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Sylvia Kaml

Dialog oder Rückblick?

Empfohlene Beiträge

Hallo ihr Lieben,

ich hänge an einem Problem und bräuchte etwas brainstorming.
Einer meiner Nebenprotas hat ein für die Geschichte ausschlaggebendes Erlebnis in seiner Jugend gehabt. Im letzten Drittel soll dieses Erlebnis dann von der Protagonistin erfahren werden.
Ich hatte mich erst für einen Dialog zwischen den beiden entschieden, in dem er ihr von seiner Erfahrung berichtet. Aber es ist eine längere und -  wie gesagt - auch wichtige Szene.

Sollte man es einfach in einem Dialog belassen oder besser einen Rückblick oder Einzug schreiben, damit der Leser es miterleben kann?
Die Geschichte früher einbringen geht nicht, da der Plot dann Spannung verlieren würde. Es ist sozusagen eine Erklärung für vorheriges Verhalten.

 

Wie löst ihr so etwas?

 

 

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Hallo Sylvia,

 

eine sehr interessante Frage, die mich auch immer wieder umtreibt.

 

Einmal habe ich einen solchen Rückblick im Dialog aufgelöst. In einem anderen Fall habe ich den Rückblick im Präsens geschrieben (der Roman war sonst im Imperfekt) und darin nach einem narrativen Einstieg später ins Szenische gewechselt. Bei anderen AutorInnen habe ich schon gesehen, dass auch ein ziemlich langer Rückblick aus Sicht einer Nebenfigur szenisch wiedergegeben wurde. Fand ich sehr spannend. 

 

Liebe Grüße

Inez

Rebel Sisters 1: Die Pilotin (Lübbe, Juli 2024)

www.inez-corbi.de

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Ich persönlich bin kein Freund von langen Rückblicken. Der Leser verliert leicht den Kontakt zur gegenwärtigen Szene. Noch dazu, wenn es sich um eine Nebenfigur handelt. Ich würde es im Dialog bringen. Gute Dialoge können sehr spannend sein, vielleicht wenn der eine dem anderen etwas aus der Nase ziehen muss. Oder es geschieht im Streit. Es erlaubt auch, dass der Leser für den, der erzählt, Mitgefühl entwickelt, wenn es ein für ihn ein traumatisches Erlebnis war. Kommt darauf, wie authentisch man den Dialog macht.

 

Man kann auch beides verwenden: Dialoge mit eingeschobenen Rückblickfetzen (jeder nur ein paar Zeilen lang). Aber mir wäre es wichtig, in der Szene zu bleiben und nicht den Fluss der Geschichte zu unterbrechen. :)

 

Ich habe eine ähnliche Stelle in einem Roman, auch eine Nebenfigur, ein kleiner Junge, der missbraucht wurde. Die Sache wird praktisch in zwei Sätzen vermittelt. Er sagt, er müsse seinem Herrn dienen, seine Kleider ausbürsten, etc. Und machmal müsse er Dinge tun, die ihm nicht gefielen. Und bei diesen Worten läuft ihm eine Träne über die Wangen. Man begreift sofort. Und man möchte den Kleinen am liebsten gleich in die Arme schließen.

Bearbeitet von Ulf Schiewe

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich sehe es wie Ulf. Rückblicke nutze ich nur im Notfall, weil sie den aktuellen Plot-String verlangsamen, es sei denn, sie tragen etwas zur aktuellen Handlung bei (fällt mir kein Beispiel ein). Das muss nicht für alle Genres gelten, sondern mMn für die eher handlungsgetriebenen Genre.

 

Aber auch hier ist es wie so oft, abhängig von Buch, Szene und deinem Stil. Schwer eine allgemeingültige Aussage zu treffen ...

 

Nachtrag: Ein (für mich) schlechtes Beispiel für Ruckblenden (oder in dem Fall eher eine Vorblende) ist die Serie "How to get away with murder", wo zwischen dem aktuellen Fall und dem Mord in der Zukunft immer hin- und hergesprungen wird.

