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Angelika Jo

Longlist Deutscher Buchpreis

Empfohlene Beiträge

"Herkunft" liegt bei mir noch auf dem SuB - das wandert aber nach deiner Empfehlung ganz nach oben! Ich fand schon die Leseprobe herrlich!

 

Das freut mich! Vielleicht sollte ich noch sagen, was das wirklich Besondere an dem Buch – für mich – ist. Der Autor ist ein Migrant, der sich perfekt integriert hat und nun über seinen Weg der Migration spricht. Das beginnt (logisch, nicht im Ablauf des Buches) bei Tito-Jugoslawien, als alle sich noch vertragen haben, setzt sich fort in den Kriegsereignissen, die die Familie zur Flucht veranlasst haben, beschreibt die Ankunft in Deutschland, wo man hier wohnt, wie man angesehen wird auf der Schule, auf der Ausländerbehörde, im Lokal und begibt sich gleichzeitig auf eine Reise zurück ins heutige Bosnien. Hier eine Szene in Deutschland:

 

 

Man will gelegentlich von mir wissen, ob ich in Deutschland zu Hause sei. Ich sage abwechselnd ja und nein. Die Leute meinen es selten ausgrenzend. Sie sichern sich ab. Sie sagen: "Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, meine Cousine hat einen Tschechen geheiratet."

Liebe Ausländerbehörde, ich bin am 7. März geboren in einer Regennacht. Ich lebe seit dem 24. August 1992, einem Regentag, in Deutschland. Ich bin ein höflicher Mensch. Ich möchte nicht, dass sich jemand unwohl fühlt, nur weil ich kein Tscheche bin. Ich sage: Ich komme aus ... undsoweiter. Dann sage ich: "Ist das Axl Rose von Guns N' Roses dahinten?" Wenn sich der Gesprächspartner umsieht, verwandle ich mich in einen deutschen Schmetterling und fächle davon." (p.36f)

 

Ich hoffe, man merkt es dem kurzen Auszug an, wie sehr sich der Autor der Gefahr der Larmoyanz bewusst ist. Er thematisiert das ja öfter: "Herkunftskitsch", den er notgedrungen auch produzieren wird. Eben diese Ebene der Reflexion bewahrt ihn vor Kitsch. Dies und die frische Sprache. Keine Manierismen (kein "weichweichweich" oder "Untenunten" oder "Verbotenheiten"), sondern etwas Neues, dennoch Unspektakuläres, weil es das Beobachtete trifft: den "davonfächelnden" Schmetterling; den Jungen, der seiner Englischlehrerin gegenüber "interessante Gefühle" empfindet, dann bei ihr eingeladen "selbstgemachten Englischlehrerinnenkuchen" isst, und dabei "aufgeregt [ist] wie Frühlingsanfang". 

 

Für mich nicht vollkommen neu (weil wir so etwas im Unterricht auch öfter machen: verschiedene Schlüsse für vorgegebene Geschichten schreiben lassen), aber literarisch schon erst mal ungewöhnlich – oder kennt das jemand? Den Schluss des Roman darf man sich nämlich selbst auswählen, je nachdem, ob man lieber lügt oder die Wahrheit sagt, ob man risikofreudig oder vorsichtig ist, ob der Würfel eine gerade oder ungerade Zahl zeigt.

 

Eigentlich ist mein Entzücken über "Herkunft" ziemlich grenzenlos, merke ich gerade.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Zu Mitsu Sophie Kühmel und ihrem Roman "Kintsuge" habe ich noch nicht viel gefunden, bisher nur diese Rezension

 

Auch dieser Titel ist ein Fremdwort und bezeichnet die japanische Kunst, zersprungene Keramik mit Gold sehr sichtbar zu reparieren.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Ich stelle hier mal den Link zu den - mir immer sehr gefallenden, da sehr pointierten und kurzweiligen - Rezis der ersten Seiten von Malte Bremer ein. Ich bin jetzt schon gespannt, was er zu Karen Köhler sagen wird. https://www.literaturcafe.de/maltes-meinung-longlist-deutscher-buchpreis-2019-teil-1-von-5/

 

LG Cornelia

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@ Barbara: Wollen wir gleichzeitig lesen? Ich lese grade noch "Dort, dort" von Tommy Orange (großartig!), dann könnte ich loslegen.

