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Gundula

Macho Literaturbetrieb

Empfohlene Beiträge

 

Die Behauptung, wir Frauen seien selbst schuld, wenn wir keine Preise gewännen, empfinde ich als reinen Hohn, Ulf. Völlig an der Realität vorbei.

 

 

War nicht als Hohn gemeint. Und die Statistik gibt dir und den anderen hier sicher recht. Aber man muss doch auch zugeben, dass weibliche Autoren sehr gut im Markt vertreten sind. Nun fehlen noch die Preise. Vielleicht stimmt es ja auch, dass alle voreingenommen gegen Frauen sind, obwohl ich das nicht so glaube. Aber muss man jetzt wieder einen Feldzug der underdogs führen? Es werden mehr Bücher von und für Frauen verkauft als anders herum. Das sollte man auch mal bedenken.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Der Artikel relativiert auch die Ergebnisse des Deutschen Buchpreises, weil auf der Longlist Frauen völlig unterrepräsentiert sind.

 

 

 

 

Das wollte ich mit meinen Zahlen andeuten, Mascha: Jeder pickt sich halt das für seine eigene Argumentation Hilfreiche heraus.

Diese Longlist-Diskussion hab ich noch im Ohr, und genauso gut könnte man den Satz auch einfach umdrehen:

 

Die Verteilung der Geschlechter in der Longlist wird dadurch relativiert, dass es bei den Gewinnern gleich viele Frauen und Männer gibt. Und der Gewinner ist ja relevanter als der Nominierte.

 

Würde der Delia-Preis überwiegend an Männer gehen, wäre die Kritik groß.

Geht er überwiegend an Frauen, auch.

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Mich ärgert zum Beispiel Folgendes:

Ich interessiere mich lebenslang für Militärgeschichte. Das ist eins meiner Themen. Darin bin ich gut (finde ich).

Ich interessiere mich nicht fuer Mode und Popmusik. Meinen Buechern merkt man das auch an: Wenn es zum Thema Mode kommt, sind sie immer total schlampig recherchiert, weil mich das nervt.

Ich übersetze seit dreissig Jahren Sachbücher, einen grossen Teil davon aus dem Bereich Militärgeschichte. Meinen Namen darf ich dabei aber nicht benutzen, obwohl das mein Heimspiel ist. Ich muss dafür ALS UEBERSETZER ein männliches Pseudonym annehmen, weil "sich sonst so Spezialisten unter den Lesern beschweren, die glauben nicht, dass eine Frau sich mit Waffengattungen auskennt."

Zwischendurch habe ich auch eine ganze Reihe von Biographien von Popmusikern übersetzt. Dazu sollte ich bitte meinen Namen benutzen. Hab ich nicht gemacht. Das Pseudonym sollte dann aber bitte weiblich sein ...

 

Als Autor muss ich um Details in Schlachtszenen kämpfen und verliere häufig, auch wenn ich deutlich mache, dass das a) meine Stärke  und b) wichtig und überraschend fuer den Verlauf der historischen Ereignisse, die die Basis des Buches bilden, ist. "Unsere Leserinnen interessieren sich dafür nicht." Aus einem Buch habe ich 50 (von 600) Seiten deswegen entfernen müssen. So Sachen über Mode und Möbel, die ich immer Wischi-waschi schnell abhandle, weil ich das ja nicht ordentlich recherchiert habe und weil's fuer meine Geschichte keine Rolle spielt, soll ich stattdessen ausbauen. "Da hätten unsere Leserinnen gern etwas mehr." Inzwischen hab ich sogar eine nette Lektorin, die MIR DAS NACHRECHERCHIERT, damit ich mir damit nicht die Mühe mache muss, "weil dich das doch nicht so interessiert ..."

 

Und natürlich wird auch mit meinen ohnehin auf ein Minimum reduzierten Stärken mein Buch dann nicht beworben, sondern mit meinen Schwächen: "Die entzückende junge Flora usw." 

Das finde ich schade. Für mich und fuer nicht "unsere Leserinnen", sondern "MEINE Leserinnen (und womöglich auch Leser)". Bei mir kommt doch eh keiner, der jetzt z.B. Mode spannend findet, auf seine Kosten. Wieso also nicht sich auf die konzentrieren, die ich mit meiner Interessenlage auch bedienen könnte, selbst wenn das weniger sind (im Endeffekt sind's doch mehr, denn die anderen kaufen mich doch nicht wieder, oder mache ich hier einen Denkfehler?) Ich sage inzwischen bei Verlagsinteresse vorab: Ich möchte gern über Krieg schreiben. Haben Sie dafür Verwendung? Über Liebe möchte ich auch schreiben, das gehört für mich zusammen. Man kriegt dann da grundsätzlich Antworten wie: "Ja, natürlich, das käme uns dann nur ein bisschen auf die Gewichtung an ..."

