Zum Inhalt springen
Quidam

Figurenblässe

Empfohlene Beiträge

Die Leute, die meinen Roman gelesen haben, loben mich immer für meinen Detailreichtum. Man hätte alles genau vor sich. Nur (!) leider nicht die Figuren. Und gerade weil man sich ansonsten alles so wunderbar vorstellen kann, sticht das ins Auge, dass eben die Figuren blass bleiben. Obwohl ich den Figuren natürlich Merkmale verpasse, sie beschreibe. Eine Narbe über der Augenbraue, Muttermale, und dergleichen.

 

Und trotzdem muss ich den Lesern Recht geben - aber entgegnen, dass man Figuren garnicht so genau vor sich haben kann, wie z.b. einen Raum, eine Naturlandschaft. Oder will mir da jemand widersprechen? Ich lasse mich gerne belehren. Aber wie soll das gehen? Profanes Beispiel: Er strich sich über den Pickel an seinem spitzen Kinn. An seiner Stupsnase klebte eine Wimper. Um die Augen rangen sich dunkle Ränder.

Eigentlich klare Bilder, trotzdem bleibt die Figur blass, weil es so viele verschiedene spitze Kinne gibt, soviele Stupsnasen, usw.

 

Beschreibe ich eine Naturlandschaft, bekomme ich klarere Bilder: Wolkenberge, Abendrot, Hügellandschaft. Selbst diese abgelutschten Bilder liefern klarere Bilder, als wenn ich eine Figur beschreibe.

Oder wie seht ihr das?

 

Grüße

Quidam

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Oha, da sprichst du ein schwieriges Thema an. Und ich glaube, ich sehe auch schon deinen Fehler, ein Problem das ich mit dir teile. Dadurch, dass du das Äußere einer Figur schilderst, bringst du sie mir nicht unbedingt näher. Ich denke sogar, dass ein zu genaues Eingehen auf ihr Erscheinungsbild eher hinderlich ist. Ich will als Leser mir die Heldin so vorstellen, wie meine Traumfrau nunmal aussieht, bitte lass mir das! Einige wirklich unverwechselbare Eigenschaften sollten reichen: Grüne Haare, zwei Meter lange Nase, Schlitzaugen, Dumboohren, Schmerbauch. Jetzt sehe ich den Chara vor mir, aber ich kenne ihn nicht!

 

Was ich von einem Autor erwarte, ist die Charakterisierung. Die Launen der Figur, ihre Weltanschauung, ihr Temperament, ihre Art zu denken, zu sprechen und zu handeln, das brauche ich, damit sie ihre Blässe verliert und als Person in meinem Kopf entsteht. Dazu muss ich nicht wissen, wieviele Pickel der Charakter im Gesicht hat.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Stefan Mühlfried

Hm... Wirken Figuren nicht eher blass, wenn ihr Charakter nicht ausformuliert ist?

 

Ich finde hin und wieder erstaunt heraus, daß eine Figur, die ich am Ende des Buches zu kennen glaube wie meine Westentasche, kaum körperlich beschrieben wird. Einssiebzig, blond, Schlabberjeans. Oder so. Mehr nicht.

Die Figur selbst, wie sie sich benimmt, was sie tut und wie sie denkt, formt ihr Bild in mir aus. Und seltsamerweise erscheint sie dann auch mit der Zeit vor meinem geistigen Auge.

Ich nehme fast an, daß es das ist, was deine Leser meinen - kann das vielleicht sein?

 

Wenn du Personen beschreiben willst, dann kannst du auch gut mal auf Vergleiche zurückgreifen. Eine der schönsten Personenbeschreibungen, die ich gelesen habe, ist "wieselgesichtig". Sagt eigentlich nix, aber alles wichtige.

