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Ramona

Der Ruf nach mehr Förderung

Empfohlene Beiträge

Artikel-Intro:

// Jens Bartsch, Inhaber der Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln, findet seine Einkaufspolitik durchaus experimentierfreudig, alles kauft er natürlich nicht ein. Den Ruf nach mehr Förderung für Independents sieht er skeptisch: "Eine gute Sache sollte im besten Falle irgendwie aus sich selbst heraus funktionieren können – oder eben nicht" ... //

Zum Artikel:

https://bit.ly/37T1Pq9

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Diese Aussage ist in meinen Augen zweifelhaft. Wie viel Förderung gibt es an welchen Stellen: Landwirtschaft, Kohleabbau, nur als Beispiel, in vielen anderen Ländern, so zum Beispiel Dänemark, gibt es eine umfangreiche Förderung dänischsprachiger Literatur, weil diese Litaratur auf dem internationalen Parkett sonst nicht überleben könnte. Was ist daran falsch, Bereiche zu fördern, die für die Allgemeinheit wichtig sind, aber nicht stark genug, sich durchzusetzen - wir leben ja nicht im Darwinismus, sondern im Sozialstaat.

Bearbeitet von HeikeW

"Altes Land und Neue Liebe" Knaur, erschienen 2.8.2021

www.heike-wiechmann.de

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Diese Aussage ist in meinen Augen zweifelhaft. Wie viel Förderung gibt es an welchen Stellen: Landwirtschaft, Kohleabbau, nur als Beispiel, in vielen anderen Ländern, so zum Beispiel Dänemark, gibt es eine umfangreiche Förderung dänischsprachiger Literatur, weil diese Litaratur auf dem internationalen Parkett sonst nicht überleben könnte. Was ist daran falsch, Bereiche zu fördern, die für die Allgemeinheit wichtig sind, aber nicht stark genug, sich durchzusetzen - wir leben ja nicht im Darwinismus, sondern im Sozialstaat.