Und da wissen wir ja dann, was das heisst.

 

Das ärgert mich.

Wieso wird behauptet, Frauen suchten sich "die falschen (seichten) Themen" aus? Erstens finde ich, es ist nur das Thema falsch (oder seicht), zu dem der Autor nichts zu sagen hat, nicht per se irgendeines (zu behaupten, Krieg wäre ein richtiges Thema, Mode ein falsches, fände ich eine hoechst bedenkliche Aussage, to say the least). Und zweitens - wie viel Auswahl haben denn Frauen in der Unterhaltungsliteratur? 

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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P.S.: Und nein, ich finde männliche Pseudonyme dafür überhaupt keine Lösung, denn das kickt den Unique selling point von den Büchern, die ich schreiben könnte. Ich interessiere mich fuer Krieg und ich bin eine Frau (und Mutti), ich schreib über Krieg als Frau (und Mutti). Ich finde, das ist interessant. Und nicht ausgelutscht. Mich interessieren Bücher über Krieg, die von Männern geschrieben sind, die mir über die Sicht von Männern auf Krieg etwas beibringen - wenn Männer die Sicht von Frauen auf Krieg nicht interessiert, haben aus meiner Sicht Männer ein Problem, nicht ich.

 

Und das Problem kann ich nicht lösen, indem ich da Hansi Mueller draufschreib. Ich kann einem Mann in meinem Roman durchaus beweisen, dass ich weiss, was fuer Landungsprobleme eine Bristol Blenheim Mk I mitbrachte, denn das weiss ich. Ich kann ihm aber nicht beweisen, dass ich nicht aus einer weiblichen Sicht über Krieg schreibe, denn das tue ich ohne jeden Zweifel.

Bearbeitet von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

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Sebastian Niedlich

Die ganze Diskussion hier erinnert mich ein wenig daran, wie im Jahr 2016 im Vorfeld der Oscar-Verleihung ein großes Tamtam darum gemacht wurde, warum nicht genug schwarze Schauspieler für einen Oscar nominiert wurden. Wochenlang war das ein kleiner Skandal, der sogar ein paar Leute dazu brachte, die Verleihung zu boykottieren.

 

Nun kann man bis zu einem gewissen Grad sagen, dass große Hollywood-Filme wirklich überwiegend für weiße Männer geschrieben sind, auch wenn sich da das Bild deutlich ändert. Das kann und sollte man anprangern. Wird auch oft genug gemacht. Fakt (oder zumindest meiner Meinung und der Meinung der Jury nach) jedoch war, dass all die schwarzen Hauptdarsteller eben einfach keine so gute Leistung gezeigt haben, wie ihre weißen Kollegen. (Zumindest in diesem Jahr, wohlgemerkt!)

 

Was sagt das über die Diskussion hier aus?

 

Nun, da auch immer auf die Preise verwiesen wird, bei denen mal mehr und mal weniger Männer oder Frauen nominiert sind: Vielleicht waren in diesem Jahr wirklich einfach die Bücher eines bestimmten Mannes besser. Oder die einer bestimmten Frau. Daraus muss man aber nicht zwangsläufig ableiten, dass das ganze System total frauenfeindlich ist.

 

Der George-Artikel und manche Argumentation hier ist eine Interpretation der Fakten: Mehr Männer haben Preise gewonnen und Bücher von Männern wurden besser verkauft. Okay. Man KANN daraus interpretieren, dass das irgendwelche frauenfeindlichen Hintergründe hat, man kann aber auch sagen: Gut, das war jetzt halt so, warum auch immer. Einen direkten Kausalzusammenhang kann man da, meiner Meinung nach, nicht ziehen.

 

Aufgrund des hohen Anteils an Frauen in der Literaturbranche vor und hinter den Kulissen, wenn man denn so will, halte ich die Argumentation, dass diese Ergebnisse sexistische Hintergründe haben, für nicht stichhaltig.

