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Ramona

Verlagsautor in der Belletristik - lohnt sich das?

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Sebastian Niedlich

Mal abgesehen davon, dass ich es auch für sehr schwierig halte als Belletristik-Autor davon zu leben, ist meine Kritik die, die auch viele andere im Netz anscheinend schon hatten: Er rechnet irgendwas mit Vorschüssen, die in der Höhe ohnehin eher selten sind, und tut dann so, als gäbe es danach nie wieder Tantiemen...

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Mal abgesehen davon, dass ich es auch für sehr schwierig halte als Belletristik-Autor davon zu leben, ist meine Kritik die, die auch viele andere im Netz anscheinend schon hatten: Er rechnet irgendwas mit Vorschüssen, die in der Höhe ohnehin eher selten sind, und tut dann so, als gäbe es danach nie wieder Tantiemen...

Genau, das habe ich auch gedacht. Wobei ich generell das Durchrechnen mit dem Mindestlohn mal ganz interessant fand - andererseits müsste er dann auch noch eine Zeit für Urlaub und evtl Krankheit einrechnen und auf der potentiellen Haben-Seite nicht nur weitere Tantiemen, sondern auch die Möglichkeit, Filmrecht zu verkaufen etc, was sich dann ja auch rechnen kann. Alles in bisschen komplexer als er es darstellt.


Homepage       Facebook    Neu: Erwarteter Todesfall - ein Kirsten-Bertram-Krimi  »Ein spannender Fall, souverän und mit viel Gefühl für gute Atmosphäre erzählt.« DRESDNER MORGENPOST   Taschenbuch   Epub  kindl

 

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Aber er hat ja recht. Die Vorschüsse sind meist kläglich, der umgerechnete Stundenlohn bringt nicht nur mich zum Heulen.

Die Krux ist doch die: Alle, die auf dem Buchmarkt arbeiten, können davon leben, nur die AutorInnen nicht, ohne die es diesen Buchmarkt gar nicht gäbe. Das ist doch ungerecht, um es mit etwas Pathos zu sagen.

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Mir ist dieser Satz ins Auge gesprungen: Interessanter ist allerdings die Frage, was das Schreiben überhaupt wert ist. Wird diese anspruchsvolle Kreativleistung finanziell wertgeschätzt? Was ist Arbeit generell wert?

 

Auch wenn der Autor des Artikels die Tantiemen und einiges andere nicht genügend berücksichtigt hat, finde ich diese Frage zentral.

Und muss zum Schluss kommen: Sie wird von Lesern und Kritikern wertgeschätzt (oder auch nicht), finanziell wertgeschätzt wird sie auf keinen Fall.

Mit Ausnahme der vielverkauften und der Bestsellerautoren. Bei der Rechnung mit dem Mindestlohn und den Ausgaben als Autor müssen doch jedem Autor die Haare zu Berge stehen, auf welchen Deal er sich da tagtäglich einlässt!

Bearbeitet von Christa
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Ich finde solche Berechnungen sehr schwierig, weil es so etwas wie einen "durchschnittlichen Vorschuss", mit dem man kalkulieren kann, nicht gibt. 

Bei einem Großverlag ist von niedrigen vierstelligen bis sechsstelligen Beträgen alles möglich - je nach Stoff/Genre/Interessenlagen, oft unabhängig, ob man Debütant oder etabliert ist. 

Was hinzu kommt: Oft werden sogenannte "Durchschnittsgehälter" berechnet, indem man die Einnahmen von sagen wir mal 100 Belletristikautoren betrachtet - dabei aber außer Acht lässt, ob diese überhaupt die Entscheidung getroffen haben, vom Schreiben leben zu wollen. Viele behalten ihren Zweitjob aus den unterschiedlichsten Gründen, und da ist klar, dass der Output (und somit auch der Gewinn) ein geringerer ist. Ich kenne auch Autoren mit reichen Ehegatten, Erbtanten, solche, die in der Babypause oder während des Studiums "nebenher" schreiben und wo auch der Anspruch, davon ausschließlich zu leben, eher gering ist. Solche Einkünfte kann man dann nicht neben Fulltime-Autoren stellen. 

