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Hanna Aden

Erzähltechniken für den Romaneinstieg

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Ich wag es einfach mal und bitte die Forengemeinschaft um Rat bei einer Frage, mit der ich mich seit ein paar Tagen ziemlich herumärgere. Bisher habe ich primär Romantisches und Prickelndes geschrieben und merke, dass mir da der Einstieg (oder zumindest irgendeiner) recht schnell aus der Tastatur fließt. Eine Liebesszene, eine Frau, die frustriert ihre Wohnung aufräumt und ihrem Ex hinterhertrauert, eine Überfahrt auf der Nordsee ... Ein normaler Mensch mit normalen Problemen, der Fokus vor allem auf der Vorbereitung der Einführung des Loveinterest. Dann steht da etwas, ich kann weiterschreiben und überarbeite den Anfang am Ende noch mal. Alles gut.

 

Jetzt bin ich bei der ausführlichen Kapitelplanung eines Psychothrillers, wo eine Serienmörderin ein Katz-und-Maus-Spiel mit meiner Protagonistin spielen wird und es darauf anlegt, wegen ihrer Psychose und böser Dinge in der geteilten Vergangenheit meine Prota als die Schuldige darzustellen. Die Prota kriegt am Anfang noch gar nicht richtig mit, was gespielt wird, weil ihr böser Exfreund sie obendrein stalkt und es damit zunächst so aussieht, als ob er der Schuldige für die rätselhaften Unglücksfälle in ihrem Leben sei (mein erstes Experiment mit einer falschen Fährte).

 

Ich merke, dass ich es momentan noch schwer bis völlig unmöglich finde, einen guten Einstieg in die Geschichte zu schreiben, und das erstaunt mich, weil ich das nicht mehr gewöhnt bin. Auf der Plotebene scheint mir alles klar: Ein Mädchen, das später noch eine Nebenrolle hat, wird Zeugin eines Mordes. Danach möchte ich meine Protagonistin zeigen, wie sie versucht, ihrem Stalker aus dem Weg zu gehen, und schließlich die Turnhalle erreicht, wo sie Selbstbewusstseinstraining und Kampfsport für Mädchen aus dem Brennpunkt anbietet (hübsche Ironie, weil sie sich gegen ihren Stalker selbst nicht wehren kann). Und ich weiß: Wenn das hier ein Liebesroman wäre, und ich hätte ihn in ähnlicher Weise klar und für mich fertiggeplottet, könnte ich es schreiben.

 

Hier dagegen fehlen mir die genrespezifischen Untertöne. Irgendwie kriege ich es nicht hin, mit meinen Worten zwischen den Zeilen eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. Ich habe das Gefühl, dass ich unbewusst dazu neige, Konflikte (sowohl kurz vor dem Mord wie auch zwischen der Prota und ihrem Stalker) erotisch aufzuladen. Es prickelt irgendwie, was in anderen Genres ja auch gut wäre. Jetzt möchte ich mich aber schriftstellerisch weiterentwickeln und auch andere Atmosphären glaubhaft beschreiben und durchdringen . Hat jemand, sei es ein Autor aus dem Thrillergenre, sei es jemand aus der Leserschaft, ein paar Tipps, wie man das sprachlich besser hinbekommt? Was für Tricks kann ich anwenden, um schon auf der ersten Seite durch den Sprachstil klarzumachen, dass es um unterschwellige Bedrohung, Mord und zunehmendes Zweifeln an der geistigen Gesundheit gehen soll?

 

Oder wie sonst kann man einen Thrilleranfang packend gestalten? Die, die ich im Schrank habe, überzeugen mich entweder nicht oder sind so gut und genial, dass ich keine Ahnung habe, wie ich dieses Muster auf mein Schreiben übertragen kann.

 

Das ist für mich alles noch Neuland und ich bewundere alle, die so etwas bereits können. Und ich freue mich über jeden, der mir ein wenig von seinem Wissen abgibt, damit ich dazulernen kann.

 

Danke euch allen!

Hanna

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Ich sag mal, aus der Erfahrung mit Spannungsliteratur heraus: So schnell wie möglich mit dem (Haupt-)Verbrechen einsteigen. Vermutlich also mit dem Mord.

