Hände und Schultern in einer Geste der Hilflosigkeit, als wollte er sagen, dass habe alles nichts mit ihm zu tun. Der Mann ist Anfang Sechzig und kaum größer als Melisende. Das bodenlange, mit Goldfäden durchwirkte Gewand seines hohen Amtes ist fast zu groß für ihn. Er wirkt unbeholfen darin, als habe er sich an seine neue Rolle noch nicht gewöhnen können. Sein hageres Mönchsgesicht ist glatt rasiert und von tiefen Furchen durchzogen. Vom Haupthaar ist nur ein weißer Kranz geblieben, dessen Strähnen ihm über die Ohren und bis in den Kragen hängen.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich versuche es auch immer möglichst knapp, und gleichzeitig noch anderen Inhalt mit zu vermitteln. Z.B. "Nachlässig hochgesteckte Haare".

Witzigerweise verpasse ich den Leuten fast immer eine Augenfarbe - habe ich ehrlich gesagt noch nie drüber nachgedacht und wäre auch nie drauf gekommen, dass es jemand stören könnte. Aber natürlich ohne alle Smaragde, etc...


Homepage       Facebook    Neu: Erwarteter Todesfall - ein Kirsten-Bertram-Krimi  »Ein spannender Fall, souverän und mit viel Gefühl für gute Atmosphäre erzählt.« DRESDNER MORGENPOST   Taschenbuch   Epub  kindl

 

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Sebastian Niedlich

Mein Ziel ist: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

 

Ich würde nie eine eigene Szene verwenden, um das Äußere meiner Figur zu beschreiben.

Was Martin gesagt hat. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass Beschreibungen immer nur nebensächlich passieren sollten. Wenn die Figur gerade etwas macht, kann man z.B. bemerken, dass ihr das Kleid im weg ist oder der Bund der Jeans arg spannt. Schon hat man etwas Beschreibung drin, obwohl es eigentlich um etwas ganz anderes ging. Nur Beschreibung um der Beschreibung willen, ist größtenteils langweilig.

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Es hängt sehr davon ab, wie der Erzähler angelegt ist. Ein auktorialer Erzähler kann generell mehr beschreiben (muss aber nicht), dann auch bei den Personen; ebenso ein Ich-Erzähler. Beim Ich-Erzähler und beim personalen Erzähler ist die Frage, wie die Figur tickt, aus deren Sicht erzählt wird. Was sieht sie, was sieht sie nicht? Wie immer muss man meines Erachtens alles im gesamten Zusammenhang sehen.

 

Eine Personenbeschreibung zu liefern, damit der Leser sich die Figur besser vorstellen kann, kann man sich jedenfalls sparen. Die Leser stellen sich die Figur so vor, wie sie wollen.

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Mit wie wenig Beschreibung man auskommt, zeigen für mich Romane wie 'Ich werde hier sein, im Sonnenschein und im Schatten', bei denen der Schweizer Ich-Erzähler erst gegen Mitte der Handlung erwähnt, dass er Schwarzafrikaner ist. Der Effekt ist interessant, gerade weil man hat das Fehlen der Äußeren Beschreibung in der ersten Hälfte des Buchs schlicht kaum gemerkt hat.

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Mit wie wenig Beschreibung man auskommt, zeigen für mich Romane wie 'Ich werde hier sein, im Sonnenschein und im Schatten', bei denen der Schweizer Ich-Erzähler erst gegen Mitte der Handlung erwähnt, dass er Schwarzafrikaner ist. Der Effekt ist interessant, gerade weil man hat das Fehlen der Äußeren Beschreibung in der ersten Hälfte des Buchs schlicht kaum gemerkt hat.

 

Also das würde mich als Leser ärgern. Man stellt sich ja nicht unbedingt vor, dass die Figur ein Schwarzer ist. Der Leser hat also eine ganz andere Vorstellung. Und dann, in der Mitte des Buchs, kommt der Autor dann mit dieser völlig anderen Realität an. Hätte er doch gleich sagen können. Und ein Schwarzer sieht die Welt sicher anders als ein Weißer, die Erfahrungen sind andere, besonders in einer weißen Umwelt. Davon zu lesen wäre für mich viel interessanter gewesen.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Mit wie wenig Beschreibung man auskommt, zeigen für mich Romane wie 'Ich werde hier sein, im Sonnenschein und im Schatten', bei denen der Schweizer Ich-Erzähler erst gegen Mitte der Handlung erwähnt, dass er Schwarzafrikaner ist. Der Effekt ist interessant, gerade weil man hat das Fehlen der Äußeren Beschreibung in der ersten Hälfte des Buchs schlicht kaum gemerkt hat.