Der Erfolg der Serie zeigt aber, dass es wohl nur mir so geht.

Bearbeitet von AlexanderH
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Sebastian Niedlich

In "Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens" habe ich eine längere Szene drin, in der Thanatos (also der Tod) von seinem früheren Leben erzählt. Ein kompletter Rückblick hätte da ohnehin nicht gepasst, weil das die bisherige Erzählperspektive völlig durcheinander geworfen hätte. Keine Ahnung, wie das bei Deinem Buch ist, aber ich würde das wahrscheinlich wieder so machen, auch wenn ich der Meinung war und bin, dass ich mich vermutlich hätte kürzer fassen oder es irgendwie insgesamt eleganter hätte lösen können.

 

Mit anderen Worten: Wenn es irgend geht, würde ich versuchen das eleganter, vielleicht über mehrere Szenen verstreut, einfließen zu lassen. Und wenn Du bis dahin keine Rückblicke genutzt hast, würde ich damit auch nicht für nur diese eine Szene anfangen.

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Interessante Frage. Für mich hängt diese allerdings auch von der Gesamtkomposition deiner Geschichte ab. Aus welcher Perspektive schreibst du die Geschichte? Wer ist der Erzähler? Je nach Komposition könnte eine Rückblende, die zudem eine Nebenfigur betrifft, zu sehr aus dem Rahmen fallen und stören. Gegen eine Dialogszene spricht ja generell nichts, gut gemachte Dialogsequenzen können sehr spannend sein und Erlebnisse, Gefühle für den Leser erlebbar machen (insbesondere wenn ein bisschen um die Enthüllung gerungen wird), man kann die wichtigen Infos aber auch auf andere Art und Weise einstreuen. Manchmal ist es auch reizvoll und hat starke Wirkung auf den Leser, wenn hochdramatische Erlebnisse kurz und knapp erzählt werden. Wie immer gibt viele Möglichkeiten, die allerdings zum Gesamtkunstwerk passen müssen :-).

 

LG, Bettina

" Winterschwestern" (AT)
Figuren- und Storypsychologie

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Danke für dei schnellen und guten Antworten!
Ich bin selbst kein Freund von Rückblicken, aber dachte, so etwas vielleicht während des Gespräches einfließen zu lassen (er fühlt sich in die Zeit zurückversetzt, durchlebt es noch einmal in seiner Erinnerung während des Berichtens).
Die Erzählung ist auktorial, begleitet aber primär das Leben der Protagonistin. Besagter Neben-Prota erscheint erst nach und nach in der Geschichte. Er verhält sich stellenweise anders, als man erwarten würde.
Es ist auch kein reines Erlebnis, das ihm widerfahren ist (wie Missbrauch), sondern er selbst hatte Gesetze (die er jetzt hart durchsetzt) missachtet und dadurch einen folgenschweren Fehler begangen. Durch Liebe, Rache und Eifersucht, also einiges an Melodramatik und Gefühlsschwankungen.
Ich überlege nun, ob es wirklich gut genug vermittelbar ist, wenn man es aus seiner Sicht erzählen lässt. Oder ob da nicht mehr "Bilder" hinein müssen.

 

Ich werde wohl zwei Versionen machen müssen und schauen, welche besser ist.

Aber eure Überlegungen helfen sehr, es ist immer spannend zu hören, wie solche Dinge von anderen gelöst werden und welche Möglichkeiten es gibt :)

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Wenn sehr viel Information und/oder Atmosphäre transportiert werden soll, finde ich Dialoge zu langatmig. Außerdem wird dann zwangsläufig in Ich-Perspektive erzählt, das muss man mögen. Ein weiterer Nachteil ist für mich, dass der Leser das Geschehen nicht unmittelbar miterlebt, sondern durch die erzählende Figur erfährt, die das Ganze in der Rückschau zwangsläufig einordnet und bewertet.

 

Wenn es nur um die Tatsache geht, dass etwas Bestimmtes vorgefallen ist, finde ich auch einen Dialog ausreichend. 

