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ClaudiaB

Sieben Sprünge vom Rand der Welt - Leserunde

Empfohlene Beiträge

Schön, dass ihr alle dabei seid, Charlie, Barbara, Eva und alle anderen, die sich gemeldet haben! Ich hab ja eigentlich immer eine wirre Phase, Eva, und ich muss sagen, bis auf kleine Eisprung-Verleser, habe ich es ziemlich schnell und fasziniert durchgelesen ... wahrscheinlich, weil es mich aus persönlichen Gründen sehr anspricht und ich wirklich daraus etwas gelernt habe - auf rein persönlicher Ebene. Ich fand es eher "leicht zu lesen" - vermutlich auch aus diesen Gründen. Bin gespannt auf unsere Diskussion und darauf, was wir zutage fördern.

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Hallo in die Runde,

seid ihr alle da? Fertsch? Oder noch nicht? Ich liste hier einmal die Teilnehmer auf:

Manfred

Angelika

Jueb

BarbaraS

Claudia

Charlie

Eva

BarbaraP

 

Wen vergessen? Wann wollt ihr loslegen?

Ich fahre ab Sonntag für fünf Tage weg, bin mir nicht ganz sicher, ob ich Internet habe. Wir können aber auch schon vorher beginnen. Oder nachher. Ganz wie es euch beliebt, ihr Lieben! Ich freu mich schon!

Herzliche Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Hallo zusammen,

 

eine Woche länger würde mir eine Chance geben, das Buch zu Ende zu lesen. Irgendwie scheinen immer irgendwelche Termine anzubrennen. Ich möchte aber den Start nicht verzögern, wenn ihr alle schon soweit seid.

 

Lg,

 

Manfred

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Ich werde am Wochenende fertig und freue mich.

Vom 24.10. bis 2.11. bin ich nicht da, habe aber Internet und kann mich zwischendurch melden.

Ich faend's schoen, wenn wir auf Manfred warten.

 

Herzlich,

Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Ich fahr morgen weg, nehme das Buch aber mit und habe für 10 Tage sporadisch Internet. Das geht schon irgendwie.

 

Herzliche Grüße,

von Angelika auf dem Koffer

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Ich stecke noch mitten drin, wäre also über einen kleinen Aufschub auch nicht unglücklich, kann aber auch in der Diskussion ein bisschen hinter euch herlesen, wenn ihr gern schon anfangen wollt.

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Da ich ja auch nächste Woche wegfahre: Dann warten wir doch und fangen ab dem 26. an, dann sind auch alle durch.

Oder?

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Groovy!

Ich nehme dann meine Notizzettel mit, melde mich von unterwegs und freu mich.

Herzlich,

Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Hallo in die Runde,

seid ihr alle fertig (mit Buch & Nerven)? Bereit?

Dann fangen wir doch einfach an!

 

Da einen die schiere Materialfülle doch ziemlich erschlägt, sollten wir uns der Sache vielleicht zunächst ein wenig über die Sprache annähern?

 

Nach Sichtung der Kritikermeinungen, inklusive einem eher erheiternden Amazonausflug, stoße ich auf folgende Fragen (die sich mir auch gestellt haben)

 

Wie ging es euch mit den Erzählstimmen? Sprachlich und auch inhaltlich?

Also zB: Wie habt ihr die Unterschiede wahrgenommen -zb zwischen den Alten, der mittleren Generation und der ganz jungen Generation - im Punkt sprachliche Auffälligkeiten, "Lyrikanteil", Glaubwürdigkeit?

 

Wie unterschiedlich oder gleich klingen überhaupt diese Erzählstimmen?

 

Wie ging es euch mit den "lyrischen" Anteilen im Buch? Hier entzündete sich ja im Handwerksbereich eine kleine Diskussion über den Prolog. Und immer wieder finden sich solche Stellen im Buch - für mich eigentlich die wichtigsten, "wahrsten" (aus Figurensicht) und intensivsten Parts. Aber ich greife vor ....

 

Und, natürlich, eine Frage, die mich beschäftigt hat und die ich natürlich stellen muss: Wie äußert sich das humoristische Element in diesem Buch (das es meiner Meinung nach durchaus gibt)?

 

Oder sollen wir zuerst klären, worum es, verdammt noch mal, eigentlich geht?

Welche Themen und philosophischen Fragen stecken darinnen?

Krieg, Flucht, Vertreibung und Auswirkungen auf die Generationen danach - und was zum Teufel machen die Affen in der Geschichte?