 

Perspektive ist offen - die, die am spannendsten ist. Und eine mögliche Vorausdeutung zulässt.

 

Wichtig: Spannungsleser wollen miträtseln - daher Hinweise streuen.

 

Wenn ich noch helfen kann, nur zu.

 

Anni

... die auch mal bei der Überarbeitung auf die Idee kam, 18 Seiten später in die Story einzusteigen.

 

PS: Vielleicht hilft der Griff ins Bücherregal?

Bearbeitet von Anni Bürkl

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Anni:

 

So schnell wie möglich Hauptverbrechen: Hm, du meinst, ich solle direkt auf der ersten Seite mit dem Mord loslegen? Werde die Idee gründlicher prüfen. Ich habe darüber nachgedacht, aber dann habe ich gedacht, wenn ich erst noch ein, zwei Seiten im Kopf des Mädchens bleibe, das den Mord entdeckt, kann ich eben ein paar Hinweise streuen, was zu dem Mord führte und was später zu dem Psychospiel führt, was für mich die Hauptspannung ausmachen soll.

 

Perspektive: personal. Geht bei Thriller auch ich-Form? Habe ich bisher kaum bis gar nicht gelesen, deswegen habe ich davor instinktiv zurückgeschreckt, auch wenn ich die Passagen um meine Hauptprota gern als "ich" schreiben würde und den Rest dann personal.

 

Schreibstil: Da bin ich nach wie vor fragend-unsicher. Wie kriegt man es beim Schreiben hin, subtile Bedrohung mit den Worten zu erzeugen? Einfach schreiben, was passiert? Ich bin so eine Atmosphäre-Fetischistin. Wie schildert man Angst, ohne das Wort beim Namen zu nennen? Wie Beklommenheit? Wie schafft man es, den Eindruck zu erzeugen, dass jemand innerlich eingesperrt ist?

 

Griff ins Bücherregal: Die Thriller, die ich lese und liebe, sind wenig blutig und fangen leise und langsam an. Da werden meist noch nicht auf Seit 3 Menschen viviseziert, was ich bei Bestsellern auch schon erlebt habe. Muss das? Kann das? Darf das?

Bearbeitet von HannaT
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Schildern kannst du zB.

 

- Dinge, indem du sie nicht genau nennst, und das Angst erzeugt (Schatten statt der Gegenstand zB.)

- Körperwahrnehmungen, die mit Angst zusammenhängen, ohne "Angst" hinzuschreiben

- Verhaltensweisen, die darauf hindeuten (Bsp. zögern, bevor sie einen Raum betritt)

 

und dergleichen mehr.

 

Ich kann mich jetzt auch nicht wirklich an einen Thriller in Ich-Form erinnern. Ich würde es trotzdem ausprobieren. Immerhin ist es deine Wahl und du sollst dich damit wohlfühlen.

 

Ich habe den Eindruck, dass beim Thriller eher früher ein Verbrechen erwartet wird, beim Krimi kann das auch mal später passieren.

 

Und nochwas: was spricht eigentlich gegen Erotik im Thriller?

 

Gutes Gelingen,

Anni

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Doch, es gibt Thriller in der ersten Person: Nicci French - Höhenangst, zum Beispiel. Super Buch übrigens!

Nicht weil die Dinge uns unerreichbar erscheinen, wagen wir nicht weil wir nicht wagen, erscheinen sie uns unerreichbar.&&Seneca

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Ich habe den Eindruck, dass beim Thriller eher früher ein Verbrechen erwartet wird, beim Krimi kann das auch mal später passieren.

 

Eher umgekehrt ... :s01  Der klassische Krimi legt ja gerade mit dem Mord los. Beim Thriller muss keinesfalls am Anfang ein Mord stattfinden. Der Thriller hat eher das Ziel, das Böse zu verhindern - ist die Katz- und Maus Jagd.

Wobei natürlich ein Mord am Anfang auch im Thriller vorkommen KANN.

