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Gundula

Macho Literaturbetrieb

Empfohlene Beiträge

Die Annahme, dass die allermeisten, die (von den Verlagen gezwungen) im Gewand (Cover, Klappentext) dieses Trends hinterhergekommen sind, müssen inhaltich genauso sein, ist falsch.

 

Das würde ich auch sagen. Hatte schon so manche Perle hinter den Gewändern entdeckt, lustigerweise auch einen männlichen

Autor. ;)

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Liebe Gundula,

 

historische Romane sind hier eigentlich ein sehr gutes Beispiel. Historische Romane hat es schon immer gegeben. Allerdings, wenn man vom Namen des Genres ausgeht, sollte man Romane erwarten, die sich, durchaus mit fiktiven Figuren, aber doch mit Historie befassen, in denen historische Ereignisse eine Rolle spielen. Oder zumindest Zeitgeist und Konflikte einer Epoche dargestellt werden. Solche gibt es, aber sie sind in der Minderzahl. Die allermeisten (vorrangig von weiblichen Autoren) spielen zwar in der Vergangenheit, aber mehr als eine historische Kulisse bekommt der Leser nicht und es handelt sich sehr oft um Liebesromane. Im Grunde gehören diese gar nicht in die Kategorie der historischen Romane, sondern sollten unter Liebesroman oder Familienroman einsortiert werden. Das hat dem historischen Roman als solchen eigentlich den Ruf gekostet. Zumindest wird er von vielen heute als romantische Frauenliteratur betrachtet. Aber ist das Schuld der Männer?

 

 

Lieber Ulf,

 

ja, ich weiß genau, wovon Du sprichst. Und mich ärgert diese Verflachung der historischen Romane, weil es mein Genre ist. Ich habe zu meinem historischen Roman eine schlechte Rezension bekommen, wo jemand sich beklagt, es sei zu viel historischer Hintergrund. Da hatte wohl jemand genau mit so einer seichten Liebesgeschichte in netten Kostümen gerechnet, die ich aber niemals vor hatte zu schreiben.

 

Dass es die Schuld der Männer ist, habe ich nie behauptet. Überhaupt würde ich nie so einseitige Schuldzuweisungen aussprechen, auch nicht in der Frauenrechtsdebatte. Gesellschaftliche Realitäten sind doch äußerst komplex und eben nicht auf die simple Formel hier gut dort böse, hier Unterdrücker, dort Unterdrückte zu reduzieren. Gerade das Patriarchat zeigt eine gesellschaftliche Realität, in der es nicht nur die Männer sind, die sich Frauen überlegen fühlen, sondern auch die Frauen halten das Patriarchat aufrecht, indem sie z. B. Rollenklischees erfüllen und reproduzieren und ihre Kinder diesen Klischees entsprechend erziehen. Das ist doch allgemein bekannt und nicht wirklich eine neue Erkenntnis.

 

Um auf die Literatur zurückzukommen: Ist es Schuld der Männer, dass der historische Roman so verflacht ist? Ist es Schuld der Frauen? Oder ist es vielleicht Schuld der Verlage? Tatsache ist, dass es vor Jahrzehnten einen regelrechten Boom gab, er inzwischen wieder abgeebbt ist. Die Verlage versuchten auf diesen Zug aufzuspringen und das Ergebnis waren unzählige dieser sogenannten historischen Romane aus immer demselben Guss: Hauptsache weibliche Protagonistin (weil als Zielgruppe die Frauen ausgemacht worden waren) und Hauptsache im Mittelalter und dann natürlich ganz wichtig: immer eine Liebesgeschichte dabei.

 

Liebe Grüße

Gundula

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@Gundula: Genau das ist mir auch ein paar Mal passiert. Der historische Roman war zu historisch, beim anderen Historischen ging

es nicht schnell genug mit dem Küssen. Ein drittes Mal "Kamen sie nicht schnell genug zur Sache. Das zeigt genau, welche Erwartungen

fälschlich von den Verlagen geweckt wurden, um mehr zu verkaufen. Die Cover und Klappentexte taten dazu das Ihre.