 

Letzten Endes muß man Personen auch gar nicht so genau beschreiben. Einen Raum vielleicht, denn in dem spielt sich die Handlung ab, und es mag wichtig sein, wo ein Tisch ist und wo ein Fenster. Aber bei den Personen spielt sich das Wichtige innen drin ab... Nun, meistens. :)

 

Hope it helps,

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Quidam,

mir geht es wie den anderen hier... eine Figur wird mir lebensprall, wenn sie einen starken Charakter hat (stark im Sinne von eindrücklich) und ich mich mit ihren Emotionen identifizieren kann oder mich drüber aufregen.

Das Äußerliche spielt eine eher untergeordnete Rolle dabei, da nutzt es aber, wenn die Beschreibungen den Charakter unterstreichen oder sehr individuell sind. Ein spitzes Kinn haben Tausende und eigentlich interessiert das nicht. Wenn aber das spitze Kinn ein wesentlicher Bestandteil dafür ist, dass die Figur auch nach außen verschlagen wirkt, dann ist es hilfreich, dieses Kinn in einer dafür typischen Szene zu erwähnen.

 

My 2 cents...

Schöne Grüße,

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die äußerliche Unbestimmtheit von Figuren, gerade den Hauptfiguren, halte ich auch eher für einen Vorteil. Um Charaktere einprägsamer zu gesalten, gerade wichtigere Nebenfiguren, könnte man auch jeder von ihnen ein bestimmtes sehr griffiges Satz in den Mund legen, der den Charakter quasi in einem Satz indirekt charakterisiert und notfalls diesen Satz öfter wiederholen oder man gibt dem Charakter eine bestimmte wiederkehrende Angewohnheit, eine bestimmte Handlung, die dann sofort für den ganzen Charakter steht, damit vermeidet man Blässe oder Austauschbarkeit von Figuren.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nein! Leute, es geht wirklich nur ums Aussehen.

 

Die Figuren sind glaubhaft, lebendig, man fühlt ihre Zerrissenheit, kennt deren Gedanken, Sehnsüchte, deren Charakter, mag sie, oder hasst sie. Nur deren Aussehen hat man nicht genau vor sich, eben weil alles andere so genau beschrieben wird. (So die Kritik)

 

Übrigens spare ich mir sogar oft die äussere Beschreibung der Figur, eben weil ich sie für wenig aussagekräftig halte.

 

 

Quid

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nachtrag: Mit der besagten kritikerin habe ich mich auch gestern über das Thema unterhalten. Da sie ja ein richtiger Bücherwurm ist, hat sie mir erzählt, dass sie bei den nächsten Büchern genau auf das geachtet hat. Und sie meinte, dass eben in den anderen Büchern auch keine klaren Figurenbeschreibung zu finden ist - es nur nicht auffällt, weil eben alles andere auch unklar und oberflächlich beschrieben wird.

 

Übrigens fand die Kritikerin meinen Roman sehr gut. Bis auf den Mittelteil wäre er so spannend geschrieben, dass man ihn mit Gewalt aus der Hand legen muss, so ihre Aussage, also bezweifle ich, dass es sich um Pappfiguren handelt.

 

Quidam

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Quidam,

wenn das nur eine Kritikerin war, darfst du sie getrost vernachlässigen. Wenn alle Menschen das Gleiche bei dir beanstanden, hast du ein Problem.

Ich habe allerdings auch keine Lösung dafür.

 

Schöne Grüße,

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das geht mir genauso: Wenn Deine Figuren nach Aussage der Kritikerin lebendig geschildert sind, Du aber beispielsweise nicht erwaehnt hast, welche Haarfarbe sie haben, verstehe ich das Problem Deiner Kritikerin, ehrlich gesagt, nicht.

 

Ich jedenfalls wuerde mit der Aussage "die Figur ist lebendig" auch immer meinen, dass ich sie vor mir sehe, glaube, sie sinnlich wahrzunehmen.

Und "glaubhaft" waere fuer mich auch nur eine Figur, die ich sehe, hoere, rieche.

