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Holger

Warum das deutsche Fernsehen sterben wird

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Hallo,

 

anbei eine sachliche Analyse von Oliver Schütte, die ich Zeile für Zeile unterschreiben kann - woran es nämlich im deutschen Fernsehen krankt.
Und auch, dass man es ändern könnte, wenn man denn wollte. Aber man will eben nicht:

 

TV-Drama: Warum das Fernsehen sterben wird

 

 

Wirklich lesenswert.

 

Schöne Grüße,

 

Holger

Bearbeitet von Holger
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"Denn entscheidend für die Serien in Amerika ist, dass die Autoren bestimmen, was und wie erzählt wird. Hierzulande beharren die Produzenten und Sendervertreter jedoch immer noch auf ihre Entscheidungshoheit. Sie bestimmen, was gedreht und gezeigt wird, weil sie glauben, dramaturgisch ausgebildeter und kreativer zu sein als die Autoren. In den meisten Fällen handeln sie aus der Furcht heraus, eine schlechte Quote zu erzielen. Angst ist aber für neue Initiativen noch nie ein guter Ratgeber gewesen. Innovationen können nur von kreativen Geistern geschaffen werden!"

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Hallo zusammen,

 

vorab: Ich habe noch nie ein Drehbuch geschrieben und habe auch sonst mit der Fernseh-Branche überhaupt nichts zu tun.

Aber da ich, sowohl vom Alter her, als auch als Nutzer aller großen Streamingdienste,

genau in diese Zielgruppe passe, um die es hier geht, möchte ich da aus Zuschauersicht etwas zu sagen:

 

Also der Hauptkritikpunkt ist, wenn ich das richtig verstehe, dass ARD und ZDF mit ihren Filmen und Serien

viel zu wenig das junge Publikum ansprechen, und zu wenig auf die Qualität und zu stark auf möglichst hohe

Quoten achten (die sie beim älteren Publikum erzielen).

 

Da stellen sich mir aber folgende Fragen:

 

Kann Deutschland "The Big Bang Theory"? Kann Deutschland "Game of Thrones"?

Kann Deutschland "The Walking Dead"? "Modern Family"? "House of Cards"? "Breaking Bad"?

"Dr. House"? "Lost"? "How I met your mother"? "Sherlock"? "Jessica Jones"? "Homeland"? "Prison Break"?

 

Und ich meine das nicht speziell auf die Autoren bezogen, sondern auch auf

die Schauspieler und alle sonstigen Beteiligten!

 

Hat Deutschland das Potenzial, solche (nicht aus dem Ausland eingekaufte) Produktionen auf den Schirm zu bringen?

Das ist die Frage, die mir in dem Kommentar viel zu kurz kommt.

 

Denn doch nur, wenn die Antwort "Ja" lautet, könnte man es theoretisch schaffen, die jungen Zuschauer

auf Dauer zurückzuholen.

 

Ich weiß genau, wie meine Generation (die im TV fast nur noch Sport, Unterhaltung und halt Produktionen aus dem Ausland guckt),

die Frage beantworten würde.

 

Aber mich würde wirklich mal interessieren, wie die Leute das sehen, die Schüttes Meinung sind

und von ARD und ZDF diesen Umschwung fordern.

 

Viele Grüße

Michael

Bearbeitet von MichaelT
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Kann Deutschland "The Big Bang Theory"? Kann Deutschland "Game of Thrones"?

Kann Deutschland "The Walking Dead"? "Modern Family"? "House of Cards"? "Breaking Bad"?

"Dr. House"? "Lost"? "How I met your mother"? "Sherlock"? "Jessica Jones"? "Homeland"? "Prison Break"?

 

Und ich meine das nicht speziell auf die Autoren bezogen, sondern auch auf

die Schauspieler und alle sonstigen Beteiligten!

 

Hat Deutschland das Potenzial, solche (nicht aus dem Ausland eingekaufte) Produktionen auf den Schirm zu bringen?

Das ist die Frage, die mir in dem Kommentar viel zu kurz kommt.

 

 

 

 

 

Hallo Michael,

 

ja, klar geht das.

Sicher nur bei wenigen von heute auf morgen, aber man muss irgendwann den ersten Schritt tun, und (horizontales) serielles Erzählen wird anders als zu meinen Studienzeiten mittlerweile auch an Filmhochschulen unterrichtet. 

