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anni

Klassische Fehler von Erstautoren

Empfohlene Beiträge

Gibt auch in der Literatur Moden. Und ich kann verfolgen, wie sich manche Dinge langsam herumsprechen.

 

Das Infodumping erhalte ich immer seltener (in "Vier Seiten für ein Halleluja" war es noch der typischste Fehler).

 

Dafür das Problem, dass die Autoren von außen auf ihre Figuren schauen, statt sich in sie zu verwandeln und sie handeln lassen. Typisches Beispiel: Der Kommissar sah, wie der Killer seine Pistole zog. Ist ja ziemlich wichtig, dass er das sieht! Sonst könnte der Leser denken, er hat es nicht gesehen und geht nur zufällig in Deckung ;-) Leider ist das auch in Verlagsbüchern durchaus beliebt.

 

Die Nachfolgerin des Infodumpings ist die Rückblende auf den ersten Seiten, in der alles über den Helden und die Vorgeschichte erzählt wird und der Leser einschläft, weil er den erhobenen Zeigefinger wahrnimmt.

 

Prolog ist auch eine Seuche geworden, sowohl unveröffentlichte wie veröffentlichte Autoren haben sich angesteckt und selbst vor Verlagslektoren schreckt die Krankheit nicht zurück.

 

Zum Glück lassen sich all diese und andere Probleme durchaus beheben. Auch wenn in Deutschland die Vorstellung weiter herrscht, schlechte Texte seien unkorrigierbar und ein wahrer Poet schreibe immer gut und wer nicht sofort gut schreibt, dem solle man den Griffel (äh, die Tastatur) wegnehmen.

 

Herzliche Grüße, Hans Peter

 

PS: Ein Beispiel findet ihr in meiner letzten Tempest Kolumne:

https://hproentgen.wordpress.com/2016/10/29/energie/

Bearbeitet von hpr
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Hendrik Heisterberg

Wie wäre das: Ein Mensch mittleren Alters wacht morgens auf, geht ins Bad, steht vorm Spiegel, guckt sich an, macht sich Gedanken, zieht sich an, trinkt eine Tasse Kaffee, frühstückt aber nicht, packt seine Sachen, ruft sich ein Taxi, fährt zum Flughafen, steigt ins Flugzeug, fliegt irgendwo hin, steigt wieder aus, fährt zum Hotel, wartet eine Weile und bringt sich um.

 

So zusammengefasst ist das überhaupt nicht originell. Das hat einen Bart, das will man als Lektor nicht mehr sehen. Man will neue Ideen, Themen von Belang, keine Klischees. Aber: Wenn jemand so einen Roman schreiben will – warum nicht? Ich sehe darin keinen Fehler. Fehler sind immer eine Frage der Zielsetzung. Das Ziel, als Neuling einen Verlagslektor mit so einer Handlung zu überzeugen, wird man klar verfehlen. Trotzdem könnte das ein gutes Buch werden, wenn man es gut schreibt.

 

Liegen die entscheidenden Fehler von Erstlingsautoren wirklich bei den falschen inhaltlichen Motiven? Auch wenn ich mich damit aus dem Fenster lehne (draußen ist’s auch schön): Ich meine nein, ich meine, sie liegen in der Erzähltechnik und im Stil. Das sind die Punkte, an denen man als Anfänger arbeiten sollte, damit man eine interessante Geschichte überhaupt interessant erzählen kann. Schlechte Erzähltechnik und schlechter Stil können die beste Handlung zerstören, aber gute Erzähltechnik und guter Stil können die dünnste Handlung retten. Elisabeth Ruge sieht im Stil sogar „eine weitere Bedeutungsebene, vielleicht die entscheidende“.

 

Ein paar handwerkliche Beispiele wurden schon genannt: Perspektivhopping zählt natürlich auch zu meinen Lieblingen. Redundanzen der Sorte, die hpr anspricht. Prolog, Rückblende, Epilog können einem Text in wenigen Ausnahmefällen helfen, meistens gibt es bessere Lösungen. Der Rhythmus ist wichtig, damit die Geschichte weder zu lang noch zu kurz wird.

