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AngelaB

Episodisch erzählen: Priorisieren von Spannungsbögen?

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Mich würde Eure Meinung zur Dramaturgie eines episodisch strukturierten Romans oder Episodenfilms interessieren - (hab's jetzt hier gepostet, es könnte aber ebenso unter "Handwerk Drehbuch" stehen). Was denkt Ihr, wie würdet Ihr die Spannungsbögen bei dieser Erzählweise priorisieren:

A. Spannungsbogen des Gesamtplots (bzw. des wichtigsten Hauptplots) ist noch wichtiger als die Spannungsbögen der Episoden (die dadurch notfalls auch mal leicht transitartig wirken)

B. Andersrum: Spannungsbögen der Episoden sind Prio 1, die Gesamtdramaturgie kann dann etwas "zerfasert" wirken (E. Strouts "Olive Kitteridge" kam mir so vor, ebenfalls einige andere Bücher, zB von Jennifer Egan; achtung: das ist alles eher "literary fiction")

C. Beides muss perfekt ausbalanciert sein, alles andere ist Mist. (sehen wir schön im Bereich des "New TV Drama")

Ich selbst tendiere im Moment zu A., zumindest für den Bereich Unterhaltung: Der Hauptbogen muss sitzen, der hält das Buch/den Film zusammen. Bei einer TV-Serie sähe es sicher nochmal anders aus.

Was meint Ihr? Gruß, Angela

Bearbeitet von AngelaB
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Ich bin ganz klar für Alternative A, muss aber auch zugeben, dass ich gerade etwas unter dem Eindruck von Murakami stehe, weil ich seine "Gefährliche Geliebte" lese. Und er ist ja nun mal ein Autor der Extraklasse. Deshalb schwäche ich mein "ganz klar" jetzt etwas ab. Ich gehe ja davon aus, dass Du ein Gesamtkonzept hast, dass Dich bereits dazu gebracht hat, eine episodische Struktur zu wählen. Ich kann mir also sehr gut vorstellen, dass die Antwort auf deine Frage bereits in diesem Konzept steckt. Ich kan mir nur schlecht vorstellen, dass du einen Roman mit dem gedanken begonnen hast: "Ich schreibe jetzt mal einen Periodenroman."

Vielleicht sagst du etwas zu Deiner Idee und zu Deinem Konzept.

 

Liebe Grüße

Wolf

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Muss denn die eine Möglichkeit die andere ausschließen? Spontan würde ich sagen: beides ist gleich wichtig.

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Danke Wolf, für Dein Feedback - zu Deiner Frage: Nein, bei der Idee hatte ich ursprünglich kein Gesamtkonzept, ich frickle noch, daher ist noch nichts spruchreif...
Zu Dirk: Ja, beides ist wichtig, definitiv. Sonst wärs ja auch einfach. :-)

Bearbeitet von AngelaB
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Ich hatte ein ähnliches Problem mit meiner Wikinger-Trilogie. Es ist im Grunde ein durchgängiger Roman. Aber in dieser Gesamtgeschichte gibt es 5 wichtige Höhepunkte, 5 Episoden könnte man sagen, die sich zu einer Lebensgeschichte zusammenschließen. Aber ich hatte ja nur drei Bände zur Verfügung. Der erste Band enthält zwei Episoden, der zweite eineinhalb mit einem dicken Cliffhanger am Ende, der dritte Band den Rest mit gesteigertem Höhepunkt am Ende.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich vermute mal, du meinst mit Episodenroman sowas wie Eva Menasse in ihren Quasikristallen gemacht hat, die ich gerade gelesen habe. Obwohl mir das Buch und der Schreibstil der Autorin sehr gut gefalle hat, bin ich doch der Meinung, dass dies kein Roman im klassischen Sinn ist. Es sind 13 Kapitel, in denen jeweils ein anderer Protagonist eine Geschichte erzählt - oder eine über ihn erzählt wird - und die Protagonistin kommt in allen 13 Episoden in irgendeiner Zeit und Rolle und Bezug zum Erzähler vor. Manchmal fand ich das etwas schwierig, da mir der Bezug zur Prota und auch die Zeit, in der die Episode spielt, erst nach längerem Lesen klar wurde. Außerdem fiel es mir schwer, mich immer wieder auf die neuen Geschichten mit den neuen Figuren einzulassen. Für einen Roman hatte das ganze - für mich - zu wenig Zusammenhalt. Deshalb stehe ich dieser Erzählform auch etwas skeptisch gegenüber. Obwohl ich glaube, dass man das sehr meisterhaft lösen könnte. Vom Film immerhin kenne ich das schon ganz gut.

 

LG Cornelia

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Ich denke schon, dass die einzelnen Teile eines Episodenromans einen Zusammenhang brauchen, denn sonst könnte man auch eine Folge von kurzen Erzählungen daraus machen. Die Einheit wird in der Regel durch ein bestimmendes Thema hergestellt, das allen Erzählungen zugrunde liegt und in jeder Episode auf jeweils unterschiedliche Weise betrachtet und dargestellt wird.

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Sebastian Niedlich

Ich sehe das so wie AndreasG: Ein Episodenroman bzw. -film hat ein Thema, das in den entsprechenden Episoden ausgelotet wird. Ansonsten wäre das eine Kurzgeschichtensammlung...

 

Ich könnte mir vorstellen, dass dir so etwas wie "Die Haarteppichknüpfer" von Andreas Eschbach vorschwebt, der darin ebenfalls in einzelnen Episoden eine Geschichte erzählt, wobei dann relativ spät im Buch klar wird, wie die ganzen Geschichten zusammenhängen. Natürlich ist es schön, wenn man so etwas hinbekommt, trotzdem ist es natürlich episodisch angelegt, d.h. die Episoden müssen in sich stimmig sein.

 

Oder habe ich die Frage falsch verstanden und du willst mehrere Bücher schreiben, die einen "Über-Plot" haben, also wie z.B. die "Harry Potter"-Bücher/Filme?

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Mein Favorit ist B: Die Spannung der einzelnen Episoden ist am wichtigsten. Der große Bogen läuft mit, aber da er sich über alle Episoden ausdehnt, muss er nicht nicht die Hauptquelle der Spannung sein. Sonst konkurriert er zu strak mit der einzelnen Episode.

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Interessant, Ihr habt ganz unterschiedliche Ansätze und Vorstellungen zu dem Thema, scheint also vieles möglich zu sein.

Zu meinem Konzept bis jetzt: ja, ein Oberthema gibt es, ebenso einem Hauptplot und darüber hinaus viele thematische und kausale Verknüpfungen. Aber eben auch ein großes Ensemble, mehrere Erzählperspektiven und jede Episode - so wäre mein Ideal - funktioniert als Story alleine.

 

Aber ihr macht mir jetzt Hoffnung, dass viele Wege nach Rom führen. :-)

 

Danke Euch & herzliche Grüsse, Angela

 

PS Danke auch für die interessanten Literaturempfehlungen zum Thema!

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Noch zwei Filmbeispiele: L. A. Crash (2004) und Short Cuts (1993).

 

In L. A. Crash werden unterschiedliche Figuren verfolgt, die Handlungsfäden verknüpfen sich bei einem Verkehrunfall, an dem alle irgendwie beteiligt sind.

 

In Short Cuts hat Regisseur Robert Altmann mehrere Erzählungen von Robert Carver verbunden, wobei hier die Verbindung der einzelnen Stränge eher lose ist.

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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