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Angelika Jo

Eugen Ruge zu Corona

Empfohlene Beiträge

Vor elf Jahren hat er mit seinem deutsch-deutschen Roman "In Zeiten des abnehmenden Lichts" den Deutschen Buchpreis gewonnen. Zu Corona gibt es von ihm nun diesen Artikel zu lesen, in dem er – in meinen Augen – weise und gerecht darüber schreibt, wie unser Wohlstand zusammenhängt mit so vielen Krisen auf der Welt. Zwar trifft uns diese eine jetzt mit voller Wucht, gemessen an so vielen anderen Krisen weltweit sollte sie aber vielleicht weniger Verstörung auslösen als ein ernsthaftes Umdenken.

 

Ich möchte diesen hellsichtigen Artikel wirklich sehr zur Lektüre empfehlen.

Bearbeitet von Angelika Jo

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Der Artikel ist herrlich geschrieben, Angelika, ich habe ihn gern gelesen!

 

Aber hat Eugen Ruge recht? Ich habe Zweifel daran, dass sein Bild schon genug Tiefe hat. Ist das Feindbild, das er zeichnet, nicht genauso simpel wie das, das er ablehnt? Er klagt darüber, dass wir schnell "böse" Staaten oder Populisten ausmachen, die an allem schuld sein sollen, und sagt einen Augenblick später, die Oberschicht sei der wahre Schuldige. Dabei ist bereits sein Argument, der Wohlstand, den wir aus allen Weltgebieten wegsaugen, käme nur bei der oberen Hälfte der deutschen Bevölkerung an, Unsinn.

Vor allem vernachlässigt er eine Dimension völlig: die Vergangenheit. Dass wir mit unserer Gier heute vieles zerstören, ist richtig, aber die heutige Situation auf der Welt lässt sich nicht bloß mit dem Verhalten von letzter Woche erklären. Sehr aufschlussreich war da mal für mich ein Buch von Daron Acemoglu und James A. Robinson: "Warum Nationen scheitern. Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut".

 

Aber lass dich durch mein Gemecker nicht täuschen, toll fand ich Rugens Artikel trotzdem. Danke für den Link!

Herzlich,

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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Ruges Analyse funktioniert auch ohne das Vorhandensein von Corona. Und warum ausgerechnet jetzt sich daran etwas ändern könnte, ist mir schleierhaft. Wenn alle Läden wieder öffnen dürfen, wenn die Menschen wieder shoppen, statt spazieren zu gehen, wenn wieder mehr Waren über den Tisch gehen und die Angestellten froh sind, dass ihr Job noch vorhanden ist, wird sich das Rad wie zuvor weiter drehen, und das ist doch auch wünschenswert. Gerade lese ich, dass die Äthiopischen Näherinnen, von denen im Artikel die Rede ist, um ihre Jobs bangen, weil die großen Modeketten ihre Aufträge stornieren. Sie werden weder Kurzarbeitergeld bekommen noch Arbeitslosenhilfe. Ihnen ist nicht geholfen, wenn wir jetzt eine Vollbremsung in unserem Konsumverhalten hinlegen. Ihnen ist geholfen, wenn Konsumenten und -Innen direkt bei H&M, bei C&A und Consorten nachfragen: woher kommt mein Shirt eigentlich, was verdienen eure Näherinnen, dürfen sie aufs Klo gehen, wenn sie müssen? Und wir müssen bereit sein, für unser Shirt mehr zu bezahlen als bisher.

Um das System zu verändern braucht es Zeit, Geduld und kritische Konsumenten, die handeln, statt, wie Ruge es fordert, nur nachzudenken.

 

Edit: Den Artikel fand ich insgesamt aber richtig klasse.

Bearbeitet von KarinKoch
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Mal eine ganz bescheidene Frage. Was halten die etablierten Autoren dieses Forums, die ihren Lebensunterhalt ausschließlich durch Schreiben verdienen, von der Idee des Nullwachstums auf dem Buchmarkt?

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Mal eine ganz bescheidene Frage. Was halten die etablierten Autoren dieses Forums, die ihren Lebensunterhalt ausschließlich durch Schreiben verdienen, von der Idee des Nullwachstums auf dem Buchmarkt?

 

Nun ja, ewiges Wachstum in einer begrenzten Welt zu erwarten (z. B. deutschsprachiger Buchmarkt), ist auch irgendwie - schräg. 