 

LG

Christa

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Um auf die Literatur zurückzukommen: Ist es Schuld der Männer, dass der historische Roman so verflacht ist? Ist es Schuld der Frauen? Oder ist es vielleicht Schuld der Verlage? Tatsache ist, dass es vor Jahrzehnten einen regelrechten Boom gab, er inzwischen wieder abgeebbt ist. Die Verlage versuchten auf diesen Zug aufzuspringen und das Ergebnis waren unzählige dieser sogenannten historischen Romane aus immer demselben Guss: Hauptsache weibliche Protagonistin (weil als Zielgruppe die Frauen ausgemacht worden waren) und Hauptsache im Mittelalter und dann natürlich ganz wichtig: immer eine Liebesgeschichte dabei.

 

Liebe Grüße

Gundula

 

 

Mir fallen offen gesagt nur sehr, sehr wenige Bücher ein, die - egal welches Genre - ganz ohne Liebesgeschichte auskommen. Selbst literarische Klassiker wie Anna Karenina enthalten eine. Liebesgeschichte bedeutet für mich nicht, dass ein Buch automatisch seicht oder oberflächlich sein muss. Actionromane, wie sie von Männern bevorzugt geschrieben und gelesen werden, sind ebensowenig automatisch qualitativ hochwertiger.

 

Ja, es hat in den letzten Jahren einen Boom von einer ganz bestimmten Art historischer Romane gegeben. Da wurde die weibliche Hauptfigur von Verlagen gefordert und der Schauplatz Mittelalter. Das führte zu einer ziemlichen Einseitigkeit, die ich auch ärgerlich fand. Innerhalb dieses (und zahlreicher anderer) Trends, kamen aber gute und weniger gute Bücher heraus.

 

Liebesgeschichte und realistische Darstellung des historischen Hintergrunds schließen sich auch keineswegs gegenseitig aus. Mir fallen spontan viele von Frauen verfasste historische Romane ein, die viele historische Informationen enthalten.

 

Den Ruf, eher seicht zu sein, soll der historische Roman übrigens schon früher gehabt haben. Es gibt zwar auch litarerische Texte, die in der Vergangenheit spielen, aber diese werden eher selten als HR bezeichnet, weil sie eben keine Genreliteratur sind.

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Dabei gibt es großartige weibliche Autoren. Habe kürzlich eine Reihe von tollen Büchern gelesen, die von Frauen geschrieben wurden. Aber keine Chick-Lits und auch keine Sehnsuchtsromane sondern richtig gute Krimis. Quoten wären sicher nicht die richtige Lösung. Und alles den Männern ankreiden, auch nicht. Autorinnen sollten sich überlegen, was sie für Themen wählen und wie sie diese umsetzen. 

Holla. Ein tolles Buch findet sich nicht unter seichter Sehnsuchtsliteratur, da muss es schon ein Krimi sein?

 

Ich liebe die Uthred-Reihe von Cornwell. Für mich nenne ich dieses Genre "Haudraufundschlus". Da ist von den gut choreografierten Kampfszenen abgesehen überhaupt nichts anspruchsvoll. Und die eingeflochtenen Liebesgeschichtchen sind sogar richtig schlecht. 

 

In diesem Genre schreibst du auch, wenn ich mich nicht irre. :-D

 

 

Ich dachte, wir wollten persönliche Angriffe vermeiden. Ich mag auch Cornwell, aber ich schreibe nicht wie er und meine Protagonisten sind auch keine unfehlbaren Supermachos.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Bingo. Ich erinnere dich nochmal an deine Aussage:

 

"Die allermeisten (vorrangig von weiblichen Autoren) spielen zwar in der Vergangenheit, aber mehr als eine historische Kulisse bekommt der Leser nicht und es handelt sich sehr oft um Liebesromane. Im Grunde gehören diese gar nicht in die Kategorie der historischen Romane, sondern sollten unter Liebesroman oder Familienroman einsortiert werden."

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Ich liebe die Uthred-Reihe von Cornwell. Für mich nenne ich dieses Genre "Haudraufundschlus". Da ist von den gut choreografierten Kampfszenen abgesehen überhaupt nichts anspruchsvoll. Und die eingeflochtenen Liebesgeschichtchen sind sogar richtig schlecht. 

 

Die Bücher von Cornwell kenne ich nicht, aber er gilt als "König des historischen Abenteuerromans."

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Ich liebe die Uthred-Reihe von Cornwell. Für mich nenne ich dieses Genre "Haudraufundschlus". Da ist von den gut choreografierten Kampfszenen abgesehen überhaupt nichts anspruchsvoll. Und die eingeflochtenen Liebesgeschichtchen sind sogar richtig schlecht. 