Bloß bringt der Unterricht keine Blüten zur Entfaltung, wenn den Autoren dann 32 Leute in ihr Gewerk reinquatschen und die Sender solche Qualität gar nicht wollen.

Die Serien, die Du nennst, sind die internationale extrem einsame Spitze. Wer in den USA beispielsweise mal einen Blick ins Free TV geworfen hat, der wird eine Vorabendserie bei ARD oder ZDF für pure Kunst halten.

Wir haben selbstverständlich großartige Regisseure und Schauspieler und Kameraleute etc.

Das sieht man ja schon daran, dass die auch auf dem internationalen Parkett arbeiten.

 

Wer diese internationalen Serien hier in Deutschland herstellen will, ist gut beraten, die Versuchsanordnung der US-Amerikaner oder z. B. auch Dänen ("Borgen", "Die Brücke") mal auszuprobieren. 

Je nach Sender scheitern Kollegen und ich ja schon daran, einen Kriminellen am Ende eines Tatorts mal davonkommen zu lassen.

 

Ich habe gerade ein Drehbuch fertig geschrieben. Und da nimmt ein Polizist aus Not Geld. Und jetzt kommt der Jugendschutz von wegen: Polizei als moralisches Vorbild für die junge Zuschauer. Geht gar nicht, dass der Geld nimmt.

Tja, der junge Zuschauer schläft bei uns ein und sieht sich dann lieber Breaking Bad an. Weil dort zeitlose archaische Konflikte erwachsen verhandelt werden und nicht mit der süßlichen Disney-Moral unserer Sender.

 

Wie ein Kollege so schön sagte: in den Fernsehräten sitzen lauter Politiker und nicht ein einziger Autor. Kein Regisseur. Kein Produzent.

Das ist so, als säße in einem Klinikbeirat nicht ein einziger Arzt. Diese Absurdität ist symptomatisch für den ÖR in Deutschland.

 

Schöne Grüße,

 

Holger

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Hallo Holger,

 

Die Serien, die Du nennst, sind die internationale extrem einsame Spitze. Wer in den USA beispielsweise mal einen Blick ins Free TV geworfen hat, der wird eine Vorabendserie bei ARD oder ZDF für pure Kunst halten.

 

Das glaube ich sogar, aber um das junge Publikum zurückzugewinnen, müsste man sich doch genau mit diesen

Spitzenproduktionen messen, denn genau die werden von der jungen Zielgruppe bei den Streaminganbietern geguckt.

 

Und davon reicht nicht eine Serie, sondern es müssten mehrere, in verschiedenen Genres, sein.

Und selbst dann ist sehr fraglich, ob das junge Publikum dauerhaft zu ARD/ZDF gehen würde.

Ich glaube nicht, dass das aufgehen kann.

Die Streamingdienste werden immer drei Schritte voraus und dreißig gute Serien mehr haben.

 

Und: Ich sehe den Bedarf beim jungen Publikum an deutschen Serien und Filmen auch gar nicht.

 

Ich z.B. gucke bei ARD, ZDF und Sport1 Sport.

Bei RTL, Sat.1, Pro7 und Vox Unterhaltung.

Wenn was Aktuelles ist (Politisches, Gesellschaftliches, Krisen o.ä.) Phoenix, NTV oder N24.

Und Serien und Filme bei Netflix, Amazon und Maxdome.

 

So habe ich alles, was ich gucken möchte und bin damit zufrieden.

 

Und wenn ich mir etwas von ARD und ZDF wünschen könnte, wäre das mehr Sport aus

anderen Sportarten als Fußball. Denn das können mir Netflix und Co. nicht bieten.

 

Viele Grüße

Michael

Bearbeitet von MichaelT
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Wie ein Kollege so schön sagte: in den Fernsehräten sitzen lauter Politiker und nicht ein einziger Autor. Kein Regisseur. Kein Produzent.

Das ist so, als säße in einem Klinikbeirat nicht ein einziger Arzt. Diese Absurdität ist symptomatisch für den ÖR in Deutschland.

 

Schöne Grüße,

 

Holger

 

 

Und das ist nicht nur beim ÖR so. An großen Opernhäuser ist das z.B. ähnlich.

