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Andreas

Druckkostenzuschuss-Unternehmen haben viele Gesichter

Empfohlene Beiträge

Vor einiger Zeit habe ich im Rahmen einer Tagung des Fairlag Aktionsbündnisses in Basel eine einführende Rede als Bestandsaufnahme des Bündnisses und unserer Situation gehalten:
 
Der Streisand-Effekt: Damit wird das Phänomen bezeichnet, wenn der Versuch, unliebsame Informationen zu unterdrücken, das Gegenteil, nämlich noch größere Aufmerksamkeit, bewirkt.

 

Ohne Frage hat die Prozesswut der Druckkostenzuschussverlage genau dies ausgelöst:

  • Die Gründung des Fairlag Aktionsbündnisses.
  • Eine informative Liste von Unternehmen, die von Autoren eine finanzielle Beteiligung verlangen, ist seit vier Jahren online – eine Ewigkeit nach Maßstäben des Internets. Trotz mehrerer Versuche konnte sie rechtlich nicht erfolgreich beanstandet werden, sie wurde über 40.000 Mal aufgerufen und an zahlreichen Orten im Netz verlinkt. (hier)
  • Und eine regelmäßige öffentliche Debatte, wie etwa jetzt bei Fairer Buchmarkt.

Die betrügerischen Unternehmen, von denen wir gehört haben, bilden das eine, das extreme Ende des Spektrums. Zwischen den Selbstzahler“verlagen“ (oder besser: Dienstleistungsunternehmen) und den klassischen Verlagen bildet sich jedoch seit einigen Jahren ein besorgniserregender, immer größer werdender Graubereich. Dabei geht es nicht immer um finanzielle Beteiligung. Viele Klein- und Kleinst-Verlage zeigen ebenso überraschende Kreativität in der Neudefinition der Verlagsleistungen und der Erwartungen an den Autor.

Sehen wir uns daher noch einmal an, wie das klassische Verlagsmodell aussieht:

Als Erstes verfasst der Autor sein Manuskript und übersendet es dem Verlag. Ob zu diesem Zeitpunkt bereits ein Verlagsvertrag besteht oder ob durch die Annahme des Manuskriptes erst ein Vertrag ausgehandelt wird, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.
Der Verlag wird das Manuskript nun lektorieren. Hierbei durchläuft der Text eine Politur. Im Lektorat wird nicht nur ein orthografisches Korrektorat vorgenommen. Es werden auch sprachliche Probleme aufzeigt, Unstimmigkeiten in der Motivation der Figuren, Schwächen in der Dramaturgie, Löcher in der inneren Logik, und dergleichen mehr. Gegebenenfalls wird auch ein Redakteur hinzugezogen, der inhaltliche Details (zum Beispiel technische, wissenschaftliche oder historische) überprüft.
Das Lektorat überlässt dem Autor alle Anmerkungen, Korrekturen und Verbesserungsvorschläge. Der Autor ist nicht verpflichtet, diese anzunehmen, wird das aber in den meisten Fällen als hilfreiche Unterstützung anerkennen.
Nach der Überarbeitung durch den Autor kommt das Manuskript in die Produktion, wo der Satz erstellt wird. Dieser Satz wird, früher als Druckfahne, heute als Ausdruck auf einzelnen Blättern, nochmals korrekturgelesen.
Das Buch wird mit einem speziell formulierten Klappentext versehen und mit einem eigens entworfenen Cover. Das Buch enthält eine ISBN-Nummer, es wird mittels Programmvorschauen und durch die Verlagsvertreter dem Buchhandel angepriesen. Dann wird das Buch gedruckt und an den Buchhandel geliefert. Der Autor erhält seine Belegexemplare, sowie einmal im Jahr eine Abrechnung der verkauften Exemplare und gegebenenfalls eine Ausschüttung seiner Tantiemen, soweit sie nicht einem etwaigen Vorschuss gegengerechnet werden.

Dies ist der übliche und minimale Ablauf, der die regulären Aufgaben des Verlages umfasst.

