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Dagmar

Frage an die Bauchschreiber

Empfohlene Beiträge

Hallo zusammen,

 

ich schreibe - wie eigentlich immer - drauflos. Weiß wie die Geschichte beginnt und wie sie endet. Dazwischen ist mein Bauchgefühl.

Einige von euch, so habe ich herausgelesen, werfen sich ebenso ungestüm in das Meer der Wörter. Als Leserin schalte ich gerne zwischen verschiedenen Strängen, die oft genug mit einen Cliffhänger enden und mich in einen Lesestrudel ziehen.

Wie handhabt ihr es, wenn der Roman mehrere Handlungsstränge enthält? Strang für Strang getrennt voneinander schreiben und die Kapitel am Ende wie ein Mosaik zusammen legen? Ich stelle gerade fest, dass ich auf diese Weise sehr nahe an meinen jeweiligen Protagonisten bleibe.

Oder schafft ihr es mühelos die Personen und deren Sichtweise zu wechseln?

Gespannt

 

Dagmar

 

Das Beste beim Diktieren ist, dass man Worte verwenden kann, von denen man keine Ahnung hat, wie sie geschrieben werden.

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Hallo Dagmar, ich bin Bauchschreiberin und habe eine grobe Struktur der Geschichte im Kopf, wenn ich loslege. Strang für Strang könnte ich nicht schreiben, das käme mir irgendwie steril vor. Ich wechsle - nicht mühelos - zu den Personen und deren Sichtweisen. Meine Art zu schreiben bringt es mit sich, dass ich manchmal tage- oder wochenlang an Übergängen grüble. Erst wenn ich diesen Übergang dann im Kopf gelöst habe, kann ich weiterschreiben. Liebe Grüße, Barbara

Jedenfalls bleibt die Tatsache, dass es im Leben nicht darum geht, Menschen richtig zu verstehen. Leben heißt, die anderen misszuverstehen ... Daran merken wir, dass wir am Leben sind: wir irren uns. (Philip Roth)

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Ich bin eine Mischung aus Bauch- und geplanter Schreiberin.

Habe immer ein Expose, aber selten einen Szenenplan.

 

Geschrieben habe ich verschiedene Handlungsstränge schon unterschiedlich:

 

Zum Schluss den - relativ kleinen - Nebenstrang zu schreiben, hatte was. Der erzählt sich quasi als Rückblick, in einem Gespräch gegen Ende des Romans.

 

Wenn die Geschichte trotz Perspektivwechsel chronologisch abläuft, kann ich auch abwechselnd diesen oder jenen Strang weiter schreiben. War bei meinem nächsten Wien-Krimi so, da verläuft die Handlung mehr oder weniger chronologisch (kleine zeltiche Überlappungen möglich), und ich habe als Hauptperspektive den Polizisten, Nebenperspektive eine Frau, die er von früher kennt (sie waren beide im Heim und haben da auch noch etwas aufzulösen). War spannend, das so zu schreiben.

 

Liebe Grüße

Anni

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Das Wechseln beim Schreiben erscheint mir organischer, weniger konstruiert. Natürlich kann man hinterher auch die Elemente neu zusammensetzen, aber aus dem Schreibfluss heraus kommt meiner Erfahrung nach ein anderer, homogener Text heraus. Textteile zusammenbasteln würde ich wohl eher nur dann, wenn am Schluss irgendwas nicht passt. Aber das mag bei jedem anders funktionieren.

 

Übergänge passieren meist irgendwie. Bei mir ist es dann auch so, dass ich an einem Satz oder Absatz bemerke: Das leitet jetzt gut zu Handlungsstrang zwei über. 

Sagt Abraham zu Bebraham: Kann ich mal dein Cebraham?

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Stränge getrennt zu schreiben und am Ende zusammenzufügen, stelle ich mir schwierig vor. Es geht ja nicht darum, Stränge zu erzählen sondern eine Geschichte zu erzählen. Eine gute Geschichte muss ihre eigene Dynamik entwickeln, ihren Spannungsbogen halten, da müssen Informationen im richtigen Moment vermittelt oder noch zurückgehalten werden. Egal, ob man vorplant oder spontaner schreibt, das entwickelt sich beim Schreiben. Da weiß man instinktiv, wann man den Strang wechseln muss, um die richtige Suspense zu kreieren oder die Geschichte ohne Längen voranzutreiben.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich bin auch halber Bauchschreiber, könnte aber nicht Stränge getrennt schreiben.