Dazu muesste man zuerst Literatur definieren.
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Ich verstehe noch nicht ganz, wie das mit dem "aus sich selbst heraus funktionieren" in diesem Zusammenhang gemeint sein soll.

~~~ Carina alias C. R. Scott ~~~

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Der deutsche Literaturfonds hat seine Förderhöhe deutscher Literatur gerade auf 2 Mio. erhöht.

Das ist doch positiv!

 

Ich habe mir eben noch einmal den Artikel des unabhängigen Buchhändlers durchgelesen, den Ramona zitiert. Und stimme Carina zu. Es ist nicht  klar, was hier mit "aus sich selbst heraus funktionieren" gemeint sein soll.

- Soll das Buch aus sich heraus funktionieren? Dann muss Cover und Inhalt eine Einheit bilden, der zitierte Buchhändler findet dies bei vielen Kleinverlagen nicht umgesetzt. Dann könnte eine Förderung von Kleinverlagen bewirken, dass diese sich mit gezielterem (und teurerem) Marketing der Leserschaft und den Buchhandlungen besser präsentieren könnte.

- Soll der Markt von sich aus auch Büchern aus kleinen Verlagen eine bessere Sichtbarkeit verschaffen? Das wird mit unserem unüberschaubaren Literaturmarkt nicht zu sein, dafür müsste der Markt reguliert werden, die Leserschaft gezielt auch auf kleinere Verlage aufmerksam gemacht werden.

 

Usw.

 

Insofern hinkt mein Vergleichunserer Situation mit einem kleineren Literaturmarkt sicher. In Dänemark z.B. hat der Staat ein eigenes Interesse, den im weltweite Vergleich ja winzigen Bereich der dänischsprachige Literatur zu fördern, unabhängig ob Kinderbuch, höhere Literatur usw. (Zumindest ist dies das, was ich vor einigen Jahren einmal in einem Gespräch mit zwei dänischen Autorinnen mitbekommen habe.)

"Altes Land und Neue Liebe" Knaur, erschienen 2.8.2021

www.heike-wiechmann.de

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- Soll der Markt von sich aus auch Büchern aus kleinen Verlagen eine bessere Sichtbarkeit verschaffen? Das wird mit unserem unüberschaubaren Literaturmarkt nicht zu sein, dafür müsste der Markt reguliert werden, die Leserschaft gezielt auch auf kleinere Verlage aufmerksam gemacht werden.

 

Das mit dem "Regulieren" finde ich in diesem Zusammenhang eine interessante Bemerkung, Heike, denn in gewisser Weise haben wir ja heute eine Art entgegengesetzte "Regulierung", die sich nach den Marketingpaketen der Verlage, der großen Buchhandelsketten (die zu 99% nur Titel einkaufen, die beworben werden) sowie der großen Zwischenhändler richtet, wobei letztere dem Buchhandel wiederum Marketingpakete anbieten, die sich aus den Verlags-Marketingpaketen speisen).

 

Wie gesagt bis etwa Mitte der 90er hatten die Bundesländer nicht alle die gleichen Bestseller, was an der Vielfalt der inhabergeführten Buchhandlungen lag. Viel mehr Titel hatten die Chance in den Bereich der Sichtbarkeit zu gelangen, standen viel länger in den Regalen. Trotzdem war die Auswahl in den Städten ebenso breit wie tief. Heutzutage sieht man von Hamburg bis München in so ziemlich jedem Laden nahezu die gleiche Titelauswahl  (Ausnahmen bestätigen die Regel).

 

Es ist natürlich völlig illusorisch, jedes Buch in den stationären Handel bringen zu wollen (auch die Publikumsverlage drucken vieles, was nie ein Ladengeschäft von Innen sieht), aber der ein oder andere Profi-Indie-Titel würde garantiert auch regional "Karriere" machen können (und womöglich sogar darüber hinaus). Aber solche Profi-Indie-Titel sind in obigem Artikel wohl auch nicht gemeint.

 

 

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Unter "aus sich selbst heraus funktionieren" verstehe ich, etwas umständlich verklausuliert, dass sich das Buch auf dem freien Markt durchsetzen können muss, ohne von einer Institution künstlich gefördert zu werden.

 
Auch wenn er ein bisschen um den heißen Brei herumredet, kann ich mich dem Artikel nur anschließen. Etwas, das gefördert werden muss, um ein Publikum zu finden, ist es meist nicht wert, gelesen zu werden. Das mag überspitzt klingen, aber jedes Buch muss sich eigenständig bei der Leserschaft beweisen. 

 