Bearbeitet von Lea

Nicht weil die Dinge uns unerreichbar erscheinen, wagen wir nicht weil wir nicht wagen, erscheinen sie uns unerreichbar.&&Seneca

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Ich habe auch ja nur vom klassischen Krimi gesprochen.

Nicht weil die Dinge uns unerreichbar erscheinen, wagen wir nicht weil wir nicht wagen, erscheinen sie uns unerreichbar.&&Seneca

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Ich habe den Eindruck, dass beim Thriller eher früher ein Verbrechen erwartet wird, beim Krimi kann das auch mal später passieren.

 

 

Ich würde es nun gerade andersrum sehen.

 

LG Cornelia

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Definitionsmäßig geht es beim Krimi mehr darum, ein Verbrechen aufzuklären, er lebt also in erster Linie vom Rätsel, das gelöst werden soll.

Beim Thriller geht es vor allem um Spannung, die eigentlich immer spürbar sein muss, entweder auf der Handlungs- oder auf der psychologischen Ebene, am besten auf beiden.

Selbstverständlich mischen sich beide Formen in den unterschiedlichsten Mischungsverhältnissen.

 

Dein Spannungsproblem lässt sich meines Erachtens nicht primär auf der sprachlichen Ebene lösen, Hanna. Überleg dir eher: Wo ist innerhalb der Szene, mit der du einsteigen willst, das größte Spannungspotenzial? Wo innerhalb der Figur? Wenn es zum Beispiel darum geht, dass die Figur sich nicht sicher ist, ob sie geistig klar ist, dann wird es vermutlich etwas sein, das diese Frage in ihr aufwirft. Das kann auch etwas sein, was für sich genommen harmlos ist, sie aber in ihrer ohnehin angekränkelten Sicherheit erschüttert. - Der Rest ist, wie immer, sehr viel Übung.

 

Andreas

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Im Krimi dreht sich alles ums Verbrechen, je nach Untergenre um die Auflösung, die Entstehung, die Folgen, …

Spannung gibt es hoffentlich in jeder Geschichte, die für Leser gedacht ist.

Im Thriller geht es um den Thrill, also die Bedrohung, wer und wie viele auch immer bedroht sind (manchmal ja die ganze Welt). Und ich denke auch, dass die sprachliche Umsetzung da erst der zweite Schritt ist. Bedrohlichkeit entsteht nun mal nur dann, wenn der Leser auf irgendeine Weise vermittelt bekommt, dass da eine Gefahr lauert. Und das ist zunächst eine inhaltliche Frage.

 

Twitter: @autorlekt

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Der Inhalt sollte natürlich ebenfalls spannend und plausibel sein. Sprache mag an zweiter Stelle kommen, interessiert mich aber sehr und wird daher hier ebenfalls nachgefragt :). Unterscheidet sich euer Herangehen an die sprachliche Ausgestaltung des Texts in diesem Genre von anderen Genres, in denen ihr schreibt? 

Bearbeitet von HannaT
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Anni, danke für deine Hinweise :). Vor allem das mit der Angstlust bringt mich gerade wieder weiter. Vielleicht sollte ich weggehen von der Vorstellung, alles so zu schreiben, wie es in tausend Ratgebern empfohlen wird, sondern einfach anfangen, das und so zu schreiben, dass es mir selbst Angst macht? Ich habe schon so viel geplottet und geplant, dass ich auf der inhaltlichen Ebene gerade einfach nicht mehr weiterkomme.

 

Ich danke euch allen für eure schnellen und konstruktiven Antworten!

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Freut mich zu hören!

 

Ja, mach mal! Irgendwann muss ma' reinspringen. Gar nicht so leicht. Besonders bei Neuem/Ungewohnten.

 

Vielleicht hilft dir eine Freewriting-Session? Den Wecker auf zB. 15min. (oder auch länger) stellen und alles aufschreiben, was in den Sinn kommt, um vom Planerischen weg zum Intuitiven zu kommen. Am besten mit der Hand schreiben. (Wenn einem das Spaß macht - ausprobieren.)

 

Ich habe mal bei Elizabeth George gelesen, dass sie sehr viel plant vorab, und danach spontaneres Schreiben braucht.

