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Michael Beisteiner

Handke? Kann das sein?

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Kommt es nur bei mir so an, oder sind es für euch tatsächlich zwei Kategorien von Menschen?

Die einen dürfen poltern und beleidigen und provozieren und wenn sie damit anecken, sind die Kritiker die Beinpinkler und die Bösen.

Die anderen dürfen ihren Gefühlen keinen Ausdruck verleihen und müssen intellektuell objektiv bleiben, denn sie sind nicht "groß" genug, um in der Öffentlichkeit kritisch über die oberen reden zu können.

 

Also das ist, was ich empfange. 

Ist es also davon abhängig wie "groß" ein Mensch als Literat ist, um das Recht auf freie Meinungsäußerung mit der gleichen Brandbreite ausüben zu dürfen wie ein "großer" Literat?

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Michael Beisteiner

Kommt es nur bei mir so an, oder sind es für euch tatsächlich zwei Kategorien von Menschen?

Die einen dürfen poltern und beleidigen und provozieren und wenn sie damit anecken, sind die Kritiker die Beinpinkler und die Bösen.

Die anderen dürfen ihren Gefühlen keinen Ausdruck verleihen und müssen intellektuell objektiv bleiben, denn sie sind nicht "groß" genug, um in der Öffentlichkeit kritisch über die oberen reden zu können.

 

Also das ist, was ich empfange. 

Ist es also davon abhängig wie "groß" ein Mensch als Literat ist, um das Recht auf freie Meinungsäußerung mit der gleichen Brandbreite ausüben zu dürfen wie ein "großer" Literat?

Ob Handke poltert oder nicht ist seine Sache. (Zudem kommts drauf an, wo und warum man schärfere Töne anschlägt.) Mir gehts nur darum, dass ihm schwere Vorwürfe gemacht werden, die sich als falsch herausstellen.

 

Grundsätzlich ist das aber sicher ein gesellsch. Phänomen, je berühmter, desto mehr geht durch. Man sollte jeden Text so lesen, als käme er von einem berühmten Schriftsteller, denk ich mir regelmäßig.

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

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"Poltern" ist für mich überhaupt nicht der Punkt. Mir ging (und geht) es um den Inhalt dieser Mehrfachkontroversen:

 

Ein deutschsprachiger Schriftsteller bereist nach dem Bosnienkrieg Serbien und berichtet darüber – mit deutlicher Absage an alle feststehenden Urteile über die Serben als die Bösen.Es folgt in der entsprechend gestimmten Öffentlichkeit erwartbares Gemurmel. Jahre später erhält dieser Schriftsteller aus Schweden den Nobelpreis. Für sein Gesamtwerk, versteht sich, nicht für die Serbienreise.

 

Im gleichen Jahr erscheint von einem anderen deutschsprachigen Schriftsteller ein sehr schönes Buch, das unter anderem den Krieg in Bosnien thematisiert. Es gibt keine Schuldzuweisungen an eine Nation. Wohl aber an den Nationalismus (der in Kriegen ja immer und auf allen Seiten zu finden ist.). Dieser Roman erhält in Frankfurt einen Preis, der nicht ganz so riesig ist wie der aus Schweden, aber doch auch sehr renommiert. Der Schriftsteller freut sich sichtlich, jeder mag ihn in diesem Moment (also ich auch noch), dann geht er ins Mikro und feuert gegen den anderen, der angeblich die bosnische Seite im Bürgerkrieg ignoriert hätte. Fand ich sehr schade.  

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Michael Beisteiner

https://www.sueddeutsche.de/kultur/peter-handke-gerechtigkeit-fuer-serbien-reisereportage-reisebericht-1.4647433

 

... hab nun "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" gelesen.

 

Anfänglich liest der Text sich eher als Medienkritik. (Würde dazu gerne ein paar Passagen posten, denke aber es könnte Probleme mit der Urheberschaft geben. Wen es interessiert, der möge nachlesen.) Der Text entwickelt sich mehr und mehr zu einem reinen Reisebericht, immer mehr unpolitisch und subjektiv.

 

Handke aufgrund dieses Textes Unterstützung etc. von Kriegsverbrechern vorzuwerfen, oder Beleidigung von Opfern, kann ich daher nur als mutwillig, böswillig, propagandistisch einstufen.