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Mal eine ganz bescheidene Frage. Was halten die etablierten Autoren dieses Forums, die ihren Lebensunterhalt ausschließlich durch Schreiben verdienen, von der Idee des Nullwachstums auf dem Buchmarkt?

 

Nun ja, ewiges Wachstum in einer begrenzten Welt zu erwarten (z. B. deutschsprachiger Buchmarkt), ist auch irgendwie - schräg. 

 

Das ist keine Antwort auf meine Frage. Nullwachstum heißt, der zu verteilende Kuchen im Verlag bleibt immer gleich groß. Jeder Newcomer muß einen etablierten Autor vom Kuchen verdrängen. Findest du diese Art von Verteilungskämpfen auf der Autorenseite als sozial?

Jeder Lösungsansatz für Nullwachstum, der mir bis jetzt über den Weg gelaufen ist, läuft entweder auf die religöse Schiene (Demut, Verzicht, Gleichheit) oder massive, staatliche Eingriffe ins Wirtschaftssystem hinaus. Beide halte ich für schräg, da bisher keiner dauerhaft funktioniert hat und man muss gescheiterte Experimente nicht zum n-ten Mal wiederholen, damit es jeder begreift.

Zudem gibt es einen Unterschied zwischen endlos und unendlich, nicht nur, was Wachstum betrifft.

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In Ruges Artikel ist nirgendwo von Nullwachstum die Rede. In diesem Thread hast du diesen Begriff eingebracht.

Und dein Beispiel mit dem Kuchen hinkt nicht nur, der fährt im Rollstuhl, weil es ja jedes Jahr mindestens zwei neue Kuchen gibt: einmal im Frühjahr und einmal im Herbst, jeweils zu den Messen. Und diese Kuchen sind seit vielen Jahren bei jedem Verlag in etwa gleich groß. Außer in diesem Herbst. Da sind sie in den allermeisten Verlagen kleiner. Angeknabbert von einem gemeinen Virus.

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Nullwachstum heißt, der zu verteilende Kuchen im Verlag bleibt immer gleich groß. Jeder Newcomer muß einen etablierten Autor vom Kuchen verdrängen. Findest du diese Art von Verteilungskämpfen auf der Autorenseite als sozial?

 

Der Kuchen wird von den Käufern verteilt, nicht von den Verlagen. Jedes erscheinende Buch muss, egal ob von einem Newcomer oder einem etablierten Autor, gegen die Unterhaltungskonkurrenz von Computerspielen und Netflix&Co.-Binge-Watching-Angeboten ankämpfen, und was ich so über den Newsletter des Börsenblatts mitkriege, ist das längst ein Nullwachstum, wenn nicht in Summe sogar schon ein Minuswachstum.

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Mal eine ganz bescheidene Frage. Was halten die etablierten Autoren dieses Forums, die ihren Lebensunterhalt ausschließlich durch Schreiben verdienen, von der Idee des Nullwachstums auf dem Buchmarkt?

 

Nun ja, ewiges Wachstum in einer begrenzten Welt zu erwarten (z. B. deutschsprachiger Buchmarkt), ist auch irgendwie - schräg. 

 

Das ist keine Antwort auf meine Frage. Nullwachstum heißt, der zu verteilende Kuchen im Verlag bleibt immer gleich groß. Jeder Newcomer muß einen etablierten Autor vom Kuchen verdrängen. Findest du diese Art von Verteilungskämpfen auf der Autorenseite als sozial?

Jeder Lösungsansatz für Nullwachstum, der mir bis jetzt über den Weg gelaufen ist, läuft entweder auf die religöse Schiene (Demut, Verzicht, Gleichheit) oder massive, staatliche Eingriffe ins Wirtschaftssystem hinaus. Beide halte ich für schräg, da bisher keiner dauerhaft funktioniert hat und man muss gescheiterte Experimente nicht zum n-ten Mal wiederholen, damit es jeder begreift.

Zudem gibt es einen Unterschied zwischen endlos und unendlich, nicht nur, was Wachstum betrifft.