 

Viel Freude an deiner Idee wünsch ich!!

 

Anni

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Um sich in ein fremdes Genre einzuarbeiten, hilft m.M.n. hauptsächlich, sehr viel in diesem Genre zu lesen. Gutes und schlechtes, altes und neues, exakt das was man schreiben will genauso wie Texte, die anders wirken. Durch das Lesen wird das Hirn inspiriert, Vernetzungen ergeben sich, es finden sich die richtigen Wörter (oder werden vermieden - Genreklischees v.a.)

Viele Romananfänge sind ja online verfügbar, es gibt Buchhandlungen oder Büchereien, in denen man stundenlang schmökern kann, ohne sofort viel Geld ausgeben zu müssen. Auch Bücher, die einen nicht sofort ansprechen. Die Frage ist ja auch: warum? Was kann ich besser machen?

Und die angehimmelten Texte, die für dich unerreichbar scheinen (wie du oben schreibst) -  sehr genau analysieren. Vielleicht kopieren und in den Kopien wild rummalen, um dem Text auf die Sprünge zu kommen. Laut lesen hilft auch viel.

 

Das kurbelt die Kreativität mächtig an ;)

 

LG Ulrike

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Spannung im Einstieg kannst du z.B. auch erzeugen, indem du  deine Figur gleich zu Beginn eine Situation erleben lässt, die sie an ihrer Achillesferse trifft.

In  einem meiner Jugendthriller fährt die Protagoinistin im ersten Kapitel mit der S-Bahn und erlebt eine Szene, wie eine junge Frau mit Kopftuch von zwei Betrunkenen angepöbelt wird und vor Angst wie gelähmt ist.

Die Achillesferse meiner Protagonistin ist ihr strenger Vater muslimischen Glaubens, der ihr immer droht, sie auf ein Internat in Tunesien zu schicken, wenn sie sich nicht so verhält, wie er es von ihr erwartet. Diese Strenge und Drohungen des Vaters führen in der Folgehandlung dazu, dass die Protagonistin für ihren Stalker erpressbar wird.

Hier wird also gleich zu Beginn ein starker Hinweis auf das Thema des Thrillers gegeben. Da die Bedrohung aber nicht die Protagonsitin trifft, sondern diese nur Zeugin ist, entsteht lediglich eine bedrohliche Stimmung, weil der Leser sich noch keine ganz eindeutigen Fragen stellen kann und nur eine vage Ahnung hat, dass auch der Protagonsitin Unheil aus dieser Richtung droht...

 

Grüße und viel Erfolg im neuen Genre,

Juliane

"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen."

Erich Kästner Vorträge und Lesungen einstudieren  und  Autorenseite Juliane Breinl

Mein YouTube Kanal

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Der Inhalt sollte natürlich ebenfalls spannend und plausibel sein. Sprache mag an zweiter Stelle kommen, interessiert mich aber sehr und wird daher hier ebenfalls nachgefragt :). Unterscheidet sich euer Herangehen an die sprachliche Ausgestaltung des Texts in diesem Genre von anderen Genres, in denen ihr schreibt? 

 

Ich hoffe, du hast mich nicht so verstanden, dass Sprache "nicht so wichtig" ist, denn so war es natürlich nicht gemeint. Sie ist genauso wichtig wie der Inhalt. Wenn man die Sprache vom Inhalt trennt, landet man sehr schnell bei Sprachklischees und abgenützten Tricks.

 

Ich schreibe ja auch Thriller, und zwar für junge Erwachsene, und ich könnte nicht behaupten, dass ich beim Thriller besondere sprachliche Kniffe habe, um Spannung zu erzeugen, sowenig wie ich sagen würde, dass ich meine Sprache den Jugendlichen anpasse. Ich bin sehr sprachbewusst, aber die Sprache kommt bei mir aus dem konkreten Inhalt. Je besser ich weiß, was ich erzählen will (z. B. welche Emotion in der jeweiligen Situation), desto leichter fällt es mir, die sprachlichen Mittel zu finden.