Bearbeitet von SebastianN
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Und muss doch noch was schreiben, sonst platze ich. :)

 


Als Autor muss ich um Details in Schlachtszenen kämpfen und verliere häufig, auch wenn ich deutlich mache, dass das a) meine Stärke  und b) wichtig und überraschend fuer den Verlauf der historischen Ereignisse, die die Basis des Buches bilden, ist. "Unsere Leserinnen interessieren sich dafür nicht." Aus einem Buch habe ich 50 (von 600) Seiten deswegen entfernen müssen.

Und das ist ein Grund, warum die Situation so ist, wie sie ist. Wenn eine bekannte, gute, erfolgreiche Autorin wie du, das mit sich machen lässt, dann signalisierst du dem Verlag, dass man es mit dir machen kann.

Hast du mal darüber nachgedacht zu sagen: "Nein, das mache ich nicht! Ich will, dass es drinbleibt. Wenn euch das nicht passt, dann gehe ich woanders hin und mache es im Notfall als SP."

Wenn du dich für Krieg interessierst, dann schreib ein Buch darüber. Brutal, blutig und gnadenlos. Dank SP können dich die Verlage mal. Und dich jemand in eine Frauen-Literatur-Ecke drücken will, ist doch super. Dann weißt du sofort, dass es der völlig falsche Mann und der völlig falsche Verlag ist.

Bearbeitet von AlexanderH
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Das ist so wie mit schwarzen Autoren, die immer nur darüber schreiben dürfen, wie es ist, schwarz zu sein. Bücher über andere Themen nimmt man ihnen offenbar nicht ab.

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Die Behauptung, wir Frauen seien selbst schuld, wenn wir keine Preise gewännen, empfinde ich als reinen Hohn, Ulf. Völlig an der Realität vorbei.

 

 

War nicht als Hohn gemeint. Und die Statistik gibt dir und den anderen hier sicher recht. Aber man muss doch auch zugeben, dass weibliche Autoren sehr gut im Markt vertreten sind. Nun fehlen noch die Preise. Vielleicht stimmt es ja auch, dass alle voreingenommen gegen Frauen sind, obwohl ich das nicht so glaube. Aber muss man jetzt wieder einen Feldzug der underdogs führen? Es werden mehr Bücher von und für Frauen verkauft als anders herum. Das sollte man auch mal bedenken.

 

 

Natürlich muss man nicht überall sofort Sexismus wittern, wenn mal das Geschlechterverhältnis nicht ganz ausgeglichen ist. Aber wenn sich das Phändomen häuft, darf man wohl einen Zusammenhang mit (unbewusstem) Sexismus vermuten. Ich finde es wichtig, auf solche "selbstverständlichen" Ungleichheiten hinzuweisen, die uns gar nicht auffallen, weil wir daran gewöhnt sind. Wie soll sich sonst jemals etwas ändern?

 

Weshalb sollten Frauen nicht ihren Platz und ihre Teilhabe einfordern? Nicht als Geschenk, sondern aufgrund unserer Kompetenz und Leistung. Die Anerkennung kommt aber nicht von selbst, dafür müssen wir (Frauen & Männer) uns einsetzen. Alltäglicher Sexismus ist eine Tatsache und für Frauen leider normal. Vielleicht kann man sich das als Mann nicht wirklich vorstellen.

Bearbeitet von Mascha
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Der Artikel relativiert auch die Ergebnisse des Deutschen Buchpreises, weil auf der Longlist Frauen völlig unterrepräsentiert sind.

 

 

 

 

Das wollte ich mit meinen Zahlen andeuten, Mascha: Jeder pickt sich halt das für seine eigene Argumentation Hilfreiche heraus.

Diese Longlist-Diskussion hab ich noch im Ohr, und genauso gut könnte man den Satz auch einfach umdrehen:

 

Die Verteilung der Geschlechter in der Longlist wird dadurch relativiert, dass es bei den Gewinnern gleich viele Frauen und Männer gibt. Und der Gewinner ist ja relevanter als der Nominierte.

 

Würde der Delia-Preis überwiegend an Männer gehen, wäre die Kritik groß.

Geht er überwiegend an Frauen, auch.

 

 

Klar, die Argumentation gilt natürlich auch umgekehrt. Spitzfindig könnte man sagen, dass durch die Parität bei den Gewinnern die Unterrepräsentation in der Longlist keinesfalls ausgeglichen wird. Wie wichtig schon die Longlist für die öffentliche Wahrnehmung des Buches ist, steht in dem Artikel, die ich verlinkt habe.