 

 

Ich muss sagen, mir erschließt sich der Sinn deiner bescheidenen Frage nicht. Die etablierten Autoren dürften die wenigsten Schwierigkeiten haben, so sie tatsächlich etabliert sind. Die Newcomer müssen sich auf dem Markt erst beweisen, so wie jedes andere Start up auch. Das kann frustrierend sein und ein hartes Brot, davon können hier einige ein Lied singen. Wobei ich nicht leugnen will, dass die 'Etablierten' auch jedes neue Buch erst wieder etablieren müssen, allerdings zu besseren Bedingungen als ein Newcomer.

Nach deiner Logik - Ist diese Art von Verteilungskämpfen auf der Autorenseite sozial? - müsste man vor allem die, die einen festen - eventuell sogar krisensicheren - Job haben und trotzdem versuchen, den vom Schreiben lebenden Autoren ein Stück vom Kuchen oder Knäckebrot abzuknapsen, als a- oder unsozial bezeichnen. Was ich hiermit ausdrücklich nicht tue.

Warum Verzicht, Demut und Gleichheit erstens religiös und zweitens ein schräger Lösungsansatz sein sollen, erschließt sich mir auch nicht.

 

Was Ruges Artikel betrifft: Ich kann in das Loblied nicht einstimmen. Es steht sicher viel Wahres. aber auch schon hundertfach Gesagtes in dieser Selbstanklage ohne Konsequenzen, und die Schuldzuweisung im ersten Satz des Aufmachers, Corona betreffend, finde ich ziemlich flach.

Bearbeitet von KerstinH
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Mich haben die Gedanken von Eugen Ruge auch nicht unbedingt beeindruckt. Vielleicht liegt es daran, dass ich als Wissenschaftler einen ganz anderen Ausgangspunkt vertrete. Das beginnt schon beim ersten Satz. Der Schuldfrage.

Wenn ich frage, wer der Schuldige ist, dann bewege ich mich im Rahmen einer Moralphilosophie, und die Antwort hilft mir nur dabei den einen auf und den anderen abzuwerten. Wenn ich aber am Problem arbeiten möchte, dann ist es zweckmäßiger nach Ursache, Wirkung und ablaufenden Prozessen zu fragen.

Wenn etwas schief läuft, dann kann es daran liegen, dass ein Jemand oder eine Jemandsgruppe etwas falsch macht. Es kann aber auch sein, dass ein System, das sich eingestellt und eine Zeit lang bewährt hat, versagt. In dem einen Fall kann man jemanden zur Verantowrtung ziehen - möglicherweise -, im anderen nicht.

 

Klar ist nur, dass nichts ewig wachsen kann in einer begrenzten Welt. Es gibt nur zwei Möglichkeiten für das Wachstum. Entweder findet es sein Gleichgewicht, oder es wird instabli und zerstört sich selbst.

Das, was wächst, ist die menschliche Population. Alles andere, inklusive Witschaftsleistung ist eine Folgereaktion. Und was in der Wirtschaft wächst, ist das, was wir messen und nicht unbedingt das, was abläuft. Wenn ich mich mit dem Wirtschaftswachstum beschätige muss ich genau sagen, was das ist und wie ich es beschreiben möchte, denn die Weltwirtschaft oder ersatzweise einzelne Volkswirtschaften besteht aus vielen Untersystemen, die sich ständig verändern. Was immer übersehen wird, ist, wie viele Einzelwirtschaften zusammenbrechen, wie viele neue entstehen und wie kurzlebig Unternehmen sind. (Ich habe bei einem der letzten Umzüge ein altes Paar Stiefel entsorgt. Die stammten von Nokia.).

Ich habe in dem Artikel nicht so genau verstanden, worüber der Autor überhaupt spricht, aber das mag an meinem ehemaligen Beruf liegen.

 

Und zum Nullwachstum: Das ist mir erheblich lieber als eine Plusschrumpfung. Beide Begriffe wurden zu ungefähr dem gleichen Zeitunkt populär. ;)

 

Liebe Grüße

Wolf

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Auch wenn Ruges Artikel den Kern der Sache anzielt, ist es doch nur eine Zusammenfassung dessen, was ich in den letzten Wochen oft und oft gehört und gesehen habe. Besser gefallen haben mir einige Antworten hier. Dass es nicht nur die Oberschicht ist, die vom immer gierigeren Wachstum profitiert. Geiz ist geil war der Slogan nicht nur der Reichen, und eine breite Schicht hat bei Aldi seinen Käse und bei C&A seine Klamotten eingekauft. Was Karin schreibt, kann ich bestätigen. Ich bemerkte einmal, das sei aber günstig, als ich ein Kleidungsstück zwischen zwanzig und dreißig Euro kaufte. Da meinte die Verkäuferin, das sei allen anderen aber zu teuer. Kurz danach gab es auch hochwertigere und teurere Angebote. Aber ob die sich verkauft haben, weiß ich nicht.