 

Das ist natürlich eine super Idee, Lisa! Ich schau gleich mal im Buchladen in den Roman hinein, und wenn ich nicht doch sofort zurückpralle, bin ich dabei.

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Welcher der negativen Rezis stammt von Frauen?

Zum Beispiel die von Theresa Hein von der Süddeutschen: https://www.sueddeutsche.de/kultur/karen-koehler-miroloi-1.4571187

Die von Sandra Kegel ist durchwachsen: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/karen-koehlers-erster-roman-miroloi-16333646.html

Ich denke nicht, dass hier jetzt die Männer draufhauen, weil es in dem Buch um Feminismus geht. Die Kritik von Burkhard Müller richtet sich vor allem auf die literarischen Mittel, die in dem Buch zum Einsatz kommen, und die für ihn wohl nicht mit der Grundidee und der Entwicklung der Geschichte/der Hauptfigur zusammenpassen.

 

 

Danke für die Information. Ich habe mich gefragt, wer denn die Bücher für die Longlist aussucht, wenn eines davon schon jetzt wie in Angelikas Beispiel zerrissen wird. Mich hat es jedenfalls neugierig gemacht und offenbar ist der Stil nicht so furchtbar, dass man nicht mal die Leseprobe erträgt aufgrund von "Redundanzen, Stilblüten und einer erschütternd naiven Sprache."

Bin gespannt, wie es bei den Lesern und Leserinnen aus dem Forum ankommt, wenn sie durch sind.

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Welcher der negativen Rezis stammt von Frauen?

Zum Beispiel die von Theresa Hein von der Süddeutschen: https://www.sueddeutsche.de/kultur/karen-koehler-miroloi-1.4571187

Die von Sandra Kegel ist durchwachsen: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/karen-koehlers-erster-roman-miroloi-16333646.html

Ich denke nicht, dass hier jetzt die Männer draufhauen, weil es in dem Buch um Feminismus geht. Die Kritik von Burkhard Müller richtet sich vor allem auf die literarischen Mittel, die in dem Buch zum Einsatz kommen, und die für ihn wohl nicht mit der Grundidee und der Entwicklung der Geschichte/der Hauptfigur zusammenpassen.

 

 

Danke für die Information. Ich habe mich gefragt, wer denn die Bücher für die Longlist aussucht, wenn eines davon schon jetzt wie in Angelikas Beispiel zerrissen wird. Mich hat es jedenfalls neugierig gemacht und offenbar ist der Stil nicht so furchtbar, dass man nicht mal die Leseprobe erträgt aufgrund von "Redundanzen, Stilblüten und einer erschütternd naiven Sprache."

Bin gespannt, wie es bei den Lesern und Leserinnen aus dem Forum ankommt, wenn sie durch sind.

 

 

Die Bücher für die Longlist (wie dann auch Shortlist und den Gewinner) werden von einer Jury ausgesucht, die im Link im allerersten Beitrag mit Bild und Namen vorgestellt werden. Drei Frauen, vier Männer aus Deutschland und Österreich,es sind Literaturwissenschaftler und -kritiker, Journalisten, Autoren, eine Buchhändlerin ist auch darunter. Hier werden sie noch einmal im Einzelnen vorgestellt. Offenbar läuft die Auswahl so, dass mindestens vier der sieben sich auf ein Buch einigen müssen, damit es auf die Longlist gerät.

 

Die Kritiker sind andere Leute. Hier zitiert wurden bisher Literaturredakteure aus großen Zeitungen bzw. Literaturportalen. Im Unterschied zu Malte Bremer vom LC (Danke, Cornelia, übrigens, sehr amüsant!) haben sie nicht nur die erste Seite oder eine Leseprobe zur Kenntnis genommen, sondern das jeweils besprochene Buch ganz gelesen – es wird ja auch immer ausführlich zitiert.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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In Katerina Poladjans Roman "Hier sind Löwen" geht es wie bei "Herkunft" um die Suche nach den – diesmal armenischen – Wurzeln, verknüpft mit Einblicken in die Kunst der Buchbinderei. Bisher scheint der Roman bei der Kritik mehrheitlich gut wegzukommen:

 

Hier ein Lob aus der FAZ.

