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// KI statt Bauchgefühl?

 

Seit einem Jahr ist QualiFiction auf dem Markt. Das Versprechen von Gesa Schöning und Ralf Winkler: Ihre Software errechnet das Bestsellerpotenzial von Büchern und Romanmanuskripten – auf Wunsch, auch stapelweise. „Unsere Trefferquote liegt heute schon bei 76 Prozent und verbessert sich mit jedem Buch“, sagt Schöning.//

 

https://www.boersenblatt.net/artikel-messe-serie__der_zufallstreffer__4_.1531034.html

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Dazu habe ich gerade einen ausführlichen Bericht in der Zeitung gelesen.

 

Die Software solle nicht die Lektoren ersetzen, sondern ihnen die Arbeit erleichtern. Statt unzählige unverlangte Manuskripte

zu prüfen, sollen sie sich auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren.

 

Bestseller hätten eins gemeinsam: Große Emotionen und gut ausgearbeitete  Charaktere (neben anderen Kriterien wie Spannungskurve, innovatives Thema, Stil usw.) Jo Nesbos Krimi "Durst" hätte 99% auf der Skala erreicht. Die Gewinnerin des Autorenwettbewerbs stehe jetzt auch fest: eine Österreicherin, die im August davon erfuhr und innerhalb von drei Wochen einen Roman schrieb. Eine zweite Autorin aus Hochmössingen (Kreis Rottweil) sei nominiert.

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"... innerhalb von drei Wochen einen Roman geschrieben?" Vielleicht hat sie ein bereits so weit fortgeschrittenes Manuskript in diesen drei Wochen nach den genannten Bestsellerkriterien noch mal auf Vordermann gebracht?  ;) 

Bearbeitet von Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Das ist, mit Verlaub, Schwachsinn pur. Wenn Autoren zulassen, dass ihre Werke auf diese Weise kategorisiert werden, sägen sie an ihrer eigenen Existenz. Und an derjenigen der gesamten schriftstellerischen Kultur.

 

Herzlich,

Tom

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Nun ja, das Angebot richtet sich vor allem an Verlage (bzw. deren Lektorinnen und Lektoren). Natürlich wird man in den dortigen Marketing- und Vertriebsabteilungen in Zeiten des Käuferschwunds checken in wie weit so ein Prognose-System für den Massenmarkt tauglich ist. Die Zeiten waren nie besser für sogenannte "Propheten". Mal schauen, in wie weit die Vorhersage dann wirklich in größerem Umfang zutrifft. Vielleicht erleben wir, dass Irren nicht nur menschlich ist. 

Bearbeitet von Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Das war ja nur eine Frage der Zeit und kommt für mich nicht so ganz unerwartet. Höchstens der Zeitpunkt.

 

Ich habe mich schon in mehreren Foren damit unbeliebt gemacht, weil ich eine Diskussion darüber anzetteln wollte, wie man einen "guten" oder bestsellerverdächtigen Roman schreibt. Und obwohl jeder der Meinung war, er könne einen guten von einem schlechten Roman unterscheiden, behauptete er plötzlich, dass alle eine Geschmacksfrage sei. Irgendwann habe ich es dann aufgegeben.

 

Wenn es Kriterien für ein gutes Buch gibt und wenn man behauptet, dass die Qualität über die Verkaufsaussicht entscheidet, dann kan man auch ein Vorhersagemodell erstellen. Wenn man dieses mit einem Selbstlernmechanismus verbindet (früher arbeitete man meist mir neuronalen Netzen) kann man das Modell auch immer besser machen. Das also ist die gute und auch glaubhafte Seite.

 

Meine erste Frage ist, ab wann man von einem Bestseller spricht. Bücher wie Harry Potter wurden nicht durch ihre Qualität gehypt.

Meine zweite Frage ist, welches die Variablen sind, die wenig mit Qualität zu tun haben. Eine ist sicher der Bekanntheitsgrad des Autors. Würde Trump über seine Präsidentschaft schreiben, würde das mit Sicherheit ein Bestseller.

 

Würden die Verlage diese Software nutzen, wüssten sie besser, für welche Bücher sich Werbung lohnt und für welche nicht. Also Daumen hoch.

