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AndreasS

Kontakt zu den Übersetzern des eigenen Buchs?

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Ich wollte man diejenigen unter Euch fragen, deren Buch in andere Sprachen übersetzt wird: Habt Ihr Kontakt zum Übersetzer?

 

Eigentlich bietet es sich ja an, dass der Übersetzer sich mit dem Autor kurzschließt, weil sich ja doch hier und da Fragen ergeben können. Und manchmal hat vielleicht der Autor die ein oder andere Idee, was man in einem anderen Land an seinem Buch anpassen könnte, zum Beispiel Eigennamen von Restaurants, ein spezielles Vorwort, irgendeine Reminiszenz an das entsprechende Land im Text - oder Besonderheiten in der deutschen Ausgabe, die aber nur auf Deutsch verständlich sind.

Und über Facebook usw. können beide unter Umständen schnell und unkompliziert in Kontakt kommen.

 

Was ist denn da so allgemein üblich?

Was sind Eure Erfahrungen?

Habt Ihr einen Austausch?

Bearbeitet von AndreasS
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Sebastian Niedlich

Mein erstes Buch soll demnächst in Tschechien und der Slowakei erscheinen und bisher hatte ich da keinen Kontakt. Allerdings ist meine "Schwägerin" (Schwester meiner Lebensgefährtin) Übersetzerin und hat durchaus Kontakt mit den Autoren der Bücher, die sie übersetzt.

 

Kurz gesagt: Es kann wohl so und so laufen.

Bearbeitet von SebastianN
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Hallo Andreas

 

Mein Roman "Lavendelstürme" wurde auf Englisch, Italienisch und Spanisch übersetzt bzw. sind sie noch dran. Und ich habe mit allen 3 Übersetzerinnen Kontakt. Das geht entweder über Mail und/oder ein Amazon-Tool, das extra dafür eingerichtet wurde. Damit bekomme ich auch alle Fragen/die Korrespondenz mit, wenn die Übersetzerinnen den Verlag etwas fragen.

Mich kontaktieren sie direkt, wenn sie etwas nicht verstehen. Nicht alle Jokes sind in allen Sprachen verständlich oder ergeben einen Sinn. Dann machen sie mir Vorschläge, was bei ihnen üblich ist. Oder sie verzweifeln, wenn ich Gedichte einfliessen lasse, die müssen die Armen ja auch einigermassen adäquat übersetzen. :D  Auch das Copyright spielt eine grosse Rolle. Alle drei hatten dazu Fragen.

 

Auf Facebook habe ich keinen Kontakt zu ihnen - das kam mir bis jetzt noch gar nicht in den Sinn bzw. haben die wohl privat andere Interessen. ;)

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Ich kenne den ganzen Vorgang nur von der anderen Seite, also als Übersetzerin. Ob man sich da gern mit dem Autor über den Roman austauscht, ist sicher auch eine Frage des persönlichen Stils. Es kann natürlich helfen, tiefere Schichten des Romans zu verstehen, und wenn man längerfristig zusammenarbeitet, möchte man vermutlich wenigstens mal "Hallo" gesagt haben. Manchmal muss man den Autor fragen, um die Quelle eines Zitats aufzutreiben (falls er dann noch weiß, woher es nun genau stammt ;-)). Einmal hatte ich auch das Problem, dass ich einen erfundenen Begriff übersetzen wollte – da habe ich den Autor ausgefragt, welche Assoziationen er zum Originalbegriff hatte.

 

Andererseits bin am Ende ich diejenige, die als Übersetzerin genannt wird, d.h. es ist meine Verantwortung, einen möglichst guten Text hinzubekommen. Und ohne irgendwem nahetreten zu wollen: Ich fürchte, als Autor muss man sich damit abfinden, dass man dazu letztlich kaum etwas beitragen kann. Es sei denn, man beherrscht die Zielsprache selbst richtig gut und kennt außerdem auch noch das Land, in dem das Buch erscheinen soll.

 

Die meisten Punkte, die ihr erwähnt, würde ich eher mit der Lektorin des Zielsprachen-Verlags abklären als mit dem Autor, weil die auch Muttersprachlerin ist und weiß, was im Zielland verständlich ist und was nicht. Falls wirklich Erklärungen notwendig sind, kenne ich es dann eher so, dass die Übersetzerin ein kurzes Nachwort schreibt. Und die Witze im Original zu verstehen, würde ich eher als meine Aufgabe betrachten. ;) Ebenso die Frage, ob und wie man sie in die Zielsprache übertragen kann. Natürlich kann man auch da nachfragen, und manchmal muss es auch unbedingt sein – aber ich persönlich würde schon Wert darauf legen, nicht wie ein dilettierende Amateur-Übersetzerin rüberzukommen.