 

Also das würde mich als Leser ärgern. Man stellt sich ja nicht unbedingt vor, dass die Figur ein Schwarzer ist. Der Leser hat also eine ganz andere Vorstellung. Und dann, in der Mitte des Buchs, kommt der Autor dann mit dieser völlig anderen Realität an. Hätte er doch gleich sagen können. Und ein Schwarzer sieht die Welt sicher anders als ein Weißer, die Erfahrungen sind andere, besonders in einer weißen Umwelt. Davon zu lesen wäre für mich viel interessanter gewesen.

 

Mir ist das mal bei einem Krimi passiert. Dass die Hauptfigur schwarz ist, habe ich erst im letzten Drittel erfahren. Da dachte ich, das hätte der Autor früher einführen müssen, ohne die Figur explizit zu beschreiben. Also dass sie zum Beispiel an ihre Herkunft denkt oder von jemand anderem wahrgenommen wird.

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Mit wie wenig Beschreibung man auskommt, zeigen für mich Romane wie 'Ich werde hier sein, im Sonnenschein und im Schatten', bei denen der Schweizer Ich-Erzähler erst gegen Mitte der Handlung erwähnt, dass er Schwarzafrikaner ist. Der Effekt ist interessant, gerade weil man hat das Fehlen der Äußeren Beschreibung in der ersten Hälfte des Buchs schlicht kaum gemerkt hat.

 

Also das würde mich als Leser ärgern. Man stellt sich ja nicht unbedingt vor, dass die Figur ein Schwarzer ist. Der Leser hat also eine ganz andere Vorstellung. Und dann, in der Mitte des Buchs, kommt der Autor dann mit dieser völlig anderen Realität an. Hätte er doch gleich sagen können. Und ein Schwarzer sieht die Welt sicher anders als ein Weißer, die Erfahrungen sind andere, besonders in einer weißen Umwelt. Davon zu lesen wäre für mich viel interessanter gewesen.

 

Mir ist das mal bei einem Krimi passiert. Dass die Hauptfigur schwarz ist, habe ich erst im letzten Drittel erfahren. Da dachte ich, das hätte der Autor früher einführen müssen, ohne die Figur explizit zu beschreiben. Also dass sie zum Beispiel an ihre Herkunft denkt oder von jemand anderem wahrgenommen wird.

 

 

Warum? Wenn die Erlebniswelt von Schwarzen so viel anders ist, müsste man das beim Lesen ja merken. Und wenn sie es nicht ist, vielleicht liegt das dann daran, dass dieser Charakter uns nahe ist? Ich finde das ehrlich gesagt einen sehr interessanten Kniff, mich völlig unabhängig vom Aussehen auf Figuren einzulassen.

 

Ich selbst beschreibe auch relativ wenig, ich lasse Figuren lieber durch ihren Charakter wirken. 

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Mit wie wenig Beschreibung man auskommt, zeigen für mich Romane wie 'Ich werde hier sein, im Sonnenschein und im Schatten', bei denen der Schweizer Ich-Erzähler erst gegen Mitte der Handlung erwähnt, dass er Schwarzafrikaner ist. Der Effekt ist interessant, gerade weil man hat das Fehlen der Äußeren Beschreibung in der ersten Hälfte des Buchs schlicht kaum gemerkt hat.

 

Also das würde mich als Leser ärgern. Man stellt sich ja nicht unbedingt vor, dass die Figur ein Schwarzer ist. Der Leser hat also eine ganz andere Vorstellung. Und dann, in der Mitte des Buchs, kommt der Autor dann mit dieser völlig anderen Realität an. Hätte er doch gleich sagen können. Und ein Schwarzer sieht die Welt sicher anders als ein Weißer, die Erfahrungen sind andere, besonders in einer weißen Umwelt. Davon zu lesen wäre für mich viel interessanter gewesen.

 

Mir ist das mal bei einem Krimi passiert. Dass die Hauptfigur schwarz ist, habe ich erst im letzten Drittel erfahren. Da dachte ich, das hätte der Autor früher einführen müssen, ohne die Figur explizit zu beschreiben. Also dass sie zum Beispiel an ihre Herkunft denkt oder von jemand anderem wahrgenommen wird.

 

 

Warum? Wenn die Erlebniswelt von Schwarzen so viel anders ist, müsste man das beim Lesen ja merken. Und wenn sie es nicht ist, vielleicht liegt das dann daran, dass dieser Charakter uns nahe ist? Ich finde das ehrlich gesagt einen sehr interessanten Kniff, mich völlig unabhängig vom Aussehen auf Figuren einzulassen.

