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ClaudiaB

Sieben Sprünge vom Rand der Welt - Leserunde

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Und wenn ich gleich noch was vorschlagen darf: Vielleicht sollten wir uns als nächstes etwas aussuchen' date=' das nicht ganz so dick ist & so viel Lesezeit erfordert? [/quote']

 

Ja, die Idee hatte ich auch schon. Und ich glaube auch, bezugnehmend auf deine Fortsetzung, Barbara:

 

Und apropos nicht schmecken, liebe Angelika: Vielleicht magst du ja irgendwann, wenn du wieder daheim bist, noch etwas genauer ausführen, was den Widerstand bei dir auslöst.

 

... dass die Länge der Sieben Sprünge mit meinem Widerstand zu tun hat. Ohne es noch ganz gelesen zu haben, hatte ich immer wieder den Eindruck, dass zu viel besprochen sein wollte. Und deshalb das Meiste (also von dem von mir Gelesenen) nicht so recht aus der wirklichen Anschauung der Autorin kommt.

 

Ja, gerne, wenn ich wieder daheim bin, liefere ich meine Gründe nach.

 

Euch auch allen ein frisches, Gutes Neues Jahr. Bei uns fängt es schon drei Stunden früher an.

 

Herzliche Grüße aus Tiflis,

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Liebe Angelika,

auf die Gründe bin ich gespannt! Dann diskutieren wir hier vielleicht doch noch ein kleines bisschen weiter, fänd ich toll.

 

Und wg neuem Projekt: Was haltet ihr von Kruso? Ich habs immer noch nicht gelesen, würde aber gern. Und dann gleich mit euch zusammen, das wäre schön.

 

Ein gutes Neues euch allen und liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Ich hab Kruso auch noch nicht gelesen, habs ebenfalls noch vor. Wäre also wieder dabei, fände aber eine etwas größere Runde schöner. Ums mal zurückhaltend auszudrücken … ;)

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Ich habe beide Bücher bestellt. Fette Fee und Kruso, bin zu allen Schandtaten bereit und hätte auch nichts gegen die Fette Fee. "Als wir unsterblich waren" (so wunderbar!) wurde doch auch mit Charlie besprochen. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

 

Bin auch gespannt auf Angelikas Kommentare.

 

Euch allen ein gutes neues Jahr!

LG,

Manfred

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"Als wir unsterblich waren" (so wunderbar!) wurde doch auch mit Charlie besprochen. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Stimmt, Manfred, aber unten bei den Leserunden, nicht hier im öffentlichen Bereich.

Mein "Visby" ist in den Leserunden auch mal besprochen worden, und ich fand das sehr anregend (und aufregend ;)), aber im öffentlichen Bereich hätte ich das nicht gern gemacht.

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Mit Kruso sind wir schon mal drei (mal wieder). Und ja, ich hätte auch gerne eine größere Runde - obwohl ich es mit euch beiden echt klasse fand!! Es muss auch nicht Kruso sein, es können ja auch anderere Bücher vorgeschlagen werden. Angelika, Andreas, Jürgen ( :s23) ULF (Baby!) Olga, Charlie, Bea und alle, die unsere bisherigen Leserunden so lebendig gemacht haben ...!

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Guten Abend! Grundsätzlich bin ich gerne (und fast immer) dabei. Leider habe ich die Draesner nicht ganz geschafft, so dass ich mir unsicher bin, ob ich nicht auch beim "Kruso" ins Stocken gerate, weil doch manchmal einiges dazwischen kommt und man - nein, ich meine jetzt mich - ich also nicht mehr die Konzentration, Aufmerksamkeit und Energie habe, dann weiter zu lesen. Immerhin hat der Seiler nur 484 Seiten, die Draesner brachte es ja auf 560, das ist zwar nicht deutlich weniger, aber... :-)

 

LG

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Ich muss zugeben, Kruso spricht mich nicht soooo sehr an - aber ich lasse mich gerne überzeugen. Was interessiert euch an diesem Roman?