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Du könnest es abgestuft lösen - wenn es etwas Schwerwiegendes ist, wird er sich sowieso nicht gleich komplett öffnen und alles erzählen.

Ein Aufbau wäre: in Gedanken - er hat Erinnerungsfetzen, erst verdrängt er sie vielleicht, nach und nach werden sie ihm immer bewusster, dann Andeutungen, dann ein Gespräch.

 

Die Fetzen kannst du zB. als Gedanken einfügen.

 

Auch diese können Spannung aufbauen, wenn du nur andeutest.

Bearbeitet von Anni Bürkl

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Ich schließe mich auch Ulfs Meinung an. Ein Dialog, wenn er gut geschrieben ist, kann sehr lebendig sein und gute Einblicke in die Gedankenwelt der Figur liefern. Lange Rückblenden würde ich persönlich auch eher vermeiden. Wenn Deine ursprüngliche Idee ein Dialog war, würde ich auch dabei bleiben.

 

Liebe Grüße

Gundula

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Beides kann spannend gemacht werden, das ist nicht das Problem. Die Frage ist für mich eher die Erzählabsicht.

Wie soll der Leser die Szene erleben - unmittelbar und voller Sinneseindrücke - dann wäre es eher die Rückblende.

Soll durch die Preisgabe dieser Informationen die Nebenfigur charakterisiert werden, evtl. vielleicht sogar das Verhältnis zwischen der Nebenfigur und dem Dialogpartner - dann im Dialog.

 

Weil hier die Frage der Länge aufkam - beides würde ich möglichst knapp fassen, um die vorwärtsgerichtete Handlung nicht aus den Augen zu verlieren.

 

LG Ulrike

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Die Idee mit den zwei Versionen ist nicht schlecht, aber um dir Arbeit zu ersparen, würde ich erstmal versuchen, den schon vorhandenen Dialog soweit es geht zu kürzen. Oft stellt man fest, dass ein Dialog interessanter wird, wenn er dem Leser mehr Ergänzung durch die eigene Fantasie abverlangt. "Fehler aus der Vergangenheit" erzählt eine Figur ja auch nie gerne ausführlich, sondern es ist eher so, dass sie aus einer Kombination von Informationen ans Licht kommen (Andeutungen, ungewöhnliche Reaktionen, der Dialogpartner entlockt der Figur eine Information). Sonst wirkt es auch schnell so, als würde der Autor dem Leser was erzählen wollen. Der Leser muss sich was zusammenreimen und dabei entstehen die Bilder im Kopf von selbst.

 

LG, Andrea

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Soll durch die Preisgabe dieser Informationen die Nebenfigur charakterisiert werden, evtl. vielleicht sogar das Verhältnis zwischen der Nebenfigur und dem Dialogpartner - dann im Dialog.

 

Ein interessanter Aspekt, den ich bisher nicht beachtet hatte. Ja, es geht tatsächlich nicht nur um eine Erklärung für den Leser, sondern dieser Punkt ändert auch die Beziehung der beiden Figuren zueinander.

Hier sollte dann wohl doch der Dialog bleiben.

 

Kürzen ist (leider) immer gut ;)

 

Lieben Dank.

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Egal welche Methode du wählst, ich würde darauf achten, dass es sehr komprimiert wird. Ich mag es überhaupt nicht, wenn an einem späten Punkt im Buch plötzlich lange Passagen eingeschoben werden müssen, die die Geschichte bis dahin erklären. M.E. reichen ein paar Sätze, wenn der Plot gut ist, und die Geschichte trägt. Das Erlebnis, dass dein Prota hatte, kannst du M.E. in einem Absatz einbringen egal, was es war. :)

 

LG

Martin 

_________________________________________________

www.martinconrath.de

Jede Art des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige (Voltaire)

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Ich versuche auch Rückblicke zu vermeiden und versuche möglichst alle Informationen dem Leser "by the way" mitzugeben. Sodass er bestenfalls gar nicht merkt, dass er  Erklärungen nachgereicht bekommt für bereits früher passierte Vorfälle. Manchmal lasse ich die Figuren auch Briefe/Tagebucheinträge schreiben. Damit kann man so ein Zwischending zwischen Dialog und Rückblick hinkriegen. Allerdings ist auch hier die Gefahr groß, dass der Brief zu langatmig wird.

