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AndreasS

Sigrid Löffler: "Die Verlage sind schlimmer als Bundesliga-Vereine"

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Ein Text von Sigrid Löffler, der für meinen Geschmack viele Wahrheiten anspricht, mit denen die Branche sich auseinandersetzen sollte.

 

 

Manche Verlage reagieren genauso kopflos, wie wir das aus einer ganz anderen Branche kennen: Haben wir vielleicht bisher übersehen, wie ähnlich sich leserschwundbedrohte Buchverlage und abstiegsbedrohte Fußballvereine verhalten?

Fußball-Clubs wechseln in Panik den Trainer aus und wetteifern darum, neue Spieler von auswärts zu verpflichten. Und Buchverlage machen es ganz ähnlich: Sie wechseln den Verleger aus und suchen hektisch nach neuen Autoren von sonstwoher.

 

 

Im Kampf um die Aufmerksamkeit des Lese-Publikums setzen sie vor allem auf außerliterarische Prominente. Bekannte Namen müssen her, egal woher. Romane von beliebten Schauspielern sollen es nun richten, gerne auch von bekannten Strafverteidigern, Journalisten oder Bergsteigern. Es wimmelt in der Literaturszene geradezu von romanschreibenden Tatort-Kommissaren ... Wieder andere Verlage suchen ihr Heil im so genannten Printburger – in anspruchsreduzierter Massen-Konfektionsware für das einfache Lesergemüt.

 

Dafür, dass es zuletzt im Buchmarkt wieder einen kleinen Aufwärtstrend gab, macht Sigrid Löffler am Ende eher jene Verlage verantwortlich, die mutig andere Wege gehen.

 

Ihr Text ist hier.

 

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Kiepenheuer & Witsch ist einer der Verlage, die sich von der ganzen Hysterie nicht haben anstecken lassen, entsprechend gut steht der Verlag am Markt.

Der Aufwärtstrend wurde ja auch bei den unabhängigen Buchhandlungen beobachtet, die im letzten Jahr im Verhältnis umsatzstärker waren, als die großen Ketten mit ihrem Angebot.

Ansonsten ist der von der Branche vielzitierte Leserschwund zu einem guten Teil eher ein Käuferschwund, weil viele Kunden durch die gute Vernetzung in den letzten Jahren einfach zu anderen Buchquellen abgewandert sind. Das kann ich tagtäglich in den Sozialen Netzwerken beobachten. (Man überlege sich, dass alleine EINE der bekannten Gebrauchtbuch-Börsen schon gut über 3 Millionen Titel im Angebot hat, darunter viele, die früher noch über die Backlist der Verlage liefen.)

"Printburger" … *schmunzel* 

Bearbeitet von Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Intererssant. Aber welche Verlage sind das denn nun eigentlich, die mutig andere Wege gehen? Diogenes, Klett-Cotta, Suhrkamp werden im Artikel als solche genannt, die sich auf ihren Bestseller-Autoren ausruhen können. Kiepenheuer & Witsch lässt sich von der Hysterie nicht anstecken, sagst du, Ramona.

Aber welche Verlage sind das noch, die diese mutigen Wege gehen, die sich nicht 'hysterisieren' lassen, wie es im Artikel heißt? Ich finde, da bleibt Sigrid Löffler ein bisschen vage, obwohl das doch eine spannende Frage ist.

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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Wir hatten vor ein paar Monaten doch mal einen Artikel zur Umstrukturierung bei Random House verlinkt. Ein paar wenige der Verlage standen gut da (wohl weil sie sich selbst treu blieben), die anderen waren in ziemlichen Schwierigkeiten, weil zu viel kopiert worden und damit das eigene Verlagsprofil verloren gegangen war … (Random House hat doch 46 oder 47 Verlage und gerade noch einen weiteren in seinen Kreis aufgenommen.)

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Da muss ich als Blessing- und Heyne-Autor widersprechen. Ich habe noch nie vom Verlag gehört, "mach das doch mal wie die" oder "das und das ist gerade erfolgreich, das machst du jetzt auch". Eher sucht man nach dem, was nicht schon alle anderen bringen, ist mein Eindruck. Zumindest wurde es mir gegenüber so kommuniziert.

Damit will ich nicht in Abrede stellen, dass es Wellen gibt bei den Themen. Diese Strömungen der Lesergunst bemerken aber alle Verlage und kaufen und entsprechend Manuskripte ein, ich wüsste keinen, der unberührt bleibt davon.

