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Sabine

Was macht ein überraschendes Ende aus?

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Hallo Montsegurs!

 

Ich würde hier gerne etwas mit euch diskutieren, was mich sehr oft beschäftigt und dessen Rätsel ich jetzt endlich mal auf den Grund gehen möchte. Immer wieder lese ich in Buchrezensionen, dass der Leser das Ende enttäuschend fand. Sogar bei Bestsellerromanen und Pageturnern sei das Ende oft ein Wermutstropfen. Vielleicht, weil es bis zur Auflösung hin sooo spannend ist und wenn die Auflösung dann präsentiert wird, kommt man erstmal runter von seinem Höhenflug und denkt sich, wars das jetzt?

Ich frage mich, was genau macht ein gutes Ende aus? Was ist für den Leser wirkllich überraschend und was nicht?

 

Ich ertappe mich selbst oft dabei, dass ich vom Ende enttäuscht bin. Obwohl ich nicht erwartet hatte, dass der Mörder diese eine Person ist, hat mich die Auflösung nicht gepackt. Obwohl sich am Ende rausstellt, dass der vermeintlich Böse nur gute Absichten hatte, fand ich den Twist nicht bahnbrechend. Obwohl das Ende zeigt, dass sich der Protagonist nur alles eingebildet hat, haut mich das nicht unbedingt vom Hocker. Nicht unbedingt - manchmal aber schon. Bei Hollywoodfilmen finde ich das Ende oft gelungen, obwohl die Thematik die selbe ist. Woran liegt das? Was machen die Drehbuchautoren anders?

 

Was sind gute Enden? Habt ihr Beispiele? Was macht sie aus? Was muss im Verlauf der Geschichte beachtet werden, damit das Ende überrascht?

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Mmh, das ist eine gute Frage.

Du fragst was die richtige "Überraschung" ist. Aber in deinen Beispielen klingt durch, dass diese Enden überraschend waren. Vielleicht geht es um das, was nach dem Surprise-Moment kommt.

Es geht ja nicht nur um die Auflösung aller offenen Fragen des Romans. Es geht auch darum, dieses noch ein wenig nachklingen zu lassen. Und da ist das Timing echt wichtig. In Filmen gibt es ja dieses klassische "Der Held reitet in den Sonnenuntergang". Das finde ich wichtig.

Manchmal wird einfach zu früh aufgehört. Und ich finde es auch wichtig, einen Wink für die Zukunft zu geben. Neue Fragen, die sich vielleicht anbahnen, wenn im Höhepunkt ein Verlust auftrat: einen Gewinn am Horizont aufscheinen lassen, o.ä.

 

LG Ulrike

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Wirklich eine gute Frage, die ich mir auch oft selbst stelle. Zum Beispiel beim Krimi/Thriller finde ich mittlerweile (als Leser und Schreiber), dass es nicht unbedingt für ein gutes Ende spricht, wenn der Täter ein anderer ist, als der, der die ganze Zeit als solcher verdächtigt/aufgebaut wurde. Man kann auch sagen: Diese Suspense-Mittel ist ausgelutscht. Deshalb bin ich auch in eigenen Thrillern/Krimis davon abgekommen. Bei dem, den ich jetzt schreibe, weiß der Leser von Anfang an, wer der Täter ist. Da muss man die Spannung - auch am Ende - aus anderen Dingen ziehen. 

 

Ich frage mich in dem Zusammenhang auch manchmal, ob es gut ist, wenn die Lesererwartungen hinsichtlich des Überlebens der/des Prota erfüllt werden. Natürlich kommt es zu irgendeinem Show-Down in diesem Genre-Bereich. Doch die heilige Kuh ist nun mal, dass der/die Gute über den Bösen siegt. Ist aber auch ein bisschen langweilig und vorhersehbar. Aber was würde passieren, wenn man den Bösen siegen ließe. Das geht ja auch nicht, obwohl es sicher den Leser überraschen würde.

 

Also kurz gesagt: Die engen Genre-Grenzen lassen da nicht viel Spielraum für Überraschungen. Wenn es aber so läuft, wie es "sein soll", kann der Leser enttäuscht sein, weil er ja auch nicht den ersten Krimi/Thriller liest. Schwierige Sache das. Wie seht/macht ihr das?

 

Gespannte Grüße von Cornelia

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Sebastian Niedlich

Ist die Frage, was ein gutes Ende ausmacht oder was ein überraschendes Ende ausmacht? ;-)

 

Ein schlechtes überraschendes Ende ist, wenn man eine Liebesgeschichte während der Nazi-Zeit schreibt und am Ende, wenn das Pärchen sich küssen will, plötzlich Dschingis Khan (Nein - nicht die Pop-Gruppe) von den Toten wiederaufersteht und beide per Schwerthieb tötet, um danach mit Aliens auf den Mars zur Party zu fliegen.

