Zum Inhalt springen
MariaP

Können Felsen segeln?

Empfohlene Beiträge

An einem steilen Hang wuchtet jemand schwere - mittelschwere Felsblöcke über den Abgrund. Die meisten reißen weitere Steine, Geröll etc. mit sich. Nur ein Felsblock richtet keinen weiteren Schaden an.

 

"Der nächste Felsblock segelte allein in die Tiefe, fast majestätisch flog er nur wenige Zentimeter geräuschlos an dem Mann vorbei, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten."

 

 

Mein Lektor hat das "segelte" gestrichen und durch ein profanes "fiel" ersetzt.

 

Findet ihr das Bild vom "segelnden Felsblock" auch so schräg?

Was für Assoziationen löst es bei euch aus?

 

 

fragt

Maria

Komm wir essen Opa.

SATZZEICHEN können Leben retten.

www.mcpoets.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Irgendwie wirkt "segelt" hier umgangssprachlich - denn als Bild passt es nicht.

 

Vielleicht gibt es auch noch ein anderes Synonym, das in den Kontext passt? Stürzte? Rollte? Kullerte? Krachte? ??? - Ich kenne ja nicht das Gesamtbild ...

 

LG
Lea

Nicht weil die Dinge uns unerreichbar erscheinen, wagen wir nicht weil wir nicht wagen, erscheinen sie uns unerreichbar.&&Seneca

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Vielleicht gibt es auch noch ein anderes Synonym, das in den Kontext passt? Stürzte? Rollte? Kullerte? Krachte? ??? - Ich kenne ja nicht das Gesamtbild ...

 

 

Rollen und kullern passt nicht, da der Felsen ja durch die Luft an einer Felswand entlangfliegt, ohne irgendetwas mitzureißen.

Komm wir essen Opa.

SATZZEICHEN können Leben retten.

www.mcpoets.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Maria,

 

ich habe bei umgangssprachlichen "segelte" immer die Vorstellung von eines Prozesses, indem eine lineare Bewegung in eine Richtung eine Rolle spielt, verbunden mit einem Fall. Wenn jemand über seine offenen Schnürsenkel segelt, dann fällt er nicht nur hin, sondern immer auch noch nach vorne, meist mit Handbewegung, die eben an ein "Segel" erinnern.

 

Bei einem Stein passt das nicht: Ein Stein kullert, er fällt, er rollt, ... es handelt sich immer um eine passive Bewegung.

 

Daher würde ich auch nicht flog nehmen, weil diese Bewegung für mich aktiv ist, nicht passiv. (Fliegen kann man bei den Schnürsenkeln auch einsetzen).

 

LG

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Maria,

 

das Wort "segeln" empfinde ich als eine langsame Bewegung nach unten, das kann bei einem Felsen ja nicht passieren. Von daher fände ich "krachte" auch besser oder "schoss". "Fiel" allerdings ähnelt dem Verb "flog", was ja gleich danach auftaucht, von daher finde ich das nicht so gelungen. Ich habe allerdings Schwierigkeiten, mir das majestätische Fliegen eines Felsens vorzustellen. Wenn so ein Felsblock runterkracht, geht das ja ratzfatz, oder? Majestätisch dagegen empfinde ich als eher tragend, eben hoheitsvoll.

 

Aber ich bin nicht deine Lektorin – ich hoffe, ich hab mich damit nicht zu weit vorgewagt, danach hattest du ja nicht gefragt.

 

Liebe Grüße

Kerstin

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Auch ich emfinde "segeln" in diesem Zusammenhang als umgangssprachlich. Vielleicht ist das beabsichtigt?

Ansonsten sehe ich wie Thomas ebenfalls eine Art Vorwärts- und nicht Abwärtsbewegung.

Hinzu kommt, dass "segeln" für mich eine gewisse Leichtigkeit hat. Ein Fels aber kracht (für mich), er donnert sogar, auch wenn er nirgendwo anschlägt.

 

Lieben Gruß

Doris

MAROKKO-SAGA: Das Leuchten der Purpurinseln,  Die Perlen der Wüste,  Das Lied der Dünen; Die Wolkenfrauen

Neu seit März 2020: Thea C. Grefe, Eine Prise Marrakesch

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich hatte sofort eine Filmszene vor Augen. Die Kamera hält auf den Fels. Der "fliegt majestätisch" an dem Protagonisten vorbei. Im Film sieht der Zuschauer später, wie der Fels in Zeitlupe von rechts oben nach links unten aus dem Bild segelt. Das ganze untermalt von klassischer Musik. Schönes Kopfkino, finde ich.