Ansonsten liebäugele ich schon länger mit T. C. Boyle "Die Frauen" oder mit "Die fliegenden Trautmans" von Miriam Toews (ihr Buch "Kleiner Vogel, klopfendes Herz" hat mir sehr gut gefallen).

 

Liebe Grüße,

Olga

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Ich habe meine Bereitschaft zu allen Schandtaten noch einmal überdacht und muss sie doch etwas einengen: erstens würde ich deutschsprachige Romane vorziehen, weil ich englischsprachige lieber im Original lese und zweitens möchte ich auch einen Vorschlag in den Ring werfen, wenn mir das zusteht; und zwar auch jemanden von der Vorauswahl zum deutschen Buchpreis, nämlich Heinrich Steinfest und "Der Allesforscher" (400 S.). Das Buch steht bisher nur auf meiner Liste. Daher tue ich mich mit einer Begründung noch etwas schwer: nur eine Ahnung von phantasiereicher Sprache und Alltagsphilosophie.

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yeah! ich bin steinfest-fan und habe fast alles von ihm gelesen - "den allesforscher" allerdings noch nicht...

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Okay, ich wollte schon immer was von ihm lesen, bin auch dabei!

Olga, die fliegenden Trautmanns sind herrlich, du musst sie lesen, auch ohne Runde. Ich selbst hab Toews einfach gefressen (alles von ihr) ich muss mich gar nicht mehr darüber unterhalten. :)

Kruso kann ich auch so für mich, kein Problem, das halt ich aus.

Deutschsprachige Autoren fände ich auch geeigneter. Wobei ich fast Per Petterson in den Ring geworfen hätte ... an seinem letzten Buch kann man sehr gut Erzählerstimmen studieren, ich rede natürlich auch nur von Übersetzungen (kann kein Norwegisch), engl oder deutsch, in englisch klingt er fast besser.

Aber nein, nehmen wir Steinfest, ich bin gespannt.

Wer macht noch mit? Oder hat andere Vorschläge? Oder soll ich mal einen Vorschlags-Thread eröffnen, weil sonst ja alle denken, wir würden noch über die sieben Sprünge reden ... (hier steht Angelikas Beweisführung noch aus!)

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Nun endlich, endlich.

 

Das Positive zuerst. Es gab Textstellen (aus dem bisher Gelesenen), die ich sehr hübsch fand. Speziell im Abschnitt von Eustachius. Z.B, so was hier, die Beschreibung des alten Mannes, wie er sich im Schwimmbad ins Wasser begibt:

 

Und weg war er.

Vom Beckenrand gepfeilt, als wäre es nichts.

Regelmäßig wie ein Uhrwerk schwamm er auf und ab, eine weiße schmale Unruhe, Rosenbeet auf dem Kopf. p. 137

 

Aber zuallermeist fand ich die Sprache zu bemüht im Versuch, Querverweise herzustellen und dabei noch poetisch zu sein, etwa, wenn der Kaffe mit "affenaugenfarben" beschrieben wird (p. 108). Abgesehen davon, dass ich mir darunter nichts vorstellen kann, finde ich so ein Wort auch noch ausgesprochen hässlich.

 

Dann die Figuren. Die blicken alle andauernd so durch. Jeder weiß so furchtbar viel. Und sagt es auch noch! Und aus den Reflexionen werden dann Sätze wie der hier:

 

Bestimmt, sagte der Psychologe – der Spinnennetze auf mühsam glattgestrichenen Alufolien sah, der Puppenhauswelten, die er als Menschenwelten  nie gekannt hatte, mit sich als inneres Mobiliar spazieren trug, das, wie er wohl wusste und fühlte, nur unter dem Druck übermächtiger Schmerzen und Verletzungen entstanden war und in unregelmäßigen Abständen etwas von diesem Schmerz in ihm freisetzte. p. 152

 

Echt? In unregelmäßigen Abständen? So übermächtige Schmerzen?