Beispiel: "Die Ritter der Kokosnuss". Obwohl das vorher bereits angedeutet wird, ist das Ende, wo plötzlich Polizisten die Protagonisten einer König-Arthur-Geschichte festnehmen, überraschend und merkwürdig. Es funktioniert hier, weil der ganze Film absurd ist, aber bei einem ernsthafteren Film/Buch/wasauchimmer wäre das tödlich.

 

Ein gutes überraschendes Ende ist, wenn es vorher Andeutungen darüber gegeben hat, wie etwas sein könnte, die aber so subtil waren, dass man nicht unbedingt eins und eins zusammengezählt hat. Das Ende entsteht aus der Geschichte heraus, aber man ist wie bei einem Zaubertrick so abgelenkt, dass man es nicht kommen sieht.

Beispiele: "The Sixth Sense", "The Prestige", "The Dark Tower", "Marnie"

 

Ein schlechtes Ende ist ein Deus-Ex-Machina Ende. Wird gerne von Stephen King genommen, den ich ja persönlich für einen großartigen Schriftsteller halte, aber Enden sind eben nicht seine Stärke. (Er hat auch gute Enden, aber meistens eben nicht.. Ausnahmen bestätigen die Regel. Siehe oben "The Dark Tower".) Für die, die mit dem Begriff "Deus-Ex-Machina" nichts anfangen können: Das ist ein Begriff aus der Zeit des antiken griechischen Theaters, wo die Autoren am Ende nicht mehr wussten, was sie tun sollten und dann einen Gott quasi die Entscheidung über die handelnden Personen fällen ließen. (Deus-Ex-Machina = Geist/Gott in der Maschine)

Der springende Punkt ist: Die Hauptpersonen haben nicht wirklich etwas mit dem Ende der Handlung zu tun. Die Lösung kommt von außen, was insofern die Wichtigkeit der Geschichte untergräbt.

Beispiele: "The Stand" von Stephen King. SPOILER: Am Ende geht eine Atomwaffe hoch und macht die Bösen zunichte, ohne dass die eigentlichen Hauptpersonen darin irgendwie involviert gewesen wären. Tolles Buch, aber doofes Ende.

 

Ein gutes Ende ist ein Ende, bei dem die am Anfang der Geschichte aufgeworfene Frage beantwortet wird ("Wird sie die große Liebe finden?", "Werden die Rebellen siegreich sein?", "Wird Zerpf vom Planeten Zempf den Grökk des Zoltan tarökken können?"), die Hauptpersonen aktiv an der Lösung dieser Frage beteiligt waren (Sie hat um die Liebe ihres Mannes gekämpft. Die Rebellen haben das böse Imperium bekämpft. Zerpf hat sich mit Böng vereint, um gemeinsam das Tarökken durchzuführen.) und das Ende sich organisch aus dem Verlauf der Geschichte ergibt. Dabei muss das Ende nicht überraschend sein. Kann aber. Der Schriftsteller darf dabei halt nicht betrogen haben.

Meiner Meinung nach ist auch wichtig, dass schon während der Geschichte irgendein "Kampf" stattgefunden haben muss. "Kampf" im Sinne von "Hindernisse beseitigen". Ob das nun die verrückte Ex vom Angebeteten ist, die Machenschaften des Imperiums oder die Lürk-Horden des Zoltan ist dabei unwichtig. Der Leser (oder Zuschauer) will, dass das Ende verdient ist.

(Bitte beachten, das alle Anfangsfragen mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden könnten!)

 

Ich schätze, das Problem der Enttäuschung, das Du öfter hast, rührt vor allem daher, dass oft die einfachste Lösung gewählt wird. Oder die erste, die dem Autor in den Sinn kommt. EInzelne Teile des Buches (oder des Films) sind vielleicht spannend, aber das Große ergibt keinen Sinn. Bei Krimis ist das vielleicht so, wenn da irgendwie dubiose Machenschaften nach einem Mord aufgedeckt werden und man denkt "Wow, wer weiß wie weit das geht!". Am Ende stellt sich raus, dass es doch nur das Nachbars-Baby aus Versehen war.

Bei Liebesgeschichten ist das Ende ja meistens klar, aber da ist halt die Reise dahin das Entscheidende. Wenn die Reise langweilig ist, interessiert uns auch das Ende nicht. Oder die Reise dahin ist interessant, aber die Figur, um die gekämpft wurde, ist zweidimensional und doof.

Ein weiteres Problem sehe ich darin, wenn eine Geschichte einfach zu ähnlich einer anderen ist. Zum Beispiel das angesprochene "Der Protagonist hat sich das alles nur eingebildet". Oder "Der Protagonist und der böse, böse Widersacher sind eigentlich ein und dieselbe Person, da Schizophrenie/Drogen/Frau ist tot/schlimmer Finger am Fuß". Es ist schwer da einen neuen Dreh zu finden.