 

Ich als Chaotin bin vermutlich vollkommen ungeeignet, eine solche Diskussion zu moderieren und in die richtigen Bahnen zu lenken - deshalb, wenn jemand andere und konstruktive Ideen hat, wie wir's anpacken können ... bittebitte raus damit!!!

(Aaaaaangelika! Juuuuueeeeeb! Hilfä!)

 

Ich kann auch gern meine Eindrücke zu all dem schildern, aber dann vielleicht in einem neuen Posting.

 

Jetzt wollen wir aber erstmal sehen, ob ihr alle schon in den Startlöchern hockt ...

 

Bis bald also, bin gespannt!

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Hallo ihr Lieben,

 

ich habe vorhin zu Ende gelesen.

Und bin schwer beeindruckt.

Habe aber auch viele Fragen.

Die wichtigste (für mich) hast du eigentlich schon angesprochen, Claudia: Was hält die ganze Sache eigentlich zusammen? Was ist sozusagen das Zentrum? Und was haben die Affen dabei verloren?

(Um mal mit einem subjektiven Leseeindruck anzufangen – als Hommage an LB und so weiter ;-) – während der ersten beiden Kapitel war ich sehr mit der Frage beschäftigt, wie viel Eustachius und Simone mit dem realen Wolf Singer und seiner Tochter zu tun haben & ob wir hier am Ende über Hirnforschung und Willensfreiheit diskutieren werden, was definitiv nicht zu meinen Lieblingsthemen gehört. Beruhigend fand ich dann schon, dass Wolf Singer laut Wikipedia gut zehn Jahre jünger ist als Eustachius, man biografische Parallelen also einfach ausschließen kann.)

 

Aber vielleicht ist es wirklich gut, erst mal mit Sprache und Erzählweise anzufangen, einfach weil das Inhaltliche so unglaublich viele Facetten hat?

 

Und das Komische: unbedingt gibt es das! Allein die Kloszene.

 

Jedenfalls: Ich freu mich auf die Gespräche mit euch.

 

Herzliche Sonntagabendgrüße

 

Barbara

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Guten Morgen,

 

aus Zeitgründen konnte ich leider noch nicht fertig werden - mit dem Buch. Bin aber schon sehr weit und werde in jedem Fall in die Diskussion mit einsteigen. Noch frage ich mich auch, was speziell das Vertriebenen-Thema mit den Affen zu tun hat.

 

LG

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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PS: Ich finde die Fragen, die Claudia aufgeworfen hat, gut! Doch wir sollten - das wäre mein Vorschlag - zu Beginn auch einfach nur "niederschwellig" fragen, was sind die Qualitäten, die an diesem Roman so beeindrucken, was ist es genau, was da "schwer beeindruckt" (BarbaraS)?

 

LG

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Keine Sorge, Claudia, das machst du hervorragend, ich vertraue auf dein chaotisch-strukturierendes Element.

 

Ich muss es gleich gestehen: mehr als 100 Seiten hab ich bis jetzt noch nicht geschafft. Ich hab das dicke Buch bis an die Südküste von Kreta geschleppt und wirklich Abend für Abend (na ja, ein Abend fiel einer Tauffeier zum Opfer, da haben wir bissel viel Raki trinken müssen) zu lesen versucht. Aber hier hatte ich wirklich Schwierigkeiten.

 

Nach der Lektüre von noch nicht mal einem Viertel Buch wäre es natürlich vermessen, gleich eine Kritik loszuplappern. Ich kann nur von meinem sehr subjektiven Eindruck sprechen. Der lautet: Erzählton ist mir zu kalt. Ich versprechs, ich werde heute noch Stellen suchen, um das zu belegen.

 

Eins vielleicht kann ich doch schon näher sagen. "Die Affen" – so werden sie dauernd genannt. Da rücke ich gleich mal drei Meter zurück. Mein Schwager ist Pfleger bei den Menschenaffen in Hellabrunn. Ich habe ihn niemals "die Affen" sagen hören. Das sind Emma, Toni, Franz usw. Jeder, der ein nahes Verhältnis zu Tieren hat, hört auf, sie als Kategorie zu fassen. Bis jetzt habe ich noch an keiner Stelle der ersten 100 Seiten das Gefühl, dass der Erzähler mit "den Affen" mehr zu tun hatte, als was über sie zu lesen.