 

Auch in der WELT und in der NZZ ist man offenbar angetan, das habe ich bisher aber noch nicht gelesen.

 

Kritischer sieht das Buch Jürgen Deppe vom NDR.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Danke für die Erklärung, Angelika. Na klar hat die Jury und haben die Rezensenten das ganze Buch gelesen, hoffentlich. Mich hat fasziniert, dass beide zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen gekommen sind. Die Jury mehrheitlich: preiswürdig    Die von dir verlinkten Rezensenten mehrheitlich: nicht preiswürdig

 

Das mit der Leseprobe habe ich erwähnt, weil man doch auch da schon den Stil und die Sprache mitbekommt, die ein Autor verwedet und dazu passte ja auch das  von dir ausgewählte Zitat.

 

Ich habe mir die Jury durchgeklickt und google bemüht.

 

Ist es üblich, dass man großteils Autoren über andere Autoren urteilen lässt?

Bearbeitet von AngelikaD

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Ich habe den bei Amazon sichtbaren Anfang gelesen, und ich muss sagen, ich finde ihn gar nicht so schlecht. Irgendwie zieht es mich rein. Aber ich kann mir vorstelle, welche stilistischen Eigenheiten mich nach spätestens 100 Seiten nerven würden. Also doch lieber nicht.

 

LG Cornelia

 

Bin immer noch bei der Leseprobe zu "Miroloi". Habe jetzt den Anfang der zweiten Strophe gelesen und stocke immer häufiger bei diesen Wort-Neukonstrukten. "Die Häuser eng, schattig, drübensicher ...". "Die Kinder im Nacken, zickzacke ich durch die Gassen …"

Das ist ungewollt komisch und stört mich sehr. Auch eine Amazon-Rezensentin hat das Buch sehr fundiert, u.a. mit Hinweis auf die zu häufigen sprachlichen Redundanzen und Stilblüten mit einer zwei-Sterne-Rezension abgeklopft. Da möchte ich auch nicht weiterlesen.

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Ich schätze Karen Köhler sehr, ihr Erzählband "Wir haben Raketen geangelt" hat mich begeistert, ich habe mit ihr gelitten, als Windpocken ihren Auftritt beim Bachmannpreis 2014 vereitelt haben (sie hätte garantiert einen fulminanten Auftritt hingelegt) und werde mir auf jeden Fall ein eigenes Bild über "Miroloi" machen. @ Barbara: Wollen wir gleichzeitig lesen? Ich lese grade noch "Dort, dort" von Tommy Orange (großartig!), dann könnte ich loslegen.

 

Ich wäre auch dabei! Habe bisher nur die Leseprobe gelesen, eine Kritik (die aus der Zeit, glaub ich) mit der ich nicht einverstanden bin, da mich die dort angeprangerten Worschöpfungen nicht abschrecken oder ärgern, sondern mir für diesen Beginn als passend erscheinen und ich erstmal neugierig bin, wie sich das alles entwickeln wird. Im Gegensatz zu der einen oder anderen Leseprobe im Vorschauheftchen würde dieses Buch zu denjenigen gehören, die mich interessieren.

(Es gibt zwei Leseproben, die ich als ausgesprochen künstlich empfinde, insgesamt finde ich die Auswahl bis jetzt aber sehr anregend!)

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Ja, und Herkunft steht schon lange auf der Liste, von Stanisic habe ich zwei Bücher mit Begeisterung gelesen.

 

Und ja, das Zickzacken bei Miroloi fiel mir auch auf, too much, für meinen Geschmack. Bei allem anderen: erstmal grundsätzlich interessant. Aber mal sehen wie es sich entwickelt und mit welcher Figur wir es genau zu tun haben. Im Vorfeld allerhand schlechte Kritiken zu lesen, nordet natürlich auch negativ ein, deshalb bin ich froh, nur eine gelesen zu haben.

