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Bea

Svenja Flaßpöhler, Die potente Frau - Für eine neue Weiblichkeit

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Ein Buch, das nötig war. Es klopft anhand der Mee-too-Debatte einige Fragen ab. Ich habe den Eindruck, dass ich buchstäblich darauf gewartet hatte. Es muss doch einer mal sagen ...
- dass hier irgendwas schief läuft,
- dass ein Verlust an Vertrauen in eine Verführungskultur stattfindet,
- dass Frauen sich nicht wieder selbst in die Opferrolle ducken und diese zelebrieren.

Svenja Flaßpöhler, Philosophin und Journalistin, erkennt, benennt und beschreibt eindringlich, wie durch die Mee-Too-Debatte, und davor durch die „Aufschrei“-Kampagne, z.B. fatalerweise eine Verallgemeinerung von Vergewaltigung und jeglicher Belästigung stattfindet, dass die Anklage gegen eine männliche Sexualität keineswegs eine Aufwertung der Weiblichen bringt, und wie mitunter hier Frauen sich derselben Machtmethode bedienen, unter der Frauen von männlicher Seite gelitten haben: nämlich die Degradierung des anderen zum Objekt, zu einer triebgesteuerten Natur.

 

Keineswegs geht es hier um die Verharmlosung von Verbrechen wie Vergewaltigung. Welche Untiefen jedoch im Bereich der sexuellen Näherung - und was ist diese? - zu einem juristischen Affenzirkus führen könnten, durchaus.
Durch Gegenwehr wie Antworten, Ablehnung und Selbstbewusstsein kann die Frau „in die Aktivität kommen“, wie sie es nennt. Das Muster, so schreibt sie, von der Frau in der Duldungsrolle ist noch verbreitet, sie hätte keine eigenständige sexuelle Subjektfunktion, kein eigenes Begehren.
Dass dem nicht so ist, stellt sie edukativ und mit deutlichen Worten dar, dazu gehört auch die Beschreibung des starken Organs, dass die Frauen im Unterleib tragen, das dem des Mannes an Vitalität gleichwertig ist.

Sie fordert auf: Autonomie heißt, Widerstände zu überwinden, der kantschen „Plicht gegen sich selbst genügen“. Wie dies aussehen kann, heißt oftmals auch, man muss Konsequenzen ziehen können: z.B. die Rolle als Schauspielerin eben nicht zu bekommen.

Ein Aufruf am Ende der Einleitung: „Nur wenn die Frau in die Potenz findet, kann sie Autonomie nicht nur einfordern, sondern auch leben.“

Es geht aber noch um mehr, als um die Mee-too-Debatte. Sehr viele erhellende Gedanken, die die Autorin auch aufgezeigt und mit Klarheit dargestellt, werfen Licht auf die gegenwärtige Situation von Mann und Frau in der Gesellschaft, die wie es sein mag, gerade dabei ist, eine schönes Stück Verführungskultur zu verlieren. Und ich meine nach der Lektüre des Buches, das dies wiedermal auf Kosten der Frauen ausgeht, und sehe meine schlimmsten Befürchtungen hierzu bestätigt.

Hierzu hatte ich kürzlich Svenja Flaßpöhler zusammen mit Richard D. Precht in seiner Sendung gesehen. Auch dies war durch die sprachlichen Verve der Autorin ein Genuss zuzuhören, so wie das Buch zu lesen ist.

LG

Bea
 

"Wer nicht weiß, in welchen Hafen er will, für den ist kein Wind der richtige." Seneca

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