"Sich selbst treu bleiben" klingt gut, und "zu viel kopiert worden" ist verachtenswert, Ramona, aber da wüsste ich doch gern, inwiefern die Verlage bei Random House von ihrer Spur abgewichen sind und andere, sagen wir mal, Rowohlt, Fischer oder Suhrkamp, sich treu geblieben sind. Eher ist mein Eindruck: Suhrkamp öffnet sich mehr für die Unterhaltung, nicht nur bei Insel, auch im Suhrkamp-Programm, bei Rowohlt und Fischer ist es noch deutlicher zu erkennen. Heyne währenddessen gibt z.B. bei Heyne Encore auch Literarischeres heraus, Penguin legt Kempowski wieder auf, usw. Das ist doch seit Jahren schon so, die literarisch anspruchsvollen Häuser gehen auf den Mainstream zu (Hoffmann und Campe hat jetzt Atlantik und Tempo, S. Fischer hat Krüger und Scherz und Fischer Tor) und die ehemaligen Mass Market-Taschenbuchverlage haben entweder literarische Beiboote (Luchterhand und btb bei Goldmann, Blessing bei Heyne) oder ins eigene Programm anspruchsvollere Titel gemischt.

Den Vorwurf von Sigrid Löffler, man tausche zu hektisch die Verlagsleiter und Verleger aus, kann ich nachvollziehen. Ich habe ihren Artikel auch gern gelesen, und fiebere mit Gunnar Cynybulk mit, den ich sehr, sehr schätze, bin gespannt, wo er jetzt andocken wird. Aber die Verlagsschelte bedient doch bloß die alten Muster: Auf dem Massenmarkt wird kopiert und in der Literatur-Literatur ist man originell. Ich sehe es anders. Zum Glück (!) ist der Markt inzwischen herrlich durchmischt, vieles ist möglich, auch Grenzgängerisches, Mutiges, und zwar sowohl in den Verlagen, die angeblich ihr Verlagsprofil verloren haben, als auch in denen, die "sich treu geblieben sind". Übrigens bezweifle ich, dass Sigrid Löffler in letzter Zeit über ihre gewohnten Grenzen hinaus Bücher gelesen hat, sie guckt sich die Cover an und findet: das ist doch alles nur kopiert. Aber liest sie auch? Sie könnte im vermeintlichen Mainstream starke, gut erzählte Geschichten entdecken.

Liebe Grüße,

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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Michael Beisteiner

Ich frage ja schon seit geraumer Zeit: Liegt der Leserschwund letztlich an der Qualität des Gedruckten?

 

Bequemlichkeit und Unlust an Investition bzw. Offenheit für das Neue, Riskante, Aneckende hat ja noch keinem Unternehmen geholfen auf lange Sicht.

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

                                 zwischenlandungen (Arovell)

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Da muss ich als Blessing- und Heyne-Autor widersprechen. Ich habe noch nie vom Verlag gehört, "mach das doch mal wie die" oder "das und das ist gerade erfolgreich, das machst du jetzt auch". Eher sucht man nach dem, was nicht schon alle anderen bringen, ist mein Eindruck. Zumindest wurde es mir gegenüber so kommuniziert.

 

Es war nicht die Äußerung irgendeines Journalisten, Titus. Die Managerspitze des Konzerns hat das so in dem Artikel kommuniziert, weswegen es darum gegangen war, da nun einiges zu korrigieren.

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Ich frage ja schon seit geraumer Zeit: Liegt der Leserschwund letztlich an der Qualität des Gedruckten?

 

Bequemlichkeit und Unlust an Investition bzw. Offenheit für das Neue, Riskante, Aneckende hat ja noch keinem Unternehmen geholfen auf lange Sicht.

 

Es gibt jede Menge erstklassige Bücher auf dem Markt, das kann ich dir aus buchhändlerischer Sicht versichern, Michael. Aber wir leben nun mal auch im "Bücher-Überfluss" und das hat sicher auch gewisse Auswirkungen auf die Leserinnen und Leser und damit auf den Markt. (Der nächste Kick muss noch mal höher sein …)

 

Den Leserschwund an sich gibt es nicht, klingt allerdings um Längen besser, wenn man politisch etwas bewegen will. Immerhin gibt es nun jede Menge Leseförderung, Diskussionen und Präsentationen rund ums Buch. Und das ist enorm wichtig. Trotzdem werden sich die Märkte weiter verschieben. Es gibt nun mal sehr viel mehr Buchquellen und Märkte, als noch vor ein paar Jahren.