Bearbeitet von ClaudiaB

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Danke, Cornelia (für die Verlinkung zum LC). 

 

Amüsant, gerade auch wegen der Kürze, sicher in vielem auch treffend und niemals würde ich widersprechen, wenn jemand "Herkunft" lobt.

Oder doch, vielleicht ein kleines bisschen: Die Behauptung des Erzählers, "Großmutter ist siebenundachtzig Jahre alt und elf Jahre alt" ist – in meinen Augen – weniger frech gemeint, als die knappste Beschreibung ihrer Demenz. Denn die Großmutter in dieser ersten Szene ruft einem elfjährigen Mädchen auf der Straße hinterher, das nur in ihrem Kopf existiert und das sie selbst ist. Aber ich gebs zu, es ist eine Petitesse, vielleicht hätte ich das selbst nicht so aufgefasst, ohne im Buch weitergelesen zu haben.

 

Über das – in meinen Augen – unverhältnismäßig große Gewicht, das auf (in Malte Bremers Augen) behauptete grammatikalische Fehler (bei Streeruwitz) gelegt wird, kann man sicher streiten, natürlich auch darüber, dass nach wenigen Seiten ein Urteil über ein Buch feststehen soll. Aber warum nicht? Der kauflustige Leser geht ja, wie man aus kundigen Kreisen hört, genauso vor: Buch in die Hand nehmen, Blick aufs Cover, auf die erste Seite – und schon steht die Kaufentscheidung.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Gerade gefunden. Ich weiß nicht, ob diese Kritik schon erwähnt wurde:  Jan Drees sieht‘s ähnlich: „Miroloi ist ein naives Jugendbuch für LeserInnen ab 14 Jahre, das sich als Erwachsenenlektüre tarnt“

 

Alles hier: https://www.freitag.de/autoren/marlen-hobrack/kriterienkrise

 

LG Cornelia

 

Auch noch mal danke – über den Link bin ich auf die lustigste Kritik zu "Miroloi" überhaupt gestoßen, verfasst von Moritz Baßler in der taz, der nicht ohne eine gewisse Gutmütigkeit von "einfacher Sprache", "leicht verdaulichem Feminismus" und einer "klaren Scheidung zwischen Gut und Böse" berichtet. 

Bearbeitet von Angelika Jo

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Ja, und Herkunft steht schon lange auf der Liste, von Stanisic habe ich zwei Bücher mit Begeisterung gelesen.

 

Und ja, das Zickzacken bei Miroloi fiel mir auch auf, too much, für meinen Geschmack. Bei allem anderen: erstmal grundsätzlich interessant. Aber mal sehen wie es sich entwickelt und mit welcher Figur wir es genau zu tun haben. Im Vorfeld allerhand schlechte Kritiken zu lesen, nordet natürlich auch negativ ein, deshalb bin ich froh, nur eine gelesen zu haben.

 

Inzwischen lese ich die Kritiken erst, wenn ich die jeweilige Leseprobe ganz gelesen habe. So ging es mir jetzt mit "Herkunft" und "Winterbienen". Die Bilder mit der strümpfigen Großmutter in der "Herkunft" (bei den 11 Jahren dachte ich, dass sie selbst das in dem Alter sei), dem Nudelholz, das sein Verhältnis zu Nudeln beeinträchtigte und dem "Arsch", der in "Gesäß" umgeschrieben wurde, sind gleich bei mir hängengeblieben.

 

Dann habe ich noch die ganze Leseprobe von "Winterbienen" gelesen, weil mich das Thema interessierte. Januar 1944, ein Mensch mit Epilepsie, der Juden über die Grenze half, und das mit den Bienen. Nach dem Zickzack von "Miroloi" ist mir der Stil erstmal voll reingelaufen. Aber immer wieder die Beschreibung des Bienenvolks. Da fragte ich mich dann, ob ich das ein Buch lang haben wollte, wenn es auch schön gemacht war und sicher eine Bedeutung für das Ganze hatte. Jetzt habe ich die kurzen Kritiken im LC gelesen und fand die positive über die "Herkunft" und einen Verriss der "Winterbienen".

