Zum Inhalt springen
AstridV

Krankhafte Adjektivitis oder bildhafte Sprache?

Empfohlene Beiträge

So, aus gegebenem Anlaß eröffne ich mal die Schlacht.

 

Wieviele Adjektive sind ok, und wo fängt die Adjektivitis an? Ich gebe gern zu, daß ich Adjektive mag. Sie malen ein Bild, heben Details hervor, geben eine kleine Zusatzinformation. Irgendwo in diesem Forum hat aber Andreas eine Anleitung zitiert: "Wie man keinen Bestseller schreibt" oder so ähnlich. Darin geht es den Adjektiven ordentlich an den Kragen.

 

Natürlich gibt es kein Dogma: Alle Adjektive raus! Aber ich finde es doch interessant, wie heftig es wegen der Adjektive in meinem Beispiel zum "ersten Satz" zur Sache ging. Also setze ich mal die ersten paar Absätze hier zum Zerfetzen hier rein. Achtung: ihr könnt sie gern wirklich verreißen, aber ich behalte mir eventuelle Änderungen dann doch selbst vor. Natürlich könnt ihr gerne umformulieren und Adjektive meucheln, soviel ihr wollt, aber ich möchte hier kein "du solltest das so und so machen", sondern gebe den Text wirklich nur als Beispiel an.

 

Und nach dieser Vorrede kann ich ja sagen, daß ich nach der anfänglichen Diskussion tatsächlich ein oder zwei Adjektive gestrichen habe. ;D

 

Also, hier die Schlachtplatte:

 

------------------------

 

Als die Reiter die nebelverhangene, steinige Straße zum Paß endlich hinter sich gebracht hatten, war es bereits zu spät.

Raben hoben sich krächzend von den Körpern, die auf dem Geröllfeld lagen, und strichen mit trägem Flügel­schlag zu de mgrauen Felsen, hinter dem die Flanke des Berges scharf zum Meer hin abfiel. Sie landeten auf dem Stein, zogen die Flügel wie schwarze Mäntel um sich und starrten zu den Männern und Frauen hinüber, die von den Pferden stiegen und sich den Leichen näherten; schwarzes Gefieder sträubte sich im kalten Wind, der den Nebel aus­einanderblies.

Die Soldaten untersuchten die Leichen, drehten sie auf den Rücken und schauten ihnen in die Gesichter, um zu er­kennen, wen sie vor sich hatten. Wo es kein Gesicht mehr gab, zählten sie die Abzeichen; so sammelten sie Namen um Namen.

Ihr Anführer, ein hagerer junger Mann, der sich durch bleiche Haut und schwarze Haare von seinen erd­hafteren Gefährten unterschied, schritt rasch und schweigend von einem der reglosen Kör­per zum nächs­ten und schaute jeden nur gerade lang genug an, um zu erkennen, daß es nicht derjenige war, nach dem er such­te. Nur als er sich einem großen Felsen näherte, blieb er ab­rupt stehen.

Vor dem Felsbrocken lag der Körper eines buckligen Harfenspielers mit dem Gesicht nach unten im Staub. Seine kleine Handharfe war unter ihm zerbrochen. Nur einige Schritte entfernt, als hätte er ihn noch zu schützen versucht, lag der Waffenmeister der erschlagenen Solda­ten mit aufgerissener Brust. Schock und Wut hatten sein Gesicht zu einer häßlichen Maske verzerrt. Seine Hand umklammerte den Schwertgriff.

Der junge Mann starrte auf die beiden Toten nieder. Schließlich kniete er sich hin und schloß dem Waffen­meister vorsichtig die Augen.

 

------------------------------

 

Jetzt bin ich gespannt, was ihr daraus macht. :)

 

Gruß

 

Astrid

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

So, aus gegebenem Anlaß eröffne ich mal die Schlacht.

 

 

Als die Reiter die nebelverhangene Straße zum Paß endlich hinter sich ließen, war es bereits zu spät.

Raben hoben sich krächzend von den Körpern, die auf dem Geröllfeld lagen, strichen mit trägem Flügel­schlag zu dem Felsen, hinter dem die Flanke des Berges scharf zum Meer hin abfiel und zogen die Flügel wie schwarze Mäntel um sich.