 

Nur eins könnte ich ihm vorwerfen, wenn ich wollte, und was ich täte, wenn es nicht Geschmackssache wäre: Die streckenweise Langatmigkeit. Mir sind nun mal knappe, klare, unverschachtelte Sätze lieber. Aber darum gehts auch gar nicht. 

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... hab nun "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" gelesen.

 

Anfänglich liest der Text sich eher als Medienkritik. (Würde dazu gerne ein paar Passagen posten, denke aber es könnte Probleme mit der Urheberschaft geben. Wen es interessiert, der möge nachlesen.) Der Text entwickelt sich mehr und mehr zu einem reinen Reisebericht, immer mehr unpolitisch und subjektiv.

 

Handke aufgrund dieses Textes Unterstützung etc. von Kriegsverbrechern vorzuwerfen, oder Beleidigung von Opfern, kann ich daher nur als mutwillig, böswillig, propagandistisch einstufen.

 

Nur eins könnte ich ihm vorwerfen, wenn ich wollte, und was ich täte, wenn es nicht Geschmackssache wäre: Die streckenweise Langatmigkeit. Mir sind nun mal knappe, klare, unverschachtelte Sätze lieber. Aber darum gehts auch gar nicht. 

 

Habe jetzt auch mal einige Passagen des Textes gelesen und stimme dir und Andreas voll zu. Im Gegenteil, Handke versucht darin ja gerade hinter den Medienberichterstattungen sich selbst ein Bild von dem Land zu machen (und antizipiert dabei die Kritik).

 

Diese verschachtelten Sätze mit teilweise eigenwilligen Konstruktionen ist mir schon bei einem früheren Werk von ihm aufgefallen. Wurde in den 70er bis 90er Jahren häufig gemacht. Mir ist noch eingefallen, dass es in jener Zeit auch darum ging, dass Künstler, Wissenschaftler und auch Schriftsteller wertneutral zu sein, d. h. sich jeder politischen Stellungnahme zu enthalten hatten. Was ihnen bei den Studenten den Begriff "Fachidioten" einbrachte. Siehe auch Heinrich Böll u. a., die sich in große Fettnäpfchen gesetzt hatten.

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... hab nun "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" gelesen.

 

Anfänglich liest der Text sich eher als Medienkritik. (Würde dazu gerne ein paar Passagen posten, denke aber es könnte Probleme mit der Urheberschaft geben. Wen es interessiert, der möge nachlesen.) Der Text entwickelt sich mehr und mehr zu einem reinen Reisebericht, immer mehr unpolitisch und subjektiv.

 

Handke aufgrund dieses Textes Unterstützung etc. von Kriegsverbrechern vorzuwerfen, oder Beleidigung von Opfern, kann ich daher nur als mutwillig, böswillig, propagandistisch einstufen.

 

Nur eins könnte ich ihm vorwerfen, wenn ich wollte, und was ich täte, wenn es nicht Geschmackssache wäre: Die streckenweise Langatmigkeit. Mir sind nun mal knappe, klare, unverschachtelte Sätze lieber. Aber darum gehts auch gar nicht. 

 

Habe jetzt auch mal einige Passagen des Textes gelesen und stimme dir und Andreas voll zu. Im Gegenteil, Handke versucht darin ja gerade hinter den Medienberichterstattungen sich selbst ein Bild von dem Land zu machen (und antizipiert dabei die Kritik).

 

Diese verschachtelten Sätze mit teilweise eigenwilligen Konstruktionen ist mir schon bei einem früheren Werk von ihm aufgefallen. Wurde in den 70er bis 90er Jahren häufig gemacht. Mir ist noch eingefallen, dass es in jener Zeit auch darum ging, dass Künstler, Wissenschaftler und auch Schriftsteller wertneutral zu sein, d. h. sich jeder politischen Stellungnahme zu enthalten hatten. Was ihnen bei den Studenten den Begriff "Fachidioten" einbrachte. Siehe auch Heinrich Böll u. a., die sich in große Fettnäpfchen gesetzt hatten.