 

Die Tipps, die dir inzwischen gegeben wurden, sind aber auf jeden Fall sehr hilfreich: Viel lesen und analysieren, warum was wie wirkt (oder nicht). Und dann einfach ausprobieren, und zwar ohne den Anspruch, dass beim ersten (oder zehnten) Versuch schon alles passen muss.

 

Viel Spaß dabei und gutes Gelingen!

 

Andreas

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Auch ich benutze keine besonderen sprachlichen Kniffe um Spannung zu erzeugen, Hanna, aber ich schlüpfe recht schnell in den Kopf der Figur, die irgendwann bedroht wird: Sie stellt sich erste, noch harmlose Fragen. Dann, im Verlauf der Story, werden ihre Fragen immer drängender, die Hinweise mehren sich, die Gefahr nimmt zu und sie weiß noch immer nicht, weshalb gerade sie bedroht wird. Sie zermartert sich den Kopf, sieht Schatten wo keine sind, versucht auszuweichen und gerät durch ihr Verhalten immer weiter in den Strudel usw ... usw.

 

LG

Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Hilfreich auch, was Andreas Eschbach übers Schreiben und Überarbeiten sagt, hier z. B. über den ersten Absatz einer Szene. Kann man evtl. auch auf den Romananfang übertragen?

 

  1. Den ersten Absatz einer Szene mit einem schrägen Querstrich von links oben nach rechts unten streichen.

 

Was zu überlegen ist: Manchmal sind die ersten Absätze einer Szene eher ein »Warmschreiben« als ein wirklich durchdachter Einstieg. Prüfen Sie, ob der erste Absatz überhaupt nötig ist. Gewinnt die Szene durch einen späteren Einstieg? Versuchen Sie, das, was aus diesem ersten Absatz wichtig ist, anderswo unterzubringen.

Alternativ: Suchen Sie nach dem spätestmöglichen Einstieg in die Szene. Streichen Sie alles vorher. Hat das Vorhergehende eine Funktion in der Geschichte? Welche? Kann man diese Funktion in den übrigen Text einbringen?...“

 

 

Weitere nützlich Tipps: http://www.andreaseschbach.de/schreiben/10punkte/10punkte.html

MAROKKO-SAGA: Das Leuchten der Purpurinseln,  Die Perlen der Wüste,  Das Lied der Dünen; Die Wolkenfrauen

Neu seit März 2020: Thea C. Grefe, Eine Prise Marrakesch

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Anni:

 

So schnell wie möglich Hauptverbrechen: Hm, du meinst, ich solle direkt auf der ersten Seite mit dem Mord loslegen? Werde die Idee gründlicher prüfen. Ich habe darüber nachgedacht, aber dann habe ich gedacht, wenn ich erst noch ein, zwei Seiten im Kopf des Mädchens bleibe, das den Mord entdeckt, kann ich eben ein paar Hinweise streuen, was zu dem Mord führte und was später zu dem Psychospiel führt, was für mich die Hauptspannung ausmachen soll.

 

Perspektive: personal. Geht bei Thriller auch ich-Form? Habe ich bisher kaum bis gar nicht gelesen, deswegen habe ich davor instinktiv zurückgeschreckt, auch wenn ich die Passagen um meine Hauptprota gern als "ich" schreiben würde und den Rest dann personal.

 

Schreibstil: Da bin ich nach wie vor fragend-unsicher. Wie kriegt man es beim Schreiben hin, subtile Bedrohung mit den Worten zu erzeugen? Einfach schreiben, was passiert? Ich bin so eine Atmosphäre-Fetischistin. Wie schildert man Angst, ohne das Wort beim Namen zu nennen? Wie Beklommenheit? Wie schafft man es, den Eindruck zu erzeugen, dass jemand innerlich eingesperrt ist?

 

Griff ins Bücherregal: Die Thriller, die ich lese und liebe, sind wenig blutig und fangen leise und langsam an. Da werden meist noch nicht auf Seit 3 Menschen viviseziert, was ich bei Bestsellern auch schon erlebt habe. Muss das? Kann das? Darf das?

 

Warum nicht aus der Ich-Perspektive? Das kann sehr spannend sein, weil der Leser ganz dicht an der Hauptfigur dran ist.