Ja, ich denke auch, dass die so gegen die Wand fahren. Wie letztendlich alle Konzerne sich über kurz oder lang nicht  mehr am Markt halten werden können, die mit starr hirerarchischen und altbackenen Machtstrukturen versuchen, attraktive Produkte zu erzeugen.

 

Als ich neulich den Doku-Film "Augenhöhe" gesehen habe, in dem es um flache Hierarchien in Unternehmen, um gemeinsames Arbeiten um der guten Sache willen geht, sind mir die Tränen gekommen. Weil in mittelständischen Unternehmen, ja sogar Banken(!), Dinge passieren, die man sich im deutschen Kulturbetrieb nur als Traumbild malen kann. Gerade dort, wo man eigentlich meinen sollte, dass innovative neue Konzepte die Art der Zusammenarbeit bestimmen würden, weil es dort um künstlerische, kreative Erzeugnisse geht, herrscht Konservativität hoch 10!

 

Ich schaue schon seit ewigen Zeiten kein Fernsehen mehr, vermisse absolut nichts und meine jugednlichen Kinder schauen auch kein TV. Filme und Serien auf Netflix. Ab und zu Kino. Das wars.

 

Liebe Grüße, Juliane

Bearbeitet von JulianeB

"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen."

Erich Kästner Vorträge und Lesungen einstudieren  und  Autorenseite Juliane Breinl

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Ich schaue schon seit ewigen Zeiten kein Fernsehen mehr, vermisse absolut nichts und meine jugednlichen Kinder schauen auch kein TV.

 

Genau das ist der Punkt!

 

Die junge Zielgruppe vermisst nichts, also die Nachfrage nach deutschen Serien und Filmen besteht da gar nicht (bzw. ist sehr gering).

Bearbeitet von MichaelT
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Sebastian Niedlich

Das deutsche Fernsehen (und evtl. auch der Film) wird daran sterben, dass am Geschmack und Interesse des Publikums vorbeiproduziert wurde.

 

Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich mir schlichtweg nichts mehr im deutschen Fernsehen anschaue, ganz egal ob öffentlich rechtlich oder privat. Die Privaten haben mich tatsächlich zuerst verloren, weil ich wegen der ewigen Werbung keine Lust mehr hatte dort irgendwas zu sehen. Zumal ich den Eindruck hatte und habe, dass man dort ohnehin keinen Bock auf Selbstproduziertes mehr hat. Und die Sachen, die dann interessant waren (einige amerikanische Serien), kamen so spät ins Fernsehen, dass man schon durchs Internet gespoilert wurde und somit entsprechend auf andere Kanäle ausgewichen ist. Mittlerweile ist das zwar nicht mehr so, Streamingdienste zeigen die neuesten Folgen auch hierzulande kurz nach der ursprünglichen Ausstrahlung in den USA, aber aufs Fernsehen wartet man eben nicht mehr.

Die öffentlich-rechtlichen Sender können zumindest zum Teil noch mit eigenproduzierten Reportagen oder Dokus punkten, aber was ARD und ZDF z.T. zur besten Sendezeit anbieten, lässt einen nur fassungslos den Kopf schütteln. Ich schaue auch keinen Tatort, anscheinend ja wohl eines der großen Zugpferde. Jedes Mal, wenn ich es probiert habe, war ich über die Dämlichkeit der Plots und die schlechten Schauspieler entsetzt. Und das ZDF kann mir mit seinen Rosamunde Pilcher Verfilmungen gleich den Buckel runterrutschen.

 

Mit der Filmlandschaft ging mir das ähnlich. Ich hab ja mal selbst versucht dafür zu schreiben und habe dadurch auch ein wenig Einblick hinter die Kulissen (gehabt), aber was da seit Jahren auch so ins Kino kommt, entlockt mir zumeist ein müdes Gähnen. Entweder wird versucht Kunst zu machen, möglichst sperrig und plotmäßig so angelegt, dass man nicht weiß, was der ganze Mist eigentlich sollte, oder es wird Schund für den kleinsten gemeinsamen Nenner produziert. Wenn es nichts von den beiden ist, dann nur Verfilmungen von bekannten Büchern, immer mit den gleichen lahmen Gesichtern besetzt.