Mit starrem Blick, das schwarze Gefieder vom Wind zersaust, beobachteten sie Männern und Frauen, die von den Pferden stiegen und sich den Leichen näherten.

Die Soldaten untersuchten die Gefallenen, drehten sie auf den Rücken und schauten in die erstarrten Gesichter, um zu er­kennen, wen sie vor sich hatten. Wo es kein Gesicht mehr gab, zählten sie die Abzeichen; so sammelten sie Namen um Namen.

Ihr Anführer, ein hagerer junger Mann, der sich durch bleiche Haut und schwarzs Haar von seinen erd­hafteren Gefährten unterschied, schritt rasch und schweigend von einem der reglosen Kör­per zum nächs­ten und schaute jeden gerade so lange an, um zu erkennen, daß es nicht derjenige war, nach dem er such­te.

Als er sich dem großen Felsen näherte, blieb er ab­rupt stehen.

Vor dem Felsbrocken lag der Körper eines Harfenspielers mit dem Gesicht nach unten im Staub. Die Handharfe war unter ihm zerbrochen. Nur einige Schritte entfernt, als hätte er ihn noch zu schützen versucht, lag ein Waffenmeister mit aufgerissener Brust, das gesicht zu einer häßlichen Maske verzerrt. Seine Hand umklammerte den Schwertgriff.

Der junge Mann starrte auf die beiden Toten.

Dann er kniete nieder und schloß dem Waffen­meister die Augen.

 

------------------------------

 

 

 

Mein Vorschlag :-)

 

Grundsätzlich sind Adjektive wichtig, doch dass ein Felsen grau ist kann sich der Leser denken, da muss man ihm (der Phantasie)  Freiheiten lassen. Wäre es ein besonderer roter Felsen, müsstest du es natürlich schreiben, da jeder sonst eine grauen Felsen in Gedanken vor sich hätte.

 

Liebe Grüße

Monika

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Astrid,

 

interessantes Thema mit sehr unterschiedlichen Meinungen hast du da aufgergiffen.

 

Einen Text ohne Adjektive kann es nicht geben, das liest sich leer und verlassen, aber ein Text, in dem es vor Adjektiven wimmelt, liest sich wiederum schwer und behäbig.

Ein Zuviel an Adjektiven entsteht dann, wenn der Leser Bilder vorgegeben bekommt, die er sich selbst durch eigene Vorstllungskraft schaffen kann/könnte.

 

Nun hast du bereits deinen Anfang eingestellt, da picke ich mir ein paar Beispiele heraus.

 

>und strichen mit trägem Flügelschlag zu dem grauen  Felsen, hinter dem die Flanke des Berges scharf zum Meer hin abfiel.<

grauer Felsen - meistens ist ein Felsen grau, so dass der leser dieses Bild schon im Kopf hat

 

>Sie landeten auf dem Stein, zogen die Flügel wie schwarze Mäntel <

schwarze Mäntel - Raben sind schwarz, auch das weiß der Leser, hingegen wie Mäntel ist wieder ein sehr schönes Bild

 

>schwarzes Gefieder sträubte sich im kalten Wind, der den Nebel auseinanderblies.<

schwarzes Gefieder - im gleichen Satz nenne ich eine Wiederholung, und auch hier weiß der Leser, dass der Rabe schwarz ist

 

>Ihr Anführer, ein hagerer junger Mann, der sich durch bleiche Haut und schwarze Haare von seinen erdhafteren Gefährten unterschied, <

hagerer, junger Mann - ist völlig in Ordnung, doch das er bleiche Haut hat

und schwarzes Haar und das alles in einem einzigen Satz, finde ich ziemlich viel. Eine Beschreibung von ihm ist hilfreich für mich, da ich ihn noch nicht kenne, aber den Satz etwas aufgetrödelt, z.b. Der Wind blies ihm das schwarze Haar ins gesicht, o.ä. würde die aneinander gereihte Aufzählung seines Äußeren auflockern.

