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DirkH

Der Protagonist und die Fremdsprache

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Die Heldenreise bringt den Protagonisten bisweilen in ferne Länder. Dort sprechen die Einwohner eine andere Sprache. Trotzdem muss der Held sich verständigen können.

 

Wie geht man elegant mit so etwas um?

 

- Der Held hat einen Übersetzer an seiner Seite? Nö, dann muss eine sonst zweckfreie Figur ständig nebenher laufen. 

- Der Held lernt ruckzuck die Grundzüge der Sprache? Das genügt nicht, um daraus gute Dialoge zu drechseln.

- Der Autor erklärt anfangs etwas Obskures, etwa, dass die Großtante des Helden eigentlich aus dem ihm fremden Land kommt, und er die Sprache bei ihr sozusagen nebenbei gelernt hat? Geht nur bei bestimmten Ländern und Sprachen, etwa Französisch in England. Swahili wäre schon schwieriger.

 

Welche Lösung kennt Ihr?

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Die am meisten gewählte Methode ist (habe ich jedenfalls den Eindruck), dass der Held die Sprache lernt. Dabei klingen seine Sätze immer recht flüssig, sind aber unter Umständen etwas einfach und verzichten auf gewagte Satzkonstuktionen. Manchmal - ich mag das - wird der erste Dialog von einem beschreibenden Satz begleitet in dem Sinn von: Noch musste Pimpommpili sich jedes Wort sorgsam zusammenklauben und seine Sprache klang holprig, aber mit jedem Satz stieg sein Selbstvertrauen in seine neu erworbenen Fähigkeiten.

 

Na ja oder sonst so etwas Ähnliches. Damit weiß der Leser, dass der Held radebrecht, aber im Text ist nichts davon zu merken. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten wie das Gestammel auszuschreiben, aber das mag ich weniger, als wenn angedeutet wird, dass der Held über phänomrnale Svhreinlerngähigkeiten verfügt.

 

Ich glaube, Clavell ging diesen Weg bei seinem Buch Shogun. bin aber nicht ganz sicher.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Gib doch dem Übersetzer eine Aufgabe, dann bist du sämtlicher Sprachprobleme ledig. Ein lustiger Sidekick, der beim Übersetzen gerne mal seine eigene Meinung reinbringt, sich in die falsche Frau verliebt, ständig über seine Füße stolpert. Oder eine Übersetzerin ist, wie Missandei bei Daenerys, mit einer eigenen Geschichte und Erfahrung.

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Um dem Problem aus dem Weg zu gehen, habe ich In meiner "Tüte grüner Wind" Lucys gute Englischkenntnisse in ihren Irlandferien damit erklärt, dass sie eine Weile in Atlanta zur Schule gegangen ist; ihr Vater war dorthin versetzt worden. (Lustiger Zufall: Das Buch war vor einiger Zeit ausgerechnet in einer Schule in Atlanta Lektüre im Deutschunterricht :).)

 

Und vielleicht schaust Du Dir mal "Die Kieferninseln" von Marion Poschmann an. Spielt in Japan. Der deutsche Reisende kann kein Japanisch, der junge Japaner, mit dem er eine Weile reist, kaum Englisch. Anfangs werden die Verständigungsschwierigkeiten im Roman thematisiert, später nicht mehr. Wobei ich mich bei manchen Erkenntnissen des Deutschen schon gefragt habe, woher er das über seinen Reisebegleiter wissen wollte.

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Bei Shogun fand ich die Entwicklung auch nachvollziehbar, Wolf. Das Buch hatte aber auch über 1000 Seiten und der Held entsprechend Raum, eine Sprache zu lernen.

 

@Ulrike: Ein Übersetzer als eigene Figur? Selbst wenn er eine Geschichte bekommt muss er doch überall mit dabei sein. Das wäre mir zu bindend. 

 

Vermutlich liegt Gesine richtig: Man erklärt das Dilemma zu Beginn. Danach lässt man es irgendwann verschleifen.

 

Hat sonst noch jemand Vorschläge?

 

In "Canal Grande" von Hannu Raittila reist eine Delegation von Finnen nach Venedig. Keiner spricht Italienisch. Aber einer der Dozenten ist Historiker und kann Latein. Damit kommen sie überall durch, weil die Italiener sich jedesmal schlapplachen, wenn der Mann den Mund aufmacht. 

 

Prima Idee. Hilft aber nur in diesem speziellen Fall. 

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Wie wäre es mit einer App?

 

iTranslate Voice: Sprich einfach mit Deinem Gegenüber

Mit dieser App sprichst Du ebenfalls einfach in Dein Smartphone – oder lässt jemanden hineinsprechen – und erhältst umgehend eine Audio-Übersetzung. iTranslate Voice unterstützt aktuell 42 Sprachen und Dialekte. https://www.vodafone.de/featured/apps/die-besten-uebersetzungs-apps-fuer-iphone-und-co/

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Ebenfalls eine gute Idee. Allerdings schreibe ich nur historische Romane. 

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Bei Shogun fand ich die Entwicklung auch nachvollziehbar, Wolf. Das Buch hatte aber auch über 1000 Seiten und der Held entsprechend Raum, eine Sprache zu lernen.

