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Angelika Jo

Siri Hustvedt zu Corona, Trump und der Situation in den USA

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...

Und zur Unterwürfigkeit, dass dazu immer zwei gehören: Kerstin, das steht durchaus im Interview: Ja, und sie werden alle dazu gezwungen, unterwürfig zu sein und ihm zu schmeicheln. Es ist wie der französische Hof, es ist vollkommen verrückt. Die Leute, die jetzt noch in der Regierung übrig sind, sind das, was wir hier Yes-Men nennen, Ja-Sager.

Heißt: Die anderen sind weg, diejenigen, die sich dagegen entschieden haben ... sie redet von "übrig." Und verschlissen wurden ja einige. 

...

 

Ich möchte doch nochmal  auf diese Sache mit der Schmeichelei zurückkommen. 

Es stimmt wahrscheinlich, um Trump herum gibt es nur noch Yes-Men. Die anderen, die weg sind, wurden oder sind gegangen. Aber der Vergleich mit dem französischen Hof hinkt trotzdem, denn ich schätze, zu Ludwig XIV. Zeiten riskierte man sein Leben, wenn man dem König widersprach. Heute lediglich seine Position, was schlimm genug ist. Aber dass sie alle gezwungen werden ... 

Ich dachte wirklich für einen Moment, Frau Hustvedt macht sich mit diesem Wort lustig über Trumps Gefolge. Aber nein, sie glaubt anscheinend ernsthaft, dass man in so einem Fall keine (schmerzhafte) Entscheidungsfreiheit hätte. Als jemand, der sich mit Psychiatrie beschäftigt hat und das an andere Leute weitergibt!

 

Und ich möchte nochmal betonen, dass ich keine Trump-Befürworterin bin, im Gegenteil. Aber das legitimiert nicht automatisch die andere Seite zu solchen Entgleisungen wie in diesem Interview, das vom journalistischen Standpunkt her unter aller Kanone ist.

Bearbeitet von KerstinH
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Wenn ich mich amüsieren möchte, lese oder schaue ich die alten Sachen von Anke Engelke. Aber kurz danach kommt schon Trump. Eigentlich sollte er mir leid tun, denn er ist nicht ganz gesund. Aber das gelingt mir nicht.

 

Die Studien für die Verbindung von Regenwaldabholzung und Pandemien kenne ich nicht. Zunächst einmal gibt es immer wieder Pandemien, die außerhalb der normalen menschlichen Wahrnehmung ablaufen und nur Spezialisten interessieren (z.B. Ulmenpest). Dann sorgen die Menschen für verstärkte Kontakte, weil sie überall sind und herumfummeln. Sie senken durch ihre Art zu wirtschaften die Biosdiversität und das könnte eine Ausbreitung fördern. Aber ehrlich gesagt, ich glaube da nicht so recht dran. Klar ist für mich nur, dass die Abholzung von Wäldern die räumliche Verteilung und Ergiebigkeit von Niederschlägen beeinflusst. Die ersten Belege dafür fielen noch in meine aktive Zeit.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Wenn ich mich amüsieren möchte, lese oder schaue ich die alten Sachen von Anke Engelke. Aber kurz danach kommt schon Trump. Eigentlich sollte er mir leid tun, denn er ist nicht ganz gesund. Aber das gelingt mir nicht.

 

Wenn du und ich nicht ganz gesund im Oberstübchen sind, hat das Auswirkungen auf unsere unmittelbare Umgebung. Und vielleicht noch auf das Autorenforum 8-), wenn wir hier zu viel Schrott von uns geben.

Wenn jemand mit entsprechender Oberstübchenkondition in einer sehr, sehr mächtigen Position ist und Entscheidungen fällen kann, die global wirksam sind, dann ist das schon mal ne andere Nummer. Da ist Mitleid tatsächlich nicht unbedingt eine angemessene Reaktion. So jemanden muss man ganz genau beobachten, denn das kann richtig gefährlich werden.

Freuen über einen solchen Menschen tun sich neben seinen Anhängern ganz besonders die Medien. Die nehmen das mit dem ganz genau Beobachten besonders ernst könnte man meinen.

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Ich finde den Artikel gut. Unaufgeregt, klug, durchdacht, sachlich beschreibt er genau das, was in der Überschrift dieses Threads steht. Man sieht Entwicklungen, das klägliche Versagen der Regierung, das absurde Verhalten des Präsidenten - aber eben auch, dass die jetzige Situation nicht nur eine Folge der letzten vier Trump-Jahre ist. Für mich eine gelungene Analyse. Hier fühle ich mich wirklich informiert.