 

Hin und wieder habe ich in den letzten paar Jahren versucht deutsche Filme zu sehen. Entweder habe ich am Schluß dagesessen und mich gefragt, was zum Teufel das eigentlich gerade war, oder ich habe die hölzernen Dialoge und schlechte Schauspielerei nicht ausgehalten und vorher ausgemacht. Es ist soweit, dass ich mir keine deutschen Filme mehr anschaue, weil ich mir fast sicher sein kann, dass ich enttäuscht werde.

 

Selbst wenn jetzt nur noch Super-Filme aus Deutschland kommen würden, hätte mich die Branche bereits verloren, weil ich so oft ein gebranntes Kind war. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich der Einzige bin, dem das so geht.

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Ich schaue schon seit ewigen Zeiten kein Fernsehen mehr, vermisse absolut nichts und meine jugednlichen Kinder schauen auch kein TV.

 

Genau das ist der Punkt!

 

Die junge Zielgruppe vermisst nichts, also die Nachfrage nach deutschen Serien und Filmen besteht da gar nicht (bzw. ist sehr gering).

 

 

Ich gehe da mal einen Schritt weiter: Ich vermisse das gesamte Konzept TV nicht. TV zu schauen ist für mich nicht nur verzichtbar, sondern ich halte es für komplett unattraktiv und ich ertrage diese Art Angebot auch gar nicht mehr. Mich macht quasi die Philosophie des Fernsehens nicht an. Im Gegenteil, ich halte sie für ein Betäubungsmittel. So nach der Nina Hagen Devise "Ich glotz TV"...

Filme, Dokus oder Serien will ich schauen, wann ich Lust habe. Nachrichten lesen nach meiner Auswahl.

 

Je bewusster Leute ihr Leben selbst gestalten und das, was ist, erleben und sich nichts vorkauen lassen wollen, behaupte ich jetzt einfach einmal, umso weniger passt für sie das alte Konzept Fernsehen. So gesehen wäre die oben genannte Entwicklung eine, die ich nur begrüßen kann. ;-)

 

Grundsätzlich finde ich, dass es durchaus tolle deutsche Produktionen gibt. An Serien fallen mir spontan ein "Mord mit Aussicht" und der "Tatortreiniger". Beide Serien haben übrigens auch meine jugendlichen Kinder toll gefunden. Auch so etwas wie "37 Grad" (wenn es das noch gibt) ist ein wirklich tolles Format. Aber wie gesagt, das konsumiere ich in einer anderen Form. Eher wie einen Zeitungsartikel oder ein Buch.

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Vielen Dank für Eure Kommentare.

Dann liegt die Zukunft, wie viele in der Branche vermuten, bei den Streamingdiensten.
Netflix und Amazon haben ja die ersten deutschen Serien geordert und ohnehin deutsche Filme in ihrem Programm.

 

Schönen Abend,

 

Holger

 

PS: Guckt jetzt ein bisschen "Narcos".

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Mir geht es ähnlich wie vielen, die hier kommentieren:

 

Mich interessiert das reguläre Fernsehen nicht. Ich besitze einen, benutze ihn aber ausschließlich für Playstation und Bluray. Gar nicht einmal, weil im Fernsehen garantiert nichts liefe, was mich interessiert; ich habe dort früher sehr gerne Dokus gesehen, und ich gehe davon aus, dass es sie auch heute noch gibt. Und für jemand anderen gibt es Unterhaltung oder Shows oder Tatort oder Serien oder Sport. Aber egal, wer es produziert hat und egal, wie die Qualität ist: Ich hatte schon als Jugendlicher gern gesehene Serien zumeist verpasst, weil es mir nie wichtig genug war, mein Leben drum herum zu planen, an einem bestimmten Tag um eine bestimmte Uhrzeit zuhause zu sein. Das wurde auch mit 20 und 30 nicht anders. Und extra den Videorecorder zu programmieren, nein, dafür war mir nichts im Fernsehen wichtig genug. Heutzutage bin ich erstrecht nicht mehr bereit, mein Leben nach den Uhrzeiten von Fernsehsendern zu richten.