Tränen im Mississippi     •     Aaron Grünblatt      •      Amüsante Spaßitüden      •     Völlich Anders Verlach

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Was für Assoziationen löst es bei euch aus?

 

 

Ich schalte bei dem segelnden Felsen in den Filmmodus und sehe ihn wie in Zeitlupe vorbeifliegen. Vielleicht war es das, was Du vor Augen hattest? "Majestätisch" und "geräuschlos" fangen diesen Eindruck aber schon ganz gut ein, denke ich, sodass es das "segeln" gar nicht zusätzlich braucht.

Wäre es vielleicht eine Alternative, im mittleren Satzteil den Felsen nicht fliegen, sondern (vorbei)gleiten zu lassen, um diese Bedrohlichkeit oder Mächtigkeit einzufangen, die der Stille und Langsamkeit einer Zeitlupe innewohnt? Also:

"... fast majestätisch glitt er nur wenige Zentimeter geräuschlos an dem Mann vorbei ..."

 

Edit: :D Crossmail mit Matthias

Bearbeitet von AndreasS
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Findet ihr das Bild vom "segelnden Felsblock" auch so schräg?

Was für Assoziationen löst es bei euch aus?

 

Es löste ein sehr poetisches Bild bei mir aus, wobei ich beim Segeln an etwas wie "Trudeln" dachte.

 

Der nächste Felsblock segelte allein in die Tiefe, fast majestätisch flog er nur wenige Zentimeter geräuschlos an dem Mann vorbei, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten."

 

Es gibt kein genaues Synonym für dieses Zeitlupen-Bild. "Fallen " ist zu profan "Stürzen" oder "gleiten" wären noch möglich, wobei eins zu heftig, das andere zu langsam wäre.

 

Grüße

Christa

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Findet ihr das Bild vom "segelnden Felsblock" auch so schräg?

Was für Assoziationen löst es bei euch aus?

Sprachlich möchte ich mich raushalten.

Aber als Bergsteiger habe ich nicht nur Assoziationen an 'Steinschlag', sondern auch schmerzliche Erfahrungen damit. Und zwar mit (großen) Steinen, die neben mir eingeschlagen und mit (zum Glück kleinen) Steinen, die mich getroffen haben. Die sind nicht gesegelt, sondern im wahrsten Sinne gepfiffen.

 

LG Fritz

Bearbeitet von Fritz

"ROCKY, DIE GANGSTER UND ICH oder: Wie Mathe mir das Leben rettete (echt jetzt!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2018

"ROCKY, DER BANKRAUB UND ICH oder: Wie mich ein stinkender Turnschuh reich machte (fast!)", Kinderbuch ab 9, Magellan, Jan. 2020

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich finde, dass "fiel alleine" sehr passend ist, denn nichts anderes passiert ja. Ein einzelner Felsen fällt in die Tiefe und durch dieses eindrucksvolle Schauspiel löst das beim außenstehenden Betrachter/Erzähler die Assoziation von "majestetisch" aus. Mir reicht dieser Zusatz völlig aus, um trotzdem die Lyrik dieses Augenblicks zu empfinden. Auch szenisch sehe ich das dann nicht nur als einfaches "Felsblock kracht in die Tiefe", sondern auch als eine Art verlangsamte Sequenz.

Dass der fallende Felsblock am Ohr des Mannes eher vorbei pfeift, spielt, denke ich, hier keine Rolle, weil für mich das Bild aus einem Abstand heraus gezeichnet wird.

Da ist dann vielleicht nichts zu hören außer der Aufprall.

 

Ich bin immer eine Freundin des möglichst sparsamen Gebrauchs von sprachlich radikalen Brüchen und das wäre bei einem "segelndem Felsblock" der Fall. Nutze ich so Brüche, dann muss es einen guten Grund haben, der weit darüber hinaus geht, nur einen Eindruck zu schildern.

 

Liebe Grüße,

Juliane

Bearbeitet von JulianeB

"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen."

Erich Kästner Vorträge und Lesungen einstudieren  und  Autorenseite Juliane Breinl

Mein YouTube Kanal

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Maria,

 

das Wort "segeln" empfinde ich als eine langsame Bewegung nach unten, das kann bei einem Felsen ja nicht passieren. Von daher fände ich "krachte" auch besser oder "schoss". "Fiel" allerdings ähnelt dem Verb "flog", was ja gleich danach auftaucht, von daher finde ich das nicht so gelungen. Ich habe allerdings Schwierigkeiten, mir das majestätische Fliegen eines Felsens vorzustellen. Wenn so ein Felsblock runterkracht, geht das ja ratzfatz, oder? Majestätisch dagegen empfinde ich als eher tragend, eben hoheitsvoll.