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Ja, ich empfinde den Artikel ebenfalls als sehr differenziert, denn er beschreibt die Situation in den USA nicht als das Versagen einer einzelnen Person, sondern als ein über einen langen Zeitraum gewachsenes Systemversagen und vergisst dabei auch nicht die großartigen Seiten seines Landes und vieler Menschen, die darin leben.

 

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Der Artikel ist ausgewogener als der andere. Ich erfahre von Hintegründen, die ich in der unabhängigen Berichterstattung

über die USA so noch nicht gelesen oder gehört habe. Der letzte Satz ist u. a. bei mir hängengebleiben:

Wenn wir alle wieder aus unseren Verstecken aufgetaucht sind und die Schutzmasken abgenommen haben, sollten wir nicht vergessen, wie es sich anfühlte, allein zu sein.

Aber ich vermisse Statements, die etwas mit uns, mit den Autoren zu tun haben. Eins habe ich gefunden, das ein paar Fragen aufwirft-und stelle das auch gleich mal ein.

Bearbeitet von Christa
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Naja.
 
Der Artikel wirkt im Vergleich zu dem Interview mit Hustvedt auf eine Weise gut, in der ein klappriges Fahrrad im Vergleich zu einem völlig kaputten Einrad gut wirkt. Und im Vergleich zu dem Interview differenziert zu wirken, ist nun wirklich nicht schwer. Für mich ist der Artikel vom üblichen Einheitsbrei, der alle Ereignisse unserer Zeit zu politischen Grabenkämpfen umzudeuten versucht, in keiner Weise zu unterscheiden:

Der Artikel zieht auf der ersten Seite einen Vergleich an, der unfreiwillig komisch wirkt und mehr über den Verfasser aussagt als über das Geschriebene: Er Vergleicht Donald Trump mit General Philippe Pétain, der sich nach der Französischen Niederlage gegen Hitler mit den Nazis verbündete und zum Präsidenten des faschistischen Vichy-Regimes wurde.
Wenn man Donald Trump also nicht direkt mit Adolf Hitler Vergleichen will, so vergleicht ihn der Autor vorsichtshalber mit dem Hitler-Kollaborateur Pétain. Der Vergleich wirkt so gezwungen und konstruiert, dass man sich sicher sein kann, dass der Autor genau diesem Gedankengang gefolgt ist.
Mit sehr, sehr viel Fantasie kann man auf diesen Vergleich blicken und dann zum Schluss kommen: Nein, ist immer noch an den Haaren herbeigezogen.
 
Es ist Ausdruck unserer Zeit, dass Medien wie 'The Atlantic', in dem der Originalartikel erschienen ist, ein Sprachrohr eines politischen Lagers ist, das die Grabenkämpfe verschärft, weil es eine Leserschaft bedient, die eine politische Interpretation nach ihrem Geschmack erwartet. 
 
Beispielhaft sind solche Sätze wie:
 

Wie ein ungezogener Junge, der brennende Streichhölzer auf eine ausgetrocknete Wiese wirft, begann Trump, das zu opfern, was vom staatsbürgerlichen Leben im Lande noch übrig war.

Einheitsbrei. Das ist weder differenziert noch klug. Es ist regelmäßige Nahrung für eine Leserschaft, die politische Interpretation anstatt Information sucht. Das sind Fast Food-Nachrichten, Pop-News, Infotainment. Im Atlantic nicht neues...

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Gut fand ich den Artikel auch nicht, habe ich auch nicht gesagt, nur ausführlicher. Ehrlich gesagt musste ich mich sogar zwingen, alle vier Seiten zu lesen. Bei den Punkten, die du anführst, Alexander, dachte ich, das ist eigentlich alles nur Polemik. Und an einer Stelle musste ich u.a. an unsere Spargelarbeiter und das medizinische Personal denken, als davon die Rede war, Angehörige systemrelevanter Berufe müssten auch dann weiterarbeiten, wenn sie krank sind. Da haben wir den Amerikanern von System her doch einiges voraus.

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Naja.
 