 

Wir alle leben seit rund 20 Jahren mit dem Internet, die jüngere Generation kennt es gar nicht mehr anders. Wer etwas sucht, ob nun einen Film oder Musik oder Informationen, bekommt es dort jederzeit und augenblicklich. Daher ist es nur natürlich, dass das reguläre Fernsehen (vielleicht bis auf Live-Übertragungen - und auch die sind ja oft genug auch im Netz zu finden) einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Nur wer on-demand anbieten kann, wie Netflix und all die anderen, der bleibt auch in Zukunft interessant für das Publikum, nur wer Publikum hat, kann Geld verdienen, und nur wer Geld verdient, kann hochqualitativ produzieren.

 

Egal, wieviel Mühe sich das Öffentlich-rechtliche gäbe, hochwertiger und mutiger zu produzieren, ich denke nicht, dass sie deswegen eine erheblich höhere Quote bekämen - das Gros des Publikums unter 50 wird sich nicht deswegen um eine bestimmte Uhrzeit vor der Glotze versammeln, sondern irgendwann im Internet danach suchen. Aus unternehmerischer Sicht wäre es also vergebliche Liebesmüh, weil man an den Quoten gemessen wird. Also produziert man lieber noch so lange bewährt zielgruppengerecht für diejenigen, die 5 Stunden am Tag den Kasten flimmern lassen, bis das Publikum irgendwann ganz ausgestorben ist, und dann fällt einem auf, dass man mit den restlichen Lebensmitteln unmöglich wieder zurück zur Küste kommt.

PS: Narcos war großartig. Ich zweifle ein bisschen, ob die 3. Staffel daran anknüpfen kann, freue mich aber schon :s15

Bearbeitet von Andreas
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Ein Déja-vu: Kurz bevor ich den eingangs verlinkten Artikel gelesen habe, war ich einem Link aus einem anderen Thread gefolgt zu der Begründung, warum dieses Jahr der Oldenburger Jugendbuchpreis erstmals nicht vergeben wird. Und ich sehe ein Muster.

 

Wenn MichaelT fragt: "Kann Deutschland 'Game of Thrones'?"

und Holger antwortet: "Ja, klar geht das. (...) Wir haben selbstverständlich großartige Regisseure und Schauspieler und Kameraleute etc.

Das sieht man ja schon daran, dass die auch auf dem internationalen Parkett arbeiten. (...)
Je nach Sender scheitern Kollegen und ich ja schon daran, einen Kriminellen am Ende eines Tatorts mal davonkommen zu lassen.
Ich habe gerade ein Drehbuch fertig geschrieben. Und da nimmt ein Polizist aus Not Geld. Und jetzt kommt der Jugendschutz von wegen: Polizei als moralisches Vorbild für die junge Zuschauer. Geht gar nicht, dass der Geld nimmt.
Tja, der junge Zuschauer schläft bei uns ein und sieht sich dann lieber Breaking Bad an. Weil dort zeitlose archaische Konflikte erwachsen verhandelt werden und nicht mit der süßlichen Disney-Moral unserer Sender."

 

dann heißt das eigentlich: Nein, es geht nicht.

 

Und zwar offenbar beim Jugendbuch wie beim Film aus denselben Gründen: Nicht, weil es die Macher nicht könnten – ob sie es könnten oder nicht, werden wir nie erfahren, weil die Wächter des Zugangs zur Veröffentlichung alles verhindern, was vom langweiligen, ausgelutschten, politisch ausgewogenen, moralisch korrekten Standardmuster abweicht und, schluck, so etwas wie Kunst sein könnte. 

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Das ist das nämlich. Natürlich *könnte* eine Deutsche Produktion "Game of Thrones". (Hey, die beste schauspielerische Leistung da erzielt ein Deutscher.)

Aber was haben denn all diese irren Erfolgsserien gemeinsam? - Sie trauen sich was. Gehen auch mal über eine Grenze. Werden unangenehm und auch mal unsympathisch (okay, "Big Bang Theorie" natürlich nicht).

Im Jugendbuch ist es sehr ähnlich.

Und an der Stelle wird dann bei deutschen Produktionen - schon im Lektorat - das Stoppschildchen hochgehalten. Könnte ja jemand "Also das geht ja gar nicht!" rufen. Dass dieses "Also das geht ja gar nicht!" andere neugierig macht, wird einfach ausgeblendet.

