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Sabine

Ich-Erzähler verschweigt Wissen

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Ich bin gerade beim Plotten eines neuen Romans. Den werde ich aus der Ich-Perspektive schreiben. Der Leser bekommt also alles mit, was die Prota denkt und ausheckt. Um den Antagonisten zu überlisten, würde ich ihr aber gerne ein Ass in den Ärmel schieben, von dem der Leser nichts weiß. Das würde bedeuten, sie trifft Vorbereitungen ohne dass der Leser dabei ist und geht dem Antagonisten augenscheinlich in die Falle. Im Gegensatz zur Prota ahnt der Leser nicht, dass es eine Falle ist und denkt dann erstmal Oh nein. Dann aber zieht die Prota ihr Ass aus dem Ärmel.

 

Jetzt frage ich mich: Kommt sich der Leser hintergangen vor, wenn sie ihm ihr Wissen unterschlagen hat?

Denkt ihr, so ein Vorgehen birgt Gefahren, auf die ich achten muss? Vielleicht kennt ihr Romane/Filme, in denen das daneben ging oder auch funktionierte?

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Das ist ein durchaus üblicher Kunstgriff und hat sogar einen Namen: "unzuverlässiger Ich-Erzähler". Deine Bedenken sind aber wohl berechtigt. Ich könnte mir vorstellen, dass man dafür viel Fingerspitzengefühl braucht.  

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Ein Gedanke von mir ist, dass sie den Leser bis zu einem gewissen Punkt mitnimmt, sodass der merkt, dass sie etwas plant. Aber da das Kapitel an der Stelle endet, weiß er nicht was sie plant. Dann begleitet er sie auf dem Weg in die Falle und anhand ihrer Gedanken, dass sie den Bösen jetzt besiegen wird, nimmt der Leser an, dass dieser Weg ihr Plan ist und fühlt sich eingeweiht. Und erst nachdem die Falle zuschnappt, erfährt er, was ihr eigentlicher Plan war.

Das heißt, ich schicke den Leser lediglich in eine falsche Annahme.

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Ich würde eine Täter-Perspektive einbauen (kann selten und kurz sein), und dann das Ende halt aus Sicht des Bösen schreiben.

 

Das wird in Filmen/Serien auch so gemacht. Z.B. bei Verfolgungsjagden, wo die ganze Zeit das Opfer gezeigt wird und dann ganz am Ende der Täter und wie er das Opfer sucht und dann selbst angegriffen wird (hab ich vor Kurzem noch in irgendeiner Serie gesehen).

 

Du solltest keine Gedanken der Protagonistin verfälschen. Also der Leser muss das nachher noch mal durchgehen können, ohne Stellen zu finden, wo Gedanken stehen,

die gar nicht zum Handeln passen. Darum würde ich da am Ende bei ihrer Perspektive eher die Angst vor dem Täter o.ä. beschreiben als ihren (falschen) Plan. Das kriegt man dann trotzdem so hin, dass der Leser glaubt, ihren Plan zu kennen (ohne, dass sie den in Gedanken durchgeht) und dann durch die Augen des Täters sieht, dass er (Täter und Leser) getäuscht wurde.

 

Vielleicht hilft dir "Der siebte Tod" von Paul Cleave.

Die Konstellation ist anders. Da wird überwiegend aus Sicht des Täters geschrieben, aber auch aus Sicht der vermeintlichen Opfer.

Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, funktioniert das Wechselspiel mit den Perspektiven am Ende super.

Man denkt die ganze Zeit, eine Person ist völlig chancenlos und dann ist man am Ende durch die Täterperspektive überrascht, dass sie es doch nicht ist (u.a. weil der Täter sie völlig unterschätzt hat).

Bearbeitet von MichaelT
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Ein Gedanke von mir ist, dass sie den Leser bis zu einem gewissen Punkt mitnimmt, sodass der merkt, dass sie etwas plant. Aber da das Kapitel an der Stelle endet, weiß er nicht was sie plant. Dann begleitet er sie auf dem Weg in die Falle und anhand ihrer Gedanken, dass sie den Bösen jetzt besiegen wird, nimmt der Leser an, dass dieser Weg ihr Plan ist und fühlt sich eingeweiht. Und erst nachdem die Falle zuschnappt, erfährt er, was ihr eigentlicher Plan war.