Der Artikel wirkt im Vergleich zu dem Interview mit Hustvedt auf eine Weise gut, in der ein klappriges Fahrrad im Vergleich zu einem völlig kaputten Einrad gut wirkt. Und im Vergleich zu dem Interview differenziert zu wirken, ist nun wirklich nicht schwer. Für mich ist der Artikel vom üblichen Einheitsbrei, der alle Ereignisse unserer Zeit zu politischen Grabenkämpfen umzudeuten versucht, in keiner Weise zu unterscheiden:

 

Der Artikel zieht auf der ersten Seite einen Vergleich an, der unfreiwillig komisch wirkt und mehr über den Verfasser aussagt als über das Geschriebene: Er Vergleicht Donald Trump mit General Philippe Pétain, der sich nach der Französischen Niederlage gegen Hitler mit den Nazis verbündete und zum Präsidenten des faschistischen Vichy-Regimes wurde.

Wenn man Donald Trump also nicht direkt mit Adolf Hitler Vergleichen will, so vergleicht ihn der Autor vorsichtshalber mit dem Hitler-Kollaborateur Pétain. Der Vergleich wirkt so gezwungen und konstruiert, dass man sich sicher sein kann, dass der Autor genau diesem Gedankengang gefolgt ist.

Mit sehr, sehr viel Fantasie kann man auf diesen Vergleich blicken und dann zum Schluss kommen: Nein, ist immer noch an den Haaren herbeigezogen.
 
Es ist Ausdruck unserer Zeit, dass Medien wie 'The Atlantic', in dem der Originalartikel erschienen ist, ein Sprachrohr eines politischen Lagers ist, das die Grabenkämpfe verschärft, weil es eine Leserschaft bedient, die eine politische Interpretation nach ihrem Geschmack erwartet. 
 
Beispielhaft sind solche Sätze wie:
 

Wie ein ungezogener Junge, der brennende Streichhölzer auf eine ausgetrocknete Wiese wirft, begann Trump, das zu opfern, was vom staatsbürgerlichen Leben im Lande noch übrig war.

 

Einheitsbrei. Das ist weder differenziert noch klug. Es ist regelmäßige Nahrung für eine Leserschaft, die politische Interpretation anstatt Information sucht. Das sind Fast Food-Nachrichten, Pop-News, Infotainment. Im Atlantic nicht neues...

 

 

Hm, interessant. Ich muss zugeben, dass ich das Petaín-Beispiel mehr oder weniger überlesen habe. Ich finde den Artikel aber trotzdem nicht schlecht. Er zeigt deutlich, dass der Niedergang dieses Landes eben nicht erst mit der Trump-Ära begann.

Und Infotainment? Dazu müsste man, wenn man journalistisches Handwerk einschätzt, die Textsorte betrachten. Über dem Artikel steht Essay, worunter Wikipedia "eine geistreiche Abhandlung" versteht, "in der wissenschaftliche, kulturelle oder gesellschaftliche Phänomene betrachtet werden. Im Mittelpunkt steht die persönliche Auseinandersetzung des Autors mit seinem jeweiligen Thema ..."

Gut, über geistreich kann man streiten (über meine Quelle Wikipedia ebenfalls). Aber der Autor setzt sich hier mit einem gesellschaftlichen Thema auseinander, und er darf dabei auch seine persönliche Meinung schreiben, anders als zum Beispiel in einem Bericht oder einer Dokumentation, wo man neutrale Information ohne persönliche Meinungsäußerung voraussetzen darf. Ich finde den Text okay.

Bearbeitet von KerstinH
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Es ist Ausdruck unserer Zeit, dass Medien wie 'The Atlantic', in dem der Originalartikel erschienen ist, ein Sprachrohr eines politischen Lagers ist, das die Grabenkämpfe verschärft, weil es eine Leserschaft bedient, die eine politische Interpretation nach ihrem Geschmack erwartet. 
 

Hier gebe ich dir recht. Ein großes Problem der amerikanischen Medienlandschaft ist das Bedienen von Lagermeinungen. Das verschärft die fatale Spaltung der Nation.

 

Danke an Kerstin für den Hinweis, dass der Artikel ein Essay ist.

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Der Artikel zieht auf der ersten Seite einen Vergleich an, der unfreiwillig komisch wirkt und mehr über den Verfasser aussagt als über das Geschriebene: Er Vergleicht Donald Trump mit General Philippe Pétain, der sich nach der Französischen Niederlage gegen Hitler mit den Nazis verbündete und zum Präsidenten des faschistischen Vichy-Regimes wurde.

Wenn man Donald Trump also nicht direkt mit Adolf Hitler Vergleichen will, so vergleicht ihn der Autor vorsichtshalber mit dem Hitler-Kollaborateur Pétain. Der Vergleich wirkt so gezwungen und konstruiert, dass man sich sicher sein kann, dass der Autor genau diesem Gedankengang gefolgt ist.