 

Aber jetzt wird es spannend. Es ist zu erwarten, dass irgendwann nur noch stromlinienförmige Bücher entstehen werden. Und ich bin mir sicher, dass parallel datzu eine Alternativwelt entsteht. Und dann wird es sich zeigen, wohin der Hase läuft und wie gut die Modellierer sind. Das wird spannend.

 

Ich werde jedenfalls diesen Dienst nicht nutzen. Es macht mir einfach viel zu viel Spaß, mich beim Schreiben selbst zu entdecken und feste Schemata in frage zu stellen, anstatt sie zu erfüllen. Wie sagt man in der Politik?

 

Ich sehe diese Sache mit gößter Gelassenheit entgegen.

 

Wolf

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Diese Art von Artikel wird im Journalismus als "Hofberichterstattung" bezeichnet: Es werden nur die Vertreter einer Seite befragt, und deren Aussagen werden unreflektiert übernommen. Der Artikel vermittelt daher genau das Bild, das die Verkäufer der Software gerne in die Öffentlichkeit tragen würden. Wie viel Wahrheit dran ist, lässt sich so nicht feststellen. Im Grunde ist das nicht viel mehr als Werbung.

 

Angenommen, das Programm funktioniert und lernt, wie erfolgreiche Bücher aussehen, dann weiß ich eigentlich nur, wie es in der Vergangenheit war. Neue Trends oder gar eine neue Art von Literatur kann es nicht erkennen, weil die eben neu ist und nicht in der Kiste der Lernvorlagen enthalten war. Das ist ähnlich wie beim Wetterbericht: Sage für morgen das gleiche Wetter wie heute voraus, und du liegst zu 80 Prozent richtig. (Stimmt wirklich, weil sich das Wetter meistens ein paar Tage hält.) 

Olaf Fritsche 

www.seitenrascheln.de

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Der Begriff "Hofberichterstattung" trifft es sehr gut, und auch an Werbung könnte man denken.

Das Hauptargument, die Lektoren zu entlasten, schießt nämlich ins Leere. Aus unzähligen Berichten wissen wir, wie schnell ein Lektor (oder ein Agent) herausfinden kann, ob ein Buch gut verkäuflich ist. Bleibt die Angst, einen Bestseller zu verpassen. Selbst wenn die Software lernen sollte, sich an künftige Bestselleranforderungen anzupassen, kämen doch immer ähnlichere Bücher heraus, wie Wolf ganz richtig sagt. Und für Autoren wäre es eine Zwangsanpassung an immer fragwürdigere Kriterien, da stimme ich Tom unbedingt zu.

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"... innerhalb von drei Wochen einen Roman geschrieben?" Vielleicht hat sie ein bereits so weit fortgeschrittenes Manuskript in diesen drei Wochen nach den genannten Bestsellerkriterien noch mal auf Vordermann gebracht?  ;) 

 

Ja, wahrscheinlich, denn sie hatte 76 Punkte von 100 erreicht. ;)

Die Überschrift des Zeitungsberichtes lautete übrigens: In 30 Sekunden ein Bestseller.

Ein bisschen schneller als bei den Lektoren, die ein, zwei Seiten lang brauchen. 8-)

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Angenommen, das Programm funktioniert und lernt, wie erfolgreiche Bücher aussehen, dann weiß ich eigentlich nur, wie es in der Vergangenheit war. Neue Trends oder gar eine neue Art von Literatur kann es nicht erkennen, weil die eben neu ist und nicht in der Kiste der Lernvorlagen enthalten war. Das ist ähnlich wie beim Wetterbericht: Sage für morgen das gleiche Wetter wie heute voraus, und du liegst zu 80 Prozent richtig. (Stimmt wirklich, weil sich das Wetter meistens ein paar Tage hält.) 

 

Über das angebotene Programm lässt sich tatsächlich gar nichts sagen, weil in dem Artikel nichts über die Wirkungs- und Arbeitsweise gesagt wird. Die Prognostik war bereits vor einigen Jahren, als ich aus dem aktiven Dienst ausschied, ziemlich ausgefuchst. Andererseits gibt es ein paar grundsätzliche Beschränkungen, die nur schwer zu überkommen sind. Man wird sehen, wie gut das Modell arbeitet.