 

Bei einem Thriller suche ich auch eher die Bedrohung als die Aufklärung eines Verbrechens. Oft geht es ja sogar darum, ein Verbrechen zu verhindern.

 

Von dem, was du eingangs über deine Geschichte erzählt hast, finde ich die Situation am unheimlichsten, als sie zum Sport geht und das Gefühl hat, sie wird verfolgt. Das ist eine angstbeladene Situation, die alle Frauen kennen – daher werden sie sich gut mit der Protagonistin identifizieren können. Ich würde damit beginnen. Aber natürlich kenne ich deinen Plot nicht.

 

Was die Sprache betrifft: Angst und Bedrohung kann man über einen knappen, atemlosen Stil vermitteln. Halbsätze,einzelne Worte, eher ein blitzlichthaftes Beleuchten der Situation als ausführliche Beschreibung. Bei Angst engt sich die Wahrnehmung ein, das würde ich versuchen, im Text wiederzugeben.

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Beim Einstieg in einen Roman sollte m.E. die Betonung auf zwei Elementen liegen:

  • Neugierde erwecken
  • Eine Hauptfigur dem Leser näher bringen

Es kommt auf der ersten Seite nicht unbedingt darauf an, Spannung zu erzeugen, sondern eher Neugierde. Schon die ersten Sätze sollten neugierig machen. Wobei jeder weitere Satz den Leser in die Geschichte zieht, ohne dass es ihm besonders bewusst ist. Am besten, wenn gleich das Hauptthema angerissen wird, um das es im Buch geht.

 

Und gleichzeitig sollte dies mit der Hauptfigur geschehen, und zwar auf eine Weise, die sie uns sofort näher bringt. Am besten, wenn da gleich schon etwas Empathie erzeugt wird.

 

Stil und Sprache sind immer wichtig. Sie dienen dazu, den Inhalt (siehe oben) möglichst effektiv zu transportieren. Aber Sprache ohne Inhalt ist nur eine leere Hülle.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Liebe Hanna,

die wirksamsten Ängste schürt man meiner Meinung nach, wenn es unbewusste Ängste sind. Auch im Roman. Ich will dir dafür zwei Beispiele nennen, fange aber zuerst mal mit einem Film an.
Kennst du „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ von Nicolas Roeg? (Don’t look now, mit Julie Christie und Donald Sutherland). Ich habe diesen Film vor langer Zeit ein einziges Mal gesehen, aber ich kann mich immer noch an etliche Szenen detailgetreu erinnern, weil, wie auch schon die Filmkritik damals sagte, dieser Film an menschliche Urängste rührt. Als der Filmvorführer sich dazu äußerte, meinte er, diesen Film würde er in seinem Leben nicht vergessen, und er würde es nicht ertragen, ihn mehrmals zu sehen.

Zitat aus einer Stern-Rezension:
„Dabei gelingt es Roeg, das Spiel mit menschlichen Ängsten, wie es du Maurier in vielen ihrer Geschichten betreibt, visuell beeindruckend umzusetzen. Die Angst in "Don't Look Now" korrespondiert dabei mit Bruchstücken von Erinnerung.
Für den Betrachter entsteht daraus eine schier nicht auszuhaltende Spannung zwischen der Hoffnung, Laura und John könnten der Gefahr entrinnen, und dem zum bitteren Ende sich entwickelnden Geschehen.“
Hier die ganze Kritik: http://www.filmzentrale.com/rezis/wenndiegondelntrauertragenub.htm