Mit sehr, sehr viel Fantasie kann man auf diesen Vergleich blicken und dann zum Schluss kommen: Nein, ist immer noch an den Haaren herbeigezogen.
 
 

 

Auch mir erscheint die Gleichsetzung von Trump und Pétain (besser gesagt der Situation des 1940 besetzten Frankreichs mit dem vom Virus verseuchten heutigen Amerika) als wenig passend. Allerdings kommt die Kriegsmetaphorik von Trump selbst, George Packer nimmt sie nur auf und führt sie weiter. Die Logik hinter deiner Gewissheit, hier solle Trump eigentlich mit Hitler gleichgesetzt werden, erschließt sich mir nicht. George Packer will mit dem historischen Vergleich aussagen, Trump verbünde sich gewissermaßen mit dem Virus, um für sich persönlich (= politisch) das Beste rauszuholen. Anders gesagt: Er ist ein skrupelloser Opportunist, so wie auch Pétain einer war. Aber wenn Trump eigentlich Hitler sein soll, wird der Vergleich sinnlos.

 

Mit deiner Interpretation, die eigentlich mehr eine Unterstellung gegenüber dem Autor ist, machst du genau das, was du dem Artikel und seinem Autor vorwirfst: statt inhaltlicher Auseinandersetzung einfach nur böse Absichten unterstellen, weil dir die politische Färbung, die der Artikel zweifellos hat, anscheinend nicht gefällt. 

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Auch mir erscheint die Gleichsetzung von Trump und Pétain (besser gesagt der Situation des 1940 besetzten Frankreichs mit dem vom Virus verseuchten heutigen Amerika) als wenig passend. Allerdings kommt die Kriegsmetaphorik von Trump selbst, George Packer nimmt sie nur auf und führt sie weiter. Die Logik hinter deiner Gewissheit, hier solle Trump eigentlich mit Hitler gleichgesetzt werden, erschließt sich mir nicht. George Packer will mit dem historischen Vergleich aussagen, Trump verbünde sich gewissermaßen mit dem Virus, um für sich persönlich (= politisch) das Beste rauszuholen. Anders gesagt: Er ist ein skrupelloser Opportunist, so wie auch Pétain einer war. Aber wenn Trump eigentlich Hitler sein soll, wird der Vergleich sinnlos.

 

Das habe ich nirgends gesagt. Sondern ausdrücklich: Wenn man Donald Trump also nicht direkt mit Adolf Hitler Vergleichen will, so vergleicht ihn der Autor vorsichtshalber mit dem Hitler-Kollaborateur Pétain.

 

Alles andere ist Interpretation.

 

Mit deiner Interpretation, die eigentlich mehr eine Unterstellung gegenüber dem Autor ist, machst du genau das, was du dem Artikel und seinem Autor vorwirfst: statt inhaltlicher Auseinandersetzung einfach nur böse Absichten unterstellen, weil dir die politische Färbung, die der Artikel zweifellos hat, anscheinend nicht gefällt. 

 

Politische Vergleiche sind ein ebenso beliebtes wie beliebiges Mittel, dessen sich Populisten jeglichen politischen Lagers bedienen. Wenn man sich solch populistischer Stilmittel bedient, und in diesem Fall zwar nicht mit Hitler, sondern mit einem Hitler-Kollaborateur einen Vergleich darstellt, dann begibt sich der Autor auf eine Ebene, die geradezu um Interpretationen buhlt. Ich habe das meiner Ansicht aber nicht getan. Zur politischen Färbung des Artikels: Er gefällt mir in der Tat nicht, weil er er ist nichts weiteres ist als eine beliebige Stimme im Chor des politischen Sektarismus unserer Zeit. 

 

 

Aber der Autor setzt sich hier mit einem gesellschaftlichen Thema auseinander, und er darf dabei auch seine persönliche Meinung schreiben, anders als zum Beispiel in einem Bericht oder einer Dokumentation, wo man neutrale Information ohne persönliche Meinungsäußerung voraussetzen darf. Ich finde den Text okay.

 

 

Ja das stimmt, fairerweise muss man sagen, dass dem Artikel der Begriff 'Essay' voran gesetzt wird und es sich um eine Meinung handelt. 