 

>schritt rasch und schweigend von einem der reglosen Körper zum nächsten<

reglosen Körper - der Leser hat bereits erfahren, dass die Körper leblos , also Leichen, sind

 

Das sind nur ein paar Beispiele, in denen mir ein paar Adjektive zu viel sind. (Dein restlicher Schreibstil gefällt aber sehr gut!:-))

 

Adjektive sparsam und wohl dosiert eingesetzt, lassen schöne Bilder vor dem inneren Auge entstehen.

 

Liebe grüße

Kristin

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Schönen guten Tach, Astrid!

 

Meiner Meinung nach gibt´s da wie immer kein Patentrezept. Mir hat irgendwann mal jemand gesagt: "NIEMALS mehr als drei Adjektive pro Satz!!" Das ist natürlich Schmarrn; es kommt auf den Satz und es kommt auf die verwendeten Adjektive an.

 

Was man aber vermeiden sollte (finde ich), sind allgemeine, nichtssagende Adjektive. Sie lassen beim Leser kein genaues Bild entstehen und stören deshalb den Lesefluss.

 

Ich nehme als Beispiel einen Satz aus Deinem Text...

 

"Ihr Anführer, ein hagerer junger Mann, der sich durch bleiche Haut und schwarzs Haar von seinen erd­hafteren Gefährten unterschied, schritt rasch und schweigend von einem der reglosen Kör­per zum nächs­ten und schaute jeden gerade so lange an, um zu erkennen, daß es nicht derjenige war, nach dem er such­te. "

 

 

... und gehe das mal durch (und wie Du so schön schreibst: Ich mache keine Änderungsvorschläge, sondern sage nur, was ich anders machen würde  ;)):

 

 

- hagerer -> ist soweit in Ordnung.

 

- junger -> raus mit oder genauer. Wie jung? An was fällt dieses jung auf? Hat er jungenhafte Gesichtszüge, oder ist er klein wie ein Junge? Klein wie ein Junge welchen Alters? Oder bewegt er sich unbeholfen wie ein Kind, so als ob er gar nicht hierher gehört? Usw.

 

- bleich, schwarz -> sind mir zu allgemein, würde ich genauer machen (mein "Lieblingsbleich" stammt aus Truman Capotes Grasharfe. Da gibt es "knochenbleiche Grabsteine". *Hach, seufz, wie schön  ;)*

 

- erdhafteren -> Was ist das? Ist die Haut erdhafter? Die Haare? Beides?

 

- rasch -> in Ordnung

 

- und schweigend -> raus mit! Wenn er etwas sagen würde, würde ich erwarten, dass Du es mir als Leser auch sagst. Und wenn da nichts steht, dann schweigt er, klar. Kommt also auch ohne rüber, wie er da so rumschreitet  ;)

 

- reglos -> finde ich auch in Ordnung, ergäbe sich allerdings auch aus der Beschreibung des Schlachtfelds (Sie näherten sich ja den "Toten". Bei denen erwarte ich Regungslosigkeit ;-)) und könnte deshalb durch etwas anderes ersetzt werden. Verstümmelten?

 

Den Rest würde ich so lassen.

 

Also, nochmal: Adjektive sind meines Erachtens nach das Salz in der Suppe. Genauso bedacht sollten sie auch eingesetzt werden. Und immer möglichst spezifisch, bzw. so, dass beim Leser die Fantasie angeregt wird.

 

Liebe Grüße,

Heiko

Facebook

Falcon Peak - Wächter der Lüfte. Ein spannendes Fantasy-Abenteuer für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren und jung gebliebene Erwachsene. ArsEdition, 01.03.2021

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Huch, hab mich selbst bei einem Fehler erwischt und muss das klären, bevor mich jemand anders draufstößt:

 

Muss wohl eher "Reglosigkeit" als "Regungslosigkeit" heißen. Wenn ich richtig liebe, bedeutet Regungslosigkeit, wenn man etwas ohne ersichtliche Gefühlsäußerung über sich ergehen lässt, wohingegen Reglosigkeit sich auf Körperliches bezieht.