 

Es ist sicher etwas oberflächlich, nur anhand von einer oder ein paar Seiten ein Urteil zu fällen. Deshalb bin ich schon auch gespannt, wer das Rennen letztendlich macht. Das mit den ab 14 Jahren bei Miroloi hatte ich schon gelesen.

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Der 3. Teil von Malte Bremers Kurzkritiken ist da: https://www.literaturcafe.de/maltes-meinung-die-longlist-zum-deutschen-buchpreis-2019-3-5/ (P.S. Ich kann auch nicht verstehen, wieso kein Lektor Norbert Zähringer die ersten Absätze gestrichen hat. Das ist doch Anfängerwissen, oder?

 

LG Cornelia

Bearbeitet von CorneliaL
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Danke Cornelia.

 

Was die zwiefach vertretene Mondlandung betrifft – mitsamt passgenauer Veröffentlichung im Jubiläumsjahr – das ist mir auch aufgefallen. 

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Sebastian Niedlich

Der 3. Teil von Malte Bremers Kurzkritiken ist da: https://www.literaturcafe.de/maltes-meinung-die-longlist-zum-deutschen-buchpreis-2019-3-5/ (P.S. Ich kann auch nicht verstehen, wieso kein Lektor Norbert Zähringer die ersten Kapitel gestrichen hat. Das ist doch Anfängerwissen, oder?

 

LG Cornelia

 

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Ich mag die Art und Weise, wie Malte Bremer die Longlist abhandelt kein bisschen. Es soll vielleicht amüsant sein, dabei ist es nichts weiter als respektlos. Der erste Abschnitt von Ulrich Wölks Buch packt ihn nicht, also ist es strunzlangweilig. Wenn ein Buch als "Werk" betitelt wird, weiß man schon, was folgt, und dass es eine Autorin wagt, die Protagonistin aus dem Fenster blicken zu lassen, reicht ihm aus, um das Ganze zu diskreditieren. Und so weiter. 

Mir scheint, dass es hier nicht in erster Linie darum geht, einen Text fair und sachkundig zu beurteilen. Es geht darum, Stimmung zu machen. Es geht um Geschmacksfragen. Es geht um den Effekt statt um die sachliche Auseinandersetzung. Und das finde ich schade.

 

Ich stelle mit Bedauern fest, dass Respektlosigkeit im Umgang mit anderen in vielen Bereichen des Lebens inzwischen als selbstverständlich angesehen wird. Aber vielleicht werde ich ja auch nur allmählich alt :-)

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Sebastian Niedlich

Ich stelle mit Bedauern fest, dass Respektlosigkeit im Umgang mit anderen in vielen Bereichen des Lebens inzwischen als selbstverständlich angesehen wird. Aber vielleicht werde ich ja auch nur allmählich alt :-)

 

Nee, da bist du sicherlich nicht alleine. Aber ich werde auch langsam alt, insofern...

Ich finde amüsante Rezensionen, die durchaus ein Buch auseinandernehmen, gar nicht schlecht, aber ich stimme zu, dass das in dem Fall eher bemüht und wenig witzig rüberkommt. Statt Kritik hat es eher was von "Wie mache ich das jetzt am besten mies?"

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Nachdem ich bislang nur den 3. Teil von Bremers Kritiken gelesen habe, würde ich ihn definitiv nicht zur Grundlage meiner eigenen Meinungsbildung machen wollen. Er zeigt meiner Meinung nach wenig Einfühlungswillen in die Texte. Ein Beispiel bei Woelk: Er findet keinen Zusammenhang zwischen Mondlandung und Selbsttötung der Mutter, der Autor hätte doch auch die Grundsteinlegung für die Olympiastätten oder sonst etwas wählen können. Auf die Idee, dass die Mondlandung ein extrem bedeutsames Ereignis für die Welt und der Tod der Mutter ein extrem bedeutsames Ereignis für ein Kind sind, kommt er nicht.