 

Ich muss gestehen, dass ich dem/den Erzähler/n angesichts solcher Pompösitäten nicht mehr so richtig glauben kann, dass er weiß wovon er spricht. Ich glaube auch nicht, dass Leute so reden, etwa über das frisch in ihr Leben getretene Objekt der Verliebtheit:

 

Sie, entspannt vor mir. In all ihrer Schönheit und Brillanz. Eng geschnittene, blaue Jacke, blaue dreiviertellange Stoffhosen, schwarze Stiefel. p. 124

Schönheit und Brillanz. Dann kommt gleich die detailgetreue Beschreibung der Kleidungsstücke unterhalb der Brillanz.

 

Ich glaube weiter nicht, dass Leute, die miteinander reden, fortlaufend Präteritum benutzen. Auf Seite 150 hebt Boris in seiner Rede richtig schön ins geschriebene Deutsch ab:

"Auch mir, meine Liebe, gefiel die Stadt, in der ich aufwuchs! Der erste Sprung im Frühjahr in die Oder, das Läuten der Glocken aus den zahlreichen Kirchtürmen, die Inseln, der feine weiße Sand. Es war meine Welt, wie hätte ich sie nicht lieben sollen. Bis mich erneut einer der versunkenen Blicke meiner Großmutter traf ..."

Und so weiter und so weiter, das geht über 19 Zeilen und soll wie gesagt direkte Rede eines frisch Verliebten sein.

 

Wegen so etwas glaube ich nichts mehr, nicht das Pathos der Traumata und Schmerzen der Vertriebenen, nicht die Verliebtheit, nicht die Sinneseindrücke:

 

Simone hatte Parfum aufgelegt, aber nicht so viel, dass es ihren Eigengeruch ganz verdeckt hätte ... p. 131

Das muss mir mal jemand vormachen, wie er durch den Parfumduft den Eigengeruch eines Menschen wahrnimmt, allenfalls kommt da eine Mischung aus synthetischer Wolke mit Schweißgeruch raus.

 

Ja, und dass die Autorin mir viel über Menschenaffen erzählen kann, glaube ich auch nicht mehr. Vorläufig – vielleicht kann mir ja einer von euch ein schönes Gegenbeispiel aus den hinteren Abschnitten zeigen. Bisher habe ich nur den Gedanken von Eustachius "Affen für Alte". Der ist zwar hübsch, aber welt- bzw. affenfremd. Und die Rollenzuweisung an die armen Viecher auf Seite 82, wo sie bezeichnet werden als:

 

Heimatlose eigener Art.

 

Deswegen turnen sie durch das Buch. Als zusätzliche Metapher.

 

Okay, soweit erst mal.

 

Herzliche Grüße in die Runde,

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Jetzt habe ich mich nochmal durch die vorangegangene Debatte gelesen und möchte mich nochmals extremely bei Manfred bedanken, der so viel zu Yerkish und dem Komplex der Tiersprachen zu sagen wusste. Ich zitiere aus dem Schluss des entsprechenden Postings:

 

... All das hat mir bei Lesen der ersten Kapitel Unbehagen bereitet. Vielleicht ist das nur mein Problem, weil ich halt die Primaten so interessant finde. Ich frage mich aber, wie authentisch ein Roman sein sollte, der so großen Wert auf eine umfangreiche Recherche legt. Wenn wir bei einem historischen Roman Wert auf die Richtigkeit historischer Fakten legen, muss dies auch bei einem Roman im Wissenschaftsmilieu gelten?

 

Also, für mich ist das wichtig. Wenn sich ein Autor einen Bereich dieser Welt auswählt, um an ihm entlang zu schreiben, dann möchte ich, dass er sich darin auskennt. Die gesamte Philosophie seines Romans, die message sozusagen, hängt für mich schon davon ab, ob er erkennbar über seinen Gegenstand nachgedacht hat oder bloß benützt, weil er metaphorisch passend oder exotisch oder dergleichen ist.