 

Vielleicht ein spezielles Problem der Kritikerin, nicht des Textes? Manche Menschen lesen ja solche Beschreibungen sehr gern, andere nicht.

 

Viele Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hm.. Dann muss ich jetzt wohl von meinem Roman weggehen und sagen, dass ich der Kritikerin Recht gebe und auch aber sage, dass mir in bisher keinem Roman eine Figur begegnet ist, die ich rein äusserlich klar vor meinem geistigen Auge hatte!

 

Das ist meine Aussage: Das Aussehen der Figur kannst du nicht klar beschreiben, nicht so klar, wie Landschaften, oder Räume.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Stefan Mühlfried

Hätte mich auch gewundert, wenn du platte Figuren abgeliefert hättest... ;)

 

Nein, ich denke auch, daß deine Kritikerin nur bedingt Recht hat. Ich werde bei meinem Lesestoff mal verstärkt drauf achten, wie detailliert das Äußere der Figuren beschrieben wird. Ich selbst habe das bisher immer ziemlich knapp gehalten, um Beschreibungsarien wie im Fahndungsbericht zu vermeiden.

 

Da fällt mir ein: Es gab da mal einen Fred, in dem über späte Beschreibungen der Protas diskutiert wurde, wenn also auf Seite 350 erst die blonden Haare erwähnt wurden. Der Tenor war, daß das gemein ist, weil man dann sein eigenes Bild der Person revidieren muß - aber wenn ich mich recht erinnere, hatte niemand gemeint, man müsse die blonden Haare überhaupt erwähnen...

 

Liebe Grüße,

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hm.. Zu früheren Internetzeiten haben sich die Mädels ja nur beschrieben und keine Bilder verschickt.-) Und da ist mir schon aufgefallen, dass es eigentlich unmöglich ist, sich klar zu beschreiben. Beim treffen ist mir dann jemand ganz anders begegnet, auch wenn die Beschreibung stimmte.

 

Wenn sich ein Mädchen wie folgt beschreibt:

Blonde, glatte Haare, die bis zum Po reichen.

Sehr schlank. Strahlend blaue Augen.

 

Dann kann diese Frau wunderschön sein - aber auch alles andere als hübsch. Die exakt gleiche Beschreibung kann so oder so wirken.

 

Ist es euch eigentlich noch nicht aufgefallen, dass Frauen etwas haben, was sie auch als Frauen aussehen lassen und trotzdem sind sie immerzu anders? Genauso verhält es sich bei den Männern. Und diese Individuallität ist meiner Meinung nach nicht einzufangen, mit Worten.

 

Grüße

Quidam

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hi,

ich finde persönlich, dass man das Äußere der Figuren nicht zu detailverliebt beschreiben soll.

Natürlich erwähne auch ich mal das "schwarze Haar" oder die Kleidung. Aber ich mag es als Leser lieber, wenn ich mir selbst ein Bild machen kann und es nicht bis ins Letzte aufgezwungen bekomme.

 

viel wichtiger erscheint mir die charakterliche Erarbeitung der Figuren! Kann es sein, dass sie nur darum so "blass" erscheinen, weil es vielleicht daran - und nicht an der Beschreibung des Äußeren - hakt?

 

Liebe Grüße,

Julia

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Daran hakt es nicht. Habe ich auch bereits geschrieben.

 

Ich beschreib mal eine Figur aus dem Roman, dann könnt ihr gerne entscheiden, ob es sich um eine Pappfigur handelt:

 

Er ist Maler, verschließt sich der Liebe, wenn es emotional für ihn gefährlich wird, lenkt er sich ab, in dem er phantasiert. Er benutzt eine CD als Lesezeichen und zerknittert gerne Papierknäuel , weil ihm das geräusch gefällt. Wenn er aufstehen will, aber müde ist, kratzt er am Boden, oder singt, bis er entnervt ohnehin nicht mehr schlafen kann. Er verfügt über einen Reibeisencharme, bei seinen Komplimenten schlucken gerne Frauen und fragen sich, ob sie sich verhört haben. Er beobachtet gerne seine Umgebung und hat den Blick für Kleinigkeiten. Ist gerne auf Reisen, bevorzugt Segeltörn über den Atlantik. usw.