 

Ich selbst beschreibe auch relativ wenig, ich lasse Figuren lieber durch ihren Charakter wirken. 

 

 

Ein weißer schweizer Schriftsteller, der die Erlebniswelt eines schwarzen Menschen wiedergibt … Der Roman erschien 2008. Was hat sich die Welt seither doch geändert. 

Bearbeitet von Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Mit wie wenig Beschreibung man auskommt, zeigen für mich Romane wie 'Ich werde hier sein, im Sonnenschein und im Schatten', bei denen der Schweizer Ich-Erzähler erst gegen Mitte der Handlung erwähnt, dass er Schwarzafrikaner ist. Der Effekt ist interessant, gerade weil man hat das Fehlen der Äußeren Beschreibung in der ersten Hälfte des Buchs schlicht kaum gemerkt hat.

 

Also das würde mich als Leser ärgern. Man stellt sich ja nicht unbedingt vor, dass die Figur ein Schwarzer ist. Der Leser hat also eine ganz andere Vorstellung. Und dann, in der Mitte des Buchs, kommt der Autor dann mit dieser völlig anderen Realität an. Hätte er doch gleich sagen können. Und ein Schwarzer sieht die Welt sicher anders als ein Weißer, die Erfahrungen sind andere, besonders in einer weißen Umwelt. Davon zu lesen wäre für mich viel interessanter gewesen.

 

Mir ist das mal bei einem Krimi passiert. Dass die Hauptfigur schwarz ist, habe ich erst im letzten Drittel erfahren. Da dachte ich, das hätte der Autor früher einführen müssen, ohne die Figur explizit zu beschreiben. Also dass sie zum Beispiel an ihre Herkunft denkt oder von jemand anderem wahrgenommen wird.

 

 

Warum? Wenn die Erlebniswelt von Schwarzen so viel anders ist, müsste man das beim Lesen ja merken. Und wenn sie es nicht ist, vielleicht liegt das dann daran, dass dieser Charakter uns nahe ist? Ich finde das ehrlich gesagt einen sehr interessanten Kniff, mich völlig unabhängig vom Aussehen auf Figuren einzulassen.

 

Ich selbst beschreibe auch relativ wenig, ich lasse Figuren lieber durch ihren Charakter wirken. 

 

 

Ein weißer schweizer Schriftsteller, der die Erlebniswelt eines schwarzen Menschen wiedergibt … Der Roman erschien 2008. Was hat sich die Welt seither doch geändert. 

 

Hängt doch alles davon ab, wie es gemacht wird. Aber natürlich sollte man wie immer gut recherchieren.

 

Christa, meintest du vielleicht einen Krimi von Elizabeth George? Da gibt es den Polizisten Winston, von dem erst spät der Nachname N'Kata genannt und beschrieben wird, dass er Afro-Brite ist. Das fand ich auch nicht so gelungen.

Bearbeitet von UlrikeS
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Beschreibungen sind im Liebesroman genre-wichtig, aber ich versuche sie auch kurz zu halten. Den Love-Interest zu beschreiben ist einfach, den schaut sich die Protagonistin meistens ja sehr genau an und welche Details ihr dann gefallen und in was sie sich verliebt, kennzeichnet sie natürlich. Die Protagonistin selber zu beschreiben ist schwieriger, ich habe das z.Bsp. mal so gelöst, dass sie sich ein Foto ihrer Mutter anschaut, bewundert, wie schön diese ist, um dann abschließend zu denken, sie sehe ihr überhaupt nicht ähnlich.

Egal, wie kurz oder lang Beschreibungen sind, finde ich es generell wichtig, dass sie möglichst frühzeitig kommen, ideal beim ersten Auftauchen der Figur. Die Leser*in macht sich sonst vielleicht ein falsches Bild von der Person.

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Mit wie wenig Beschreibung man auskommt, zeigen für mich Romane wie 'Ich werde hier sein, im Sonnenschein und im Schatten', bei denen der Schweizer Ich-Erzähler erst gegen Mitte der Handlung erwähnt, dass er Schwarzafrikaner ist. Der Effekt ist interessant, gerade weil man hat das Fehlen der Äußeren Beschreibung in der ersten Hälfte des Buchs schlicht kaum gemerkt hat.

 

Also das würde mich als Leser ärgern. Man stellt sich ja nicht unbedingt vor, dass die Figur ein Schwarzer ist. Der Leser hat also eine ganz andere Vorstellung. Und dann, in der Mitte des Buchs, kommt der Autor dann mit dieser völlig anderen Realität an. Hätte er doch gleich sagen können. Und ein Schwarzer sieht die Welt sicher anders als ein Weißer, die Erfahrungen sind andere, besonders in einer weißen Umwelt. Davon zu lesen wäre für mich viel interessanter gewesen.