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Für "Quest" habe ich eine ganze Menge Wörter erfunden, und dazu habe ich der Übersetzerin der französischen Ausgabe eine Liste geschickt, damit sie die nicht erst im Wörterbuch suchen geht. ("Was ist eine Fokette???")

 

Anfangs hatte ich öfters mit Übersetzern Kontakt, aber inzwischen passiert das nicht mehr. Keine Ahnung, warum.

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Meine Bücher werden zwar bislang nur in einem Land übersetzt, aber es gibt trotzdem drei Übersetzer, weil jedes Buch jemand anders übernommen hat (ich glaube, aus terminlichen Gründen). Und ich hab alle drei über Facebook ausmachen können.
 

Es geht aber nicht ums Reinreden. Ich finde ganz einfach den Austausch und Kontakt sehr nett. Wenn halt nicht alles so anonym ist. Einsam ist unsere Arbeit ja oft genug. Und ich find es schön, wenn ich auf diese Weise auch einen kleinen Einblick in die Arbeit eines Übersetzers bekomme. Man staunt ja wirklich Bauklötze, mit was für Herausforderungen man es dabei zu tun hat. Vor allem natürlich, wenn die Zielsprache sich so sehr von der Muttersprache des Autors unterscheidet.

Im Japanischen kommen auch noch Entscheidungen hinzu, die die Schreibweise betreffen. Da neben den japanischen auch chinesische Zeichen verwendet werden, macht hier und da die Frage Sinn, ob man ein Wort so oder so schreibt (japanische Zeichen werden meistens als etwas weicher, poetischer empfunden).

Eine weitere Entscheidung, die sich in Buchstabensprachen gar nicht stellt, betraf zum Beispiel die Schreibweise von "Namiko", der Hauptdarstellerin in einem meiner Bücher. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diesen Namen mit chinesischen Zeichen zu schreiben - die eben auch verschiedene Bedeutungen haben. In der deutschen Fassung habe ich eine Bedeutung gewählt, die mit dem Schicksal der Figur korrespondiert. Die Übersetzerin hat für die japanische Version ein anderes Zeichen mit einer anderen Bedeutung angeregt, weil es für die japanische Wahrnehmung poetischer ist. In dieser Sprache, in der selbst beim Sprechen die Schriftzeichen und ihre filigranen Konnotationen viel mehr mitschwingen als bei uns die Buchstaben, hat man halt sehr viel mehr gestalterischen Spielraum.
Nur so als Beispiel.

Bearbeitet von AndreasS
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Für "Quest" habe ich eine ganze Menge Wörter erfunden, und dazu habe ich der Übersetzerin der französischen Ausgabe eine Liste geschickt, damit sie die nicht erst im Wörterbuch suchen geht. ("Was ist eine Fokette???")

 

Das ist natürlich ein gutes Werk!

 

Dein Beispiel finde ich sehr schön, AndreasS, und es zeigt ja, dass die Übersetzerin sehr sorgfältig mit deinem Text umgegangen ist. Ich wollte auch nicht gesagt haben, dass es ehrenrührig ist, sich auszutauschen! Bei dem Beispiel mit den Witzen kamen mir nur all die Leute in den Sinn, die denken, übersetzen könne jeder, der das Buch im Original lesen kann (und die den Autoren ihre Texte und den guten Übersetzern die Preise verderben). Aber das gehört eigentlich gar nicht hierher.

 

Schöne Feiertage!

 

Barbara

Bearbeitet von BarbaraS
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Bei meinen fünf Übersetzungen (drei Sprachen) lief das so: Verlag schickt eine Mail, dass eine Lizenz verkauft wurde und zu welchen Bedingungen. Irgendwann später trudeln Belegexemplare ein. In einem Fall nicht mal das. Abrechnungen oder Rückmeldungen, wie sie sich verkauft haben, kamen nur ein einziges Mal. Da ich das bei drei unterschiedlichen Verlagen so erlebt hab, halte ich das eher für normal.

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...

 

... kamen mir nur all die Leute in den Sinn, die denken, übersetzen könne jeder, der das Buch im Original lesen kann

 

Ja, das ist wirklich eine Wissenschaft für sich. Eigentlich schreibt man das Buch neu. Falls Dich das als Übersetzerin interessiert, liebe Barbara, hier noch ein Beispiel, das den Aufwand und das Wissen, die ein Übersetzer manchmal für ein einziges Wort braucht, so gut zeigt, dass ich es auf meiner Webseite mal dargestellt hab (ganz unten auf der Seite: "Der Handlungsreisende").