 

Einige stilistische Fehler, die mir bei Erstlingsautoren oft auffallen:

- zu viele Adjektive, Adverbien und Verbaladjektive

- zu wenige starke Verben und zu viele Hilfsverbkonstruktionen

- viele Substantivierungen (besonders bei Juristen und Beamten)

- doppelte Relativ- oder Konjunktionalsätze

- überhaupt zu viele „dass“-Sätze

- kein oder falscher Gebrauch des Plusquamperfekts/des Konjuktivs

- Bürojargon, Floskeln und Phrasen

- ...

 

 

„Von allen Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten." (Frank Spilker, Die Sterne)


 


roman-projekt.de - Coaching für Autoren

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Wow, danke für den Link zu dem Artikel. Der ist ja großartig.

 

 

 

Guter Stil hat eine gleichsam ermöglichende, manchmal auch geradezu tröstliche Qualität.

Yes.

 

Bei mir gibt es definitiv keine inhaltlichen No-Gos. Spiegel, Badezimmer, Kaffee oder nicht, Wetter, Rückblende - alles wunderbar, wenn es gut erzählt ist (und ich habe auch noch nie begriffen, warum man so etwas oder anderes nicht "dürfen" soll.) An der Stimme muss man früh arbeiten, an den Techniken des Erzählens, am Finden des richtigen Tons für das, was man erzählen will, vielleicht auch am Mut, an der Kühnheit. An der Sprache, der Sprache der Sprache ...

 

Es ist natürlich gut, wenn man - neben vielem anderen - erst eine saubere Perspektive lernt, bevor man Perspektivhopping betreibt, und es ist richtig, dass man auch dramaturgisch eine Menge lernen muss, bevor man eine Geschichte auf die richtige, ihr und einem selbst eigene Weise erzählen kann (und immer wieder bemerkt man ja an sich selbst, wie jede neue Geschichte herausfordert, wie man, obwohl vielleicht schon lange andere (be)lehrend, den Ton nicht findet) ...

 

Für mich ist das Thema: Aufteilung der Exposition interessant, das ist ja genau das: Entweder wird zu viel oder zu wenig verraten, beides kann die Spannung killen. Es ist manchmal erstaunlich, wie nur ein wenig mehr an Information den Text beleben kann - während der Autor/die Autorin sich die ganze Zeit bemüht hat, so viele Fragen wie nur möglich offen zu lassen.  Je mehr offene Fragen, desto höher die Spannung, auch so eine handwerkliche Gleichung, die oft nicht aufgeht. An sich nicht verkehrt, aber verkehrt angewandt ... nun ja.

 

Auf jeden Fall danke für diese Ergänzung und den Blick aus dem Fenster.

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Ich gucke mich immer wieder bei Selfpublishern um, und mein Eindruck ist, an den Ideen hakt es nicht, viele selbst publizierte Romane beruhen auf guten, oft sogar originellen (und mitunter auch gewagten, was genau das ist, was ich interessant finde  ;) ) Ideen. Aber umgesetzt ist das meistens mäßig gut bis unlesbar. Den mäßig guten fehlt ein richtiges Lektorat; fast immer täte es dem Text gut, 30-40% rauszukürzen, und über viele Stellen müssten die Autoren einfach nochmal nachdenken, weil sie da etwas nur ungefähr schildern anstatt es genau zu treffen. Ich frage mich manchmal, ob nicht womöglich die Einfachheit des Veröffentlichens ("einfach klicken, eine Minute später weltweit verfügbar") das größte Handicap der Selfpublisher ist und der Vorteil der Verlagsautoren einfach der, dass man sie zwingt, ihren Text nochmal und nochmal durch die Mangel zu drehen, ehe er ans Licht der Öffentlichkeit kommt.

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Als eine, die beide Schienen - Verlag und SP - fährt, sage ich jetzt mal: Nein, das stimmt nicht mehr. In Sachen Qualität hat sich seit den Anfängen des SP so viel getan, dass man das nicht mehr über einen Kamm scheren kann. Auch hier im Forum gibts genügend Beispiele dafür.

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Als eine, die beide Schienen - Verlag und SP - fährt, sage ich jetzt mal: Nein, das stimmt nicht mehr. In Sachen Qualität hat sich seit den Anfängen des SP so viel getan, dass man das nicht mehr über einen Kamm scheren kann. Auch hier im Forum gibts genügend Beispiele dafür.