 

Sein Aussehen: Das Haar füllig und etwas strohig, braungebrannt, weil er viel in der Natur ist. Normale Statur. Mehr erfährt man nicht über ihn, rein äusserlich.

 

Grüße

Quidam

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hi Quidam,

also mir kommt die Figur nach deiner Beschreibung nicht blass vor.

Ich selbst bin jemand, der sich weder viel mit Beschreibung der Umgebung aufhält noch mit den Figuren. Und ich befürchte, dass ich - aber noch viel schlimmer die Leser - eine gewisse Distanz zu den Figuren behalten. Das ist etwas, was man mir sicher zu Recht vorwerfen kann. Ich habe mir auch schon die handwerklichen Tricks überlegt, die das verbessern sollen (und getestet). Dann sind sie etwas lebendiger, gefallen mir aber nicht.

Ich denke, es kommt darauf an, was man will (und bei mir vielleicht auch, was man kann ;)):

Mir gefällt die Reduktion - im Theater : leere Bühne, weiße Wand´, ein Tisch zwei Stühle

- in der Musik: Schlagzeug - Zupfbass - Klavier

Mich langweilen Details - habe bei Karl May die Beschreibungen immer überblättert. Das führt dazu, dass ich selbst nicht in Bücher hinein versinken kann und folglich schreibe ich auch nicht so.

Manchmal denke ich aber auch ganz selbstbewusst, dass es eben so ist und es vielleicht auch wenig Zweck hat, dagegen anzukämpfen...

Nachdenklich Grüße vom Raben

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Quiddy,

 

ich denke, daß das Äußere einer Figur ohnehin eine sehr subjektive Geschichte ist.

Du kannst Deine Figur noch so genau beschreiben, und trotzdem wird jeder Leser einen anderen Menschen vor sich sehen. Das kann man doch schon im Alltag beobachten. Wie oft haben mir Menschen andere Menschen rein äußerlich beschrieben. Ich hatte ein klares Bild vor meinem inneren Auge --- nur hat sich das nachher überhaupt nicht mit dem realen Menschen gedeckt.

 

Frag Dich doch einmal andersherum: Fehlt Dir selber etwas an Deiner Figur. Hast DU SELBER sie vor Deinem inneren Auge? Wenn ja, dann laß einfach ein paar Details dieses Bildes im Laufe des Textes einfließen. Welche Rolle spielt denn für Dich das Äußere einer Person? Und warum, glaubst Du, gelingen Dir die Beschreibungen nicht? Ich würde erst einmal nach der Wurzel Deines (Beschreibungs)Problems forschen. Wahrscheinlich kommst Du damit schon ein ganzes Stück weiter.

 

Liebe Grüße

Anna

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wie SMü schon schrieb, hätte ich eigentlich auch nicht erwartet, dass du blasse Charaktere ablieferst. Wahrscheinlich ist diese eine Kritikerin tatsächlich nur über die Diskrepanz zwischen den detailreichen Beschreibungen von Sachen und den weniger detailierten von Menschen gestolpert.

Ich glaube, diese Kritik kannst du ignorieren, oder aber du fügst behutsam einige Details des äußeren Erscheiningsbildes in den Text ein. Ganz verstreut, mitten in der Handlung.