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Oh ja, so Ansichten wie "X kann ja jeder, unglaublich, dass da manche Leute Geld für kriegen" sind ja meistens nicht von sonderlich viel Erfahrung gedeckt. (Wer allein alles glaubt, moderne Kunst malen zu können – wenn für jede derartige Aussage 5 Euro in die Rentenkasse der Künstler fällig würden, gäb's bei denen keine Altersarmut.) Meine erste französische Übersetzerin, Claire Duval, hat sich enorm in meine Bücher reingekniet, war beim "Jesus Video" auch, hüstel, bibelfester als ich, sodass man mit einigem Recht sagen kann, die französische Ausgabe ist präziser als das Original …

 

(Fun Fact: Die russische Übersetzung erfolgte auf Grundlage der französischen Übersetzung, und die Übersetzung ins Finnische wiederum setzte auf der russischen auf… Habe ich alles erst im Nachhinein erfahren. Und würde nur zu gern wissen, was der Flüsterposteffekt in dieser Kette wohl alles bewirkt haben mag.)

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(Fun Fact: Die russische Übersetzung erfolgte auf Grundlage der französischen Übersetzung, und die Übersetzung ins Finnische wiederum setzte auf der russischen auf… Habe ich alles erst im Nachhinein erfahren. Und würde nur zu gern wissen, was der Flüsterposteffekt in dieser Kette wohl alles bewirkt haben mag.)

Ein spannendes Experiment: die finnische Übersetzung auch noch mal übersetzen - ins Deutsche.

Und diese Version dann mit dem Original vergleichen.

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Bei mir hat sich ein einziges Mal die Übersetzerin gemeldet und ein paar Sachen nachgefragt (es ging um einen Historischen Roman und ein paar antiquierte Begriffe). Üblicherweise bekommt man aber sehr wenig von dem Übersetzungsvorgang mit, sondern erhält am Ende die Belegexemplare.

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Ich kann bei meinen Erfahrungen bisher nur auf eine Übersetzung zurückgreifen, da kam es zu einem regen Austausch mit der Übersetzerin. Einmal ging es um inhaltliche Fragen (lokale Besonderheiten), woraus sich dann aber ein sehr netter, persönlicher Austausch überwiegend über Facebook ergeben hat.

 

LG

Heike

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Wenn ich ein Buch übersetze, suche ich eigentlich nie den Kontakt zur Autorin / zum Autor. Wenn ich Fragen zum Text habe, frage ich auf meiner Mailingliste für Literaturübersetzer nach. Einmal gab es eine Unklarheit, die von der deutschen Lektorin  mit der Autorin geklärt wurde. Allerdings übersetzte ich auch selten Fantasysachen mit tausend ausgedachten Begriffen, das wäre dann vielleicht etwas anderes. Aber selbst dann ergeben sich viele Begriffe und Wortspiele aus dem Zusammenhang.

Und über die Textarbeit hinaus? Einem Autor habe ich mal Weihnachtsgrüße geschickt, eine Autorin habe ich bei einer Lesung sogar persönlich kennengelernt. Hat sich aber nichts weiter ergeben - nur, weil ich ihre Bücher übersetze, muss ich mit den Autoren nicht automatisch viel anfangen können.

Auch als eines meiner eigenen Bücher ins Englische übersetzt wurde, gab es keinen Kontakt.

Komm wir essen Opa.

SATZZEICHEN können Leben retten.

www.mcpoets.de

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Christine Spindler

Ich kann von beiden Seiten aus berichten:

 

Als Autorin: 14 meiner Bücher wurden in andere Sprachen übersetzt und ich hatte nie Kontakt mit den Übersetzern. Ich habe aber den Lektoraten immer signalisiert: Bei Unklarheiten stehe ich als Ansprechpartnerin jederzeit zur Verfügung.

 

Als Übersetzerin (ca. 40 Bücher bisher): ich hatte nur in einem Fall Kontakt mit der Autorin des Originals und habe mich über ihre netten E-Mails sehr gefreut. In dem Fall hat der Verlag unterstützt, dass wir uns austauschen.

 

Meist ist es wohl so, dass zwischen Autor und Übersetzer mehrere "Zwischenhändler" stehen:

Die Lektorin des Originals steht in Kontakt mit der Agentur, die die Übersetzung vermittelt hat.

Die Agentur steht in Kontakt mit dem Verlag, der die Übersetzung veröffentlicht.

Und die Lektorin der Übersetzung kommuniziert mit dem Übersetzer.

 

Sonnige Grüße

Christine

Hört mal rein in meinen Podcast: https://anchor.fm/tinazang

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Bei meinen fünf Übersetzungen (drei Sprachen) lief das so: Verlag schickt eine Mail, dass eine Lizenz verkauft wurde und zu welchen Bedingungen. Irgendwann später trudeln Belegexemplare ein. In einem Fall nicht mal das. Abrechnungen oder Rückmeldungen, wie sie sich verkauft haben, kamen nur ein einziges Mal. Da ich das bei drei unterschiedlichen Verlagen so erlebt hab, halte ich das eher für normal.

 

Bingo. Heute eine Übersetzung entdeckt, von der ich nichts wusste.

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