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Ich wollte eigentlich nach einigen seinerzeit erfolgten Kommentaren zu dem von mir verlinkten Interview nichts mehr sagen, tue das jetzt aber doch – quasi zum Abschluss eines von mir eingeleiteten Threads, ohne Anspruch auf eine weiterfolgende Diskussion und mit der gebotenen Kürze.

 

Meine Absicht war es, zu einem Thema, das derart weltumgreifend und fast alle Lebensbereiche berührend ist, Kollegen zu Wort kommen zu lassen, die über eine gewisse publizistische Reichweite verfügen, also von mehr als nur von Insidern gelesen werden. Es kommt ja nicht so oft vor, dass Schriftsteller über das Feuilleton hinaus eine Stimme haben. Eugen Ruge, Siri Hustvedt waren die ersten, die ich dazu gelesen und verlinkt hatte – dass ich die von diesen Kollegen geäußerten Standpunkte gut verstehen kann, daraus habe ich keinen Hehl gemacht hat. Mit Juli Zeh, die ich als nächste verlinkt hätte, wäre mir das  schwerer gefallen, aber nun habe ich das ja sowieso gelassen. 

 

Selbstverständlich wären Diskussionen dazu von mir aus immer möglich gewesen. Man hätte die Verlinkungen aber auch einfach als eine Art Chronik sehen können: 2020, Corona, die Welt verändert sich, was sagen diverse Schriftsteller dazu? 

 

Was ich auf keinen Fall schaffe, ist, mich in Diskussionen zu begeben, in denen man sich um den Nachweis bemühen muss, dass Donald Trump kein schlimmes Unrecht geschieht, wenn ihn die von seiner Politik Betroffenen entsprechend als Täter benennen und ihrem Hass und ihrer Verzweiflung Ausdruck geben. Tut mir Leid, aber da bin ich in meinen Möglichkeiten begrenzt.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Danke für diese Rückmeldung, Angelika. Ich habe die Diskussion um dieseThemen auch als schwierig empfunden (und möchte sie hiermit auch nicht auf der Ebene fortsetzen.) Es gab ja noch mehr Aussagen, die in der letzten Zeit für Diffusionen gesorgt haben, ich denke da nur an die Worte vom Tübinger OB Palmer. Auf deinen Beitrag hin habe ich mir das Interview mit Juli Zeh angesehen. Direkt aus der Süddeutschen kann man es nicht verlinken aber hier:

https://www.maz-online.de/Brandenburg/Juli-Zeh-zur-Corona-Krise-Im-Grund-schuechtert-man-die-Bevoelkerung-ein

 

"Im Grund schüchtert man die Bevölkerung ein." Und das würde ich unterstreichen, auch wenn das zum Besten des Volkes geschehen soll. Und das betrifft uns als Autoren genauso. Ich habe einige Beispiele von Denunziantentum erlebt und in den Medien gesehen.

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Ich habe das Interview mit Juli Zeh gelesen, als es erschien - könnte es mir interessant vorstellen, unvoreingenommen darüber zu diskutieren. Auf fb, wo ich mich nur noch sporadisch aufhalte, habe ich diffamierende Äußerungen gelesen, die mit intellektueller Diskussion gar nichts zu tun hatten, mit Unvoreingenommenheit auch nicht.

Und ich glaube auch nicht, dass uns hier eine solche Diskussion gelingt, weder über Hustvedt, die man etwas besser kennen müsste, um das Interview wirklich einordnen zu können, noch über Zeh oder Trump oder sonst wen. Wenigstens können hier Moderatoren einschreiten, wenn es zu weit geht.

Bearbeitet von ClaudiaB

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Danke für diese Rückmeldung, Angelika. Ich habe die Diskussion um dieseThemen auch als schwierig empfunden (und möchte sie hiermit auch nicht auf der Ebene fortsetzen.) Es gab ja noch mehr Aussagen, die in der letzten Zeit für Diffusionen gesorgt haben, ich denke da nur an die Worte vom Tübinger OB Palmer. Auf deinen Beitrag hin habe ich mir das Interview mit Juli Zeh angesehen. Direkt aus der Süddeutschen kann man es nicht verlinken aber hier:

https://www.maz-online.de/Brandenburg/Juli-Zeh-zur-Corona-Krise-Im-Grund-schuechtert-man-die-Bevoelkerung-ein

 

"Im Grund schüchtert man die Bevölkerung ein." Und das würde ich unterstreichen, auch wenn das zum Besten des Volkes geschehen soll. Und das betrifft uns als Autoren genauso. Ich habe einige Beispiele von Denunziantentum erlebt und in den Medien gesehen.