 

Den mäßig guten fehlt ein richtiges Lektorat; fast immer täte es dem Text gut, 30-40% rauszukürzen, und über viele Stellen müssten die Autoren einfach nochmal nachdenken, weil sie da etwas nur ungefähr schildern anstatt es genau zu treffen. Ich frage mich manchmal, ob nicht womöglich die Einfachheit des Veröffentlichens ("einfach klicken, eine Minute später weltweit verfügbar") das größte Handicap der Selfpublisher ist und der Vorteil der Verlagsautoren einfach der, dass man sie zwingt, ihren Text nochmal und nochmal durch die Mangel zu drehen, ehe er ans Licht der Öffentlichkeit kommt.

 

Da ist auf jeden Fall was dran. Ich selbst muss ja nach einigen veröffentlichten Verlagstexten immer noch streichen, Füllwörter rausnehmen, Logiklücken finden, nach Infodumping gucken -  Allerdings hat sich die Situation bei den SPlern in den beiden letzten Jahren verbessert, wie Anni sagt. Man hilft sich auch gegenseitig in der Amazon-Community, wobei es auch dort beratungsresistente Autoren geben soll. Kürzlich habe ich mal wieder in die Leseprobe eines sehr beliebten Hexenbuches reingeschaut. Da stand gleich am Anfang, nachdem ganz viele Leser die Fehler moniert hatten, derselbe Lapsus drin wie vorher.

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Bei mir gibt es definitiv keine inhaltlichen No-Gos. Spiegel, Badezimmer, Kaffee oder nicht, Wetter, Rückblende - alles wunderbar, wenn es gut erzählt ist (und ich habe auch noch nie begriffen, warum man so etwas oder anderes nicht "dürfen" soll.) An der Stimme muss man früh arbeiten, an den Techniken des Erzählens, am Finden des richtigen Tons für das, was man erzählen will, vielleicht auch am Mut, an der Kühnheit. An der Sprache, der Sprache der Sprache ...

 

Das mit dem Dürfen ist so eine Sache, und natürlich klingt es immer irgendwie nach Kindergarten. ;) Mir selbst gefällt es nicht, wenn sich bestimmte Dinge zu oft wiederholen, und das in zu vielen Büchern. Wenn ich merke, dass ein Autor seine Figuren nur deswegen in den Spiegel blicken lässt, weil er sie anders nicht beschreiben kann, bin ich etwas genervt. Wenn die Rückblende mich zu sehr rausreißt aus dem Lesefluss. Wenn ich nicht mehr weiß, wer denn nun noch mal wer war (weil er einmal "Bodo", dann "der Polizist", dann "Schröder" genannt wird.) Und so weiter. Aber natürlich hast du vollkommen recht, dass man alles darf, was gekonnt ist. (O.T. Inzwischen habe ich auch "Eine treue Frau" von Jane Gardam gelesen und fand wieder einmal, dass mir die Figuren richtig nahekamen-ohne dass sie in den Spiegel geblickt hätten -)

Welchen tollen Link hast du eigentlich gemeint?

 

Grüße in den verregneten Abend

Christa

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Schreibregeln sind nunmal nur Regeln, keine Gesetze. Wer einen bestimmten Effekt erzielen will, darf sie natürlich biegen oder brechen. Grundsätzlich sind Anfänger aber gut beraten, sie einzuhalten, denn erfahrungsgemäß werden Texte lesbarer und spannender, wenn man die Regeln einhält.

Olaf Fritsche 

www.seitenrascheln.de

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Wie wäre das: Ein Mensch mittleren Alters wacht morgens auf, geht ins Bad, steht vorm Spiegel, guckt sich an, macht sich Gedanken, zieht sich an, trinkt eine Tasse Kaffee, frühstückt aber nicht, packt seine Sachen, ruft sich ein Taxi, fährt zum Flughafen, steigt ins Flugzeug, fliegt irgendwo hin, steigt wieder aus, fährt zum Hotel, wartet eine Weile und bringt sich um.

 

Wenn das der Klappentext wäre, würde ich dieses Buch sofort lesen wollen, weil mich interessieren würde, wie das Ungesagte im Text mitschwingt. :-)

Liegen die entscheidenden Fehler von Erstlingsautoren wirklich bei den falschen inhaltlichen Motiven? Auch wenn ich mich damit aus dem Fenster lehne (draußen ist’s auch schön): Ich meine nein, ich meine, sie liegen in der Erzähltechnik und im Stil. Das sind die Punkte, an denen man als Anfänger arbeiten sollte, damit man eine interessante Geschichte überhaupt interessant erzählen kann. Schlechte Erzähltechnik und schlechter Stil können die beste Handlung zerstören, aber gute Erzähltechnik und guter Stil können die dünnste Handlung retten. Elisabeth Ruge sieht im Stil sogar „eine weitere Bedeutungsebene, vielleicht die entscheidende“.