 

Ich persönlich weiß natürlich, wie unberechenbar dieser Job ist und dass man ihn besser nicht ergreifen sollte, wenn man ein finanziell möglichst sorgenfreies Leben haben will. Auf der anderen Seite lebe ich selber seit vielen Jahren ausschließlich vom (Belletristik-)Schreiben und das gut, kenne zig Autoren, die das ebenfalls schaffen und wundere mich über das allgemeine Hungerleider-Bild. Selbstverständlich verdient nicht jeder Autor über Harz-IV-Niveau - aber die, die das tun, muss man m.E.n. auch nicht mit der Lupe suchen. 

Alle Autoren, die ganz gut vom Schreiben leben, setzen übrigens - von den großen Topsellern der Branche abgesehen - auf die gleiche Taktik wie ich: Mehrere Standbeine bei mehreren Verlagen, mindestens ein Pseudonym, 2-3 Bücher im Jahr.

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Wie heißt es doch bei The Selfpublishing Show? "There's never been a better time to be a writer." ;D Und auf mich trifft das zu. Wenn es allerdings um Verlagsautoren geht, kann ich dazu leider nicht viel sagen. Julias Ausführungen klingen aber so, als wäre für jene auch nicht alles so aussichtslos im Moment.

~~~ Carina alias C. R. Scott ~~~

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Aber er hat ja recht. Die Vorschüsse sind meist kläglich, der umgerechnete Stundenlohn bringt nicht nur mich zum Heulen.

Die Krux ist doch die: Alle, die auf dem Buchmarkt arbeiten, können davon leben, nur die AutorInnen nicht, ohne die es diesen Buchmarkt gar nicht gäbe. Das ist doch ungerecht, um es mit etwas Pathos zu sagen.

 

Ich sehe auch eine Ungerechtigkeit - aber in anderer Hinsicht. Es ist ja nicht so, dass überall auf dem Buchmarkt Geld ausgegeben wird und bei den Autoren wird gespart. Das Budget für die Garantiehonorare ist meines Wissens bei den Großverlagen durchaus beträchtlich. Anders als beim Gehalt vom Vertretern und Lektoren und anderen Verlagsmitarbeitern, wo jeder ähnlich viel verdient, klafft es bei den Autoren aber gewaltig. Die Viertelmillion, die am Ende einer Auktion dem amerikanischen Bestsellerautor bezahlt wird, muss halt irgendwo eingespart werden. Und wenn die Rechte für den neuen Dan Brown oder George Martin eingekauft werden, reicht die Viertelmillion ansatzweise. Sprich: Das Geld ist da, aber es fließt in nur wenige Börsen.

Übrigens ist es nicht nur so, dass die Bestsellerautoren die einzigen Gutverdiener sind. Ein weitere Besonderheit des Buchmarkts (die man auch als Ungerechtigkeit bezeichnen kann) ist, dass ein Autor nach fünf gut laufenden Büchern, die sich zigfach verkauft haben, bei seinem Hausverlag am Ende u.U. beträchtlich weniger kriegt als der Neuling, um dessen MS sich fünf Verlage balgen, der aber noch kein einziges Buch verkauft hat und sich erst beweisen muss. 

Kurz und gut: Es gilt das Winner Takes it all-prinzip. Auf den einen Autor, der zum Millionär wird, kommen viele, die am Existenzminimum leben. Ein Lektor wiederum lebt deutlich über dem Existenzminimum, hat aber wiederum keine Aussicht Millionär zu werden. Im Sozialismus würde man wohl ein System anstreben, in dem alle Autoren - unabhängig von ihrem Erfolg - gleich viel verdienen (und das wäre, wenn man das Budget gleichmäßig aufteilt, wahrscheinlich gar nicht mal so wenig) - allerdings würde das dem Beruf auch viel von seinem Nimbus nehmen, zu dem ja die Hoffnung auf den großen Durchbruch gehört.

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 - allerdings würde das dem Beruf auch viel von seinem Nimbus nehmen, zu dem ja die Hoffnung auf den großen Durchbruch gehört.

 

Ist das so? Wer von uns hat denn angefangen zu schreiben, weil ihn die Aussicht gelockt hat, eventuell (mit ganz viel Glück) Millionär werden zu können?

Also, ich nicht.