 

Ich hätte noch einen Punkt zur Vertreibungsgeschichte, der mich schwer geärgert hat, aber jetzt bin ich erst mal wieder ruhig und lese weiter.

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Auch wir (ich lese das Buch meinem Mann vor, wobei ich die lyrischen Stellen ganz besonders schätze :)) sind fast durch.

 

Aber damit ich der Diskussion vernünftig folgen kann, muss ich gleich mal zwei Fragen stellen:

 

1) Wo finde ich den thread, auf den Claudia mit

Hier entzündete sich ja im Handwerksbereich eine kleine Diskussion über den Prolog.
anspricht?

 

2) Was bedeutet "LB" in Barbaras Statement

als Hommage an LB
?

 

Liebe Grüße

Barbara

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Aber damit ich der Diskussion vernünftig folgen kann, muss ich gleich mal zwei Fragen stellen:

 

1) Wo finde ich den thread, auf den Claudia mit

Hier entzündete sich ja im Handwerksbereich eine kleine Diskussion über den Prolog.
anspricht?

Der ist hier, liebe Barbara:

(Link ungültig)

 

2) Was bedeutet "LB" in Barbaras Statement
als Hommage an LB
?

LB steht da für LovelyBooks & andere Leserunden und insbesondere für Kommentare wie "Ich bin gut ins Buch reingekommen", "Liest sich flüssig" etc. War nur ein Witz.

 

@Angelika: Die Affen bekommen später durchaus Namen. Aber deinen Eindruck vom Erzählton finde ich sehr interessant! Ich hätte ihn nie als kalt bezeichnet, fände es aber sehr spannend zu untersuchen, wie Emotionen ausgedrückt werden. Ich glaube, man wird schon auf Abstand gehalten. Was ich aber – vor allem in den Kriegs- und Nachkriegspassagen des Romans – auch bitter nötig finde. Außerdem passt es für mich zu den Figuren.

 

Ich schreib später noch genauer, was mich so beeindruckt hat, und auch, womit ich nicht ganz so glücklich war.

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Ich kann den Gedanken von Angelika nachvollziehen, erkläre mir das aber auch durch die Figuren. Es handelt sich ja weitgehend um ein hochkarätig intellektuelles selbstreflexives Erzählpersonal. Wenn Gefühle zugegeben werden, werden sie umgehend analysiert.

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Danke, Barbara, für die beiden Erklärungen :-).

 

Was den Erzählton angeht, so habe ich mich im ersten Kapitel, als Simone erzählte, zunächst damit auch ein wenig schwer getan. Sie kam mir nicht wirklich nahe. Das hat sich aber bei Boris dann vollkommen geändert.

 

Ich frage mich gerade, ob Simone durch ihre ein wenig distanzierte Art auch versucht, gefühlsmäßigen Abstand von ihrem Vater zu halten. Ich bin selbst die Tochter von Sudetendeutschen und erinnere mich sehr gut, dass ich als Jugendliche nichts über die Vertreibung meiner Eltern wissen wollte. Ich fand, sie sollten sich im neuen Leben in der BRD, in dem es ihnen schließlich gut ging, endlich einrichten und aufhören ständig von der alten Heimat und ihren Verlusten zu lamentieren. Nach der Lektüre dieses Buches, tun mir mein Verhalten und meine damaligen Gedanken leid ...

 

Liebe Grüße

Barbara

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Ich versuche, hier einmal ein bisschen zusammenzufassen. Als zentrale Frage kristallisiert sich heraus:

 

Was hält die ganze Sache eigentlich zusammen? Was ist sozusagen das Zentrum? Und was haben die Affen dabei verloren?

 

Der nächste Punkt wäre der Erzählton. Zusammengefasst: Angelika findet ihn im ersten Drittel zu kalt, BarbaraP ging es bei Simone auch so. Jueb kann das nachvollziehen, verweist auf die Figuren: es sind Intellektuelle, sie analysieren alles gleich. BarbaraS sagt, man werde auf Abstand gehalten, aber man brauche diesen auch, vor allem bei den Stellen, wenn es um die Kriegs- und Nachkriegspassagen geht.

 

Mir kommt die Erzählstimme eigentlich gerade bei den Kriegs- und Nachkriegspassagen am nächsten, in denen Lilly erzählt. Hier habe ich den Eindruck der "Wahrhaftigkeit" - die Figur scheint ungefiltert zu sprechen, quasi direkt aus dem Trauma heraus. Aber natürlich kann dies auch ein Abstandhalten sein, sie kommt dem Leser nicht entgegen, will ihn nicht "in die Geschichte hineinziehen", man könnte sogar sagen, die Leser sind ihr egal, sie redet für sich.