 

Zum Thema "Woran liegt das, dass das bei Filmen nicht so ist?":

Gerade in Hollywood wird viel mehr wert auf Struktur gelegt, als das bei den meisten Romanen der Fall ist. In Romanen wird dann vielleicht etwas zu lang darauf verwendet, was denn nun danach geschehen ist, obwohl die Anfangsfrage bereits beantwortet ist. Wenn der Hauptplot geklärt ist, ist danach eben nicht mehr viel los. Hollywood kommt zum Ende, manche Romanautoren nicht.

 

Soweit meine 2 Cents... ;-)

Bearbeitet von SebastianN
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Sebastian Niedlich

Ich frage mich in dem Zusammenhang auch manchmal, ob es gut ist, wenn die Lesererwartungen hinsichtlich des Überlebens der/des Prota erfüllt werden. Natürlich kommt es zu irgendeinem Show-Down in diesem Genre-Bereich. Doch die heilige Kuh ist nun mal, dass der/die Gute über den Bösen siegt. Ist aber auch ein bisschen langweilig und vorhersehbar. Aber was würde passieren, wenn man den Bösen siegen ließe. Das geht ja auch nicht, obwohl es sicher den Leser überraschen würde.

 

Das sehe ich anders.

Ich würde mir sogar wünschen, dass das öfter passiert. Der "gute" Protagonist muss ja nicht sterben, aber besiegt werden könnte er schon. Das hat ein wenig mit dem zu tun, was ich oben in meinem "Block" als "Anfangsfrage beantworten" bezeichnet habe. "Kriegt der Kommissar den Killer?" wird am Ende mit "Nein" beantwortet. Das ist völlig legitim, wird nur einfach nicht gemacht, weil es sich irgendwie so eingebürgert hat.

Ein gutes Beispiel, was mir da einfällt, wäre "Watchmen". Das ist eine Graphic Novel, aus der vor Jahren mal ein Film gemacht wurd. SPOILER! Am Ende gelingt es den Hauptfiguren nicht den Plan des Bösewichts aufzuhalten. Glücklicherweise! Denn das macht das Ganze viel interessanter.

Bearbeitet von SebastianN
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Ich kenne das gleiche Problem, Sabine, und ich tu mir selbst mit dem Ende meist noch schwerer als mit dem Anfang. Die meisten Enden kommen mir "künstlich" vor. Gerade dann, wenn der Roman davor diesen Zauber hatte, als wäre alles echt, als stünden die Figuren wirklich vor einem. Und dann verwandeln sie sich auf der letzten Seite in Papier mit ihrem exakt ausgezirkelten, adäquaten Ende.

 

Weil ich mich vor Begeisterung über Kate Atkinson momentan schier nicht mehr einkriege – die hat das Problem (in "Die Unvollendete" und "Glorreiche Zeiten") sehr frech gelöst – die Zeiten gehen durcheinander: Mal ist der Held erwachsen, mal ein Kind, mal uralt, mal sprechen die Enkelkinder, dann ist er wieder ein Baby. Das kann man natürlich nicht eins zu eins übernehmen, aber dieser Witz – dass gerade da, wo der "Held in den Sonnenauf- oder untergang reitet", sich die Vergangenheit noch einmal zu Wort meldet, hat, glaube ich, viel Potenzial gegen solche Ermüdungserscheinungen bei "Oh, der Kuss", "Bimbam, die Hochzeitsglocken", "na endlich wird er verhaftet".

 

Eine weitere Möglichkeit in diese Richtung wäre es vielleicht, wenn das letzte Wort von einer Nebenfigur gesprochen wird. Die dem optimistisch dahin reitenden Held nachsieht und kurze Skepsis verbreitet.

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Zu Stephen King: Der schreibt ja nach eigene Angaben ohne vorher zu plotten. Er weiß selbst nicht, wo die Reise hingeht. das führt zu wahnsinnig spannenden Wendungen, die nicht vorhersehbar sen können - weil er 10 Seiten zuvor selbst nichts davon wusste - aber auch dazu, dass er hinterher meist nicht logisch auflösen kann, sondern irgendein verrücktes Ende herbeiführen muss.

Sein Erfolg beweist, dass das nicht besonders tragisch ist ;D

 

Meiner Meinung nach sind Enden immer auch Geschmackssache. Die oft kritisierten werden von anderen Lesern oft als besonders gelungen bezeichnet; gerade wenn man eben kein klassisches Happy End wählt, sondern ein offenes oder tragisches. Das stellen manche Leser als besonders positiv heraus und andere als besonders negativ.

Die "sichere Bank", das erwartete Happy Ending (Ermittler ergreift Täter, Held kriegt Prinzessin, Kind findet seinen Hund wieder), wird oft gar nicht besonders erwähnt. Daher auch nicht kritisiert. Ob's deshalb besser ist?