 

Die Risikobereitschaft sich ev. in große Fettnäpfchen zu setzen, macht Größe wohl auch mit aus.

 

Ja, das stimmt wohl, dass es zu einer gewissen Zeit modern war Gedanken in Sätzen aufzustapeln und zu verschachteln/verwinkeln. Aber kristallklare, stilistisch ausgefeilte Prosa wirkt auf mich offener, nackter, verletzlicher. Sie kommt näher an den Leser heran. Was aber wiederum nicht bedeuten soll, dass bei dieser Variante der Interpretationsspielraum enger wird. Ich bin einfach Anhänger der Kunst, Komplexes in knapper Klarheit erscheinen zu lassen, ohne ihm dabei die Tiefe zu nehmen. Gerade in unserer Zeit halte ich das für wichtig.

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

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Es ist richtig, dass kristallklare, stilistisch ausgefeilte Prosa näher an den Leser herankommt. Und ich bin nicht erst seit heute eine Freundin derselben.

 

Was du über die Größe von Personen sagst, die das Treten in große Fettnäpfchen riskieren: In dem von Ramona verlinkten Artikel (Nachlese der Frankfurter Buchmesse) heißt es, die Entscheidung des Nobelpreiskomitees sei begründet und nachvollziehbar, aber falsch. Heutzutage könne man Werk und Leben eines Autors nicht mehr trennen. Meiner Ansicht nach konnte man das noch nie. Und ich bin nach wie vor der Ansicht, dass ein Buchpreisträger einen anderen nicht öffentlich an den Pranger stellen sollte. Das ist Aufgabe von anderen.

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Michael Beisteiner

Es ist richtig, dass kristallklare, stilistisch ausgefeilte Prosa näher an den Leser herankommt. Und ich bin nicht erst seit heute eine Freundin derselben.

 

Was du über die Größe von Personen sagst, die das Treten in große Fettnäpfchen riskieren: In dem von Ramona verlinkten Artikel (Nachlese der Frankfurter Buchmesse) heißt es, die Entscheidung des Nobelpreiskomitees sei begründet und nachvollziehbar, aber falsch. Heutzutage könne man Werk und Leben eines Autors nicht mehr trennen. Meiner Ansicht nach konnte man das noch nie. Und ich bin nach wie vor der Ansicht, dass ein Buchpreisträger einen anderen nicht öffentlich an den Pranger stellen sollte. Das ist Aufgabe von anderen.

Ich finde schon man kann Autor und Werk trennen, vielleicht nicht in jedem Fall, kommt aufs Werk an, aber grundsätzlich: warum nicht? Wozu man das tun sollte, weiß ich auch nicht. Es wird bestimmt immer so sein, dass die Vergabe des Nobelpreises an jeweilige Personen einige erfreut und andere erzürnt. Das liegt eher in der Natur der Sache. 

 

Wo Stanisic seine Äußerungen macht, ist mir weniger wichtig, ob nun bei einer Buchpreisverleihung, einem Interview, daheim, oder in einem Lokal, das ist seine Sache. Warum er das tut, interessiert mich. Er wirft Handke vor, die Gräueltaten einiger Milizen nicht anzuerkennen. Ich wüsste nicht, warum Stanisic (wenn nicht aus propagandistischen Gründen) so was erfinden sollte, Gräueltaten. Noch dazu, wo er zu der Zeit in Bosnien gelebt hat. Aber das bringt mich wieder zur Fehlbarkeit Handkes, er muss sich irren, verrennen dürfen, solange sein Ziel eine Gerechtigkeit ist. Er streitet ja nirgends Taten wider Wissen oder Beweis ab, sondern versucht andere Wege als die breite Masse zu beschreiten. Solange seine Hauptrichtung (zum Ziel Gerechtigkeit für alle, eben auch für Serbien) stimmt, muss der Mensch sich, auf dem Weg zu diesem Ziel, in einzelnen Verästelungen verirren dürfen.    

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Du meinst also, der Zweck heilige die Mittel, Michael?