 

Wobei ich die Entscheidung, den Oldernburger Jugendbuchpreis mangels Qualität nicht zu vergeben, als übertragene Trotzreaktion betrachte - alternativ muss es wohl Arroganz sein.

Denn dass gute Jugendbücher es schwer haben, unterschreibe ich sofort. ("Frau B., sowas läuft nur als Lizenz aus Amerika. Oder wenn eine solche den Weg bereitet hat.") Aber dass es sie nicht gibt, bestreite ich.

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Andreas und Jenny, ich unterschreibe jeden Satz!
Anderswo traut man sich was, setzt Trends. Hier bei uns nicht. Im Land der Dichter und Denker bibbert und fragt man sich ängstlich: Dürfen wir das? Wollen wir das wagen?
Und während man noch zittert, hadert und zögert, kommt aus anderer Richtung - weit weit weg - etwas rübergeschwappt und alle rufen: "Yeah! Das wollen wir auch! Das können wir auch! Oder ...?"
Das ist alles sehr sehr traurig, finde ich.
 

Die Elemente des Lebens - Januar `24 (Aufbau Verlag) ~ Agatha Christie - Juni `24 (Aufbau Verlag)

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Ich zweifle ebenfalls an Holgers Aussage, dass GoT hierzulande machbar wäre.

Und das ist keine Frage des Talents. Da hat Holger Recht, das ist sicher da ... Siehe Studentenoscars.

Es ist eine Frage der Strukturen und damit letztendlich des Geldes. Bei uns dominieren die TV-Verantwortlichen den kreativen Prozess und nivellieren ihn, wie es in dem Artikel so schön heißt, auf den kleinen gemeinsamen Quoten-Nenner herunter: Bügelfernsehen, Talentshow.

 

Wer wissen möchte, wie weit die Abschaffung des kreativen Moments in Deutschland fortgeschritten ist, der sehe sich - außer den Senderbeiräten - auch mal die Zusammensetzung der Filmfördergremien an. Die dort omnipräsenten Vertreter der ÖR verhinden schon seit etlichen Jahren gute Produktionen. Vielversprechende Indi-Produktionen werden mit Peanuts abgespeist oder erst gar nicht beachtet. Aber Herr Schweiger darf mit einem geförderten TV-Tatort ins Kino.

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Ich bin nicht davon überzeugt, dass beides miteinander zu tun hat, und dass es am "sich nicht trauen" liegt.

Im Fall des Fernsehens geht es um eine ziemlich klare Zielgruppe, die, die man heute noch mit regulären Fernsehsendern erreichen kann. Und für die wird produziert, andere Inhalte würden die Quote kaum beeinflussen, es gibt daher keine Dringlichkeit.

Auf dem Buchmark geht es um zunehmenden wirtschaftlichen Druck, und das bedeutet für den Unternehmer, dass er zwar nicht weniger investiert, aber das Risiko minimiert, und das tut man mit der Lizensierung von Stoffen, die im Ausland bereits ihren Erfolg bewiesen haben. Das betrifft ja die gesamt Branche, nicht nur den Bereich Jugendbuch.

 

Andreas

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Klar muss man bei sowas wie Game of Thrones das Budget einrechnen. Für eine deutsche Produktion wäre das zu teuer, dafür haben wir am Ende allein über die Zuschauerzahlen nicht genug Budget.

Aber etwas wie Breaking Bad ist sicher nicht teurer zu produzieren als ein Tatort.

 

Da scheitert es wirklich am Mut.

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Ich sehe mich jetzt mal als der jungen Zielgruppe zugehörig - und ja, ich nutze das reguläre Fernsehen inzwischen fast gar nicht mehr. Erst bin ich auf Sky umgestiegen, um da meine Lieblingsserien (aus den USA ...) sehen zu können, dann auf Prime und Netflix. Das macht jede Menge Spaß. Nicht unbedingt, weil es flexibel ist und ich es gucken kann, wann ich will – sondern weil da das läuft, was ich sehen will. Im Fernsehen ist das schon lange nicht mehr der Fall, und ja, viele heimische Produktionen wirken oft irgendwie piefig oder billig, vermutlich ohne es zu sein oder sein zu wollen. 