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Wer zum Schreiben anfängt, um irgendwann mal Millionär zu sein, hat sicher den Beruf verfehlt und sollte lieber Lotto spielen. Aber dem Wunsch, irgendwann den Topseller zu landen, begegne ich bei vielen Kollegen. Das geht sicher auch einher mit dem Bedürfnis nach Resonanz, sprich: vielen Lesern, aber der Nebenaspekt - finanzielle Sorglosigkeit - spielt wohl auch eine Rolle.

Ich persönlich schreibe nicht, um reich zu werden. Aber durchs Schreiben gutes Geld zu verdienen, verhilft mir dazu, entspannt weiterschreiben zu können und mir nicht mühsam die Zeit dafür abknapsen zu müssen.

Bearbeitet von Julia
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Die Viertelmillion, die am Ende einer Auktion dem amerikanischen Bestsellerautor bezahlt wird, muss halt irgendwo eingespart werden. Und wenn die Rechte für den neuen Dan Brown oder George Martin eingekauft werden, reicht die Viertelmillion ansatzweise. Sprich: Das Geld ist da, aber es fließt in nur wenige Börsen.

Bringen die das Geld etwa nicht wieder ein?

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Die Viertelmillion, die am Ende einer Auktion dem amerikanischen Bestsellerautor bezahlt wird, muss halt irgendwo eingespart werden. Und wenn die Rechte für den neuen Dan Brown oder George Martin eingekauft werden, reicht die Viertelmillion ansatzweise. Sprich: Das Geld ist da, aber es fließt in nur wenige Börsen.

Bringen die das Geld etwa nicht wieder ein?

 

 

Es gibt Namen, die zählen zu den "Selbstläufern", da kann man sich relativ sicher sein, dass sie den Vorschuss auch wieder einspielen.

Es gehört aber zur Tagesordnung, dass man Autoren, egal ob aus dem Ausland oder Inland, teuer einkauft und die Bücher dann nicht so laufen, wie man sich das im ersten Hype erhoffte. 

 

/Mir sagte man mal, dass sich schätzungsweise nur 10 % aller Vorschüsse einspielen würden. Ich halte das für etwas zu pessimistisch, aber ich würde zu behaupten wagen, dass sich eine Mehrheit der Vorschüsse nicht einspielt.)

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Ich persönlich schreibe nicht, um reich zu werden. Aber durchs Schreiben gutes Geld zu verdienen, verhilft mir dazu, entspannt weiterschreiben zu können und mir nicht mühsam die Zeit dafür abknapsen zu müssen.

Eben. Und dabei ist das "Winner takes it all"-Prinzip eher hinderlich als hilfreich. Genau darauf wollte ich hinaus - und darauf, wer dieses Prinzip denn vermissen würde, wenn wir Autoren uns für ein anderes Modell stark machen würden.

Bearbeitet von Daniela
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Ich persönlich schreibe nicht, um reich zu werden. Aber durchs Schreiben gutes Geld zu verdienen, verhilft mir dazu, entspannt weiterschreiben zu können und mir nicht mühsam die Zeit dafür abknapsen zu müssen.

Eben. Und dabei ist das "Winner takes it all"-Prinzip eher hinderlich als hilfreich. Genau darauf wollte ich hinaus - und darauf, wer dieses Prinzip denn vermissen würde, wenn wir Autoren uns für ein anderes Modell stark machen würden.

 

 

Ich bin die Letzte, die das "The winner takes it all"-Prinzip verteidigt. Zum Modell "Autoren werden so bezahlt wie Lektoren - sie verdienen also gleichviel, unabhängig, wie erfolgreich ihre Bücher sind" fällt mir aber auch der eine oder andere kritische Punkt ein. 

Ich denke, es wäre schon hilfreich, wenn die Kluft zwischen "bettelarm" und "superreich" ein wenig geringer wäre und der sogenannte "Mittelstand", der ja in Hinblick auf Autoren stetig zu verschwinden scheint, gestärkt wird, sprich: Verlage jene Autoren, die über Jahre verlässliche und solide Zahlen einfahren, nicht verhungern lassen, während sie die nächste große "Hoffnung", die noch kein Buch verkauft hat, mit Gold überschütten. (Es ist auch nicht so, dass es solche Verlage nicht auch gibt.)