Das heißt, ich schicke den Leser lediglich in eine falsche Annahme.

Für mich hört sich das erst einmal gut an. Ich muss nicht wissen, was sie genau geplant hat, um dann zu lesen, wie sie diesen Plan ausführt. Also quasi zweimal das Gleich lesen. Ich würde mich auch nicht betrogen fühlen, wenn ich nicht weiß, was im Kopf der Ich-Erzählerin steckt. Glaube ich zumindest. Genau könnte ich das nur nach dem Lesen des Textes sagen.

"Das Geheimnis der Baumeisterin" Aufbau 2021; "Die Maitresse", Aufbau 2020; "Das Erbe der Porzellanmalerin", Aufbau 2019; "Das Geheimnis der Zuckerbäckerin", Aufbau 2018; "Das Geheimnis der Porzellanmalerin" Aufbau 2017; "Der Duft des Teufels" Aufbau 2017; "Luther und der Pesttote" Aufbau 2016; "Die Tochter von Rungholt" Aufbau 2014
http://www.bjasmund.de

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Ich möchte die Gedanken der Prota auf keinen Fall verfälschen, das wäre wirklich Betrug. Ich dachte mehr an gutes Zureden, dass sie z.B. denkt "Ich werde es schaffen. Ich weiß, was ich tue." Angenommen der Weg in die Falle ist ein nicht ungefährlicher Tunnel, an dessen Ende sich angeblich die Freiheit befindet, dann meint der Leser, ihre Gedanken beziehen sich auf den Tunnel. Erst später, wenn sich herausstellt, dass die Prota wusste, dass sich am Ende nicht die Freiheit, sondern der Bösewicht befindet und sie ihn überlistet, bekommen ihre Gedanken eine andere Bedeutung.

Das mit der Angst vor dem Täter ist auch eine gute Möglichkeit, ihre Gedanken zu füllen.

 

Aber damit der Leser nicht sauer ist, muss ich wahrscheinlich schon viel früher ansetzen. Nämlich dort, wo die Prota das Wissen erlangt, dass der Bösewicht sie in eine Falle locken will. Er muss vielleicht etwas gesagt haben, was der Leser erstmal nicht überreißt, die Prota aber schon. Wenn sie ihr Ass aus dem Ärmel zieht, lässt sie den Bösewicht wissen, wo er den Fehler begangen hat und der Leser muss sich denken, stimmt, das hätte ich eigentlich auch bemerken müssen. Dann freut er sich über den Aha-Moment und nimmt ihr ihre Verschwiegenheit nicht übel. Könnte ich mir zumindest vorstellen. Wird zwar schwierig, aber machbar ist es.

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Das kommt mir jetzt fast so vor wie einer der Fälle, wo es wichtig wird, wem und warum der Ich-Erzähler seine Geschichte überhaupt erzählt. Aus diesem Verhältnis ergibt sich das Motiv, warum er das entscheidende Moment – das Trumpf-As – nicht erwähnt.

 

 

Warum und wem die Geschichte erzählt wird, das kann sich am Ende in der Auflösung zeigen. Von Agatha Christie gibt es so etwas: Ein Ich erzählt von einem Mord, die Suche nach dem Mörder beginnt – am ende war es der Ich-Erzähler selbst. Seine Geschichte ist eine Art Beichte, die er vor seinem Selbstmord an die Welt verfasst.