 

Mir hilft es sehr, Dialoge laut zu lesen. Dann fällt auch das Kürzen meist viel leichter. 

 

Viele Grüße,

Juliane

"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen."

Erich Kästner Vorträge und Lesungen einstudieren  und  Autorenseite Juliane Breinl

Mein YouTube Kanal

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Ich bin auch kein Fan von Rückblenden. Allerdings würde ein Dialog, in dem die Nebenfigur alles erzählt, auch eine Rückblende sein und zwar eine sehr distanzierte. Von daher würde ich die Rückblende, vielleicht gemixt mit Dialog bevorzugen.

 

Also erst Dialog, wo jemand der Nebenfigur die Würmer aus der Nase zieht. Dann eine Art Überleitung:

 

"Also gut, das war so ..."

Er hatte des Nachts Waren über die Stadtmauer hereingeholt und die Wache erschien und er zog sein Schwert und

 

Da auktorial erzählt wird, könnte das gut funktionieren. Ich würde mich aber auf jeden Fall auf das Wesentliche beschränken.

 

Oder eben, was hier schon vorgeschlagen wurde: Häppchenweise über mehrere Kapitel verstreut.

 

Herzliche Grüße, Hans Peter

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Hallo zusammen,

 

ich habe kein Problem mit Rückblenden und halte sie für ein wundervolles Mittel einer Geschichte einen Dreh zu geben. Denn eine Rückblende kann auf eine Situation ein neues Licht werfen oder eine neue Perspektive eröffnen.

Leider werden Rückblenden immer wieder erklärend eingesetzt, d.h. sie sollen nur das Verhalten einer Figur erklären oder ein "Deus-ex-Maschina" erklären, bzw. einen Kick am Anfang setzen. Dann halte ich sie für überflüssig. Denn hier kann man viel geschickter mit einem Dialog agieren, wie die anderen es bereits beschrieben haben, oder eine Figur setzt aus Andeutung selber eine Idee zusammen und spricht die Nebenfigur daraufhin an. Statt dem Kick am Anfang hilft meistens zu überlegen, ob man den Roman wirklich im richtigen Augenblick beginnt.

Rückblenden reißen aus dem aktuellen Plot raus und nehmen Tempo raus- sie sind also für das letzte Drittel des Romans nicht so geeignet.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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ich habe kein Problem mit Rückblenden und halte sie für ein wundervolles Mittel einer Geschichte einen Dreh zu geben. Denn eine Rückblende kann auf eine Situation ein neues Licht werfen oder eine neue Perspektive eröffnen.

 

 

Das ist absolut richtig. Ich verwende kurze Rückblenden bei meinen Ich-Erzählern als seine persönliche Bewertung von zurückliegenden Ereignissen. Darin ist Information enthalten aber auch die persönliche Sichtweise des Erzählers oder welche Bedeutung das eine oder andere für ihn hatte. Auf jeden Fall kein Indo-Dump.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich lese gerade ganz interessiert mit, da ich aktuell an einem Psychothriller arbeite, wo die Enthüllung zweier vergangene Episoden absolut zentral für das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Protagonistin und Antagonistin ist. Ich bin noch weit entfernt von der Enthüllung der zwei Schlüsselereignisse, aber die Unsicherheit, wie ich dieses Problem lösen werde, wenn ich die Passagen erreiche, wächst Tag für Tag, gerade, weil in der ersten Rückblende eine weitere falsche Fährte eingebaut werden soll, die mit der letzten Enthüllung eine ganz andere Bedeutung erhalten wird. 

 

Thomas R., du schreibst:

"eine Rückblende kann auf eine Situation ein neues Licht werfen oder eine neue Perspektive eröffnen.