Den Blick in die Zukunft kann man in so ein Modell übrigens ohne weiteres einbauen, wenn es das noch nicht enthalten sollte. Die Verlage machen doch auch nichts anderes. Die betrachten die Vergangenheit und versuchen aus ihr die Zukunft zu erschließen. Ob ich das intuitiv mit dem Bauchgefühl mache oder mit einem Modell ist grundsätzlich kein großer Unterschied. Für die nahe Zukunft ist es sogar einfach, wenn die Entwicklung trendartig ist. Unmöglich sind plötzlich auftretende Modewellen zu erfassen. Ist das gleiche wie am Aktienmarkt. Da gibt es die Chartanalyse (viel schlimmer als unser Bestsellerbeispiel), aber sie versagt völlig, wenn es einen Crash gibt. Da machen dann die Kommentatoren ein wissendes Gesicht und sagen mit unheilsvoller Stimme, dass die Kurve nun auch die letzte Widerstandlinie durchbrochen hat.

 

Was ich sagen will, ist: Grundsätzlich ist ein Modell wie oben vorgestellt denkbar. Mittelfristig wird es wohl auch funktionieren. Wahrscheinlich gibt es dann eine kurze Phase des Enthusiasmus, dann folgt die Phase der Enttäuschung und am ende setzt sich der Realismus durch. Und auf den müssen wir halt warten.

 

Bis dahin schreibe ich meine Romane weiter so, wie ich sie bisher geschrieben habe.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Du schreibst Eigenschaften einer Zeitreihe in die Zukunft fort. Ein ganz einfaches Beispiel. Du untersuchst und findest einen Trend in der Vergangenheit und folgst ihm in die Zukunft. Ist es eine Gerade, verlängerst du sie einfach. Es muss aber keine Gerade sein. es kann auch eine Oszillation sein. Wieder ein ganz einfaches Beispiel: Zu Weihnachten erhöht sich der Verkauf von Marzipan (oder Lebkuchen). Es gibt auch noch andere Zeitreiheneigenschaften, wie beispielsweise die Erhaltensneigung, die die Trägheit auf dem Zeitstrahl beschreibt. Und alles geht auch mehrdimensional, wobei es dann ganz schnell mathematisch kompliziert wird wegen der vielen Parameter, die alle ihren persönlichen Fehler mit sich herumschleppen.

 

Wenn der Hauptteil des Modells deterministisch ist (Bestseller = Länge * Anzahl der Figuren, um mal ein Nonsensebeispiel zu wählen), kann man das mit Zeitreiheneigenschaften verbinden. Einfach addieren oder für jeden Faktor einzeln. Grundsätzlich ist das kein Problem. Die Schwierigkeiten liegen woanders, sodass ich an die Software erst glaube, wenn ich sie funktionieren sehe.

 

In diesem Sinne

Wolf

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Ich glaube, das sind zwei unterschiedliche Dinge. Mit einer Zeitreihe wird besagtes Modell (zumindest im Kern) nur wenig zu tun haben, das dürfte ein neuronales Netz sein, oder Deep Learning, wie man heute so schön sagt. Das ist ein Klassifikationsmodell und vergangenen Trends hauptsächlich insofern verhaftet, als dass es freilich einen bestimmten Trend widerspiegelt, wenn es nur auf den Bestsellern eines bestimmten Zeitabschnitts trainiert wurde. Nimmst du die letzten 100 Jahre als Trainingsset, schaut das anders aus.

Im Einzelnen hängt sicherlich viel von den Eingangsparametern ab (Text vermutlich, aber sicherlich auch Trendinformationen), allerdings klingt 76% Trefferquote abgefahren gut. Ist allerdings auch keine sonderlich umfassende Aussage zur Güte des Modells. Ich denke, wenn man das genauer beleuchtet, wird es nicht mehr ganz so toll ausschauen, zB 76% im Trainingsset, dass es nur sehr wenige Positives ausspuckt, die vielleicht gut trifft, aber eine Menge Bestseller übersieht, etc. Da wäre eine genauere Beschreibung hilfreich, aber die werden die Nutzer sicher einfordern. 

Die Klassifikation für neue Trends kann schon gegeben sein, ausser vielleicht in Fällen, in denen Kindersprache plötzlich zum Trend wird und das Modell sagt: "Nö, nicht mit mir."