 

Man kann aber auch schon am Anfang zumindest klarstellen, wer da wem erzählt. Etwa eine Mutter ihrem Kind, eine Frau dem Geliebten etc. – irgendjemandem, den es zu schonen gilt, dem man bestimmte Dinge nicht zumuten kann. Ich erinnere mich an eine amerikanische Liebesgeschichte in Briefform: Ein Modemacher schreibt der geschiedenen Frau seines Freundes, wie der Abend mit ihm und seiner neuen Frau verlief. Der Modemacher bewundert die geschiedene Frau, eine berühmte Schauspielerin, die sein Modelabel erst bekannt gemacht hat, über die Maßen. In dem Brief liegt ihm viel daran, diese Frau zu beschwichtigen: Ihr Ex sei unglücklich, die Neue ein unmöglicher Trampel, betont er mehrfach. Immer mehr kommt aber während des Schreibens heraus, dass diese neue Ehe sehr glücklich wirkt und am Ende kann sich der Schreiber nicht mehr zurückhalten – letztlich geht es ihm ja nur um sich selbst, also muss er die Neuigkeit los werden: Er wird eine Babykollektion entwerfen. Warum? Na ja, die Inspiration kam durch die neue Frau, die schwanger ist. Die Pointe ist hier sehr gelungen und obwohl in dem Brief ja nur der Exmann und seine Neue beschrieben werden, kommen der Charakter des schreibenden Modezars wie auch der seiner Adressatin hervorragend zum Vorschein.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Das ist ein interessanter Gedanke, Angelika. Als ich überlegt hatte, den Roman diesmal im Präteritum zu schreiben, kam mir kurzzeitig tatsächlich in den Sinn, dass meine Prota die Geschichte jemandem erzählen könnte. Ich dachte dabei an den Film „Der unsichtbare Gast“, der mich dahingehend sehr fasziniert hat.

Wegen einiger Wendungen in der Handlung, habe ich mich aber dann doch dazu entschieden, die Prota zum Stellvertreter des Lesers zu machen. Sie geht also mit dem gleichen Wissen in die Story wie der Leser und erlebt die Wendungen zusammen mit dem Leser.

Ist halt jetzt die Frage, ob diese eine kleine Szene, wo sie dem Leser etwas verschweigt, diese Bindung bricht. Oder ob ich es so hinbekommen kann, dass der Leser ein Auge zudrückt.

Bearbeitet von Sabine
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Ich erinnere mich an einen Roman von Agatha Christie, wo der Ich-Erzähler sich am Ende als Mörder entpuppt: Perfektes Beispiel dafür, dass man es machen kann – wenn man es kann …  ;D

 

Auch die Hälfte aller Romane von Alistair MacLean (mein großes Vorbild in meinen Teenagerjahren) ist aus der Ich-Perspektive erzählt, und auch da zieht der Erzähler jeweils am Ende immer noch effektvoll einen Trumpf aus dem Ärmel. MacLean konzentriert sich in seiner Schilderung sehr auf die Handlungen und Beobachtungen, lässt die Gedanken oft unerwähnt, sodass man sie sich dazudenkt – und dabei dann eben falsch liegt, wie man später feststellt, wenn es statt "Zick" nach "Zack" geht. Wobei – manchmal reicht auch ein eher platter Hinweis wie: "Jetzt wusste ich, was ich tun würde." Punkt. Neues Kapitel. – Und man fragt sich als Leser, "hmm, was hat er vor? Ich hab KEINE Ahnung …" und liest gespannt weiter.

 

Allgemein glaube ich, dass es verzeihlicher ist, wenn der Protagonist bei seinen Schilderungen eine Schlussfolgerung oder einen Plan verschweigt (denn die Schlussfolgerung könnte der Leser ja selber ziehen, den Plan sich selber ausdenken), als eine Beobachtung. Am Schluss zu kommen mit "ach, übrigens war mir da und da aufgefallen, dass X ein Linkshänder war und deswegen nicht der Mörder sein konnte, also blieb nur Y" wäre Betrug – irgendwann (in einem gaaanz anderen Zusammenhang) die Beobachtung einzuflechten, dass X Linkshänder ist, und dann am Schluss mit dieser Folgerung zu argumentieren würde man dagegen als brillant goutieren ("dass ich da nicht selber draufgekommen bin!").