 

Ich kenne das Buch nicht, aber sollte es nicht so sein, dass man sich über die Hautfarbe selbst klar wird, gerade weil die Figur andere Erfahrungen macht als eine weiße Figur?

 

In "Anansi Boys" erwähnt Neil Gaiman mit keinem Wort (soweit ich mich erinnere), dass seine Hauptfigur schwarz ist, aber es wurde mir irgendwann während des Lesens durch Kleinigkeiten bewusst. Das fand ich genial. Denn weshalb sollte man explizit die Hautfarbe erwähnen, wenn sie für den Plot an sich keine wichtige Rolle spielt?

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Mit wie wenig Beschreibung man auskommt, zeigen für mich Romane wie 'Ich werde hier sein, im Sonnenschein und im Schatten', bei denen der Schweizer Ich-Erzähler erst gegen Mitte der Handlung erwähnt, dass er Schwarzafrikaner ist. Der Effekt ist interessant, gerade weil man hat das Fehlen der Äußeren Beschreibung in der ersten Hälfte des Buchs schlicht kaum gemerkt hat.

 

Also das würde mich als Leser ärgern. Man stellt sich ja nicht unbedingt vor, dass die Figur ein Schwarzer ist. Der Leser hat also eine ganz andere Vorstellung. Und dann, in der Mitte des Buchs, kommt der Autor dann mit dieser völlig anderen Realität an. Hätte er doch gleich sagen können. Und ein Schwarzer sieht die Welt sicher anders als ein Weißer, die Erfahrungen sind andere, besonders in einer weißen Umwelt. Davon zu lesen wäre für mich viel interessanter gewesen.

 

Mir ist das mal bei einem Krimi passiert. Dass die Hauptfigur schwarz ist, habe ich erst im letzten Drittel erfahren. Da dachte ich, das hätte der Autor früher einführen müssen, ohne die Figur explizit zu beschreiben. Also dass sie zum Beispiel an ihre Herkunft denkt oder von jemand anderem wahrgenommen wird.

 

 

Warum? Wenn die Erlebniswelt von Schwarzen so viel anders ist, müsste man das beim Lesen ja merken. Und wenn sie es nicht ist, vielleicht liegt das dann daran, dass dieser Charakter uns nahe ist? Ich finde das ehrlich gesagt einen sehr interessanten Kniff, mich völlig unabhängig vom Aussehen auf Figuren einzulassen.

 

Ich selbst beschreibe auch relativ wenig, ich lasse Figuren lieber durch ihren Charakter wirken. 

 

 

Ein weißer schweizer Schriftsteller, der die Erlebniswelt eines schwarzen Menschen wiedergibt … Der Roman erschien 2008. Was hat sich die Welt seither doch geändert. 

 

 

 

Ich habe das Lüften der überraschenden Identität der Hauptfigur bisher nur in zwei Science-Fiction Romanen gelesen, und zwar in dem angesprochenen 'Ich werde hier sein, im Sonnenschein und im Schatten' von Christian Kracht, sowie in 'Starship Troopers', in dem der Leser erst auf den letzten zwei Seiten erfährt, dass es sich bei der Hauptfigur um einen Filipino handelt. 

In Christian Kracht's Roman ist der Überraschungseffekt aber meiner Meinung nach gut gelungen, weil es mit einer Art Kritik an die Kolonisierung Afrikas eine der Kernbotschaften des Buchs transportiert, und das Buch zudem in einer absurd wirkenden Parallelwelt spielt. 

'Starship Troopers' spielt ja in einer Art Mischung aus Dystopie und Utopie, und vielleicht war die Erwähnung zum Schluss so eine Art Hinweis, dass es in der Welt der Zukunft die unterschiedlichen Ethnien der Menschen keine gesellschaftliche Relevanz mehr haben.

Ich finde ein solches Stilmittel in einigen Büchern sehr interessant, da es mit den Erwartungen der Leser spielt. Wenn man die genaue Beschreibung weglässt, sieht man häufig eine Version seiner selbst als Hauptfigur.