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Ich persönlich schreibe nicht, um reich zu werden. Aber durchs Schreiben gutes Geld zu verdienen, verhilft mir dazu, entspannt weiterschreiben zu können und mir nicht mühsam die Zeit dafür abknapsen zu müssen.

Eben. Und dabei ist das "Winner takes it all"-Prinzip eher hinderlich als hilfreich. Genau darauf wollte ich hinaus - und darauf, wer dieses Prinzip denn vermissen würde, wenn wir Autoren uns für ein anderes Modell stark machen würden.

 

 

Dass es inzwischen so ist, wie es ist, hängt ja mit vielen Entwicklungen in den letzten zweieinhalb bis drei Jahrzehnten zusammen, die sich in den letzten Jahren noch einmal ordentlich zugespitzt haben. Eine zu durchgestylte Buchmarkt-Industrie nach dem "Möglichst viel Umsatz mit möglichst wenig Aufwand/Titeln"-Prinzip (siehe Gleichschaltung im Titelangebot durch Buchhandelsketten sowie Zwischenhändler) lässt sich nicht mehr so einfach rückgängig machen. Immerhin reduzieren die Verlage ihren Programmumfang. Von 120.000 Neuerscheinungen (stolz verkündetet auf der Buchmesse 2012) nun auf 71.000 heruntergefahren zu sein, ist schon mal ein starkes Zeichen. Erklärt leider aber auch, weshalb so viele Autorinnen und Autoren es schwer haben, bei einem der mittleren oder großen Verlage unterzukommen. Letztendlich steht ein viel zu großes Angebot einer schrumpfenden Nachfrage gegenüber.

 

So interessant sich Timo Leibigs Blog-Artikel auch liest, so fehlt mir darin doch einiges an Realismus.

 

@Julia: Kann ich leider nur alles dick unterstreichen, was du anführst. Inzwischen haben die Verlage sich allerdings auch selbst sehr abhängig von den Spitzen-Bestenlisten gemacht, da die Midlist als finanzielles Rückgrat durch die Umsatzkonzentration auf wenig Titel weggebrochen ist. Wehe dem Verlag, dem es über längere Zeit (also über ein, zwei Jahre) nicht gelingt, wenigstens zwei, drei Titel an der Spitze zu haben. Auch deshalb wird gerne teuer eingekauft, was sich im Ausland bereits bewährt hat.

 

Liebe Grüße

Ramona

Bearbeitet von Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Alles bisher Geäußerte kann ich gut nachvollziehen und stimme zu.

 

Kompliziert ist an dem Ganzen, dass wir zwei Modelle gleichzeitig betrachten:

 

(1) Wir ärgern uns über Ungerechtigkeiten bei den Vorschüssen, also, dass dem amerikanischen Autor Summen bezahlt werden, von denen wir nur träumen können, oder dem gehypten Newcomer in einer Auktion mehr bezahlt wird als dem bewährten Hausautor.

 

Das ist oft ungerecht, und es ist völlig berechtigt, darüber den Kopf zu schütteln. Allerdings diskutieren wir über (1), als wären alle Manuskripte gleich, denn nur so lassen sich die Vorschüsse in einer spontanen Debatte vergleichen.

 

Gleichzeitig gilt aber die Binsenweisheit,

 

(2) dass Bücher je nach Schreibweise und Thema eine unterschiedlich große Anzahl von Menschen ansprechen. Vielleicht schreibt der beneidete Amerikaner eine Art Buch, die wir nicht schreiben können oder wollen? Oder mal vom anderen Ende her betrachtet: Wenn ich so literarisch kunstvoll schreiben könnte wie die Autoren, die ich manchmal gerne lese, dann müsste ich in Kauf nehmen, dass meine Vorschüsse geringer sind, weil die Bücher nur von einer begrenzten Leserschaft geliebt werden würden. Oder wenn ich skurrilere, gewagtere Themen angehe, die sich ein Mainstream-Verlag, der auf die größtmögliche Leserschaft ausgerichtet ist, nicht leisten kann, muss ich in Kauf nehmen, bei einem kleinen mutigen Verlag zu veröffentlichen, der aber auch weniger Leser erreicht und deshalb kleinere Vorschüsse zahlt.

 

Das gehört ja alles mit dazu, es fällt nur manchmal schwer, beides, (1) und (2), zugleich im Blick zu behalten.

 