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Allgemein glaube ich, dass es verzeihlicher ist, wenn der Protagonist bei seinen Schilderungen eine Schlussfolgerung oder einen Plan verschweigt (denn die Schlussfolgerung könnte der Leser ja selber ziehen, den Plan sich selber ausdenken), als eine Beobachtung. Am Schluss zu kommen mit "ach, übrigens war mir da und da aufgefallen, dass X ein Linkshänder war und deswegen nicht der Mörder sein konnte, also blieb nur Y" wäre Betrug – irgendwann (in einem gaaanz anderen Zusammenhang) die Beobachtung einzuflechten, dass X Linkshänder ist, und dann am Schluss mit dieser Folgerung zu argumentieren würde man dagegen als brillant goutieren ("dass ich da nicht selber draufgekommen bin!").

Du meinst, wenn der Protagonist das mit dem Linkshänder mehr oder weniger aus dem Hut zaubert und der Leser keine Chance hatte, das zu wissen, oder? Wenn aber eine Nebenfigur irgendwann im Roman erwähnen würde, dass X Linkshänder ist, dann ist es kein Betrug, wenn die Prota das als Erklärung angibt. Dann denkt sich der Leser, ach stimmt.

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Liebe Sabine,

 

ich mache das auch so :)

Die LeserInnen sind bei mir nie rund um die Uhr im Kopf der Protagonistin, *natürlich* denkt die auch noch mehr, wenn die LeserInnen gerade mal nicht da sind.

Wichtig dabei finde ich es, dass das Ass nicht vollkommen ohne jeden Bezug zuvor im Text aus dem Ärmel gezogen wird. Wir müssen nicht dabei zusehen, wie sie das Ass im Ärmel platziert. Aber es sollte mal (unauffällig) darauf hingewiesen werden - ggf lange zuvor, sodass die LeserInnen es vergessen. Am besten sind Lösungen, auf die die LeserInnen hätten kommen *können*.

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Sebastian Niedlich

Was Michael oben sagt, würde ich auch nicht machen, aber den Kniff: "Ich hatte alles geplant, aber eine Sache war noch zu erledigen ..." und dann das Kapitel zu beenden, finde ich okay. Der Leser WEISS, dass da noch etwas läuft, aber nicht genau was. Zumindest ist er dann am Schluss nicht völlig überrumpelt. Also dem Publikum zu sagen: "Ihr lest zwar fast alles, was der Protagonist denkt, aber eben nicht alles", ist etwas anderes, als ihm vorzugaukeln, es würde alles wissen.

 

Insofern auch von mir: Yup. Das wird schon.

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Ich fände gut, dass, wenn das Ass im Ärmel zum ersten Mal in den Gedanken der Protagonistin auftaucht, es erstens mit Gedanken/Worten beschrieben wird, die sich genauso gut auch auf eine andere Situation anwenden ließen, und zweitens diese andere Situation sofort im Kopf der LeserInnen aufgebaut wird - notfalls über irgendeine belanglose Erinnerung an irgendwas - damit die LeserInnen von selbst die falschen Schlüsse ziehen.

Beispielsweise betrachtet jemand das Foto seines Vaters - wo der lässig seinen Lieblings-Golfschläger über der Schulter trägt und siegessicher in die Kamera grinst - und weiß: Gleich ist es für ihn selbst soweit. Er fühlt mit klopfendem Herzen das glatte, kühle Metall in seiner Hand und denkt voller Verachtung, dass der Vater ja eigentlich nur ein einziges Mal ein Mitteklasse-Golfturnier gewonnen hat, ein paar wenige Tage Stadtgespräch und Nummer eins war und seither den Sohn aber jeden Tag beim Golftraining zu Höchstleistungen angetrieben und ihm damit das Leben zur Hölle gemacht hat, damit der Familienname nochmal ein bisschen zu Ruhm kommt. Okay, diese Berühmtheit wird er, der Sohn, ihm jetzt bieten, und damit wird er nicht nur im Tagesanzeiger stehen! Und er wird eine genauso ruhige Hand haben wie der Vater, schließlich hat er lange genug dafür geübt! Er hört das aufgeregte Stimmengewirr draußen, er weiß, dass sie darauf warten, dass er jetzt endlich rauskommt. Und dann geht er raus ...