 

Die Bücher von Cornwell kenne ich nicht, aber er gilt als "König des historischen Abenteuerromans."

 

 

Und? Es gibt sicher eine erfolgreiche amerikanische oder englische Autorin, die schon als "Königin des historischen Liebesromans" bezeichnet wurde.

 

Hier geht es einfach um die Frage, ob das eine Genre "hochwertiger" zu sehen ist als das andere. Sabine hat meines Erachtens auch nicht Ulf persönlich angegriffen, sondern sich nur dagegen verwehrt, dass er sein eigenes Genre als besser hinstellt als die Genres, in denen sie selbst teilweise geschrieben hat.

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Ich liebe die Uthred-Reihe von Cornwell. Für mich nenne ich dieses Genre "Haudraufundschlus". Da ist von den gut choreografierten Kampfszenen abgesehen überhaupt nichts anspruchsvoll. Und die eingeflochtenen Liebesgeschichtchen sind sogar richtig schlecht.

 

Nebenbei: "Haudraufundschluss" verdient meiner Meinung nach eine eigene Kategorie in den Buchhandlungen. :-)

 

Zurück zum Thema: Was Nina George anspricht, nennt die Soziologie "strukturelle Diskriminierung", was bedeutet, dass die zugeschriebene Minderwertigkeit eines Geschlechts / einer Hautfarbe / einer Religion soweit in den gesellschaftlichen Kanon eingeschrieben ist, dass der Großteil der Mitglieder der Gesellschaft sie nicht einmal bemerkt und für richtig hält. Daher sind es eben nicht einzelne Männer oder Frauen, die diskriminieren, sondern die Strukturen an sich. Und eben darum bevorzugen Lektorinnen und Journalistinnen eben auch Literatur von Männern, weil Männer eben "höherwertig" sind und daher auch "höherwertiger" schreiben.

Berufe, die von Frauen ausgeübt werden, gelten automatisch als geringwertiger und werden schlechter entlohnt, wobei ich nicht sehe, warum die Pflege von Menschen gesellschaftlich weniger bedeutsam sein soll als das Zusammenschrauben von Autos.

... und das ist völlig unabhängig von den Inhalten der Berufe. Wenn man einen Beruf billiger machen will, muss man nur mehr Frauen einstellen. Historisch lässt sich das wunderbar am Beruf der Lehrerin / des Lehrers zeigen.

 

Margaret Mead war eine der ersten, die dieses System beschrieben hat: "So gibt es Dörfer, in denen Männer fischen und Frauen weben, und solche, in denen Frauen fischen und Männer weben. Aber gleichgültig um welche Art der Teilung es sich handelt, die Arbeit der Männer wird höher eingeschätzt."

 

Nun wieder der Bogen zum Literaturbetrieb geschlagen. Das Beispiel hatten wir schon einmal (die Diskussion übrigens auch): eine junge Autorin, die ihr Manuskript unter einem männlichen Pseudonym bei Agenturen anbot und signifikant positivere Reaktionen erhielt:

https://www.theguardian.com/books/2015/aug/06/catherine-nichols-female-author-male-pseudonym

 

Ja, und solange Romane mit rosafarbenen Covern und Blumen als "Frauenromane" bezeichnet werden, wird sich diese strukturelle Diskrimierung fortsetzen. Oder solange Autorinnen dazu geraten wird, doch lieber etwas Romantisches zu schreiben oder der Liebe in ihren Geschichten mehr Raum zu geben, sind wir noch Lichtjahre entfernt von einer Literatur, die von Menschen geschrieben ist.

 

Frustrierte Grüße

Christiane

.

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Deine Ausführungen, Christiane, sind wirklich interessant (ernsthaft, ohne Ironie). Es gibt so etwas wie strukturelle Diskrimierung. Bestreitet niemand und doch ist dieser post ein wenig am Thema vorbei, weil der Literatur-Markt einen starken Überhang an Frauen hat. Wir reden hier nicht von der Wirtschaft im allgemeinen, auch nicht von fischen, pflegen und weben.

 

Ich habe schon mit unterschiedlichen Agenturen zu tun gehabt und das waren alles Frauen (zum Thema male pseudonym) - warum sind Agenturen so?

Wer bezeichnet Romane mit rosafarbenen Covern und Blumen als "Frauenromane"? Wer winkt so ein Cover überhaupt durch?