 

 

Darin stimme ich dir zu. Es mangelt am handwerklichen Können, um abgenutzten Szenen etwas Eigenes mitzugeben. Deshalb sollten Schreibanfänger sich davon fern halten. Und erfahrene Schreiber haben andere Möglichkeiten, sich auszudrücken, als auf solche Versatzstücke zurückzugreifen. Wenn man es trotzdem macht, ist meistens die eigene Faulheit, sich etwas Originelles auszudenken, schuld (wie ich aus eigener Erfahrung weiß).

 

Ich spiele allerdings auch ganz gerne mit Klischees, weil es die im Genreroman einfach geben muss (unheimliche alte Häuser, den geheimnisvollen Gärtner etc.). Finde ich herrlich!

Bearbeitet von Mascha
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Kein (ausschließlicher) Anfängerfehler, aber etwas, was mich in Thrillern inzwischen total anödet:

 

Die Geschichte beginnt mit dem Opfer, das aus einer Ohnmacht erwacht und sich gefesselt in a) einem Keller, b) im Laderaum eines Kleinbusses befindet und sich an nichts mehr erinnern kann.

 

Will ich nicht mehr lesen, da klappe ich sofort zu.

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Kein (ausschließlicher) Anfängerfehler, aber etwas, was mich in Thrillern inzwischen total anödet:

 

Die Geschichte beginnt mit dem Opfer, das aus einer Ohnmacht erwacht und sich gefesselt in a) einem Keller, b) im Laderaum eines Kleinbusses befindet und sich an nichts mehr erinnern kann.

 

Will ich nicht mehr lesen, da klappe ich sofort zu.

:)

Habe ich genau so in "Mordsommer", hi, hi.

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Kein (ausschließlicher) Anfängerfehler, aber etwas, was mich in Thrillern inzwischen total anödet:

 

Die Geschichte beginnt mit dem Opfer, das aus einer Ohnmacht erwacht und sich gefesselt in a) einem Keller, b) im Laderaum eines Kleinbusses befindet und sich an nichts mehr erinnern kann.

 

Will ich nicht mehr lesen, da klappe ich sofort zu.

 

Ich dachte, der klassische Thriller beginnt immer mit dem namenlosen Killer, der das erste Opfer meuchelt.

Und gemeuchelt wird ... kursiv.

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Christa, das war dieser Link von Hendrik H.  Elisabeth Ruge sieht im Stil sogar „eine weitere Bedeutungsebene, vielleicht die entscheidende“.

Ich hab bei den Folgebänden des Untadeligen noch nicht weiter gelesen (o.T. :)) aber ich bin gespannt. Ja, Jane Gardam hätte mir alles erzählen können ...

 

Und ich halte AutorInnen nicht von Spiegelbeschreibungen etc ab, versuche höchstens, ihnen nahezubringen, wie sie es besser/interessanter erzählen könnten  ... das wäre schon mal ein großer Fortschritt. Vielleicht erzählen sie nachher nix mehr vom Spiegel, oder sie schreiben eine Spiegelszene, die mich umhaut. :) Alles möglich, wenn ich ihnen und der Sprache vertraue.

 

Ja, Thriller mit Beginn: Frau findet sich im Kofferraum wieder, Kofferraum zu, Auto fährt, blöd irgendwie, Frau kratzt mit (lackierten!) Fingernägeln am Metall rum, bringt halt nix, dumpf im Kopf, weil vorher Schlag (oder auch so), vertrackt, vertrackt, das hatten wir auf einer MSG-Lesung zweimal hintereinander. Fast identisch. Ist jetzt auch nicht der Anfang, den ich unbedingt brauche, aber da ich sowieso fast nie Thriller lese, war ich immerhin vorher nicht übersättigt davon. (Danach dann schon.)

Liebe Grüße in die Runde

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Die Geschichte beginnt mit dem Opfer, das aus einer Ohnmacht erwacht und sich gefesselt in a) einem Keller, b) im Laderaum eines Kleinbusses befindet und sich an nichts mehr erinnern kann.

 

Will ich nicht mehr lesen, da klappe ich sofort zu.