 

Ja, das schon, aber die mangelnden Fremdsprachenkenntnisse des Protagonisten wurden nur anfangs thematisiert. Ich muss das nachschauen, aber nach meiner Erinnerung - sie mag mich trügen - hörten sich seine Dialoge mit anderen Japanern bereits flüssig an, als er sich zwar verständigen, aber wohl kaum fließend sprechen konnte.

 

Ich habe bereits einige sprachbegabte Menschen kennengelernt, die innerhalb weniger Wochen eine Sprache regelrecht aufsaugen und sich sehr schnell verständigen können. Von dieser Stufe bis zu einer grammatikalischen Korrektheit ist es dann aber immer noch ein langer Weg. Und ich glaube, dass diese Übergangsphase den Leser kaum interessiert. er möchte lesbare Dialoge. Das ist so ähnlich wie dialektgefärbte Sprache. Den Dialekt kann man andeuten als Färbung. Wenn er zu original wird, stört er nur den Lesefluss.

 

Viel Erfolg

Wolf

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Hallo, Dirk,

 

andere Möglichkeiten wären: Eine Nebenfigur beherrscht die gewünschte Sprache und unterstützt den Helden, entweder jemand, der mit ihm reist, oder jemand, den er unterwegs trifft. Oder eine Figur aus dem Reiseland spricht die Sprache des Helden und übersetzt. Oder der Held spricht eine ähnliche Sprache und weiß sich zu behelfen (genau, Latein-Italienisch hast du selbst als Beispiel genannt).

 

Die von dir genannten obskuren Möglichkeiten (Verwandtschaft, bereits in dem Land gewesen) sind die, die mir am häufigsten begegnet sind. (ärgerlich nur, wenn dann die Figur die Sprache beherrscht, aber nicht der Autor/die Autorin)

 

Viele Grüße

Anna

               Website Anna             Instagram            

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Ich habe es bei meinen historischen Romanen meist so gehandhabt, dass - sofern nötig - die Fremdsprache gelernt wurde. Z.B. von den Deutschen während der Schiffsreise, die sie nach Australien brachte. Oder man hat schon rudimentäre Kenntnisse und verfeinert sie vor Ort. Oder lernt sie überhaupt erst vor Ort. (Ich finde es befremdlich, wenn ein Protagonist auf wundersame Weise plötzlich eine Fremdsprache spricht, ohne zu erklären, wie er das geschafft hat.)

 

Die Protagonisten waren dann anfangs natürlich noch nicht sonderlich gewandt in der fremden Sprache, aber das gibt sich ja mit der Zeit. Soll heißen, ich habe das am Anfang des Romans immer mal wieder thematisiert, aber später nicht mehr.

 

LG

Inez

Rebel Sisters 1: Die Pilotin (Lübbe, Juli 2024)

www.inez-corbi.de

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Ich finde eine Mischung glaubwürdig: Hauptfigur besitzt Grundkenntnisse und baut diese aus, manche Dialogpartner beherrschen die Muttersprache der Hauptfigur (mehr oder weniger gut), Hauptfigur gerät an ihre sprachlichen Grenzen und muss sich mit Händen und Füßen oder in einer gemeinsam gesprochenen Fremdsprache verständigen.

 

Bei meinen Familiengeheimnis-Romanen hatte ich es einfach, weil jeweils ein Elternteil aus Italien/dem Tessin stammte und meine Hauptfiguren zweiprachig aufgewachsen sind.

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Du erinnerst mich an was, Mascha - in deinem Familiengeheimnisroman fand ich das sehr gelungen.

 

Meine historischen Figuren waren auch oft in fremden Ländern. In einem Fall (Venedig) hat der Prota einen Freund kennengelernt, der italienisch sprach. In einem anderen Fall konnte die Prota ein paar Brocken französisch und spanisch, weil sie einen sehr gelehrten Vater hatte. Und in einem (bisher unveröffentlichten) Roman hat die Prota in der Schule spanisch gelernt, bevor sie nach Argentinien auswanderte.

Bearbeitet von Christa
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Bei Petros Markaris gibt es in einem Krimi die Situation, dass ein griechischer Kommissar (Ich-Erzähler) mit einem türkischen Kollegen zusammenarbeiten muss. Beide beherrschen nicht die Sprache des anderen. Sie einigen sich auf Englisch, was der Türke relativ gut beherrscht, der Grieche relativ schlecht.

 

Markaris greift in die Trickkiste und lässt häufig Satzanfänge auf Englisch (kursiv) beginnen, schreibt dann aber in seiner Sprache weiter (in der deutschen Übersetzung ist das dann natürlich deutsch).

Das liest sich etwa so: "Wait! Warten Sie, ich muss noch etwas erledigen."

Manche Sätze sind sehr einfach, dann lässt Markaris sie ganz auf Englisch stehen.

 

Der griechische Kommissar streut gelegentlich ein, dass ihm die Worte fehlen.

 

Diese Methode funktioniert aber nur, weil Englisch nahezu jeder kann. Bei der Wahl einer exotischen Fremdsprache würden vermutlich selbst einzelne Worte unverständlich bleiben.

Tränen im Mississippi     •     Aaron Grünblatt      •      Amüsante Spaßitüden      •     Völlich Anders Verlach

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