So arbeiten alle seriösen Verlage. Je nach Größe und je nach Programmplatz offerieren sie auch weitere Leistungen: Produktion von Werbemitteln wie Aufstellern, Lesezeichen oder Postern, das Anbieten des Autors für Lesungen, die Organisation von Lesereisen, das Versenden von Leseproben und Andrucken für die Presse, Blogs und Diskussionsforen, die Organisation von Interviews, den Weiterverkauf der Auslandslizenzen und anderer Nebenrechte und vieles mehr.

Zu beachten bei dieser Aufzählung ist: Die Arbeit des Autors ist nach der Fertigstellung und der folgenden Überarbeitung des Manuskriptes getan. Er ist für keine der anderen Aufgaben verantwortlich, ebenso wenig haben diese einen Einfluss auf seine Tantiemen, und noch weniger zahlt er irgendetwas für diese Leistungen. Sie sind das, was einen Verlag ausmacht.

Die erste goldene, notwendige Regel lautet: „Geld fließt nur vom Verlag zum Autor, niemals anders herum.“

In dem von mir betreuten Autorenforum Montségur liste ich Unternehmen auf – wir nennen sie bewusst nicht Verlage – die vom obigen, klassischen Verlagsprinzip abweichen. Dabei handelt es sich nicht notwendigerweise um Betrüger. Dies im Einzelfall zu definieren und zu belegen liegt außerhalb meiner Kompetenz. Aber es sind Unternehmen, die auf die eine oder andere Weise den Autor an ihrem Geschäftsrisiko beteiligen. Sie verlangen finanzielle Co-Finanzierung oder treten einige der Aufgaben an den Autor ab, die eigentlich der Verlag zu übernehmen – und zu zahlen – hätte.

Die noch vor wenigen Jahren übliche Argumentation eines notwendigen „Druckkostenzuschusses“ hört man kaum noch, nachdem die großen, effektiv betrügerischen Druckkostenzuschussverlage den Bogen überspannt hatten. Es ging nicht selten um vier- bis fünf-stellige Eurosummen, die zum Teil von den Autoren verlangt wurden, und auf diesen Betrug fallen glücklicherweise immer weniger Menschen herein. Dennoch ist das Prinzip des Zuschusses – zumeist in Bereich einiger hundert Euro – noch immer weit verbreitet. Einige der Firmen gehen damit ganz offen um und erklären, dass sie damit irgendeine Art von Leistung abdecken. Die jeweilige Detailargumentation dafür ist unterschiedlich, aber der Effekt ist der einer Art Servicepauschale. Manchmal wird angeboten, man würde man diese Pauschale erstattet bekommen, sobald das Buch den entsprechenden Betrag erwirtschaftet habe.
Doch egal, wie man es dreht und wendet: Hier zahlt der Autor. Und ob er das Geld jemals wieder sieht, ist ungewiss. Die Firma beteiligt ihn an ihrem Geschäftsrisiko.

Die zweite goldene Regel lautet: „Die Aufgabe des Autors ist es, das Buch zu schreiben.“ Nicht, es zu lektorieren, nicht, es zu setzen, es zu drucken, es anzupreisen, es zu verkaufen, er zu lagern, oder es zu verschicken.

Wer nicht so dreist ist, Geld vom Autor zu verlangen, der spart einfach Leistungen ein. In einigen der Verträgen, die wir zu sehen bekommen, weisen die Unternehmen darauf hin, dass sie kein Lektorat anböten. Dass sie aber – aus Qualitätsgründen – keine unlektorierten Texte annähmen. Was macht also der veröffentlichungsgierige Autor, der im Antwortschreiben gerade in den Himmel gelobt wurde? Er zahlt selbst für ein Lektorat. Und schon hat der Verlag etwas gespart.
In einem Fall wurde sogleich ein unverbindliches Angebot eines externen Lektoratsdienstes mitgeschickt. Das klingt wie eine nette Aufmerksamkeit. Bis auf die Tatsache, dass dieser Lektoratsdienst, wie sich herausstellte, dem gleichen Inhaber (wie der Verlag) gehört.