Bearbeitet von FlorianH
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Ich sagte ja bereits, dass über die Software selbst, also das Modell in dem Artikel nichts drinsteht. Also kann ich auch nichts zu senen Bestandteilen sagen und treffe auch keine Annahmen darüber. Wenn das Selbstlernmodul tatsächlich auf der Technik der neuronalen Netze beruht, dann kann es für die Parameter eines deterministischen Modells ebenso genutzt werden wie für die einer multivariaten Zeitreihe. Ob es ein klassifikationsmodell ist, ob es auf Merkmalskombinationen aufbaut oder auf den guten alten multiplen Regression, ist dabei bedeutungslos. Aber ich schlage vor, diese insiderdiskussion an dieser Stelle zu beenden, da wir uns hier eigentlich noch nicht au dem Gebiet der modernen KI Methoden bewegen. Ich hätte eher einen Random forest Ansatz erwartet oder ähnliches. Aber wenn du auf diesen Gebiet arbeitest würde ich mich über eine PN-Diskussion freuen. Ich bin allerdings so um die acht Jahre zurück und habe die Fachliteratur der letzten Jahre nicht mehr verfolgt.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Bestseller hätten eins gemeinsam: Große Emotionen und gut ausgearbeitete  Charaktere (neben anderen Kriterien wie Spannungskurve, innovatives Thema, Stil usw.) Jo Nesbos Krimi "Durst" hätte 99% auf der Skala erreicht.

 

Das ist richtig, nur das eine Software in ein paar Sekunden ein bis dato unbekanntes Manuskript darauf hin einiermaßen objektiv auswerten kann, dürfte in den Bereich der Legenden verortet werden. Die Analyse von Texte wird heute unter dem Begriff Text Mining (https://de.wikipedia.org/wiki/Text_Mining) verstanden. Das damit ein ganzer Roman nach solchen komplexen Dingen, wie Spannungsbogen untersucht werden kann, halte ich im Moment noch für unrealistisch. Es sei denn die Autoren sind bereit, ihre Algorithmen offenzulegen. Aber dann könnte jeder einen Bestseller schreiben und alle Bestseller würden gleich aussehen. Das Programm setzt die bekannten Bestseller als Norm an, mit der alle neuen Manuskripte verglichen werden,

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Das Äquivalent wäre ein Programm, das (nach erzielten Versteigerungspreisen kategorisierte) Gemälde alter Meister analysiert und neu gemalte Bilder damit vergleicht: Es würde nie wieder ein neuer künstlerischer Stil entstehen. Und hätte es das Programm schon gegeben, als Picasso angefangen hat, hätte man ihm gesagt, "lass es".

 

Die Qualifiction-Leute hatten ihren Stand auf der Buchmesse, gegenüber vom Papyrus-Stand – aber soweit ich es beobachten konnte bei meinen zwei Kurzbesuchen dort, hatten die nichts, was sie hätten demonstrieren können, nur Powerpoint-Präsentationen mit bunten Kurven. Dabei wäre es doch ein Knaller gewesen, wenn sie angeboten hätten: "Selfpublisher, bringt Eure Manuskripte vorbei, heute kostenloses Bestseller-Scoring". Die Selfpublisher waren nicht weit weg, die Presse hätte berichtet, womöglich wäre ein Bestseller entdeckt worden … Stattdessen haben sie immer nur Kekse gegessen.

 

Bis jetzt starker Heißluftverdacht. 

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Hallo zusammen,

 

ich habe mir einmal ein paar der Kriterien angesehen:

 

Mittlere Satzlänge 25 Worte

Textlänge 200.000 Worte

Erotikanteil >= 10 Prozent

Familiärer Alltag >= 15 Prozent

Sentimentanteile in bestimmten Bereichen des Buches

....

 

All das sind durchaus Kriterien, um ein Buch zu beurteilen.

 

Hier müsste man untersuchen, ob diese Kriterien bei allen Genres gleich gültig sind. Auch wäre es spannend zu überprüfen, wie valide die "Bestsellerquote" ist, indem man die Bücher eines Autoren vergleicht und indem man die verschiedene Pseudonyme von Autoren miteinander vergleicht, bzw. auch einfach bestimmte Vorbildromane wie "50 Shades of Grey", "Säulen der Erde", "Der Name der Rose", "Tribute von Panem", "Interview mit einem Vampir" und viele andere und die "Mee-too" Romane vergleicht.