 

Aber ein methkochender Highschool-Lehrer im deutschen Fernsehen? Ach Gottchen. Da muss ich gleich an meine Lektorin denken: Da tötete in einem meiner Thriller das Opfer den Täter teils in Notwehr, teils auch mit unglaublicher Genugtuung. Kommentar neben dem Satz "Sie hatte sich gerächt": "Wir dürfen Selbstjustiz nicht verherrlichen". Äh ... was? Ist es schon soweit, dass simple Feststellungen in vorauseilendem Gehorsam umgeformt werden müssen? 
Ich habe den Satz natürlich so gelassen. Aber irgendwie ist das symptomatisch. Mir tun alle Drehbuchautoren leid, denen die Verantwortlichen reinquatschen. 

 

Das ZDF verfilmt ja auch die Bücher von Michael Robotham, den ich zu meinen Lieblingsautoren zähle. Da wird mal eben der Schauplatz von London nach Hamburg verlegt und alle sind deutsch, bis auf Ruiz, der durfte so bleiben. Versteh ich nicht, bei Rosamunde Pilcher darf der Schauplatz doch auch England sein? Wer entscheidet so einen Mist? 

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Ein Déja-vu: Kurz bevor ich den eingangs verlinkten Artikel gelesen habe, war ich einem Link aus einem anderen Thread gefolgt zu der Begründung, warum dieses Jahr der Oldenburger Jugendbuchpreis erstmals nicht vergeben wird. Und ich sehe ein Muster.

 

Wenn MichaelT fragt: "Kann Deutschland 'Game of Thrones'?"

und Holger antwortet: "Ja, klar geht das. (...) Wir haben selbstverständlich großartige Regisseure und Schauspieler und Kameraleute etc.

Das sieht man ja schon daran, dass die auch auf dem internationalen Parkett arbeiten. (...)

Je nach Sender scheitern Kollegen und ich ja schon daran, einen Kriminellen am Ende eines Tatorts mal davonkommen zu lassen.

Ich habe gerade ein Drehbuch fertig geschrieben. Und da nimmt ein Polizist aus Not Geld. Und jetzt kommt der Jugendschutz von wegen: Polizei als moralisches Vorbild für die junge Zuschauer. Geht gar nicht, dass der Geld nimmt.

Tja, der junge Zuschauer schläft bei uns ein und sieht sich dann lieber Breaking Bad an. Weil dort zeitlose archaische Konflikte erwachsen verhandelt werden und nicht mit der süßlichen Disney-Moral unserer Sender."

 

dann heißt das eigentlich: Nein, es geht nicht.

 

Und zwar offenbar beim Jugendbuch wie beim Film aus denselben Gründen: Nicht, weil es die Macher nicht könnten – ob sie es könnten oder nicht, werden wir nie erfahren, weil die Wächter des Zugangs zur Veröffentlichung alles verhindern, was vom langweiligen, ausgelutschten, politisch ausgewogenen, moralisch korrekten Standardmuster abweicht und, schluck, so etwas wie Kunst sein könnte. 

 

Ja, dem kann ich nur zustimmen. Kann nur wärmsten den fabelhaften Ratgeber "Writing the breakout novel" von Donald Maas empfehlen! Nicht nur, um etwas zu lernen, sondern auch, um griffige Argumente am Start zu haben, wenn man sich nicht wieder sein Exposé  glattbüglen lassen will. ;-)

 

Vielleicht geht es nicht um ein sich trauen auf rein inhaltlicher Ebene, aber es geht auf alle Fälle um sehr kurzfristig marktorientiertes Handeln, wenn Verlage lieber den Spatz in der Hand halten und einen  "Me too Titel" nach dem anderen produzieren und ihre Autoren auch noch dazu anhalten, solche zu liefern. Langfristig graben sie sich, meines Erachtens, dadurch selbst das Wasser ab.

Ich sehe als eines der Probleme, dass Autoren/Drehbuchautoren und Verlage/Produzenten nicht auf Augenhöhe zusammenarbeiten, wenn es darum geht zu schauen, was man vieleicht an tollen Innovationen mit hoher Qualität produzieren könnte.

Nennt mich einen hoffnunglosen Optimisten, aber ich bin immer noch davon überzeugt, dass Qualität und wertschöpfende Produkte das sind, was langfristig Chancen hat auf einem globalen Markt zu überleben.