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Also, für mich ist das wichtig. Wenn sich ein Autor einen Bereich dieser Welt auswählt, um an ihm entlang zu schreiben, dann möchte ich, dass er sich darin auskennt. Die gesamte Philosophie seines Romans, die message sozusagen, hängt für mich schon davon ab, ob er erkennbar über seinen Gegenstand nachgedacht hat oder bloß benützt, weil er metaphorisch passend oder exotisch oder dergleichen ist.

 

Ja, ich möchte auch, dass er sich darin auskennt und möglichst genau recherchiert hat - was die Autorin, denke ich, getan hat und ich glaube "erkennbar darüber nachgedacht" wurde schon ...

Nebenbei ist das Thema des Romans ja nicht "Affen", sondern Vertreibung. (Jetzt mal brutal reduziert)

Ich zB, absolut unwissend, was Affen betrifft, habe nicht gemerkt, dass hier verschiedenes nicht stimmt und die Affen munter mit den Figuren in Verbindung gebracht, bzw. mich auch an gewissen Formulierungen, die Heimatlosigkeit betreffend, erfreut. Und das tue ich jetzt noch, obwohl ich durch euch mehr weiß. Aber ich hätte an der Decke geklebt, wenn jemand so über Musik geschrieben hätte - was allerdings sehr oft vorkommt, und diese Bücher lege ich dann auch weg. Vermutlich haben auch diese Autoren mehr oder weniger genau recherchiert, sich aber dann doch nicht ganz hineinversetzen können (oder das Thema zu wenig ernst genommen oder sich bildungsbürgerlich allwissend gefühlt. Die meisten krassen Fehler passieren bei der Beschreibung klassischer Musik.)

 

Die Textstellen deines letzten Postings muss ich nochmal nachschlagen, Angelika!

Und dass wir uns extremely bei Manfred bedanken können, find ich auch.

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Wer macht noch mit? Oder hat andere Vorschläge? Oder soll ich mal einen Vorschlags-Thread eröffnen, weil sonst ja alle denken, wir würden noch über die sieben Sprünge reden ... (hier steht Angelikas Beweisführung noch aus!)

Liebe Grüße

Claudia

 

Ich hätte große Lust, auch einmal mit euch zu diskutieren :-) Was die anderen Vorschläge betrifft, so würde ich mir gerne auch die "kleinen" Romane ansehen, die auch ohne spektakulären Plot oder weit umfassende Thematik faszinierend sind. Typische Vertreter dieser "kleinen" Romane sind für mich Karen Duve (Taxi, Regenzeit), Angelika Klüssendorf (Das Mädchen, April) oder Amélie Nothomb (Das Attentat, Die Kosmetik des Bösen). Kennt ihr diese Romane? Wären sie für euch interessant?

 

LG, Bettina

" Winterschwestern" (AT)
Figuren- und Storypsychologie

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Bettina ...! Mönsch! Die Klüssendorf! Ich bin ein glühender Fan der beiden von dir erwähnten Bücher.

Die beiden von Karen Duve kenne ich auch, Amélie Nothomb wäre mir neu.

Bei Frau Klüssendorf würde ich gern unter einem bestimmten Aspekt diskutieren, aber ich glaube, jetzt eröffne ich doch einen neuen Thread und liste die Vorschläge noch mal auf. Aber schee, wenn wir auch nochmal zusammen eine Leserunde machen, Bettina!

Liebe Grüße

Claudia

 

PS zu Angelikas Zitaten will ich aber auch noch was sagen.

Ich find zb affenaugenfarben gar nicht hässlich ... (naja, jetzt diskutieren wir geschmäcklerisch herum.)

Aber ich muss die Zitate erst noch nachschlagen.

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Bettina ...! Mönsch! Die Klüssendorf! Ich bin ein glühender Fan der beiden von dir erwähnten Bücher.

Die beiden von Karen Duve kenne ich auch, Amélie Nothomb wäre mir neu.

Bei Frau Klüssendorf würde ich gern unter einem bestimmten Aspekt diskutieren, aber ich glaube, jetzt eröffne ich doch einen neuen Thread und liste die Vorschläge noch mal auf.