 

Bei Delia ist es so, dass wir uns über JEDEN Mann freuen, der beitreten will, und das gilt auch für Liebesromane für Männern, die für den Preis eingereicht werden. Denn für die Bewerbung muss der Verlag das Buch einreichen, und leider sind da so gut wie keine Romane von Männern dabei. Wie gesagt: Wir würden uns darüber sehr freuen. Männer, reicht eure Liebesromane ein!

Bearbeitet von Mascha
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Mich ärgert zum Beispiel Folgendes:

Ich interessiere mich lebenslang für Militärgeschichte. Das ist eins meiner Themen. Darin bin ich gut (finde ich).

Ich interessiere mich nicht fuer Mode und Popmusik. Meinen Buechern merkt man das auch an: Wenn es zum Thema Mode kommt, sind sie immer total schlampig recherchiert, weil mich das nervt.

Ich übersetze seit dreissig Jahren Sachbücher, einen grossen Teil davon aus dem Bereich Militärgeschichte. Meinen Namen darf ich dabei aber nicht benutzen, obwohl das mein Heimspiel ist. Ich muss dafür ALS UEBERSETZER ein männliches Pseudonym annehmen, weil "sich sonst so Spezialisten unter den Lesern beschweren, die glauben nicht, dass eine Frau sich mit Waffengattungen auskennt."

Zwischendurch habe ich auch eine ganze Reihe von Biographien von Popmusikern übersetzt. Dazu sollte ich bitte meinen Namen benutzen. Hab ich nicht gemacht. Das Pseudonym sollte dann aber bitte weiblich sein ...

 

Als Autor muss ich um Details in Schlachtszenen kämpfen und verliere häufig, auch wenn ich deutlich mache, dass das a) meine Stärke  und b) wichtig und überraschend fuer den Verlauf der historischen Ereignisse, die die Basis des Buches bilden, ist. "Unsere Leserinnen interessieren sich dafür nicht." Aus einem Buch habe ich 50 (von 600) Seiten deswegen entfernen müssen. So Sachen über Mode und Möbel, die ich immer Wischi-waschi schnell abhandle, weil ich das ja nicht ordentlich recherchiert habe und weil's fuer meine Geschichte keine Rolle spielt, soll ich stattdessen ausbauen. "Da hätten unsere Leserinnen gern etwas mehr." Inzwischen hab ich sogar eine nette Lektorin, die MIR DAS NACHRECHERCHIERT, damit ich mir damit nicht die Mühe mache muss, "weil dich das doch nicht so interessiert ..."

 

Und natürlich wird auch mit meinen ohnehin auf ein Minimum reduzierten Stärken mein Buch dann nicht beworben, sondern mit meinen Schwächen: "Die entzückende junge Flora usw." 

Das finde ich schade. Für mich und fuer nicht "unsere Leserinnen", sondern "MEINE Leserinnen (und womöglich auch Leser)". Bei mir kommt doch eh keiner, der jetzt z.B. Mode spannend findet, auf seine Kosten. Wieso also nicht sich auf die konzentrieren, die ich mit meiner Interessenlage auch bedienen könnte, selbst wenn das weniger sind (im Endeffekt sind's doch mehr, denn die anderen kaufen mich doch nicht wieder, oder mache ich hier einen Denkfehler?) Ich sage inzwischen bei Verlagsinteresse vorab: Ich möchte gern über Krieg schreiben. Haben Sie dafür Verwendung? Über Liebe möchte ich auch schreiben, das gehört für mich zusammen. Man kriegt dann da grundsätzlich Antworten wie: "Ja, natürlich, das käme uns dann nur ein bisschen auf die Gewichtung an ..."

Und da wissen wir ja dann, was das heisst.

 

Das ärgert mich.

Wieso wird behauptet, Frauen suchten sich "die falschen (seichten) Themen" aus? Erstens finde ich, es ist nur das Thema falsch (oder seicht), zu dem der Autor nichts zu sagen hat, nicht per se irgendeines (zu behaupten, Krieg wäre ein richtiges Thema, Mode ein falsches, fände ich eine hoechst bedenkliche Aussage, to say the least). Und zweitens - wie viel Auswahl haben denn Frauen in der Unterhaltungsliteratur? 

