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Uschi

Zurückzoomen

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Hallo, Ihr Lieben,

 

mich quält immer mal wieder eine Perspektivenfrage.

 

Weiß der Geier warum, aber bei mir gibt es praktisch nie einen auktorialen Erzähler. Ich befinde mich immer in den Köpfen einer meiner Figuren.

Aber ich neige dazu, ab und zu mal etwas zu tun, was ich "Zurückzoomen" nennen möchte.

Nach einer langen Beschreibung aus einer personalen Perspektive distanziere ich mich am Ende eines Kapitels oder Unterkapitels mit einem oder wenigen Sätzen und kommentiere den Protagonisten.

 

Kurzes Beispiel (Praktisch das ganze Buch ist aus der personalen Perspektive E.s geschrieben):

"Bisher hatte E. ihre Einschätzung A.s für unumstößlich wahr gehalten. Es verwirrte sie, daß ausgerechnet O., die kluge, nüchterne O., die sie nie in Gefahr geglaubt hatte, ihren wachen Geist den Leidenschaften zu opfern, in dieser Sache so völlig anders urteilte. Und so tat sie, was Menschen meistens tun, wenn die Erkenntnis an ihre Tür klopft, sie könnten sich geirrt haben: sie suchte nach einer Erklärung dafür, warum O. sich irren mußte."

 

Ich könnte mir vorstellen, daß einige Puristen das völlig ablehnen. Aber ich tue es nun mal gerne und mag es auch bei Anderen gern lesen. Ich habe dann immer das Gefühl, mich "in guten Händen" zu befinden.

 

Meine Fragen: Wie geht es Euch damit? Tut Ihr das? Mögt Ihr das? Lehnt Ihr das ab?

 

LG

Uschi

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Ich mag solche ironische, allgemeine Beobachtungen auch, aber das ist eindeutig ein "auktorialer Erzähler". ;)

Ist nicht ganz lupenrein, aber wahrscheinlich auch keine Totsünde.

 

Ich würde es nicht verwenden; entweder auktorial oder personal, so ein Mischmasch gefällt mir persönlich nicht. Den ganzen Text über versucht man dem Leser bei der personalen Perspektive ja weiszumachen, dass es keinen Erzähler gibt, dass er unmittelbar neben den handelnden Figuren steht, dann entlarvt so ein kleines, wohlformuliertes Sätzlein, eben doch den ganzen Schwindel. Nur, Hand aufs Herz, im normalen Lesefluß fällt so ein kleiner Satz, eingebettet in hunderte andere, doch kaum auf. Es werden nur die allerwenigsten das Buch an dieser Stelle in die Ecke schmeißen und brüllen: "Ein auktorialer Erzähler, sie verarscht mich!".

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Ich mag solche ironische, allgemeine Beobachtungen auch, aber das ist eindeutig ein "auktorialer Erzähler".  ;)

Ist nicht ganz lupenrein, aber wahrscheinlich auch keine Totsünde.

Hallo Uschi, PeterN,

 

ja, das wäre auktiorial. Eine besondere Form, meist im Kopf der Figur, aber am Ende immer der Erzähler, der spricht.

 

Wenn du es von Anfang an tust, ist es okay, warum nicht? Der Leser kennt es ja, verliert nicht die Orientierung. Schlimm ist es, wenn du plötzlich in eine Halbsatz ohne Grund in die Erzählerstimme rutschst und dem Leser auch nicht ganz klar ist, was da passiert.

 

Hans Peter

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Hallo!

 

Ich mache das zwar nicht, auktorial ist nicht mein Ding, aber ich finde, wenn es zum Text passt und sich gut anhört - warum nicht!! Ist sogar eine ganz interessante Methode.

Warum soll man also etwas nicht machen, nur weil es ein Don't ist?

Solange es, wie schon gesagt, nicht mitten im Text passiert und dazu passt. (Und so klingt es für mich auf alle Fälle mal.)

 

Viele Grüße, :)

Lionne

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ja' date=' das wäre auktiorial. [/quote']

Ohne Frage, ein abrupter Übergang von der personalen in die auktoriale Perspektive.

 

Wenn du es von Anfang an tust, ist es okay, warum nicht?

Eben nicht...

 

Schlimm ist es, wenn du plötzlich in eine Halbsatz ohne Grund in die Erzählerstimme rutschst und dem Leser auch nicht ganz klar ist, was da passiert.

Ich fürchte, es ist in solchen Fällen eher der Lektor oder der schreibtheoretisch versierte Leser, die das schlimm finden. Ich glaube nicht, daß es wirklich verwirrend ist, eher, daß der Leser es niemals zu sehen bekommt, weil der Lektor meint, sowas ginge nicht. Aus Gründen, die mich nicht wirklich überzeugen...

Wie geht es Euch als Leser mit sowas? (Falls Ihr davon abstrahieren könnt, daß man das nicht tut...)

 

LG

Uschi

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Wie geht es Euch als Leser mit sowas? (Falls Ihr davon abstrahieren könnt, daß man das nicht tut...)

 

Kommt auf die Stelle an.

 

passiert es auf Seite drei, würde es mich kurz irritieren, dann würde ich es als Stilmittel des Romans wahrnehmen. Bliebe es das einzige Mal, würde ich es aber als Fehlr betrachten.

 

kommt es erst auf Seite 230 vor, würde ich ernsthaft an der Qualität des Buches zeifeln, denn dann habe ich mich an eine perspektive gewöhnt, ob auktorial oder personell, und wenn das verlassen wird, fuchst es mich... ;)

 

Gruß,

Marco!