Wer rät Autorinnen dazu, doch lieber etwas Romantisches zu schreiben oder der Liebe in ihren Geschichten mehr Raum zu geben?

Bearbeitet von AlexanderH
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Wer bezeichnet Romane mit rosafarbenen Covern und Blumen als "Frauenromane"? Wer winkt so ein Cover überhaupt durch?

 

 

Ich finde es nicht schlimm, wenn es Romane mit rosa Blumen drauf gibt. Ich finde es allerdings schlimm, wenn sie nicht ernst genommen werden, weil sie pink sind. Oder weil über Liebe geschrieben wird. Oder weil Frauenroman drauf steht. Es ist doch nichts qualitätsminderndes, nur weil man über die Liebe schreibt. Seit wann hängt Qualität am Genre oder an der Frage E- oder U (die hier ungenannt im Raume steht).

 

Über die Pinkifizierung der Gesellschaft, der Mode,allen Produkten den pinken Anstrich zu geben, weil man glaubt, der Markt würde es fordern, kann man sich ewig aufrgen.  Es gibt Produkte, die werden in männlicher und weiblicher Version verkauft, obwohl sie gleich sind. Die pinke Version ist teurer. Und wird trotzdem gekauft (nachgewiesen bei Einwegrasierern, die dann allerdings als Bsp. für diese Preisgestaltung so durch die Presse gingen, dass der Preis geändert wurde)

 

Aber deswegen das Produkt nicht ernst zu nehmen ist ein großer Fehler. In den USA gibt es pinke Waffen, und ich bin mir sicher, sie töten genauso wie die männlich-schwarzen.

 

 

LG Ulrike

Bearbeitet von UlrikeS
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Ich liebe die Uthred-Reihe von Cornwell. Für mich nenne ich dieses Genre "Haudraufundschlus". Da ist von den gut choreografierten Kampfszenen abgesehen überhaupt nichts anspruchsvoll. Und die eingeflochtenen Liebesgeschichtchen sind sogar richtig schlecht.

 

Nebenbei: "Haudraufundschluss" verdient meiner Meinung nach eine eigene Kategorie in den Buchhandlungen. :-)

 

Zurück zum Thema: Was Nina George anspricht, nennt die Soziologie "strukturelle Diskriminierung", was bedeutet, dass die zugeschriebene Minderwertigkeit eines Geschlechts / einer Hautfarbe / einer Religion soweit in den gesellschaftlichen Kanon eingeschrieben ist, dass der Großteil der Mitglieder der Gesellschaft sie nicht einmal bemerkt und für richtig hält. Daher sind es eben nicht einzelne Männer oder Frauen, die diskriminieren, sondern die Strukturen an sich. Und eben darum bevorzugen Lektorinnen und Journalistinnen eben auch Literatur von Männern, weil Männer eben "höherwertig" sind und daher auch "höherwertiger" schreiben.

Berufe, die von Frauen ausgeübt werden, gelten automatisch als geringwertiger und werden schlechter entlohnt, wobei ich nicht sehe, warum die Pflege von Menschen gesellschaftlich weniger bedeutsam sein soll als das Zusammenschrauben von Autos.

... und das ist völlig unabhängig von den Inhalten der Berufe. Wenn man einen Beruf billiger machen will, muss man nur mehr Frauen einstellen. Historisch lässt sich das wunderbar am Beruf der Lehrerin / des Lehrers zeigen.

 

Margaret Mead war eine der ersten, die dieses System beschrieben hat: "So gibt es Dörfer, in denen Männer fischen und Frauen weben, und solche, in denen Frauen fischen und Männer weben. Aber gleichgültig um welche Art der Teilung es sich handelt, die Arbeit der Männer wird höher eingeschätzt."

 

Nun wieder der Bogen zum Literaturbetrieb geschlagen. Das Beispiel hatten wir schon einmal (die Diskussion übrigens auch): eine junge Autorin, die ihr Manuskript unter einem männlichen Pseudonym bei Agenturen anbot und signifikant positivere Reaktionen erhielt:

https://www.theguardian.com/books/2015/aug/06/catherine-nichols-female-author-male-pseudonym

 

Ja, und solange Romane mit rosafarbenen Covern und Blumen als "Frauenromane" bezeichnet werden, wird sich diese strukturelle Diskrimierung fortsetzen. Oder solange Autorinnen dazu geraten wird, doch lieber etwas Romantisches zu schreiben oder der Liebe in ihren Geschichten mehr Raum zu geben, sind wir noch Lichtjahre entfernt von einer Literatur, die von Menschen geschrieben ist.