Oder bei Zähringer: Der erste Satz hat die Funktion, neugierig zu machen ("es gibt kein Zurück"). Die folgenden Absätze dienen dann einmal der Verortung des Geschehens, andererseits aber vielleicht auch der Verzögerung der Auflösung für das "kein Zurück", die dann später kommt.

Während ich schrieb, kam dein Beitrag, Karin. Ich kann ihm im Wesentlichen nur zustimmen.

Mehr über mich, meine Bücher und meine Arbeit als Lektorin unter: katja-kulin.de

Instagram

 

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Die Kritiken von Bremer hatte ich auch gelesen, fand sie verkürzt und bemüht, und ich dachte: Mal sehen, was er später über "Die Leben der Elena Silber" von Alexander Osang sagt. Da hatte ich nämlich mehr als einen Absatz gelesen und fühlte mich angesprochen, besonders von der Aufarbeitung einer russischen Familiengeschichte. Buchkritiken sind öfter mal kaltschnäuzig, aber in den Feuilletons der großen Zeitungen meiner Erinnerung nach wenigstens ausführlicher.

Bearbeitet von Christa
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... Mir scheint, dass es hier nicht in erster Linie darum geht, einen Text fair und sachkundig zu beurteilen. Es geht darum, Stimmung zu machen. Es geht um Geschmacksfragen. Es geht um den Effekt statt um die sachliche Auseinandersetzung ...

 

Ja, und um Selbstdarstellung. Um die höchst subjektive und im hiesigen Fall reichlich engstirnige Bewertung und Be(Ver?)urteilung der Leistung anderer. Kritisieren als Lebenseinstellung. Sobald ich das als (Berufs-)kritiker begriffen hätte, würde ich anfangen, meine Tätigkeit zu hinterfragen ...

 

... Er zeigt meiner Meinung nach wenig Einfühlungswillen in die Texte. Ein Beispiel bei Woelk: Er findet keinen Zusammenhang zwischen Mondlandung und Selbsttötung der Mutter, der Autor hätte doch auch die Grundsteinlegung für die Olympiastätten oder sonst etwas wählen können. Auf die Idee, dass die Mondlandung ein extrem bedeutsames Ereignis für die Welt und der Tod der Mutter ein extrem bedeutsames Ereignis für ein Kind sind, kommt er nicht ...

 

Das war genau mein erster Gedanke. Noch dazu ein gemeinschaftlich erwirktes, positiv eingeschätztes Ereignis gegen eine  private, sehr wahrscheinlich in bitterer Einsamkeit gefasste Entscheidung mit verheerenden und noch viel größeren Auswirkungen auf ein Kind.

Bearbeitet von KerstinH
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Ich bin ja erleichtert, dass es hier noch andere gibt, die diesen "Rezensionsstil" nicht mögen. Ein Zitat:

 

 

Auf zum Text: Der Mond ist versunken, die schwarze Nacht ist da. Aha. Erfreulich, dass es nicht die helle Nacht war, denn dann wären wir ja nördlich des Polarkreises.

 

Das ist nicht nur oberlehrerhaft, sondern auch noch Unfug. Natürlich wird es dunkler, wenn der Mond untergeht. Und wenn es in diesem Schlafsaal sonst keine Lichtquellen gibt (was mir eben durch diesen Romansatz auch vermittelt wird), dann ist die Nacht ab jetzt halt schwarz. Wieso soll das dann nicht da stehen?

 

 

Frage: Wann bitte fängt jetzt endlich der Roman an? Wozu diese ermüdenden Ausführungen? Das könnte man doch so schreiben, dass sich das organisch ergibt aus der Handlung der Kinder, statt das so bräsig auszuwalzen!

 

Auch das empfinde ich als oberlehrerhaft. Offenbar wurde hier irgendeine Schreibschulregel verletzt, die besagt, man dürfe nicht mit Stille, mit Warten anfangen. Wer denkt sich so was eigentlich aus?

 

Edit: Ja, der Punkt, den ihr ansprecht, Katja und Kerstin, was mir auch unangenehm aufgefallen. Mehr werde ich davon aber nicht lesen, ärgern kann ich mich auch über wichtigere Dinge. ;-)

Bearbeitet von BarbaraS
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