 

Auch dies von Wolf ist eine klare Aussage, die mir gefällt:

"Klar ist nur, dass nichts ewig wachsen kann in einer begrenzten Welt. Es gibt nur zwei Möglichkeiten für das Wachstum. Entweder findet es sein Gleichgewicht, oder es wird instabli und zerstört sich selbst."

 

Die bescheidene Frage von Dietmar fand ich merkwürdig und hätte nicht gewusst, wie ich sie beantworten soll. Wenn ich jetzt ein Newcomer wäre, hätte ich keinem etablierten Autor vorgeworfen, es sei unsozial, nichts vom Kuchen abgeben zu wollen. Ich denke, mit einer überzeugenden Idee wird auch der Newcomer irgendwann seinen Platz im schon geschrumpften Kuchen finden.

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Ich tue mich mit diesem Kuchen-Vergleich schwer. Ist dieser Kuchen in seiner Größe denn nicht variabel? Bücher sind keine Autos. Man kann viele von ihnen haben und sich diese Vielzahl auch leisten - in der Regel. Spricht mich das Werk eines Newcomers an, hole ich es mir zusätzlich(!) zu dem Titel des etablierten Autors. Das ist dann eine Art Wachstum, die durch das Angebot in Gang gesetzt wird. Oder nicht? :-?

~~~ Carina alias C. R. Scott ~~~

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Ich tue mich mit diesem Kuchen-Vergleich schwer. Ist dieser Kuchen in seiner Größe denn nicht variabel? Bücher sind keine Autos. Man kann viele von ihnen haben und sich diese Vielzahl auch leisten - in der Regel. Spricht mich das Werk eines Newcomers an, hole ich es mir zusätzlich(!) zu dem Titel des etablierten Autors. Das ist dann eine Art Wachstum, die durch das Angebot in Gang gesetzt wird. Oder nicht? :-?

 

Ja, und das Wachstum wird auch durch die Nachfrage in Gang gesetzt. Allerdings müsste die Newcomer-Idee so überzeugend sein, dass dafür auch Sichtbarkeit ermöglicht wird. Im Grunde bleiben die Gesetze gleich, denke ich. Nur auf einem ganz anderen Level und unter erschwerten Bedingungen. Wenn die Buchhandlungen und andere Geschäfte wieder öffnen, wird das auf einem reduzierten Niveau geschehen. Die Abstandsregeln werden sicher noch Monate bestehen bleiben, bis ein Impfstoff zur Verfügung steht.

 

Gestern habe ich ein Interview mit dem Chef des Klett-Cotta-Verlags gelesen. Darin sagte er, dass Bücher von der physischen Lebendigkeit der Leser leben - beim Stöbern in den Buchhandlungen, bei Lesungen, auf den Buchmessen. Das alles kann nur mit Abstandsregeln stattfinden, und das schränkt das Wachstum ein. Ich kann nicht sagen oder auch nur erahnen, wie es weiter geht.

Mehr Online, mehr mit Abstand, alles kleiner eben. Vielleicht mehr Auswahl, mehr Qualität statt Quantität wie in allen anderen Bereichen auch.

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Nullwachstum heißt, der zu verteilende Kuchen im Verlag bleibt immer gleich groß. Jeder Newcomer muß einen etablierten Autor vom Kuchen verdrängen. Findest du diese Art von Verteilungskämpfen auf der Autorenseite als sozial?

 

Der Kuchen wird von den Käufern verteilt, nicht von den Verlagen. Jedes erscheinende Buch muss, egal ob von einem Newcomer oder einem etablierten Autor, gegen die Unterhaltungskonkurrenz von Computerspielen und Netflix&Co.-Binge-Watching-Angeboten ankämpfen, und was ich so über den Newsletter des Börsenblatts mitkriege, ist das längst ein Nullwachstum, wenn nicht in Summe sogar schon ein Minuswachstum.

 

 

Der Konsument verteilt den Kuchen, das stimmt. Bleibt die Menge seines Geldes gleich, und das tut sie bein Nullwachstum, denn wo soll sonst mehr Geld herkommen, kann der Konsument nur umverteilen und nicht mehr verteilen. Will er mehr Bücher, muss er bei Bekleidung sparen oder im Supermarkt. Wem ist damit geholfen?

 