Was ist daran falsch, Bereiche zu fördern, die für die Allgemeinheit wichtig sind, aber nicht stark genug, sich durchzusetzen - wir leben ja nicht im Darwinismus, sondern im Sozialstaat.

 

Wir leben sehr wohl im Darwinismus. Darwinismus ist hier kein Ideal sondern schlicht Realität. Der 'Sozialstaat' als Konstrukt kann denjenigen, die abgehängt werden, bedingte Hilfe in Form von Essen und Unterkunft geben, um ein Mindestmaß der Existenz zu sichern. Dass dazu Bereiche der Literatur gehören, die 'für die Allgemeinheit wichtig sind', darf bezweifelt werden.

 

Ein Einzelner kann das, 'Was für die Allgemeinheit wichtig ist', kaum einschätzen, das liegt in der Natur der Sache. Was für die Allgemeinheit wichtig ist, wird am besten von der Allgemeinheit entschieden. Der freie Markt ist hierfür das beste Mittel. Das mag zu Ergebnissen führen, die Einigen persönlich nicht gefallen, z.B. dass man den Eindruck hat, dass der Geschmack der breiten Masse sehr schlecht ist. Mag dem so sein, das ist das, was der Allgemeinheit eben am besten zusagt.
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Das darf bezweifelt werden? Kann man machen. Nur ist es doch nicht schwer zu erkennen, dass die Literatur eine Gesellschaft wesentlich prägt, ihre Diskussionen, ihre Sprache und somit ihr Denken und Bewusstsein.

Ohne zB Goethe, Eichendorff, Kafka oder Nietzsche (den zähle ich zu den Dichtern) wäre unsere Sicht auf die Welt eine andere, obwohl das wenigen bewusst ist, weil dieser Einfluss meist nur mittelbar ist, was der Zeit geschuldet ist, die seitdem verging.

Jedes Theater wird gefördert, jeder deutsche Film (nicht zu knapp) auch sehr viele Games, obwohl sie weit weniger Einfluss auf die Gesellschaft haben. Wieso dann nicht die Literatur?

 

Und auch dass der freie Markt für die Entscheidungsfreiheit des Konsumenten das beste Mittel ist, das wage ich zu bezweifeln, wenn ich sehe, wer die Verkaufstische in den Buchhandlungen besetzt ... und vor allem mit welchen Mitteln. Denn diese Plätze werden großteils für Summen gekauft, die sich nur die großen Player leisten können.

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Etwas, das gefördert werden muss, um ein Publikum zu finden, ist es meist nicht wert, gelesen zu werden.

 

Sorry, Alexander, aber das ist bullshit! Du findest also persönlich all das, was Millionen lesen (hören, sehen, meinetwegen auch essen, trinken) gut, sinnvoll, etc. Dahinter stehen, wie Florian ja oben etwas ruhiger ausführt, Markteting-Maßnahmen, gigantische Wirtschaftsunternehmen, für die nichts als Umsatz zählt - was natürlich systembedingt ist, aber eben nullkommanullgarnichts über die Qualität der Produkte (und um etwas anderes handelt es sich dann auch nicht) aussagt. Oder wenn, dann genau das Gegenteil dessen, was du sagst.


Homepage       Facebook    Neu: Erwarteter Todesfall - ein Kirsten-Bertram-Krimi  »Ein spannender Fall, souverän und mit viel Gefühl für gute Atmosphäre erzählt.« DRESDNER MORGENPOST   Taschenbuch   Epub  kindl

 

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Letztlich lässt sich das auf einen Satz eindampfen: Kapitalismus (der sogenannte "freie Markt") ist für Leute mit Geld super, für Leute ohne Geld nicht so sehr.

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Nicht umsonst setzen sich manche Kultur-"Produkte" Bücher, Theaterstücke, Gedichte ... erst durch, wenn der Autor/die Schöpferin schon längst nicht mehr auf Erden wandeln. Weil sie einfachso gut/wichtig/zu Herzen gehend sind, dass auch ein ignoranter Markt sie nicht beiseiteschieben kann, ihre Bekanntheit trotz nicht vorhandenem Marketing wächst, durch Mund-zu-Mundpropaganda usw.