Auch spannend wäre dies alles historisch gegenzuprüfen, ob es eine Veränderung der Vorlieben der Leser gab. Und auch spannend welche Genre gut vorherzusagen sind und welche nicht.

 

Insgesamt ist aber einiges zu bedenken: Ich denke, dass die Kriterien letztlich keine primären Aussagewert bei der Planung eines Romans haben, sondern bei der Überarbeitung.

 

Grüße

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Lol, jetzt fängt es schon fast an lächerlich zu werden. Ich erinnere mich an eine Doktorarbeit in der Anglistik an der Universität zu Köln, in der mit den damals modernen Methoden der multivariaten Statistik ein unbekannter Text einem Autor zugeordnet werden sollte. Das muss so um 1975 gewesen sein. Der Autor hieß Norbert Bolz (nicht der Medienprofessor).

 

Wenn man dieser Arbeit noch ein neuronales Netzt hinzugefügt hätte, dann wäre man bei dem vorgestellten Produkt.

 

Vergessens wir`s

 

Wolf

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Noch eine Anmerkung zu diesem hochstilisierten Heißluftballon: Die Sache ist ja nicht neu. Im letzten Herbst gab es eine internationale Pressekonferenz zur Premiere des Buches "Origin" von Dan Brown. Da traten die QualiFiction-Leute auch schon auf. Dan Brown sagte, er wüsste nicht, wie man Bestseller schreibt, er schreibe einfach Bücher, die er selbst gern lesen würde. Ich kenne ein paar Bücher von Dan Brown und weiß, dass es darin nicht um große Emotionen und ausgearbeitete Charaktere geht, sondern um Religion, Wissenschaft und Action. Um große Fragen vielleicht, wie die, ob der Glaube und Gott die Wissenschaft überdauern könnten.

https://flugundzeit.blog/2017/10/12/dan-brown-wie-man-einen-bestseller-schreibt-buchmesse-2017-3///

 

Und was den Autorenwettbewerb angeht: Den Preis hatte der FeuerWerke-Verlag zusammen mit QualiFiction ausgeschrieben, und bei der Preisverleihung am Freitag wurde die Siegerin mit einem Buchvertrag ebendieses Verlages belohnt (so der Zeitungsbericht). Ich glaube nicht, dass die Geschichte sonderlich ernst genommen wird, denn ich finde kaum eine Berichterstattung über dieses Event. Letztes Jahr ein Ansturm ohnegleichen, dieses Jahr werden Kekse gemümmelt. ;)  8-)

Bearbeitet von Christa
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@Wolf, dafür, dass Du die Fachdiskussion auf Privatnachrichten verlagern willst, wirfst Du vorher noch ganz schön selbst mit Fachwörtern und Urteilen um Dich :)

Ich weiss ehrlich gesagt nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll, aber ich will sie nicht verlachen, selbst wenn sie (vermutlich) bislang noch in unfähigen Kinderschuhen steckt. Wir kommen so langsam ins Zeitalter derartiger Möglichkeiten und wenn man sich die ganze Neuroscience anschaut, könnte man glatt auf den Gedanken kommen, der Mensch sei nicht halb so künstlerisch und erhaben, wie er sich gerne sehen würde, sondern auch nur Programmgetrieben. Nichts, was sich technisch nicht nachbilden liesse.

 

@Dietmar, die Qualität des Verfahrens hat ja freilich nichts mit dem Grad der Offenlegung seiner Bestandteile zu tun, noch nicht mal mit dem, was ihm allgemein zugetraut wird. Punkt ist aber, so wie auch heute nicht jeder Bestseller gleich aussieht, würde auch ein solches Verfahren, das weit über den Spam-Filter hinausgeht, nicht nur die immergleiche Struktur auswählen, sondern eine Reihe derartiger Strukturen. Letztlich würde es halt die Arten Einheitsbrei abbilden, den wir uns heute schon freiwillig einverleiben. Es lernt ja von uns :)

Die Art von Technologie werden wir aber sicher nicht als erste im Literaturbetrieb sehen, sondern in einer Sparte, die mehr finanzielle Mittel zur Entwicklung aufwendet.