Etwa so:

 

"Ich liebe deine blauen Augen", murmelte er in seinen roten Vollbart und stülpte den Verlobungsring über ihren zierlichen Finger. Das war eine Sekunde bevor ihr Faustschlag seine ohnehin schon knollige Nase in ein formloses Stück Fleisch verwandelte. Während seine Stummelbeine einknickten, trat ein grausames Lächeln auf ihre edlen, schmalen Züge. Dass ein Fitzelchen Blattspinat zwischen ihren ansonsten makellos weißen Zähnen hing, machte ihr Lächeln noch bezaubernder.

"Meine Augen sind grün, Du Ar***!" Damit drehte sie sich um und wuchtete ihre 120 Kilo Lebendgewicht durch die Ausgangstür.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber es ist ja so, dass ich der Kritikerin RECHT gebe! Aber auch behaupte, wie Anna ebenso meint, dass man das Aussehen garnicht so beschreiben kann, wie man es sich einbildet.

 

Und ich spare bewußt an den Personenbeschreibungen, eben weil ich der Meinung bin, dass ohnehin die Figur anders wahrgenommen wird, als ich sie vielleicht wahrnehme, weil es vergebene Mühe wäre.

 

Rocker, ich beschreibe ja so meine Figuren! Nur kommt dabei kein klares Bild beim Leser zustande. Deine Figur hat roten Vollbart, knollige Nase, die zu formlosen Fleisch verwandelt wird. Und er hat Stummelbeine.

Das ist nett, aber keine klare Figurenbeschreibung. Und ich frage mich, ob eine klare Figurenbeschreibung überhaupt möglich ist! Meiner Meinung nach nein. Nur wenn ich alles andere klar beschreiben kann, fällt der Unterschied eben auf.

Es gibt nur eine Möglichkeit, eine Figur zu beschreiben. Man vergleicht sie mit einer Person, die jeder kennt. Sie mal! Der sieht aus wie Bruce Willis! Hallo? Sind sie es? Nein? Entschuldigen sie die Verwechslung ...

 

Grüße

Quidam

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Quidam,

 

wenn ich Charaktere kreiere, dann mache ich eine Charakterbeschreibung. Die beinhaltet sowohl das Aussehen, wie auch andere Eigenheiten, wie Sprache, Verhaltensweise, kleine Ticks ecta.

 

Wenn die steht, dann versetze ich mich in diese Figur hinein und versuche die Welt durch ihre Augen zusehen, versuche ein Stück weit diese Person zu sein.

 

Beim Aussehen musste ich auch die Erfahrung mache, dass man nicht zu viel beschreiben sollte, da der Leser es i.d.R. nicht mag, wenn er zu sehr geleitet wird. Wenn du ihnen aber charakterbedingte Eigenheiten verpasst und diese in Dialoge und Eigenheiten wiedergibst, dann kannst du sie sehr lebendig machen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Irena,

 

meine Frage war aber nicht, wie ich die Figur lebendiger gestalten soll. Sie sind lebendig genug.

 

Meine Frage war, ob es möglich ist, eine Figur rein Äusserlich so zu beschreiben, dass sie auch der Leser klar vor Augen hat.

 

Du hast wohl auch nicht die Diskussion verfolgt.. mh?:s03

 

Quid

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Habe isch!!! ;)

 

Aber vielleicht wäre es hilfreich mal so eine Passage zu lesen?

 

Ich baue die Äusserlichkeiten immer dann gerne ein, wenn eine Unterhaltung geführt wird und der andere sein gegenüber betrachtet und sich Gedanken dazu macht.

 

Verstehst du was ich meine?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Na gut. Ein Ausschnitt.

 

Martin schlenderte an dem See entlang, der in Smutkov neu angelegt worden war. So etwas hatte dem Park gefehlt. Einige Enten durchpflügten die Wellen, die der Frühlingswind durch das Wasser kämmte. Martin lauschte der leisen Brandung. Noch war es für ihn ein Flüstern, eine fremde Sprache, aber bald würde er die Geschichten verstehen, die der See zu erzählen hatte. Seine Hosentaschen waren mit Haselnüssen gefüllt. Er spielte mit ihnen und freute sich darauf, sie an das Eichhörnchen zu verfüttern, das vor dem alten Plattenbau nistete, seinem Zuhause.