 

Frustrierte Grüße

Christiane

.

 

 

Strukturelle Diskriminierung zu bekämpfen ist allerdings äußerst schwer. Zudem ist es so, dass man mit weiblich-konnotierten Interessen die A***-karte gezogen hat.

Ich war ja mal Bibliothekarin und habe die Bevorzugung der seltenen Männer dort am eigenen Leib erfahren dürfen. Trotzdem war ich gerne Bibliothekarin und wäre eine schlechte Atomphysikerin geworden. Ich schreibe auch gerne Romane mit romantischen Anteilen und gerade eines mit einem rosagefärbten Cover auf dem Markt.

Macht mich das zu einer schlechten Autorin? Hoffentlich nicht.

Über Romantik zu schreiben ist genauso schwer wie alles andere. Gefühle zu beschreiben halte ich sogar für das Allerschwerste. Und Gefühle kommen in einem Psychothriller genauso wie in der Liebesgeschichte vor. Und auch Romane von Nobelpreisträgern beschäftigen sich letztendlich nicht mit Fakten, sondern mit Gefühlen.

 

LG Ulrike

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Sorry, ich gebe es echt auf in diesem thread zu diskutieren. :(

 

Auch was du schreibst, Ulrike, ist richtig (auch interessant), bringt uns der Antwort zur Grundfrage aber nicht näher.

Warum ist die Stellung der Frau so schlecht (beginnend mit dem Artikel über die Benachteiligung bei der Preisvergabe), müssten die Bedingungen / das Umfeld für Frauen in der Literatur doch besser/günstiger sein als in der Atomphysik?

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@ ChristianeL

 

ich kann dir nur voll beipflichten.  Nach wie vor werden männliche Erlebens- und Handlungsräume für wichtiger, wertvoller und bedeutender erachtet.  Was bitte ist an Female Romance besser oder schlechter, als an Male Romance (Herr der Ringe, Mankell ... Sherlock Holmes ...)? Ein schönes Beispiel dafür ist das Ergebnis eines Experiments der Uni Hannover: Männliche Bewerbungsschreiben sind knapper, mehr auf den Punkt und kompetenter. Weibliche sind ungenauer, zeigen Entscheidungsschwäche, sind ausschweifend. Das stellten zwei Gruppen Personaler (paritätisch Männer und Frauen) fest, nachdem sie im Rahmen dieses Experiments Bewerbungsmappen ohne Fotos bewertet hatten. Die Männer bekamen 1. mehr Gehalt zu gesprochen und zweitens im Verhältnis 70/30 dern Vorzug bei der Stellenvergabe, und zwar auch von den Frauen!!! Ihr ahnt es vielleicht: Beide Personalergruppen bekamen die gleichen Texte, nur dass die Namen, also die Geschlechter vertauscht wurden. Entscheider sind also allein durch das Wissen, welchem Geschlecht DER Bewerber angehört unbewusst voreingenommen. Die erfreuliche Konsequenz in vielen Betreiben: Die Bewerbungsschreiben werden anonymisiert, auch die Fotos werden weggelassen.

 

Für mich gibt es weder die bösen Männer, noch die die Frauen, die ja selber Schuld sind, sondern wie bereits gesagt, eine über Jahrhunderte gewachsene Struktur, die in Deutschland allerdings schon erfreulich stark aufgelöst wurde. Wenn das so weitergeht, wird in ein oder zwei Genrationen dieses Problem verschwunden sein.

 

LG

Martin

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Sorry, ich gebe es echt auf in diesem thread zu diskutieren. :(

 

Auch was du schreibst, Ulrike, ist richtig (auch interessant), bringt uns der Antwort zur Grundfrage aber nicht näher.

Warum ist die Stellung der Frau so schlecht (beginnend mit dem Artikel über die Benachteiligung bei der Preisvergabe), müssten die Bedingungen / das Umfeld für Frauen in der Literatur doch besser/günstiger sein als in der Atomphysik?

 

Eine Antwort auf diese Frage bietet Christianes Einwurf mit der strukturellen Diskriminierung.