Vieleicht muss man Leser"kritik" auch einfach anders betrachten: nachdem wir in der Schule damals Romeo und Julia im Theater gesehen haben, haben sich nahezu alle tierisch aufgeregt, weil das Ende so tragisch war. Hätten die jetzt Rezensionen geschrieben - da wäre aber die Hölle losgewesen. Dennoch wäre Romeo und Julia vermutlich kein nur annähernd so berührendes Stück gewesen, wenn es die Zuschauer am Ende mit einem Kuss zufriedengestellt hätte.

Daher denke ich: Kritik am Ende ist nicht unbedingt verkehrt. Es bedeutet nicht immer, dass das Ende schlecht ist, sondern oft nur, dass der Leser nicht bekommt, was er gern hätte.

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Für mich eines der enttäuschendsten Enden überhaupt hat mir vor Jahren viel darüber beigebracht, was ein Ende fuer mich enttäuschend macht: das Ende von "I Know This Much is True" von Wally Lamb. Ich habe diesen Roman sehr gern und sehr engagiert gelesen, der Kampf, den die Hauptfigur um sich selbst und seinen Platz innerhalb seiner Welt führt, hat mich gefesselt und überzeugt. Und dann steht da dieses Ende mit der Baseball spielenden Adoptivtochter, und die ganze Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung liess mich mit dem Wieso-habe-ich-das-denn-jetzt-gelesen?-Gefuehl zurück.

Mich hat das so gewurmt, weil die Kluft zwischen Roman und Ende so tief war, dass ich mich lange damit beschäftigt habe und auf viele vergleichbare (wenn auch nicht so heftige) Leseerfahrungen gestossen bin, also ein Muster gefunden habe: Ich nehme in mir durchaus das Bedürfnis wahr, die Hauptfigur am Ende fuer diesen immensen Kampf "belohnt" zu sehen, aber das darf keineswegs mit einem riesigen Die-Moral-von-der-Geschicht ("Sei tapfer und fleissig, dann wird alles gut)-Hammer daherkommen, der zugleich unglaubhaft und in der Aussage fragwürdig (to say the least) ist. Vor allem aber darf der gelesene Roman, der Kampf, die Entwicklung nicht durch ein Rundum-Happy-clappy-ending entbehrlich gemacht werden. Als Leser sitze ich da und frage mich: Wieso hat der sich denn jetzt so abzappeln müssen? Hätte er doch alles ganz einfach haben können.

 

Dagegen stellen möchte ich mein All time favourite happy ending, das von John Steinbecks "Grapes of Wrath":

Dieses Ende gehoert zu einem Roman, bei dem zunehmend klar wird: ohne die Geschichte und die Thematik völlig ad absurdum zu führen, kann es kein Happy End geben. Zugleich wird dem Leser aber klar, dass er ein ganz schwarzes Ende nicht ertragen könnte. Es scheint da gar keinen Ausweg zu geben, aber John Steinbeck findet einen. Er lässt den Roman de facto so enden, wie er enden muss - ohne Hoffnung auf ein Davonkommen der Figuren, aber er lässt etwas davonkommen, das den Schrecken des Romans durch die Gesamtstrecke erträglich gemacht hat: das, was ich hier platt die Menschlichkeit der Figuren nennen will, und ihre geradezu bestürzende Weigerung oder sogar Unfähigkeit, aufzugeben. Beides führt er konsequent in ein Ende, das es zudem schafft, leise zu bleiben, sich regelrecht auszublenden, einen Vorhang zu senken, die Zuschauer zurückzuschieben und zu sagen: Ihr geht jetzt nach Hause, Schluss, hier gibt's nichts mehr zu sehen. Hach.

Ein gutes Ende muss mich hinterher wieder allein lassen, aber nicht so, wie ich vorher war.

 

Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Als Krimileserin will ich, wie viele andere, miträtseln dürfen. Ich mag mehrere Ideen haben, und dann doch noch überrascht werden auf den letzten Metern.

 

Heißt für mich aus Autorinnensicht: Schreibe so, dass du Hints gibst, Spuren legst, wechsle ab, welche am 'verdächtigsten' erscheint, und gib auf den letzten Metern noch einmal ordentlich Gas.

 

So ungefähr.

 

Hilft das? ;-)

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Kennt jmd. "Girl on the train"?

Gerade ausgelesen.

Für einen Moment war ich enttäuscht, als das Opfer plötzlich doch mehr von einem Liebhaber wollte - es schien für mich nicht zu passen.

Die Auflösung an sich ist aber super. (Will nicht zu viel verraten.)

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Sebastian Niedlich

Zu Stephen King: Der schreibt ja nach eigene Angaben ohne vorher zu plotten. Er weiß selbst nicht, wo die Reise hingeht. das führt zu wahnsinnig spannenden Wendungen, die nicht vorhersehbar sen können - weil er 10 Seiten zuvor selbst nichts davon wusste - aber auch dazu, dass er hinterher meist nicht logisch auflösen kann, sondern irgendein verrücktes Ende herbeiführen muss.