 

Ich habe den von dir verlinkten Artikel gelesen, und war angenehm überrascht und fand, dass Juli Zeh es gut auf den Punkt bringt. (Das original Interview konnte ich als nicht-SZ Abonnent nicht lesen, aber ich fand der Artikel hat ihren Ansatz gut erklärt)

 

Aber egal ob ich mit Juli Zeh's Ansatz einverstanden bin oder nicht, für mich persönlich sind die Erläuterungen nach der Art von Juli Zeh besser als der von Hustvedt, weil sie über Ideen anstatt über Leute diskutiert. 

 

Eine weitere Zusammenfassung über den Ansatz, der von Juli Zeh (sowie von anderen Prominenten) mitvertreten wird, findet sich hier: https://www.tagesspiegel.de/politik/gemeinsamer-appell-von-prominenten-rasch-raus-aus-dem-corona-lockdown/25773378.html

 

Zwei der genannten Punkte fand ich besonders gut:

 

- Die Verfasser wollen allerdings nicht die drei schützenswerten Ziele – Geld, Grundgesetz und Leben – gegeneinander aufwiegen, sondern argumentieren, dass sich diese vielmehr gegenseitig bedingen.

 

Das finde ich sehr richtig. Diesen Gedanken weitergeführt, finde ich, dass die Langzeitfolgen einer aus der Pandemie resultierende Wirtschaftskrise der Gesundheit vieler Menschen langsamer, aber genauso sicher schadet wie das Virus: Wer während der Weltfinanzkrise 2008 stark betroffen war, weil man gerade in den Arbeitsmarkt einstieg, weil man seine Firma verlor, weil man sein Haus verlor, geschieden wurde, zu Mindestlöhnen arbeiten musste oder Suchterkrankungen entwickelt hat, weiß, wovon die Rede ist. 

 

 - Eine Ungleichbehandlung verschiedener Gruppen sehen die Autoren als verfassungsrechtlich gedeckt, sogar geboten.

 

Dies wird in dem Artikel im Zusammenhang mit der Forderung genannt, das Öffentliche Leben zu öffnen und stattdessen die Gesundheitsvorsorgemaßnahmen auf die Risikogruppen zu konzentrieren. Ich finde dass dies ein guter Ansatz ist. Ungleichbehandlung verschiedener Gruppen mag sich zunächst bedenklich anhören, ist aber die Norm: Jedes Land mit Wehrpflicht behandelt verschiedene Gruppen zum Wohle des Landes ungleich, indem sie ihnen für einen bestimmten Zeitraum die Pflicht zum Wehrdienst aufbürdet.

Bearbeitet von AlexanderW
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Beide Links, sowohl den von Christa als auch den von Alexander eingestellten, finde ich hochinteressant und würde gern mehr darüber lesen. Leider liegt das Interview selbst, wie Alexander anmerkte, in der SZ hinter der Bezahlschranke. Wenn jemand noch einen anderen Link zu diesem Interview mit Juli Zeh hat, würde ich mich freuen, wenn er/sie ihn einstellte. 

Bearbeitet von KerstinH
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Den Link von Alexander fand ich auch interessant. Von diesem Papier hatte ich noch nichts gehört, aber ich weiß, um welche Kernfragen es dabei geht. Das gesamt Interview mit Juli Zeh ist ohne Bezahlschranke nicht auffindbar. Eine Gegenmeinung habe ich noch gefunden, die beweisen will, dass Juli Zeh falsch liege. Wenn man aber schaut, wer diesem Presseorgan nahe steht, nämlich die SPD,

wird man sich seinen Teil denken.

https://www.rnd.de/politik/juli-zeh-uber-corona-krise-warum-sie-vollig-falsch-liegt-GN4NUPV35FFQZABNOSUKP32464.html

 

Ganz kurz gesagt, geht es in Alexanders Artikel meiner Meinung nicht darum, nur die Alten und Kranken in Pflegeheimen zu isolieren, während sich der Rest der Bevölkerung fröhlich immunisieren darf, sondern darum, diese Einrichtungen besser auszustatten, um den Schutz zu garantieren.