Nun, da bin ich nicht ganz bei dir, und erst recht nicht bei Handke. Wenn er wirklich für Gerechtigkeit für das serbische Volk einstehen möchte, sollte er meiner Meinung nach nicht so selbstgerecht, mimosenhaft und exzentrisch agieren. Das tut er nämlich reichlich, bis heute, und tut dadurch weder sich selbst noch den Serben einen Gefallen. Stattdessen verlagert er die Diskussion auf seine eigene Person, auf sein Verhalten, auf sein Ego. Wer provoziert, wie er es tut, lenkt die Aufmerksamkeit auf die Provokation und nicht auf die Sache, um die es scheinbar geht. Gehen sollte.

Mich ärgert sein Verhalten. Gerade hat er erneut ein Interwiew (mit dem Kulturchef der österreichischen Nachrichtenagentur APA) abgebrochen, weil dieser die falsche Frage gestellt hat. Wieder einmal hat er es verpasst, auf angemessene Weise für die Sache der Serben zu werben. Wenn es ihm wirklich darum ginge, stellte er seine Empfindlichkeiten hinten an und nutzte die Gelegenheit, sein Wissen und seine Erfahrung nachvollziehbar mitzuteilen.

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Schwierig. Irgendwie beißt sich die Maus in den Schwanz, und man könnte endlos weiterdiskutieren, oder auch nicht.

 

@Michael: Du sagst einerseits, man könne durchaus Werk und Leben eines Autors trennen. Es komm wohl immer auf die Intention

des Betrachters an. Und du wollest lieber wissen, warum Stanisic diese Äußerung gemacht hat als dass er sie gemacht hat. Es kommt einfach so rüber: Handke hätte den Nobelpreis nicht verdient. Und du sagst, alle, deren Nobelpreisverleihung umstritten ist, hätten das Recht, irren und wirren zu dürfen.

 

@Karin: Sympathisch sind mir die Auftritte ebenfalls nicht, waren es schon bei der "Publikumsbeschimpfung" nicht. Kürzlich las ich, er hätte bei einer Lesung, in der ein Zuhörer etwas kritisierte, gesagt: "Ihre Befindlichkeiten gehen mir am Arsch vorbei!" Aber für diese rüden Auftritte hat er ja den Nobelpreis nicht bekommen. Ich denke, dass es bei jedem Nobelpreisträger egal welcher Art etwas auszugraben gibt, wenn denn jemand graben will.

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Über seine literarischen Fähigkeiten kann und will ich nicht urteilen, es wäre keinesfalls objektiv, weil mir unabhängig von seiner Person seine Art zu schreiben schlicht und einfach zu opulent ist. Dafür sind die Juroren und Jurorinnen des Nobelpreises besser geeignet.

Mir ging es im letzten Post nur um Handkes meiner Ansicht nach völlig misslungenes Engagement für Gerechtigkeit dem serbischen Volk gegenüber. Mein Eindruck war und bleibt, dass es ihm hauptsächlich um Selbstdarstellung geht. Und auch dieser Eindruck ist subjektiv.

 

Wenn sich jemand für eine gerechte Sache einsetzt, hat er oder sie den größten Effekt, wenn die Sache vor der Person steht und nicht umgekehrt. Er lenkt jedoch die Aufmerksamkeit ständig auf seine Person, statt auf das, wofür er sich angeblich engagiert.

Bearbeitet von KarinKoch
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Michael Beisteiner

Du meinst also, der Zweck heilige die Mittel, Michael?

Nun, da bin ich nicht ganz bei dir, und erst recht nicht bei Handke. Wenn er wirklich für Gerechtigkeit für das serbische Volk einstehen möchte, sollte er meiner Meinung nach nicht so selbstgerecht, mimosenhaft und exzentrisch agieren. Das tut er nämlich reichlich, bis heute, und tut dadurch weder sich selbst noch den Serben einen Gefallen. Stattdessen verlagert er die Diskussion auf seine eigene Person, auf sein Verhalten, auf sein Ego. Wer provoziert, wie er es tut, lenkt die Aufmerksamkeit auf die Provokation und nicht auf die Sache, um die es scheinbar geht. Gehen sollte.