@KarinKoch: Im verlinkten Artikel geht es um Nullwachstum, denn

 

...sondern ein strukturelles Verhängnis, das dem Kapitalismus gewissermaßen eingenäht ist. Er ist dazu verdammt ist, Wachstum zu generieren, wenn er nicht in den Krisenmodus verfallen will.

 

 und  am Ende des Artikels

 

Diese Krise – oder vielleicht die nächste – könnte ein Grund sein, generell über Sinn und Unsinn oder zumindest über Art und Weise der Globalisierung nachzudenken, über Mobilität und Umwelt, über die soziale Spaltung in Europa und anderswo, über Lieferketten, über Konsum und Wohlstand, und letztlich auch darüber, wie man eine Welt, einen Markt, ein Leben ohne Wachstumszwang gestalten könnte.

 

Der, im letzten Zitat, verlinkte Artikel bringt auch keine Neuigkeiten. außer, so richtig weiß keiner, wie es funktionieren soll, außer, wir müssten die Idee mal ausprobieren.

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Warum Verzicht, Demut und Gleichheit erstens religiös und zweitens ein schräger Lösungsansatz sein sollen, erschließt sich mir auch nicht.

Die Frage hat Wolf eigentlich schon beantwortet, weil Verzicht, Demut und Gleichheit über Moral und Wer hat Schuld? definiert wird.

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Dietmar, wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, dann geht es darum:

 

"(...) Und der Begriff Wachstum meint dabei nicht etwa, dass wir immer mehr produzieren, sondern, dass wir immer schneller mehr produzieren. Wirtschaftswachstum meint immer exponentielles Wachstum (...)"

 

Ruge kritisiert ja nicht Wachstum an sich. Sondern den sich stets in Ausmaß und Geschwindigkeit steigernden Wachstum.

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Verzicht, Demut und Gleichheit lässt sich auf vielerlei Art definieren. Die religiöse ist hier nur eine der möglichen.

Wie du darauf kommst, dass Verzicht die Schuldfrage aufwirft, (oder Demut und Gleichheit) musst du mir erst einmal erklären.

Verzicht kann auch Befreiung sein.

Demut kann genauso von einer allgemeinen inneren Haltung zeugen wie von einer christlich-religiösen.

Gleichheit hat nichts mit Gleichmacherei zu tun, sondern mit Chancengleichheit. Wenn man hier unbedingt nach Schuldigen suchen möchte, kann man das natürlich tun: wer verhindert Chancengleichheit? Wer profitiert von Ungleichheit? Um aber zu dem Ziel zu gelangen, dass die Chancen gesund, gebildet und frei leben zu können für alle in etwa gleich vorhanden sind, braucht es mehr als das. Unter anderem braucht es Verzicht. Zum Beispiel auf das vielzitierte billige T-Shirt.

Wissen wir alle. Kann man trotzdem nicht oft genug wiederholen.

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Ich tue mich mit diesem Kuchen-Vergleich schwer. Ist dieser Kuchen in seiner Größe denn nicht variabel? Bücher sind keine Autos. Man kann viele von ihnen haben und sich diese Vielzahl auch leisten - in der Regel. Spricht mich das Werk eines Newcomers an, hole ich es mir zusätzlich(!) zu dem Titel des etablierten Autors. Das ist dann eine Art Wachstum, die durch das Angebot in Gang gesetzt wird. Oder nicht? :-?

Der Kuchen ist die Geldmenge, die die Konsumenten bereit sind, für Bücher auszugeben. Daher kann der Kuchen theoretisch in begrenztem Rahmen wachsen, wenn die Leute mehr Bücher kaufen. In der Praxis ist das aber schwierig, wenn wir immer mehr von unserem Budget für Miete etc. ausgeben müssen und Bücher auch mit anderen Medien und Freizeitaktivitäten konkurrieren. Auch Du kaufst ja sicher nicht unbegrenzt viele Bücher, wenn sie nur interessant genug klingen, sondern ab einem bestimmten Punkt wägst Du ab, ob Du Dir das auch leisten kannst.