Der Markt ist ungerecht, das weiß ich, ich habe mich auch schon oft genug geärgert (um mal nicht nur die Verlage anzugreifen, erwähne ich hier die Warenwirtschaftssysteme der großen Buchhandlungen, die ein neues Buch unbesehen nach den Verkaufszahlen des letzten Buchs beurteilen und so einen möglichen Erfolg abwürgen, wobei das neue Buch vielleicht zauberhaft ist und wenig mit dem alten zu tun hat).

 

Und ich weiß, oft entscheidet eine Marketingsitzung im Verlag darüber, welches Buch mehr Aufmerksamkeit bekommen wird im nächsten Halbjahr, und das kann genauso ungerecht sein.

 

In anderen Fällen aber ist es wirklich einfach nur eine Frage von Thema, Genre und momentanem Lesergeschmack. Ich versuche, es an den meisten Tagen so zu sehen. Damit geht es mir besser, und es ist keine Augenwischerei, sondern ja tatsächlich ein wichtiger Faktor. Ich merke es doch selbst: Entspricht eines meiner Bücher gerade den aktuellen Leservorlieben, wird es vom Verlag mehr geliebt, vom Vertrieb mehr verkauft, von den Buchhandlungen mehr eingekauft. Dahinter steckt keine Bosheit (auch nicht, wenn mein Buch umgekehrt gerade einmal nicht den aktuellen Leservorlieben entspricht und deshalb zögerlicher behandelt wird).

 

Ich versuche, es so zu sehen, und fahre gut damit: Die Leute im Verlag lieben Bücher so sehr wie ich, und sie versuchen, nach aktueller Marktlage das Bestmögliche aus ihrem Autorenstamm zu machen. Meine Vorschüsse schwanken, aber die Leservorlieben schwanken auch.

 

Puh, ich hoffe, ich konnte einigermaßen ausdrücken, was ich meine. Ihr habt alle recht mit dem bisher Gesagten. Ich wollte nur ergänzen: Lasst uns die Verlage (die uns das Futter zuteilen : :)) nicht als Gegner sehen, da gibt es Kräfte, denen selbst sie ausgeliefert sind.

Bearbeitet von Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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Lieber Titus,

ich verstehe sehr gut, was Du meinst. In der Tat handeln Verlage nicht aus Bosheit oder wollen den Autoren das Leben so schwer wie möglich machen. Viele Verlagsmitarbeiter leiden ja selber unter den Zwängen des Marktes (bzw. leiden diesbezüglich mit uns Autoren mit). 

Ich bin auch der Meinung, dass man Bücher/Autoren nicht komplett gleichwertig behandeln kann - ein Grund, warum ich gegenüber dem "Sozialismus"-Konzept skeptisch wäre. 

Was ich mir schlichtweg in dieser Branche wünsche, wäre mehr "Nachhaltigkeit". Dass man nämlich nicht wie ein aufgescheuchter Schmetterling über die Blumenwiese flattert auf der Suche nach der größten, schönsten Blume. Sondern auch immer mal wieder überlegt: Wie schaffe ich denn einen Nährboden, damit möglichst viele schöne Blumen wachsen und gedeihen können, diese Wiese langfristig ein Lebensraum mit einer gewissen Artenvielfalt bleibt. Ein Gänseblümchen wird nie so groß wie die Glockenblume, das ist klar. Aber wenn ich immer nur die gleiche Stelle dünge, habe ich am Ende eine einzelne Blume inmitten von Ödland, aber keine Blumenwiese mehr.

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Ich halte die Ausgangsfrage bereits wenig zielführend.

Belletristikautoren kann man nicht mit normalen Arbeitnehmern oder Selbstständigen vergleichen. Ihre Situation ähnelt eher der eines Künstlers. Am ehesten noch der eines Schauspielers, meine ich, obwohl ich auch viele Parallelitäten zu Malern und Bildhauern sehe. Die Qualität der Kunst wird nicht unbedingt honoriert. Vielleicht ist auch manches gar keine Kunst, was gut bezahlt wird. Obwohl dieser Aspekt stark davon abhängt, welcher Definition für Kunst oder Künstler ich mich anschließe.

 

Ich besitze heute noch einige wunderschöne kleine Bilder, eines Kunstprofessors aus Berlin, die absolut nichts wert sind. Aber nicht, weil sie nichts taugen, sondern nur, weil es keinen Markt dafür gibt. Und in den Kunstmarkt konnte ich einige Jahre einen guten Einblick nehmen. Das waren zwar die Siebziger, aber ich glaube nicht, dass sich da grundsätzlich viel geändert hat.

 