Das zweite Beispiel für – meiner Meinung nach – sehr gelungene Romane sind die der amerikanischen Schriftstellerin Ursula Curtiss. Es sind nach heutiger Sicht eher old-school-Krimis/Thriller aus den 1950er Jahren. Das Besondere an ihnen ist, und deswegen lese ich sie auch immer wieder, dass es Ursula Curtiss auf geniale Weise schafft, ein Klima der Angst zu kreieren, indem sie u.a. ganz einfach … Banalitäten schildert. Der Leser weiß nicht, ob die Banalität – jemand ruft an, ein anderer sagt eine Verabredung ab, ein Paket wird nicht ausgetragen, ein Marmeladenbrot fällt auf den Boden – irgendeinen tieferen Sinn hat (was natürlich sehr oft, aber nicht immer der Fall ist), oder ob dies Vorkommnisse in Gang setzt, die zu weitreichenden Konsequenzen führen und dem Leser einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagen. Gerade dieses lakonische Understatement, mit dem Curtiss schreibt, habe ich immer als besonders wirkungsvoll angesehen. Wirkungsvoller, ehrlich gesagt, als eine reale Gefahrensituation … wenn man weiß, eine Frau wird beobachtet oder verfolgt, kann man sich um sie ängstigen … aber wieviel wirkungsvoller kann Angst sein, wenn man nicht genau weiß, wovor man Angst haben muss? Wenn die Angst vielleicht völlig irreal und nur in der Phantasie vorhanden ist … oder eben vielleicht doch nicht?

Ich versuche immer noch, so zu schreiben und an solchen Beispielen zu lernen. Manchmal, selten gelingt es mir, aber nicht immer. :(
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen.

LG, Catherine

Bearbeitet von CatherineK

"Geh, hast du gesagt, du störst mich. Wenn man in die Seele derer blickt, die sich zwingen, getrennt von ihr zu leben, stört man immer." Robert Crottet: Negri, Tagebuch einer Katze

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Danke für all die Beiträge, die noch dazugekommen sind :).

 

Ich habe mir das mit dem "bewunderten Romananfang abschreiben" (war nicht ganz so formuliert, aber dazu hat es mich inspiriert) bei meinen drei Lieblings- und Vorbildautoren zu Herzen genommen und versucht, jeweils das, was auf der ersten Seite passiert, auf meine Prota zu übertragen und die Seite (bzw. die äquivalenten Ereignisse aus ihrem Leben) im Stil des jeweiligen Autors neu zu schreiben. Für alle, die jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Einstieg kämpfen: Das hat erstaunlich gut funktioniert. Am besten floss es bei meinem Versuch, Ingrid Noll am Anfang von "Die Häupter meiner Lieben" zu imitieren. Jetzt fließt es in eine etwas andere Richtung als zunächst geplant, aber ich spüre meine Protagonistin in jedem Satz, und es fühlt sich völlig anders an als die Texte, die ich bisher geschrieben habe. Also, nicht völlig anders, aber ich habe jetzt endlich die Erzählstimme gefunden, nach der ich gesucht habe und die zu diesem ganz andersgearteten Genre passt - oder mit der ich zumindest erst mal in die Geschichte reinfinde.

 

Jetzt hat mich das Thema "Stil und Buchanfang und Genre" allerdings gepackt, und ich werde gleich meine Mittagspause damit verbringen, andere Lieblingsbücher aus anderen Genres am Anfang zu vergleichen. Nicht nur das, was passiert, sondern vor allem, wie die Sprache es vermittelt und ob ich da Genretypisches finden kann. Manchmal bin ich eine furchtbare Analytikerin ^^.

 

Vermutlich lese ich mir in den kommenden Tagen alle Beiträge Schritt für Schritt wieder und wieder durch, um rauszufinden, ob ich noch mehr gute Ideen aus euren Anregungen ziehen kann. Es ist toll, wie zügig und kompetent einem hier geholfen wird. Danke!

 

P. S. Und es gibt, wie es aussieht, jede Menge neue inspirierende Bücher und Filme, die auf mich warten  :).

Bearbeitet von HannaT
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Liebe Hanna

 

Als Leserin kann ich dir Folgendes berichten: Mich packt ein Thriller immer dann am meisten, wenn ich einen kleinen Wissensvorsprung gegenüber den Protagonisten habe. Mir kommt da gleich der Vergleich mit der tickenden Zeitbombe in den Sinn, von der der Zuschauer/Leser weiss, dass sie sich unter dem Tisch befindet, die Protagonisten jedoch nicht, die diskutieren munter weiter. ;) Kann sein, dass dieser Vergleich sogar von Hitchcock stammt.

 

Grüsse

Margot

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