Ich stelle es mir langweilig vor, an einem Strang festzuhalten und ihn bis zum Ende durchzuschreiben. Ich fühle mich dann eher als Leser, der an einem bestimmten Punkt einen Cliffhanger hinnehmen muss, um dann die andere Seite oder einen anderen Strang kennenzulernen. So baut sich die Spannung in mir ja auch auf und ich kann nachvollziehen, was der Leser wissen möchte. Ich kann entscheiden, ob ich ihm das Gewünschte jetzt schon geben soll oder nicht. Ist für mich dann auch eine Erlösung, wenn endlich die Auflösung eingeleitet wird. So habe ich gleichzeitig Spaß am Schreiben und am Lesen :-) Insofern gebe ich Uwe recht.

 

Brunhilde

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Ich bin auch halber Bauchschreiber, könnte aber nicht Stränge getrennt schreiben.

 

Geht mir genau wie euch - das wächst alles organisch und fügt sich am Ende zusammen. Bei einem meiner neuen Romane

habe ich nachträglich eine Kindheitsperspektive der Protagonistin eingefügt. Das gelingt nur durch mehrmaliges erneutes Lesen, vorher und nachher, und fand das Ergebnis für den Text bereichernd. Aber es waren mehr Einschübe, ein großer neuer Strang war es nicht. Das halte ich auch nicht für gut, denn der Leser würde es merken, wenn die Kapitel nicht eng miteinander verbunden sind. Da wäre etwas "Fremdes" im Text.

 

Ich überlege manchmal, wie andere Autoren es eigentlich machen. Zum Beispie lese ich gerade "Kinder der Freiheit" von Ken Follet.

Da gibt es so viele Figuren, dass sie vorne auf vier Seiten vorgestellt werden. Die Perspektiven wechseln sehr häufig, so dass man auch auf Seite 800 manchmal noch schauen muss, wer derjenige eigentlich ist. Aber an irgendeinem Detail merke ich als Leserin immer sehr bald, wo das jetzt spielt und um wen es geht. Ich weiß nicht, wie Follet vorgeht, aber ich könnte mir denken, dass er die Figuren und die Handlung entwickelt, einen Plan vor sich hat und das Ganze dann "organisch" entwickelt.

 

Grüße

Christa

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Für mich gilt ebenfalls, was Ulf und Brunhilde beschreiben: Alles geht chronologisch voran. Muss so.

 

Aber: beim Überarbeiten verfolge ich (in einem extra Arbeitsschritt) jeden Erzählstrang/jeden Perspektivträger auch einzeln, um sicher zu gehen, dass er für sich selbst stringend genug geworden ist.

Er muss im Zusammenhang der Geschichte "passen", aber auch für sich stehen können. Das führt u.U. dazu, dass sich die Präsenz einer Figur noch nachträglich etwas ändert, verstärkt oder abgeschwächt wird.

 

Lieben Gruß

Doris

MAROKKO-SAGA: Das Leuchten der Purpurinseln,  Die Perlen der Wüste,  Das Lied der Dünen; Die Wolkenfrauen

Neu seit März 2020: Thea C. Grefe, Eine Prise Marrakesch

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Bin auch totale Bauchschreiberin und wechsele beim Schreiben ohne Schwierigkeiten hin und her. Anders ginge es nicht, weil mir der eine Handlungsstrang jeweils verrät wie der andere weiter geht.

 

Beste Grüße, Patricia

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Ihr Lieben,

vielen Dank für die interessanten Antworten. Erst jetzt ist mir eingefallen, weshalb mir das Vorgehen mit dem zweiten Handlungsstrang getrennt leichter fällt. Ich hätte erwähnen sollen, dass dieser Strang zwei Jahre zuvor spielt. Im Grunde ist er auch nur eine Art "Ministrang", dem ich fünf Kapitel einräumen möchte, die ich dann in dem Roman verteilen will.

Doris, dass Du die Handlungsstränge in einem weiteren Arbeitsabschnitt teilst, empfinde ich als eine gute Idee.

Christa, ja... wie machen das andere Autoren? Das hat mich bewegt, hier diese Frage zu stellen. :o)

 

Danke bis dahin, dass ihr mich an euren Erfahrungen teilhaben lasst.

Das Beste beim Diktieren ist, dass man Worte verwenden kann, von denen man keine Ahnung hat, wie sie geschrieben werden.

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