Claudia

 

Neuer Thread ist eine gute Idee, Claudia! Wenn du die Klüssendorf liebst (ichauchichauch), dann wirst du Nothomb sicher auch mögen. Aber ich zügele jetzt mal meine Begeisterung... "Das Mädchen" und "April" würde ich auch gerne unter einem bzw. zwei bestimmten Aspekten besprechen, Stichwort: Figurenzeichnung und Dramaturgie. Vielleicht finden wir ja noch ein paar Mädchen-Fans...

 

LG, Bettina

" Winterschwestern" (AT)
Figuren- und Storypsychologie

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Liebe Angelika,

 

auf deinen Beitrag möchte ich unbedingt auch noch antworten. Danke für die ausführliche Begründung und die vielen Details!

 

Manches von dem, was du anführst, kommt bei mir schlicht anders an. Den "affenaugenfarbenen" Kaffee mag ich zum Beispiel, das finde ich nicht hässlich, sonder eine schöne Art, zu verdichten.

 

Oder bei der Stelle mit den Schmerzen: Das fand ich eigentlich ziemlich gut beschrieben. Man trägt etwas mit sich herum, weiß genau, dass es da ist und dass es sehr sehr schmerzhaft ist, aber dieser Schmerz wird nur "in unregelmäßigen Abständen" freigesetzt.

 

Auch mit dem Eigengeruch trotz Parfüm hatte ich kein Problem.

 

In den anderen Punkten würde ich dir dagegen recht geben – nur bewerte ich es anders. Ich schneide mal ein bisschen zusammen (hoffentlich ohne zu verzerren):

 

Dann die Figuren. Die blicken alle andauernd so durch. Jeder weiß so furchtbar viel. Und sagt es auch noch!

[…]

Ich muss gestehen, dass ich dem/den Erzähler/n angesichts solcher Pompösitäten nicht mehr so richtig glauben kann, dass er weiß wovon er spricht. Ich glaube auch nicht, dass Leute so reden, etwa über das frisch in ihr Leben getretene Objekt der Verliebtheit:

 

Sie, entspannt vor mir. In all ihrer Schönheit und Brillanz. Eng geschnittene, blaue Jacke, blaue dreiviertellange Stoffhosen, schwarze Stiefel. p. 124

Schönheit und Brillanz. Dann kommt gleich die detailgetreue Beschreibung der Kleidungsstücke unterhalb der Brillanz.

 

Ich glaube weiter nicht, dass Leute, die miteinander reden, fortlaufend Präteritum benutzen. Auf Seite 150 hebt Boris in seiner Rede richtig schön ins geschriebene Deutsch ab:

"Auch mir, meine Liebe, gefiel die Stadt, in der ich aufwuchs! Der erste Sprung im Frühjahr in die Oder, das Läuten der Glocken aus den zahlreichen Kirchtürmen, die Inseln, der feine weiße Sand. Es war meine Welt, wie hätte ich sie nicht lieben sollen. Bis mich erneut einer der versunkenen Blicke meiner Großmutter traf ..."

Und so weiter und so weiter, das geht über 19 Zeilen und soll wie gesagt direkte Rede eines frisch Verliebten sein.

Nein, so redet in Wirklichkeit niemand. Und ja, die Ich-Erzähler wissen ungeheuer viel über sich selbst und teilen es mit in einer Sprache, die – das wird später bei Hannes und Lilly noch viel offensichtlicher – sie in Wirklichkeit nie benutzen würden. (Und es stimmt, manchmal entstehen dabei Sätze, die ich auch als verschroben und verknotet empfunden habe. Immer wieder mal. Für mich selten genug, dass ich nur gedacht habe "Na, da hätte das Lektorat ja vielleicht mal …" Aber das ist Ansichtssache.)