 

Für mich ist es trotz allem eine einzige Stimme, die in die sechs Ich-Erzähler hineinschlüpft, die Stimme eines übergeordneten Erzählers - auch dadurch wird der Roman zusammengehalten, finde ich.

Zuerst hatte ich eher ein Problem damit, dass ich die einzelnen Figuren nicht hören konnte, immer den Erzähler hörte, später nahm ichs als Stilmittel an.

(Ich sage jetzt ganz unfeministisch "der Erzähler", auch und gerade weil U. Draesner weiblich ist, der Erzähler ist ja die Instanz, nicht die Autorin, nur zur Begriffsklärung ...)

 

Zu Punkt 1: Was die Affen mit der Geschichte verbindet. Liegt vielleicht zu sehr auf der Hand, aber ich werfs trotzdem ein: Die Empathie, nach der geforscht wird.

Ich finde, dass die Empathie die ganze Zeit über der Geschichte fladdert ünn fladdert und sich üffplüstert - im besten Sinne.

Eustachius, der Boris beinahe im Schwimmbad ertränkt und für den das ganz normal ist, dies ist ein Beispiel dafür, das mich sehr berührt hat. Für mich typisch für die Generation und die Generation danach, denen buchstäblich etwas fehlt, die eine Leerstelle haben.

Wie BarbaraP bin ich auch "betroffen", deshalb kam mir gerade diese Beschreibung auf eine unheimliche Weise vertraut vor. Ebenso interessieren mich die Spätfolgen ungeheuer (da ich das auch kenne am eigenen Leib sozusagen!)

Unsere Familie ist von zweifacher Flucht geprägt - als Vertreibung wurde die Flucht aus Schlesien familienintern niemals bezeichnet, da meine Eltern in der DDR aufgewachsen sind. (Hier die zweite Flucht).

Erstaunlicherweise beeinflussen diese Geschehnisse das Leben unterschwellig mehr, als ich gedacht hätte, gerade deshalb finde ich das Buch so wichtig und beeindruckend. Allerdings bin ich nicht völlig kritiklos, gerade, was diese Vertreibungsgeschichten und einige andere Aspekte des Buches betrifft.

 

BarbaraS sagt:

Ich fände es spannend, zu untersuchen, wie Emotionen ausgedrückt werden.

Findick ooch!!

Wie wollen wir's angehen?

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Wie wollen wir's angehen?

 

Dein Posting eignet sich doch bestens als Sammlung von Fragen, liebe Claudia. Wir können ja weitere Fragen ergänzen, wenn sie auftauchen.

 

Vielleicht können wir versuchen, uns jeweils auf eine Frage zu konzentrieren, damit es nicht so bunt durcheinander geht.

Und weil wir mit der Erzählstimme schon angefangen haben, bleibe ich einfach mal dabei:

 

Für mich ist es trotz allem eine einzige Stimme, die in die sechs Ich-Erzähler hineinschlüpft, die Stimme eines übergeordneten Erzählers - auch dadurch wird der Roman zusammengehalten, finde ich.

Das sehe ich auch so. Unbedingt! Für mich hat der Roman eine durchgängige Erzählstimme. Die natürlich variiert! Die das Ganze aber trotzdem verbindet und zusammenhält. Ich glaube, wenn es in dem Roman wirklich neun verschiedene Stimmen gäbe, wäre die Gefahr des Zerfallens sehr groß.

 

Der Eindruck von Einheitlichkeit entsteht für mich auch dadurch, dass die Ich-Erzähler in keinem Fall zu einem klar ausmachbaren Gegenüber sprechen. Ganz offensichtlich ist das bei Hannes: Erstens hat er niemanden, mit dem er reden könnte, er kann die große Einsamkeit ja nie mehr durchbrechen. Zweitens erzählt er bis zum Augenblick seines Todes.