 

Btw. finanziert der sogenannte Mainstream das Neue, Riskante, Aneckende ja mit. Es gibt etliche mutige Verlegerinnen und Verleger, die auch solchen Bücher sehr wohl eine Chance geben.

Bearbeitet von Ramona

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Da muss ich als Blessing- und Heyne-Autor widersprechen. Ich habe noch nie vom Verlag gehört, "mach das doch mal wie die" oder "das und das ist gerade erfolgreich, das machst du jetzt auch". Eher sucht man nach dem, was nicht schon alle anderen bringen, ist mein Eindruck. Zumindest wurde es mir gegenüber so kommuniziert.

 

Damit will ich nicht in Abrede stellen, dass es Wellen gibt bei den Themen. Diese Strömungen der Lesergunst bemerken aber alle Verlage und kaufen und entsprechend Manuskripte ein, ich wüsste keinen, der unberührt bleibt davon.

 

"Sich selbst treu bleiben" klingt gut, und "zu viel kopiert worden" ist verachtenswert, Ramona, aber da wüsste ich doch gern, inwiefern die Verlage bei Random House von ihrer Spur abgewichen sind und andere, sagen wir mal, Rowohlt, Fischer oder Suhrkamp, sich treu geblieben sind. Eher ist mein Eindruck: Suhrkamp öffnet sich mehr für die Unterhaltung, nicht nur bei Insel, auch im Suhrkamp-Programm, bei Rowohlt und Fischer ist es noch deutlicher zu erkennen. Heyne währenddessen gibt z.B. bei Heyne Encore auch Literarischeres heraus, Penguin legt Kempowski wieder auf, usw. Das ist doch seit Jahren schon so, die literarisch anspruchsvollen Häuser gehen auf den Mainstream zu (Hoffmann und Campe hat jetzt Atlantik und Tempo, S. Fischer hat Krüger und Scherz und Fischer Tor) und die ehemaligen Mass Market-Taschenbuchverlage haben entweder literarische Beiboote (Luchterhand und btb bei Goldmann, Blessing bei Heyne) oder ins eigene Programm anspruchsvollere Titel gemischt.

 

Den Vorwurf von Sigrid Löffler, man tausche zu hektisch die Verlagsleiter und Verleger aus, kann ich nachvollziehen. Ich habe ihren Artikel auch gern gelesen, und fiebere mit Gunnar Cynybulk mit, den ich sehr, sehr schätze, bin gespannt, wo er jetzt andocken wird. Aber die Verlagsschelte bedient doch bloß die alten Muster: Auf dem Massenmarkt wird kopiert und in der Literatur-Literatur ist man originell. Ich sehe es anders. Zum Glück (!) ist der Markt inzwischen herrlich durchmischt, vieles ist möglich, auch Grenzgängerisches, Mutiges, und zwar sowohl in den Verlagen, die angeblich ihr Verlagsprofil verloren haben, als auch in denen, die "sich treu geblieben sind". Übrigens bezweifle ich, dass Sigrid Löffler in letzter Zeit über ihre gewohnten Grenzen hinaus Bücher gelesen hat, sie guckt sich die Cover an und findet: das ist doch alles nur kopiert. Aber liest sie auch? Sie könnte im vermeintlichen Mainstream starke, gut erzählte Geschichten entdecken.

 

Ramona hat das mit Random House ja schon korrigiert. Habe mir den Artikel über die Umstrukturierung inzwischen durchgelesen. Zu mir hat man auch nie gesagt: "Schreiben Sie mal dies und das, weil es sich besser verkauft", eher "Schreiben Sie dies und das lieber nicht, denn darauf bleiben wir sitzen!" Und ich muss sagen, dass in dem Fall Verleger und Agent immer recht hatten.

 

Dass der Mainstream durchaus gute, mutige und grenzgängerische Bücher hervorbringen kann, erfahre ich immer öfter auch als Leserin. Ich bin ebenfalls gespannt, wo Gunnar Cynybulk andocken wird, und es würde mich mal sehr interessieren, mit welchen Büchern die Unterdreißigjährigen zurückgewonnen werden konnten.