 

So, das war´s schon. Bin schon ruhig, bevor jemand behauptet, ich verwässere den thread (gell, Peter? ;))

 

Liebe Grüße,

Heiko

Facebook

Falcon Peak - Wächter der Lüfte. Ein spannendes Fantasy-Abenteuer für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren und jung gebliebene Erwachsene. ArsEdition, 01.03.2021

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo, mich stören diese ganzen Adjektive in dem Text nicht, weil sie alle eine bestimmte Richtung haben "Tod und Verfall" und da der Textmelodie helfen. Ich finde es auch ausdrücklich gut, dass du den Raben zweimal "schwarz" zuordnest, es wäre nicht nötig gewesen, der Leser kann es sich denken, schon recht, aber dieses "schwarz" trägt eindeutig zur Grundstimmung bei. Meiner bescheidenen Meinung nach, kann man soetwas eben nur von Fall zu Fall unterscheiden, an dieser Stelle finde ich es gut, es gibt dem Text etwas getragenes, überdeutliches und genau das passt zum Thema des Textes.

 

 

Wenn ich etwas zu meckern habe, dann nur der Relativsatz, den du dem Anführer aufs Auge drückst und die erdhafteren Gestalten. Hagerer, junger Mann da kann ich mir was drunter vorstellen (geht so in Richtung, Johnny Depp in From Hell/Sleepy Hollow in meiner Vorstellung :), aber durch die indirekte Beschreibung seiner Gefährten, reißt es mich ein wenig aus dem Rhythmus. Man sieht erst die Totale, dann zoom auf den jungen Mann und dann zoomst du nochmal raus auf seine Gefährten. Versteht man mich? ;)

 

Also die einzige Änderung:

Ihr Anführer, ein hagerer junger Mann, schritt rasch und schweigend von einem der reglosen Kör­per zum nächs­ten und schaute jeden nur gerade lang genug an, um zu erkennen, daß es nicht derjenige war, nach dem er such­t

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Da sieht man mal, wie unterschiedlich die Ansichten sind  ;)

 

Mich stört das "junger Mann" schon. Weil es für mich unspezifisch ist. Ich würde da lieber etwas Genaueres lesen wollen, wie z.B. "kindlich wirkender Mann" oder so. (Ist jetzt nicht das beste Beispiel, aber ich denke, Ihr wisst, was ich meine). "Jung" ist relativ. Ich bin 28 Jahre. Wer hält mich für jung und wer für alt?

Ebenso ist es mit wertenden Adjektiven: Wenn jemand gut gebaut ist, ist das Ansichtssache. Lieber beschreibe ich, dass die Person nicht durch eine Tür passt, weil die Schultern hängen bleiben, und sich seitlich drehen muss, um zwischen den Türpfosten hindurch gelangen zu können. Ob der dann gut gebaut ist, wird der Leser entscheiden.

 

Was mir noch eingefallen ist: Adjektive, die durch Handlung ersetzt werden können, VERSUCHE ich zu vermeiden. Altes Beispiel: "Nervös". Geht auch durch Schweiß von der Stirn wischen, auf die Tischplatte trommeln (wobei das schon wieder recht ausgelutscht ist), usw.

Geht das nicht wieder in die Richtung "show, don´t tell"?

 

Grüße,

Heiko

Facebook

Falcon Peak - Wächter der Lüfte. Ein spannendes Fantasy-Abenteuer für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren und jung gebliebene Erwachsene. ArsEdition, 01.03.2021

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Astrid,

 

Ja, lass uns eine Lanze für die Adjektive brechen.

 

Ich schließe mich Peters Meinung an und behaupte Mal, dass jedes Adjektiv in diesem Text seine Daseinsberechtigung hat. Ich denke, verzichtet man hier auf einige Adjektive (ausgenommen auf die grauen Felsen), geht die gesamte Stimmung der Szene flöten.

 

Sie landeten auf dem Stein, zogen die Flügel wie schwarze Mäntel um sich und starrten zu den Männern und Frauen hinüber, die von den Pferden stiegen und sich den Leichen näherten; schwarzes Gefieder sträubte sich im kalten Wind, der den Nebel auseinanderblies.