In anderen Firmen weist man darauf hin, dass man nur dann die Produktion des Werkes in Betracht ziehen würde, wenn der Autor sich auf eine „Mindestabnahmemenge“ festlegt. Statt also – wie es üblich ist – zehn, zwanzig oder dreißig Belegexemplare kostenfrei zu bekommen (bei Anthologiewerken zwei bis fünf), soll man hier zum „Autorenpreis“ eine gewisse Anzahl, oft fünfzig, hundert oder zweihundert Exemplare selbst bestellen und natürlich bezahlen.
Wenn sich das für Sie verdächtig nach dem Angebot eines Printshops anhört, dann liegen Sie nicht weit daneben.

Andere Unternehmen haben das Prinzip der Mindestabnahme inzwischen mit einer sozialen Komponente variiert. Wir alle haben doch Facebook. Und hunderte von „Friends“. Also muss ich als Autor meine Mindestabnahme nicht mehr selbst zahlen. Es reicht, wenn ich eine Liste von fünfzig oder hundert Vorbestellungen meiner Verwandten und meiner „Friends“ besorge. Gelingt mir das, erklärt sich die Firma bereit, mein Buch zu drucken. Damit ist ihr dann nicht nur das finanzielle Risiko abgenommen, sondern gleich auch noch die Werbung! Wie praktisch. Aber nicht für den Autor, die Autorin.
In jedem dieser Fälle geht es darum, dem klassischen Verlagsmodell auszuweichen, dem Unternehmen Risiko, Kosten und Arbeit zu ersparen.

Wir Autoren, wir, die wir Literaturwebsites und Diskussionsforen betreiben, wir, die Autorenverbände, wir vom Fairlagbündnis, wir alle haben schon viel Aufklärung betrieben und Staub aufgewirbelt. Durch den Erfolg unserer Aufklärung sehen sich diese Unternehmen gezwungen, sich der Aufklärung anzupassen. Da verwundert es also nicht, wenn Zuschüsse jeglicher Art immer seltener explizit gemacht werden. Auch werden Leistungen ausdrücklich und als „kostenfrei“ beworben, wie Lektorat, Satz, ISBN-Nummer oder Cover-Gestaltung – die aber natürlich vollkommen selbstverständlich sein müssten!
Im Gegenzug wird eine Art Vorschuss einbehalten, der zur Finanzierung genau dieser Dinge gedacht ist. In der Folge enthält der Vertrag dann eine Klausel, die erklärt, dass der Autor erst dann Tantiemen bekäme, wenn eine verkaufte Auflage von X überschritten würde. Bis dahin verbleiben sämtliche Umsätze beim Verlag. Raten Sie, wie häufig es Kleinverlage schaffen, die entsprechenden Verkaufsgrenzen zu überschreiten.
Man könnte also sagen: Ja, hier fließt kein Geld vom Autor zum Verlag.
Es fließt schlicht gar nichts mehr.

Was können wir tun, was müssen wir tun, wenn wir nicht zum Opfer werden wollen? Was müssen wir tun, um auch in Zukunft für das Schreiben fair bezahlt zu werden?

Ja, wir möchten unsere Position sichern. Wir müssen es. Aber das darf nicht bedeuten, konservativ zu sein. Denn die Zukunft erfindet sich jeden Tag neu, heute schneller, als noch vor einigen Jahrzehnten.

Und daher müssen wir Teil davon sein, sie zu gestalten.

 
Hier ist der Text auf der Seite von Fairer Buchmarkt zu finden: http://www.fairerbuchmarkt.de/fairlag_initiative.html
 
Lieben Gruss,
 
Andreas

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Hallo Andreas,

 

ich finde es absolut wichtig, immer wieder auf den Zusammenhang hinzuweisen, allerdings sehe ich ein Problem bei der zweiten Regel:

 

"Die zweite goldene Regel lautet: „Die Aufgabe des Autors ist es, das Buch zu schreiben.“ Nicht, es zu lektorieren, nicht, es zu setzen, es zu drucken, es anzupreisen, es zu verkaufen, er zu lagern, oder es zu verschicken."

 

Die Punkte "anzupreisen" und "verschicken" werden gerade bei kleineren Verlagen auch als Aufgabe der Autoren angesehen, dass in den sozialen Medien des Autors Werbung gemacht wird. Auch ist das Verschicken der Rezensionsexemplare nicht immer durch den Verlag gewährleistet.