Warum es die gibt? Tja, die Evolution, jahrhundertelange Tradition, Erziehung, Klischees ... Das Umfeld der Literatur ist ein Spiegel dessen, genauso wie die Atomphysik, wenn auch mit völlig anderem Ergebnis.

 

Interessanter finde ich die Frage, was man dagegen unternehmen kann - analog zu anonymen Bewerbungen das Geschlecht unkenntlich machen bei der Agentur/Verlagssuche und evtl. sogar beim Buchverkauf?? Wobei das letztere einem gespenstisch erscheint.

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Sind Literaturpreise so wichtig? Warum immer dieses Opferdenken? Es gibt doch eine Menge erfolgreicher Autorinnen in Deutschland, die von ihren Verlagen geschätzt werden und gut verkaufen. Manche sogar sehr gut. Nina George selber ist außergewöhnlich erfolgreich. Nur für einen Literaturpreis haben süßlich, romantische Romane wie "Das Lavendelzimmer" wohl eher wenig Chancen, egal ob von einem Mann oder einer Frau geschrieben. Genauso wenig wie historische Romane oder handfeste Thriller. 

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Seit wann hängt Qualität am Genre oder an der Frage E- oder U (die hier ungenannt im Raume steht).

 

 

 

 

 

Das ist ein interessanter Punkt.

 

Als ich anfing zu schreiben, wusste ich, dass U weniger angesehen ist als E. Ich hatte als Studentin auch eine Weile so gedacht und mich nicht immer getraut zuzugeben, dass ich z.B. Bücher wie "Vom Winde verweht" oder "Die Nebel von Avalon" liebte. Mir war also klar, dass ich niemals auf einer Stufe mit Philip Roth stehen könnte, wenn ich eher in die Richtung von Philippa Gregory schrieb. Das war für mich fast zu selbstverständlich, um mich darüber aufzuregen.

 

Überraschend finde ich aber die Erfahrung, dass es auch im U-Bereich Abstufungen gibt und "Frauenbücher" milde belächelt werden - von Leuten, die selbst durchaus U lesen, nur eben Cornwell oder Stephen King oder was auch immer. Das kann ich mir eben nur durch die von Christiane zitierte These erklären: was Frauen machen, steht immer unter dem, was Männer machen.

 

Warum Frauen bevorzugt Liebesgeschichten schreiben, ist schwer zu sagen. Mein Eindruck ist, dass die meisten es durchaus freiweillig tun, ohne absoluten Druck der Verlage. Es mag - wie jedes geschlechtsspezifische Verhalten - anerzogen oder angeboren sein. Eigentlich finde ich das in dem Fall egal.

 

Jene Frauen, die eher typisch "männliche" Bücher schreiben wollen, also harte Thriller und Actionromane, sollen es schwer haben, von Verlagen ernst genommen zu werden. Ich frage mich, was mit Männern ist, die gerne Liebesgeschichten schreiben? Irgendwo habe ich mal von einem gehört, der dann (als Selfpublisher) bewusst ein weibliches Pseudonym annahm. Also gibt es da wohl umgekehrt ebenfalls eine gewisse Voreingenommenheit, auch bei den Lesern.

 

Es würde mich interessieren, wie es denn nun im E-Bereich ist. Sind z.B. Margaret Atwood oder Toni Morrison auch weniger angesehen als Philip Roth? Das war bisher nicht mein Eindruck. Hatten sie es schwerer als die Männer, sich in diesem Bereich durchzusetzen? Ich fürchte aber, wir haben hier keine Mitglieder, die darüber Auskunft geben könnten.

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Sind Literaturpreise so wichtig? Warum immer dieses Opferdenken? Es gibt doch eine Menge erfolgreicher Autorinnen in Deutschland, die von ihren Verlagen geschätzt werden und gut verkaufen. Manche sogar sehr gut. Nina George selber ist außergewöhnlich erfolgreich. Nur für einen Literaturpreis haben süßlich, romantische Romane wie "Das Lavendelzimmer" wohl eher wenig Chancen, egal ob von einem Mann oder einer Frau geschrieben. Genauso wenig wie historische Romane oder handfeste Thriller. 

 

Für meinen ersten Krimi bekam ich vom Land NRW ein Literaturstipendium und durfte zwei Monate in einem Künstlerdorf leben UND bekam auch noch einen vierstelligen Betrag dafür.