... und schießt seinen Lehrer und die Mitschüler über den Haufen. Und man dachte die ganze Zeit, dass er einen Golfschläger in der Hand hätte und sich mental auf ein Spiel vorbereitet. So in der Art. Nicht so plump natürlich wie in meinem Beispiel ... ;)

Bearbeitet von KerstinH
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Da fällt mir spontan der Film "Die üblichen Verdächtigen" ein.

Der Plott ist genial.

Das Beste beim Diktieren ist, dass man Worte verwenden kann, von denen man keine Ahnung hat, wie sie geschrieben werden.

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Das wäre natürlich eine perfekte Irreleitung, Kerstin. Mal sehen, ob ich diesen Mechanismus irgendwie nutzen kann. Danke!

 

Den Plot von „Die üblichen Verdächtigen“ finde ich auch genial, aber er gehört zu denen, wo der Protagonist von Anfang an den zentralen Knackpunkt verschweigt. Das wäre bei mir ja nicht so.

Bearbeitet von Sabine
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Die Vorschläge der anderen mit dem Cliffhanger finde ich auch gut und habe ich so gelesen. Wichtig finde ich auch, dass danach etwas Spannendes stattfindet, was von dem Plan (dessen Auflösung die LeserIn nicht erfährt) ablenkt. Dann hat man keine Zeit, darüber nachzudenken, wie der Plan aussehen wird, sondern kümmert sich gedanklich um die neuen Infos/Action.

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Ich hatte das am Anfang so verstanden, dass der Leser überrascht werden soll von der Aktion der Protagonistin, weil er erst gedacht hat, sie geht dem Bösen in die Falle.

Wenn da aber so ein Cliffhanger ist, erwarte ich als Leser schon, dass da jetzt eine ganz raffinierte Aktion kommt.

Die Überraschung funktioniert m.E. am besten ohne den Cliffhanger, sondern wenn der Leser wirklich zusammen mit dem Antagonisten überrascht wird.

Bearbeitet von MichaelT
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Die Vorschläge der anderen mit dem Cliffhanger finde ich auch gut und habe ich so gelesen. Wichtig finde ich auch, dass danach etwas Spannendes stattfindet, was von dem Plan (dessen Auflösung die LeserIn nicht erfährt) ablenkt. Dann hat man keine Zeit, darüber nachzudenken, wie der Plan aussehen wird, sondern kümmert sich gedanklich um die neuen Infos/Action.

 

Ablenken, genau! So habe ich es in meinem Thriller "Talmi" gemacht. Bei meinem "unzuverlässigen" Icherzähler handelt es sich um einen Polizeipsychologen, der mitunter zu komplizierten Voruntersuchungen herangezogen wird. Bereits in Teil 1 gibt es einige wenige Andeutungen von ihm, eher unterschwellige bis rätselhafte Bemerkungen, die man aber schnell überliest.

Im 2. Teil zieht er sich – sein Chef macht Druck – aus dem Geschehen zurück, er befragt die verdächtigen Personen, lässt sie dabei selbst zu Wort kommen (die große Ablenkung!).

Erst im 3. Teil muss er zwangsläufig Farbe bekennen: "Das Spiel ist aus? Alors, ein nervöses inneres Lachen hatte mich bereits ... gewarnt."

 

Die unterschwelligen Bemerkungen dürfen natürlich nicht inflationär eingesetzt werden. Hier und da ein kleiner Nadelstich genügt völlig, um den Leser in die Irre zu führen.

 

Viel Erfolg, Sabine!

 

LG

Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Liebe Sabine,

das Buch "Am Tag davor" von Sorj Chalandon (ein aktueller Bestseller) hat einen Icherzähler, der genau einen entscheidenden Punkt verschweigt. Ist ganz toll gemacht und ein sehr spannendes Buch. Vielleicht auch was für dich?