 

@Andreas, interessanter Ansatz, das mit Picasso, hatte der wirklich etwas so grundlegend und umfassend neues geschaffen? Ich meine, wie entsteht menschliche Kreativität? Die explodiert ja nicht einfach so aus sich heraus, sondern letztlich war Picasso auch nur ein Schritt der Weiterentwicklung basierend auf jeder Menge Vorgänger. Eine Variation auf dem Weg der Evolution könnte man sagen.

Ist für mich ein schlechtes Beispiel, denn ich kann mit bunten Bildchen wenig anfangen, aber auf die Literatur gebracht, wann gab es den letzten wirklich und absolut neuen Roman, der noch nie zuvor dagewesenes zum Bestseller machte? Ganz ehrlich, wenn Du Dich durch die humangenerierten Bestsellerlisten arbeitest, findest Du doch zu weit mehr als den genannten 80% genau den Einheitsbrei, vor dem die Kritiker der KI warnen. Der Rest ist dann vielleicht Kreativität durch statistischen Fehler oder so :)

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Das eigentliche Problem ist weniger, ob ein Programm wirklich vorhersagen kann, ob ein Buch zum Besteller wird. Die Gefahr liegt vielmehr darin, dass die Verlage daran glauben.

 

Aus Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, verlassen sie sich dann vollständig auf die Software — und erstarren in ewiger Gleichförmigkeit. 

Olaf Fritsche 

www.seitenrascheln.de

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An irgendetwas müssen die Verlage ja glauben. Ich habe zumindest bislang mitgenommen, dass ich Kreativität besser in einem eher eng gesteckten Regelwerk ausleben sollte, will ich mir ernsthafte Hoffnungen auf Erfolg machen.

Es werden ja auch selten Romane einfach so zum Beststeller. NSA poppte ganz oben auf der Audiblevorschlagsliste auf und weil ich den Autoren sowieso immer lese, habe ich zugeschlagen. Eine Kombination aus Marketing, meiner persönlicher Erfahrung mit dem Autoren und Audibles Erfahrung mit mir, aber mit der Qualität des besagten Produkts selbst hatte die Kaufentscheidung rein gar nichts zu tun. Es wird sicherlich zum Bestseller werden, auf der Liste der Erfolgstreiber wird die Qualität der Schreibe dieses einen Werkes eher hintanstehen.

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Das eigentliche Problem ist weniger, ob ein Programm wirklich vorhersagen kann, ob ein Buch zum Besteller wird. Die Gefahr liegt vielmehr darin, dass die Verlage daran glauben.

 

Aus Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, verlassen sie sich dann vollständig auf die Software — und erstarren in ewiger Gleichförmigkeit. 

 

So ähnliche Phänomene gab's ja auch schon z.B., was Cover anbelangt: Eine Zeit lang kursierte die Weisheit, erfolgreiche Cover hätten einen hohen Anteil an Rot, während grüne Cover gar nicht gingen. Also waren alle Cover auf einmal rot … (und ein grünes Cover hätte sich richtig gut aus dem Einheitsbrei abgehoben …)  ::)

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Das Äquivalent wäre ein Programm, das (nach erzielten Versteigerungspreisen kategorisierte) Gemälde alter Meister analysiert und neu gemalte Bilder damit vergleicht: Es würde nie wieder ein neuer künstlerischer Stil entstehen. Und hätte es das Programm schon gegeben, als Picasso angefangen hat, hätte man ihm gesagt, "lass es".

 

Die Qualifiction-Leute hatten ihren Stand auf der Buchmesse, gegenüber vom Papyrus-Stand – aber soweit ich es beobachten konnte bei meinen zwei Kurzbesuchen dort, hatten die nichts, was sie hätten demonstrieren können, nur Powerpoint-Präsentationen mit bunten Kurven. Dabei wäre es doch ein Knaller gewesen, wenn sie angeboten hätten: "Selfpublisher, bringt Eure Manuskripte vorbei, heute kostenloses Bestseller-Scoring". Die Selfpublisher waren nicht weit weg, die Presse hätte berichtet, womöglich wäre ein Bestseller entdeckt worden … Stattdessen haben sie immer nur Kekse gegessen.

 

Bis jetzt starker Heißluftverdacht. 

 

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