Hah, Militärgeschichte würde mich voll interessieren ^^. Ich fahre voll gern mit meiner Freundin mit ihrem britischen Militär-Rover von Anno Bla (ja, ich vergess die Details immer) auf Militärfahrzeugschauen.

 

Wobei ich Modegeschichte ja voll spannend finde. Im Studium musste ich dazu mal das Buch "Anzug und Eros" von Ann Hollander lesen, wo sie eine extrem intelligente Geschichte der Männer- und Frauenmode vom Mittelalter bis ins Heute schreibt, wie sich das mit dem Zeitgeist geändert hat und was das jeweils über das Verhältnis von Männern und Frauen zueinander und zu Welt und Politik bedeutet hat. Da geht es nicht um schöne Bilder oder welche Schleife und welche Modefarbe jeweils gepasst hat, sondern z. B. auch darum, dass es unter Ludwig XIV. erlaubt wurde, dass Frauen als Schneidermeisterinnen und nicht mehr nur als Näherinnen aktiv werden durften. Das bedeutete damals einen großen Fortschritt für Frauenrechte, verkehrte sich aber in den Jahrzehnten und Jahrhunderten danach ins Gegenteil, weil Frauenmode damit dann einen ganz anderen Ruf als Männermode bekam ... ich könnte das jetzt ewig ausführen, so spannend finde ich das ^^. In meiner mündlichen Prüfung habe ich mich auch zu dem Thema ausgelassen, weil ich das Buch so faszinierend fand, und weil ich am Tag der letzte Prüfling war, eineinhalb Stunden mit meinen Professorinnen dazu diskutiert. Wusstet ihr zum Beispiel, dass das Korsett ursprünglich die weibliche Anpassung eines männlichen Kleidungsstücks war, das seinen Ursprung im Spätmittelalter der neuen, aus der Rüstungsschmiede stammenden Idee verdankte, dass ein Kleidungsstück den Körper nicht mehr in losen Falten umgibt, sondern Detail für Detail an die exakte (oder idealisierte) Körperform angepasst wird?

 

Ähem. Back to topic. Ich habe neulich auch ein schönes Beispiel für Alltagssexismus gehabt, als eine Frau mir sagte, dass sie gern zu einem bestimmten Thema weiter mit mir zusammengearbeitet hätte, weil es ja toll sei, das ich als Frau ... Auf das, was ich an guter Arbeit in dem Bereich gemacht habe, ging sie nicht ein. Da musste ich auch schlucken. Sind meine Titten etwa wichtiger als das, was ich tue, wenn ich das mal so flapsig ausdrücken darf?

 

***

 

Ich möchte einen Gedankenimpuls geben, der mir gerade zum Thema kommt, ohne zu wissen, ob er stimmt oder ob er zum Thema passt.

 

Von einer Verlagsmitarbeiterin hörte ich mal, dass Liebesromane mit zwei, drei Erotik/Sexszenen so etwas wie das weibliche Pendant zu filmischer Pornografie, die sich eher an männliches Zielpublikum richtet, sei. Zahlen oder Gerüchten oder Annahmen zufolge konsumieren Männer und Frauen beide gern mehr oder weniger künstlerische Machwerke, die ihr erotisches Kopfkino in Gang bringen und evt. zu befriedigenden Handlungen inspirieren können. Männern wird dabei zugeschrieben, dass ihnen der visuelle Impuls wichtiger sei, deswegen gibt es für sie Filmchen, die Handlungen zeigen (und ich oute mich hiermit als eine, die solche Filmchen auch guckt, aber von der reinen Handlung nie so erregt wird wie vom Gesichtsausdruck - was aber auch daran liegen könnte, dass die Frauenkörper dort meist schöner und besser sichtbar sind als die Männerkörper und ich nun mal eher auf letztere schaue). Frauen wird dagegen zugeschrieben, dass ihnen die Emotionen rund um den sexuellen Akt wichtiger seien, was ich zumindest durch meinen bevorzugten Blick auf die Gesichter in solchen Filmen aus meiner Sicht bestätigen kann (und es gibt wenig, was es da an schönen Filmchen gibt). Daher wird für Frauen eher eine Geschichte um das Drumherum des sexuellen Aktes erzählt werden müssen, um die entsprechenden Emotionen auszulösen. Ich bestätige hiermit ebenfalls, dass ich als Teenager mein erotisches Kopfkino primär über Geschichten über Abenteuer auf einem Piratenschiff, Kämpfe mit Entersäbeln, Lagerfeuer auf Südseeinseln, Nacktbaden in Lagunen, bewundernde Blicke beim Tanzen und Leute, die mich und meinen Liebsten voneinander trennen wollten, angefeuert habe.