Bearbeitet von Christa
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Ich habe in Düsseldorf einen wunderbar entspannten Jo Lendle erleben dürfen, der aus dem Nähkästchen geplaudert hat und das Gegenteil eines jammernden Unternehmers ist, der mit Büchern handelt. Er leitet seit drei Jahren den Edelverlag Hanser, den Fels in der Brandung der hohen Literatur und er findet Netflix ziemlich gut. Als er zu Hanser kam, prophezeite die Branche den Untergang des Inhabergeführten Verlages, weil man Lendle unterstellte, das Profil von Hanser zerstören zu wollen. Nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil. Und zwar, weil Lendle über den Tellerrand blickt, weil er Lesen und Bücher und Literatur nicht einsperrt, sondern befreit. Weil Literatur Spaß machen muss, ganz so, wie Reich-Ranicki es einmal formulierte. Und weil man die Augen, die Ohren und die Herzen öffnen muss, sonst verpasst man den Zeitgeist und damit die Seele der Leserinnen und Leser. Der deutsche Buchhandel kann davon ein bitteres Lied singen. Auch Hanser, so Lendle, muss Bücher verkaufen und Gottseidank gibt es genug sehr gute Bücher, die gar nicht mehr sein wollen als beste Unterhaltung, und es gibt natürlich die Bücher, bei denen alle abwinken und dann starten sie über Nacht durch. Lendle hat sich schon oft geärgert, ein Manuskript abgelehnt zu haben, dass dann erfolgreich wurde. "Das passiert jedem", stellt er fest. Und genau diese Spannung ist für ihn das Salz in der Suppe des Verlegers. "Als Verleger kann man in der Tat ein kleines Vermögen machen", sagt er "wenn man vorher ein großes hatte." Er lacht wie ein kleiner Junge und präsentiert einige Perlen aus dem neuen Hanser-Programm. Durchweg spannende Bücher.  Tolle Unterhaltung, Nachdenkliches, Sperriges. Von allem etwas. Eins haben diese Bücher gemein: Sie wurden von allen Entscheiderinnen und Entscheidern im Verlag gelesen, und von allen diskutiert - oft kontrovers. 

Ich kann nur sagen: Wenn ich nicht schon lange ein Bücherwurm wäre, Jo Lendle hätte mich an diesem Abend bekehrt.

 

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Sehr gut gesagt, Martin! Ich sehe Reich-Ranicki noch dasitzen und höre ihn sagen: Literatur ist immer Unterhaltung. Jo Lendle hat auf jeden Fall den Begriff "Literatur" konsequent von Staub und Spinnweben befreit. :D

Bearbeitet von Christa
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Da muss ich als Blessing- und Heyne-Autor widersprechen. Ich habe noch nie vom Verlag gehört, "mach das doch mal wie die" oder "das und das ist gerade erfolgreich, das machst du jetzt auch". Eher sucht man nach dem, was nicht schon alle anderen bringen, ist mein Eindruck. Zumindest wurde es mir gegenüber so kommuniziert.

 

Es war nicht die Äußerung irgendeines Journalisten, Titus. Die Managerspitze des Konzerns hat das so in dem Artikel kommuniziert, weswegen es darum gegangen war, da nun einiges zu korrigieren.

 

Könntest du bitte den Link nochmal teilen? Ich habe gerade versucht, das Thema hier im Forum zu finden, aber entdecke es nicht. Danke dir!

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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Ich habe in Düsseldorf einen wunderbar entspannten Jo Lendle erleben dürfen, der aus dem Nähkästchen geplaudert hat und das Gegenteil eines jammernden Unternehmers ist, der mit Büchern handelt. [..]

Ich kann nur sagen: Wenn ich nicht schon lange ein Bücherwurm wäre, Jo Lendle hätte mich an diesem Abend bekehrt.

Jo Lendle ist klasse, und Hanser auch. Ich kann gut verstehen, was du meinst! Ich war kürzlich bei Hanser im Rahmen von #verlagebesuchen. Es war eine Freude.

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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Da muss ich als Blessing- und Heyne-Autor widersprechen. Ich habe noch nie vom Verlag gehört, "mach das doch mal wie die" oder "das und das ist gerade erfolgreich, das machst du jetzt auch". Eher sucht man nach dem, was nicht schon alle anderen bringen, ist mein Eindruck. Zumindest wurde es mir gegenüber so kommuniziert.

 

Es war nicht die Äußerung irgendeines Journalisten, Titus. Die Managerspitze des Konzerns hat das so in dem Artikel kommuniziert, weswegen es darum gegangen war, da nun einiges zu korrigieren.

 

Könntest du bitte den Link nochmal teilen? Ich habe gerade versucht, das Thema hier im Forum zu finden, aber entdecke es nicht. Danke dir!