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Nullwachstum heißt, der zu verteilende Kuchen im Verlag bleibt immer gleich groß. Jeder Newcomer muß einen etablierten Autor vom Kuchen verdrängen. Findest du diese Art von Verteilungskämpfen auf der Autorenseite als sozial?

 

Der Kuchen wird von den Käufern verteilt, nicht von den Verlagen.

 

Die Größe des Kuchens wird von den Käufern - mehr oder weniger - allein bestimmt. Wie der Kuchen dann unter den Autoren aufgeteilt wird, bestimmen nicht nur die Käufer, sondern auch die Verlage und Buchhandlungen kräftig mit. Denn nur, wer am Markt sichtbar ist, kann auch gekauft werden, und über die Sichtbarkeit bestimmen Verlage mit Schwerpunkttitel-Entscheidungen, Werbebudgets, etc. und Buchhändler (vor allem die großen Ketten), in dem sie manche Bücher aufstapeln und andere gar nicht erst bestellen.

 

Nur so als Erläuterung zum besseren Verständnis ;-)

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Ich tue mich mit diesem Kuchen-Vergleich schwer. Ist dieser Kuchen in seiner Größe denn nicht variabel?

Naja, wenn der Kuchen in seiner Groesse waechst, hast Du Wachstum :)

 

 

Zwischen den 60er Jahren und 2010 hatte sich das Bücherangebot der Verlage in Deutschland fast versechsfacht, während der Kuchen, also die Zahl der Gesamtbevölkerung und damit der Käufer und Käuferinnen gerade mal um 13 % gewachsen war. Seit ein paar Jahren ist die Verlagsbuch-Produktion ja nun wieder rückläufig. Im Vergleich zu den 60ern produzieren Verlage nur noch etwas mehr als viermal so viele Neuerscheinungen bei sinkender Käuferzahl und damit kleiner werdendem Kuchen.

 

Edit: Die Weltbevölkerung hat in den letzten 40 Jahren um etwa 80 % zugelegt.

Bearbeitet von Ramona

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Edit: Die Weltbevölkerung hat in den letzten 40 Jahren um etwa 80 % zugelegt.

 

 

Ja, aber nicht die deutschsprachige Bevölkerung der Welt. Die schrumpft. 

 

Übrigens glaube ich, dass es weniger das zur Verfügung stehende Geld ist, das den Medienkonsum bestimmt, sondern die zur Verfügung stehende Zeit. Ginge es ums Geld, würden Hörbücher keinen Markt finden, die das Dreifache des gedruckten Buches kosten, sondern man würde sagen, "da les ich lieber selber". Doch Hörbücher kann man im Auto und beim Bügeln hören, Zeit also doppelt nutzen, das ist der Vorteil.

 

"Das Verlagsangebot hat sich versechsfacht" heißt, es gibt 6x so viele Titel, aber das muss an der Gesamtzahl verkaufter Bücher nichts ändern. Ob man von 1 Buch eine Million Exemplare verkauft oder von 1 Million Büchern je eines, das ist der Buchbranche egal. Den Autoren freilich nicht.

 

Ich erinnere mich, wie ich um die Jahrtausendwende in einem Vortrag auf der einzigen Criminale, auf der ich je war, staunend vernommen habe, früher seien Verkaufszahlen von 50.000 Stück für einen Taschenbuchkrimi normal gewesen, während man "heute" (also: damals) schon über 5.000 froh sein müsse.

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Dietmar, wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, dann geht es darum:

 

"(...) Und der Begriff Wachstum meint dabei nicht etwa, dass wir immer mehr produzieren, sondern, dass wir immer schneller mehr produzieren. Wirtschaftswachstum meint immer exponentielles Wachstum (...)"

 

Ruge kritisiert ja nicht Wachstum an sich. Sondern den sich stets in Ausmaß und Geschwindigkeit steigernden Wachstum.