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Ich muss sagen, mir ist völlig egal, wer da wem oder welcher Partei oder welcher politischen Gruppierung oder Gesinnung nahesteht. Ich bilde mir meine Meinung ohnehin aufgrund der jeweiligen Aussagen einer Person zu einem bestimmten Thema, nicht anhand ihrer Zugehörigkeit zu irgendwas.
Alles, was ich über Juli Zehs Interview lese, ob Zustimmung oder Ablehnung (wie im von Christa verlinkten Artikel) - und leider ohne selbst an das Original heranzukommen - führt mich zu der Annahme, dass ich selbst ihr in weiten Teilen zustimmen würde.

Bearbeitet von KerstinH
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Leider scheint es das komplette Interview mit Juli Zeh nur hinter Bezahlschranken zu geben, finde ich ehrlich gesagt nicht gut, da man nur auf Sekundärquellen angewiesen ist.

Ich bin den Link, den Alexander in seinem Beitrag hat, gefolgt und ich finde diesen Satz sehr mutig

 

 

Wenn wir auf jegliche Differenzierung verzichten, damit sich niemand diskriminiert fühlt, fallen die Einschränkungen für alle viel größer aus.

 

Da steckt viel Wahrheit dahinter und man sollte sich den Satz hinter den Spiegel klemmen, damit man ihn jeden Tag sieht. Meine Eltern sind beide schon tot, wären jetzt fast 90. Wie hätten sie in dieser Situation gehandelt? Hätten sie sich diskrimiert gefühlt? Ich weiß es nicht.

 

Christas Link ins RND ist interessant. Es ist die Meinung eines Journalisten - nicht mehr und nicht weniger.

 

 

Zunächst einmal fragt man sich ja, ob die Schriftstellerin mal Zeitung liest oder die “Tagesschau” guckt. Wenn sie es tut, dann kann ihr nicht entgangen sein, dass in Italien und Spanien seit Wochen fast täglich bis zu 1000 Menschen an dem Coronavirus sterben – viele völlig allein und ohne dass Angehörige von ihnen Abschied nehmen können.

 

Das ist ganz typischer Sensationsjournalismus. Die Informationen sollen Emotionen auslösen, um im Nachgang Angst zu erzeugen, aber keine Grundlage zur eigenen Meinungsbildung des Lesers bilden. Ein guter Autor darf das, er darf (und soll!) Emotionen auslösen; ein guter Journalist darf, auch in einem Kommentar, genau das nicht. Der Autor soll unterhalten, der Jouralist soll informieren; das ist ein gewaltiger Unterschied, auch wenn beide zur schreibenden Zunft gehören.

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Leider scheint es das komplette Interview mit Juli Zeh nur hinter Bezahlschranken zu geben, finde ich ehrlich gesagt nicht gut, da man nur auf Sekundärquellen angewiesen ist.

Ich bin den Link, den Alexander in seinem Beitrag hat, gefolgt und ich finde diesen Satz sehr mutig

 

 

Wenn wir auf jegliche Differenzierung verzichten, damit sich niemand diskriminiert fühlt, fallen die Einschränkungen für alle viel größer aus.

 

Da steckt viel Wahrheit dahinter und man sollte sich den Satz hinter den Spiegel klemmen, damit man ihn jeden Tag sieht. Meine Eltern sind beide schon tot, wären jetzt fast 90. Wie hätten sie in dieser Situation gehandelt? Hätten sie sich diskrimiert gefühlt? Ich weiß es nicht.

 

Christas Link ins RND ist interessant. Es ist die Meinung eines Journalisten - nicht mehr und nicht weniger.

 

 

Zunächst einmal fragt man sich ja, ob die Schriftstellerin mal Zeitung liest oder die “Tagesschau” guckt. Wenn sie es tut, dann kann ihr nicht entgangen sein, dass in Italien und Spanien seit Wochen fast täglich bis zu 1000 Menschen an dem Coronavirus sterben – viele völlig allein und ohne dass Angehörige von ihnen Abschied nehmen können.

 

Das ist ganz typischer Sensationsjournalismus. Die Informationen sollen Emotionen auslösen, um im Nachgang Angst zu erzeugen, aber keine Grundlage zur eigenen Meinungsbildung des Lesers bilden. Ein guter Autor darf das, er darf (und soll!) Emotionen auslösen; ein guter Journalist darf, auch in einem Kommentar, genau das nicht. Der Autor soll unterhalten, der Jouralist soll informieren; das ist ein gewaltiger Unterschied, auch wenn beide zur schreibenden Zunft gehören.

 

Ich muss sagen, dass ich die Bezahlschranken akzeptiere, denn das Zeitungswesen leidet ja wie auch andere ganz massiv unter der Krise (Einbruch der Anzeigen).