 

Ich habe den Link gespeichert:

https://www.buchreport.de/news/neustrukturierung-bei-random-house/

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Hallo Christa,

 

sorry, aber das ist nicht der Link. Dieser Report bezieht sich nur auf diesen umfassenden früheren Link, den ich meine, und der gewissermaßen ein Statement der Führungsspitze von Random House gewesen ist.

 

@Titus: Den Online-Ursprungsartikel habe ich im Moment auch nicht mehr entdeckt, dafür aber noch diesen Beitrag aus dem Börsenblatt, der einiges daraus mehr oder weniger zitiert.

 

https://www.boersenblatt.net/2018-11-08-artikel-kommentar_von_torsten_casimir_zum_umbau_bei_random_house.1548408.html

Bearbeitet von Ramona

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Danke, Ramona!

Ich verstehe jetzt besser, was du meinst: Wenn schon Random House selbst sagt, sie hätten zu viele MeToo-Bücher gemacht ...

 

Trotzdem möchte ich dagegenhalten und Sigrid Löffler am liebsten einige Bücher schicken. So einfach, wie sie es sich macht, ist es nicht. Sie zählt Negativ-Beispiele auf und schreibt dann: "Zum Glück lassen sich nicht alle Buchverlage hysterisieren und dazu verleiten, nur noch einem schwindenden Markt hinterherzuschreiben. Auch wenn der Markt kleiner wird, halten sie am Qualitätsbuch fest, in der Überzeugung, dass es auch weiterhin Qualitätsleser geben wird."

 

Aber die Rechnung Hanser = Qualitätsbuch, Heyne = MeToo (um's mal an konkreten Verlagen festzumachen) funktioniert nicht. Vor drei Jahren brachte Heyne im Taschenbuchprogramm sämtliche Bücher von Kazuo Ishiguro in neuer Ausstattung heraus, zum Teil Romane aus den Achtzigern, und ich dachte: Ui, das ist mutig. Ich hatte eines von ihm gelesen, nachdem mir die Pressereferentin so davon vorgeschwärmt hatte, und fand es gut, sehr ruhig erzählt und anspruchsvoll. Ich dachte damals, dass sie die nicht besonders gut verkaufen würden, habe es auch ein wenig beobachtet und fand mich bestätigt, aber ich war begeistert, dass ein Autor wie Ishiguro so breit auf mehreren Vorschauseiten gebracht wurde bei Heyne.

2017 erhielt er den Literaturnobelpreis. Und ich habe es Ulrich Genzler von Herzen gegönnt, dass seine Entscheidung so belohnt wurde. Plötzlich standen die Heyne-Ausgaben in allen Buchhandlungen, und auch bei Blessing wurde nachgedruckt.

"Intrige" von Robert Harris soll mal einer lesen (am liebsten Sigrid Löffler ;)) und mir hinterher sagen, dass das kein Buch wäre, das bei Hanser genauso seinen Platz gefunden hätte. Ein großartiger, starker Roman, toll erzählt, und keineswegs spektakulär oder nach dem Massengeschmack, sondern eigenwillig. Ich habe mich oft gefragt, wie er es schafft, diesen Sog zu erzeugen. "Im Rausch der Freiheit" von Edward Rutherfurd, "Stadt der Diebe" von David Benioff, "Die drei Sonnen" von Cixin Liu (zu Recht von Barack Obama gelobt), "The Hills" von Matias Faldbakken, das ist alles nicht MeToo, nicht im Geringsten, sondern starke mutige Erzählkunst.

Verzeiht bitte, dass ich hier so in die Bresche springe für meinen Verlag, aber ich gehe am Bücherregal entlang und finde die simple Gleichung mit den Qualitätsverlagen nicht bestätigt. Ja, Kiepenheuer & Witsch ist klasse. Ich liebe David Foster Wallace. Sehr! Aber so, wie man das für Heyne tun kann, lassen sich für S. Fischer und die anderen von Sigrid Löffler gescholtenen Verlage ebenfalls genug Beispiele bringen, die ihre Einteilung in "Qualitätsbücher" und "hysterische Verlage" ad absurdum führen.

