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FlorianV

Wird die Unterhaltungs-Literatur immer besser?

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Ich mag mich täuschen, aber je häufiger ich darüber nachdenke, um so mehr kommt es mir vor, als wäre vor allem die Unterhaltungs-Literatur in den letzten Jahrzehnten immer besser geworden.

Wenn ich zum Beispiel in der Fantasy Romane von Michael Moorcock oder Tanith Lee mit zeitgenössischen Romanen von George R.R. Martin oder Mark Lawrence vergleiche, dann sind die neueren Bücher so viel stärker, authentischer, mehr mit Leben gefüllt.

Die Figuren wirken echter, haben mehr Tiefgang, die Welten sind detailreicher und aus einem Guss.

 

Ähnlich im Bereich des Krimis: stelle ich Romane von zB Ross Macdonald den Büchern von zB Stieg Larsson oder Simon Beckett gegenüber, stelle ich fest, dass das wie Tag und Nacht ist, was die Glaubhaftigkeit der Figuren und vor allem ihrer Psychologie anbelangt. (Und die Krimis von Ross Macdonald habe ich als Teenager wirklich geliebt; heute kann ich sie kaum noch lesen, ohne dass ich ein Zitronengesicht machen muss).

 

Seht ihr das auch so? Und vor allem: woran liegt das? Ist das Publikum klüger geworden und lässt sich nicht mehr mit psychologisch oberflächlichen Protagonisten abspeisen?

 

Ich bin jedenfalls sehr froh, dass es heutzutage auch in der U-Literatur anspruchsvolle Bücher gibt.

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Ich mag mich täuschen, aber je häufiger ich darüber nachdenke, um so mehr kommt es mir vor, als wäre vor allem die Unterhaltungs-Literatur in den letzten Jahrzehnten immer besser geworden.

Wenn ich zum Beispiel in der Fantasy Romane von Michael Moorcock oder Tanith Lee mit zeitgenössischen Romanen von George R.R. Martin oder Mark Lawrence vergleiche, dann sind die neueren Bücher so viel stärker, authentischer, mehr mit Leben gefüllt.

Die Figuren wirken echter, haben mehr Tiefgang, die Welten sind detailreicher und aus einem Guss.

 

Ähnlich im Bereich des Krimis: stelle ich Romane von zB Ross Macdonald den Büchern von zB Stieg Larsson oder Simon Beckett gegenüber, stelle ich fest, dass das wie Tag und Nacht ist, was die Glaubhaftigkeit der Figuren und vor allem ihrer Psychologie anbelangt. (Und die Krimis von Ross Macdonald habe ich als Teenager wirklich geliebt; heute kann ich sie kaum noch lesen, ohne dass ich ein Zitronengesicht machen muss).

 

Seht ihr das auch so? Und vor allem: woran liegt das? Ist das Publikum klüger geworden und lässt sich nicht mehr mit psychologisch oberflächlichen Protagonisten abspeisen?

 

Ich bin jedenfalls sehr froh, dass es heutzutage auch in der U-Literatur anspruchsvolle Bücher gibt.

 

Sehe ich genauso. Auch im Serien-TV (Drehbuch etc.) hat die Entwicklung im letzten Jahrzehnt noch einmal enorm zugelegt. Zumindest was die Spitzenproduktionen anbelangt.

 

Woran es liegt? Tja, eine Generation baut wohl auf den Errungenschaften der vorangegangenen Generation auf. Und so entwickelt sich das Ganze weiter. (Auch in der Wissenschaft etc.) 

 

Und doch gibt es einige wenige zeitlose Werke (auch in der Musik).

 

 

 

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Ich glaube nicht, dass die Literatur "besser" wird. Ich denke eher, dass sie genau wie alles andere, was Menschen betrifft, einer Mode unterworfen ist. Wenn ein Roman heute nicht vermeintlich gut recherchiert ist (also nach Lesermeinung), dann ist er Müll und wird auch so behandelt. 