Über Lektorat, Satz, Druck, Verkauf, Lagerung muss man nicht diskutieren, denke ich. Aber was, wenn es bei der Werbung und der Rezensionsexemplarverschickung hängt? Wenn der Verlag keine Leserunde (ist ja auch eine Werbeaktion) unterstützt?

 

LG

Heike

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Genau das ist das Problem. Es gibt Verlage da draussen, die nicht in der Lage oder nicht willens sind, die Aufgaben zu übernehmen, die ihre ureigene Aufgabe sind. Dass jeder Autor im eigenen Interesse sein Buch bekannt macht über seine eigenen Kanäle, zum Beispiel über seine Autorenhomepage oder Facebook, steht sicher ausser Frage, aber es darf nicht dazu führen, dass der Verlag dies vom Autor erwartet und die Verantwortung für Marketing und Vertrieb dem Autor überträgt. Und selbstverständlich gehört das Verschicken von Rezensionsexemplaren ganz genauso zur Aufgabe des Verlages. Wenn er sich nicht um das Marketing kümmert, entweder gar nicht oder nur auf Nachfrage, dann stellt sich für mich die Frage, welches Interesse er überhaupt hat, mit meinem Buch Geld zu verdienen. Ein Verlag ist ein Vertriebspartner, der Vertriebspartner. Wenn er seine Aufgaben nicht wahrnimmt, kommt er als empfehlenswerter Verlag nicht in Frage. So einfach ist das.

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Danke für den Post!

 

Ich habe schon öfter gehört, dass Autoren eine Mindestabnahme nehmen mussten. Als ich erwähnt hatte, dass dies ja eine Art DKZV sei, würde ich selbst vom Autor sehr böse attackiert. Gut, jedem, wie er es mag, aber man sollte Neuautoren schon warnen, dass so etwas eben nicht Gang und Gebe ist.

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"...Dass jeder Autor im eigenen Interesse sein Buch bekannt macht über seine eigenen Kanäle, zum Beispiel über seine Autorenhomepage oder Facebook, steht sicher ausser Frage ..." aber wenn ich da lese, was manche Autoren dort so Tag für Tag fabrizieren - das turnt mich eher ab und da wird mir schlecht. Seelenbeschau in aller Öffentlichkeit - nee danke! Und jeden Tag ein neues Selfie eines Autoren mit seinem Werk dort zu finden finde ich auch eher kontraproduktiv. Ich denke zur Zeit eher darüber nach, mich dort zurückzuziehen, zumal es viel zu viel Zeit kostet. Da geh ich lieber spazieren!

Jedenfalls bleibt die Tatsache, dass es im Leben nicht darum geht, Menschen richtig zu verstehen. Leben heißt, die anderen misszuverstehen ... Daran merken wir, dass wir am Leben sind: wir irren uns. (Philip Roth)

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Hallo Andreas,

 

Danke für deine ausführliche Beschreibung, die gerade uns Neulingen enorm hilft! Hatte vor meiner Vertragsverhandlung, die ja heuer meine erste war, von einigen mir bekannten Sachbuch-AutorInnen, die mir gut zuredeten über die "Notwendigkeiten" und "typischen Gepflogenheiten" von Zuschussverlagen gehört: das sei alles normal und wirtschaftlich verständlich. Die eine musste das Lektorat selbst organisieren (und zahlen), der andere musste mindestens 500 Stück abnehmen und der dritte zahlte einen Vorschuss, den er aber durch höhere Tantiemen reinbekäme. Ich war völlig verunsichert und unsagbar dankbar, dass bei meinem Verlag all das dann kein Thema war. Wüsste nicht, wie ich sonst reagiert hätte - verunsichert und komischem Gefühl im Bauch auf jeden Fall...

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Das Perfide ist, dass Autoren, die Geld auf diese Weise ausgegeben haben, sich natürlich häufig selbst einreden, dass es eine sinnvolle und richtige Entscheidung war, sonst müssten sie sich selbst in Frage stellen. Und deswegen geben sie auch solche Empfehlungen weiter.

Ich habe von psychologischen Untersuchungen gelesen, die bestätigen, dass die Mehrheit der Menschen Dinge, für die sie viel Geld ausgegeben haben, weniger kritisch beurteilen, als Produkte oder Dienstleistungen, die billig waren. Das ist eine Form der Selbst-Rechtfertigung.