Die Ursache liegt darin, dass wir Wachstum prozentual betrachten und damit ist der mathematische Hintergrund die Zins- und Zinseszinsberechnung. Macht eine Firma im 1.Jahr 1 Mio Euro Umsatz, muss sie bei einem Umsatzwachstum von 10% im 2.Jahr 1,1 Mio Euro Umsatz machen und im dritten nicht etwa 1,2 Mio sondern 1,21 Mio Euro. Wie man diesem Dilemma entfliehen kann, scheint sich beim Autor auf die üblichen Verdächtigen zu reduzieren.

 

Diese Krise – oder vielleicht die nächste – könnte ein Grund sein, generell über Sinn und Unsinn oder zumindest über Art und Weise der Globalisierung nachzudenken, über Mobilität und Umwelt, über die soziale Spaltung in Europa und anderswo, über Lieferketten, über Konsum und Wohlstand, und letztlich auch darüber, wie man eine Welt, einen Markt, ein Leben ohne Wachstumszwang gestalten könnte. Ja, vielleicht erzeugen wir in fünfzig Jahren ausschließlich grünen Strom und produzieren Solarzellen umweltfreundlich aus Kuhmist. Aber selbst dann sollten wir uns fragen, ob das gute Leben – und darum geht es schließlich! – irgendetwas mit exponentiellen Steigerungen zu tun hat. Exponentielle Steigerungen, so scheint mir, sind eher die Ursache und der Ausdruck von Krisen.

 

und die Exponentialität als Krisenursache zu identifizieren, zeugt nicht gerade von großem mathematischen Verständnis. Da müsste die Natur längst untergegangen sein, denn die wendet gerne Exponentialität an. Das Ergebnis nennt man dann Fraktale.

 

Ein Lösungsansatz wäre und den findet man beim Autor überhaupt nicht, das Wirtschaftswachstum über einen absoluten Zuwachs zu definieren. Im obengenannten Beispiel hieße das, jedes Jahr um 100 000 Euro. Prozentual wäre das Wachstum jedes Jahr weniger und irgendwann 0 (dazu müsste man die Exponentialfunktion nach t umstellen, um diesen Zeitpunkt zu finden).

Bearbeitet von Dietmar
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Edit: Die Weltbevölkerung hat in den letzten 40 Jahren um etwa 80 % zugelegt.

 

 

Ja, aber nicht die deutschsprachige Bevölkerung der Welt. Die schrumpft. 

 

Übrigens glaube ich, dass es weniger das zur Verfügung stehende Geld ist, das den Medienkonsum bestimmt, sondern die zur Verfügung stehende Zeit. Ginge es ums Geld, würden Hörbücher keinen Markt finden, die das Dreifache des gedruckten Buches kosten, sondern man würde sagen, "da les ich lieber selber". Doch Hörbücher kann man im Auto und beim Bügeln hören, Zeit also doppelt nutzen, das ist der Vorteil.

 

"Das Verlagsangebot hat sich versechsfacht" heißt, es gibt 6x so viele Titel, aber das muss an der Gesamtzahl verkaufter Bücher nichts ändern. Ob man von 1 Buch eine Million Exemplare verkauft oder von 1 Million Büchern je eines, das ist der Buchbranche egal. Den Autoren freilich nicht.

 

Ich erinnere mich, wie ich um die Jahrtausendwende in einem Vortrag auf der einzigen Criminale, auf der ich je war, staunend vernommen habe, früher seien Verkaufszahlen von 50.000 Stück für einen Taschenbuchkrimi normal gewesen, während man "heute" (also: damals) schon über 5.000 froh sein müsse.

 

Die Kuchen-Story samt Buchmarkt- und Bevölkerungswachstum bezog sich auf Deutschland. Die Prozentuale Verteilung zwischen Titelangebot und Käufern entwickelte sich für die Anbieter ungünstiger. Mehr Autoren, mehr Verlage, mehr Neuerscheinungen … bei relativ konstant gebliebener, potentieller Käuferzahl (die inzwischen allerdings zurückgeht; auch aufgrund der zahlreichen Nebenmärkte wie Momox & Co.).

 

Und ja, es werden deshalb noch lange nicht mehr Bücher verkauft bzw. mehr Umsatz gemacht (denn die Käufer haben ja nicht mehr Geld), was nun dazu führt, dass die großen Verlagshäuser ihre Verlagsprogramme verschlanken. 

 

Der Hörbuchanteil soll (Stand 2017) bei etwa 2,5 Prozent liegen.

 

 

Bearbeitet von Ramona

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