 

Ich lese immer noch gerne einen Poirot, eine Marple, einfach, weil diese Romane mich nicht mit Fakten erschlagen, die ich nicht wissen will ... Einen Beckett hingegen, weil ich genau das will. Finde das aber wesentlich anstrengender und im Übrigen - also ganz für mich - im Endeffekt recht langweilig, weil ich als Leser nicht gefordert werde.

 

Vielleicht ist in zehn, fünfzehn Jahren wieder etwas anderes up to date und dann dürfen wir beim Lesen vielleicht wieder unsere Hirnzellen anstrengend, anstatt alles vorgekaut zu bekommen. Ich sehe den Erfolg dieser "neuen" Literatur auch darin, dass sich viele einfach nur noch berieseln lassen wollen, anstatt selbst zu denken. So ein "Ups-Erlebnis", bei dem man sich eingestehen muss, dass man mit der Entwicklung gar nicht gerechnet hat, ist mit diesem bis-ins-Kleinste-vorgeschriebene gar nicht möglich und deshalb vermute ich mal, dass diese Art der Erzählungen sicher nicht die Jahrzehnte überdauern werden. 

 

So ein - ich bleib mal bei Poirot und Marple - regt die Fantasie an, ein Beckett befriedigt die Gier nach Sensationen (und wenn ich nur an die Rettungsgasse denke, die selten freiwillig gebildet wird, weil man ja was verpassen könnte, kann ich verstehen, warum diese Romane so gut laufen). 

 

 

Vielleicht bin ich einfach nur fürchterlich nostalgisch ... aber ich hab die Hoffnung, dass wir als Autoren wieder mit mündigen Lesern zu tun haben werden. 

Bearbeitet von Frau Klein
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Ich denke auch eher, dass die Entwicklung (in der Unterhaltung generell) in beide Richtungen gleichzeitig geht: Das Flache wird flacher, das Interessante interessanter. Bei den Serien, Ramona, gebe ich dir recht, da merkt man oft einen echten Qualitätssprung nach vorn. Bei vielen MeToos auf dem Buchmarkt geht es aber auch oft in die andere Richtung. Was einem da auf den Bücherstapeln in den Geschäften teilweise entgegengähnt ... Das gleiche bei Comedy und Kabarett im Fernsehen: Da gibt es tausend verschiedene Formate, aber ich würde mich freuen, wenn mal wieder jemand wie Volker Pispers am Horizont auftauchte. 

Ich bin ja eine große Anhängerin der Theorie vom Ausgleich, der sich immer und überall vollzieht, ob man es nun wahrhaben will oder nicht. Deshalb glaube ich, dass im Moment das Pendel in beide Richtungen heftiger schwingt. Ich habe aber auch den Verdacht, dass die Verlage stärker auf die eine Richtung setzen, denn der ökonomische Druck wächst mit jedem Quartal. Gleichzeitig kriege ich als Leser/in fast alles billiger; wenn ich ein bisschen abwarte, arbeiten Momox und Ebay mir entgegen ... Es hat also, wie meistens, alles zwei Seiten. 

Bearbeitet von KerstinH
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Ich denke auch eher, dass die Entwicklung (in der Unterhaltung generell) in beide Richtungen gleichzeitig geht: Das Flache wird flacher, das Interessante interessanter. Bei den Serien, Ramona, gebe ich dir recht, da merkt man oft einen echten Qualitätssprung nach vorn. Bei vielen MeToos auf dem Buchmarkt geht es aber auch oft in die andere Richtung. Was einem da auf den Bücherstapeln in den Geschäften teilweise entgegengähnt ... Das gleiche bei Comedy und Kabarett im Fernsehen: Da gibt es tausend verschiedene Formate, aber ich würde mich freuen, wenn mal wieder jemand wie Volker Pispers am Horizont auftauchte. 