Sein Erfolg beweist, dass das nicht besonders tragisch ist ;D

 

Ja, wenn man so will gibt es auch viele Beispiele für Autoren oder Bücher, die vom Plot absolut Schrott sind und sich trotzdem verkaufen wie Heroin im Bahnhofsklo. (*keuch* 50 Shades *keuch* Twilight) Da gibt es dann andere Gründe, weswegen das so ist.

Aber, um mal beim Thema zu bleiben, irgendwie unbefriedigt bleibt man davon dann doch. (Habe ich gerade einen Witz mit "unbefriedigt" und "50 Shades" gemacht? Ja, habe ich! ::) )

 

Stephen King kann zumindest so gute Personen und Situationen kreieren, dass man davon auch nach einem unbefriedigendem Ende weiter fasziniert ist.

 

P.S. Ich will nicht den Thread hijacken, um über die Qualität von irgendwelchen Geschichten zu sprechen, wo man geteilter Meinung sein kann. Ich wollte nur Beispiele bringen, dass Qualität und Verkaufszahlen nicht viel miteinander zu tun haben. Mir ist klar, dass ich weder bei "Shades Of Grey" noch "Twilight" die Zielgruppe bin. Ich habe ersteres auch nicht gelesen und beim zweiten nur aus Neugier die Verfilmung des ersten Teils gesehen. Von "Grey" habe ich zumindest so viel in Erfahrung gebracht, dass ich der Auffassung bin, mir da eine Meinung bilden zu dürfen. Und die ist eben in beiden Fällen, dass der Plot Mist ist. Aber, wie gesagt, ist nur meine Meinung.

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Für mich erfüllt ein gutes Ende, das mich befriedigt zurücklässt, folgende Funktionen:

 

  • Es muss etwas mit dem Innenleben zu tun haben. Die Figur muss am Anfang einen inneren Mangel aufweisen, mit dem sie während der Handlung aktiv kämpft. Die Ereignisse sorgen dafür, dass dieser Mangel stärker hervortritt, die Figur mehr belastet und sie innere Kämpfe ausfechtet, die mit ihrer Angst zu tun haben. Es braucht Mut, seinen inneren Abgründen ins Gesicht zu schauen. Ein gutes Ende ist eins, was nur möglich ist, wenn die Figur sich dieser Angst stellt und eine bis dahin unterdrückte Eigenschaft (Mut, Warmherzigkeit, Lebensfreude, Egoismus, Ehrgeiz, je nach Plot) endlich auslebt. Erst dadurch bekommt die Figur die Kraft für ihren äußeren finalen Kampf.

 

  • Der äußere Kampf muss einen Bezug zu dem inneren Kampf haben, ihn voranbringen, hemmen, mit ihm um Aufmerksamkeit wetteifern. Die Notwendigkeit für den äußeren Kampf bringt den inneren Kampf der Prota überhaupt erst voran. Im LiRo kann das die Angst vor Selbstverwirklichung, vor Lebensfreude oder vor Abnabelung von den Eltern sein, vor dem sich die Prota lange gescheut hat, bis sie ihrem LoveInterest begegnet und merkt, dass eine Beziehung mit ihm erst möglich sein wird, wenn sie den Mut aufbringt, zu sich selbst zu stehen. Im Thrill kann es ganz ähnlich laufen, da muss die Heldin vielleicht entdecken, dass sie knallharte und "unweibliche" Züge besitzt, die sie bisher immer vor sich verborgen hat, um liebenswert zu erscheinen, und erst, wenn sie zu ihrer wahren Stärke stehen kann und ihre Angst vor Liebesverlust dadurch überwindet, findet sie die Kraft, den Schurken zu stellen.

 

  • Ich mag auch das, was McKee als ironisches Ende bezeichnet. Eine Sache wird gewonnen, eine andere verloren, und beides hat sich unausweichlich aus der Story entwickelt. Z. B. ist der Held im Thriller trotz zahlreicher Versuchungen nicht korrumpiert worden und seinen Idealen treugeblieben --> Positives Ende für den inneren Kampf. Doch gleichzeitig war der Schurke, das Drogenkartell oder was auch immer so mächtig, dass es für ihn am Ende keine Chance gab, es zu besiegen - zumindest nicht, wenn er nicht genauso böse wie der Gegenspieler werden wollte und Leute ohne Gerichtsverfahren abknallt. Auf der äußeren Ebene also ein negatives Ende. (Das gleiche kann auch umgekehrt laufen: Die Heldin besiegt die Schurkin und siegt auf der äußeren Ebene, aber innen muss sie jetzt befürchten, genauso böse wie ihre Gegenspielerin geworden zu sein, und kann ihren Sieg nicht wirklich genießen).
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Zu Stephen King: Der schreibt ja nach eigene Angaben ohne vorher zu plotten. Er weiß selbst nicht, wo die Reise hingeht. das führt zu wahnsinnig spannenden Wendungen, die nicht vorhersehbar sen können - weil er 10 Seiten zuvor selbst nichts davon wusste - aber auch dazu, dass er hinterher meist nicht logisch auflösen kann, sondern irgendein verrücktes Ende herbeiführen muss.