 

Diese Passage ist übrigens mein Favorit. Eine superschöne Beschreibung

 

LG

Nati

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Astrid,

 

ich mag Deinen ersten Satz genauso, wie er ist, und er löst das bei mir aus, was Deine Texte immer bei mir auslösen: Haben wollen, lesen wollen!

(Nur mal ganz am Rande was, das eigentlich in den "Erster-Satz-Thread" gehört: Habe neulich einen Fantasyroman eines der ganz großen Verlage sofort zurückgelegt, weil in den ersten beiden Sätzen eine (ungewollte) störende Wortwiederholung vorkam und ein Adjektiv völlig falsch benutzt wurde.)

 

Ganz einfach: Wenn sich die Semantik des Adjektivs mit der des Bezugsworts überschneidet, ist das Adjektiv überflüssig. Es gibt natürlich Ausnahmen, um gewissen Wirkungen zu erzielen.

 

Allgemein ist das Problem eines Adjektivs nicht, daß es überflüssig ist. Es ist vor allem urteilend und vorformend.

Endlich hat mir - die ich nicht "vom Fach" bin - jemand schlüssig erklärt, worauf man bei Adjektiven achten sollte und warum viele mit ihnen so verfeindet sind. Danke dafür!

 

Ich nehme an, daß Du "vom Fach" bist (sprich Germanist, Literaturwissenschaftler oder dergl.) - man weiß ja so wenig von Dir, Mr. X... :s21

 

Liebe Grüße

Uschi

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Liebe Astrid –

 

ich selbst mag es nicht so gern, wenn sehr viele Adjektive verwendet werden. Das ermüdet mich beim Lesen, als Leser fühle ich mich dadurch etwas bevormundet, und es schwächt m. E. den Text.

Adjektive sind natürlich gut, aber eben nicht zu viel.

 

Mit einer Überzahl an Adjektiven wird nichts mehr dem Leser überlassen. Das Bild ist sozusagen fertig, der Leser wird ganz streng durch den Text dirigiert und geschoben und kann sich nicht mehr in die Situationen hineinversetzen.

 

Mir geht es da wie Heiko - ich hätte dieselben Adjektive weggelassen. Adjektive sind wirklich das Salz in der Suppe, doch manchmal ist "weniger" ein Gewinn.

 

Aber das sind nur meine 2 persönliche Cents… ;)

 

LG - Elisabeth

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ganz ehrlich, für meinen Geschmack (ich bin Laie, verzeiht mir) ist nicht ein einziges überflüssiges Adjektiv in dem Text. Okay, angeheizt durch das Thema des Threads bin ich über die steinige Passstraße und den grauen Felsen gestolpert, klar die ergeben sich von selbst. Hätte ich den Text allerdings ohne die gegebene Prämisse gelesen, wäre mir nichts aufgefallen.

Hätten die Raben keine schwarzen Mäntel und wäre der Mann nicht jung, wäre der Text sprachlich ärmer ausgefallen, sprich: weniger schön zu lesen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es soll ja Texte geben, die durch zu viele überflüssige Adjektive lächerlich werden. Deine gehören nicht dazu! Ich finde das liest sich tatsächlich sehr bildhaft. Sicher, um ein oder zwei weniger würde ich nicht streiten, aber mir gehts wie Rocker, mir fallen keine auf die jetzt so richtig peinlich überflüssig wären. Ich finde DU arbeitest mit ihnen virtuos, aber das ist jetzt kein generelles Statement FÜR Adjektive, denn das könnte gleich wieder "mißbraucht" werden. ;)

 

LG

Joy

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Da sieht man mal, wie unterschiedlich die Ansichten sind ;)

 

Mich stört das "junger Mann" schon. Weil es für mich unspezifisch ist. Ich würde da lieber etwas Genaueres lesen wollen, wie z.B. "kindlich wirkender Mann" oder so. (Ist jetzt nicht das beste Beispiel, aber ich denke, Ihr wisst, was ich meine). "Jung" ist relativ. Ich bin 28 Jahre. Wer hält mich für jung und wer für alt?