Mich ärgert sein Verhalten. Gerade hat er erneut ein Interwiew (mit dem Kulturchef der österreichischen Nachrichtenagentur APA) abgebrochen, weil dieser die falsche Frage gestellt hat. Wieder einmal hat er es verpasst, auf angemessene Weise für die Sache der Serben zu werben. Wenn es ihm wirklich darum ginge, stellte er seine Empfindlichkeiten hinten an und nutzte die Gelegenheit, sein Wissen und seine Erfahrung nachvollziehbar mitzuteilen.

 

Schwierig. Irgendwie beißt sich die Maus in den Schwanz, und man könnte endlos weiterdiskutieren, oder auch nicht.

 

@Michael: Du sagst einerseits, man könne durchaus Werk und Leben eines Autors trennen. Es komm wohl immer auf die Intention

des Betrachters an. Und du wollest lieber wissen, warum Stanisic diese Äußerung gemacht hat als dass er sie gemacht hat. Es kommt einfach so rüber: Handke hätte den Nobelpreis nicht verdient. Und du sagst, alle, deren Nobelpreisverleihung umstritten ist, hätten das Recht, irren und wirren zu dürfen.

 

@Karin: Sympathisch sind mir die Auftritte ebenfalls nicht, waren es schon bei der "Publikumsbeschimpfung" nicht. Kürzlich las ich, er hätte bei einer Lesung, in der ein Zuhörer etwas kritisierte, gesagt: "Ihre Befindlichkeiten gehen mir am Arsch vorbei!" Aber für diese rüden Auftritte hat er ja den Nobelpreis nicht bekommen. Ich denke, dass es bei jedem Nobelpreisträger egal welcher Art etwas auszugraben gibt, wenn denn jemand graben will.

Was ich sagen will: Wie, wann und wo ein Autor seine Äußerungen macht, ist mir gleichgültig. Mir geht es nur darum: den Inhalt dieser. Ich will keine Moralpolizei spielen (und Euch nicht unterstellen Ihr würdet es wollen). Mir geht es nur um eine einzige Sache: Ein Autor wagt es die Medienberichterstattung zu einem Krieg als zu einseitig zu kritisieren. Was folgt: Eine umfassende, öffentliche Denunziation dieses Autors. (Wie er darauf reagiert, seine Sache, das will ich nicht diskutieren.) Passieren dem Autor dann bei der Verteidigung seines Standpunktes, bei der Aufarbeitung und Klarstellung seines Anliegens, Fehler, die er noch dazu letztlich (siehe Suhrkamp-Papier) eingesteht, bzw. erläutert, dass er niemand beleidigen wollte, oder sogar Verbrechen leugnen, sehe ich ihm das nach – solange ich erkenne, dass er im Sinn der Gerechtigkeit handelt. Es geht mir auch nicht darum Handke persönlich zu verteidigen, es geht mir um die Sache selbst: Jemand bezieht einen anderen Standpunkt als der Mainstream und wird deshalb diffamiert. Er verdiene dies oder jenes nicht, weil seine Meinung nicht der des Mainstreams gerecht wird. Daher frage ich: Wie viele dieser Kritiker haben sich, so wie der Autor selbst, ein eigenes Bild zu diesem Krieg gemacht, haben mit Beteiligten gesprochen, sind durch Serbien gereist, um ihre Vorwürfe zu rechtfertigen? Einer lautet übrigens: Handke habe sich mit einem offiziell verurteilten Kriegsverbrecher getroffen. Und? Wo finden sich die Protokolle dieser Unterhaltung, die eine Denunziation rechtfertigen? Es kann also nicht einmal um Interpretationen dazu gehen, nur um Projektionen. In Europa ist es ja immer noch so: Du bist unschuldig, bis deine Schuld bewiesen ist. Darauf beziehe ich mich. Was man in der Sache Beweise nennen möchte, sind oberflächliche Unterstellungen. Nur darum geht es mir: Man darf nicht einfach hergehen und jemand beschuldigen, nur weil seine Ansicht nicht der eigenen entspricht, oder die Art, mit der er diese kundtut, mir nicht gefällt. Es geht, mit einem Wort, um Objektivität.