Sein Erfolg beweist, dass das nicht besonders tragisch ist ;D

 

Ja, wenn man so will gibt es auch viele Beispiele für Autoren oder Bücher, die vom Plot absolut Schrott sind und sich trotzdem verkaufen wie Heroin im Bahnhofsklo. (*keuch* 50 Shades *keuch* Twilight) Da gibt es dann andere Gründe, weswegen das so ist.

Aber, um mal beim Thema zu bleiben, irgendwie unbefriedigt bleibt man davon dann doch. (Habe ich gerade einen Witz mit "unbefriedigt" und "50 Shades" gemacht? Ja, habe ich! : :) )

 

Stephen King kann zumindest so gute Personen und Situationen kreieren, dass man davon auch nach einem unbefriedigendem Ende weiter fasziniert ist.

 

P.S. Ich will nicht den Thread hijacken, um über die Qualität von irgendwelchen Geschichten zu sprechen, wo man geteilter Meinung sein kann. Ich wollte nur Beispiele bringen, dass Qualität und Verkaufszahlen nicht viel miteinander zu tun haben. Mir ist klar, dass ich weder bei "Shades Of Grey" noch "Twilight" die Zielgruppe bin. Ich habe ersteres auch nicht gelesen und beim zweiten nur aus Neugier die Verfilmung des ersten Teils gesehen. Von "Grey" habe ich zumindest so viel in Erfahrung gebracht, dass ich der Auffassung bin, mir da eine Meinung bilden zu dürfen. Und die ist eben in beiden Fällen, dass der Plot Mist ist. Aber, wie gesagt, ist nur meine Meinung.

 

 

Der Unterschied ist: Stephen King ist über etliche Bücher erfolgreich, weil er großartige Figuren und Gesellschaftskonstrukte schaffen kann (und das angeblich ohne sich um Dramaturgie zu scheren). Stephenie Meyer oder die Autorin von Shades of Grey werden das in der Form nicht erreichen. Die haben ihren einen großen Erfolg und danach vielleicht noch einen zweiten, indem sie eine Abwandlung des Erstlings schreiben. (Aliens statt Vampire). Und das trotz grundsolider Plots - 3-Akt-Modell wie aus dem Lehrbuch!

 

Ähm. Bin ich von Hölzken auf Stöckzken gekommen? Sorry.

Irgendwie komme ich gerade auch nicht mehr dahin zurück, was ich sagen wollte, dabei bestand eben noch ein glasklarer Zusammenhang. :s07

 

"Da, ein Blitz am Himmel!"

*Crash*

Bearbeitet von JenniferB
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Die schlechtesten Krimi-Enden sind für mich die, in denen der Bösewicht ein weitschweifiges Geständnis ablegt, bevor der Gute ihn überführt. Das ist so dermaßen lächerlich ...

 

Mir gefällt es auch mehr, wenn sich das Ende organisch aus der gesamten Handlung ergibt und nicht mit irgendwelchen Tricks herbeigeführt wird. (Hilfe, ich brauche noch eine unerwartete Wendung!) Originell muss es nicht sein, aber glaubhaft. Es braucht auch keine großen Gefühle, die meist aufgesetzt wirken, sondern etwas, das sich dem Leser erschließt. Wenn es ihn staunen macht, ist es auch gut, aber schwierig hinzubekommen. Ein Lächeln zum Abschluss ist ebenfalls nicht verkehrt. Man schläft dann besser ein. :)

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Kennt jmd. "Girl on the train"?

Gerade ausgelesen.

Für einen Moment war ich enttäuscht, als das Opfer plötzlich doch mehr von einem Liebhaber wollte - es schien für mich nicht zu passen.

Die Auflösung an sich ist aber super. (Will nicht zu viel verraten.)

 

Hallo Anni,

 

ja, ich hab es gelesen und fand das Ende auch super.

 

Den - bzw. in diesem Fall - die "unzuverlässige Erzählerin" ist, so hat es mir mal die Dorothea erklärt, ein wohl noch recht neues Stilmittel. Ich persönlich mag das sehr, weil es wirklich ungewöhnlich ist.