Und ich bin mir sicher, dass das Stipendium einen großen Anteil daran hatte, dass ich nach fünf Tagen einen Vertrag mit einer der größten Literaturagenturen in Deutschland hatte - und einer anderen, fast ebenso großen Agentur, absagen konnte.

Und in den Gesprächen mit den anderen Künstlern ist mir ein Satz im Gedächtnis geblieben: "Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen."

 

Wer einmal ein Stipendium bekommen hat, hat es auch in der Folgezeit leichter. Viele von ihnen hatten mehrere Stipendien bekommen - im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich mich nicht noch weitere Male beworben habe. Aber mit schulpflichtigen Kindern ist ein mehrmonatiges Aufenthaltsstipendium einfach kaum möglich.

 

Literaturpreise sind nicht überlebenswichtig, können aber wichtige Sprungbretter sein und sind deshalb eben doch wichtig.

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Die strukturelle Diskriminierung ist wohl der Kern des Problems, denn ich habe durchaus den Eindruck, dass es viele Leser gibt, die bei einer Autorin automatisch an eine Liebesgeschichte denken, während sie von einem Autor einen anderen Schwerpunkt erwarten. Und das obwohl es z. B. im Krimi- und Thrillerbereich mittlerweile erfolgreiche Autorinnen gibt, und manche Männer erfolgreiche Liebesromane schreiben. Solche Vorurteile verändern sich wohl leider nur langsam, und Verlage neigen dazu, die Vorurteile zu bedienen, weil sie (nach meiner Erfahrung zu recht) befürchten, dass sich ein "Männerbuch" von einer Autorin nicht verkauft.

Konkret macht sich das in der Branche immer wieder bemerkbar. So habe ich mich einmal gegen einen Agenten entschieden, weil er mich allen Ernstes fragte, warum ich denn Männerthemen schreiben wolle, obwohl ich eine junge Frau sei ... Implizite Botschaft: Junge Frauen haben sich für Kinder- und Liebesgeschichten zu interessieren, und etwas anderes nimmt man ihnen auch nicht ab.

Und nein, ich hab mich nicht damit getröstet, dass es für eine Frau in meinem Alter schmeichelhaft ist, als "junge Frau" gesehen zu werden ;)

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Sind Literaturpreise so wichtig? Warum immer dieses Opferdenken? Es gibt doch eine Menge erfolgreicher Autorinnen in Deutschland, die von ihren Verlagen geschätzt werden und gut verkaufen. Manche sogar sehr gut. Nina George selber ist außergewöhnlich erfolgreich. Nur für einen Literaturpreis haben süßlich, romantische Romane wie "Das Lavendelzimmer" wohl eher wenig Chancen, egal ob von einem Mann oder einer Frau geschrieben. Genauso wenig wie historische Romane oder handfeste Thriller. 

 

Schau dir mal die Liste der Auszeichnungen an, die Paulo Coelho bekommen hat, in dessen Genre ich das Lavendelzimmer einordnen würde.(Und ja,darunter sind auch Auszeichnungen wie, dass ein Asteroid nach ihm benannt wurde, aber: Darunter sind auch jede Menge Literaturpreise.) 

 

 

 

 

Deutscher Literaturpreis, bisherige Gewinner:

Frauen: 6

Männer: 6

 

Delia Literaturpreis, 1. Plätze:

Frauen: 12

Männer: 1

 

Preis der Leipziger Buchmesse:

Frauen: 11

Männer 25

 

Ich hab jetzt nur mal den Preis der Leipziger Buchmesse rausgegriffen: 

Nominierungen 2016 Belletristik: 

Frauen: 1

Mäner: 4

 

Nominierungen 2015 Belletristik:

Frauen: 2

Männer: 3

 

Nominierungen 2014 Belletristik:

Frauen: 1

Männer: 4

 

Nominierungen 2013 Belletristik:

Frauen: 2

Männer: 3

 

In den anderen Kategorien sieht es genauso aus, bzw. im Sachbuch noch viel schlimmer (2013: 5 Männer/0 Frauen, 2014: 4 Männer/1 Frau, 2015: 5 Männer/0 Frauen, 2016: 5 Männer/0 Frauen), und ja, den Preis tatsächlich zu gewinnen ist noch mal eine Kategorie höher. Aber letztlich sind doch die Autoren, die sich da auf Short- und Longlists tummeln die, die wir für "E-Literatur als solche" halten, die die E-Literatur ausmachen. Und dann ist sie offenbar doch ziemlich männlich "besetzt" - in unseren Augen. Und eben nicht nur in den Augen der Männer, sondern natürlich auch in denen der Frauen ...