Ich denke, dass all diese Dinge auch für Autoren gelten, die sich selbst vielleicht gar nicht für Künstler halten. es gibt auch Gebrauchskunst und das alles ist Definitionssache.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Ich versuche, es so zu sehen, und fahre gut damit: Die Leute im Verlag lieben Bücher so sehr wie ich, und sie versuchen, nach aktueller Marktlage das Bestmögliche aus ihrem Autorenstamm zu machen. Meine Vorschüsse schwanken, aber die Leservorlieben schwanken auch.

 

Puh, ich hoffe, ich konnte einigermaßen ausdrücken, was ich meine. Ihr habt alle recht mit dem bisher Gesagten. Ich wollte nur ergänzen: Lasst uns die Verlage (die uns das Futter zuteilen : :)) nicht als Gegner sehen, da gibt es Kräfte, denen selbst sie ausgeliefert sind.

 

Ein gutes Wort, Titus. Die Menschen in den Verlagen sollte man wirklich nicht aus dem Blick verlieren. Es gibt jede Menge Lektoren oder Verlagsvertreter, denen das Herz blutet, wenn Bücher, von denen man überzeugt ist und für die man alles gegeben hat, von den Lesern nicht so angenommen werden wie erhofft. Und dann stehen die Menschen in der Branche (und deren Jobs) natürlich auch noch unter dem Druck der Warenwirtschaftssysteme … 

 

In menschlicher Hinsicht (Zusammenarbeit mit Verlagsmitarbeitern) habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. 

 

Liebe Grüße

Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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[…] Ich bin auch der Meinung, dass man Bücher/Autoren nicht komplett gleichwertig behandeln kann - ein Grund, warum ich gegenüber dem "Sozialismus"-Konzept skeptisch wäre. 

Was ich mir schlichtweg in dieser Branche wünsche, wäre mehr "Nachhaltigkeit". Dass man nämlich nicht wie ein aufgescheuchter Schmetterling über die Blumenwiese flattert auf der Suche nach der größten, schönsten Blume. Sondern auch immer mal wieder überlegt: Wie schaffe ich denn einen Nährboden, damit möglichst viele schöne Blumen wachsen und gedeihen können, diese Wiese langfristig ein Lebensraum mit einer gewissen Artenvielfalt bleibt. Ein Gänseblümchen wird nie so groß wie die Glockenblume, das ist klar. Aber wenn ich immer nur die gleiche Stelle dünge, habe ich am Ende eine einzelne Blume inmitten von Ödland, aber keine Blumenwiese mehr.

 

Gefällt mir sehr, dieses Bild. Hochgezüchtete Monokulturen mögen vorübergehend Spitzenwerte erbringen. Mit einem gesunden, soliden, nachhaltigen Wirtschaften und Gedeihen hat es allerdings nichts zu tun. Man hat bisweilen das Gefühl, es geht zu wie an der Börse.

Bearbeitet von Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Was ich mir schlichtweg in dieser Branche wünsche, wäre mehr "Nachhaltigkeit". Dass man nämlich nicht wie ein aufgescheuchter Schmetterling über die Blumenwiese flattert auf der Suche nach der größten, schönsten Blume. Sondern auch immer mal wieder überlegt: Wie schaffe ich denn einen Nährboden, damit möglichst viele schöne Blumen wachsen und gedeihen können, diese Wiese langfristig ein Lebensraum mit einer gewissen Artenvielfalt bleibt. Ein Gänseblümchen wird nie so groß wie die Glockenblume, das ist klar. Aber wenn ich immer nur die gleiche Stelle dünge, habe ich am Ende eine einzelne Blume inmitten von Ödland, aber keine Blumenwiese mehr.

 

Sehr schönes Bild, Julia! Diese Artenvielfalt wünsche ich mir als Leserin wie auch als Autorin. Dann bräuchten wir auch keine Perlentaucher und keine Denis Schecks mehr, die uns die besten Blumen pflücken. Aber es scheint eine Utopie zu sein. Bei den Bestsellern finde ich nach wie vor neben absoluten Highlights Bücher, die daneben wie Unkraut wirken. Zu viel gedüngt an der falschen Stelle ... ;)