 

Ja, ich sehe das genau so wie du eigentlich. Aber "Junger Mann" ist für mich schon ein feststehender Begriff, der besagt: Ein Angehöriger des männlichen Geschlechts, irgendwo zwischen 16 und 30. So wie "Mann in mittleren Jahren" für mich soviel heißt wie, zwischen 40 und 55.

 

Was die Genauigkeit betrifft, muß ich dir auch zustimmen, allerdings ist so eine erste Szene -wie in diesem Fall- ein erster Blick auf das Gesamtwerk, eine langsame Einführung. Dem Leser wird erstmal ein grober Blick gestattet, die Figuren sind noch nebulös und in schwarze Kutten gehüllt (so habe ich mir sie vorgestellt in diesem Fall) und das hat in diesem Fall meiner Meinung nach eben ganz hervorragend zu dem Thema gepasst. Wenn mit denselben Mitteln etwas ganz anderes beschrieben worden wäre, das weder diese getragene Stimmung noch diesen "Langsam hineinzoomen"-Effekt gehabt hätte, wären mir sicherlich die gleichen Sachen aufgefallen wie den anderen auch.

 

Ich habe allerdings auch Probleme mit dem "führenden Leser" oder mit dem "bildhaften" Lesen. Ich begehe ja fast schon eine Ketzerei, wenn ich schreibe: Ich bin kein so großer Fan davon. Für mich sind andere Sachen wichtiger, ich bin vielleicht zu sehr vergeistigt, aber ich stelle mir beim Lesen nicht 100% alles bildlich vor und beim Schreiben übrigens auch nicht. Ich will nicht genau wissen wie alles aussieht, ich stell mir die Figuren nicht so stringent vor, ich habe -um genau zu sein- eigentlich keine Ahnung, wie ich lese. Bei mir entsteht eben nicht das Haus, wenn es auf einer halben Seite mit all seinen Winkeln und Zipfeln beschrieben, egal wie es gemacht wird und ich höre die Worte in einem Dialog nicht, egal wie schön es geschrieben wird. Wahrscheinlich habe ich einfach keine Phantasie. :)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die schwarzen Mäntel tragen m.A.n. zu einer dichten düsteren Atmosphäre bei. (Immerhin handelt es sich um ein Schlachtfeld)

 

Mit dem Wort Mäntel allein erziehlt man keine Beklemmung, selbst wenn die Leser wissen, das die Flügel schwarz sind.

 

Für mich müssen es daher schwarze Mäntel bleiben !

 

Düstere Grüße

Monika

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Stimmt, die schwarzen Mäntel sind super, ich hab da die Totengräberfiguren aus Lucky Luke vorm Auge ;D

 

Ohne das "Schwarz" würde es doch gar nichts bringen, die Flügel als Mäntel zu bezeichnen.

 

Das zweite Schwarz kann aber weg.

 

Gruß, Sabine

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Was ich nicht ganz raffe, ist die Lokalität. Sind die Reiter oben auf dem Pass? Hört da die Straße auf und endet in einem Geröllfeld? Eigentlich müsste die Straße doch jetzt weitergehen, nämlich runter, oder nicht? Und gehts jetzt Richtung Meer runter? Aber dann wären ja die Felsen im Weg (zum Weiterreiten).

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Sabine,

 

zwei Berge, dazwischen eine Straße, die auf ein Geröllfeld führt und dann runter ins Tal. Rechts neben dem einen Berg noch mehr Berge, links neben dem anderen Berg geht´s steil runter zum Meer.

 

Gruß

 

Astrid

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die schwarzen Mäntel tragen m.A.n. zu einer dichten düsteren Atmosphäre bei. (Immerhin handelt es sich um ein Schlachtfeld)

 

Mit dem Wort Mäntel allein erziehlt man keine Beklemmung, selbst wenn die Leser wissen, das die Flügel schwarz sind.