"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen."

Erich Kästner Vorträge und Lesungen einstudieren  und  Autorenseite Juliane Breinl

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Ja, Dania, wir haben "Rote Rosen" und "Sturm der Liebe"  :D  Und wenn's Action sein darf halt "Alarm für Cobra 11".
Eine Serie wie "Breaking Bad" wäre hier undenkbar, leider.
Dabei hätten wir jede Menge Schauspieler, die ich mir sehr gut in innovativen, tollen, spannenden, verrückten Serien vorstellen könnte, daran dürfte es echt nicht liegen.

 

Bearbeitet von SusanneL

Die Elemente des Lebens - Januar `24 (Aufbau Verlag) ~ Agatha Christie - Juni `24 (Aufbau Verlag)

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Ich glaube ein wesentlicher Faktor ist auch "nicht müssen". Wir zahlen alle GEZ-Gebühren an die Öffentlich-rechtlichen, egal was diese produzieren und ob es uns gefällt oder nicht. Es gibt kein Konsequenzen-Management im Fall schlechter Quoten oder empörter Zuschauer.

Das ist bei netflix, sky, amazon etc. anders.

Bearbeitet von AlexanderH
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Ich habe manchmal eine andere Befürchtung: dass nicht das deutsche Fernsehen sterben wird - sondern wir, während wir vor dem deutschen Fernsehen sitzen, vor Langeweile. Wenn die Verdumpfbackung des Zuschauers nur konsequent genug fortgeführt wird.

 

Natürlich sagen manche, dass sie die Glotze einfach nicht mehr nutzen. Aber was mir Angst macht, ist, dass lethargische Massen einfach immer weiter jeden Mist fressen, den man ihnen vor die Füße wirft. Man nimmt, was man kriegt. Schlimmstenfalls hält man Schlechtes für Gutes, weil man Gutes zum Vergleich ja gar nicht mehr zu sehen bekommt.

Dasselbe bei Romanen.

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Zwei kurze Einwürfe von mir: ich finde es gibt in Deutschland genügend richtig gute Schauspieler, die auch aus schwachen Dialogen ordentlich etwas machen. Daran liegt es, glaube ich, nicht. Meiner Meinung nach gibt es einige Beispiele für durchaus gelungene deutsche Serien, die sich auch international messen lassen können. Z.B. "Die Stadt und die Macht", "Im Angesicht des Verbrechens", "Deutschland 83". Ich glaube schon, dass das noch mehr möglich ist...

 

Herzlichst

jueb

Bearbeitet von jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Ich finde es ein Warnsignal, dass meine Generation, die noch mit drei Programmen aufgewachsen ist, schon nichts mehr mit Fernsehen anfangen kann. Das zieht sich durch alle meine Freunde. Bei der Generation U20 sieht es noch sehr viel finsterer aus.

 

Ich brauche Fernséhen für Nachrichten, Live-Sport und ein paar Perlen, wie Inas Nacht, Pelzig hält sich und gerne auch die Serien, die Jueb genannt hat. VIeles davon schaue ich aber schon online in Mediatheken an.

 

Kritik an Schauspielern kommt von mir nicht (ganz im Gegenteil). Nur an den Formaten die produziert werden, vor allem bei den öffentlich-rechtlichen, die (durch die Geldmaschine GEZ) sich mehr trauen könnten.

Bearbeitet von AlexanderH
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Obwohl ich zur Fernseh-Generation gehöre, kann ich seit Jahren dort nicht mehr viel für mich finden-ich verbringe wesentlich mehr Zeit vor dem Computer als vor der "Glotze" und habe auch tatsächlich schon nebenher gebügelt. Am meisten vermisse ich die Spätfilme, alte Schinken mit Humphrey Bogart oder der Dritte Mann oder das Maisfeld-Epos, wie hieß es noch gleich? Allenfalls auf Arte, 3 Sat oder den dritten Programmen finde ich manchmal noch Kultursendungen, ja, und zwei, drei der Tatort-Schauspieler sind ja auch recht gut.

Wenn das Fernsehen stirbt, gibt es vielleicht für die Nostalgiker eine Art Antiquariats-TV? :-*

Bearbeitet von Christa
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