Bearbeitet von AlexanderW
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Ich musste erst mal in eine eigenen Romane reinlesen, um mir bewusst zu machen, wie ich Personen beschreibe. Die Persepktivfigur/en schlidere ich fast nur durch ihr Handeln, ihre Sprache (sowohl Inhalt als auch Wortwahl) und ab und zu durch ihre Gedanken. Bei Figuren, die in der jeweiligen Szene keine Perspektivfigur sind, greife ich mir zwei, drei äußere Details heraus, die einen Eindruck von der Person liefern. Die Haare kommen öfter vor (graue Schläfen oder rot gefärbt), wenn sie etwas über die Figur aussagen, aber oft sind es auch der Gesichtsaudruck oder ein Teil davon oder der Gang, die Haltung (aufrecht, Kinn oben) ein typpisches Kleidungsstück oder ein Teil davon (Rüschenbluse, tiefer Ausschnitt, Hosenträger –  bitte nicht zusammen an derselben Person vorstellen!). Wenige Details genügen, den Rest ergänzt man als Leser*in automatisch, finde ich. Aber auch die Äußerlichkeiten laufen immer mit der Handlung mit und der Eindruck von der Figur entsteht (hoffe ich) nebenbei beim Lesen durch das, was sie wie sagt und was sie auf welche Art tut.

 

Ich mag nämlich ausführliche Beschreibungen auch nicht. Ich will mir nicht ein komplettes Outfit plus Frisur und Farbton der Haarfarbe merken müssen und möchte mir außerdem gerne meine eigene Figur schaffen dürfen. Den Leser*innen das soweit wie nur möglich selbst zu überlassen, finde ich ganz wichtig. Je detailreicher die Vorgabe, umso weniger lebendig wird die Figur für mich.

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Ich glaube, es ist auch ein bisschen genreabhängig. Mir persönlich ist eine detailreiche Figurenbeschreibung als Leserin nicht wichtig, ich mache mir auch gern selbst ein Bild - aber in dem Genre, in dem ich schreibe (Romantasy) liegt die Lesererwartung anders: dort ist schon gewünscht, wie die Augenfarbe, Geruch, Haarfarbe etc. aussehen, vor allem beim männlichen Gegenpart. Die Leserinnen brauchen etwas zum Anschmachten :-)

Ab 01.01.2021 Lovelyscript-Lektorat Liebe im Mittelpunkt

Am 23.08.2023 erscheint mein Debüt - "The Sky above us"

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Vor ein paar Jahren habe ich den Roman einer Neuseeländerin gelesen, die den Man Booker Price gewonnen hatte. Am Anfang eines jeden Kapitels hat sie eine neue Figur vorgestellt und dies mit einer mindestens zweiseitigen Beschreibung, physisch, charakterlich und Einiges an Background. Das war so überbordend und das Gleiche für so viele Figuren mit der gleichen Intensität, dass man sich am Ende gar nichts merken konnte und alle Figuren in einem Gehirnbrei untergingen. Nach der Hälfte des ziemlich umfangreichen Buchs, hab ich's nicht mehr ausgehalten und den Roman weggelegt.

 

Das ist das eine Extrem. Aber gar keine Hinweise zu geben oder gar den Leser an der Nase herumzuführen, wie das Bespiel mit der schwarzen Hauptfigur, das ist das andere Extrem. Das gefällt mir auch nicht. Ich möchte schon, dass meine Leser in etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben. Ob jemand alt oder jung ist, besonders groß oder mager, einen nervösen Tick hat oder eine unangenehme Angewohnheit. Natürlich soll das geschickt gemacht werden, vielleicht mit Handlung verwoben oder durch die Augen eine anderen Figur gesehen.

 

Aber dazu braucht es keiner vielen Worte. Im Gegenteil: wenige beschreibende Sätze erreichen mehr als lange Ausführungen. Das gleiche gilt für Landschaften oder Ortsbeschreibungen. Drei, vier gut gewählte Sätze zaubern ein deutliches Bild vor Augen. Zwanzig Sätze erreichen das Gegenteil. Das hat mit den Beschränkungen unseres Gehirns zu tun. Drei wichtige Punkte kann man sich merken, bei mehr als fünf verschwimmt das Bild schon. Das gilt nicht nur für Romane.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Das mit der schwarzen Hauptfigur würde ich nicht gleich als 'an der Nase herumgeführt' wahrnehmen, aber dazu müsste man das Buch kennen, um mehr darüber sagen zu können. Es könnte ja - in einem speziellen Kontext - auch eine gekonnte Denkanregung gewesen sein. Erst mal finde ich sowas interessant.

 

Wenn das allerdings z.B. in einem Heftroman passiert, kämen bitterböse Leserbriefe. Insofern würde ich auch sagen, Art und Umfang der Beschreibung einer Person sind stark genreabhängig.

 

(genreabhängig - das scheint sich gerade zu meiner Standardantwort zu entwickeln, aber ich nehme es tatsächlich so wahr)

Bearbeitet von KerstinH
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