 

Und damit sind wir eben auch bei DeLiA und Coelho: Coelho kriegt den allgemeinen Preis, Nina George den DeLiA-Preis. Wer hatte das oben gesagt? Wenn Männer Liebesromane schreiben, ist es "Literatur", wenn Frauen es tun, sind es Frauenromane ... 

 

Im Übrigen finde ich ChristianeLs Kommentar sehr gut, da ist ja alles ganz wunderbar erklärt und auf den Punkt gebracht.  

Bearbeitet von DorotheaB
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Na ja, ich bin da eher skeptisch. Mag sein, dass in der Statistik der Preise die Frauen schlecht abschneiden. Aber ich würde das nicht den Männern anrechnen. Sondern den Frauen selber. Die meisten Lektoren in den Verlagen sind Frauen. Die meisten Leser auch. Inzwischen sogar die meisten Autoren. Wenn es da ein Ungleichgewicht gibt, dann wahrscheinlich weil Frauen sich häufig Themen aussuchen, die hauptsächlich von Frauen bevorzugt und gelesen werden. Und dazu gehören eben viele seichte Frauenromane. Ich denke mal, die Autorinnen werden von den Verlagen wahrscheinlich dazu gedrängt, solche Themen zu bedienen, weil man meint, unbedingt die 70% weiblichen Leser bedienen zu müssen. Ist mir in gewisser Weise ja selbst passiert. Und solche Themen oder Genre sind nicht unbedingt fürs Feuilleton interessant. Trotzdem verkaufen sie sich aber gut, weil Frauen das gerne lesen.

 

Dabei gibt es großartige weibliche Autoren. Habe kürzlich eine Reihe von tollen Büchern gelesen, die von Frauen geschrieben wurden. Aber keine Chick-Lits und auch keine Sehnsuchtsromane sondern richtig gute Krimis. Quoten wären sicher nicht die richtige Lösung. Und alles den Männern ankreiden, auch nicht. Autorinnen sollten sich überlegen, was sie für Themen wählen und wie sie diese umsetzen. 

 

 

Bei Literaturpreisen wird fast ausschließlich E-Literatur berücksichtigt. Und ja, als Frau wird man viel mehr gegängelt, angebliche Leserinneninteressen zu berücksichtigen. Von Männern habe ich da noch nie Klagen gehört. Zudem wird Literatur von Frauen über weibliche Befindlichkeiten fast immer in die "Frauenbuch"-Ecke gesteckt, bekommt ein süßliches Cover und ist damit nicht mehr satisfaktionsfähig. Die Frau ist immer ein Sonderfall, die allgemeingültige Weltsicht wird immer noch aus männlicher Sicht definiert. Da gilt als große Literatur, wenn ein Mann durch die Stadt läuft und über seine ungelösten Vaterprobleme sinniert (ich übertreibe absichtlich).  So etwas von einer Frau würde ganz schnell in der Selbstfindungsschublade landen. Ich habe neulich einen Artikel darüber gelesen dass Männer statistisch häufiger in "seriösen" Verlagen verlegt werden (kann mich leider nicht erinnern, wo).

 

Ich habe zwar nicht das Gefühl, dass Bücher von Autorinnen im Feuilleton weniger Aufmerksamkeit erhalten (habe aber nicht nachgezählt). Tatsache ist aber, dass die Mehrheit der Kritiker männlich sind, ebenso wie die Literaturpreis-Jurys und die Entscheider in den Verlagen (und wenn da noch so viele Frauen arbeiten, der Chef ist meistens ein Mann). Und die entscheiden, wer zur E-Literatur Zugang findet, also entsprechend präsentiert und rezipiert wird.

 

Ein sehr guter Artikel dazu hier: https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article131350003/Auch-in-der-Literatur-ist-ein-aufschrei-faellig.html

 

Der Artikel relativiert auch die Ergebnisse des Deutschen Buchpreises, weil auf der Longlist Frauen völlig unterrepräsentiert sind.

 

Die Behauptung, wir Frauen seien selbst schuld, wenn wir keine Preise gewännen, empfinde ich als reinen Hohn, Ulf. Völlig an der Realität vorbei.

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