 

Sabine

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Interessant finde ich, aber das ist jetzt wohl etwas zu theoretisch dahergeredet, wenn nicht alles aufgelöst wird, wenn sich der Autor traut bestimmte Rätsel/Geheimnisse offen zu lassen bzw. Motivationen der Figuren nicht restlos geklärt werden. Und trotzdem sich beim Leser ein positives Gefühl einstellt. Wahrscheinlich kommt es dann aber auf die richtige Mischung an. Wie viel Ungelöstes ist dem Leser am Ende zumutbar, ohne dass er die Lektüre für unbefriedigend empfindet? "Picknick am Valentinstag" ist z.B. ein Film, der es wagt, das Geheimnis im Zentrum der Geschichte gar nicht aufzulösen und trotzdem schmälerte das den Erfolg des Filmes nicht, der heute als Klassiker gilt.

 

LG

jueb

Bearbeitet von jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Wie viel Ungelöstes ist dem Leser am Ende zumutbar, ohne dass er die Lektüre für unbefriedigend empfindet?

 

Das find ich auch eine sehr spannende Frage. Einerseits mag ich als Leser schwebende Enden. Andererseits hab ich den Eindruck, dass offene Enden die Autoren auch schnell dazu verleiten, es sich einfach zu machen, zumindest aber die Fragen wichtiger zu nehmen als die Antworten darauf. Das fing im Fernsehen mit "Lost" an - ein Rätsel nach dem anderen, nichts wird geklärt, mehr und mehr verliert man den Überblick über all die kleinen Rätsel und Geheimnisse, und nach einer Weile hat man das Gefühl, der Autor wirft einem nur irgendwie was hin, um das Unklare zu zelebrieren, nicht aber, um am Ende mit einer vollkommen unerwarteten Lösung alle zu faszinieren oder - für ein offenes Ende - zumindest Lösungsideen aufkeimen zu lassen.

Ich muss zugeben, dass ich dieses großartig gemachte Buch "S" gerade unbeendet zugeklappt habe, u. a. weil ich keine Lust auf die "Lost"-Falle hatte.

Bearbeitet von AndreasS
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Sebastian Niedlich

Bestimmte Rätsel offen zu lassen ist an sich ja auch kein Problem. Meiner Meinung nach ist es aber unverzeihlich die Hauptfrage (s.o.) nicht zu beantworten.

Um mal die Beispiele aufzugreifen:

Bei "Picknick am Valentinstag" geht es nur vordergründig um die verschwundenen Mädchen. Die Frage ist da viel mehr, wie das Internat damit umgeht bzw. ob es das "überlebt". Das wird beantwortet. Bei "Lost" werden ebenso die Hauptfragen "Was ist die Insel?" und "Warum sind die Personen dort?" beantwortet. In der Tat bleiben dort viele Fragen offen, aber ich habe das Finale als durchaus befriedigend empfunden. Zugegeben, vielen Leuten ging das nicht so, was jueb's Frage, wievel Ungelöstes zumutbar ist, nur unterstreicht. (Gute Frage, übrigens!)

 

Meiner Meinung sind ungelöste nebenläufige Rätsel eher zu verzeihen, als z.B. das Haupträtsel nicht zu lösen.

Beispiel: Pulp Fiction. Zwei Killer werden losgeschickt, um einen Koffer zurück zu holen. Es wird nicht gesagt, was in dem Koffer ist. Die Art und Weise, wie darüber gesprochen und das Ding gezeigt wird, hat schon etwas Mysteriöses. Aber der Inhalt wird nie aufgeklärt. Stattdessen geht es darum, was die beiden Protagonisten aus einem offensichtlichen Wunder, das sie erlebt haben, lernen. Und dafür gibt es zwei befriedigende Antworten und der Zuschauer ist zufrieden.

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Ist es nicht auch bei dem ungeheuer beeindruckenden Roman "Sand" von Wolfgang Herrndorf so, dass man bis zum Schluss nicht weiß, wonach der Held eigentlich sucht? Hab ich so in Erinnerung, hat meinen Lesegenuss aber gar nicht gestört.

 

LG Cornelia

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Ein gelungnes Ende muss für mich einerseits folgerichtig und glaubwürdig sein und das bitte auf allen Ebenen (Plot, Figuren, Thema, Tonalität) und gleichzeitig für mich nicht vorhersehbar.
Also u. a. eben auch die beiden Punkte (innen / außen), die Hanna erwähnt hat.
Das ist ganz gewiss nicht leicht. "Das Parfüm" fällt mir da wieder ein, da hat für mich alles gepasst.

 

Was Stephen King  angeht: Man sollte sich, das meine ich als Gedankenanstoß, nicht als Kritik - vielleicht nicht fragen, wie es King schafft ohne einen Plot zu planen so tolle Wendungen hinzukriegen, sondern wie großartig seine Enden sein könnten, wenn er sie denn vorher mal plottete. Stichwort Atombombe in The Stand. Hätte dem Stoff nicht schlecht getan, oder? Wäre vielleicht auch noch was für seine Figuren dabei herausgesprungen.
Ein Plot ist ja kein starres Gerüst, sondern ein flexibler Rahmen, der den Bedürfnissen der Figuren nachgeben können muss und also änder- und anpassbar ist bis hin zu seiner Vernichtung, wenn's sein muss. Plot verhindert keine Wendungen. Plot ermöglicht (äußere) Wendungen.