 

Geht mir genauso, ich sehe es manchmal schon auf der Rückseite: Ich sehe dich-du enkommst mir nicht -dein Erwachen wird tödlich sein! Gerade habe ich mal zum Spaß in irgendeinen Thriller reingeguckt, da fasst am Anfang jemand in eine weiche Masse -die des toten Freundes -iih. Simon Beckett hatte ich nach zwei Büchern eigentlich aufgegeben, aber kürzlich hat er mir einen höchst spannenden Südfankreich-Thriller in die Hand gegeben, über einen Mörder, der aber nicht weiß, ob er ein Mörder ist, eine Familientragödie. Da hat er bei mir wieder einen Punkt zugelegt, auch sprachlich ist er recht gut.

 

@Claudia: Danke, den Link hatte ich gar nicht gesehen, lese ich heute Abend noch.

 

LG

Christa

Bearbeitet von Christa
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Ein "Anfängerfehler", den ich in der Rohfassung auch selbst immer noch begehe (und dann später hoffentlich ausmerze), sind, ich weiß gar nicht, wie ich's nennen soll: zu zackige Dialoge.

 

Damit meine ich so etwas wie sprunghaft, knallermäßig, zu unecht - und ja, natürlich sind alle Dialoge auf eine gewisse Art unecht, denn wir schreiben und lesen ja keine Tonband-Transkription dessen, wie Menschen tatsächlich sprechen.

 

In meinem Genre ist es aber oft so, dass man versucht, einen zackig-witzigen, geistreichen Dialog hinzubekommen. Manchmal passiert es dann, dass die Dialoge unzusammenhängend scheinen, die Antwort nicht zum Davorgesagten passt (und das nicht gewollt ist, wie in einem Dialog von zwei Menschen, die einander nicht zuhören), dass Antworten überspitzt keck sind oder plötzlich ein Thema ins Spiel bringen, das aus dem Nichts zu kommen scheint.

 

Wisst Ihr, was ich meine?

"Felix", FVA 2015,  jetzt als Kindle eBook // Ab 12.7.2021: "Liebe braucht nur zwei Herzen", Penguin Verlag // Sommer 2022: "Wenn dein Herz woanders wohnt", Penguin Verlag

www.judithwilms.com

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Sachen, die Anfänger machen, weil sie meinen, das müsse man so machen, das wäre Gesetz in dem jeweiligen Genre:

1. Gedichte müssen sich reimen, also reime, auch wenn du dafür Wörter würgen musst.

2. Die Leiche gehört im Krimi immer an den Anfang.

3. Ich- und Er-Perspektive darf man nicht mischen und wenn doch, dann allenfalls im Groschenroman.

4. Keine Rückblenden, weil ... ja, warum eigentlich? Trotzdem: keine Rückblenden, vor allem nicht am Anfang.

5. Der Midpoint muss immer genau in der Mitte sitzen.

6. Kein Übermaß an Adjektiven, weil ... muss man auch so verstehen, zu viel Präzision scheint dem Text zu schaden.

7. Und, Gott behüte, keine Wie-Vergleiche in Gedichten. Das ist des Teufels.

8. Eine Dialogzeile immer mit "sagte er" enden lassen, nie so etwas wie "erwiderte er" verwenden, denn das wäre wie wenn zu viel Präzision verwendet würde.

9. Keine Wortwiederholungen, auch nicht als stilistisches Mittel.

etc pp

(Hey, der Midpoint dieser Liste ist genau in der Mitte :))

Bearbeitet von FlorianV
Ergänzungen
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vor 36 Minuten schrieb FlorianV:

3. Ich- und Er-Perspektive darf man nicht mischen und wenn doch, dann allenfalls im Groschenroman.

Im Heftroman ist Eindeutigkeit Trumpf, klassischer Anfängerfehler also, wenn man denkt, dort dürfe man alles, solange es nur schlecht genug ist. ;)

Bearbeitet von KerstinH
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Ich denke, das mit der Ich- und Er-Perspektive ist ein Überbleibsel der Vergangenheit. Oder Anfänger trauen sich an so etwas Kompliziertes erst gar nicht ran.

Wenn ich dem Feuertong der FAZ glauben darf, war 2004 endgültig Schluss mit dieser Regel.
Aber im Heftroman würde ich diese Perspektiv-Mischung auch nicht erwarten.