Ich bin ja eine große Anhängerin der Theorie vom Ausgleich, der sich immer und überall vollzieht, ob man es nun wahrhaben will oder nicht. Deshalb glaube ich, dass im Moment das Pendel in beide Richtungen heftiger schwingt. Ich habe aber auch den Verdacht, dass die Verlage stärker auf die eine Richtung setzen, denn der ökonomische Druck wächst mit jedem Quartal. Gleichzeitig kriege ich als Leser/in fast alles billiger; wenn ich ein bisschen abwarte, arbeiten Momox und Ebay mir entgegen ... Es hat also, wie meistens, alles zwei Seiten. 

 

Das kann ich aus buchhändlerischer Sicht nur bestätigen. Es gibt immer bessere Unterhaltungsliteratur (vielschichtiger, ideenreicher etc.), gleichzeitig kommen aber auch Titel in den Handel, die ein renommierter Publikumsverlag noch vor einem Jahrzehnt niemals in sein Programm aufgenommen hätte.

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Natürlich wird die Unterhaltungsliteratur immer besser. Schließlich arbeiten hier im Forum doch alle genau daran.

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Dass auch ich den Eindruck habe, die Unterhaltungsliteratur sei besser geworden, liegt vielleicht nicht nur an den Themen, der Recherche und der besseren psychologischen Figurenzeichnung. Sondern ich finde, es gibt mehr und bessere Unterhaltungsautoren.

Nehmen wir mal den Krimi, der mich schon seit Jugendzeit begleitet. Wie Frau Klein habe ich auch Agatha Christie, Simenon, später Sjöwal&Wallöö, Henning Mankell und andere gelesen. Die Bienzle-Bücher von Felix Huby hatte ich verschlungen wie die Filme. Aber kürzlich bot mir jemand eine ganze Latte aus dem Tauschschrank von den Bienzle-Büchern an. Folge: Zitronengesicht, von dem Florian sprach. :-/ 

 

Das hat alles seine Zeit gehabt, ist gut gewesen und hat mich bestens unterhalten. Aber im Lauf der Jahre bin ich immer wieder auf neue, interessante Krimiautoren gestoßen, die mich in den Bann gezogen haben. Mein Bücherregal zeugt davon. Tana French, Mechthild Borrmann, Anja Januleit, Volker Kutscher, Brigitte Glaser, um nur ein paar zu nennen. Zwei Bücher von Simon Becket habe ich auch gelesen, fand sie brillant, aber einmal ist mir schlecht geworden. (Frau Kleins Autobahnphänomen). Von George R.R.Martin habe ich nur eins gelesen, das mich aber durch seine Bildgewalt gefangen genommen hat. Aber ich war auch froh über Neuerscheinungen wie die von Dörte Hansen oder Juli Zeh.

 

Fazit: Es gab auch früher gute Unterhaltungsliteratur, aber ich habe mich gewandelt und andere wahrscheinlich auch. Agatha Christie kann ich heute nicht mehr lesen, auch wenn das einige von euch schade finden werden. Ich mag auch keine Ratekrimis mehr, die sich fast nur in Dialogen abspielen.

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Ich kann das nicht bestätigen und sehe das Ganze etwas differenzierter. So über den Daumen: Kriminalromane waren in meiner Jugend recht simple. Da gab es Edgar Wallace und Agatha Christie und Zeitgenossen und die ganzen brutalen neuen modernen Amerikaner und den einen oder anderen Franzosen. Dieses Genre hat sich gewaltig weiterentwickelt.

 

wenn ich mir aber Fantasy anschaue, dann sind die beeindruckendsten Werke alle schon richtig alt. Vor allem, wenn es um die sprachliche Gestaltung angeht. Heute ist Fantasy und Phantastik breiter geworden, aber in meinen Augen eher schlechter als besser. Und Tolkien senior ist auch kein moderner Autor.