Ich selbst sitze im Aufsichtsrat unseres Stadttheaters und kann nur sagen, DA wird VIEL Geld reingesteckt, in die Förderung der Schauspielkunst, der Musik. Ohne Förderung - sofortige Schließung. Es geht nicht ohne. Außer wir befänden uns in einem System, dass nach darwinistischen Prinzipien funktioniert. Was glücklicherweise nicht der Fall ist. (Noch nicht? Nicht mehr? Nur in Teilen...) Hoffentlich nie.

"Altes Land und Neue Liebe" Knaur, erschienen 2.8.2021

www.heike-wiechmann.de

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Sebastian Niedlich

Mein Versuch, die Thematik in literarischer Form abzuhandeln, lässt sich hier nachlesen:

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/essay-die-geschichte-vom-goethe-pfennig/2904048-all.html

Wenn ich hier noch GIFs benutzen dürfte, hätte ich eins mit einem klatschenden Herren gewählt.

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Spannende Geschichte! Und das Beste ist das Ende. Wenn ich zitieren darf:

 

Er begriff, dass alles nur ein böser Traum gewesen war. In der Straßenbahn nach Hause las er sich fest, und bald kamen ihm ein paar Ideen für seinen eigenen Roman. Als er wieder am Computer saß, sagte er sich: „Ich werde jetzt einfach das beste Buch schreiben, das ich je geschrieben habe.“

Und er war so glücklich wie schon lange nicht mehr.

Bei Gothepfennig fiel mir noch ein, dass Goethe ohne seinen Landesherrn Großherzog Carl August wahrscheinlich auch auf dem Stapel unverlangter Manuskripte gelandet wäre. :-/  :) 

Bearbeitet von Christa
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Unter "aus sich selbst heraus funktionieren" verstehe ich, etwas umständlich verklausuliert, dass sich das Buch auf dem freien Markt durchsetzen können muss, ohne von einer Institution künstlich gefördert zu werden.

 

Um mal ein Beispiel aus der TV-Landschaft zu bringen: Ginge es nur noch um Quote und Massengeschmack (also um den Markt), hätten wir hauptsächlich Programminhalte wie sie RTL & Co. produzieren. Nix wäre mehr mit 3Sat, ARTE, Phönix, ZDFInfo, den Dritten oder den Reportagen und Dokus von ARD und ZDF. Im Vergleich mit den Massengeschmacksproduktionen haben die nämlich verdammt schlechte Karten, wenn es um die Quote geht.

 

In der Literatur gibt es ganz sicher Vergleichbares.

 

Dass nicht jeder Text, der irgendwo in einem stillen Kämmerlein, einer Bahnhofstoilette oder in einem Kaffeehaus entsteht, auch förderungswürdig ist, steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt.

Bearbeitet von Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Sebastian Niedlich

Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer hier gegen eine grundsätzliche Kulturförderung ist. Die Frage ist ja vielmehr, wie man das Buch oder die Schriftsteller fördern könnte. Mir persönlich fällt dazu keine objektive Möglichkeit ein, denn jedes Kriterium kann man relativ schnell zerpflücken. Ich hätte nichts dagegen, wenn ich vom Staat Geld bekommen würde, um nicht mehr ganz so viele Sorgen zu haben, aber sicherlich ist das, was ich schreibe, nicht hohe Literatur. So wenig wie ich Autoren, die Dinge wie "Evil Dick - Sex-Sklavinnen im BDSM-Keller des Grauens" gefördert sehen will, so wenig wollen andere einen Autoren wie mich gefördert sehen, der halbwegs witzigen Kram schreibt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich da jemals ein Konsens herauskristallisieren könnte.

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Unter "aus sich selbst heraus funktionieren" verstehe ich, etwas umständlich verklausuliert, dass sich das Buch auf dem freien Markt durchsetzen können muss, ohne von einer Institution künstlich gefördert zu werden.

 

Um mal ein Beispiel aus der TV-Landschaft zu bringen: Ginge es nur noch um Quote und Massengeschmack (also um den Markt), hätten wir hauptsächlich Programminhalte wie sie RTL & Co. produzieren. Nix wäre mehr mit 3Sat, ARTE, Phönix, ZDFInfo, den Dritten oder den Reportagen und Dokus von ARD und ZDF. Im Vergleich mit den Massengeschmacksproduktionen haben die nämlich verdammt schlechte Karten, wenn es um die Quote geht.

 