 

Lieben Gruss,

 

Andreas

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Eben bei Wer wird Millionär: Der Kandidat will sein Buch verlegen, wenn er die Mio gewinnt. 

 

Jauch: "Heutzutage ist es ja so, dass man Geld mitbringen muss, weil die Verlage sich nicht zu investieren trauen."

 

Bravo, gut gemacht, Herr Jauch. Da werden sich einige Zuschussverlage gefreut haben.

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Eben bei Wer wird Millionär: Der Kandidat will sein Buch verlegen, wenn er die Mio gewinnt. 

 

Jauch: "Heutzutage ist es ja so, dass man Geld mitbringen muss, weil die Verlage sich nicht zu investieren trauen."

 

Bravo, gut gemacht, Herr Jauch. Da werden sich einige Zuschussverlage gefreut haben.

 

Hab ich auch gerade gesehen und erst mal geschluckt.

Vielleicht war es eher als satirische Kritik an den Verlagen gemeint, im Sinne von "Die Autoren verdienen selbst bei den normalen Verlagen so wenig, dass sie ihr Geld noch mitbringen müssen."

Und irgendwie stimmt es ja auch: Wenn man mal überlegt, wie viele Monats- oder Jahresgehälter man selbst mit einbringt - und wie wenig man am Ende rausbekommt ...

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Apropos: Das schärfte "Argument", das ich mal von irgendeinem DKZ-Verlag irgendwo gelesen hab, ging sinngemäß etwa so:

 

 

Merkwürdig, wenn ein Autor sich an den Kosten nicht beteiligen will. Wenn er nicht mal selbst an sein Buch glaubt - wieso sollte ein Verlag es dann tun?

Bearbeitet von AndreasS
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Vielleicht war es eher als satirische Kritik an den Verlagen gemeint, im Sinne von "Die Autoren verdienen selbst bei den normalen Verlagen so wenig, dass sie ihr Geld noch mitbringen müssen."

 

 

Und irgendwie stimmt es ja auch: Wenn man mal überlegt, wie viele Monats- oder Jahresgehälter man selbst mit einbringt - und wie wenig man am Ende rausbekommt ...

 

Falls das Satire war, war sie gut versteckt.

 

Und nein, die Rechnung stimmt nicht. Sonst gäb es ja keine hauptberuflichen Autoren.

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Jauch: "Heutzutage ist es ja so, dass man Geld mitbringen muss, weil die Verlage sich nicht zu investieren trauen."

Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber ich glaube nicht, dass eine Satire dahinter steckt. Schließlich wollte dieser Kandidat ja seine Million dazu verwenden, sein Buch zu publizieren. Ich habe so oft von intelligenten, gebildeten Leuten die Frage gestellt bekommen, ob und wieviel ich für mein Buch bezahlt hätte, dass ich denke, diese Meinung ist noch immer weit verbreitet.

 

Zur Stellung der Verlage und der Autoren habe ich gerade noch ein Interview mit Imre Török gesehen, das er anlässlich der Frankfurter Buchmesse 2015 dem Deutschlandradio gab. Da spricht er vom Idealfall, dass ein Verlag auch zahlt und von den finanziellen Nöten der allermeisten Autoren. Während das Durchgeschnittsgehalt monatlich 1000,-Euro betragen soll, setzten sich die Bestsellerautoren

5-6 Tage die Woche hin und schrieben ihre Bestsellerromane. Davon könnten sie dann ein bis eineinhalb Jahre leben, dann müssten sie einen neuen Roman schreiben.

 

 

 

Aber irgendwie fehlt da was bei dem Interview.

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Dass Jauch bald als einziger Promi keine Autobiografie geschrieben hat/schreiben will, wäre das ja vielleicht eine Erklärung ...

 

Die Aussage von Török erstaunt mich allerdings auch. Wenn Leute wie Fitzek oder - es geht sicher auch einen Tacken kleiner, was weiß ich - nur anderthalb Jahre von ihren Romanen leben können, dann vermutlich, weil sie das Geld auch ausgeben.

 

Dass der Verlag zahlt, ist der Idealfall???