Stimmt! Super auf den Punkt gebracht, Monika. Ich wehre mich auch dagegen, Adjektive als reine Informationsvermittler zu sehen. Vielmehr sind sie ein Mittel Atmosphäre zu schaffen, eine Stimmung zu vermitteln. Deshalb finde ich es auch nicht so schlimm, wenn ein Autor hin und wieder nichtbeschreibende, aber dafür wertende Adjektive benutzt: "ätzender Geruch", "geschmackloses Kleid" usw. sind ja eigentlich inhaltsarm, weil sie dem Leser eben kein feststehendes Bild vermitteln, er sich aber selbst ausmalen kann, was gemeint ist.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Rocker,

 

ich habe mal irgendwo (hier?) gelesen, dass es drei Arten von Schrifstellern gibt:

Maler, Musiker und Architekten.

 

Ich bin definitiv ein Maler uns als solcher komme ich nicht ohne Adjektive aus.

 

Hier ein Beispiel für einen Kapitelanfang aus meiner "Nebelsängerin"

 

... Der Morgen kam mit einem fahlen Silberlicht, das durch die kühlen Nebel der Dämmerung sickerte und die Dunkelheit westwärts trieb.

Während sich die Sonne im Osten aus dem grauen Dunst über der Ebene Nymaths erhob, spülten die seichten Wellen des endlosen Ozeans die Überreste des nächtlichen Sturms an den Strand.

Alles war friedlich ...

 

Hier will ich bewusst die morgendliche Ruhe nach dem Strum "malen" und ein Bild in die Köpfe der Leser zaubern. Ohne beschreibende Adjektive wäre das kaum möglich.

 

Hier auch etwas aus: "Die Macht des Elfenfeuers"

Der Beginn einer Schlacht.

 

... Als die Nacht hereinbrach, griffen die Cha-Gurrlin an. Ihr Brüllen zerfetzte die abendliche Stille, lange bevor sie wie die entfesselten Wasser einer gewaltigen schwarzen Springflut in wilden Scharen über die Ebene stürmten.

Der Boden erbebte unter ihren stampfenden Schritten und das Klirren der eisenbewehrten Rüstungen brandete wie eine Melodie des Todes gegen die Mauern der Festungsstadt ...

 

 

Für mich werden in solchen Szenen die Worte zu Bildern, die eine ganz bestimmte Stimmung erzeugen sollen.  Wer denkt da nicht sofort an die Schlacht um Helms Klamm  ;)  Ich möchte aber betonen, dass ich das schon zwei Jahre vor dem Kinofim geschrieben habe  ;D

 

So könnte man es auch schreiben, aber was wäre das für ein farbloses Bild:

 

... Als die Nacht hereinbrach, griffen die Cha-Gurrlin an. Ihr Brüllen zerfetzte die Stille, der Boden erbebte unter ihren Schritten und das Klirren der  Rüstungen brandete gegen die Mauern der Festungsstadt ...

 

 

Liebe Grüße

Monika

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Also, zu den Adjektiven würde ich auch gern kuz noch was sagen.

Der Satz"... Als die Nacht hereinbrach, griffen die Cha-Gurrlin an. Ihr Brüllen zerfetzte die Stille, der Boden erbebte unter ihren Schritten und das Klirren der Rüstungen brandete gegen die Mauern der Festungsstadt ... " finde ich für eine Schlacht viel angemessener als die "adjektivische Form."

Ich habe selbst gerade erst eine Schlacht beschrieben und glaube, ich habe Adjektive-oder eher Adverben-nur für kurze Bescheibungen der Umgebung, Sonnenaufgang und so benutzt. Ansonsten gebe ich Daniel recht, Texte werden durch Substantive und Verben viel dynamischer. Da, wo es ruhiger und langatmiger zugeht, kann man dann ja wieder ein paar mehr einsetzen.

Ich habe mir das mit den "altmodischen" Adjektiven seit der intensiven Auseinandersetzung in einer Schreibwerkstatt direkt verinnerlicht. Sie wirken in einer Häufig tatsächlich hemmend auf den Lesefluss, das habe ich bei mir selbst eben gemerkt, als ich die erste Schlachtbescheibung von Monika las. Daraufhin werde ich meine eigene Schlachtbescheibung auch noch unter die Lupe nehmen. Die Sonne als blutiger Schleim passte für mich auf jeden Fall ganz gut ..