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Michael Beisteiner

Hier findet sich das Bisherige von Klaus Kastberger zusammengeführt, inklusive einer Prognose, wie die Debatte ausgehen wird, nämlich abkühlen und ausklingen:

 

https://meinepaper.kleinezeitung.at/?issue=KLZ/20191124/GRAZ/article/5100F776-7CF7-449F-8000-76AD85DA4F9E

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Michael Beisteiner

Sollte jemand ein Furche-Abo haben, in diesem Artikel (Link) geht es detailliert um jene Sätze Handkes, die so stark polarisieren. Aus einem mir unersichtlichen Grund. 

 

https://www.furche.at/feuilleton/gegen-vorgefasste-bilder-und-urteile-1799178

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Den Furche-Artikel konnte ich nicht lesen Michael, weil ich kein Abo habe.

Aber ich habe heute in der Zeitung über die beiden Nobelpreisreden von Handke und Olga Tokarczuk gelesen.

Morgen werden ja die beiden Nobelpreise verliehen. Aus den vielen Links stelle ich mal den aus der NZZ ein.

https://www.nzz.ch/feuilleton/peter-handke-und-olga-tokarczuk-halten-ihre-reden-zum-nobelpreis-ld.1527127

 

Das ist Handke, wie er leibt und lebt, und Olga Tokarczuk punktet mit ihrer Rede.

Bearbeitet von Christa
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Michael Beisteiner

Den Furche-Artikel konnte ich nicht lesen Michael, weil ich kein Abo habe.

Aber ich habe heute in der Zeitung über die beiden Nobelpreisreden von Handke und Olga Tokarczuk gelesen.

Morgen werden ja die beiden Nobelpreise verliehen. Aus den vielen Lins stelle ich mal den aus der NZZ ein.

https://www.nzz.ch/feuilleton/peter-handke-und-olga-tokarczuk-halten-ihre-reden-zum-nobelpreis-ld.1527127

 

Das ist Handke, wie er leibt und lebt, und Olga Tokarczuk punktet mit ihrer Rede.

Ja, das ist sein (für mich, wenigstens in dieser Sache, nachvollziehbarer) Stil. Danke, Christa!

 

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Michael Beisteiner

Zur heutigen Nobelpreisverleihung, betreffs Künstler und Preise generell, aus meinem Fundus:

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Eigentlich wollte ich hier nichts mehr einstellen, denn es war zu erwarten, dass der heutige Tag zu massiven Protesten führen würde.

Aber dass sich ausgerechnet der türkische Präsident Erdogan an die Spitze stellt, hätte ich nicht erwartet.

 

https://www.spiegel.de/politik/ausland/literaturnobelpreis-recep-tayyip-erdogan-attackiert-peter-handke-a-1300560.html

 

In dem Spiegelartikel kann man auch für oder gegen die Preisverleihung stimmen.  (Weiß nicht, ob das irgendwie etwas an der Situation ändert).

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Michael Beisteiner

Eigentlich wollte ich hier nichts mehr einstellen, denn es war zu erwarten, dass der heutige Tag zu massiven Protesten führen würde.

Aber dass sich ausgerechnet der türkische Präsident Erdogan an die Spitze stellt, hätte ich nicht erwartet.

 

https://www.spiegel.de/politik/ausland/literaturnobelpreis-recep-tayyip-erdogan-attackiert-peter-handke-a-1300560.html

 

In dem Spiegelartikel kann man auch für oder gegen die Preisverleihung stimmen.  (Weiß nicht, ob das irgendwie etwas an der Situation ändert).

Dass es derart grotesk wird, damit hätte ich wiederum nicht gerechnet. Erdogan? Sein Plan fällt wohl unter das Label "Wahrnehmungsmanagement".

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Erdogan ist ein grobschlächtiger Denker. Er identifiziert Bosnien mit Islam (was nicht stimmt, ebenso wie in den anderen Bundesländern des alten Jugoslawiens war die große Mehrheit atheistisch, die Religionen der Vorfahren spiegelten sich höchstens noch in den Namen und ein paar oberflächlich betriebenen Festivitäten - kann man übrigens schön bei Stanisic nachlesen), den Islam wieder mit der Türkei und schon ist in einem solchen Kopf der Rassismusvorwurf fertig.