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Ich sehe seine Rechnung kritisch. Die Tantiemen wurden schon genannt. Was mich stört, ist, dass er grundsätzlich Äpfel mit Birnen vergleicht. Vielleicht habe ich das falsch verstanden, aber er schreibt:

 

 

Bei einer Vollzeittätigkeit ergibt sich ein durchschnittlicher Monatslohn von 1620 Euro (173,33 Stunden pro Monat im Durchschnitt). Die Mitgliedschaft in der KSK wegen Kranken- und Rentenversicherungspflicht vorausgesetzt, muss ich als Verlagsautor im Jahr also 19.440 Euro Gewinn erwirtschaften, um den Mindestlohn zu bekommen

 

Eine Vollzeittätigkeit als Autor: Das sind 8 Stunden am Tag. Und wenn ich das Plotten ausklammere, würde das bedeuten, dass man als Autor acht Stunden am Tag am Manuskript arbeitet. Die Überarbeitung, das Lektorat, das Korrekturlesen der Fahnen etc. - das ist bei jedem unterschiedlich, aber wie viele Seiten würde man im Jahr tatsächlich produzieren, wenn man wirklich 8 Stunden am Tag schreiben/arbeiten würde? Wenn man von so einem Pensum ausgeht, ist es kein Problem, sich mehrere Standbeine aufzubauen, beispielsweise im Heftromansegment. Nur: Ich könnte keine 8 Stunden am Tag als Autorin arbeiten. Bei meiner Rechnung komme ich höchstens (!) auf einen Halbzeitjob.

 

 

 

Ein exklusives Coverdesign kostet schnell mal um die 3000 Euro. Wie passt das zu Vorschüssen im Bereich von 3000 bis 5000 Euro, wenn man mindestens vier Monate Schreibzeit einer Woche Designzeit gegenüberstellt?

Wie kommt er auf 3000 Euro für ein "exklusives Coverdesign"?

Und auch hier: Er spricht ausdrücklich von einer Schreibzeit. Ich kenne im Moment niemanden, der tatsächlich 8 Stunden am Tag konzentriert und produktiv schreiben kann.

 

Liebe Grüße,

Olga

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Lieber Titus,

ich verstehe sehr gut, was Du meinst. In der Tat handeln Verlage nicht aus Bosheit oder wollen den Autoren das Leben so schwer wie möglich machen. Viele Verlagsmitarbeiter leiden ja selber unter den Zwängen des Marktes (bzw. leiden diesbezüglich mit uns Autoren mit). 

Ich bin auch der Meinung, dass man Bücher/Autoren nicht komplett gleichwertig behandeln kann - ein Grund, warum ich gegenüber dem "Sozialismus"-Konzept skeptisch wäre. 

Was ich mir schlichtweg in dieser Branche wünsche, wäre mehr "Nachhaltigkeit". Dass man nämlich nicht wie ein aufgescheuchter Schmetterling über die Blumenwiese flattert auf der Suche nach der größten, schönsten Blume. Sondern auch immer mal wieder überlegt: Wie schaffe ich denn einen Nährboden, damit möglichst viele schöne Blumen wachsen und gedeihen können, diese Wiese langfristig ein Lebensraum mit einer gewissen Artenvielfalt bleibt. Ein Gänseblümchen wird nie so groß wie die Glockenblume, das ist klar. Aber wenn ich immer nur die gleiche Stelle dünge, habe ich am Ende eine einzelne Blume inmitten von Ödland, aber keine Blumenwiese mehr.

 

Dem würde ich voll und ganz zustimmen.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Dieser Zahlenjonglage kann ich auch an einigen Punkten nicht zustimmen, vor allem bei den Ausgaben.

 

Man muss das Ganze aber auch vor dem Hintergrund lesen, dass Timo Leibig zu den Amazon-Selfpublishern der ersten Stunden gehört und deshalb vermutlich ganz anderes Einkommen kennt.

Dann kann die Enttäuschung bei einem nicht allzu hohen Vorschuss schon groß sein (und der Lebensstandard als Autor auch).

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Aber es stimmt schon: Das ist alles an sich kein Autoren-Phänomen. Unter den Malern, Schauspielern und anderen Künstlergruppen gibt es auch diese gewaltigen Unterschiede, was die Einnahmen betrifft. Und ein Stück weit verbinde ich es tatsächlich auch einfach mit der Selbstständigkeit bzw. Freiberuflichkeit, dass die Einnahmen ordentlich auseinandergehen können.

~~~ Carina alias C. R. Scott ~~~

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