Ach ja, übrigens, wenn ich auch mal ein bisschen "angeben" darf:

Mein Kommentar für eine Luxemburgischen Schriftsteller, Adjektive betreffend, wurde damals im Schweizer Radio als beispielhaft vorgelesen. :D :D

 

Beste Grüße

Christa

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Astrid,

 

vielen Dank dafür, daß Du uns Deine Textausschnitte zur Verfügung stellst, das ist wirklich sehr hilfreich.

 

@ Daniel: Ich verstehe, was Du meinst. Als ich die adjektivlose Version gelesen habe, dachte ich auch: hat was.

Aber ich könnte trotzdem schwer entscheiden, welcher Text mir besser gefällt; sie lösen Unterschiedliches bei mir aus.

Die adjektivlose Schlachtenbeschreibung: archaischer, ferner

Die Version mit Adjektiven: näher, einladender (nicht im Sinne von verharmlosend, nur im Sinne von: Ich soll in diese Welt - wie düster und grausam auch immer - eintreten)

 

Ich weiß nicht, ob dieser Thread meine Schreibe verändert - ich glaube es eher nicht. Aber ich werde Adjektive noch bewußter benutzen. Nicht unbedingt seltener, nur bewußter.

 

Liebe Grüße

Uschi

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo AstridV,

 

ich habe deinen Text deutlich umgestellt.

 

Version Bl.

 

Als die Soldaten die nebelverhangene Paßstraße hinter sich gebracht hatten, war es bereits zu spät.

Raben hoben sich krächzend von den Körpern auf dem Geröllfeld, und strichen mit trägem Flügel­schlag zu einem Felsen, hinter dem die Bergflanke scharf zum Meer hin abfiel. Sie landeten, zogen die Flügel wie Mäntel um sich und starrten zu den Reitern hinüber. Ihr schwarzes Gefieder sträubte sich im kalten Wind.

Die Soldaten stiegen von ihren Pferden ab und gingen zu dem Geröllfeld. Sie untersuchten die Leichen, drehten sie auf den Rücken und schauten ihnen in die Gesichter, um ihnen wenigstens den Namen zurückzugeben. Wo es kein Gesicht mehr gab, zählten sie die Rangzeichen; so sammelten sie Namen um Namen.

Ihr junger Anführer schob mit seiner Hand einige dunklen Strähnen aus seinem Gesicht, und schritt dann rasch und schweigend an den Leichen vorbei. Er schien nach jemanden zu suchen, sah in die Gesichter, auf die Kleidung, verharrte hier und da. Bei einem Stein blieb er stehen

Dort lag der verkrüppelte Körper eines Harfenspielers. Seine Handharfe war unter ihm zerbrochen, einige Seiten ragten unter seinem Bauch heraus.

Nur einige Schritte entfernt, lag der Waffenmeister der Solda­ten. Schock und Wut hatten sein Gesicht zu einer grausigen Todesmaske verzerrt.

Der junge Mann bliebt dort stehen, sah die beiden an. Schließlich kniete er sich vor sie und schloß dem Waffen­meister die Augen.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Liebe Leute,

 

kleine Erinnerung: wir sind hier nicht in "Textkritik", und Astrid hat diese Passage nur eingestellt, damit Ihr was Konkretes habt, um Euch wegen der Adjektive zu fetzen  ;D

 

Bleibt bitte dabei  - den Text umzuformulieren, Wörter auszutauschen (etwa statt "Reiter" - "Soldaten") usw würde ich lieber lassen, sonst steigt Euch Astrid aufs Dach http://www.kiki-net.de/smilies/charaktere/barbareknueppel.gif

 

Gruß

Jan

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

*G* Stimmt nicht ganz, Jan. Ich habe ausdrücklich gesagt, daß Umformulieren erlaubt ist. Und ich finde es schon interessant, wie sehr sich der Text verändert. Für mein Sprachgefühl ist der gesamte Klang der Sätze jetzt weg. Er ist schneller, abgehackter, nicht mehr so weich, fließend und langsam wie meiner. Vielleicht gibt es noch mehr Umformulierungsvorschläge?

 

Friedliche Grüße

 

Astrid

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...