Leider werden Rückblenden immer wieder erklärend eingesetzt, d.h. sie sollen nur das Verhalten einer Figur erklären"

 

Ich habe für mich noch Schwierigkeiten damit, den Unterschied hier zu greifen. Wenn eine Rückblende das Verhalten einer Figur erklärt, heißt das doch, dass es aus Lesersicht vorher unklar war - und damit wird ja ein neues Licht auf Situationen geworfen und eine neue Perspektive eröffnet. Wann ist es also richtig, und wann nur "erklärend"?

Bearbeitet von HannaT
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Thomas R., du schreibst:

"eine Rückblende kann auf eine Situation ein neues Licht werfen oder eine neue Perspektive eröffnen.

Leider werden Rückblenden immer wieder erklärend eingesetzt, d.h. sie sollen nur das Verhalten einer Figur erklären"

 

Ich habe für mich noch Schwierigkeiten damit, den Unterschied hier zu greifen. Wenn eine Rückblende das Verhalten einer Figur erklärt, heißt das doch, dass es aus Lesersicht vorher unklar war - und damit wird ja ein neues Licht auf Situationen geworfen und eine neue Perspektive eröffnet. Wann ist es also richtig, und wann nur "erklärend"?

Erklärend ist eine Rückblende, wenn der Autor dem Leser etwas erklärt. Eine Art Lexikontext quasi. Das wirft zwar auch ein neues Licht auf die Situation, aber der Leser merkt, dass er gegängelt wird - und obendrein sind Lexikonartikel selten spannend

 

Eine Rückblende die etwas erzählt, das den Leser bei der Stange hält, erklärt nichts. Aber der Leser kann aus der Handlung schlußfolgern: Aha, deshalb ist Voldemort so böse und wütend auf Harry Potter, weil dessen Vater damals ...

 

Das heißt, dass nicht der Autor erklärt, sondern er dem Leser etwas erzählt, aus der der Leser seine Rückschlüsse zieht.  Unterschiedliche Leser können unter Umständen unterschiedliche Rückschlüsse ziehen, der Autor gängelt den Leser nicht und müllt ihn nicht mit Informationen zu. Die Erklärung findet also nicht im Kopf des Autors statt, sondern im Kopf des Lesers.

 

Herzliche Grüße; Hans Peter

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Thomas R., du schreibst:

"eine Rückblende kann auf eine Situation ein neues Licht werfen oder eine neue Perspektive eröffnen.

Leider werden Rückblenden immer wieder erklärend eingesetzt, d.h. sie sollen nur das Verhalten einer Figur erklären"

 

Ich habe für mich noch Schwierigkeiten damit, den Unterschied hier zu greifen. Wenn eine Rückblende das Verhalten einer Figur erklärt, heißt das doch, dass es aus Lesersicht vorher unklar war - und damit wird ja ein neues Licht auf Situationen geworfen und eine neue Perspektive eröffnet. Wann ist es also richtig, und wann nur "erklärend"?

Erklärend ist eine Rückblende, wenn der Autor dem Leser etwas erklärt. Eine Art Lexikontext quasi. Das wirft zwar auch ein neues Licht auf die Situation, aber der Leser merkt, dass er gegängelt wird - und obendrein sind Lexikonartikel selten spannend

 

Eine Rückblende die etwas erzählt, das den Leser bei der Stange hält, erklärt nichts. Aber der Leser kann aus der Handlung schlußfolgern: Aha, deshalb ist Voldemort so böse und wütend auf Harry Potter, weil dessen Vater damals ...

 

Das heißt, dass nicht der Autor erklärt, sondern er dem Leser etwas erzählt, aus der der Leser seine Rückschlüsse zieht.  Unterschiedliche Leser können unter Umständen unterschiedliche Rückschlüsse ziehen, der Autor gängelt den Leser nicht und müllt ihn nicht mit Informationen zu. Die Erklärung findet also nicht im Kopf des Autors statt, sondern im Kopf des Lesers.

 

Herzliche Grüße; Hans Peter

 

Danke, das bringt mich weiter :).

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