Mangelnde Figurentiefe oder -gestaltung verhindern m. E. am ehesten Wendungen, die von Charakteren ausgehen.

Mich stören auch die Kollegen, die erstmal alles Mögliche aufhäufen und am Ende mit einer "Alles-nur-geträumt"- Nummer aufwarten. Weil das Ende dann eben nicht folgerichtig ist, weil die Geschichte sich offensichtlich nicht im Einklang mit sich selbst befindet und sich der Verfasser eben nicht genügend  Gedanken gemacht hat. Es ist in meinen Augen (ganz subjektiv) ein liebloser Umgang mit Figuren und Plot. Und ein ebenso liebloser Umgang mit dem Leser.

Ein Beispiel: Ich habe mit zunehmendem Ärger vor langer Zeit "Jacob's Ladder" mit Tim Robbins geschaut.
Da passieren so spannende, unerklärliche, schöne und unheimliche Dinge, dass ich schon zur Hälfte wusste: Dafür gibt es keine sinnvolle Erklärung. Ich bekomme am Ende irgend so eine halbgare, blöde Erklärung nachgereicht und werde den Rest des Abends ziemlich miese Laune haben.
Und dann kam das Ende. Und hat mich stumm gemacht und alle Vorurteile eingesargt. 
Eine großartige, tolle Erklärung, die den ganzen Film noch einmal auf eine komplett andere Ebene hebt.

Spannende Diskussion!

Schöne Grüße,

Holger

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Ich spreche jetzt mal speziell für Krimis und Thriller, weil es da einen super Satz gibt, den ich mal von einem Autor gehört habe (weiß nicht mehr, wer es war):

 

 

"Die besten Enden sind die, bei denen sich der Leser am Schluss sagt 'Hätte ich drauf kommen können - bin ich aber nicht."

 

 

Das ist mein Lieblingssatz zum Schreiben, und ich versuche den auch selbst umzusetzen.

 

Das ist mir auch als Leser und Zuschauer von Thrillern und TV-Krimis wichtig.

Es darf nicht vorhersehbar sein, aber es darf auch nicht so konstruiert sein, dass ich mir am Ende sage: "Da hätte ich nie drauf kommen können."

 

Sondern wenn ich am Ende sage: "Mist, da hätte ich drauf kommen müssen - die Lösung lag doch auf der Hand."

Das sind für mich die besten Enden. Aktuelles positives Beispiel dafür ist "Die Betrogene" von Charlotte Link.

 

Allerbestes Beispiel beim Film: "The Sixth Sense".

Es gibt einen Hinweis nach dem anderen - und man kommt trotzdem nicht drauf.

Unfassbar gut!

Bearbeitet von MichaelT
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Ihr meint wohl einen McGuffin, einen Gegenstand, der im Roman zwar eine entscheidende Rolle spielt, der aber nur Mittel zum Zweck ist.

 

Ich finde Hannas Beitrag sehr gut und anschaulich, auch weil es sich mit dem deckt, was ich von einem guten Roman erwarte. Wenn diese Punkte beachtet werden, entsteht sicher ein befriedigendes Ende, das den Leser mit neuen Ansichten entlässt. Aber ob es reicht, um das Ende gelungen, im Sinne von überraschend zu gestalten, weiß ich nicht.

 

Bei Krimis ist das vielleicht so, wenn da irgendwie dubiose Machenschaften nach einem Mord aufgedeckt werden und man denkt "Wow, wer weiß wie weit das geht!". Am Ende stellt sich raus, dass es doch nur das Nachbars-Baby aus Versehen war.

Ja, das ist der klassische Fall von Enttäuschung, der oft kritisiert wird. Aber wie sollte es ausgehen, damit der Leser wow denkt?
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Ein gelungnes Ende muss für mich einerseits folgerichtig und glaubwürdig sein und das bitte auf allen Ebenen (Plot, Figuren, Thema, Tonalität) und gleichzeitig für mich nicht vorhersehbar.

Holger

 

"Die besten Enden sind die, bei denen sich der Leser am Schluss sagt 'Hätte ich drauf kommen können - bin ich aber nicht."

 

 

 

 

Beide Sätze, finde ich, bringen es unheimlich gut auf den Punkt und erklären auch, warum es so schwierig ist, dieses außergewöhnliche Ende auch zu finden.

 

LG

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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"Die besten Enden sind die, bei denen sich der Leser am Schluss sagt 'Hätte ich drauf kommen können - bin ich aber nicht."

 

Genau Michael, das ist es, was ich mir auch schon oft gedacht habe. Aber ich finde, es ist verdammt schwer, das hinzubekommen. Ich bin da immer zu vorsichtig, will um jeden Preis verhindern, dass der Leser stutzig werden könnte.

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