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Ich  hab die Sendung auch nicht gesehen, aber in einer anderen Sendung wurde einmal gezeigt, wie ein Bestseller mit viel Geld "gemacht" wurde:

 

Seichter Text, aber beste hoch bezahlte Marketingfirma, professionelles Filmteam für den Trailer, der dann auch im TV lief, riesige Anzeigenkampagne etc.

Wenn sehr viel Geld in ein Produkt investiert wird, dann kommt auch automatisch sehr viel Geld wieder zurück.

Das funktioniert bei jedem Produkt so - unabhängig von der Qualität. So kann man sich tatsächlich auch einen Bestseller "kaufen".

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Das Kleinverlage Minestabnahmemengen von 100 - 200 Stück fordern, ist leider nicht neu. Vor allem im Bereich der Hochliteratur ist das weit verbreitet. Da hat so mancher im Bereich der Hochliteratur gezahlt - und ist mit dem Verlagsvertrag dann VS Mitglied geworden.

 

Ich erinnere mich, dass hier vor vielen Jahren mal bei einem hochgelobten Kleinverlag veröffentlicht zu haben. Daraufhin rief mich ein Vertreter vom Börsenverein an, der mir versicherte, dass das völlig in Ordnung wäre. Der Inhaber des Verlags war Mitglied des Vorstands einer lokalen Börsenverein Gruppe ...

 

Herzliche Grüße, Hans Peter

Bearbeitet von hpr
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Michael Beisteiner

Finde, dass mittlerweile genügend Informationen im Netz kursieren, die eindeutig erkennen lassen, welcher der seriöse Weg ist und welcher der nicht empfehlenswerte. Viele Autoren, die in einem DKZV publizieren, bringen oft die Geduld nicht auf, den steinigen Weg zu gehen, hinzukommt oft eine gravierend fehlerhafte Selbsteinschätzung was sein Talent und den Markt betrifft. Schon greift man in die Tasche. Solange es Autoren gibt, die sich nicht die Mühe machen den Beruf des Schriftstellers mit all seinen Schwierigkeiten zu meistern, also willens sind Geld beizusteuern, wird es auch diese Unternehmen geben. Wohin so eine DKZV-Publikation führen soll, sollte sich jeder Autor gründlich überlegen. Aufklärung, Information und weniger Eitelkeit sind angebracht!

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

                                 zwischenlandungen (Arovell)

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Finde, dass mittlerweile genügend Informationen im Netz kursieren, die eindeutig erkennen lassen, welcher der seriöse Weg ist und welcher der nicht empfehlenswerte.

 

Leider gibt es trotzdem noch sehr viele Neulinge, die sich diese Informationen nicht holen oder sie ignorieren. Erst kürzlich hat jemand in einem Bücherforum ernsthaft behauptet, eine Publikation in einem DKZ-"Verlag" würde das Tor zu einer Schriftsteller-"Karriere" öffnen. Darauf folgten zum Glück zahlreiche Aufklärungs-Statements. Hoffentlich ist die Botschaft bei dem Neuling angekommen.

 

lg

Christine

Bearbeitet von ChristineN
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Man kann nicht oft genug auf solche Praktiken in der Buchbranche hinweisen. Auf der Buchmesse hatte ich ein langes Gespräch mit einer Nachwuchsautorin, die ganz erstaunt war, dass man einer Literaturagentur kein Geld vorab bezahlt. 

Bearbeitet von Mascha
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Ein klitzekleines bisschen OT.

 

Mein gruseligstes Erlebnis der Buchmesse war die Beobachtung einer "Lesung" auf dem Messestand

des "August von Goethe Literaturverlages" (DKZV, falls es jemand nicht wissen sollte).

 

Eine ältere, sehr arm wirkende Frau las schreckliche Sachen in einem schrecklichen Singsang in ein Mikro und sämliche Standmitarbeiter

drückten sich in eine Ecke und sahen demonstrativ weg.

 

Vor dem Stand und der lesenden Frau - niemand.

 

Es war zum heulen.