 

In der SF war es in den Fünzigern Pulp & Paper, aber bereits Ende der Sechziger gab es Kurzgeschichtenautoren wie J. Tiptree und Romanautoren wie Ursula Leguin, die so zwischen SF und Fantasy schrieb.

 

Ich denke, das ist nicht in allen Genres gleich.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Ich kann das nicht bestätigen und sehe das Ganze etwas differenzierter. So über den Daumen ...

 

Ein witziges Intro, Wolf.  ;)  

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Mein Eindruck ist auch, dass es sich in beide Richtungen gleichzeitig entwickelt. Es gibt diejenigen, die richtig Gas geben, um weiter auf dem Markt bestehen zu können. Und es gibt diejenigen, die sowieso gehypet (schreibt man das so?) werden und sich weniger Mühe geben. Das sind natürlich nur zwei Fallbeispiele von vielen(!).

~~~ Carina alias C. R. Scott ~~~

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Ich finde einen Vergleich sehr schwierig.

Wir vergleichen ja nicht den gesamten Markt früher mit dem von heute. Von früher übrig geblieben ist ja nur das, was im Gedächtnis geblieben ist. Die ganzen Bücher, die gelesen, vergessen, bald wieder verrammscht wurden, spielen ja gar nicht mehr mit.

 

Mir ist aber auch im Genre aufgefallen, dass ich Bücher, die ich von früher als großartig in der Erinnerung habe, besser nicht noch mal lese. Wenn ich überlege, wie begeistert ich von Wolfgang Hohlbein war, als er einer der wenigen war, der "zugängliche" Fantasy schrieb. Die Plots könnte man heute allenfalls noch für den Niedrigpreis-eBook-Markt verwenden, also den "neuen Heftroman".

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Mein Eindruck - der mir auch von diversen Lektoraten bestätigt wurde - ist, dass sich die starren Grenzen zwischen U und E teilweise etwas lockern, sich eine größere Grauzone dazwischen gebildet hat und sich deswegen ein Markt für "gehobene Unterhaltung" etabliert ist, der hinsichtlich Figurenzeichnung (deutlich sperriger, ambivalenter), sprachlicher und dramaturgischer Finesse (oft experimenteller) und ernsterer Themenwahl (z.B. Nationalsozialismus, der noch vor ein paar Jahren ein fast ausschließlich hochliterarisches Terrain war) deutlich von dem abhebt, was manche - nicht selten vorurteilsbeladene - Leute unter Unterhaltung verstehen.

M.E. heißt das nicht, dass insgesamt eine Qualitätssteigerung stattgefunden hat, dass jedoch das Spektrum der U-Literatur deutlich größer geworden ist - eine Entwicklung, die parallel auch im Film- und Serienbereich stattgefunden hat.

Es gibt in manchen Verlagen auch Überlegungen dahingehend, sich mit dem Prädikat "hochwertig" vom Ebook-Markt abzugrenzen, sprich: Sie versuchen gar nicht erst mit dem Alpha-Badboy-Billionär zu konkurrieren, weil es den schon für 1,99 gibt, sondern das anspruchsvollere Segment zu erschließen. 

Ich empfinde diese Entwicklung als positiv, sehe allerdings auch eine Tücke: So sehr sich die Breite des Spektrums erschließt, wenn man jeweils die ersten zehn Seiten von U-Romanen liest, so wenig spiegelt sich diese oft in der Cover-Wahl/im Klappentext. Da besteht die Tendenz zum Einheitsbrei weiterhin, was zu Phänomen führt, dass zwei Bücher im selben Gewand Seite an Seite in der Buchhandlung stehen und der eine mit einem Fuß im Groschenroman steht und der andere mit einem im literarischeren Segment. (Ich will übrigens ersteren nicht abwerten, ich finde, dass jeder Roman seine Berechtigung/seinen Wert/seine Leserschaft hat - ich finde nur die optische Austauschbarkeit schwierig).

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