 

Ich finde das sehr sehr spannend, weil es ja der Forderung nach authentischen Erzählsituationen völlig widerspricht, für mich aber wunderbar funktioniert. Als würde ein unsichtbarer Erzähler den Ich-Erzählern helfen, Dinge zum Ausdruck zu bringen, die sie selbst nicht aussprechen können. Gleichzeitig bleibt aber erhalten, dass alle Ich-Erzähler ihren eigenen autonomen Blick auf die Geschehnisse haben. Wäre das Ganze in der 3. Person geschrieben, wäre die Wirkung völlig anders. Denke ich. Ein 3.-Person-Erzähler geriete leicht in die Rolle des Durchblickers.

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Der Eindruck von Einheitlichkeit entsteht für mich auch dadurch, dass die Ich-Erzähler in keinem Fall zu einem klar ausmachbaren Gegenüber sprechen. Ganz offensichtlich ist das bei Hannes: Erstens hat er niemanden, mit dem er reden könnte, er kann die große Einsamkeit ja nie mehr durchbrechen. Zweitens erzählt er bis zum Augenblick seines Todes.

 

Ich finde das sehr sehr spannend, weil es ja der Forderung nach authentischen Erzählsituationen völlig widerspricht, für mich aber wunderbar funktioniert. Als würde ein unsichtbarer Erzähler den Ich-Erzählern helfen, Dinge zum Ausdruck zu bringen, die sie selbst nicht aussprechen können. Gleichzeitig bleibt aber erhalten, dass alle Ich-Erzähler ihren eigenen autonomen Blick auf die Geschehnisse haben.

 

Ja, ich bin auch davon fasziniert, eben weil es so funktioniert. Und weil da jemand zu sein scheint, der auf diese Ich-Erzähler oder erzählenden Figuren aufpasst. Beim Lesen habe ich lange gehadert: Warum erzählen die mir das jetzt, auf diese anfangs distanzierte Weise, alle trotz ihrer autonomen Sicht doch irgendwie gleich klingend, man erkennt keinen Anlass, keinen Abstand, keine Situation, von der aus sie berichten ... Als ich bei den "Alten" angekommen war, da war es endgültig klar: es wird nicht einmal der Versuch unternommen, eine "authentische" Situation herzustellen. Der Meta-Erzähler des Romans will das nicht, er will etwas ganz anderes. Und vielleicht ist es auch das, was den Sog ausübt.

Auf der Homepage habe ich gelesen, dass die ersten Seiten, die der Autorin "gegeben" wurden (man kennt das: eine Figur drängt sich vor und man muss sie schreiben, der Text ist einem fast fremd etc, das berühmte "es schreibt mich"), die Seiten Lillys waren (ich glaube, die ersten von Lilly.) Lilly ist vielleicht der verletzliche Kern des Romans.

Irgendwie habe ich immer das Gefühl, dass die Figuren geschützt oder beschützt werden müssen. Zumindest diejenigen, die direkt betroffen sind.

Dies auf die Schnelle

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Mir kommt die Erzählstimme eigentlich gerade bei den Kriegs- und Nachkriegspassagen am nächsten, in denen Lilly erzählt. Hier habe ich den Eindruck der "Wahrhaftigkeit" - die Figur scheint ungefiltert zu sprechen, quasi direkt aus dem Trauma heraus. Aber natürlich kann dies auch ein Abstandhalten sein, sie kommt dem Leser nicht entgegen, will ihn nicht "in die Geschichte hineinziehen", man könnte sogar sagen, die Leser sind ihr egal, sie redet für sich.

Ja, ich glaube, das ist es, was ich meinte. Die Ereignisse werden nicht für irgendeinen Leser/Zuhörer aufbereitet, interpretiert. Trotzdem (oder deshalb) habe ich mich bei den Passagen aus der Kriegszeit auch sehr nah "dabei" gefühlt. Vor allem bei Hannes und dem ersten Lilly-Kapitel. Ich glaube, ich muss mir noch mal genauer anschauen, wie das eigentlich gemacht ist. Beim ersten Lesen haben mich diese Passagen ziemlich umgehauen.

 

In den Kapiteln aus unserer Zeit herrscht dagegen ja oft ein lässiger, ironischer Tonfall vor, der mir ebenfalls gut gefällt - und der für mich eigentlich auch gut zu den Friedenszeiten passt. Trotzdem hat sich bei mir nach und nach der Eindruck eingeschlichen, dass ich auf den zwei Zeitebenen zwei ganz unterschiedliche Romane lese. Nicht nur wegen des Erzähltons, auch aus inhaltlichen Gründen, aber das würde ich gern erst mal vertagen. Wie ist es euch denn damit gegangen?

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off topic:

(Link ungültig)

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

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