Liebe Grüße vom ebenso hysterischen :p

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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Ich habe in Düsseldorf einen wunderbar entspannten Jo Lendle erleben dürfen, der aus dem Nähkästchen geplaudert hat und das Gegenteil eines jammernden Unternehmers ist, der mit Büchern handelt. Er leitet seit drei Jahren den Edelverlag Hanser, (…)

 

Soeben via Twitter entdeckt:

Im letzten Podcast vor der Sommerpause bei die_schreibenden von Anja Goerz ist Jo Lendle zu Gast und spricht übers Lesen, Schreiben, Verlegen. Und er kennt Zauberer …

https://soundcloud.com/anja-goerz-581547647/jo-lendle

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Danke, Ramona!

 

Ich verstehe jetzt besser, was du meinst: Wenn schon Random House selbst sagt, sie hätten zu viele MeToo-Bücher gemacht ... […]

 

Aber die Rechnung Hanser = Qualitätsbuch, Heyne = MeToo (um's mal an konkreten Verlagen festzumachen) funktioniert nicht. Vor drei Jahren brachte Heyne im Taschenbuchprogramm sämtliche Bücher von Kazuo Ishiguro in neuer Ausstattung heraus, zum Teil Romane aus den Achtzigern, und ich dachte: Ui, das ist mutig. Ich hatte eines von ihm gelesen, nachdem mir die Pressereferentin so davon vorgeschwärmt hatte, und fand es gut, sehr ruhig erzählt und anspruchsvoll. Ich dachte damals, dass sie die nicht besonders gut verkaufen würden, habe es auch ein wenig beobachtet und fand mich bestätigt, aber ich war begeistert, dass ein Autor wie Ishiguro so breit auf mehreren Vorschauseiten gebracht wurde bei Heyne.

[…]

 

Verzeiht bitte, dass ich hier so in die Bresche springe für meinen Verlag, aber ich gehe am Bücherregal entlang und finde die simple Gleichung mit den Qualitätsverlagen nicht bestätigt. Ja, Kiepenheuer & Witsch ist klasse. Ich liebe David Foster Wallace. Sehr! Aber so, wie man das für Heyne tun kann, lassen sich für S. Fischer und die anderen von Sigrid Löffler gescholtenen Verlage ebenfalls genug Beispiele bringen, die ihre Einteilung in "Qualitätsbücher" und "hysterische Verlage" ad absurdum führen.

 

Liebe Grüße vom ebenso hysterischen :p

 

Titus

Hallo Titus,

 

deckt sich alles auch mit meiner Beobachtung. Wenn ich mich recht erinnere, gehörten in diesem ursprünglichen Online-Statement Heyne und Goldmann u. a. zu den Verlagen, die ihr Profil bewahrt und ausgebaut hatten.

 

Es ging in dem Statement auch nicht um die Trennung zwischen "E-Literatur" und "U-Literatur" oder zwischen E-Literatur-Verlag und U-Literatur-Verlag, sondern vielmehr darum, die schiere Massen-Me-Too-Produktion in den Griff zu bekommen. Ein Konzern mit fast 50 Verlagen (jüngst kam ja noch ein weiterer Verlag hinzu) braucht von einem erfolgreichen Verlagstitel (überspitzt formuliert) wohl nicht gleich 30 Me-toos (rechnet sich finanziell hinten und vorne nicht, wie die Zahlen zeigten).

 

Liebe Grüße

Ramona

 

Bearbeitet von Ramona

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Ich glaube, bei RH geht es mehr darum, sich nicht gegenseitig Konkurrenz zu machen und stärkere Verlagsprofile zu entwickeln. Zum Beispiel bei der Frauenunterhaltung gibt es Titel, die könnten bei Goldmann, Blanvalet, Penguin oder Heyne erscheinen. Ohne, dass man sagen kann, warum das eine hier oder das andere da. Sie sehen austauschbar aus, haben ähnliche Titel, nur der Inhalt wird sich wahrscheinlich unterscheiden, da nicht alles, was nach Me-too aussieht, auch vom Inhalt her dasselbe ist wie tausendmal gelesen.

Da die Verlagsprogramme aber immer eine lange Vorlaufzeit haben, kann dieser Beschluss noch nicht erkennbar in den neuen Programmen sein. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, ob man was davon merken wird und später die Verlage unterscheiden kann.

 

Ich sehe es ähnlich wie Titus: die anspruchsvollen Verlage öffnen sich dem Mainstream (es gibt jetzt auch pinke Frauenunterhaltung bei Insel ;-)), die Massenverlage trauen sich ins Literarische. Letztendlich werden die Verlage austauschbarer und die Vermarktung läuft mehr über den Autorennamen (sprich: Promis), die Tendenz ist ja schon da.

Schade für alle, die kein Promi sind.

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