In der Literatur gibt es ganz sicher Vergleichbares.

 

Dass nicht jeder Text, der irgendwo in einem stillen Kämmerlein, einer Bahnhofstoilette oder in einem Kaffeehaus entsteht, auch förderungswürdig ist, steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt.

 

 

Nur gibt es keine GEZ für Literatur - und das genau ist das Problem.

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Simpel: 5% der GEZ-Einnahmen gehen in einen Literaturfond, der prüft, wer berechtigt ist. Berechtigt ist, wer mindestens zwei belletristische Bücher in professionellen Verlagen veröffentlicht hat. (Über SPler muss ich noch nachdenken).

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Mein Versuch, die Thematik in literarischer Form abzuhandeln, lässt sich hier nachlesen:

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/essay-die-geschichte-vom-goethe-pfennig/2904048-all.html

:) Wobei man über die Idee einer Autoren-Gewerkschaft ja mal nachdenken könnte  :s01 


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Ich finde es durchaus positiv, dass kaum, wenn politische Begriffe angekratzt werden, die Antworten emotionaler werden.

Aber der Reihe nach:

 

 

Du findest also persönlich all das, was Millionen lesen (hören, sehen, meinetwegen auch essen, trinken) gut, sinnvoll, etc. 

 

Das habe ich nicht gesagt. Vielmehr habe ich angemerkt, dass der Massengeschmack nicht damit gleichzusetzen ist, was man für wertvoll oder anspruchsvoll halten kann: "Das mag zu Ergebnissen führen, die Einigen persönlich nicht gefallen, z.B. dass man den Eindruck hat, dass der Geschmack der breiten Masse sehr schlecht ist."

 

 

Dahinter stehen, wie Florian ja oben etwas ruhiger ausführt, Markteting-Maßnahmen, gigantische Wirtschaftsunternehmen, für die nichts als Umsatz zählt - was natürlich systembedingt ist, aber eben nullkommanullgarnichts über die Qualität der Produkte (und um etwas anderes handelt es sich dann auch nicht) aussagt. Oder wenn, dann genau das Gegenteil dessen, was du sagst.

 

Diese 'gigantischen Wirtschaftsunternehmen' folgen dem Geschmack der Leser. Und der Kern meiner Aussage, dass etwas, das gefördert werden muss, um ein Publikum zu finden, es meist nicht wert ist, gelesen zu werden, ist der, dass niemand einem Autor das Lesen seiner Bücher schuldig ist. Auch und gerade, wenn es sich darum um 'wichtige' Themen handelt. 

 

Wenn ein Buch genügend Qualität hat, dann findet es auch ein Publikum. Das müssen nicht 'Millionen' sein, sondern kann auch ein sehr kleines Publikum sein. Der Punkt ist der, dass ein Buch ein Publikum, egal welcher Größe, von sich selbst aus genug begeistern muss, um freiwillig gelesen zu werden. Und wenn es niemand kauft, auch kein kleines Publikum, dann sind Förderungen für mich nicht nur unsinnig sondern können in gewisser Weise auch für die Literatur schädlich sein, denn wenn bestimmte Bereiche künstlich gefördert werden, wird dadurch für Autoren der Anreiz gegeben, sich in eine bestimmte Richtung hin zu entwickeln, die nicht unbedingt von einem selbst stammt. Die künstlerische Freiheit wird dadurch zwar nicht eingeschränkt, aber von außen in bestimmte Bahnen gelenkt, was bedenklich ist.

Förderungen haben den Charakter einer Spende.

Ein bekannter Philantrop hat einmal angemerkt: "Spenden korrumpieren auf gewisse Weise den Empfänger."

Ich finde, dieses Prinzip auch in der Literatur zu verwenden, ist kontraproduktiv.

 

 

Letztlich lässt sich das auf einen Satz eindampfen: Kapitalismus (der sogenannte "freie Markt") ist für Leute mit Geld super, für Leute ohne Geld nicht so sehr.

 

'Die da oben' gegen 'die ganz Unten.' 

'Leute, die es haben' und 'die, die es nicht haben', gibt es in jedem System, egal ob Kapitalismus oder Kommunismus.
Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass in einem freien System wenigstens jeder Einzelne mit dem (großen oder kleinen) Geldbeutel entscheidet, auch wenn das Ergebnis nicht für jeden hochwertig ist, als in einem System, das Literatur 'reguliert'.

 

Mein Versuch, die Thematik in literarischer Form abzuhandeln, lässt sich hier nachlesen:

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/essay-die-geschichte-vom-goethe-pfennig/2904048-all.html

 

AuArschG !  ;D  ;D  ;D

 

Nicht umsonst setzen sich manche Kultur-"Produkte" Bücher, Theaterstücke, Gedichte ... erst durch, wenn der Autor/die Schöpferin schon längst nicht mehr auf Erden wandeln. Weil sie einfachso gut/wichtig/zu Herzen gehend sind, dass auch ein ignoranter Markt sie nicht beiseiteschieben kann, ihre Bekanntheit trotz nicht vorhandenem Marketing wächst, durch Mund-zu-Mundpropaganda usw.

Ich selbst sitze im Aufsichtsrat unseres Stadttheaters und kann nur sagen, DA wird VIEL Geld reingesteckt, in die Förderung der Schauspielkunst, der Musik. Ohne Förderung - sofortige Schließung. Es geht nicht ohne. Außer wir befänden uns in einem System, dass nach darwinistischen Prinzipien funktioniert. Was glücklicherweise nicht der Fall ist. (Noch nicht? Nicht mehr? Nur in Teilen...) Hoffentlich nie.

 

Dein Beispiel, dass ein Buch sich trotz nicht vorhandenem Marketing durchsetzt, weil es schlicht und einfach gut ist und die Leute es gerne lesen, ist finde ich ein Beweis dafür, dass es eben nicht auf die Förderung ankommt, sondern sich Qualität alleine durchsetzen kann.

 

 

Nur gibt es keine GEZ für Literatur - und das genau ist das Problem.

 

 

Das wird es Gott sei Dank nie geben. 

Bearbeitet von AlexanderW
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Zunächst: die GEZ für Literatur heißt VG Wort, von der die meisten von uns profitieren.

 

Literaturförderung: In einem anderen Zusammenhang habe ich als exemplarisches Beispiel Lutz Seiler genannt, einen Dichter, der durch ein Bundesstipendium die Möglichkeit erhielt, sein Buch "Kruso" zu schreiben.

 

Ein Buch, das ohne finanzielle Fõrderung möglicherweise gar nicht entstanden wäre, ein Bestseller wurde und den Deutschen Buchpreis gewann.

 

Förderungsinstrumente für Literatur gibt es in Deutschland längst, ob sie ausreichend sind, darüber mag man trefflich streiten.

Eine 'Spende', die die Autorenschaft gar korrumpierbar macht, ist das aber ganz sicher nicht.

 

Sabine

Bearbeitet von SabineB
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Nichts gegen Lutz Seiler, aber die Frage muss erlaubt sein, wie eine alleinerziehende Mutter in England ein dickes Buch ohne jegliche Förderung geschrieben kriegt, während ein "freier Schriftsteller" und Mitglied diverser Akademien in Deutschland das nicht hinkriegen soll.

 

Überhaupt ist die Frage, wie eine solche Förderung denn aussehen soll, wenn das Ziel sein soll, bessere Bücher zu kriegen? Ist es wirklich der beste Weg, Stipendien auszuschreiben, um die man sich mit Entwürfen oder dergleichen bewirbt, und dann entscheidet eine Jury, ok, der/die kriegt jetzt ein Jahr Geld? Das funktioniert ohnehin nur für Leute, die sowieso keinen Job haben, denn was soll jemand machen, der im Brotberuf Lehrer, Abteilungsleiter oder Programmierer ist? (Ein ähnliches Dilemma wie bei den diversen "Stadtschreibern".) Ein Jahr aussetzen? Für Programmierer kann das das Berufs-Aus bedeuten, in anderen Jobs das Ende der Karriere. Ohnehin unterschätzt man, wie schwierig es ist, sich daran zu gewöhnen, nur noch schreiben zu müssen; das ist zunächst meist erst mal extrem kontraproduktiv.

 

Und dann ist da was geschrieben, und dann? Dann sollte das ja veröffentlicht werden. Und wenn es veröffentlicht ist, sollte es sichtbar sein, was heutzutage das größte Problem ist, wo Buchhandelsketten ihr Angebot nicht mehr nach Gutdünken eines Buchhändlers zusammenstellen, sondern Präsentationsplätze verkaufen und ansonsten den Computer entscheiden lassen.

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