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Ich hatte letztens Kontakt mit einem Fan, die auch gerne Krimis veröffentlichen würde. Beim ersten Mal schickte sie mir das Angebot (saftige Preise, kann ich euch sagen ;) eines DKZV mit der Frage zu, was ich davon halten würde. Ich habe auf die dkzv-Liste hier im Forum verwiesen. Sie war so schlau, und lehnte ab. Kurz darauf erhielt sie von gleichen "Verlag" ein Angebot, es jetzt kostenlos als E-Book machen zu wollen (was laut Vertrag sogar stimmte). Sollte sie aber ein Lektorat wünschen, Werbung, oder eine Printfassung, musste sie ordentlich zahlen.

Seltsam alles.

Was mich erschreckt hat: Das zweistufige Verfahren, um die Leute zu ködern. Das war mir neu.

Liebe Grüße

Rudi

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 Auf der Buchmesse hatte ich ein langes Gespräch mit einer Nachwuchsautorin, die ganz erstaunt war, dass man einer Literaturagentur kein Geld vorab bezahlt. 

Es ist da sone Art völlig andere Vorstellungswelt unterwegs, wohl unter der Prämisse, es findet sich eh kein namhafter Publikumsverlag, also »zahl ich halt«, und dann kommt die Hoffnung, dass dies der »Anfang« sein könnte.

 

Ich frage mich, wenn mir immer wieder Leute begegnen, die ihr Werk auf die eine oder andere Weise finanziert haben, wo haben die sich informiert, wie wenig Atem haben sie, wie ungeduldig sind sie?

 Aber einige scheinen damit recht zufrieden, es ist wohl dieses Gefühl, sich ein Buch »geleistet« zu haben, es ist was wert (s.o. - wofür ich gezahlt habe ....)  und vielen macht das gar nichts aus, dass sie auf ihren Stapeln dann rumsitzen, als gehöre dies zur Lebenswelt, wie ihr Sofa, oder ihre Reise nach Indien. Fleißig wird dann überhall ein Buch als Präsent herumgereicht.  -  Dies trifft m.M.n. auffällig oft auf DKZV-Autoren zu, die sich im »Alter« oder halt in der Rente »endlich« ihren Buchtraum erfüllen.

Diese Kundschaft der betreffenden Verlage wird man nicht recht belehren können und immer ihren Geldbeutel öffnen. Wenn‘s ihnen taugt?

"Wer nicht weiß, in welchen Hafen er will, für den ist kein Wind der richtige." Seneca

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Michael Beisteiner

Man muss halt auch immer berücksichtigen, wie sehr dies ein Geschäft mit der Eitelkeit ist. Und: Solchen Angeboten sollte man stets widerstehen, gerade weil sie einem Autor den Weg zu einer Karriere eher verbauen, als ebnen.

Zuletzt erschienen: Der Tomatenrebell (wortweit)

                                 zwischenlandungen (Arovell)

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Dies trifft m.M.n. auffällig oft auf DKZV-Autoren zu, die sich im »Alter« oder halt in der Rente »endlich« ihren Buchtraum erfüllen.

Diese Kundschaft der betreffenden Verlage wird man nicht recht belehren können und immer ihren Geldbeutel öffnen. Wenn‘s ihnen taugt?

 

Es gibt ja auch Leute, die 10 000 Euro dafür hinlegen, dass ihnen jemand ihre Biografie schreibt, so dass diese Biografen recht gut davon leben können. Trotzdem frage ich mich, wie im Zeitalter des Self Publishing immer noch so viele Menschen so viel Geld bei DKZ-Verlagen zahlen. Dazu habe ich keine Unersuchungen gefunden, welche Personengruppe das eigentlich ist, nur einen Hinweis in der SP-Bibel, dass es im Zeitalter von Amazon und Tolino Self Publishing weniger anrüchig geworden sei, ohne Verlag zu veröffentlichen. Der ERfolg von DKZV hat also noch zugenommen.

 

Auf der Webseite des Frankfurter Verlags gibt es ein Eingangsvideo, das ganz eindeutig die Verführungsmodalitäten aufzeigt. Mit klassischer Musik, Büsten von Goethe, Sekt und Häppchen im Landhaus des großen Verlegers werden Lesungen gehalten und die wahren Werte vermittelt - im Zeitalter des Verwertungskarussells und der Literaturkritiker, welche die besten Bücher in die Tonne kloppen würden. Eine ganz eigene, skurrile Welt.

 

Grüße

Christa

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