 

Der Satz "Wenn wir auf jegliche Differenzierung verzichten, damit sich niemand diskriminiert fühlt, fallen die Einschränkungen für alle viel größer aus" finde ich auch sehr richtig. Mein Vater sagte mit 84, er wolle noch zehn Jahre leben. Und ist dann auch noch jahrelang unterwegs gewesen. Kurz vor seinem Tod mit neunzig Jahren hat er in Begleitung eine 6-Km-Wanderung mit dem Rollator durch den Harz gemacht. Er hätte sich diese Freiheit nicht nehmen lassen. 

 

Zur Auseinandersetzung zwischen der renommierten Schriftstellerin Juli Zeh und dem Journalisten Markus Decker (Er hat übrigens auch zwei Bücher geschrieben https://www.pressesprecher.com/autor/markus-decker):

Ich bin mir nicht sicher, ob das ein informierender Artikel sein soll oder nicht eher ein Essay wie bei Siri Hustvedt. Ansonsten stimme ich dir zu, dass Journalisten bei der Berichterstattung nicht gefühlsheischerisch vorgehen sollten. Gute Autoren erzeugen Gefühle beim Leser durch die Inhalte und die Form, die Stilmittel. Allerdings habe ich schon in den einen und den anderen Fällen Beispiele für Sensationsheischerei gesehen, in Zeitungen, Romanen und besonders auch in Filmen.

Bearbeitet von Christa
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Christas Link ins RND ist interessant. Es ist die Meinung eines Journalisten - nicht mehr und nicht weniger.

 

 

Zunächst einmal fragt man sich ja, ob die Schriftstellerin mal Zeitung liest oder die “Tagesschau” guckt. Wenn sie es tut, dann kann ihr nicht entgangen sein, dass in Italien und Spanien seit Wochen fast täglich bis zu 1000 Menschen an dem Coronavirus sterben – viele völlig allein und ohne dass Angehörige von ihnen Abschied nehmen können.

 

Das ist ganz typischer Sensationsjournalismus. Die Informationen sollen Emotionen auslösen, um im Nachgang Angst zu erzeugen, aber keine Grundlage zur eigenen Meinungsbildung des Lesers bilden. Ein guter Autor darf das, er darf (und soll!) Emotionen auslösen; ein guter Journalist darf, auch in einem Kommentar, genau das nicht. Der Autor soll unterhalten, der Jouralist soll informieren; das ist ein gewaltiger Unterschied, auch wenn beide zur schreibenden Zunft gehören.

 

Ein guter Journalist schreibt, was ist, und genau das tut er, sogar sehr nüchtern, in dem Abschnitt, den du zitierst, Dietmar: In Spanien sterben täglich bis zu 1000 Menschen an dem Coronavirus, sie sind völlig allein, die Angehörigen können nicht Abschied nehmen. Hier wird nichts aufgebauscht, sondern nur gesagt, was ist. Sollen diese Tatsachen verschwiegen werden, damit deutsche Juristen in ihren abstrakten Gedanken nicht von eventuell aufkommenden Mitgefühlen gestört werden? Gehört es nicht zur Meinungsbildung, zu erfahren, wie die Lebenswirklichkeit aussieht? Nein, ein guter Journalist bringt die Wirklichkeit hinter den Abstraktionen und Maßnahmen zur Geltung. 

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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*gelöscht*

 

@Christa: Ja, die Bezahlschranke ist völlig okay, ich wollte nur sagen, dass ich mich deshalb nicht auf das echte Interview beziehen kann.

Bearbeitet von KerstinH
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*gelöscht*

 

@Christa: Ja, die Bezahlschranke ist völlig okay, ich wollte nur sagen, dass ich mich deshalb nicht auf das echte Interview beziehen kann.

 

Das echte Interview kann uns nur jemand verlinken, der die SZ abonniert hat. Aber wenigstens einen Medienblog habe ich gefunden, 

in dem fünf wesentliche Sätze von Juli Zeh zitiert werden. Weiter unten, mit einem Lob an die SZ für dieses Interview.

https://medienblog.hypotheses.org/9483

 

Zum Beispiel, Zitat:

Wir wissen aus Erfahrung, wie gefährlich Angstmechanismen sind. Deshalb würde ich von verantwortlicher Politik und auch von verantwortlichen Medien verlangen, dass sie niemals Angst zu ihrem Werkzeug machen.“

Bearbeitet von Christa
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