 

Aber ich bin nicht deine Lektorin – ich hoffe, ich hab mich damit nicht zu weit vorgewagt, danach hattest du ja nicht gefragt.

 

Liebe Grüße

Kerstin

 

Liebe Kerstin,

 

nein, du hast dich nicht zu weit vorgewagt - ich frage ja genau deswegen hier im Forum nach, um ein Feedback zu bekommen. :-)

Ich finde es immer wieder interessant, wie unterschiedliche Assoziationen schlichte Wörter auslösen können.

Komm wir essen Opa.

SATZZEICHEN können Leben retten.

www.mcpoets.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich hatte sofort eine Filmszene vor Augen. Die Kamera hält auf den Fels. Der "fliegt majestätisch" an dem Protagonisten vorbei. Im Film sieht der Zuschauer später, wie der Fels in Zeitlupe von rechts oben nach links unten aus dem Bild segelt. Das ganze untermalt von klassischer Musik. Schönes Kopfkino, finde ich.

 

 

 

 

Was für Assoziationen löst es bei euch aus?

 

 

Ich schalte bei dem segelnden Felsen in den Filmmodus und sehe ihn wie in Zeitlupe vorbeifliegen. Vielleicht war es das, was Du vor Augen hattest? "Majestätisch" und "geräuschlos" fangen diesen Eindruck aber schon ganz gut ein, denke ich, sodass es das "segeln" gar nicht zusätzlich braucht.

Wäre es vielleicht eine Alternative, im mittleren Satzteil den Felsen nicht fliegen, sondern (vorbei)gleiten zu lassen, um diese Bedrohlichkeit oder Mächtigkeit einzufangen, die der Stille und Langsamkeit einer Zeitlupe innewohnt? Also:

"... fast majestätisch glitt er nur wenige Zentimeter geräuschlos an dem Mann vorbei ..."

 

Edit: :D Crossmail mit Matthias

 

 

 

Da versteht mich also doch jemand :-)

Ich habe, als ich die Szene schrieb, ebenfalls an einen Film gedacht, zwar eher ohne Musik als Klassik, alles ruhig, in Zeitlupe sieht der Betrachter den Stein nach unten ... na ja, segeln eben.

 

Dass aber ein schwerer Felsbrocken wohl kaum gemächlich, in einer leichten Vorwärtsbewegung gar, nach unten gleitet, sondern vielmehr mit Karacho nach unten rast (danke Fritz für deine Beschreibung) wurde mir erst später klar.

 

Falls ich nicht noch irgendeinen Geistesblitz habe, wird es also wohl beim fallen bleiben.

 

Danke an alle!

Komm wir essen Opa.

SATZZEICHEN können Leben retten.

www.mcpoets.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Maria,

 

 

Findet ihr das Bild vom "segelnden Felsblock" auch so schräg?

Was für Assoziationen löst es bei euch aus?

 

Es löste ein sehr poetisches Bild bei mir aus, wobei ich beim Segeln an etwas wie "Trudeln" dachte.

 

 

ich würde die Drehbewegung, die der Felsen beim Stürzen hat, vielleicht über das von Christa vorgeschlagene "trudelte" reinnehmen, weil es ein schönes Bild gibt. Das ist auf jeden Fall viel bildlicher als "fallen".

 

Konkret:

"Der nächste Felsblock segelte allein in die Tiefe, fast majestätisch flog er nur wenige Zentimeter geräuschlos an dem Mann vorbei, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten."

 

Ich würde statt dessen schreiben:

 

"Der nächste Felsen trudelte allein in die Tiefe, pfiff majestätisch nur einige Zentimeter entfernt an dem Mann vorbei, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten."

 

Gruss

 

Thomas

Bearbeitet von Thomas R.

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Majestätisches Pfeifen???

 

Das war auch meine Reaktion.

Kann man oder etwas majestätisch Pfeifen?

Auch das Trudeln gefällt mir nicht, das klingt mir zu unernst, zu witzig ... ich denke da eher an lachende Kinder, die über einen grünen Abhang kullern. (Wie gesagt: Immer wieder interessant, was für unterschiedliche Assoziationen Wörter hervorrufen können.)

 

Ich habe dem Satz jetzt eine ganz andere Stimmung verpasst:

 

 

"Der nächste Felsblock stürzte ungebremst in die Tiefe, verfehlte den Mann nur um wenige Zentimeter und löste erst weiter unten einen kleinen Erdrutsch aus."

 

Was auch besser zur Gesamtszene passt, in der dem Protagonisten die Brocken nur so um die Ohren fliegen. Majestätische Zeitraffer passt da wirklich nicht so ganz.

Komm wir essen Opa.

SATZZEICHEN können Leben retten.

www.mcpoets.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...