 

Kann es sein, dass der schlechte Ruf von Liebesromanen daher kommt, dass die meisten unausgesprochen wissen/ahnen/vermuten/unterstellen, dass sich dahinter etwas verbirgt, was für das weibliche Pendant zu filmischer Pornografie gehalten wird - egal, wie berechtigt oder unberechtigt diese Ansicht sein mag? Pornoregisseure werden nicht nach Cannes eingeladen. Autorinnen erotischer Liebesromane erhalten keine angesehenen Literaturpreise. Trotzdem werden Pornos im Internet tagtäglich millionenfach angeklickt und Liebesromane mit viel Sex bilden die Spitze der Amazon-Bestsellerlisten.

Bearbeitet von Hanna Aden
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Kann es sein, dass der schlechte Ruf von Liebesromanen daher kommt, dass die meisten unausgesprochen wissen/ahnen/vermuten/unterstellen, dass sich dahinter etwas verbirgt, was für das weibliche Pendant zu filmischer Pornografie gehalten wird - egal, wie berechtigt oder unberechtigt diese Ansicht sein mag? Pornoregisseure werden nicht nach Cannes eingeladen. Autorinnen erotischer Liebesromane erhalten keine angesehenen Literaturpreise. Trotzdem werden Pornos im Internet tagtäglich millionenfach angeklickt und Liebesromane mit viel Sex bilden die Spitze der Amazon-Bestsellerlisten.

 

Gewagte These. Aber ein bisschen könnte etwas dran sein. Bei meinem ersten Manuskript wurde mir auch (etwas verschämt) nahegelegt, schon am Anfang etwas Erotisches reinzubringen. Die Frauen mögen ja sowas. Ich Idiot hab's sogar gemacht. Allerdings auf dezente Weise. Aber es wird ja häufig auch von Frauen gesagt, in Liebesromanen soll ruhig auch etwas erotisch Handfestes rein. Vielleicht sogar nicht nur in Liebesromanen. Und vielleicht ist dann die Brücke von Liebesroman zu Erotikroman und schlussendlich zu deftigeren pornografischen Texten (die beiden letzteren scheinen ja im SP sehr gut zu laufen) nicht mehr so schwer zu schlagen. Und vielleicht hat du recht, Männer bleiben dann lieber bei ihren Filmchen.  ;D

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Kann es sein, dass der schlechte Ruf von Liebesromanen daher kommt, dass die meisten unausgesprochen wissen/ahnen/vermuten/unterstellen, dass sich dahinter etwas verbirgt, was für das weibliche Pendant zu filmischer Pornografie gehalten wird - egal, wie berechtigt oder unberechtigt diese Ansicht sein mag? Pornoregisseure werden nicht nach Cannes eingeladen. Autorinnen erotischer Liebesromane erhalten keine angesehenen Literaturpreise. Trotzdem werden Pornos im Internet tagtäglich millionenfach angeklickt und Liebesromane mit viel Sex bilden die Spitze der Amazon-Bestsellerlisten.

 

Gewagte These. Aber ein bisschen könnte etwas dran sein. Bei meinem ersten Manuskript wurde mir auch (etwas verschämt) nahegelegt, schon am Anfang etwas Erotisches reinzubringen. Die Frauen mögen ja sowas. Ich Idiot hab's sogar gemacht. Allerdings auf dezente Weise. Aber es wird ja häufig auch von Frauen gesagt, in Liebesromanen soll ruhig auch etwas erotisch Handfestes rein. Vielleicht sogar nicht nur in Liebesromanen. Und vielleicht ist dann die Brücke von Liebesroman zu Erotikroman und schlussendlich zu deftigeren pornografischen Texten (die beiden letzteren scheinen ja im SP sehr gut zu laufen) nicht mehr so schwer zu schlagen. Und vielleicht hat du recht, Männer bleiben dann lieber bei ihren Filmchen.  ;D

 

Ich habe keine Ahnung, wie berechtigt oder widerlegbar die These sein mag, ich spiele gedanklich immer gern mit Möglichkeiten und Eventualitäten und erprobe sie im Diskurs gegen mich selbst oder mit anderen ^^. Darf also alles gern widerlegt werden, vielleicht fällt mir morgen oder in zwei Wochen sogar selbst ein Diskussionsbeitrag ein, der den Gedanken ad absurdum führt.