:s17

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Hallo Marco,

 

das ist ein hilfreicher Einwand. Wenn Du mir´s als persönlichen Stil durchgehen läßt, solange es immer mal wieder drüber gesprinkelt wird - dann sprinkle ich!

 

Klar! Wenn ich dein Maßstab bin: Sprinkle, was das Zeug hält!! :)

 

Allerdings bin ich kein Lektor. ;)

 

Lieben Gruß,

Marco!

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Eben nicht...

 

Mit Anfang meinte ich nicht, dasss es auf Seite drei passiert. Sondern am Ende des ersten oder zweiten Kapitels.

 

Ich fürchte, es ist in solchen Fällen eher der Lektor oder der schreibtheoretisch versierte Leser, die das schlimm finden. Ich glaube nicht, daß es wirklich verwirrend ist, eher, daß der Leser es niemals zu sehen bekommt, weil der Lektor meint, sowas ginge nicht. Aus Gründen, die mich nicht wirklich überzeugen...

Wie geht es Euch als Leser mit sowas?

 

Natürlich wird ein versierter Lektor Zeter und Mordio schreien. Aber wenn du öfters unmotiviert die Perspektive wechselst, vor allem, wenn es kurz ist, fällt es bald auch Lesern auf, mir zumindest. Normale Leser können vielleicht nicht sagen, was passiert ist, aber das was nicht stimmt.

 

Aber in deinem Fall, wenn du immer (oder öfters) am Kapitelende auktorial wirst, das von dem, was du schreibst, her nachvollziehbar ist und vor allem der Leser immer weiß, wer grade spricht (das scheint mir ganz wichtig!!), dann sehe ich nichts, was dagegen spricht. Falls das allerdings passiert, damit die Autorin ihre Weltsicht auf diese Weise an den Leser bringt (Belehrung oder Bekehrung), wäre das natürlich was ganz anderes.

 

Aber letztendlich ist das eine Frage, die man nur entscheiden kann, wenn man den Text kennt.

 

herzliche Grüße

 

Hans Peter

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Falls das allerdings passiert, damit die Autorin ihre Weltsicht auf diese Weise an den Leser bringt (Belehrung oder Bekehrung), wäre das natürlich was ganz anderes.

Aber letztendlich ist das eine Frage, die man nur entscheiden kann, wenn man den Text kennt.

Hallo Hans Peter,

 

wie geht es Dir (und den anderen) mit meinem kleinen Textstückchen? Findet Ihr das schon belehrend oder bekehrend? Das fänd ich nämlich auch nicht so prickelnd, wenn es so wäre...

 

LG

Uschi

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Hallo Hans Peter,

 

wie geht es Dir (und den anderen) mit meinem kleinen Textstückchen? Findet Ihr das schon belehrend oder bekehrend?

 

Meinst du dieses Textstückchen:

"Bisher hatte E. ihre Einschätzung A.s für unumstößlich wahr gehalten. Es verwirrte sie, daß ausgerechnet O., die kluge, nüchterne O., die sie nie in Gefahr geglaubt hatte, ihren wachen Geist den Leidenschaften zu opfern, in dieser Sache so völlig anders urteilte. Und so tat sie, was Menschen meistens tun, wenn die Erkenntnis an ihre Tür klopft, sie könnten sich geirrt haben: sie suchte nach einer Erklärung dafür, warum O. sich irren mußte."

 

Also meiner Meinung nach ist das nicht auktorial. Das sind immer noch Überlegungen von E. Allerdings würde ich den ersten Satz streichen und im zweiten das  "Es verwirrte sie ..." weglassen.

 

Also "Ausgerechnet O, die kluge, nüchterne O, von der sie nie geglaubt hätte, dass sie ihren wachen Geist der Leidenschaft opfern würde, ausgerechnet O urteilte in diese Sache völlig anders.  ..."

 

Einzig den Satz: "Und so tat sie, was Menschen meistens tun, wenn die Erkenntnis an ihre Tür klopft, sie könnten sich geirrt haben: " den könnte man als Erzählerstimme outen. Aber so eindeutig ist das IMHO nicht. Eher eine distanzierte persönliche Stimme, meiner Meinung ginge das - jedenfalls soweit ich das aus diesem Textfragment beurteilen kann.

 

Störend finde ich es jedenfalls nicht. Ist so eine Art Rauszoomen der Kamera, die vorher in E. war und jetzt zwar immer noch E. folgt, aber nicht mehr so eindeutig mit ihr verbunden ist.

 

Ehrlich gesagt, finde ich das gut, jedenfalls wenn du es nicht ständig machst. Die Dosis macht das Gift. Am Schluß der Kapitel, würde ich sagen, okay. In jedem zweiten Absatz könnte es nerven.

 

Hans Peter

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Ehrlich gesagt, finde ich das gut, jedenfalls wenn du es nicht ständig machst. Die Dosis macht das Gift. Am Schluß der Kapitel, würde ich sagen, okay. In jedem zweiten Absatz könnte es nerven.

Hallo Hans Peter,

 

selten. Und ich fühle mich durch Euch bestätigt, danke!

 

LG

Uschi

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Hallo, :)

 

Ich finde es auch nicht belehrend oder so, v.a. finde ich den Schluss eines Kapitels dafür einen durchaus passenden Ort - etwas Distanz, etwas Reflektion, bevor sich die Leser wieder in die Handlung stürzen können - Abwechslung. Ist doch prima.

 

Viele Grüße,

Lionne

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