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Erdogan ist ein grobschlächtiger Denker. Er identifiziert Bosnien mit Islam (was nicht stimmt, ebenso wie in den anderen Bundesländern des alten Jugoslawiens war die große Mehrheit atheistisch, die Religionen der Vorfahren spiegelten sich höchstens noch in den Namen und ein paar oberflächlich betriebenen Festivitäten - kann man übrigens schön bei Stanisic nachlesen), den Islam wieder mit der Türkei und schon ist in einem solchen Kopf der Rassismusvorwurf fertig.

Ich vermute eher, er möchte sich als regelmäßiger Täter ein bisschen in der Opfersonne rekeln. Dass er, selbst als Präsident, derart planlos und grob vorgeht, kann natürlich sein. Falls er sich das in diesem Amt leisten kann, spräche das für sich.

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Erdogan ist ein grobschlächtiger Denker. Er identifiziert Bosnien mit Islam (was nicht stimmt, ebenso wie in den anderen Bundesländern des alten Jugoslawiens war die große Mehrheit atheistisch, die Religionen der Vorfahren spiegelten sich höchstens noch in den Namen und ein paar oberflächlich betriebenen Festivitäten - kann man übrigens schön bei Stanisic nachlesen), den Islam wieder mit der Türkei und schon ist in einem solchen Kopf der Rassismusvorwurf fertig.

Ich vermute eher, er möchte sich als regelmäßiger Täter ein bisschen in der Opfersonne rekeln. Dass er, selbst als Präsident, derart planlos und grob vorgeht, kann natürlich sein. Falls er sich das in diesem Amt leisten kann, spräche das für sich.

 

Regelmäßiger Täter trifft es gut.  8-) Oder Vorwärtsverteidigung, das muss ich jetzt noch loswerden. Beim Vorwurf, das Nobelpreiskomitee würde mit seiner Entscheidung zu weiteren Kriegsverbrechen ermuntern, hat bei mir was geklingelt. Denn der Türkei wird ja selber der Vorwurf des Genozids an Armeniern 1915 bis 1917 gemacht (und erst Ende Oktober haben die Amerikaner eine Resolution mit Mehrheit im Repräsentantenhaus dazu beschlossen). Da ist es dann gut draufzuhauen, um von sich selber abzulenken. So viel zur politischen Dimension des Literaturnobelpreises 2019.

 

Der Akt der Preisverleihung selbst war dann ja eher unspektakulär. 

Bearbeitet von Christa
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Erdogan ist ein grobschlächtiger Denker. Er identifiziert Bosnien mit Islam (was nicht stimmt, ebenso wie in den anderen Bundesländern des alten Jugoslawiens war die große Mehrheit atheistisch, die Religionen der Vorfahren spiegelten sich höchstens noch in den Namen und ein paar oberflächlich betriebenen Festivitäten - kann man übrigens schön bei Stanisic nachlesen), den Islam wieder mit der Türkei und schon ist in einem solchen Kopf der Rassismusvorwurf fertig.

Ich vermute eher, er möchte sich als regelmäßiger Täter ein bisschen in der Opfersonne rekeln. Dass er, selbst als Präsident, derart planlos und grob vorgeht, kann natürlich sein. Falls er sich das in diesem Amt leisten kann, spräche das für sich.

 

 

Er schwingt ja nicht nur Reden, er tut auch ziemlich viel (gegen Kurden, gegen die eigenen Leute, für den IS), und nachdem ihm da niemand mehr in die Quere kommt, scheint es gerade dieses Amt zu sein, das ihm alle Freiheiten dazu gibt (+ Rückhalt bei Polizei und Militär und der Landbevölkerung, die seine Imame entsprechend instruiert. Von den Antworten, die er aus Europa bekommt (Flüchtlingsdeal) will ich gar nicht sprechen, sonst wirds doch noch politisch. – Die Opfersonne, von der du sprichst, Michael, passt da aber ganz gut dazu.

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Das alles kann Handke nur Recht sein. So viel Rummel war um seine Person seit Jahren nicht mehr. Den Preis hat er bekommen. Seine Rede hatte die hundertfache Aufmerksamkeit gegenüber der Rede der zweiten Preisträgerin. Ergo werden sich auch seine Bücher wieder viel besser verkaufen.

Und dass jemand derart Unbeliebtes wie Erdogan gegen ihn wettert, ist ein Sahnehäubchen.

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