 

Was mir an der These gefallen würde, wäre, dass sie dann eben doch eine gesellschaftliche Gleichbehandlung von Männern und Frauen beinhielte und sich die Diskrimminierung eher auf das Thema Sexualität in der filmischen/literarischen/gesellschaftlichen Wahrnehmung beziehen würde. Das wäre bzw. ist zwar ebenfalls schade, weil Sexualität ein genauso fundamentaler Aspekt der menschlichen Existenz ist wie alles andere, aber es würde zumindest eine gewisse Form von Gender-Gleichbehandlung beinhalten. 

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Die These erklärt vielleicht, warum Liebesromane (von Autorinnen) nicht ernst genommen werden, aber sie erklärt nicht, warum Frauen nicht über Militärgeschichte oder blutige Schlachten schreiben dürfen. (Natürlich "dürfen" sie sehr wohl, aber entweder finden sie dann keinen Verlag oder werden von den Lesern ignoriert ;-))

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Also ich weiß ja nicht. Ich habe bisher nur einen Roman von Ken Follett gelesen, das war der über den ersten Weltkrieg. Da waren schon Kampfszenen drin (nicht zu viele, für mich okay), außerdem recht viel Politik (was ich gut fand, weil man einen klaren Überblick über die Ereignisse bekam). Zudem kamen in regelmäßigen Abständen immer wieder Sexszenen.

In der derzeit so beliebten Serie über die Wikinger fiel mir das auch auf. Ich fand die Story insgesamt gut, für meinen Geschmack waren es aber unnötig viele detaillierte Kampfszenen und gerade in den späteren Folgen hatte ich auch den Eindruck, dass da dauernd jemand mit jemandem ins Bett steigt, auch wenn das für die Handlung völlig irrelevant ist. ;D

 

Sind jetzt die Schlachtszenen für die Männer und die Liebesszenen für die Frauen? Bei reinen Sexszenen gehe ich eigentlich davon aus, dass Männer da auch Zielgruppe sind. Ist das wirklich nur bei visueller Darstellung? Auch Romane mit hauptsächlich männlicher Zielgruppe enthalten meines Wissens Sex - nur nicht so viel Romantik.

 

In von Frauen verfassten Romanen stehen häufig Frauen und typische Frauenprobleme im Mittelpunkt. Meines Erachtens ist das der Hauptgrund, warum die Bücher von vielen Männern nicht so gern gelesen und auch nicht so ernst genommen werden. Die Liebesgeschichten und Sexszenen sind (meistens) etwas softer und mehr auf Romantik ausgerichtet.  Das könnte bei vielen männlichen Lesern dann auch nicht so gut ankommen. So erkläre ich es mir jedenfalls.

Bearbeitet von Tereza
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An Nina Georges Artikel fand ich ausgesprochen schade, dass sie weder die Feuilletons, noch die Verlage um eine Stellungnahme gebeten hat.

Wäre es nicht interessant gewesen zu erfahren, was FAZ, Süddeutsche, ZEIT, Spiegel, Verlage etc. zu diesen Vorwürfen zu sagen haben? Irgendetwas hätten sie 

doch sicher geantwortet. Dann hätte man zumindest einige klare Aussagen, über die sich etwas konkreter diskutieren ließe.

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An Nina Georges Artikel fand ich ausgesprochen schade, dass sie weder die Feuilletons, noch die Verlage um eine Stellungnahme gebeten hat.
Wäre es nicht interessant gewesen zu erfahren, was FAZ, Süddeutsche, ZEIT, Spiegel, Verlage etc. zu diesen Vorwürfen zu sagen haben? Irgendetwas hätten sie 
doch sicher geantwortet. Dann hätte man zumindest einige klare Aussagen, über die sich etwas konkreter diskutieren ließe.

 

Ich fände eine Reaktion auch gut. Aber irgendwie scheinen die Leute in den Redaktionen die Zahlen für nicht wertig genug zu halten, um darauf zu reagieren. Oder hat jemand etwas von denen gehört? Ich will hier jetzt nicht den Emanzenbesen schwingen - ist nicht meine Baustelle -, aber mich würde schon mal die Meinung o.g. zu den Zahlen von Nina G interessieren.

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