Liebe Grüße
Wolf

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vor 5 Stunden schrieb FlorianV:

Sachen, die Anfänger machen, weil sie meinen, das müsse man so machen, das wäre Gesetz in dem jeweiligen Genre:

1. Gedichte müssen sich reimen, also reime, auch wenn du dafür Wörter würgen musst.

2. Die Leiche gehört im Krimi immer an den Anfang.

3. Ich- und Er-Perspektive darf man nicht mischen und wenn doch, dann allenfalls im Groschenroman.

4. Keine Rückblenden, weil ... ja, warum eigentlich? Trotzdem: keine Rückblenden, vor allem nicht am Anfang.

5. Der Midpoint muss immer genau in der Mitte sitzen.

6. Kein Übermaß an Adjektiven, weil ... muss man auch so verstehen, zu viel Präzision scheint dem Text zu schaden.

7. Und, Gott behüte, keine Wie-Vergleiche in Gedichten. Das ist des Teufels.

8. Eine Dialogzeile immer mit "sagte er" enden lassen, nie so etwas wie "erwiderte er" verwenden, denn das wäre wie wenn zu viel Präzision verwendet würde.

9. Keine Wortwiederholungen, auch nicht als stilistisches Mittel.

etc pp

(Hey, der Midpoint dieser Liste ist genau in der Mitte :))

10. Erhebe deine Meinungen zu allgemeingültigen Regeln, wenn du ernstgenommen werden willst.

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Am 12.6.2021 um 16:02 schrieb FlorianV:

Sachen, die Anfänger machen, weil sie meinen, das müsse man so machen, das wäre Gesetz in dem jeweiligen Genre:

1. Gedichte müssen sich reimen, also reime, auch wenn du dafür Wörter würgen musst.

2. Die Leiche gehört im Krimi immer an den Anfang.

3. Ich- und Er-Perspektive darf man nicht mischen und wenn doch, dann allenfalls im Groschenroman.

4. Keine Rückblenden, weil ... ja, warum eigentlich? Trotzdem: keine Rückblenden, vor allem nicht am Anfang.

5. Der Midpoint muss immer genau in der Mitte sitzen.

6. Kein Übermaß an Adjektiven, weil ... muss man auch so verstehen, zu viel Präzision scheint dem Text zu schaden.

7. Und, Gott behüte, keine Wie-Vergleiche in Gedichten. Das ist des Teufels.

8. Eine Dialogzeile immer mit "sagte er" enden lassen, nie so etwas wie "erwiderte er" verwenden, denn das wäre wie wenn zu viel Präzision verwendet würde.

9. Keine Wortwiederholungen, auch nicht als stilistisches Mittel.

etc pp

(Hey, der Midpoint dieser Liste ist genau in der Mitte :))

Zu Punkt 8: Da bin ich anderer Meinung: mMn sind abwechslungsreiche Inquit-Formeln überflüssig bzw. lenken vom Dialog ab. "Sagte er" dient der Orientierung über den Sprecher, der Rest wird überlesen. Manchmal wechsle ich auch ein bisschen ab, aber möglichst wenig.

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vor 34 Minuten schrieb UlrikeS:

Zu Punkt 8: Da bin ich anderer Meinung: mMn sind abwechslungsreiche Inquit-Formeln überflüssig bzw. lenken vom Dialog ab. "Sagte er" dient der Orientierung über den Sprecher, der Rest wird überlesen. Manchmal wechsle ich auch ein bisschen ab, aber möglichst wenig.

Das ist aber eine reine Mode, denke ich, die in den 80er Jahren aus den USA gekommen ist. Ich finde das zwiespältig, weil es mich einschränkt. Lange habe ich es zwar auch so gehalten, nur "sagte er/sie" zu verwenden, doch in letzter Zeit rücke ich wieder mehr und mehr davon ab.

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Bei Punkt 8 sehe ich es wie Ulrike. Ich benutze möglichst wenige dieser Formeln, „sagte“ aber häufiger als alle anderen, hin und wieder auch „erwidern“, „entgegnen“, „antworten“ usw. Je stärker die Wörter vom neutralen „sagte“ abweichen, umso begründeter muss ihr Einsatz sein rsp. je unbegründeter man sie benutzt, desto „heftromaniger“ wird ein Text für mich (in welchen ich diese Begriffe stärker, aber trotzdem mit Bedacht einsetze - nämlich als Textsortenmerkmal).

Bearbeitet von KerstinH
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