 

Liebe Grüße

Lisa

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Sebastian Niedlich

Ich hatte das am Anfang so verstanden, dass der Leser überrascht werden soll von der Aktion der Protagonistin, weil er erst gedacht hat, sie geht dem Bösen in die Falle.

Wenn da aber so ein Cliffhanger ist, erwarte ich als Leser schon, dass da jetzt eine ganz raffinierte Aktion kommt.

Die Überraschung funktioniert m.E. am besten ohne den Cliffhanger, sondern wenn der Leser wirklich zusammen mit dem Antagonisten überrascht wird.

 

Ja, im Endeffekt muss natürlich etwas kommen, was den Leser dann auch überzeugt, aber ohne Cliffhänger oder vage Andeutungen würde ich nicht arbeiten, weil sich dann der Leser verarscht vorkommt.

 

"Die üblichen Verdächtigen" wurde hier schon angesprochen, aber ich denke, dass für Sabine vielleicht eher die "Ocean's 11"-Filmreihe als Orientierung passt. Dort sehen wir z.B. wie die Gruppe den Überfall plant und z.T. sehen wir Dinge, von denen wir nicht genau wissen, wie sie eigentlich dazu passen. Am Ende, wenn der "Heist" stattfindet, sehen wir eine Version der Geschichte, wohingegen ganz am Ende der Story herauskommt, was wirklich geschah und dabei dann auch klar wird, was die ganzen kleinen Dinge, die wir nicht richtig einordnen konnten, zu bedeuten hatten. Es wurde im Grunde nichts verheimlicht oder nur vage angedeutet, aber der Leser bzw. Zuschauer wird nicht in jedes Detail eingeweiht. Das ist es, um was es Sabine geht, denke ich.

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Ablenkung finde ich auch sehr wichtig und ja, stimmt schon, im Grunde brauche ich nur die Wahrnehmung der Prota beschreiben, statt sie an das denken zu lassen, was sein könnte oder noch kommen wird. Ich möchte den Leser auf jeden Fall im Glauben lassen, er wüsste, was der Plan meiner Prota ist. Das gelingt am Besten, wenn ich ihn in dieser Annahme lasse, indem ich nur das beschreibe, was meine Prota gerade tut.

 

Wie genau ich alles machen werde, weiß ich noch nicht, aber mir ging es erstmal darum, ob meine Prota den Leser überraschen darf, ohne dass der ihr sauer ist, weil sie ihm nicht Bescheid gegeben hat. Hierfür habt ihr mir sehr viele wichtige Anhaltspunkte gegeben, die ich auf jeden Fall beachten werde.

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"Die üblichen Verdächtigen" wurde hier schon angesprochen, aber ich denke, dass für Sabine vielleicht eher die "Ocean's 11"-Filmreihe als Orientierung passt. Dort sehen wir z.B. wie die Gruppe den Überfall plant und z.T. sehen wir Dinge, von denen wir nicht genau wissen, wie sie eigentlich dazu passen. Am Ende, wenn der "Heist" stattfindet, sehen wir eine Version der Geschichte, wohingegen ganz am Ende der Story herauskommt, was wirklich geschah und dabei dann auch klar wird, was die ganzen kleinen Dinge, die wir nicht richtig einordnen konnten, zu bedeuten hatten. Es wurde im Grunde nichts verheimlicht oder nur vage angedeutet, aber der Leser bzw. Zuschauer wird nicht in jedes Detail eingeweiht. Das ist es, um was es Sabine geht, denke ich.

 

 

Stimmt, Ocean's eleven arbeitet auch mit diesem Kniff. Vielleicht sollte ich mir den Film nochmal ansehen.

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Liebe Sabine,

das Buch "Am Tag davor" von Sorj Chalandon (ein aktueller Bestseller) hat einen Icherzähler, der genau einen entscheidenden Punkt verschweigt. Ist ganz toll gemacht und ein sehr spannendes Buch. Vielleicht auch was für dich?

 

Liebe Grüße

Lisa

Das schaue ich mir auch gleich mal an. Danke!

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