Auf der gegenüberliegenden Uferseite ließ ein Kapuzenträger einen Stein übers Wasser springen, wobei die Enten quakend auseinander stoben. Martin sah sich um. Kinder spielten Fangen, Männer in grüner Arbeitskleidung jäten das Unkraut der Blumenbeete und wenige Meter vor ihm saß jemand im Schatten einer Erle auf einer Bank. Vor sich ein Pulk Tauben. Wie gerne hätte Martin dieses Stück Natur für sich alleine.

Dort hinten, da war weniger los, da würde er seinen Gedanken nachhängen können. Er ging etwas flotter, wollte den Weg zügig hinter sich bringen. Auf Höhe der Erle blieb er stehen, abrupt. Auf der Bank saß eine junge Frau, die ihn an Iva Kubelková erinnerte, das schwarzhaarige Model, von der er Zuhause sämtliche Artikel und Zeitschriftenfotos aufbewahrte. Sie trug ein Kostümjäckchen und einen langen Rock. Martin zog die Hände aus den Hosentaschen. Er hatte die Haselnüsse so fest umkrallt, dass an den Handinnenflächen ein weißer Abdruck zurück geblieben war. Er presste die Finger aneinander, zerrieb den Schweißfilm und überlegte, ob er sich dazu setzen sollte.

Sie würde einen angewiderten Blick auf sein ausgeleiertes Hemd werfen, auf die alte Hose mit den Harzflecken und vielleicht die Nase rümpfen, weil er nach Tannennadeln roch. Er musste es riskieren, und so setzte er sich mit einigem Abstand zu ihr auf die Bank.

„Ich hoffe, ich störe nicht.“

Sie reagierte nicht, schien tagtraumversunken die Tauben zu füttern. Er warf den Tieren die Haselnüsse vor die Schnäbel, die herzlich wenig damit anfangen konnten und riskierte immer wieder einen Blick zu der Frau, die nach Veilchen roch.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Quidam,

 

ich finde weder, dass die Figuren in dem Textbeispiel aussehenstechnisch blass sind, noch, dass ihre Beschreibung dünn ist im Vergleich zur Beschreibung der Umgebung.

Die Details, die Du mir gibst, reichen vollkommen. Aber ich verstehe Dein Problem mit der Beschreibung von Charakteräußerlichkeiten. Scher Dich nicht drum. Mir als Leser genügen drei, vier prägnante Details, um auch den Rest des Charakters plastisch zu machen. Das stimmt dann sicher nicht mit Deinem Bild überein, aber was soll's?

 

Gruß Chris

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Stefan Mühlfried
Aber es ist ja so' date=' dass ich der Kritikerin RECHT gebe! Aber auch behaupte, wie Anna ebenso meint, dass man das Aussehen garnicht so beschreiben kann, wie man es sich einbildet.[/quote']

Ich würde es auch gar nicht wollen!

Wenn ein gutes Buch verfilmt wird, dann lese ich es auf jeden Fall, bevor ich mir den Film ansehe. Warum? Weil die Bilder auf der Leinwand meine Phantasie zerstören.

Legolas wird im Herrn der Ringe beschrieben. Was an Lücken bleibt, füllt meine Phantasie, und die muß mir nicht unbedingt Orlando Bloom zeigen.

Was ich sagen will: Je mehr von der Person beschrieben wird, umso weniger kann ich sie in meine Phantasiewelt einpassen.

Natürlich, es muß das beschrieben werden, was notwendig ist, und vielleicht ein bißchen mehr, der athmosphärischen Abrundung wegen. Aber zu viel ist Gift!

Nee, bleib mal bei dem, wie du es hast! Das ist schon gut so.

Glaub mir! ;D

 

Schöne Grüße,

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...