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jueb

mein lieblingsautor...

Empfohlene Beiträge

Guten Morgen!

 

Ich lese ihn sehr gerne, nein, ich glaube, er ist sogar mein Lieblingsautor.

 

Fast egal, welches Buch ich von ihm in die Hand nehme, ich werde in einen Sog hineingezogen, der mich bis zum Ende nicht mehr los lässt(das will etwas heißen, denn ich fröne der Unkultur, dass ich verdammt viele Bücher anfange und gar nicht zu Ende lese - sogar Bücher, die wirklich nicht so schlecht sind.)

 

Bei ihm aber ist alles anders. Menschen, Dinge, oft auch Katzen lösen sich in Luft auf, verschwinden. Die Suche nach ihnen verläuft melancholisch, aber niemals abgrundtief traurig. Ich glaube, Identätssuche ist sein große Thema. Immer kommt es zu schicksalhaften Begegnungen, bei denen Menschen sich verändern, verwandeln, verlieren. Immer wieder gibt es Bilder, Szenen, die ich nicht vergesse. Etwa, wie unglückliche Menschen mit Reflexionsbedarf tagelang in tiefen Brunnen hocken und meditieren. So in meinem Lieblingsbuch von ihm: "Mister Aufziehvogel". Ja, Haruki Murakami meine ich.

 

Gestern las ich "Sputnik Sweetheart". Da ist wieder so eine Stelle, die mich schwer beeindruckt. Miu, eine japanische Geschäftsfrau und Weinhändlerin, hat in einer Schweizer Kleinstadt zu tun, fährt auf einem Vergnügungspark Riesenrad. Es ist früher Abend und die letzte Runde. Wie Miu mit ihrer Gondel ganz oben ist, guckt sie in ihr Fernglas und sieht das Haus in dem sie wohnt und die leeren Zimmer (sie lässt immer das Licht brennen). Und das ist schon ein eigentümliches Erlebnis.

 

Wie die Gondel wieder unten ist, merkt Miu, dass der Mann vom Rummelplatz schon weg ist, man hat sie vergessen und wieder und wieder geht die Gondel hoch und runter. Muss sie die ganze Nacht hier oben verbringen? Sie ruft, schreit, friert, wirft Zettelbotschaften nach unten und wieder greift sie zum Fernglas und wieder sieht sie in ihre eigene Wohnung. Diesmal aber sieht sie Menschen dort, nämlich sich selbst, wie sie mit einem Mann schläft, den sie vor kurzem "in der Realität" zurück gewiesen hat. Was geht da vor? Hat sie einen Teil ihrer Identität verloren? Und was ist ihre wirkliche Identität und ihr Charakter?

 

Am anderen Tag wacht Miu im Krankenhaus auf, ihr Haar ist über Nacht schneeweiß geworden.

 

Die Episode erklärt im Roman, warum die Figur an einer gewissen Liebesunfähigkeit leidet und sie zeigt noch mal, was mich an Murakami so fasziniert. Seine Geschichten spielen in der Realität, im Alltag, aber peu à peu mischen sich Elemente des Seltsamen, Wunderbaren oder eben Unglaublichen ein und trotzdem verlieren die Geschichten ihre Bodenhaftung nicht. Deshalb ist Murakami auch kein Autor von Phantasieerzählungen. Aber dieses sanfte, unmerkliche, fast schläfrige Gleiten ins Traumhafte, in eine andere Wirklichkeit, zieht mich so an.

 

Ich erkenne da auch eine Verwandtschaft zu Franz Kafka. Nicht umsonst heißt eines von Murakamis Bücher "Kafka am Strand" und gerade hat er - so lese ich - den tschechischen Franz-Kafka-Literaturpreis erhalten. Habe ich etwas vergessen?

 

Ja. Manche Sätze von Murakami gefallen mir so gut, dass ich sie in mein kleines Zitate-Büchlein schreibe, zum Beispiel diesen:

 

"Würde man aus einem ohnehin unvollkommenen Leben auch noch alles Überflüssige streichen, bliebe wohl nicht mehr viel davon übrig"

 

Schöne Grüße:

Jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Hallo,

 

ich lese z.Zt. zum ersten Mal einen Roman von ihm, "Gefährliche Geliebte".

Selten bin ich so mühelos in ein Buch "hineingeglitten"; von der ersten Seite an war es wie ein Besuch bei einem alten Freund. Sicher hat auch die fantastische Übersetzung dazu beigetragen.

Ich bin sonst eher eine Konsumenten von Fantasy- oder historischen Stoffen. Aber wer es mir so leicht macht wie Murakami, mich in seiner Welt willkommen zu fühlen, darf damit rechnen, daß ich wiederkomme.

 

LG

Uschi

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Hallo,

 

ich lese z.Zt. zum ersten Mal einen Roman von ihm, "Gefährliche Geliebte".

Selten bin ich so mühelos in ein Buch "hineingeglitten"; von der ersten Seite an war es wie ein Besuch bei einem alten Freund. Sicher hat auch die fantastische Übersetzung dazu beigetragen.

 

Hallo Uschi!

 

Ein schönes Buch - wenn du fertig bist: fühle dich eingelaen, ich habe es hier in den Buchkritiken mal Vorgestellt (ISt es schon auf Seite zwei oder drei gerutscht?) Deine Meinung dazu kund zu tun! :s21

 

Gruß,

Marco!

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hallo tin,

 

ja, ick glaub uch, des war ne liebeserklärung :D

 

das irre ist ja, wenn man einen autor toll findet, dann verzeiht man ihm auch die schlechten bücher, und liest auch die... mit freude ;)

 

herzlichst:

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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