 

Also, niemand redet so. Aber das ist doch eine bewusste Entscheidung der Autorin. Ich glaube, dass der Roman diese verdichtete, komplexe, hochkünstlerische Sprache braucht, um den Ereignissen in den Kriegskapiteln gewachsen zu sein. Die gehören für mich zum Eindrucksvollsten, was ich seit Langem gelesen habe. Und die Intensität, die in diesen Kapiteln entsteht, strahlt dann über die Form (die verdichtete Sprache, die unrealistische Erzählweise) auch auf die früheren Kapitel aus. Und da steht sie aber in eigenartigem Widerspruch zur Alltäglichkeit der Geschehnisse.

 

Ich weiß selbst gar nicht genau, wie ich das letztlich finde. Aber jedenfalls denke ich, man wird dem Roman nicht gerecht, wenn man diese Jetztzeit-Kapitel am Anspruch des Realismus misst. Eustachius ist kein echter, "authentischer" Wissenschaftler. Nicht so, wie er in einem Roman auftreten müsste, in dem die real existierende Primatenforschung zu ihrem Recht kommen soll. Diese ganze Geschichte mit dem Paradies unter dem Garten, oder den Affen, die beim Kuchenbacken helfen, oder die Szene, in der der eine Affe ausbüxt und sich im Klohaus verschanzt – das ist doch geradezu phantastisch.

 

Darum glaube ich auch nicht, dass es der Autorin darum ging, uns etwas über Menschenaffen beizubringen. Ich denke, es geht ihr immer nur um die Menschen.

 

So viel von mir …

 

Liebe Grüße

 

Barbara

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Super, Barbara, dass du das sagst - ich hätte es einfach nicht so formulieren können, meine aber das Gleiche ("like" sozusagen, ich mach's mir einfach!)

 

Als du, Angelika, schriebst: So redet kein Mensch, dachte ich: Genau, aber das macht nichts. Das ist hier nicht das Kriterium! (Wie auch in vielen anderen Romanen übrigens nicht, wenn der Text das nicht fordert, mMn.) Aber ich konnte es nicht begründen. Dabei hatten wir ja genau das

Und ja, die Ich-Erzähler wissen ungeheuer viel über sich selbst und teilen es mit in einer Sprache, die – das wird später bei Hannes und Lilly noch viel offensichtlicher – sie in Wirklichkeit nie benutzen würden.
eigentlich schon herausanalysiert. Wie gesagt: die Ich Erzähler brechen auch viele Regeln, denen Ich-Erzähler gemeinhin unterworfen sind (klingen gleich wg Metaerzähler, erzählen in einer Sprache, die nicht die ihre ist und über den eigenen Tod hinaus), dies ist Stilmittel und wie Barbara sagt, nötig, um diese Geschichte zu erzählen. Bei Lilly und Hannes wird das ganz klar, bei den Gegenwartserzählern weniger bzw da stößt es einem auf. Ich fand das erste Simonekapitel nach dem unglaublich starken Prolog auch erst gewöhnungsbedürftig. Beim zweiten Lesen (okay, ich hab nur ein Stück gelesen, vielleicht 80 S, hier liegt ja noch so viel anderes rum und ich hab gerade mal wieder meine Christa Wolf Meise!) fiel mir auf, wie genau alles an der richtigen Stelle sitzt und wie dezent und fein die Hinweise verteilt sind. (Auch diejenigen, die andeuten, was Stach eigentlich vorhat etc.)

 

Und die Intensität, die in diesen Kapiteln entsteht, strahlt dann über die Form (die verdichtete Sprache, die unrealistische Erzählweise) auch auf die früheren Kapitel aus. Und da steht sie aber in eigenartigem Widerspruch zur Alltäglichkeit der Geschehnisse.

Ja, das ist es! Das ist es auch, was ich so seltsam fand - und doch stimmig. Ich war irritiert und dennoch begeistert von diesen Kapiteln. Schietegol, ob so ein Mensch redet oder nicht. Das hätte die Autorin doch leicht herstellen können.

 

Und, Bettina, ich hatte dein Posting hier über die Klüssendorf-Bücher ganz übersehen, ich sag noch was im anderen Thread dazu ...

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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